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Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 113 Taschenbuchseiten. Ein Ausflugsschiff explodiert, vierzehn Menschen kommen um. Eine terroristische Vereinigung zeichnet in einem Brief dafür verantwortlich. Aber stimmt das auch? Die Ermittler Trevellian und Tucker werden mit vielen Motiven konfrontiert, und die 14 Toten waren nicht die letzten Leichen.
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Trevellian und das schmutzige Spiel: Action Krimi
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Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 113 Taschenbuchseiten.
Ein Ausflugsschiff explodiert, vierzehn Menschen kommen um. Eine terroristische Vereinigung zeichnet in einem Brief dafür verantwortlich. Aber stimmt das auch? Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker werden mit vielen Motiven konfrontiert, und die 14 Toten waren nicht die letzten Leichen.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / Cover Firuz Askin
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Die lokale Presse brachte es in einer Sondermeldung. Auf dem Hudson River war ein Boot der Manhattan Ship Society gesunken und hatte über ein Dutzend Menschen mit in den Tod gerissen, darunter zwei Kinder im Alter von zwölf und vierzehn Jahren und den Kapitän des Schiffes. Vorausgegangen war die Explosion einer Bombe im Maschinenraum. Sie hatte ein Loch in den Leib des Schiffes gerissen. Man vermutete einen terroristischen Hintergrund. Ein Bekennerschreiben lag nicht vor.
Da eine Bombe im Spiel war, wurde der Fall vom Police Department an das FBI abgegeben. Mr. McKee betraute Milo und mich mit den Ermittlungen. Er sagte: »Wir haben ein gesunkenes Schiff und vierzehn tote Menschen. Und wir wissen nicht, wer dahinter steckt. Es können islamistische Terroristen sein, oder auch amerikanische Extremisten oder irgendeine andere militante Gruppierung. Wir tappen im Dunkeln. Bringen Sie Licht in dieses Dunkel, Jesse und Milo, und bringen Sie mir den oder die Verantwortlichen.«
Ein glasklarer Auftrag. Doch wo sollten wir ansetzen? Wir beschlossen, uns zunächst einmal die Manhattan Ship Society näher anzusehen. Es handelte sich um eine Company Limited, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung also. Es gab vier Gesellschafter, ihre Namen waren Ken Stowell, James McLoyd, Telly Allister und Richard Overton. Ken Stowell war Geschäftsführer. Er war ein Mann um die Fünfzig, groß und schlank, natürliche Autorität verströmend, und er besaß erstklassige Manieren.
Das Büro der Gesellschaft befand sich in der Murray Street. Dort trafen wir Ken Stowell. Sein Büro war teuer eingerichtet. Er bewahrte uns gegenüber vornehme Distanz.
»Es gab keine Drohungen«, sagte er. »Das Attentat wurde nicht angekündigt. Vielleicht ein Konkurrenz-Unternehmen. Ich habe keine Ahnung.«
»An wen denken Sie?«
Er hob die Schultern. »Zum Beispiel die Circle Line Sightseeing Tours.«
»Ein renommiertes Unternehmen«, sagte ich.
Stowell ließ die Schultern wieder sinken und gab keine Antwort.
»Was kostet so ein Boot?«, fragte ich.
»Jenes, das versenkt wurde, kostet neu eins Komma fünf Millionen Dollar.«
»Wie hoch war es versichert?«
»Auf eben diese eins Komma fünf Millionen.«
»Haben Sie das Boot neu gekauft?«, wollte Milo wissen.
»Warum stellen Sie diese Fragen?«, knurrte Stowell. Seine Brauen hatten sich zusammengeschoben. Er musterte uns abwechselnd. »Besteht etwa der Verdacht, dass wir unser Schiff selbst versenkt haben, um die Versicherungssumme zu kassieren?«
»Wir müssen jede Eventualität prüfen«, versetzte ich. »Wenn Sie also die Frage beantworten würden.«
Er schoss mir einen bösen Blick zu. »Für unsere Gesellschaft fahren insgesamt fünf Schiffe. Wir haben alle unsere Boote gebraucht gekauft. Der Preis lag jeweils um die fünfhunderttausend Dollar. Bevor wir sie für den Ausflugsverkehr einsetzen, lassen wir sie jedoch generalüberholen. Wir überlassen nichts dem Zufall. Unsere Boote befinden sich, wenn sie zum Einsatz kommen, in einem Top-Zustand.«
»Das glaube ich Ihnen gern«, erklärte ich.
Später, als wir im Wagen saßen und in Richtung Norden fuhren, um James McLoyd, der eine Wohnung in der 55th Street besaß, zu sprechen, sagte Milo: »Selbst wenn die Gesellschaft jedes Boot mit einer Viertelmillion aufmöbelt, ehe es zum Einsatz kommt, ist im Versicherungsfall eine Dreiviertelmillion verdient. Von dem Gewinn könnte ein weiteres Schiff angeschafft und generalüberholt werden. Aus eins mach zwei. Du verstehst, was ich meine?«
Natürlich verstand ich. Was Milo vorbrachte, war ausgesprochen schwerwiegend. Wobei es nicht von der Hand zu weisen war.
»Wir werden den Fall auch in diese Richtung abklopfen müssen«, sagte ich. »Sicher wird auch die Versicherung Ermittlungen anstellen. Es wird wohl zu einer engen Zusammenarbeit zwischen uns und den Ermittlern der Versicherung kommen. Zunächst aber sollten wir uns nicht mit Vermutungen und Spekulationen abgeben, sondern uns mit den Fakten beschäftigen.«
»Fakt ist, dass die Albatros nach einer Bombenexplosion untergegangen ist und dem Anschlag vierzehn Menschen zum Opfer fielen«, meinte Milo. »Und Fakt ist weiterhin, dass es unser Job ist, die Sache aufzuklären. Dabei sollten wir nichts außer Acht lassen.«
Wo Milo Recht hatte, hatte er Recht.
Wir erreichten die 55th Street, und ich fand nicht weit von dem Gebäude entfernt, in dem James McLoyd wohnte, einen Parkplatz. Er war zwar so eng, dass es mein ganzes fahrerisches Können erforderte, um den Sportwagen hinein zu rangieren, aber ich schaffte es, was Milo ein anerkennendes Pfeifen entlockte. Wir stiegen aus, ich aktivierte die Zentralverriegelung, dann marschierten wir nebeneinander zu dem Wohn- und Geschäftshaus, in dessen vierter Etage McLoyd ein Apartment besaß.
Er war zu Hause und bat uns in die Wohnung. Eine Frau begrüßte uns recht freundlich, und McLoyd stellte sie uns als seine Ehegattin vor. Seine Anwesenheit im Betrieb sei nicht vonnöten, erklärte er, da Ken Stowell den Laden schmeiße und er nur gefordert wäre, wenn ein Gesellschafterbeschluss zu fassen sei. McLoyd war ein freundlicher Mann, ebenfalls um die fünfzig Jahre alt, untersetzt, mit einem ziemlich dicken Bauch und einem sympathischen Gesicht. Er forderte uns auf, Platz zu nehmen, dann sagte er: »Sie kommen sicher wegen des Schiffsunglücks. Wir sind alle sehr betroffen. Ich denke, dass Terroristen dahinter stecken. Bombenterror geht doch meistens von derartigen Gruppierungen aus. Und sie schrecken auch nicht davor zurück, Menschen zu töten.«
Mein Handy, das ich in der Jackentasche trug, läutete. Ich nahm es heraus und drückte die grüne Taste. Es war Mr. McKee. Er sagte: »Es ist ein Bekennerbrief bei der New York Times eingegangen, Jesse. Eine Gruppe, die sich Neue Patriotische Front nennt, zeichnet für den Anschlag auf die Albatros verantwortlich.«
»Neue Patriotische Front«, wiederholte ich. »Noch nie etwas gehört von der Gruppierung. Wurden in dem Brief irgendwelche Ziele genannt, die die Bande verfolgt? Was will sie durchsetzen oder erreichen?«
»In dem Brief ist nichts weiter angegeben«, erwiderte Mr. McKee. »Der Verfasser weist jedoch darauf hin, dass es zu weiteren Anschlägen kommen wird.«
»Das ist ungewöhnlich«, sagte ich.
Dann bedankte ich mich bei Mr. McKee, verabschiedete mich und unterbrach die Verbindung, wandte mich an Milo und sagte: »Ein Bekennerschreiben. Die Gruppierung nennt sich Neue Patriotische Front. Noch nie was gehört davon.«
Ich richtete den Blick auf James McLoyd. »Sie haben Recht, Mr. McLoyd. Es sieht nach Terrorismus aus. Die militanten Gruppierungen in unserer Stadt begnügen sich scheinbar nicht mehr damit, Häuserwände, Brücken und U-Bahn-Schächte mit irgendwelchen Parolen vollzusprühen und Gewalt zu predigen.«
»Mit dem Schreiben sind weitere Anschläge angekündigt worden«, fuhr ich fort. »Forderungen wurden nicht gestellt. Es wurden auch keine Ziele genannt, die die Gruppierung verfolgt. Irgendwie kommt mir die Sache ziemlich außergewöhnlich vor.«
McLoyd konnte uns auch nicht weiterhelfen. Aber wir hatten ihn kennengelernt und konnten uns ein Bild von ihm machen. Darauf, Telly Allister und Richard Overton einen Besuch abzustatten, verzichteten wir, sondern fuhren zurück ins Field Office. Der Brief lag Mr. McKee vor. Er war mit dem Computer geschrieben und auf Papier ausgedruckt worden, das es in jedem Supermarkt zu kaufen gab.
Ich erinnerte mich an die rechtsextremistische Gruppe, die sich »Kampfgruppe 11. September« genannt hatte. Ihr Boss hieß Steven Caldridge. Caldridge saß lebenslänglich in Sing-Sing, dem Staatsgefängnis von New York bei der Stadt Ossining, die früher ebenfalls Sing-Sing hieß.
Wir beschlossen, mit Caldridge ein Gespräch zu führen, in der Hoffnung, dass er trotz seiner Inhaftierung auf dem Laufenden war, was sich in der Szene tat. Vielleicht konnte er uns einige brauchbare Hinweise liefern.
Ossining liegt am U.S. Highway 9 und nur dreißig Meilen von New York entfernt. Da wir angemeldet waren, bedurfte es keines großen Procedere, um mit dem Gefangenen sprechen zu können. Er wurde in einen spartanisch eingerichteten Raum gebracht. Es gab hier nur einen Tisch und vier Stühle.
Steven Caldridge war an Händen und Füßen gefesselt. Er trug Anstaltskleidung. Der Blick, mit dem er uns musterte, war alles andere als freundlich. »Was wollt ihr?«, fragte er grollend, als er saß. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und streckte die Beine von sich. Er gab sich also lässig und wollte uns dokumentieren, dass wir ihn mal könnten.
»Nur ein paar harmlose Fragen«, erklärte ich.
»Da bin ich aber gespannt.«
»Schon mal was von der Neuen Patriotischen Front gehört?«, fragte ich.
Caldridge runzelte die Stirn. »Nein. Was steckt dahinter?«
»Das wollten wir von Ihnen hören, Mr. Caldridge«, gab Milo zu verstehen. »Es gab einen Anschlag auf ein Schiff der Manhattan Ship Society. Dabei kamen Menschen ums Leben. Sie sind Insider, die militante Szenerie New Yorks betreffend. Und wir denken, dass Sie auch hinter Gittern auf dem Laufenden sind.«
»Wenn ein Schiff versenkt wurde, dann hat das wahrscheinlich einen terroristischen Hintergrund«, antwortete Caldridge. »Es gibt eine Zelle von Ansar el Islam in New York. Es können aber auch andere Sympathisanten der Al Quaida dahinter stecken. Wie kommen Sie auf die Neue Patriotische Front?«
»Es liegt ein Bekennerschreiben vor«, erwiderte ich.
Caldridge schüttelte den Kopf. »Sagt mir nichts. Im Übrigen täuschen Sie sich, G-men, wenn Sie glauben, dass ich hier in Sing-Sing auf dem Laufenden bin. Meine Leute haben mich abgeschrieben. Ich bin uninteressant für sie geworden. Mein Platz in der Organisation ist längst neu besetzt und …«
Er brach ab und biss sich auf die Unterlippe, wie ein Mann, der schon viel zu viel preisgegeben hatte.
»Die Kampfgruppe elfter September ist also noch aktiv?«, hakte ich sofort nach.
Caldridge starrte mich nur an. Ich versuchte in seinem Gesicht zu lesen, doch er hatte sein Pokerface aufgesetzt und verriet mit keinem Wimpernschlag, was hinter seiner Stirn vorging.
»Wenn Sie Ihre Leute fallen ließen«, sagte Milo, »weshalb arbeiten Sie nicht mit uns zusammen? Helfen Sie uns auf die Sprünge, Mr. Caldridge. Es würde ganz sicher Ihr Schaden nicht sein.«
Caldridge lachte auf. »Wollen Sie mir den Mund wässrig machen, Tucker? Was habe ich schon zu erwarten? Ich werde bis an mein Lebensende hinter diesen Mauern lebendig begraben sein. Womit also wollen Sie mich ködern, G-man?«
»Man könnte über die eine oder andere Vergünstigung sprechen«, versetzte Milo. »Es gibt da eine Reihe von Möglichkeiten.«
Caldridge winkte ab. »Selbst wenn. Ich könnte Ihnen nichts sagen. Aber versuchen Sie es mal in der Andalusia Bar in East Village. Dort verkehren einige Jungs, die mal der Kampfgruppe elfter September angehörten. Es waren zwar nur Statisten, aber es ist nicht auszuschließen, dass Ihnen der eine oder andere weiterhelfen könnte.«
»Vielen Dank«, sagte ich. »Soviel Kooperationsbereitschaft hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
»Meinen Sie das zynisch, Trevellian?«, blaffte Caldridge.
»Nein, ich meine es ehrlich.«
Der Gefangene wurde wieder abgeführt. Wir fuhren zurück nach Manhattan.
Auf Pier 90 des New York City Passenger Ship Terminals hatten sich die Angehörigen und Bekannten der bei dem Anschlag getöteten Passagiere zu einem Gedenkgottesdienst eingefunden. Es waren aber auch einige hundert Menschen aus Solidarität gekommen, um allein mit ihrer Teilnahme gegen terroristische Gewalt zu protestieren. Man konnte von den Gesichtern die Erschütterung ablesen. Viele weinten. Der Priester, der den Gottesdienst zelebrierte, fand eindringliche Worte des Trostes. Ob sie tatsächlich trösteten, blieb dahingestellt. Nach dem Gottesdienst drückte der Priester jedem der Anwesenden persönlich seine Anteilnahme aus. Und wieder fand er tröstende Worte, wenn er merkte, wie sehr die Menschen unter dem Verlust litten.
»Gott hat ein offenes Ohr«, sagte er zu Robert Barnes, einem Mann, der Frau und Tochter verloren hatte. Es war der zwölfte Geburtstag Cindys gewesen. Ihre Mutter hatte ihr schon lange die Ausflugsfahrt auf dem Hudson versprochen gehabt. Er, Barnes, war nicht mitgekommen, weil er an diesem Tag Dienst bei der City Police versehen musste. Er gehörte zum Patrol Services Bureau und war Detective Sergeant. Ihn interessierte die Ausflugsfahrt weniger, außerdem hatte er keinen Kollegen bitten wollen, für ihn Dienst zu schieben. Barnes vernahm die Wortes des Priesters wie aus weiter Ferne. »Er wird Ihre Frau und Ihre Tochter aufnehmen in sein Himmelreich und …«
Die Worte erreichten nur den Rand seines Bewusstseins. Und erst, als der Priester schwieg, besann sich Barnes wieder auf die bittere und gnadenlose Realität. »Ich wünsche den Schuften, die meine Frau und Cindy auf dem Gewissen haben, die Pest an den Hals«, stieß er voll Hass hervor.
Das Gesicht des Priesters verschloss sich. »Hass ist nicht das richtige Mittel, um …«
Barnes winkte ab, und der Priester schwieg. »Ich kann diesen Schuften nicht verzeihen, Padre«, sagte Barnes grollend. »Meine Frau war dreiunddreißig und stand mitten im Leben, meine Tochter war zwölf. Jetzt sind sie tot. Finden Sie das gerecht, Padre? Ich nicht. Und wenn es einen gerechten Gott gäbe, dann würde er Feuer vom Himmel schicken und die Mörder meiner Frau und Tochter vernichten.«
»Sie sollten nicht mit Gott hadern.«
»Ich kann nicht anders.« Barnes wandte sich ab und ließ den Priester einfach stehen. Ein Mann näherte sich ihm. Er hatte die Worte, die Barnes zu dem Pfarrer gesprochen hatte, hören können.
Der Mann holte Barnes ein und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Warten Sie.«
Robert Barnes blieb stehen und drehte sich halb herum. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, war einen Schritt hinter ihm stehen geblieben. Er war groß, etwa eins-fünfundachtzig, dunkelhaarig, um die vierzig Jahre alt und schaute sehr ernst drein. »Was wollen Sie?«, fragte Barnes nicht gerade freundlich.
»Ich hörte eben Ihre Worte, die Sie zu dem Priester sprachen.«
»Na und?« Barnes wandte sich um und nahm Front zu dem Anderen ein.
»Auch ich bin voll Wut. Mein Bruder kam bei dem Unglück ums Leben. Er war Kapitän auf der Albatros.«
»Ich habe Frau und Tochter verloren. Und wenn ich wüsste, wer für ihren Tod verantwortlich ist …« Barnes brach vielsagend ab. Sein Gesicht war wie aus Granit gemeißelt. Nur in seinen Mundwinkeln zuckte es. Er war bleich. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Mit dem Tod seiner Frau und seiner Tochter war in Robert Barnes etwas zerbrochen.
»Können wir reden?«
»Worüber.«
»Über das Unglück. Ich weiß einiges, das Sie vielleicht interessieren könnte. Es gibt dort vorne ein Café. Ich lade Sie ein. Wenn ich Ihnen erzählt habe, was ich weiß, sehen Sie vielleicht einiges mit völlig anderen Augen.«
»Meinetwegen.«
Sie gingen nebeneinander in die Richtung des Cafés davon.
Herb Callagher war Zuhälter, Drogendealer und er handelte mit Waffen. Er hatte drei Huren laufen, die für seinen Lebensunterhalt sorgten. Das Vorstrafenregister Herb Callaghers war lang, insgesamt hatte er sieben Jahre hinter Gittern verbracht. Drei davon wegen gefährlicher Körperverletzung. Er war brutal und ging über Leichen. Seinen Tag und auch den größten Teil der Nacht verbrachte er im Club 66, einer Spelunke in der Upper East Side, in der nur Typen vom Kaliber Callaghers verkehrten. Die Zeit vertrieben sie sich mit Pool Billard oder Poker.
Callagher saß beim Poker, als sein Handy läutete. Er zog es aus der Jackentasche, hob es ans Ohr und nannte seinen Namen. Und ehe der andere etwas sagen konnte, fragte er: »Was willst du?«
»Ich brauche eine Kanone. Und dann habe ich einige Jobs für dich. Es ist einiges drin. Und es ist ziemlich einfach und gefahrlos.«