Trevellian setzt sich zweimal durch: Zwei Krimis - Alfred Bekker - E-Book

Trevellian setzt sich zweimal durch: Zwei Krimis E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: Trevellian spielt ein mörderisches Spiel (Franklin Donovan) Club der Mörder (Alfred Bekker) Ein großer Boss des organisierten Verbrechens wird von einem Killer-Kommando hingerichtet. Aber das ist nur der Anfang einer beispiellosen Welle der Gewalt. Damit beginnt für die Ermittler die Jagd auf die Hintermänner, die aus dem verborgenen heraus ein perfides Spiel inszenieren. Eine Verschwörung von unglaublichem Ausmaß kommt nach und nach ans Tageslicht... Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

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Alfred Bekker, Franklin Donovan

Trevellian setzt sich zweimal durch: Zwei Krimis

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Inhaltsverzeichnis

Trevellian setzt sich zweimal durch: Zwei Krimis

Copyright

​Trevellian spielt ein mörderisches Spiel: Action Krimi

Club der Mörder

Trevellian setzt sich zweimal durch: Zwei Krimis

Franklin Donovan, Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Trevellian spielt ein mörderisches Spiel (Franklin Donovan)

Club der Mörder (Alfred Bekker)

Ein großer Boss des organisierten Verbrechens wird von einem Killer-Kommando hingerichtet. Aber das ist nur der Anfang einer beispiellosen Welle der Gewalt. Damit beginnt für die Ermittler die Jagd auf die Hintermänner, die aus dem verborgenen heraus ein perfides Spiel inszenieren. Eine Verschwörung von unglaublichem Ausmaß kommt nach und nach ans Tageslicht...

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER A. PANADERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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​Trevellian spielt ein mörderisches Spiel: Action Krimi

Franklin Donovan

Es war der erste Tag in Ed Holms neuem Job. Er ahnte nicht, daß es gleichzeitig auch sein letzter sein würde. Und überhaupt - der letzte Tag in seinem Leben.
Ed Holm war ab sofort Wachtmann im Giants-Stadion. Dem American-Football-Eldorado in Rutherford, New Jersey. An diesem Morgen lag noch leichter Bodennebel über dem weiten grünen Platz und den Rängen.
»Es ist ganz einfach«, erklärte Paul Clark, der die Uniform der Security Guards schon fünf Jahre lang trug. »Wir kontrollieren hauptsächlich während der Spiele. Es kommt selten vor, daß einer Ärger macht. Ein viel größeres Problem als die Fans sind die verdammten Graffiti-Sprüher. Die dringen hier bei Nacht und Nebel ein. Wenn du einen von ihnen erwischt, dann…«
Ed Holm würde nie erfahren, was sein erfahrener Kollege ihm noch mitteilen wofite. Denn in diesem Moment wurde ein Würgedraht über den Kopf des älteren Security Guards geworfen!
***
Wie Schatten waren die Killer scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht. Sie waren zu viert. Und sie ließen den beiden Männern in Grün nicht die geringste Chance.
Instinktiv griff Paul Clark an seine Kehle, während der Würger hinter ihm die Schlinge mit unerbittlicher Kraft und Präzision immer weiter zudrehte. Verzweifelt riß der Wachmann seinen Mund auf. Versuchte Atem zu schöpfen. Seine Augen quollen hervor, während seine Arme und Beine unkontrolliert zu zucken begannen.
Doch der Mörder kannte keine Gnade. Es war Clark unmöglich, den Draht von seinem Kehlkopf zu streifen.
Entsetzt fuhr Ed Holm auf. Er reagierte viel zu spät. Aber auch er hatte die Killer nicht kommen sehen. Sie mußten sich angeschlichen haben. Als er und Clark bei ihrem Rundgang einen Augenblick Pause gemacht hatten, waren sie von hinten gekommen. Lautlos und schnell. Wie man es von Profis erwarten konnte.
Der neue Wachmann griff hastig nach seinem Smith & Wesson Kaliber 357 Magnun. Eine Waffe, die auch von Polizei und FBI eingesetzt wird. Und sich daher auch bei vielen ›Hilfssheriffs‹ großer Beliebtheit erfreut.
Ed Holm kam nicht mehr dazu, sie einzusetzen. Drei großkalibrige Geschosse hieben in seine Brust.
Es gab nur ganz leise Geräusche. So, als ob luftgefüllte Papiertüten zum Platzen gebracht würden.
Die Patronen stammten aus einer deutschen Walther-CP-88-Pistole mit Schalldämpfer.
Aber das sah der Mann in der grünen Uniform nicht mehr. Er war tot, bevor er auch nur den Mörder sehen konnte, der ihn soeben feige erschossen hatte.
Inzwischen hatten seine Komplizen auch Paul Clark endgültig erledigt. Die beiden Wachtmänner lagen tot auf dem Boden. Mitten auf den Rängen des riesigen Stadions. Es war um diese frühe Morgenstunde noch menschenleer.
Doch der Anführer der Attentäter wußte, daß das nicht lange so bleiben würde. Schon bald würden die Putzkolonnen anrücken. Die Gärtner und Techniker. Und natürlich die Spieler der New York Giants. Zum Morgentraining.
Der Chef der Killer hieß Jack Lund. Ein Schakal in Menschengestalt, dem ein Menschenleben nichts bedeutete: Der mit der präzisen Tödlichkeit einer Zeitbombe funktionierte.
Er sah auf seine Armbanduhr. Wie seine Kumpane war er in einen dunkelgrauen Anzug mit weißem Hemd und dezentem Schlips gekleidet. Niemand hätte ihn für einen Berufsverbrecher gehalten.
Er steckte seine Walther wieder in die Gürtelhalfter und machte eine kurze, herrische Kopfbewegung. Mit langen Schritten eilte er hinunter in die Mannschaftsunterkünfte. Seine Komplizen folgten ihm wie Schatten des Todes.
***
»Rate mal, was ich habe!«
Mein Freund und Kollege Milo Tucker war außer sich vor Begeisterung. Er strahlte wie ein Lebkuchenpferd, als ich ihn an diesem Morgen an unserer gewohnten Ecke abholte.
Doch diesmal fuhren wir nicht direkt zu unserem gemeinsamen Arbeitsplatz, dem FBI-Gebäude an der Federal Plaza in Manhattan. Es ging vielmehr direkt zum Jonathan F. Kennedy Airport. Doch das wußte Milo noch nicht.
»Was du hast?« fragte ich, während mein Freund und Kollege die Beifahrertür meines roten Sportwagens schloß und sich anschnallte. »Keine Ahnung. Vielleicht eine Verabredung mit Sharon Dellingston?«
»Besser.« Milo liebte es, mich auf die Folter zu spannen.
»Nun sag schon.« Ich mußte mich auf den Berufsverkehr konzentrieren und hatte keinen Sinn für Rätselspiele.
»Eine Karte für das Endspiel um den Super Bowl!«
Ich pfiff durch die Zähne. Das konnte sich wirklich hören lassen.
Der Super-Bowl-Endkampf ist das größte Ereignis des American Football. In diesem Jahr würde eine New Yorker Mannschaft in der Endausscheidung sein. Die New York Giants. Das Spiel würde in wenigen Tagen ausgetragen werden. Drüben in New Jersey, im Giants-Stadion. Gegen die Chicago Bears.
Ich beneidete Milo schon ein wenig, obwohl ich kein fanatischer Football-Kenner bin. Aber es liegt mir eben doch im Blut. So wie den meisten Amerikanern.
Mein Freund kriegte sich gar nicht wieder ein und weidete sich an meinem Erstaunen.
»Wie hast du das geschafft?« fragte ich. Die Karten waren heißbegehrt und meist schon über Monate hinweg ausverkauft.
»Beziehungen!« prahlte Milo. »Erinnerst du dich an Diego, diesen kleinen V-Mann aus Union City? Durch einen Tip von mir konnte er sich 'in letzter Minute vor der Rache seiner früheren Gang retten. Er wollte sich unbedingt revanchieren. Und fragte mich, womit er mir wirklich eine Freude machen könnte. Nun, da mußte ich nicht lange überlegen.«
»Ist das nicht fast schon Bestechung?«
»Aber Jeremias!« Tadelnd sah mich mein Freund an. »So ein V-Mann ist doch fast schon ein Kollege, oder nicht?«
Ich hüllte mich in Schweigen.
Sauer war ich auf Milo nicht. Ich gönnte ihm seine Giants-Eintrittskarte. Schließlich hatte ich an diesem Morgen auch noch eine Überraschung für ihn. Es dauerte nicht lange, bis er mißtrauisch wurde.
»Moment mal, Jesse! Hat dich mein Super-Bowl-Ticket so aus der Fassung gebracht? Hier geht es nämlich nicht zur Federal Plaza. Das ist der FDR Drive.« FDR Drive steht für Franklin Delano Roosevelt Drive. Eine Stadtautobahn, die am East River entlangführt.
»Ich weiß, Partner«, erwiderte ich. »Heute morgen beginnt unser Dienst nicht im Büro.«
»Sondern?« Nun konnte ich Milo ein wenig schwitzen lassen. »Am Jonathan F. Kennedy Airport.«
»Und was wollen wir da?«
»Jemanden abholen.«
Mein Partner atmete tief durch. »Okay, Jesse. Tut mir leid, daß ich dich mit meiner Karte so aufgezogen habe. Aber sagst du mir nun, was wir heute tun werden?«
»Also gut«, sagte ich grinsend. »Wir empfangen einen gewissen Kommissar Berger. Ein Kollege aus Germany. Er arbeitet beim BKA in Wiesbaden.«
»Was war das noch mal schnell?«
»Nicht richtig aufgepaßt beim letzten Lehrgang in Quantico, Milo? Das BKA ist eine Art deutsches FBI. Und Kommissar Berger wurde ausgewählt, um unsere Arbeit in der Praxis zu studieren. Er wird uns also auf unseren Einsätzen begleiten. Fahndung, Verhaftungen, Verhöre, Zeugenbefragungen. Einfach alles. Eine Woche FBI-Berufspraxis in New York.«
»Na bravo«, maulte Milo. »Meine Deutschkenntnisse beschränken sich auf die Wörter ›Sauerkraut‹ und ›Frankfurter‹.«
»Keine Panik, Alter. Herr Berger spricht angeblich fließend Englisch«, beruhigte ich meinen Freund.
»Wieso erfahre ich erst in letzter Minute' davon, daß wir Babysitter spielen müssen?« Milo war immer noch alles andere als begeistert.
»Weil eigentlich Jay Kronburg und Les Morell den deutschen Kollegen betreuen sollten«, erklärte ich. »Aber die beiden mußten gestern abend nach Sioux City in Iowa fliegen. Dort wurde überraschend ein Gerichtstermin festgesetzt. Eine komplizierte Mafia-Geschichte, bei der sie als Zeugen aussagen müssen. Also hat Mr. McKee mich heute morgen angerufen und uns den Auftrag erteilt.«
Milo nickte. Jonathan D. McKee ist als Special Agent in Charge der verantwortliche Leiter des FBI Field Office New York City. Ein erfahrener und mutiger Beamter, der bedingungslos hinter seinen Leuten steht und dem organisierten Verbrechen die Stirn bietet.
Während unseres Gesprächs waren wir über den FDR Drive und die Williamsburg Bridge nach Brooklyn hinüber gefahren. Inzwischen hatten wir auch den Van Wyck Expressway hinter uns gebracht und näherten uns dem gigantischen Flughafengelände.
Ich lenkte den Sportwagen auf einen kleinen bewachten Parkplatz nahe dem International Arrivals Building. Das Areal beim Ankunftsgebäude war nur für offizielle Fahrzeuge reserviert. Nachdem ich dem Parkwächter meinen FBI-Ausweis präsentiert hatte, öffnete sich auch für uns die Schranke.
Ich sah auf meine Armbanduhr, während wir auf den Terminal der Lufthansa zueilten. »Der Flug aus Frankfurt muß soeben gelandet sein.«
»Weißt du, wie Mr. Berger aussieht?« fragte Milo.
Ich zuckte die Schultern. »Der Chef wußte es auch nicht.«
»Wir sollten uns zu erkennen geben«, schlug Milo vor. »Sonst fällt der deutsche Kollege hoch einem Flughafenbetrüger in die Hände.«
Das glaubte ich zwar nicht, aber mein Freund hatte trotzdem nicht unrecht. Am Kennedy Airport wimmelt es von falschen Taxifahrern und Leuten, die den Touristen hilfsbereit beim Gepäcktragen helfen. Nur daß sie ihre Koffer und Taschen dann nie wieder sehen.
Also zog ich meine FBI-Marke und hängte sie an meine Brusttasche.
Milo folgte meinem Beispiel. Nun waren wir für jeden deutlich als G-men zu erkennen.
Unsere Blicke glitten suchend über die Menge der Reisenden, die soeben dem Zubringerbus des Jumbo Jets aus Frankfurt entstiegen waren.
Die meisten Ankommenden waren für den durchschnittlichen New Yorker schon auf drei Meilen gegen den Wind als Touristen zu erkennen. Kurze Hosen, Kameras vor der Brust.
Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich mir einen deutschen Kollegen vorstellen sollte. Milo schien es nicht besser zu gehen.
»Er wird wohl keinen Lodenmantel und Gamsbarthut tragen«, witzelte mein Freund und Partner. »Schließlich haben wir ja Mitte Juni. Obwohl - wer weiß, wie kalt es drüben in Old Germany ist.«
»Nicht so kalt«, behauptete ich. »Sieh dir mal die junge Lady dort an.«
Unsere Blicke fielen auf eine strohblonde Schönheit mit aufregend langen Beinen. Die Figur unter ihrem enganliegenden roten Minikleid war so kurvig wie eine Serpentinenstraße in Italien. Und die blauen Augen lächelten uns freundlich an.
Sie schwenkte ihre niedliche Stupsnase in unsere Richtung und kam auf uns zu.
»Was wir für ein Glück haben«, raunte Milo. »Die hält uns bestimmt für Fremdenführer. Ich hätte nichts dagegen, ihr die Stadt zu zeigen. Und mein Apartment natürlich.«
Doch er täuschte sich. Das Girl hielt uns nicht für Fremdenführer.
Sie blieb vor uns stehen und zog einen Ausweis aus ihrer Umhängetasche. Klappte ihn auf.
Ich kannte das Symbol von FBI-Lehrgängen. Ein Adler. Aber nicht unser amerikanischer Weißkopfadler, sondern der Bundesadler. Das Hoheitszeichen von Germany.
»G-men?« fragte die bezaubernde Blonde mit dem kessen Lächeln in fließendem Englisch. »Ich wette, Sie warten auf mich. Ich bin Kommissarin Berger. Nicole Berger aus Wiesbaden.«
»Will-Willkommen in New York«, stammelte ich überrascht.
***
Der Plan der Killer funktionierte wie am Schnürchen. Wochenlang hatten sie die Gewohnheiten der Giants-Spieler ausgekundschaftet. Sie wußten genau, wer sich wann an welchem Ort aufhielt.
Deshalb war keiner von ihnen überrascht, als an diesem Morgen Jay Rodriguez als erster die Umkleidekabine betrat. Jay war ein harter Brocken. So groß und muskulös wie alle Footballspieler.
Doch als er einen Totschläger über den Schädel gezogen bekam, legte er sich trotzdem schlafen. Er war nicht auf einen Angriff gefaßt gewesen.
Genausowenig wie seine Mannschaftskameraden Harris Montague oder Sean Smith. Beide kamen noch nicht mal dazu, sich über die Männer im feinen Zwirn zu wundern, die ihnen in der Kabine auflauerten.
Die vier Killer arbeiteten wie am Fließband. Zwei von ihnen bildeten das ›Empfangskomitee‹. Sie schlugen die eintreffenden Giants-Spieler von hinten nieder.
Ein dritter Mann band die Hände der bewußtlosen Kraftpakete mit Plastikfesseln und zerrte sie in den Duschraum.
Dasselbe machten sie auch mit dem Trainer Malcolm Shaw, der an diesem Morgen etwas früher als sonst aufkreuzte.
Auch er kam nicht dazu, um Hilfe zu rufen, bevor bei ihm die Lichter ausgingen.
Bisher war alles glatt verlaufen. Aber die Bande wartete auf einen ganz bestimmten Spieler. Auf den Quarterback.
Auf Norris Roach.
Einer der besten Quarterbacks aller Zeiten. Nicht nur bei den New York Giants, sondern im gesamten American Football.
Jedes Kind kannte seine hochgewachsene Gestalt, die braunen Locken und den Schnurrbart. Wenn er lachte, sah man die Grübchen'auf seinen stets etwas unrasierten Wangen.
Und er lachte oft. Jedesmal, wenn er für seine Mannschaft wieder ein Spiel gewonnen hatte.
Norris Roach führte die New York Giants von Sieg zu Sieg.
Jetzt kam er die schmale Treppe hinunter.
Doch es .war, als ob er die Gefahr gerochen hätte.
Roach warf sich zur Seite, als der Totschläger auf seinen Schädel herabsauste. Gleichzeitig keilte seine linke Faust aus und traf den Attentäter mitten ins Gesicht.
Der Gangster jaulte schmerzerfüllt auf. Die Hände des hünenhaften Quarterbacks schienen den Durchmesser von Toilettenbrillen zu haben. Und wo er zulangte, da wuchs kein Gras mehr.
Doch Roach war nicht nur stark. Er war auch clever. Daher verstand er, daß man ihn nicht töten wollte. Denn das hätte man einfacher haben können. Ohne sich in die Reichweite seiner Fäuste begeben zu müssen.
Er sollte entführt werden. Und dagegen gab es nur ein Mittel.
Die Flucht.
Der Quarterback wirbelte auf dem Absatz herum. Wenn er auf dem Spielfeld gewesen wäre, hätte er keine Furcht gekannt. Aber ihm war klar, daß diese Verbrecher nicht mit fairen Mitteln kämpfen würden.
Außerdem wußte er nicht, was sie mit seinen Kameraden gemacht hatten. Daher gab es für ihn nur eine Möglichkeit.
Weglaufen. Und so schnell wie möglich die Cops alarmieren. Oder den Sicherheitsdienst des Stadions.
Der erste Attentäter hielt sich immer noch seine Nase, die eine unsanfte Bekanntschaft mit Norris Roach’ Faust gemacht hatte. Sein Komplize jagte schon hinter dem Quarterback her.
Das bekam ihm schlecht. Der Footballspieler drehte sich halb auf der Treppe um und keilte nach hinten aus.
Sein durchtrainiertes Bein schlug in den Körper des Verbrechers wie eine Abbruchbirne in ein marodes Haus.
Der Killer wurde durch die Wucht des Aufpralls förmlich ein Stück nach oben gerissen. Einen Augenblick schien er in der Luft zu schweben. Dann fiel er die Treppe hinunter.
Jack Lund erbleichte vor Wut, als er seine Komplizen versagen sah. Und ihm wurde blitzartig klar, daß er selbst diesen Norris Roach schnappen mußte. Wenn der'Quarterback entkam, war die ganze Aktion umsonst gewesen!
»Komm mit!« brüllte Lund seinem vierten Mann zu, der neben ihm im Umkleideraum auf Befehle wartete.
Die beiden Verbrecher stürzten hinter dem flüchtenden Footballspieler her.
»He! Was ist hier los?«
Ein weiterer Klubkamerad von Roach wollte gerade die Treppe hinunterkommen. Frank Fioretto.
Jack Lund zog seine Walther und schoß ihn eiskalt nieder.
Der Spieler krümmte sich zusammen und fiel an den beiden Gangstern vorbei die Treppe hinunter.
Lund sah das breite Kreuz des Quarterback gerade in einem Aufgang verschwinden. In seinem Kopf erschien ein Lageplan des Giants-Stadions. Der Eingang zu den Umkleideräumen befand sich nahe bei der ›Teamzone‹, wo die Offense und die Defense im Spiel auf ihren Einsatz warteten. Es führten verschiedene Wege in Richtung Hauptausgang. Lund tippte darauf, daß der Footballspieler versuchen würde, Hilfe zu holen.
Also mußte er ihm den Weg abschneiden.
»Wir teilen uns!« rief er seinem Komplizen zu. »Versuch, ihn einzuholen. Ich schneide ihm den Weg ab!«
Jack Lund lief die Tribüne hinunter. Er war voll konzentriert.
Die Entführung des Quarterbacks war seine eigene Idee gewesen. Für das Syndikat hatte er lange genug gearbeitet. Und für die hatte er schon ganz andere Jobs durchgeführt.
Doch nun wollte er auf eigene Rechnung Coups durchziehen. Und die Dollars auch ganz allein einstreichen.
Deshalb mußte er diesen riesigen Fleischbrocken auch unbedingt in die Finger bekommen!
Lund preßte seine schmalen Lippen zusammen. Wenn es der Quarterback wirklich schaffte, zu entkommen, würden sie in der Scheiße sitzen.
Doch das Schicksal seiner Komplizen war ihm egal. Er selbst würde sich schon irgendwie den Weg freischießen. Da kannte er keine Gnade.
Wie ein Raubtier machte er noch ein paar weite Sätze. Und dann sah er, daß er sich nicht getäuscht hatte. Seine Abkürzung war die richtige gewesen.
Der Footballspieler kam einen schmalen Gang zwischen den Tribünen hindurchgeeilt. Er hatte Jack Lund noch nicht gesehen.
Das änderte sich im nächsten Moment.
Breitbeinig stellte sich ihm der Gangster in den Weg. Zog seine Waffe.
Der Quarterback bremste ab. Wollte zurücklaufen.
Doch da tauchte hinter ihm schon Lunds Komplize auf.
Aufbrüllend breitete Norris Roach die Arme aus. Aus seinen Augen schienen-Funken zu sprühen.
»Komm doch, du Arsch! Ich reiße dich in Stücke!«
»Damit könnten Sie recht haben, Mr. Roach!« gab der Verbrecher ungerührt zurück.
Und dann schoß er.
Der Quarterback wunderte sich, daß ei keinen Knall hörte.
Und dann registrierte er zu seinem größten Erstaunen, daß keine Patrone in seinen Körper eingeschlagen war. Eine Art Betäubungspfeil steckte in seiner Brust.
Lund hatte nicht die Walther, sondern eine Spezialpistole gezogen. Eine Waffe, mit der wilde Tiere betäubt werden, die lebend für den Zoo gefangen werden sollen.
Es dauerte nur Sekunden, bis die Droge ihre Wirkung tat.
Die Muskeln des Kraftmenschen wurden weich wie Pudding. Seine Knie knickten weg. Und obwohl er bei Bewußtsein blieb, konnte er nicht verhindern, daß die beiden Verbrecher ihn an Schultern und Beinen packten und zu einem Van schleppten, der unweit das Haupteinganges parkte.
Die ganze Aktion hatte vier Minuten gedauert.
***
Milo schien wirklich beeindruckt zu sein von der Kollegin aus Germany. Er erklärte sich sogar freiwillig bereit, auf dem Notsitz des Sportwagens Platz zu nehmen, nachdem wir ihren Koffer aus dem Gepäckkarussell geholt hatten.
Doch auch auf mich machte die blonde Kommissarin Wirkung. Denn sie sah nicht nur sehr gut aus, sondern schien auch das Herz auf dem rechten Fleck zu haben.
»Keinen Staatsempfang für mich, okay?« sagte sie zu mir. »Macht einfach euren normalen Dienstalltag und nehmt mich als fünftes Rad am Wagen mit. So lerne ich am besten.«
»Du hast sicher Hunger nach dem langen Flug«, meinte Milo hoffnungsvoll. »Im Waldorf-Astoria…«
»Du hast doch gehört, was Nicole gerade gesagt hat«, unterbrach ich ihn. »Keine Sonderbehandlung. Also nehmen wir sie dorthin mit, wo wir normalerweise auch unseren Lunch nehmen würden.«
In komischer Verzweiflung verzog mein Freund den Mund. »Meinst du wirklich, daß wir einem europäischen Magen sowas zumuten können?«
Nicole lachte hell auf. »Man merkt, daß du noch nicht in einer deutschen Imbißbude warst, Milo. Sonst hättest du nicht so eine hohe Meinung von unserer Küche.«
Wir fuhren wieder auf dem Van Wyk Expressway durch Brooklyn. Ruhig floß der Verkehr auf dem sechsspurigen Highway dahin. Die Kommissarin sah sich erstaunt um.
»Hier gibt es ein Tempolimit auf dem Highway, oder?«
»Selbstverständlich«, erwiderte ich. »Im Staat New York liegt es bei 65 Meilen. Aber in New Jersey sind es zum Beispiel nur 55.«
»Und das stört die Amerikaner nicht?« wunderte sich Nicole.
Ich grinste. »Manche schon. Die fliegen dann in deine Heimat Germany, um mal so richtig rasen zu dürfen. Mieten sich einen Porsche und brettern los.« Ich wurde wieder ernst. »Nicht alle von ihnen kommen zurück.«
»Wenn wir schnell fahren wollen, setzen wir einfach das Blaulicht aufs Dach«, witzelte Milo.
Bevor Nicole oder ich etwas entgegnen konnten, blinkte die Signallampe am Funkgerät.
Ich nahm das Mikrophon. »Trevellian!«
»Hier ist Myma aus der Zentrale. Wo seid ihr gerade, Jesse?«
»Auf dem Queens-Long Island Expressway Richtung Manhattan.«
»Es gibt eine Änderung. Anweisung von Mr. McKee. Ihr müßt sofort zum Giants-Stadion fahren. In Rutherford, New Jersey. Das ist…«
»Ich weiß, wo das Stadion ist, Linda. Das weiß wohl jeder amerikanische Junge. Aber Scherz beiseite. Was ist passiert?«
»Kidnapping. Anscheinend ist ein Footballspieler entführt worden. Es hat auch einige Tote gegeben. Die örtliche Polizei ist schon vor Ort.«
»Wir übernehmen. Sag dem Chef, daß wir unterwegs sind!« Ich hakte das Mikro wieder in die Halterung. »Dein Lunch wird also noch warten müssen, Nicole.«
»Das macht nichts«, erwiderte die Deutsche. »Ich bin ja zum Lernen hergekommen, nicht zum Essen. Warum bekommt ihr den Fall, wenn das Stadion in New Jersey liegt? Wäre das kein Fall für die dortige Polizei? Oder für das FBI Field Office in Newark?«
»Du kennst dich ja gut aus«, lobte Milo.
»Ich habe meine Hausaufgaben gemacht«, meinte die Kommissarin lachend.
»Angenommen, der Entführte lebt in New York«, erklärte ich. »Dann ist es eindeutig ein Fall für uns. Das FBI muß so oder so ermitteln. Denn Kidnapping fällt in unsere Zuständigkeit. Aber trotzdem werden wir mit dem FBI von Newark Zusammenarbeiten.«
Um von Brooklyn aus nach New Jersey zu gelangen, mußten wir Manhattan durchqueren. Wir fuhren durch den Holland Tunnel.
»Wieso liegt das Stadion einer New Yorker Mannschaft in New Jersey?« fragte die Besucherin aus Europa.
Ich zuckte mit den Schultern. »Platzmangel. Ein Footballstadion kann man ja nicht als Wolkenkratzer bauen.«
Mir waren die bewundernden Blicke nicht entgangen, mit denen Nicole Berger die riesigen Monumente aus Stahl und Beton bestaunt hatte, an denen wir soeben vorbeigefahren waren.
»Ich möchte zu gerne einmal ganz oben auf einem Wolkenkratzer stehen«, schwärmte sie.
»Kein Problem«, ereiferte sich Milo. »Der Blick vom Empire State Building bei Nacht ist weltweit berühmt. Ich würde gerne…«
Milo unterbrach sich selbst.
Denn im nächsten Moment mußte ich blitzartig auf die Bremse steigen, um nicht in einen Auffahrunfall verwickelt zu werden.
***
Eugen McMillan war einer der reichsten Männer Amerikas.
Er dachte gerade über ein gutes Geschäft miteinem der größten Autoersatzteilhändler New Yorks nach, als ihn die Hiobsbotschaft erreichte.
Der Milliardär saß in seinem tennisplatzgroßen Büro in seiner Villa in Gien Cove. Nördlich von New York, am Long Island Sound. Eine Gegend, die durch kleine Wälder und große Doggen abgeschirmt ist von den Problemen der Acht-Millionen-Metropole.
Der reiche Mann hatte sich in seinem maßgefertigen Schreibtischsessel zurückgelehnt und hörte Radio. Das tat er oft, um sich besser entspannen zu können. Dann konnte er besser überlegen. Und fand garantiert einen idiotensicheren Weg, um seine Geschäftspartner über den Tisch zu ziehen. Eine Disziplin, in der er ein Meister war.
Umso härter traf ihn die völlig unerwartete Hiobsbotschaft.
»…Wie soeben gemeldet wurde, haben unbekannte Täter den Star-Quarterback Norris Roach entführt. Der beliebte Spieler wurde in den frühen Morgenstunden in der Umkleidekabine des Giants-Stadions überwältigt. Die Entführer töteten zwei Wachtmänner und verletzten Roach' Team-Kameraden Frank Fioretto, der…«
Der Milliardär hörte nicht mehr hin.
Die Nachricht traf ihn nicht etwa so schwer, weil er ein großer Footballfan gewesen wäre. Nein, das Verschwinden von Norris Roach würde ihn möglicherweise ein kleines Vermögen kosten. Und das war sogar bitter für einen Mann, der ein großes Vermögen besaß. Und es täglich anwachsen sehen wollte.
Wutentbrannt hieb er auf den Klingelknopf.
Schon nach Sekunden erschien sein Sekretär Allan Corsby. Ein junger Mann, der ihm bedingungslos ergeben war.
»Sir?«
»Norris Roach ist entführt worden.« Ungeduldig spielte Eugen McMillan mit seinem Waterf ord-Füllfederhalter. Seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen. Sein Doppelkinn hob und senkte sich. Stets ein Zeichen für seine anschwellende schlechte Laune, wie Allan Corsby wußte.
»Gibt es schon Hinweise, Sir?« Der Tonfall, in dem der Sekretär sprach, ließ nicht erkennen, ob ihn die Neuigkeit berührte oder nicht. Er war ein eiskalter Knochen.
McMillan machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich bezahle Sie, damit Sie so etwas herausfinden, Corsby! Ich will wissen, wer sich Norris Roach geschnappt hat! Ob er überhaupt entführt wurde. Oder ob das nur ein Täuschungsmanöver von ihm selbst ist!«
»Glauben Sie…?«
»Ich glaube gar nichts, verdammt noch mal! Wenn er wirklich aus dem Verkehr gezogen wurde, dann will ich die Bastarde tot sehen, die das getan haben. Kapiert? Und dieser große Affe Roach muß so schnell wie möglich wieder aufs Spielfeld. Und zwar, ohne daß ihm vorher auch nur ein einziges Haar aus seinem verdammten Schnurrbart gekrümmt wurde! Denn wenn er bis zum Super Bowl nicht wieder auftaucht, ist es möglich, daß das ganze Speiktakel vorerst abgeblasen wird, und das würde mich verdammt viel Geld kosten!«
Allan Corsby verbeugte sich. »Ich werde Sie nicht enttäuschen, Sir.«
Der Sekretär drehte sich auf dem Absatz um und verließ das große Privatbüro. Er würde auch einen Mord begehen, um den Befehl seines Herrn zu befolgen. Es wäre nicht zum ersten Mal.
***
Ein kleiner Datsun Cherry vor mir war in einen Buick gerast, der sich quergestellt hatte.
Mit radierenden Reifen drehte sich mein Sportwagen halb um die eigene Achse. Dann hatte ich den englischen Sportflitzer zum Stehen gebracht.
»Verdammt!« fluchte Milo. »Was ist da passiert?«
Einen Moment später konnte er sich diese Frage selbst beantworten.
Die beiden vorderen Türen des Buicks öffneten sich. Und heraus stiegen zwei langhaarige Jugendliche mit Ziegenbärten. Man brauchte nicht bei der Narcotic Squad zu arbeiten, um zu erkennen, daß sie bis zum Stehkragen voll mit Drogen waren, Milo, Nicole und ich verließen ebenfalls unseren Wagen. Wir mußten checken, ob in dem Datsun jemand verletzt war.
Die FBI-Schilder an unseren Jacken stellten aber wohl eine Provokation für die berauschten Kids dar, denn sie stellten sich uns in den Weg.
»Will-willst du Ärger, Bulle?« keifte der eine meinen Partner an.
Milo nahm sich keine Zeit für längere Diskussionen. Hier ging es um Menschenleben.
Er senkte seinen Kopf, rammte ihn in die Magengrube des Langhaarigen und rannte ihn einfach über den Haufen.
Der andere schien nicht ganz so weggetreten zu sein wie sein Kumpel. Er zog ein Schnappmesser aus der Tasche seiner weiten Hose und ließ es aufklappen.
Ich hatte es gerade noch rechtzeitig gesehen. Milo war schon ein ganzes Stück vor uns. Er eilte auf die Fahrertür des Datsun zu.
Und ich kickte dem Messerhelden sein Spielzeug weg.
Unsere Kung-Fubegeisterte Kollegin Annie Franceso hätte es nicht besser machen können, dachte ich zufrieden.
Doch noch hatte ich den Burschen nicht besiegt.
Er ballte wütend die Fäuste und stürzte sich auf mich. Die Droge ließ ihn jedes Risiko für seine eigene Gesundheit unterschätzen.
Ich kannte das. Er warauf Crack. Und fühlte sich wie ein unbesiegbarer Muskelprotz in einem Fantasyfilm.
Das würde sich schnell ändern, wenn die Entzugserscheinungen kamen. Und die würden garantiert folgen. Wenn wir ihn erst mal nach Rikers Island geschafft hatten.
Ich wehrte seine Fausthiebe ab. Ohne Messer war er nur halb so gefährlich.
Aber er ging völlig rücksichtslos vor. Deshalb mußte ich ihn so schnell wie möglich kampfunfähig machen. Allein schon, damit ich Milo helfen konnte, bis eine Ambulanz eintraf.
»Achtung, Jesse!«
Dieser Ruf kam von Nicole Berger.
Ich fuhr herum.
Der zweite Junkie, der von Milo zu Boden geschickt worden war, hatte sich wieder aufgerappelt. Und wollte mir mit einem Rasiermesser ein Muster zwischen die Schulterblätter schneiden.
Jedenfalls fuchtelte er mit der scharfen Waffe herum und stieß irre Schreie aus. Er war schon zwei Schritte hinter mir.
Doch die deutsche Kommissarin hatte mich nicht nur gewarnt, sondern griff jetzt selber ein.
Mit einem formvollendeten Judo-Fußfeger brachte sie den Mann erneut zu Fall. Und bevor er noch mit seinem Messer Unsinn machen konnte, hatte sie sich wie eine Tigerin auf ihn gestürzt.
Die junge Frau nahm ihn in einen Würgegriff, daß ihm Hören und Sehen verging. Seine Arme zuckten unkontrolliert, als er seine gemeine Waffe fallen ließ.
Für einen Moment war ich abgelenkt gewesen. Das nutzte mein Gegner aus, um mich erneut zu attackieren.
Seine Rechte kam durch meine Deckung und krachte gegen meine Kinnlade.
Ich stolperte einen Schritt zurück.
Doch dann hatte ich mich sofort wieder gefangen und deckte ihn mit einem Feuerwerk von rechten und linken Geraden ein.
Schnell zeigte sich, daß der Junkie überhaupt keine Kondition hatte. Kein Wunder bei seinem Lebensstil.
Schließlich taumelte er erschöpft gegen den Buick, hielt sich die Hände schützend vor das Gesicht.
Ich brauchte sie ihm nur noch umzudrehen und die Stahlacht um seine Handgelenke klicken zu lassen.
Dann wandte ich mich der attraktiven Blondine aus Germany zu.
Sie hatte ihren Gegner inzwischen auf den Bauch gedreht und seine Hände mit einer Plastikfessel zusammengezurrt.
»Habt ihr die auch?« fragte sie lächelnd. »Ich habe immer ein paar davon in meiner Handtasche. Auch wenn ich nicht im Dienst bin. Man kann sie doch immer mal gebrauchen.«
Ich lachte.
Doch dann liefen wir beide zum Datsun, um Milo beizustehen…
***
Der japanische Kleinwagen hatte die Kollision nicht gut überstanden. Vorne war er fast wie eine Ziehharmonika zusammengequetscht. Die rechte Seite war völlig verbeult.
Milo brannte die Zeit unter den Nägeln. Er warf einen Blick durch das geborstene Seitenfenster des Unfallwagens.
Am Lenkrad hing eine Frau in den Gurten. Sie schien bewußtlos zu sein. Offenbar war sie die einzige Person in dem Datsun.
Milo versuchte die Fahrertür zu öffnen. Sie klemmte. Aber Milo bekam durch den Streß unglaubliche Kräfte.
Er stemmte seinen linken Fuß gegen das Blech und zog mit beiden Händen am Griff. Wie Taue traten die Sehnen an seinem Hals hervor.
Schließlich schaffte er es, die Tür aufzureißen.
Die Fahrerin hatte kurze rote Haare. Über ihre Stirn floß Blut.
Milo wußte, daß sie innere Verletzungen haben konnte. Aber er sah auch das Benzin, das aus dem Datsun auf den Highway sickerte. Er konnte einfach nicht warten, bis ein Notarzt kam. Jede Sekunde zählte.
Der G-man betete, daß sich wenigstens der Verschluß des Sicherheitsgurtes schnell öffnen ließ.
Seine Gebete wurden erhört. Der Gurt klickte auf.
Die Frau stöhnte. War sie vielleicht doch nicht ganz ohne Bewußtsein?
»Können Sie mich hören?« sagte Milo in ihr Ohr. »Sind Sie verletzt?«
»…Kopf…«, stöhnte die Fahrerin mit den kurzen roten Haaren. »…Schmerzen…«
Unter ihren halbgeschlossenen Lidern kamen grüne Pupillen zum Vorschein. Mit trübem Blick sah sie Milo Tucker an.
Der preßte die Lippen aufeinander. Breitbeinig stand er vor der Fahrertür und nahm die Frau in den Rettungsgriff. Zum Glück war sie leicht wie eine Feder.
»Sie können sich gleich ausruhen«, flüsterte Milo ihr sanft ins Ohr. »Gleich ist alles vorbei.«
Er schritt vorsichtig rückwärts, ganz langsam. Zog die Verunglückte dabei hinter sich her. Noch einen Yard… noch einen weiteren… nun waren sie schon fast zehn Yards von den ineinander verkeilten Autos entfernt.
In diesem Moment flog der Datsun in die Luft!
Durch die Druckwelle der Explosion wurden beide zu Boden geschleudert.
Doch es passierte ihnen nichts. Noch nicht mal die herumfliegenden Glassplitter verletzten sie.
Die Rothaarige riß die Augen weit auf, als das Geräusch verklungen war. Sie sah Milo lange an.
»Mein Schutzengel«, stöhnte sie. Dann fiel sie in Ohnmacht…
***
Nachdem wir die beiden Junkies der Highway Patrol übergeben und unsere Aussage gemacht hatten, setzten wir unseren Weg zum Giants-Stadion fort. Außer ein paar Kratzern hatten wir keine Verletzungen davongetragen. Unnötig, sie von einem Doc checken zu lassen.
Ich berichtete Milo von dem beherzten Einsatz unserer deutschen Kollegin. Nicole Berger winkte bescheiden ab.
»Ich habe zwar den Schwarzen Gürtel im Judo. Aber das ist mehr mein Hobby…«