Trevellian steckt den Teufel in den Knast: Action Krimi - Pete Hackett - E-Book

Trevellian steckt den Teufel in den Knast: Action Krimi E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Krimi von Pete Hackett Luigi Moretti regelt seine Angelegenheiten entschieden und mit Nachdruck. Dass seine Tochter Stella seinen Vertrauten Sergio Toscani heiratet, hat er ebenso entschieden, wie er den Mord an Lloyd Hunter befohlen hat. Lloyd war Moretti zu groß und damit zu gefährlich geworden. Hunters Sohn Jeff dagegen nimmt der Mafioso nicht ernst. Ein Fehler, wie sich herausstellt, denn Jeff will Rache für seinen toten Vater und Stella ist sein Ziel.

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Seitenzahl: 262

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Pete Hackett

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Inhaltsverzeichnis

Trevellian steckt den Teufel in den Knast: Action Krimi

Copyright

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Trevellian steckt den Teufel in den Knast: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Luigi Moretti regelt seine Angelegenheiten entschieden und mit Nachdruck. Dass seine Tochter Stella seinen Vertrauten Sergio Toscani heiratet, hat er ebenso entschieden, wie er den Mord an Lloyd Hunter befohlen hat. Lloyd war Moretti zu groß und damit zu gefährlich geworden. Hunters Sohn Jeff dagegen nimmt der Mafioso nicht ernst. Ein Fehler, wie sich herausstellt, denn Jeff will Rache für seinen toten Vater und Stella ist sein Ziel.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER A. PANADERO

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Prolog

Lloyd Hunter bekam einen furchtbaren Schlag gegen die Stirn. Schlagartig riss sein Denken, er starb noch im Stehen. Haltlos brach er zusammen. Die Kugel hatte ihm den halben Hinterkopf weggerissen. Blut sickerte auf den Gehsteig und rann in die Fugen zwischen den Betonplatten.

Morgan Clark, der Begleiter von Hunter, benötigte mindestens zwei Sekunden, um zu begreifen, was geschehen war. Er duckte sich, sein Blick sprang in die Runde. Dann starrte er voller Entsetzen auf den Leichnam am Boden. Passanten näherten sich. Ein Knall war nicht zu hören gewesen. »Was ist mit dem Mann? Ist ihm schlecht geworden?«, fragte ein älterer Mann.

Morgan Clark schaute den Mann an wie ein Erwachender.

Plötzlich schrie eine Frau auf. »Seht das Blut«, stammelte sie dann, ihre Lippen bebten, in ihren Augen wob das Grauen. Mit zitternder Hand wies sie auf den blutenden Kopf des Toten. »Das viele Blut…«

Jemand sagte schrill: »Der ist tot. Ihm fehlt der halbe Kopf. Gütiger Gott!«

Stimmen tönten plötzlich durcheinander. Ein Mann zückte sein Handy und tippte die Nummer des Notrufs. Morgan Clark fasste sich und ging neben Lloyd Hunter auf das linke Knie nieder. Die Augen des Toten standen offen und glitzerten wie Glasstücke. In ihnen war nur noch eine absolute Leere. Die Zähne von Clark knirschten übereinander. Gedankenversunken schaute er in das erstarrte Gesicht.

Schließlich durchfuhr ihn ein Ruck, er richtete sich auf, ging ein Stück zur Seite und fischte sein Handy aus der Tasche, holte eine eingespeicherte Nummer auf das Display und drückte den grünen Knopf. Als sich jemand meldete, sagte er: »Du musst jetzt ganz stark sein, Jeff.«

»Was ist geschehen?«

»Dein Vater wurde erschossen. Auf offener Straße.«

»Was!«

»Du hast schon richtig gehört, Jeff. Der verdammte Hund hat deinen Vater hinrichten lassen.«

»Wo seid ihr?«

»In der Cedar Street. Wir waren essen. Als wir das Lokal verließen fiel der Schuss. Dein Dad war sofort tot.«

Jeffrey Hunter brauchte einige Zeit, bis er die Mitteilung verarbeitet hatte. Seine Zähne knirschten übereinander. »Dafür wird der verdammte Bastard büßen.«

»Was hast du vor? Willst du ihn im Gegenzug erschießen?«

»Ich werde mir etwas überlegen. Ich fahre sofort los und werde in einer halben Stunde etwa in der Cedar Street sein. Bis dann, Morgan.«

»Beeile dich.«

Clark schaltete das Mobiltelefon aus und steckte es in die Tasche. Um den Toten hatte sich ein Kreis aus Menschen gebildet. Morgan Clark konnte es noch immer nicht fassen. Es überstieg seinen Verstand.

Es dauerte nicht lange, dann kam ein Streifenfahrzeug der City Police. Die beiden Cops sprangen heraus und bahnten sich einen Weg durch die Rotte der Gaffer. Einer kehrte sofort zum Patrol Car zurück und klemmte sich hinter das Funkgerät…

*

Milo und ich erledigten Schreibtischarbeit. Diese Art der Tätigkeit löste bei keinem von uns einen Sturm der Begeisterung aus, aber sie war notwendig, und an diesem Tag hatten wir uns wieder einmal entschlossen, in den sauren Apfel zu beißen. Mein Telefon klingelte und ich nahm den Hörer ab. Es war Mr McKee. »In der Cedar Street ist ein Mord geschehen, Jesse«, erklärte er. »Mich hat soeben ein Beamter der Homicide Squad verständigt. Lloyd Hunter wurde auf offener Straße erschossen.«

Ich schluckte. »Sprechen Sie von dem Lloyd Hunter, Sir?«

»Ja, von dem Gangsterboss, der uns seit längerem in Atem hält und dem wir bisher nichts nachweisen konnten.«

»Ihn kann nur die Konkurrenz ermordet haben«, kam es wie aus der Pistole geschossen aus meinem Mund.

»Sprechen sie von bekannter Konkurrenz, Jesse?«

»Für den Mord kommen mehrere Leute in Frage.«

»So ist es. Den Mörder zu finden wird Ihre Aufgabe sein. Filtern Sie ihn heraus aus der Masse der in Frage kommenden Verbrecher. Da der Mord dem organisierten Verbrechen zuzuordnen sein dürfte, sind wir zuständig. Halten Sie mich auf dem Laufenden, Jesse.«

»Das ist doch selbstverständlich«, antwortete ich.

Milo hatte jedes Wort, das der Assistant Director gesprochen hatte, hören können, denn ich hatte den Lautsprecher des Telefons aktiviert. Nachdem ich aufgelegt hatte, sagte er: »An wen denkst du, Jesse?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Es können die Chinesen gewesen sein, die Italiener, die Japaner, die Russen. Hunter hatte sicher eine Reihe von Feinden. Bei Gott, wenn das mal keinen Bandenkrieg nach sich zieht. Mir schwant Fürchterliches, Milo.«

Wir fuhren in die Cedar Street. Uniformierte Polizisten sperrten den Platz vor dem Eingang der Speisegaststätte ab. Die Neugierigen standen ein ganzes Stück entfernt und renkten sich die Hälse aus. Kollegen von der Mordkommission und von der SRD waren bereits vor Ort, ebenso der Coroner und ein Vertreter der Staatsanwaltschaft. Über den Leichnam war eine Decke gebreitet worden.

Ich sprach mit dem Leiter des Einsatzteams aus dem Police Departement. »Es gibt einen Augenzeugen«, sagte der Detective Lieutenant. »Sein Name ist Morgan Clark. Er hat mit Lloyd Hunter in der Gaststätte zu Mittag gegessen. Der Mann ist ziemlich fertig.«

»Wo ist er jetzt?«

»Ich habe ihn ins Police Departement bringen lassen, damit er dort in aller Ruhe seine Aussage machen kann. Allzu viel aber wird seine Vernehmung nicht ergeben. Er konnte nicht mal sagen, ob der Schuss aus einem Auto abgegeben worden ist oder ob sich der Schütze in einem der Häuser postiert hatte.«

»In welcher Beziehung steht dieser Clark zu Hunter?«, fragte Milo.

»Clark erklärte, dass sie Geschäftspartner sind. – Der Schuss muss aus dieser Richtung gekommen sein.« Der Detective Lieutenant wies schräg über die Straße. »Ein Knall war nicht zu hören. Der Täter muss also einen Schalldämpfer benutzt haben. Es muss sich um einen Profi handeln. Hunter bekam die Kugel genau zwischen die Augen.«

Plötzlich wurde die Aufmerksamkeit des Kollegen abgelenkt. Ein Mann kam heran. »Wer hat Sie durch die Absperrung gelassen?«, blaffte der Detective Lieutenant.

Der Bursche, der sich uns näherte, war etwa dreißig Jahre alt, blondhaarig, ungefähr eins achtzig groß und breitschultrig. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Seine Augen blickten ernst. »Mein Name ist Jeffrey Hunter. Morgan Clark hat mich informiert, dass jemand meinen Vater niedergeschossen hat.«

Der Mann schien ziemlich gefasst zu sein. Er holte seinen Führerschein aus der Tasche und wies sich aus, ohne dass dies jemand von ihm verlangt hätte. Der Detective Lieutenant nickte. »Bei dem Toten handelt es sich um Lloyd Hunter.«

»Kann ich ihn sehen?«

»Er bietet keinen schönen Anblick«, murmelte der Detective Lieutenant.

»Ich werde es ertragen.«

Wir folgten Jeff Hunter und dem Kollegen zu dem Leichnam. Der Detective Lieutenant klappte die Decke zurück und das Gesicht kam zum Vorschein. Aus dem kleinen, schwarzen Loch in der Stirn waren nur ein paar Bluttropfen getreten. Eine große Blutlache verriet, dass die Kugel beim Austritt eine verheerende Wirkung gehabt hatte.

Sekundenlang schloss Jeff Hunter die Augen. Dann presste er zwischen den Zähnen hervor: »Die Pest an den Hals seines Mörders.«

»Haben Sie eine Ahnung, wer es getan haben könnte?«, fragte ich. »Hatte Ihr Vater Feinde?«

Jeff Hunter starrte mich an. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, ob mein Vater Feinde hatte. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand Interesse daran hatte, ihn zu töten. Ich kann Ihnen nichts sagen.«

»Ihr Vater besaß eine Werbeagentur, nicht wahr?«

»Ja. Er war auch an einigen anderen Geschäften beteiligt. Unter anderem Immobilien…«

»Ihr Vater war verheiratet?«

»Geschieden. Meine Mutter lebt in Albany. Ihre genaue Anschrift kenne ich nicht.« Ein hässliches Funkeln stieg aus der Tiefe der Augen des Mannes. Er schien keine gute Erinnerung an seine Mutter zu haben. Diesen Eindruck gewann ich zumindest.

»Haben Sie Kontakt zu ihr?«

»Nein.«

»Wie war ihr Verhältnis zu ihrem Vater?«

»Meines?«

»Das Ihrer Mutter.«

»Dad bestritt ihren Lebensunterhalt. Er war nicht knauserig. Sie denken doch nicht etwa, dass ihn -« er machte eine kurze Pause, »- meine Mutter auf dem Gewissen hat?«

»Wir dürfen nichts außer Acht lassen«, erklärte Milo.

»Wie standen Sie zu Ihrem Vater?«

»Ich arbeite in seiner Agentur. Unser Verhältnis war gut. In sein Privatleben hatte ich keinen Einblick. Unser privater Kontakt beschränkte sich auf einige gemeinsame Essen im Jahr und ein paar Treffen auf Partys, die mein Vater zu gewissen Anlässen veranstaltete.«

»Daraus schließe ich, dass sie privat keinen allzu großen Kontakt mit Ihrem Vater hatten.«

»Das ist richtig. Verstehen Sie das aber nicht falsch. Wir verstanden uns sehr gut. Es führte jeder lediglich sein eigenes Leben.«

»Sind Sie verheiratet?«

»Nein.«

»Haben Sie Geschwister?«

»Nein.«

Ich wandte mich an den Detective Lieutenant und bat ihn, uns die Vernehmungsprotokolle und Ergebnisse der Spurensicherung zukommen zu lassen.

Da unsere weitere Anwesenheit nicht vonnöten war, kehrten Milo und ich ins Field Office zurück.

»Es wird schwer sein, den Mörder zu überführen«, bemerkte Milo, als wir an unseren Schreibtischen Platz genommen hatten.

Ich fuhr meinen Computer hoch. Das Betriebssystem verlangte ein Login und ich gab es ein. Dann richtete ich den Blick auf Milo. »Wir wissen, dass Hunter ein Gangster war, können es allerdings nicht beweisen. Er war clever und bot uns keinen Hebel. Nun ist er jemandem in die Quere gekommen. Und dieser Jemand hat nicht lange gefackelt.«

»Einer der anderen Bosse«, murmelte Milo. »Aber wie sollen wir an diese Kerle herankommen? Der Mord wurde von einem Hitman verübt. Wir könnten einige V-Leute einsetzen, die sich ein wenig umhören. Aber wer es auch war, der Hunter zu seinen Ahnen schickte – er wird es nicht an die große Glocke hängen.«

»Warten wir ab, was die Spurensicherung ergibt«, knurrte ich.

Milo verzog das Gesicht. »Wenn es ein Profi war, dann wird die einzige Spur die Kugel sein, die den Schädel von Hunter zerschmetterte. Vorausgesetzt, sie wird sichergestellt.«

*

Bei Meg Logan läutete es. Sie erhob sich von der Couch und ging zur Tür. Meg trug einen superkurzen Minirock, ein enges T-Shirt, kniehohe, schwarze Lederstiefel und schwarze Netzstrümpfe. Die langen, blonden Haare trug sie offen. Sie ringelten sich auf ihrem Rücken und hingen über ihre schmalen Schultern.

Die Dreiundzwanzigjährige schaute durch den Spion, dann öffnete sie die Tür einen spaltbreit, lächelte und sagte: »Bist du Brad?«

»Ja.« Der Mann musterte sie fast ausdruckslos. »Wir haben eine Verabredung.«

»Richtig. Komm herein.« Meg öffnete die Tür und machte ihrem Besucher Platz. Er kam in die Wohnung. Meg schloss die Tür. Er wandte sich ihr zu. »Du hast eine Stunde gebucht«, sagte Meg. »Bringen wir erst das Geschäftliche über die Bühne.«

»Hundert Dollar.« Der Mann griff in die Innentasche seiner Jacke, nahm seine Brieftasche heraus und fingerte einige Geldscheine heraus, die er Meg reichte. »Du scheinst zu halten, was du versprochen hast.« Wohlgefällig starrte er auf die großen Brüste von Meg, die sich wie zwei Bälle unter dem engen T-Shirt abzeichneten.«

Meg legte das Geld in einen Schub. »Gehen wir ins Schlafzimmer.«

»Erfüllst du auch Sonderwünsche?«

»Das kommt drauf an. Alles mache ich nicht.«

»Ich verstehe.«

Meg ging vor dem Freier her zur Schlafzimmertür, betrat das Zimmer und machte Licht, dimmte es so weit herunter, dass im Zimmer nur noch eine schummrige Atmosphäre herrschte, und sagte: »Zieh dich aus. Wenn du Sonderwünsche hast, können wir drüber reden. Das kostet allerdings.«

Der Mann entkleidete sich. Auch Meg zog sich aus. Sie gebot dem Mann, sich aufs Bett zu legen. Er aber trat vor sie hin. »Du musst sehr gut zu mir sein«, murmelte er, seine Stimme klang heiser, und in seinen Augen war plötzlich ein seltsames Flackern. Er legte beide Arme um Meg und drückte sie an sich. Die junge Frau stemmte sich gegen ihn. »Lass los.« Sie lachte auf. Ein glockenhelles Lachen, fast belustigt. »Ich werde nicht nur gut zu dir sein, ich werde dir den Himmel auf Erden bereiten. Du wirst es sehen. Jetzt leg dich auf den Rücken. Sonst brauchst du nichts zu tun. Überlass alles mir.«

»Ich habe es verdient, dass du gut zu mir bist«, stieß der Bursche hervor und umklammerte Meg mit beiden Armen. »Meine Mutter hat mich verlassen, als ich zehn war. Sie taugte nichts. Ich bin bei meinem Vater aufgewachsen. Er hatte keine Liebe für mich übrig.«

Meg wand sich in seinem Griff. Das Lachen war ihr vergangen. Der Ausdruck von Panik prägte ihre Züge. Siedendheiß fiel ihr ein, dass in den vergangenen zwei Wochen zwei Prostituierte ermordet worden waren. Eine Woge des Entsetzens überschwemmte ihr Bewusstsein. Hatte sie ein Date mit ihrem Mörder vereinbart? Hatte sie sich für hundert Dollar den Tod erkauft? »Loslassen«, keuchte sie. »Wenn du einen Mutterersatz suchst…«

Sein Gesicht verzerrte sich. »Du musst nur gut zu mir sein. Mehr verlange ich nicht. Streichle mich. Sprich zu mir. Sag, dass ich ein lieber und netter Junge bin. Gib mir, was ich von meiner Mutter nie bekommen habe.«

»Du – du bist ein Psychopath!«, entrang es sich Meg. Verzweifelt versuchte sie, seine Umklammerung zu sprengen. »Lass mich los, oder ich schreie um Hilfe. Du – du kannst deine hundert Dollar wieder haben.«

»Du verdammte Hure!« Das Gesicht des Freiers verwandelte sich in eine wütende Fratze. Er löste seinen Griff und schlug Meg die Faust gegen den Kopf. Sie fiel auf das Bett und schrie auf. Als sich der Mann über sie beugte, rammte sie ihm beiden Beine in den Leib. Er krümmte sich nach vorn, ein überraschter Ton brach aus seiner Kehle. Meg rollte sich über das breite Bett und kam auf der anderen Seite auf die Beine. »Hilfe!«, schrie sie mit gellender Stimme und lief zur Tür. Mit einem Satz schnitt ihr der Mann den Weg ab. In seinen Augen war ein gefährliches Irrlichtern. Er warf Meg aufs Bett und kniete über ihr. »Du hättest nur gut zu mir sein brauchen«, hechelte er. »Mehr wollte ich nicht. Nur ein wenig Liebe.« Dann legten sich seine Hände um den Hals der jungen Hure…

*

Clive Caravaggio und Blackfeather betraten das Büro von Mr. McKee. Der AD kam um seinen Schreibtisch herum und begrüßte die beiden per Handschlag, dann forderte er sie auf, sich zu setzen. Sie ließen sich an dem kleinen Konferenztisch nieder, der Chef ging wieder hinter seinen Schreibtisch und setzte sich ebenfalls.

Abwartend musterten Steve und Blacky ihren Vorgesetzten. »In der Nacht wurde wieder eine Prostituierte ermordet«, begann Mr. McKee. »Ihr Name ist Meg Logan, ihre Adresse ist 154 East 56th Street.«

»Der dritte Prostituiertenmord innerhalb von zwei Wochen«, murmelte Steve.

»So ist es. Meg Logan wurde wie die beiden anderen jungen Frauen vor ihr erwürgt. Der Mord weist dieselbe Handschrift auf wie die beiden anderen Morde. Die Frauen waren in ihren Wohnungen tätig und priesen sich in einschlägigen Zeitungen als Hostessen an.«

»Gibt es sonst irgendwelche Erkenntnisse, Sir?«, fragte Blacky. »Hat jemand den Mann gesehen?«

»Nein. Dem ersten Augenschein nach ist der Mord gestern Abend zwischen einundzwanzig und zweiundzwanzig Uhr geschehen. Ob die Kollegen von der SRD irgendwelche Hinweise auf den Mörder sichergestellt haben, ist noch nicht bekannt.«

Steve und Blacky fuhren ins gerichtsmedizinische Institut und sprachen mit dem Pathologen. Der Arzt sagte: »Ich bin noch nicht dazu gekommen, die Leiche zu obduzieren. Aber es ist davon auszugehen, dass der Tod durch Erwürgen eingetreten ist. Die Würgemale am Hals sind eindeutig. Es muss sich um einen ziemlich kräftigen Mann gehandelt haben.«

Steve und Blacky ließen sich die Leiche zeigen. Sie lag in einem der Schübe im Kühlraum.

»Sie war nackt«, sagte der Pathologe. »Irgendwelche Spuren, die auf eine Vergewaltigung schließen lassen, habe ich beim ersten Augenschein nicht festgestellt.«

Die beiden Agents schauten in das starre Gesicht, das noch das letzte Entsetzen im Leben der Frau ausdrückte. Die Augen waren halb geöffnet, der Mund wie zu einem stummen Schrei aufgerissen. Am schlanken Hals der Toten zeichneten sich blau unterlaufene Abdrücke ab.

Die beiden Agents waren erschüttert. Sie waren schon oft mit der Brutalität des gewaltsamen Todes konfrontiert worden – und es traf sie jedes Mal aufs Neue.

»Bis wann können wir mit Ihrem Gutachten rechnen, Doc?«, fragte Steve.

»Drei, vier Tage.«

»In Ordnung. Vielen Dank.«

»Es handelt sich wahrscheinlich um ein und denselben Täter«, bemerkte Blacky, als sie im Dienstwagen saßen und auf dem Weg zur Federal Plaza waren. »Die Spuren, die wir haben, sind nichts sagend. Ein paar genetische Fingerabdrücke, von denen wir nicht wissen, wem sie zuzuordnen sind. Wo können wir ansetzen?«

»Wir haben nichts«, versetzte Steve. »Und weil das so ist, sind wir auf den Zufall angewiesen oder darauf, dass der Mörder einen Fehler macht.«

»Das bedeutet, dass wir tatenlos zusehen müssen, wie er wahrscheinlich weiter mordet. Ziemlich frustrierend.«

»Aber nicht zu ändern«, knurrte Steve.

*

Die Kollegen hatten die Kugel, die Lloyd Hunter tötete, sichergestellt. Es war eine Gewehrkugel. Sie hatte im Mauerwerk des Gebäudes gesteckt, vor dem Hunter erschossen worden war. Kaliber .308 Winchester. Irgendwelche Hinweise auf den Mörder ließ die Kugel nicht zu.

Milo und ich sprachen mit Morgan Clark. Der Mann hatte sich wieder gefangen. Er hatte zwar den Kollegen von der Mordkommission gegenüber schon seine Aussage gemacht, aber wir wollten selbst hören, was er zu berichten hatte.

»Wir verließen die Gaststätte«, erzählte er. »Anschließend wollten wir in die Agentur von Hunter fahren, um einen Werbeauftrag mit seinem Sohn zu besprechen. Als wir auf den Gehsteig traten, brach Lloyd plötzlich zusammen. Ich beugte mich über ihn und sah, dass ihm der halbe Hinterkopf fehlte. Dann kamen auch schon von allen Seiten Menschen…«

Clark brach ab. Seine Lippen zuckten. Die Erinnerung schien ihn zu überwältigen.

»Sie wissen, womit Hunter seinen Lebensunterhalt verdiente?«, fragte ich.

»Er betrieb eine Werbeagentur«, antwortete Clark. »Und er war stiller Teilhaber an einigen anderen Geschäften. Was Genaues weiß ich nicht.«

»Sie haben angegeben, ein Geschäftspartner von Hunter zu sein.«

»So ist es. Ich bin Besitzer einiger Video- und DVD-Verleihs und habe mit Hunter wiederholt Werbeverträge abgeschlossen. Es war ein Geschäftsessen, zu dem wir uns getroffen hatten.«

»Von Jeff Hunter wissen wir, dass Sie ihn verständigt haben.«

»Ich kenne Jeff sehr gut. Über ihn bin ich praktisch zu seinem Vater gekommen. Jeff ist der Freund meines Sohnes. Die beiden sind miteinander zur Schule gegangen und waren auch privat unzertrennlich.«

»Wissen Sie etwas von illegalen Geschäften, an denen Hunter beteiligt gewesen sein soll?«

Clark prallte regelrecht zurück. »An welchen illegalen Geschäften?«, stieß er betroffen hervor. Seine Mundwinkel hatten sich verkniffen.

»Sie haben also keine Ahnung«, sagte ich.

»Nein, wo denken Sie hin. Für mich war Hunter ein Ehrenmann; integer, ehrlich, geradlinig.«

»War er an Ihrer Firma beteiligt?«

Clark zögerte ein wenig, dann nickte er. »Zu dreiunddreißig Prozent.«

»Zu einem Drittel also.«

»Richtig.«

»Wie gestaltete sich ihr privater Kontakt?«

Wieder zögerte Clark. In seinem Gesicht arbeitete es. Ich hatte das Gefühl, dass ihm nicht besonders behaglich zumute war. Den Grund für seine Unbehaglichkeit kannte ich nicht. »Nun, wir waren beide alleinstehend und haben das eine oder andere Mal gemeinsam etwas unternommen.« Ein etwas starres Grinsen huschte um Clarks Mund, zerrann aber sofort.

»Ich verstehe«, sagte ich.

»Ich war wie gelähmt«, murmelte der Mann. »Als Lloyd neben mir zusammenbrach, dachte ich erst an eine Kreislaufschwäche oder eine Herzattacke. Aber dann…« Die Stimme brach. Clark fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, als wollte er das Bild, das vor seinem geistigen Auge erstand, mit dieser Geste aus seinem Gedächtnis verscheuchen. Und dann schaute er mich an und in seinen Augen blitzte es auf. Es sah so aus, als käme ihm eine Erleuchtung, und er stieß hervor: »Da fällt mir ein, dass Lloyd einige Male den Namen Moretti erwähnte. Er sprach des Öfteren davon, dass ihm dieser Moretti nicht grün wäre, ließ sich aber niemals näher darüber aus.«

Ich wechselte mit Milo einen schnellen Blick. Dann fragte ich: »Luigi Moretti?«

»Das ist möglich.« Clark strich sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn und machte einen nachdenklichen Eindruck. »Ja, ich glaube, der nannte den Namen Luigi mal.«

»Moretti ist ein Gangsterboss aus Little Italy«, dehnte ich. »Wissen Sie das?«

Irritiert fixierte mich Clark. Wenn er Bescheid wusste, dann ließ er sich das nicht anmerken. Und wenn er schauspielerte, dann war das eine oscarreife Leistung. Einen Moment dachte ich daran, dass er uns vielleicht gezielt den Namen Moretti genannt hatte. »Vielleicht handelt es sich um einen anderen Mann, der zufällig diesen Namen trägt«, murmelte Clark. »Kaum vorstellbar, dass Lloyd zu einem Gangster irgendeine Verbindung hatte.«

»Hunter war selbst ein Gangster!«, entfuhr es Milo genervt.

»Davon war mir nichts bekannt«, murmelte Clark.

Das Gegenteil konnten wir ihm nicht beweisen. Was uns Clark berichten konnte, wussten wir bereits. Wir verließen seine Wohnung. Als wir im Sportwagen saßen, verlieh Milo dem Gedanken, den ich auch schon hatte, Ausdruck: »Hattest du nicht auch das Gefühl, dass uns Clark den Namen Moretti mit Bedacht genannt hat?«

»Daran habe ich auch schon gedacht.«

»Ich bin der Meinung, dass er uns auf Moretti gehetzt hat.«

»Wenn ich es mir richtig überlege, ist das nicht von der Hand zu weisen. Das hieße allerdings, dass Clark dazugehört und uns vor seinen Karren spannen will.«

»Ja. Er gehört zu Hunters Verein. Wahrscheinlich ist er sogar einer der führenden Köpfe. Und jetzt sollen wir für ihn die Kastanien aus dem Feuer holen.«

Ich verfiel in Gedanken, während ich den Sportwagen durch die verstopften Straßen Manhattans steuerte.

*

Luigi Moretti schaute seine Tochter unter zusammengeschobenen Brauen hervor finster an. Seine braunen Augen funkelten zornig. Der schwergewichtige Mafioso traute seinen Ohren nicht. Stella hatte es gewagt, ihm zu widersprechen. Wenn er etwas nicht duldete, dann war es Ungehorsam. Seine Familie hatte zu gehorchen. Sein Wort war Gesetz.

Stella Moretti war dreiundzwanzig Jahre alt, dunkelhaarig und ausgesprochen rassig. Ihre zierliche Gestalt verschwand fast in dem riesigen Sessel, in dem sie saß. Trotzig hielt sie dem zwingenden Blick ihres Vaters stand. Die beiden starrten sich an wie Feinde. Moretti sah aus, als würde er jeden Moment explodieren. Aber er zwang sich zur Ruhe. Seine Stimme grollte:

»Was hast du gegen Sergio?«

»Ich habe nichts gegen Sergio«, antwortete die junge Frau, es klang sachlich und klar. »Ich empfinde ganz einfach nichts für ihn. Und ich kann nicht die Frau eines Mannes sein, den ich nicht liebe.«

»Liebe!«, knirschte Moretti verächtlich. Seine Rechte wischte durch die Luft. »Was ist Liebe? Eine Verbindung muss einen Zweck erfüllen. Sie ist so etwas wie eine Interessengemeinschaft. Sergio ist ein guter Junge, er passt zu dir, und ich will, dass er zur Familie gehört.«

»Dann adoptiere ihn von mir aus, Vater, aber verlange nicht von mir, dass ich ihn heirate. Meinen Mann suche ich mir selbst aus. Noch habe ich nicht das Verlangen, mich zu binden. Doch wenn es so weit ist…«

»Gibt es etwa schon einen Mann, von dem ich nichts weiß?«

»Nein.«

»Die Liebe kommt mit der Zeit, Stella. Sie wächst wie eine zarte Blüte. Eines Tages wirst du Sergio lieben und…«

»Das ist mir zu unsicher, Vater. Ich mag Sergio. Er ist für mich wie ein Bruder. Lass das bitte so. Ich könnte ihn nie als meinen Mann akzeptieren. Zu einer Ehe gehören mehr als ein Trauring und ein Jawort – Dinge, die ich Sergio niemals geben könnte. Bitte, Vater, verschone mich mit diesem Ansinnen.«

»Du heiratest Sergio!«, gebot Luigi Moretti mit harter Stimme. »Und du wirst mir gehorchen. In der Familie bestimme ich. Ich will es so. Basta!«

»Niemals!« Stella sprang auf wie von einer Tarantel gestochen. Breitbeinig stand sie vor ihrem Vater, den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, die Hände zu Fäusten geballt. Es sah aus, als wollte sie sich im nächsten Moment auf ihren Vater stürzen.

»Ich werde dich zwingen.«

»Eher friert die Hölle ein.«

»Fordere mich nicht heraus, Tochter.«

»Ich werde mich auf eigene Beine stellen, Vater.« Stella griff sich an den Kopf. »Leben wir denn im Mittelalter, als ein Vater bestimmen durfte, wen seine Tochter heiraten musste? Wach auf, Vater! Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Du kannst mich nicht zwingen, einen Mann deiner Wahl zu heiraten. Ich bin volljährig.«

»Was ich aufgebaut habe, habe ich für dich aufgebaut, Stella. Willst du mich nun derart enttäuschen?«

»Du enttäuscht mich, Vater«, begehrte Stella auf. »Ich habe immer gedacht, du liebst mich. Dass du mich zwingen willst, Sergio zu heiraten, ist kein Liebesbeweis. Du behandelst mich wie einen Gegenstand. Ich bin aber ein Mensch mit Gefühlen. Bitte, Vater, lass diesen Plan sausen. Du setzt unsere gute Beziehung aufs Spiel.«

»Deine Mutter würde sich im Grab herumdrehen, könnte sie hören, wie du mit mir sprichst!«, erregte sich der Mafioso.

»Ich weiß, wie sehr du Mutter geliebt hast. Hättest du eine andere Frau geheiratet, nur weil dein Vater es von dir verlangt hätte?«

Fast bestürzt schaute Luigi Moretti seine Tochter an. »Bei mir war das etwas anderes«, grollte er dann. »Du kannst es nicht mit unserer heutigen Situation vergleichen. Deine Mutter und ich waren arm, als wir uns kennen lernten. Ich hatte gerade mal das Geld, um mir einen billigen Brautanzug kaufen zu können. Als ich vor über dreißig Jahren nach Amerika kam, war ich völlig auf mich allein gestellt. Mein Vater war tot, meine Mutter blieb in Italien zurück. Ich stand vor dem Nichts. Es interessierte niemand, mit wem ich mich abgab. Ich lernte deine Mutter kennen. Sie war das Kind italienischer Auswanderer. Ja, wir liebten uns. Wir liebten uns über alles.«

»Hättest du eine andere Frau geheiratet, wenn es dein Vater von dir verlangt hätte?«

Moretti konnte dem Blick seiner Tochter nicht standhalten. Er knetete verlegen seine Hände und schien seine Antwort im Kopf vorzuformulieren, dann sagte er ausweichend: »Für dich habe ich ein Imperium aufgebaut, Stella. Es gilt, Interessen zu wahren. Du willst doch einmal fortsetzen, was ich angefangen habe. Dazu brauchst du einen Mann, der ist wie ich. Alleine bist du zu schwach, das Moretti-Imperium zu leiten. Sergio ist der Mann, der in meine Fußstapfen treten kann.«

Es klingelte.

»Erwartest du jemand?«, fragte Stella.

»Nein.« Moretti erhob sich und ging zur Tür, schaute durch den Spion, dann nahm er den Hörer der Gegensprechanlage vom Apparat, drückte den Knopf und fragte: »Wer ist da?«

»Die Special Agents Trevellian und Tucker vom FBI New York. Wir möchten mit Ihnen sprechen, Mister Moretti.«

Betroffenheit zeichnete sich im Gesicht des Gangsterbosses ab. »Was will das FBI von mir?«

»Ich sagte es schon: Wir möchten mit Ihnen sprechen. Nur ein paar Routinefragen. Öffnen Sie, Mister Moretti. Natürlich können wir Sie auch ins Field Office bestellen. Es liegt ganz bei Ihnen.«

»Schon gut.« Moretti öffnete die Tür.

*

Ich hielt dem Italiener meine ID-Card unter die Nase. Er warf einen Blick darauf, dann sagte er: »Treten Sie ein, Gentlemen.«

Wir betraten das große Wohnzimmer. In der Mitte des Raumes stand eine junge, sehr schöne Frau. Sie taxierte uns unverhohlen. Mir entging nicht der unglückliche Ausdruck in ihren Zügen. Ich grüßte sie, erhielt aber keine Antwort.

Hier war alles nur vom Feinsten. Die Möbel zeigten wertvolle Intarsien, der Teppich kostete wahrscheinlich ein Vermögen, die Bilder an den Wänden waren echt. In protzigen Vitrinen funkelte schweres Bleikristall. Die Polstergarnitur war aus weichem Leder und wuchtig.

»Darf ich Ihnen meine Tochter Stella vorstellen, Agents«, hörte ich Moretti sagen. Er lachte. »Sie schaut ein wenig zerknirscht drein. Wir hatten gerade eine kleine Meinungsverschiedenheit.«

»Sehr erfreut, Ma'am«, sagte ich und nickte der jungen Frau zu.

Jetzt erwiderte sie meinen Blick und sagte:

»Guten Tag. Entschuldigen Sie bitte, ich war in Gedanken. – Du hast sicher nichts dagegen, wenn ich mich in mein Zimmer zurückziehe, Vater.«

»Geh nur. Wir reden später weiter.«

»In dieser Sache ist das letzte Wort bereits gesprochen«, versetzte Stella hart.

Die Miene des Gangsterbosses verkniff sich.

Man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass zwischen Vater und Tochter die Fronten verhärtet waren.

Stella verschwand durch eine Tür.

»Wir sind nicht immer einer Meinung«, sagte Moretti lächelnd und es klang fast ein wenig entschuldigend. Mir kam der Bursche aalglatt vor. In ihm kochte es. Das blieb mir nicht verborgen. Sein Lächeln war falsch und hintergründig. Er sprach weiter: »Sie hat viel zu viel von mir geerbt, als dass wir das sein könnten. Stella hat ihren eigenen Kopf.«

»Ihr Name ist im Zusammenhang mit einem Mord genannt worden«, begann ich ohne Umschweife. »Darum sind wir hier.«

Morettis Gesicht wurde ausdruckslos. Lauernd fixierte er mich. »Wie soll ich das verstehen?«, dehnte er und wies auf die Sitzgruppe. »Nehmen Sie Platz, Gentlemen. Im Sitzen spricht es sich besser. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«

»Vielen Dank«, erwiderte ich und nahm das Angebot, mich niederzulassen, an. Auch Milo setzte sich. Moretti ging zu einer Vitrine, öffnete sie und nahm eine Karaffe mit Kognak oder Whisky heraus, schenkte sich ein Glas ein und kam damit zum Tisch, setzte sich auf die Couch und lehnte sich zurück. »Es geht also um einen Mord. Na schön, G-men.« Er tippte sich mit dem Daumen seiner linken Hand gegen die Brust. »Ich habe niemanden umgebracht. Ich bin nämlich ein gesetzestreuer Bürger, der pünktlich seine Steuern zahlt, der hohe Summen für wohltätige Zwecke spendet und der mit einer Reihe namhafter Politiker gut bekannt ist.«

Er lächelte wie ein Wolf. Seine letzte Einlassung war der Wink mit dem Zaunpfahl. Er wollte damit dokumentieren, dass er nicht nur mit vielen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bekannt war, sondern auch Einfluss auf sie ausüben konnte. So empfand ich es zumindest.

»Wir machen nur unsere Arbeit«, versetzte ich.

»Dafür werden Sie bezahlt«, lachte Moretti leutselig. Dann aber wurde er ernst. »Stellen Sie Ihre Fragen.«

»Es geht um den Mord an Lloyd Hunter.«

»Wer soll das sein?«

»Wir verdächtigen ihn einer Reihe illegaler Geschäfte. Drogenhandel und Geldwäsche. Dazu kommen Delikte wie Körperverletzung und vielleicht sogar Mord.«

»Sie verdächtigen ihn?«

»Er äußerte des Öfteren, dass Sie ihm nicht grün wären.«

»Ich kenne den Mann gar nicht. Wem gegenüber machte er diese Äußerung?«

»Das spielt keine Rolle. Kann es sein, dass sich Hunter zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für Sie entwickelte, Moretti?«

»Ich besitze einige Bars und Clubs in Manhattan«, erklärte der Italiener. »Hatte dieser Hunter vor, sich in dieser Richtung zu etablieren?«

»Es geht nicht um die Bars und Clubs«, mischte sich Milo ein.

»Worum dann?«

»Um Drogenhandel, illegale Prostitution, illegales Glücksspiel, Schutzgelderpressung und, und, und.«

»Was habe ich damit zu tun?«, fragte Moretti mit schiefgezogenem Mund.

»Sehr viel, Moretti«, antwortete Milo. »Es pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass Sie hier in Little Italy das Geschäft mit dem Verbrechen kontrollieren. Hunter ist Ihnen in die Quere gekommen. Und deshalb musste er sterben.«

Mit einem Ruck erhob sich Moretti. Seine Augen versprühten Blitze. »Ich bitte Sie, auf der Stelle meine Wohnung zu verlassen.«

»Das hören Sie nicht so gerne, wie?«, fragte Milo ungerührt.

»Gehen Sie!« Moretti wies mit dem ausgestreckten Arm zur Tür.