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Dieser Band enthält folgende Krimis: (349XE) Trevellian und das teuflische Quartett (Pete Hackett) Trevellian und der Polizistenmörder (Alfred Bekker) Ein Police Lieutenant in Queens wird tot aus dem East River geborgen. Ermittler Jesse Trevellian und sein Kollege Milo Tucker ermitteln in diesem Fall. Die Kugeln, die ihren Kollegen niedergestreckt haben, stammen aus einer Waffe, die zuvor bereits einmal in einer Schießerei im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen benutzt wurde.Und dann wird plötzlich der nächste Polizist ermordet... Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
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Seitenzahl: 254
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Trevellian macht einen Strich durch die Rechnung: Zwei Krimis
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Trevellian und das teuflische Quartett: Action Krimis
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Jesse Trevellian und der Polizistenmörder
Dieser Band enthält folgende Krimis:
Trevellian und das teuflische Quartett (Pete Hackett)
Trevellian und der Polizistenmörder (Alfred Bekker)
Ein Police Lieutenant in Queens wird tot aus dem East River geborgen. Ermittler Jesse Trevellian und sein Kollege Milo Tucker ermitteln in diesem Fall. Die Kugeln, die ihren Kollegen niedergestreckt haben, stammen aus einer Waffe, die zuvor bereits einmal in einer Schießerei im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen benutzt wurde.Und dann wird plötzlich der nächste Polizist ermordet...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 118 Taschenbuchseiten.
Lester McCormick ist wegen eines Bankraubs im Gefängnis. Er hat niemals gesagt, wer seine Komplizen waren. Als bei weiteren Banküberfällen die Arbeitsweise der Männer nachgeahmt wird und es sogar einen Toten gibt, versucht FBI-Agent Jesse Trevellian noch einmal eine Aussage zu bekommen. Es gab wohl einen Mann, der nur einmal mitmachte und nie gefasst wurde.
»Ein Mister Sherman möchte Sie sprechen, Sir«, sagte die Sekretärin zu Martin Conway, dem Direktor der Citi Bank in der 34th Street.
Sherman, der seine Aufmerksamkeit auf den Monitor seines Computers gerichtet hatte, heftete nun den Blick auf die junge, hübsche Frau.
»Hat er gesagt, was er will?«
»Er möchte sich beschweren, weil man ihm ein Darlehen verweigert hat. Der Mann ist ziemlich außer sich.«
Conway verdrehte die Augen. »Schicken Sie ihn herein, Heather.«
Wenig später betrat ein bärtiger Mann mit Sonnenbrille das Büro. Er wartete, bis die Sekretärin die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann trat er an den Tisch des Direktors heran, stemmte sich mit beiden Armen darauf, und sagte: »Sie sollten jetzt ganz vernünftig sein, Mister Conway.«
Der Direktor begriff noch immer nicht. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Bitte, nehmen Sie Platz. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Wir werden die Sache klären und …«
Der Bärtige winkte ab und holte sein Handy aus der Tasche.
Der Direktor fixierte ihn befremdet. Er schaute zu, wie der Kunde eine Nummer tippte und dann sagte: »Es ist in Ordnung. Ich habe ihn.«
Er senkte die Hand mit dem Mobiltelefon.
Conways Züge nahmen einen ungläubigen und erschreckten Ausdruck an. »Was wollen Sie?«, keuchte er.
»Geld, Conway. Und Sie werden dafür sorgen, dass wir es bekommen. In unserer Hand befindet sich Ihre Frau. Wenn Sie nicht tun, was ich von Ihnen verlange, stirbt sie.«
Eine unsichtbare Hand schien den Bankdirektor zu würgen. »Das – das ist …« Seine Stimme versagte, er schluckte würgend.
»… ein Überfall! Sie werden jetzt ihren Kassierer anrufen. An ihn wird ein Mann herantreten und ein Codewort nennen. Miami. Der Kassiere wird einen Koffer voll Geld packen und ihn meinem Mann aushändigen. Sobald das geschehen ist, verschwinden wir. Denken Sie daran, dass ein Freund von uns Ihre Frau in seiner Gewalt hat. Sollten Sie vor Ablauf einer Viertelstunde nach unserem Verschwinden Alarm auslösen, wird es Ihre Frau büßen müssen.«
Ein gehetzter Ausdruck prägte das Gesicht des Bankdirektors. »Bitte«, murmelte er mit brüchiger Stimme. »Fügen Sie meiner Frau kein Leid zu. Ich – ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen. Aber …«
Conways Stimme brach erneut. Die Stimmbänder versagten ihm einfach den Dienst. Er griff nach dem Telefon und tippte eine Nummer. Dann sagte er: »An Sie wird ein Mann herantreten, Miller, und das Codewort Miami nennen. Packen Sie einen Koffer voll Geld und händigen sie ihn dem Mann aus. Kein Aufsehen, Miller. Meine Frau befindet sich in der Gewalt …«
Der Gangster entwand Conway den Telefonhörer und sagte: »Sie haben es gehört, Miller. Über einen Koffer verfügen Sie sicher. Machen Sie ihn voll. Mein Mann wird ihn übernehmen und die Bank verlassen. Wenn Sie einen Fehler begehen, stirbt die Frau von Conway. Haben wir uns verstanden?«
»Ja – ja.«
»Sehr vernünftig.« Der Gangster legte auf. »Beten Sie, dass alles glatt geht, Conway. Mein Freund wird nicht zögern, Ihrer Frau den Hals durchzuschneiden.«
Conway knetete seine Hände. In seinen Augen wühlte das Entsetzen. »Ich – ich werde alles tun, um meine Frau nicht zu gefährden«, murmelte der Mann.
Währenddessen hatten zwei Männer mit Bärten und Sonnenbrillen die Halle der Bank betreten. Einer blieb bei der Tür stehen, einer ging zum Schalter des Kassierers. Er musste sich anstellen. Zwei Leute befanden sich vor ihm. Das Telefon des Kassierers läutete. Er nahm ab, seine Lippen bewegten sich, dann lauschte er. Sein Gesicht verschloss sich, unwillkürlich richtete sich sein Blick auf den bärtigen Burschen. Dann nickte der Mann und legte wieder auf.
Die beiden Kunden vor dem Bärtigen wurden abgefertigt. Dann trat der Bursche an den Schalter heran und sagte halblaut: »Miami.«
Der Kassierer schluckte würgend. Dann nickte er, erhob sich von seinem Stuhl und verschwand in einem Nebenraum. Zwanzig Sekunden verstrichen, dann kam er zurück. Er trug einen schwarzen Aktenkoffer.
»Kommen Sie in den Flur neben dem Schalter«, sagte er zu dem Bankräuber.
Der Bärtige wandte sich vom Schalter ab. Der Kassierer verschwand wieder durch eine Tür. Er konnte dem Bankräuber den Koffer nicht einfach übergeben, denn der Schalter war mit einem Panzerglas gesichert und der Koffer ließ sich nicht darunter hindurch schieben.
»Da stimmt doch was nicht!«, stieß plötzlich der Mann hervor, der sich hinter dem Bärtigen am Schalter angestellt hatte. »Was wird hier gespielt? Verdammt!«
Plötzlich zog der Bärtige eine Pistole, knallte einen Schuss in die Decke und rief: »Das ist ein Überfall! Die Frau des Direktors befindet sich in unserer Gewalt. Sobald Alarm ausgelöst wird, stirbt sie!«
Auch der Gangster bei der Tür hatte eine Pistole gezogen. Unter den wenigen Kunden, die die Halle bevölkerten, herrschte Fassungslosigkeit. Einen Moment lang war niemand fähig, zu reagieren.
Der Bärtige lief in den Flur neben der Kasse und riss die Tür zu der Glaskabine auf. Der Kassierer stand da wie zu einer Salzsäule erstarrt. Als ihm der Bankräuber den Koffer entwinden wollte, kam Leben in seine Gestalt. Er riss die Hand mit dem Koffer hoch und rammte ihn gegen die Brust des Bankräubers. Es war ein Reflex, der von keinem bewussten Willen geleitet wurde. Der Angestellte warf sich herum und lief zur Theke, unter der der Alarmknopf angebracht war.
Der Bankräuber schoss. Der Kassierer bekam die Kugel zwischen die Schulterblätter, ehe er den Alarmknopf berührte. Er bäumte sich auf, dann brach er zusammen. Der Koffer fiel auf den Boden. Der Bankräuber schnappte ihn sich und rannte aus dem Schalter. Er schoss einige Male wild in die Luft. Unter den Kunden brach Panik aus. Geschrei erhob sich. Die Angestellten gingen hinter ihren Schreibtischen in Deckung.
Der Bärtige mit dem Koffer lief zur Tür und verschwand nach draußen. Sein Gefährte folgte ihm. Während sie die Straße entlang rannten, telefonierte einer der Kerle.
Wir sollten zum Assistant Director kommen. Nachdem wir sein Büro betreten hatten, erhob er sich und kam um seinen Schreibtisch herum. Er begrüßte uns per Händedruck. »Bitte, Gentlemen, nehmen Sie Platz«, lud er uns zum Sitzen ein. Und als wir saßen, sagte er: »Gestern wurde die Filiale der Citi Bank in der 34th Street überfallen. Der Kassierer der Bank wurde erschossen. Die Täter erbeuteten eine halbe Million Dollar. Es ist ihnen gelungen, unerkannt zu entkommen.« Der Chef machte eine kurze Pause, dann fügte er hinzu: »Es handelt sich um den dritten Überfall dieser Art auf New Yorker Banken. Nachdem nun ein Mensch ums Leben kam, hat das Police Departement die Ermittlungen an das FBI abgegeben.«
»Wie viele Bankräuber waren es?«, fragte ich.
»In der Bank traten drei auf«, erwiderte der AD. »Aber es hat einen vierten Mann gegeben. Er verschaffte sich Einlass in das Haus des Bankdirektors und brachte dessen Frau in seine Gewalt. Es lag sicher nicht in der Absicht der Bande, Blut zu vergießen. Aber einer der Kunden bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Daraufhin eskalierte die Sache.«
»Was liegt an Aussagen vor?«, fragte ich.
»Die Kerle waren mit Bärten und Sonnenbrillen maskiert. Wir haben Beschreibungen der Augenzeugen. Aber die können auf eine Million New Yorker zutreffen.«
»Die Kerle haben sonst keine Spuren hinterlassen?«
»Nein. Ihre bisherige Vorgehensweise lässt vermuten, dass es sich um Profis handelt. Falls es Fingerabdrücke gibt, dann können diese nicht zugeordnet werden.«
»In einem öffentlichen Gebäude wimmelt es sicher von Fingerprints«, mischte sich Milo ein.
Ich nickte beipflichtend.
»Nehmen Sie mit Detective Lieutenant Allison vom Detective Bureau Verbindung auf«, sagte der AD. »Er hat die bisherigen Ermittlungen betrieben. Ich glaube aber nicht, dass er Ihnen besonders wertvolle Hinweise liefern kann. Was an Feststellungen getroffen wurde, ist schriftlich fixiert.«
Der Chef holte eine rote Mappe von seinem Schreibtisch, die er mir reichte. »Das sind sämtliche bisher angefallenen Protokolle und Gutachten.«
»Wir werden uns trotzdem noch einmal mit Allison kurzschließen«, sagte ich.
Von unserem Büro aus rief ich den Detective Lieutenant an. Nachdem ich mich vorgestellt hatte, sagte ich: »Wir ermitteln in der Bankraubgeschichte. Die vorliegenden Unterlagen haben wir uns angesehen.«
»Dem ist nichts hinzuzufügen«, erklärte Allison. »Es sind immer vier, die mit Bärten und Brillen maskiert sind. Die Vorgehensweise ist jedes Mal dieselbe. Zweimal gingen die Überfälle – abgesehen vom Verlust für die Bank – glimpflich ab. Nun aber ist Blut geflossen.«
»Ja«, sagte ich, »es geht um Mord.«
»Die Überfälle tragen allesamt die Handschrift eines Mannes«, sagte der Detective Lieutenant. »Er hat einige Banken nach demselben Muster überfallen. Sein Name ist Lester McCormick. Er verbüßt in Rikers Island seine Strafe.«
»Interessant«, murmelte ich.
»Jemand scheint in seine Fußstapfen getreten zu sein«, sagte der Kollege.
Ich notierte mir den Namen, dann stellte ich noch ein paar Fragen und erhielt mehr oder weniger befriedigende Antworten. Sie halfen uns nicht weiter. Milo und ich beschlossen, mit dem Direktor der Filiale in der 34th Street zu sprechen. Ich rief dort an und man erklärte mir, dass sich Martin Conway krank gemeldet habe. Seine Wohnanschrift konnten wir der Akte entnehmen. 49th Avenue in Queens, Nummer 246.
Wir nahmen die Williamsburg Bridge, um auf die andere Seite des East River zu gelangen. Die 49th endete beim Flushing Meadow-Corona Park. Das Haus lag auf einem großen Grundstück, das von Bäumen und Büschen bestanden war. Einfahrt und Pforte waren verschlossen. Ich läutete. »Wer ist da?«, erklang es aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage.
Ich stellte uns vor. Ein Summen ertönte und ich konnte die Pforte aufdrücken. Auf einem Plattenweg, der von einer Rosenrabatte gesäumt wurde, schritten wir zur Haustür. Ein Mann erwartete uns dort. Er sah ziemlich bleich aus, und die dunklen Ringe unter seinen Augen verrieten, dass er in der Nacht nicht viel Schlaf gefunden hatte.
»Mister Conway?«, fragte ich.
Er nickte. »Kommen Sie herein, Agents. Die Sache setzt mir ausgesprochen zu. Ich bin am Ende. Um meine Frau kümmerte sich ein Psychologe. Die – die Kerle haben Miller ermordet. Mir will das alles noch gar nicht richtig in den Kopf.«
Die Worte waren nur so aus ihm herausgesprudelt. Mit fahriger Geste strich er sich über das Kinn. Seine Hand zitterte. Die Nerven dieses Mannes lagen in der Tat blank.
Wir gingen ins Haus. Das Wohnzimmer war gediegen eingerichtet. Es verriet Geschmack und einen dicken Geldbeutel. Conway bot uns Plätze zum Sitzen an, und nachdem wir Platz genommen hatten, begann ich: »Sie haben einen der Täter gesehen, Mister Conway.«
»Der Bursche war maskiert. Der Bart war nicht echt. Eine Sonnenbrille verdeckte seine Augen. Ich schätze, dass er zwischen dreißig und vierzig Jahre alt war. Ungefähr eins achtzig groß. Er hatte ein schmales Gesicht. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Er sprach mit Ihnen.«
»Natürlich.«
»Wies seine Stimme irgendwelche Besonderheiten auf? Vielleicht einen Akzent.«
Conway dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Er sprach akzentfreies Englisch.«
»Ist Ihnen sonst irgendetwas aufgefallen?«
»Nichts – nicht das Geringste.«
»Können wir mit ihrer Frau sprechen?«, fragte ich.
»Der Arzt meinte, sie brauche unbedingte Ruhe.«
»Es sind nur ein paar Fragen. Auch sie hat einen der Gangster gesehen.«
»Meine Frau hat bereits ausgesagt.«
»Wir würden uns dennoch gern mit ihr unterhalten.«
»Bitte, schonen Sie meine Frau.«
»Ich verspreche es.«
Conway führte uns ins Schlafzimmer. Mrs. Conway lag mit geschlossenen Augen im Bett. Auch sie war krankhaft blass.
»Mildred«, sagte Conway leise.
Sie öffnete die Augen und schaute uns mit erloschenem Blick an. »Wer sind die beiden Männer?«, fragte sie mit lahmer Stimme.
Martin Conway stellte uns vor.
»Sind Sie in der Lage, uns einige Fragen zu beantworten, Mrs. Conway?«, fragte ich.
Sie senkte die Lider, was ich als Bejahung auffasste. Unruhig wischten ihre Hände über die Bettdecke.
»Wie sah der Mann aus, der in Ihr Haus eindrang?«, fragte ich.
Sie überlegte kurz. »Er war bärtig«, erwiderte sie dann. »Seine Haare waren blond und nackenlang. Er – er läutete und ich öffnete nichts ahnend. Ehe ich mich versah, rammte er die Tür auf und drang ins Haus ein. Er hatte eine Waffe. Ich musste mich setzen, dann telefonierte der Kerl …«
Mrs. Conway schluchzte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Erinnerung überwältigte sie.
»Können Sie sein Gesicht beschreiben?«, fragte ich.
»Er trug einen Vollbart und eine Sonnenbrille. Es – es war ein breitflächiges Gesicht. Schätzungsweise war der Kerl Mitte dreißig.«
»Wies er eventuell eine Besonderheit auf, an die Sie sich erinnern?«
»Nein.« Mrs Conway schüttelte kategorisch den Kopf.
»Ich denke, das genügt«, murmelte Martin Conway. »Sie sehen doch, dass es meiner Frau nicht gut geht.«
Wir verließen das Schlafzimmer. Ich wandte mich noch einmal an den Bankdirektor: »Ich bitte Sie, morgen Vormittag um 10 Uhr ins Field Office zu kommen. Sie müssen sich die Bilder einiger Männer ansehen, die als Täter in Frage kommen. Außerdem werden wir nach Ihren Angaben ein Phantombild von dem Burschen anfertigen, den Sie gesehen haben.«
Da wir uns schon in Queens befanden, fuhren wir nach Rikers Island. Während der Fahrt zu der Gefängnisinsel machten wir uns kundig. Lester McCormick hatte vier Banküberfälle verübt. Auch er hatte mit drei Komplizen gearbeitet. Vor einem Jahr war ihm das Handwerk gelegt worden. Er hatte für jeden Überfall fünfundzwanzig Jahre bekommen. Die Freiheit würde er wohl nicht mehr sehen.
Wir waren im Gefängnis bereits bekannt. So bedurfte es keiner großen Formalitäten, um zu erreichen, dass der Gefangene vorgeführt wurde. Allerdings mussten wir über eine halbe Stunde warten. Dann brachten zwei Wärter einen Mann von vierundvierzig Jahren, der uns neugierig musterte. Ich bat einen der Wärter, McCormick die Handschellen abzunehmen, dann forderte ich den Bankräuber auf, am Tisch Platz zu nehmen.
»Was will das FBI von mir?«, fragte er lauernd.
»Sie wurden wegen mehrerer Banküberfälle verurteilt«, erwiderte ich.
»So ist es. Hundert Jahre. Verrückt, nicht wahr?
McCormick grinste verkrampft.
»Jemand scheint in Ihre Fußstapfen getreten zu sein«, erklärte ich.
»Ja, ich habe davon in den Lokalnachrichten gehört. Es hat einen Toten gegeben. Unschöne Sache. Aber wo gehobelt wird, da fallen Späne.«
McCormick sprach ohne die Spur einer Gemütsregung.
»So einfach ist das?«, fragte Milo und es klang fast ein wenig aggressiv.
»In meinem Job muss man damit rechnen, dass es mal brenzlig wird«, versetzte McCormick gleichmütig. »Darum geht man auch mit einer Waffe in die Bank. Gott sei dank mussten wir die Pistolen nie einsetzen.«
»Ihre Kumpane sitzen ebenfalls in Haft«, konstatierte ich.
»Ja. Keiner kam davon.«
»Sie scheinen einen Fan zu haben«, erklärte Milo.
»Wenn Sie gekommen sind, um von mir einen Namen zu erfahren, muss ich Sie leider enttäuschen«, knurrte McCormick. »Ich habe keine Ahnung, wer die Banken überfallen hat.«
»Keinen Verdacht?«
»Nicht die Spur«, sagte McCormick.
Er schaute mich an und ich glaubte so etwas wie Spott in seinen Augen glitzern zu sehen. Das machte mich skeptisch und ich fragte mich, ob er wirklich so ahnungslos war. Sekundenlang starrten wir uns an. Er hielt meinem Blick stand. Es war wie ein stummes Duell.
»Sie könnten die Bande vom Gefängnis aus leiten«, gab ich zu verstehen.
McCormick lachte fast belustigt auf. »Was hätte ich davon? Ich werde keine Gelegenheit bekommen, die Beute zu verprassen.«
Das war ein Argument, dem ich nichts entgegenzusetzen hatte.
McCormick blieb dabei. Er habe nicht den Hauch einer Ahnung, wer für die Banküberfälle verantwortlich sei, betonte er zum Abschied. Uns blieb nichts anderes übrig, als ihm zu glauben.
Am folgenden Vormittag um 10 Uhr erschien Martin Conway in der Dienststelle. Wir setzten ihn in einem verwaisten Büro an einen Computer, und dann ließ ich vor seinem Blick die Bilder der Männer ablaufen, die ich aufgrund seiner Beschreibung herausgefiltert hatte. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Schließlich waren wir durch. Conway sagte: »Ich habe versucht, mir die Kerle mit Bart und Sonnenbrille vorzustellen. Es kämen eine Reihe von ihnen in Frage, aber ich bin mir nicht sicher. Und zu Unrecht will ich niemand verdächtigen. Tut mir leid.«
»Es braucht Ihnen nicht leid zu tun«, murmelte ich und spürte doch etwas Enttäuschung. »Da ist eben nichts zu machen. Vielen Dank, Mister Conway. Sie können nach Hause gehen.«
Als wir unser Büro betraten, läutete mein Telefon. Ich schnappte mir den Hörer und nannte meinen Namen. Es war ein Beamter von der SRD, der sich meldete und dann sagte: »Wir haben von der Kugel, die den Kassierer tötete, eine ballistische Analyse erstellt. Mit der Waffe wurde bereits vor drei Jahren ein Mann namens Vince Sheridan getötet.«
»Weiß man, wer ihn getötet hat?«
»Man hatte einen Mann namens Robert Nolan in Verdacht. Aber das Verfahren wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt. Die Waffe blieb spurlos verschwunden.«
»Wir bekommen ein Gutachten?«
»Natürlich.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, suchte ich im Archiv nach Robert Nolan. Er war registriert. Ich las. Man hatte gegen Nolan wegen des Mordes an Vince Sheridan ermittelt. Sheridan soll Nolan tausend Dollar geschuldet haben. Nolan versuchte sein Geld einzutreiben. Es kam in einem Lokal zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen Nolan und Sheridan. Zwei Tage später war Sheridan tot.
Die letzte bekannte Anschrift von Nolan war 373, West 87th Street.
Milo und ich verloren keine Zeit.
Die Wohnung befand sich in der fünften Etage eines Wohnblocks. Es gab einen kleinen Aufzug, den wir benutzten. Ein Türschild mit Nolans Namen verriet uns, dass wir nicht umsonst hergekommen waren. Milo legte seinen Daumen auf den Klingelknopf. Es dauerte ein paar Sekunden, dann wurde die Tür geöffnet und Nolan präsentierte sich uns. Ich wusste, dass er vierunddreißig Jahre alt war. Fragend schaute er von mir zu Milo und wieder zu mir.
»Wir sind die Agents Tucker und Trevellian vom FBI New York«, übernahm ich es, uns vorzustellen.
Seine Brauen zuckten in die Höhe. »FBI?«
»Können wir mit Ihnen sprechen?«
»Worum geht es denn?«
»Um den Tod von Vince Sheridan.«
Nolan presste einen Moment lang die Lippen zusammen, sodass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. »Die Ermittlungen gegen mich wurden damals eingestellt«, stieß er schließlich hervor.
»Wir wissen Bescheid«, sagte ich. »Die Waffe, mit der Vince Sheridan erschossen wurde, wurde am 6. Juli bei einem Banküberfall benutzt.«
»Ich weiß nichts davon. Sehe ich aus wie ein Bankräuber? Sie können meine Wohnung durchsuchen. Bitte, kommen Sie herein. Ich verlange nicht mal 'nen Durchsuchungsbefehl.«
»Wo waren Sie am 6. Juli um 9 Uhr?«
»Wozu brauche ich ein Alibi?«
»Beantworten Sie einfach meine Frage«, versetzte ich etwas ungeduldig.
»Ich war in meiner Wohnung. Laura kann es bezeugen.«
»Wer ist Laura?«
»Meine Lebensgefährtin.« Nolans Stimme hob sich. »Laura, he, Laura, komm doch mal her!«
»Gehen Sie keiner Beschäftigung nach?«, fragte Milo.
»Zur Zeit bin ich erwerbslos«, antwortete Nolan mit einem schiefen Grinsen um die Lippen. »Aber ich suche Arbeit. Bis jetzt bekam ich allerdings nur Absagen.«
Eine Frau erschien. Sie hatte dunkle Haare und wirkte ein wenig verlebt. Ihr Gesicht war aufgedunsen. Die Spuren eines unregelmäßigen Lebenswandels waren darin nicht zu übersehen. »Was ist denn los?«, fragte sie.
»Die beiden Gentlemen sind vom FBI«, erklärte Nolan. »Sie wollen wissen, wo ich am Montag um 9 Uhr vormittags war.«
»Wo sollst du schon gewesen sein? Du hast auf der Couch gelegen und in die Glotze geschaut. Tust du vielleicht etwas anderes?«
Sie musterte uns trotzig.
Ich schaute Nolan an. »Sie haben uns angeboten, dass wir uns in Ihrer Wohnung umsehen können.«
Die Lady warf sich in die Brust. »Nicht ohne Durchsuchungsbefehl!«
»Gehört die Wohnung Ihnen?«, fragte ich Nolan.
Er nickte. »Lass die G-men herein, Laura. Wir haben nichts zu verbergen. Wahrscheinlich kommen sie wieder, und dann haben sie eine entsprechende richterliche Verfügung.«
»Was suchen Sie denn?«, fuhr mich Laura an.
»Eine Waffe«, antwortete Nolan an meiner Stelle. »Sie suchen eine Waffe, die am Montag bei einem Bankraub verwendet wurde. – Handelt es sich um den Überfall auf die Citi Bank in der 34th Street?«
»Ja.«
»Ich habe davon in den Nachrichten gehört.«
»Das ist ja lächerlich!«, keifte Laura. »Aber meinetwegen. Seht euch um. Ich hoffe, dass wir dann Ruhe vor euch haben.«
Sie gab den Weg frei und wir betraten die Wohnung. Die Luft war abgestanden und es roch nach Nikotin. Im Wohnzimmer herrschte eine ziemliche Unordnung. Auf dem Tisch stand eine offene Bierdose. Da war auch ein Aschenbecher voller Kippen. Der Fernsehapparat lief.
»Bitte, sehen Sie sich um!«, forderte uns Nolan auf.
Er war sich seiner Sache ausgesprochen sicher und mir war klar, dass wir nichts finden würden. Dennoch schauten wir in Schränke und Schübe. Nolan und Laura hatten sich gesetzt und beobachteten uns. Ein herablassendes Lächeln umspielte Nolans Lippen. Ich wandte mich ihm zu. »Haben Sie damals eigentlich Ihr Geld von Sheridan erhalten?«
Sein Lächeln gerann. »Nein. Ich habe mich zwar an seinen Bruder gewandt, der ihn beerbte, aber da war nichts zu holen.«
»Es gibt eine Aussage, wonach Sie in einer Kneipe mit den Fäusten auf Sheridan losgegangen sind und gedroht haben, ihn kalt zu machen«, sagte ich.
»Ich war voll Wut auf den Kerl. Als ich mein Geld von ihm forderte, lachte er mich aus. Da sah ich rot.«
»Und zwei Tage später war Sheridan tot.«
»Ich war wahrscheinlich nicht der Einzige, bei dem er Schulden hatte.«
»Was waren das für Schulden?«
»Nun ja …«
»Sagen Sie' schon!«, herrschte Milo den Burschen an.
»Ich habe Sheridan das Geld geliehen.«
»Hatten Sie damals einen Job?«
»Ich arbeitete auf dem Bau. Als wegen Mordes gegen mich ermittelt wurde, entließ man mich. Seitdem suche ich vergeblich Arbeit.«
»Gab es einen Schuldschein?«
»Einen Fetzen Papier mit einer unleserlichen Unterschrift«, murmelte Nolan. »Aber das Papier war wertlos, nachdem Sheridan das Zeitliche segnete. Nennen Sie mir einen Grund, weshalb ich ihn hätte umbringen sollen. Er hatte Schulden bei mir …«
Nolan verstummte vielsagend.
»Die Ermittlungen wegen der Mordsache sind abgeschlossen«, versetzte ich. »Es geht im Moment auch gar nicht um die Aufklärung der Tat.«
»Sie haben den Weg zu mir umsonst gemacht, G-men«, murmelte Nolan.
Laura nickte wiederholt, als wollte sie damit Nolans Worten Nachdruck verleihen.
Am folgenden Morgen fuhren wir erneut nach Queens. Ich hatte ein Bild von Nolan von unseren Spezialisten bearbeiten lassen. Über ein entsprechendes Programm verfügte das FBI. Die Bilder, die ich in der Jackentasche hatte, zeigten Nolan mit Vollbart und verschiedenfarbigen Haaren.
Martin Conway bat uns ins Haus. »Wie geht es Ihnen und Ihrer Frau?«, fragte ich.
»Ich habe mich ziemlich gut von dem Schrecken erholt«, antwortete der Bankdirektor. »Meine Frau hat den Schock noch nicht überwunden. Was führt Sie heute zu mir? Gibt es schon eine Spur zu den Bankräubern?«
Ich zog die Bilder aus der Innentasche meiner Jacke und reichte sie Conway. »Sehen Sie sich diese Bilder an, Mister Conway. Erkennen Sie den Mann wieder, der sich in Ihrem Büro befand?«
Aufmerksam schaute sich Conway die Bilder der Reihe nach an. Er nagte an seiner Unterlippe. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Das ist nicht der Mann, der mir gegenüber aufgetreten ist.«
Ich nahm die Bilder wieder. »Ich würde die Fotos ganz gerne Ihrer Frau vorlegen.«
»Falls es der Mann ist, der ins Haus eingedrungen ist –« Conway sprach zögernd, »- ich weiß nicht, ob meine Frau es verkraftet.«
»Vielleicht ist Ihre Frau stärker als Sie denken«, versetzte ich.
Er kämpfte sekundenlang mit sich, dann nickte er. »Gut. Kommen Sie.«
Wir folgten ihm ins Schlafzimmer. Mrs. Conway sah etwas erholter aus. Ihr Gesicht hatte wieder etwas Farbe gewonnen und in ihren Augen war Leben.
»Wie fühlen Sie sich heute?«, fragte ich.
»Der Mann, der ins Haus eingedrungen ist, verfolgt mich bis in den Schlaf.«
»Er wird seine gerechte Strafe erhalten«, versicherte ich. »Allerdings sind wir auf die Mitarbeit der Beteiligten angewiesen.«
»Ich verstehe.«
»Sehen Sie sich diese Bilder an, Mrs. Conway. Ist das der Mann, der in Ihr Haus eingedrungen ist?«
Sie nahm die Fotos und schaute sie an. Dann sagte sie: »Nein, das war nicht der Mann. Ist das einer der Bankräuber?«
Ich nahm die Fotos wieder an mich und steckte sie in die Tasche. »Der Mann spielte in einem anderen Kriminalfall eine Rolle«, sagte ich. »Vielen Dank.«
Als wir im Auto saßen, sagte Milo: »Es gibt eine Reihe weiterer Augenzeugen. Möglicherweise erkennt einer von ihnen Nolan.«
Einer der Zeugen hieß Mathew Douglas. Er hatte eine ziemlich genaue Beschreibung des Mannes abgegeben, der den Kassierer niedergeschossen hatte. Douglas wohnte in der Upper East Side, 71st Street. Als wir wieder in Manhattan waren, wandten wir uns auf der Second Avenue nach Norden. Ich fand in der 71st einen Parkplatz und rangierte den Sportwagen in die Parklücke. Dann betraten wir das Gebäude, in dem Douglas wohnte. Es gab keinen Doorman. Eine Treppe führte nach oben. Wir stiegen sie empor und wurden in der zweiten Etage fündig. Ich klingelte.
Eine Frau von etwa fünfundvierzig Jahren öffnete. »Sie wünschen?« Misstrauisch fixierte sie uns.
Ich sagte ihr, wer wir waren und wies mich aus. Dann erklärte ich ihr, dass wir Mr. Mathew Douglas sprechen wollten.
»Mein Mann ist auf der Arbeit«, sagte sie. »Ich nehme an, Sie kommen wegen des Bankraubs am Montag.«
»So ist es. Wo arbeitet Ihr Mann denn?«
Sie nannte uns den Namen und die Anschrift des Arbeitgebers. Es handelte sich um eine Kartonagenfabrik in der Bronx. Also fuhren wir weiter nach Norden, überquerten den Harlem River und fanden in der Kelly Street das Unternehmen.
Ein großer Hof wurde im Karree von Gebäuden begrenzt. Es gab hier auch einen großen Parkplatz, auf dem noch einige Plätze frei waren. Wir betraten das Verwaltungsgebäude. In der Halle gab es eine Rezeption, hinter der zwei Frauen an ihren Computern saßen und die Tastaturen bearbeiteten. Eine von ihnen erhob sich jetzt, kam an die Theke und fragte lächelnd: »Was kann ich für Sie tun?«
»Wir möchten Mister Douglas sprechen – Mister Mathew Douglas.«
»Mathew ist Vorarbeiter im Versand«, erklärte die Frau. »Ich rufe ihn her.«
Sie wollte gar nicht wissen, wer wir waren.
Es dauerte keine fünf Minuten, dann kam ein Mann von etwa fünfzig Jahren. Er trug über seiner Kleidung einen grauen Kittel. In der Brusttasche steckten einige Kugelschreiber, außerdem war am Revers des Kittels ein Namensschild mit seinem Bild befestigt.
Es handelte sich um Mathew Douglas.
»Guten Tag, Mister Douglas«, begrüßte ich ihn und gab ihm die Hand. »Ich bin Special Agent Trevellian vom FBI New York. Das ist mein Kollege Tucker.«
»Meine Frau hat mich schon unterrichtet«, sagte Douglas und reichte auch Milo die Hand.
Ich holte die Bilder aus der Tasche. »Sie haben einen der Bankräuber ziemlich genau beschrieben«, gab ich zu verstehen. »Könnte es sich um den Mann auf den Bildern handeln?«
Sorgfältig schaute sich Douglas die Fotos an. Dann sagte er: »Es könnte der Bursche gewesen sein, der auf den Kassierer geschossen hat. Aber ich bin mir nicht sicher. Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden.«
»Erinnern Sie sich«, bat ich den Mann.
Wieder starrte er auf das Bild, das Nolan mit schwarzen Haaren und einem gleichfarbigen Bart darstellte. Schließlich seufzte Douglas. »Er könnte es gewesen sein. Aber ich will es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit behaupten.«
»Vielleicht sollten wir Sie dem Mann gegenüberstellen«, schlug ich vor.
»Der Kerl war mit Bart und Sonnenbrille maskiert«, murmelte Douglas. »Mein ganzes Augenmerk galt zwar den Vorgängen bei der Kasse, aber ich …« Douglas brach ab und reichte mir die Aufnahmen. Ich steckte sie wieder in die Tasche. Douglas sagte: »Auch wenn ich den Mann sehe, werde ich ihn nicht erkennen. Von seinem Gesicht war eigentlich nur die Nase zu sehen. Den Rest verdeckten der Bart und die Sonnenbrille.
»Kommen Sie trotzdem morgen Mittag um 12 Uhr ins Field Office«, sagte ich. »Wir werden eine Gegenüberstellung durchführen.«
»Ich denke, es ist vergeudete Zeit«, gab Douglas zu bedenken.
»Vielleicht auch nicht«, antwortete ich.
Ich läutete um 9.10 Uhr an Robert Nolans Tür. Gleich darauf öffnete er. Sein Gesicht verfinsterte sich. »Was wollt ihr schon wieder?«, schnappte er.
»Wir bitten Sie, mit uns zu kommen.«
»Verdammt, ich habe mit der Sache nichts zu tun. Meine Freundin hat Ihnen mein Alibi bestätigt. Was wollen Sie denn überhaupt?«
»Wir werden Sie jemand gegenüberstellen.«
»Das ist eine Frechheit!«
»Ziehen Sie sich eine Jacke an und kommen Sie«, forderte ich ihn auf.
Eine weibliche Stimme erklang. »Was ist denn los, Bob?«
»Es sind Trevellian und Tucker. Ich soll mit ihnen ins Field Office kommen.«
Laura schob sich resolut an Nolan vorbei. Ihre Augen funkelten kriegerisch. »Was wollen Sie von Bob? Reicht es nicht, dass ich bestätigt habe, dass er Montag, als der Überfall stattfand, in seiner Wohnung auf der Couch lag?«
»Der Mann, den wir Ihren Lebensgefährten gegenüberstellen möchten, kann nicht völlig ausschließen, dass dieser einer der Bankräuber war.«
»Das ist doch Blödsinn. Wenn ich es Ihnen sage …«
Ich verlor langsam die Geduld. »Wir debattieren nicht mit Ihnen!«, schnitt ich der Lady das Wort ab. »Vorwärts, Mister Nolan. Ziehen Sie sich eine Jacke an und kommen Sie dann mit uns.«
»Wenn ihr Bullen einen einmal in euren Krallen habt!«, fauchte Laura. »Ich werde sofort einen Anwalt anrufen.«
»Ich war doch deutlich genug«, sagte ich an Nolan gewandt.
Er biss die Zähne zusammen, dass die Backenknochen hart in seinem Gesicht hervortraten. Seine Augen verrieten Unruhe. Abrupt wandte er sich ab. Gleich darauf erschien er mit einem grünen Anorak bekleidet.
Wir brachten ihn ins Field Office und übergaben ihn unserem Maskenbildner. Nolans Protest beachteten wir nicht.
Um 11.50 Uhr erschien Mathew Douglas. Wir brachten ihn in den Raum, in dem die Gegenüberstellungen stattfanden. Eine der Längsseiten wies ein großes Fenster auf, das nur von dieser Seite transparent war. Im Nebenraum befand sich eine niedrige Bühne. Ich bot Douglas einen Platz zum Sitzen an, dann zückte ich mein Handy, stellte eine Verbindung her, und als sich jemand meldete, sagte ich: »Ihr könnt anfangen.«
Eine Tür im Nebenraum ging auf, fünf Männer marschierten herein und stellten sich auf der kleinen Bühne nebeneinander auf. Sie alle trugen schwarze Perücken und schwarze Vollbärte sowie Sonnenbrillen. Jeder von ihnen hielt ein Schild mit einer Nummer in den Händen.
»Sehen Sie sich die Männer an, Mister Douglas«, bat ich. »Vielleicht erkennen Sie einen von ihnen als den Bankräuber.«
Douglas' Blick glitt über die Männer hinweg. Er schien jede Einzelheit in sich aufzunehmen. Dann sagte er: »Es könnte jeder von denen gewesen sein. Ich kann mich auf keinen von ihnen festlegen. Sehen Sie doch selbst: Die Ähnlichkeit ist frappierend. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
Ich gab Anweisung, die Männer wieder abtreten zu lassen. Mathew Douglas konnte nach Hause gehen. Wir trafen Nolan im Vernehmungsraum. Erwartungsvoll starrte er mich an. »Sieht so aus, als wären Sie aus dem Schneider, Nolan«, sagte ich.
Er atmete auf. Es blieb mir nicht verborgen. Erleichterung prägte seine Züge. »Ich kann mich also auf den Heimweg machen«, knurrte er. Und fast triumphierend fügte er hinzu: »Ich habe es Ihnen doch gesagt: Sie verschwenden Ihre Zeit.«
»Auf Wiedersehen, Mister Nolan.«
Er beeilte sich, fortzukommen. Wir fuhren hinauf in den dreiundzwanzigsten Stock und meldeten uns bei Mr. McKee an. Der Assistant Director nahm sich Zeit für uns. Als wir an dem Besprechungstisch in seinem Büro saßen, sagte ich: »Fehlanzeige. Douglas hat Nolan nicht erkannt.«
»Vielleicht haben Sie sich tatsächlich auf den falschen Mann eingeschossen, Jesse«, gab der AD zu bedenken.
»Mag sein«, antwortete ich. »Jetzt können wir ihn jedenfalls von unserer Liste der Verdächtigen nehmen.«
»Was im Klartext bedeutet, dass wir so weit sind wie am Anfang«, mischte sich Milo ein. »Nolan war unser einziger Verdächtiger, wobei wir uns lediglich von Vermutungen leiten ließen. Etwas Konkretes hatten wir auch gegen Nolan nicht in Händen.«
Ich musste Milo beipflichten. Dann sagte ich: »Mich beschäftigt immer wieder der Gedanke, dass die Banküberfälle haargenau nach dem Muster abgelaufen sind, das Lester McCormick praktiziert hat.«
»Jemand kann sich seine Vorgehensweise zu eigen gemacht haben«, wandte mein Partner ein. »Du stellst eine Verbindung zwischen den Überfällen und McCormick her?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe lediglich laut darüber nachgedacht.«
»McCormick hat uns einen guten Grund genannt, der jeden Verdacht gegen ihn ausräumt«, meinte Milo. »Er hat nichts davon, wenn er Banken überfallen lässt. Auf einen besinnlichen Lebensabend außerhalb der Mauern von Rikers Island kann er sich kaum freuen.«
»Es kann eine Art Katz- und Mausspiel sein«, wandte ich ein.
»Das ist meiner Meinung nach ziemlich weit hergeholt«, murmelte Milo.
»Sie müssen jede Eventualität ins Kalkül ziehen«, bemerkte Mr. McKee. »Völlig von der Hand zu weisen ist Jesses Theorie sicherlich nicht. Haben Sie schon mal McCormicks privates Umfeld unter die Lupe genommen?«
»Nein, Sir.«