Trevellian und der Fall in der Willett Street: Action Krimi - Pete Hackett - E-Book

Trevellian und der Fall in der Willett Street: Action Krimi E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Trevellian und der Fall in der Willett Street Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 130 Taschenbuchseiten. Ein ganzer Straßenzug mit Bruchbuden, die kaum noch bewohnbar sind. Und doch leben hier Menschen. Das ändert sich, als jemand versucht, mit Drohungen und sogar Mord diese Mieter zu vertreiben. Die Ermittler Trevellian und Tucker rätseln lange, bis sie den Drahtzieher dieser perfiden Masche finden – damit haben sie ihm aber noch nicht das Handwerk gelegt.

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Seitenzahl: 165

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Trevellian und der Fall in der Willett Street: Action Krimi

Pete Hackett

Published by BEKKERpublishing, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Trevellian und der Fall in der Willett Street

Copyright

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Further Reading: 1000 Seiten Krimi-Paket Morde für den Strandurlaub 2019

Also By Pete Hackett

Trevellian und der Fall in der Willett Street

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 130 Taschenbuchseiten.

Ein ganzer Straßenzug mit Bruchbuden, die kaum noch bewohnbar sind. Und doch leben hier Menschen. Das ändert sich, als jemand versucht, mit Drohungen und sogar Mord diese Mieter zu vertreiben. Die Special Agents Trevellian und Tucker rätseln lange, bis sie den Drahtzieher dieser perfiden Masche finden – damit haben sie ihm aber noch nicht das Handwerk gelegt.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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1

Willett Street, Nr. 108. Es war frühmorgens. Der 17-jährige Jimmy Walker verließ die ärmliche Wohnung in der 1. Etage des verwahrlosten Hauses, in dem nur noch vier Familien hausten.

Jimmy lebte mit seiner Mutter zusammen. Seinen Vater kannte Jimmy nicht mal vom Namen. Die Mutter war dem Alkohol verfallen. Über ein Einkommen verfügte sie nicht. Der Junge war gezwungen, ein paar Dollars zu verdienen, um sich und seiner Mutter wenigstens die Bruchbude von Wohnung zu erhalten, täglich etwas Essbares auf den Tisch zu bringen und seiner Mutter den nötigen Sprit zu besorgen. Nur mit Feuerwasser war sie ruhig zu stellen.

Jimmy hatte einen Job als Zeitungsausträger angenommen. Er musste sich beeilen, um rechtzeitig zur Verteilungsstelle zu kommen, denn die Kerle, die die Jobs vergaben, fackelten nicht lange. Wer nicht rechtzeitig kam, der flog. Also hetzte Jimmy in den Keller, um sein klappriges Fahrrad zu holen.

Jimmy war ehrgeizig. Er hatte sich geschworen, sich aus eigener Kraft aus dem Sumpf von Asozialität und Armut freizuschwimmen und irgendwann ein geordnetes Leben zu führen.

Der seltsame Geruch im Treppenhaus fiel dem Jungen nicht auf.

Im Keller machte er Licht.

Der Funke, den das Drehen des altmodischen Schalters auslöste, genügte ...

Ein fürchterlicher Krach! Ein Flammenmeer! Die Decke stürzte ein und begrub Jimmy unter sich. Eine Wolke aus Rauch und Staub stieß durch den Keller, fand einen Weg, stieg im Treppenhaus in die Höhe und hüllte alles ein. Flammen züngelten aus dem Bauschutt und fanden immer neue Nahrung in dem ausströmenden Gas ...

Die Bilanz war schrecklich.

Das Haus war bis zum 1. Stockwerk eingestürzt. Die Mieter im Erdgeschoss, ein Ehepaar mit Tochter, und Jimmys Mutter waren tot. Die anderen Bewohner mussten evakuiert werden.

Die Untersuchung ergab, dass sich im Keller des Gebäudes die Verbindungsschraube zweier Gasrohre gelockert hatte. War es Menschenwerk oder das Alter des Materials – es war nicht nachzuvollziehen. Kundendienste wurden in den Gebäuden schon seit Jahren nicht mehr durchgeführt. Mögliche Spuren waren dem Brand zum Opfer gefallen.

Fünf Tote.

An Terror dachte niemand. Gasexplosionen kamen immer wieder mal vor.

Niemand konnte ahnen, dass in 108 Willett Street ein Exempel statuiert worden war.

Man begann mit dem Abriss des einsturzgefährdeten Hauses. Bald zeugte nur noch ein riesiger Berg Bauschutt davon, dass hier einmal Menschen gelebt hatten.

Bei den Mietern der anderen Häuser ging das Gespenst der Angst um. Konnte nicht in jeder anderen dieser Ruinen, in denen sie hausten, tagtäglich das selbe passieren?

Einige der Mieter nahmen mit der Besitzerin der Häuser Verbindung auf und drängten auf Überprüfung der Gasleitungen. Morna Jefford, Inhaberin einer Modehauskette, schickte einen Installateur. Die Gasleitungen waren dicht. Es gab keinen Handlungsbedarf. Die Mieter beruhigten sich.

Einige Wochen vergingen ...

2

Jim Winters betrat das Haus Nr. 104 in der Willett Street. Ihm schlug muffige, abgestandene Luft entgegen. Er knipste die Beleuchtung an. Dann stieg er die Treppe hinauf zur 3. Etage.

Die Stromkabel hier im Treppenhaus lagen noch auf Putz, der in großen Flecken abgefallen war und sich teilweise auf dem Fußboden häufte. Die Wände waren mit allen möglichen Sprüchen vollgekritzelt, stellenweise waren Graffiti-Künstler mit ihren Spraydosen am Werk gewesen. Da war alles zu lesen, vom sexistischen Erguss bis hin zur neonazistischen Parole.

Hier zu wohnen war geradezu menschenunwürdig. Aber das galt fast für die gesamte Straße. In der Willett Street gab es nur alte, verwahrloste Häuser mit Rattenlöchern als Wohnungen. Viele standen leer. Manche der Gebäude waren einsturzgefährdet. Dafür aber waren die Mieten verdammt billig, und die Menschen, die hier hausten, lebten am Existenzminimum oder darunter.

Darüber dachte Jim Winters schon lange nicht mehr nach. Er lebte in den Tag hinein, von der Hand in den Mund. Es reichte ihm, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Er war abgestumpft. Jim Winters lebte nur noch wie ein Tier in der Gegenwart. Die Vergangenheit war es nicht wert, darüber nachzudenken. Die Zukunft war zu trübe, um einen Gedanken daran zu verschwenden.

Er kam ziemlich atemlos im 3. Stockwerk an. Die linke Tür führte in seine Wohnung. Er kramte in seiner Tasche und holte den Schlüssel heraus. Die verkratzte Korridortür mit dem stellenweise abblätternden Lack schwang in den Scharnieren quietschend und ächzend nach innen auf. In der Küche lief das Radio. Die Tür war nur angelehnt.

Jim Winters holte tief Luft. Er war zwar erst 32 Jahre alt, aber er rauchte zu viel. Viel zu viel. Und er war auch alles andere als ein Feind des Alkohols. Diese Laster hatten sich ihm auf die Pumpe gelegt.

Er stieß die Küchentür auf. Barbara war nicht da. Schmutziges Geschirr stand auf der verbeulten Ablage der Spüle. Es roch verbrannt. Jim rümpfte die Nase. Auf dem Gaskocher stand ein Topf. Er qualmte. „Nudeln“, knurrte er. „Immer nur Nudeln. Und die lässt sie verbrennen. Die Alte hängt mir langsam zum Hals raus.“

Er drehte den Ofenknopf herum. Der Ring aus Gasflammen unter dem Topf verlosch.

Die Dudelei aus dem Radio mutete ihn plötzlich unerträglich an. „Verdammte Negermusik!“, schimpfte er und schaltete das Radio aus.

Er war schlecht gelaunt. Den ganzen Tag fast hatte er sich in der Stadt herumgetrieben. Wo er sich auch aufgestellt hatte, um zu betteln, die Cops hatten ihn jedes Mal vertrieben. Die Subway-Cops hätten ihn um ein Haar wegen Landstreicherei eingesperrt.

Es war zum Kotzen. Er fand sein Leben wieder mal so richtig beschissen.

Er kratzte sich am stoppelbärtigen Kinn, machte kehrt und ging zum Wohnzimmer. „Die liegt wieder auf der Couch und lässt sich von Gott und der Welt aufs After schmatzen“, brabbelte er. „In der Küche sieht es aus wie in Bagdad nach dem Golfkrieg. Nix anständiges zum Fressen kochen, auf der faulen Haut liegen und mich blöd anmachen, wenn ich wieder mal Pech gehabt habe. Das kann sie. Das ist aber auch alles. Ich sollte diese stinkfaule Sau zum Teufel jagen.“

Ja, seine Stimmung war wirklich auf dem Nullpunkt. Und das schlug sich 100-prozentig in seiner sowieso nicht gerade feinen Ausdrucksweise nieder.

Seine Rechte fiel auf die Türklinke. Die Tür flog auf. Er wollte Barbara jetzt so richtig aufmischen. Seine Lippen sprangen auseinander, aber das, was er hinausbrüllen wollte, blieb ihm in der Kehle stecken. Er verschluckte sich fast, seine Augen weiteten sich.

In einem der vorsintflutlichen Sessel, der aussah, als hätten ihn die Mäuse angefressen, saß starr und steif Barbara und starrte ihn voll Angst an. Denn hinter ihr stand ein Typ mit einer Strumpfmaske über dem Kopf und hielt ihr eine Waffe gegen die Schläfe.

Und ein anderer Kerl wartete neben der Tür. Ebenfalls maskiert, ebenfalls eine Waffe in der Faust. Und dessen Mündung bohrte er jetzt Jim Winters in die Seite.

„Hereinspaziert, Winters“, erklang es dumpf hinter der Maske, die sich vor dem Mund des Sprechers leicht blähte, als sich die Luft staute. Die Stimme klang etwas verzerrt. Die braunen Augen, die ihn durch die Löcher der Kapuze fixierten, blickten kalt und unerbittlich.

Der Schreck, der sich in Jim Winters staute, brach sich Bahn in einem abgrundtiefen Ächzen. Der Magen krampfte sich ihm zusammen. Als ihn der Bursche ins Zimmer drängte, hatte er sekundenlang das Gefühl, dass seine Knie jeden Moment nachgaben.

„Was – was wollt ihr?“, stammelte er entsetzt, als seine Stimmbänder wieder funktionierten. Sein Organ klang heiser vor Furcht. „Kommt ihr wegen ...“

„Genau deshalb sind wir hier“, knurrte der Kerl, dessen Schießeisen ihm schmerzhaft gegen die Rippen drückte. „Du solltest dir samt deiner Schlampe ‘ne neue Bleibe suchen. Als wir vorhin nachsehen kamen, ob du unserem Wunsch entsprochen hast – was mussten wir feststellen? Du hast dich nichts darum gepfiffen. Ihr seid immer noch hier. Und das ist schlecht für euch.“

„Himmel, ich hab mir die Hacken abgerannt. Aber ich hab nichts gefunden. Wo ich auch anfragte: Keiner war bereit, mir auch nur das schäbigste Loch zu vermieten. Ich hab keine Arbeit. Sie fürchten alle, dass sie ihre Miete nicht kriegen. Ich – ich ...“

Der Maskierte unterbrach ihn schroff. „Diese Befürchtung hätte ich bei dir auch, Winters. Warum versuchst du es nicht im Central Park, oder unter einer Brücke. Wenn ich dich so ansehe, käme ich sowieso nicht auf die Idee, dass du‘n Dach über‘m Kopf hast. Siehst aus wie‘n gottverdammter Penner.“

Winters atmete rasselnd aus. „Ich hab eben nur Pech im Leben. Wir kommen gerade so über die Runden. Heut hab ich keine drei Dollar eingenommen. Ich kriege keine Arbeit. Die Bullen, glaube ich schon fast, haben es ausschließlich auf mich abgesehen. Mein Gott, lasst uns doch wenigstens dieses Loch hier. Es gewährleistet wenigstens, dass wir uns im Winter nicht den Arsch abfrieren müssen.“

„Wen interessiert euer Arsch, Winters?“, grinste der andere hämisch. „Versuchs doch mal mit Handtaschenraub. Alte Omas oder Gebrechliche, die dich nicht mehr verfolgen können. Du weißt schon. Oder brich Kaugummiautomaten auf. Mit Betteln bringst du‘s wohl wirklich nicht weit. Die Nächstenliebe bleibt immer mehr auf der Strecke.“

Winters glaubte, aus dem Tonfall des Maskierten so etwas wie Entgegenkommen entnommen zu haben. Er wurde sicherer und seine Stimme klang gefestigter, als er sagte: „Ich wusste doch, dass ihr nicht so seid, Jungs. Also lasst mir noch etwas Zeit. Ich finde schon was. Muss ja nichts Besonderes sein. Hauptsache man kann sich den Arsch aufwärmen, wenn‘s draußen kalt ist.“

„Tja“, kam es von dem Maskierten, „so kann man sich eben täuschen, Winters. Wir können noch ganz anders sein. Sieh her ...“

Er zog mit der Linken auf und versetzte Winters einen krachenden Faustschlag ins Gesicht. Sein Kopf wurde in den Nacken gerissen, seine Lippen platzten auf, aus seiner Nase schoss das Blut. Ein gellender Aufschrei entrang sich ihm, der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen.

Barbara Carter wollte von Panik getrieben aufspringen, aber die Hand des Kerls, der sie mit der Pistole in Schach hielt, legte sich mit stählerner Härte auf ihre Schulter und drückte sie in den Sessel zurück. „Sitzen bleiben, Lady. Oder willst du auch eins auf die Nuss?“

Mit zitternder Hand wischte sich Jim Winters über den Mund. Er verschmierte das Blut über seine Wange. Er schniefte. „Bitte“, keuchte er, „lasst mich ...“

Der Maskierte stand jetzt vor ihm. Er trieb Winters die Faust in den Magen. Jim Winters wurde die Luft aus den Lungen gepresst. Er krümmte sich, japste wie ein Erstickender, verkrampfte beide Hände vor dem Leib. Die Augen quollen ihm weit aus den Höhlen. Er gurgelte. Sein Gesicht lief dunkel an.

Ein erbarmungsloser Schlag aufs Ohr ließ ihn zur Seite taumeln. Er prallte gegen eine sperrmüllverdächtige Anrichte, seine Hände zuckten unkontrolliert, ein schmutziges Glas, das da stand und in das ein Rest billigen Rotweins eingetrocknet war, zerschellte am Boden.

„Aufhören“, hechelte Winters, als er wieder Luft bekam. Er hustete trocken, lag mit dem Oberkörper halb über dem vergammelten Möbelstück, Speichel rann aus seinem Mundwinkel und vermischte sich mit dem Blut, das ihm über das Kinn lief.

„Man schreibt unsere Warnungen nicht einfach in den Wind, Winters“, kam es eisig von dem Schläger, in dessen rechter Faust nach wie vor der Revolver lag. „Und gewarnt haben wir dich oft genug. Hast du das für einen Scherz gehalten?“

„Nein – nein.“ Die Übelkeit, die von seinem Magen sauer aufstieg und sich in seinem Hals staute, würgte Jim Winters. „Aber ich – ich hatte doch keine Chance ...“

„Du hattest keinen Bock, Winters“, schnitt ihm der Maskierte das Wort ab. „Du hast unsere Warnungen nicht ernst genug genommen. Das ist das Problem. Nun, wer nicht hören will, muss fühlen.“

Wieder ließ er seine linke Faust fliegen. Sie knallte auf Winters Jochbein und verursachte eine kleine Platzwunde. Im nächsten Moment verkrallten sich seine Finger auf Winters Hinterkopf in dessen strähnigen Haaren. Ein kraftvoller Ruck, und Winters Gesicht krachte auf die Ablage der Anrichte.

Winters brüllte seine Not hinaus, dann ließ ihn der Schmerz nur noch wimmern. Er rutschte an dem Möbelstück zu Boden und gab klägliche, zerrinnende Laute von sich.

Barbara zitterte an Leib und Seele. Wie gelähmt saß sie in dem zerschlissenen Sessel und starrte voll Grauen auf den blutenden Mann am Boden.

Wie aus weiter Ferne vernahm sie die raue Stimme des Maskierten, dessen Brutalität kaum zu überbieten war. Er sagte grollend: „Das war die letzte Warnung, Winters. Sucht euch eine Parkbank zum Schlafen und ein paar Zeitungen zum Zudecken, oder verkriecht euch wie Ratten in der Kanalisation, aber seid verschwunden, wenn wir wiederkommen. Wenn nicht, wird man euch auf Kosten der Stadt in irgendeiner Friedhofsecke verscharren.“

Er gab seinem Kumpan einen Wink. Der knurrte: „Ruhig sitzen bleiben, Lady. Ich werde jetzt aus dem Gerümpel, das ihr als Einrichtung hier herumsteh‘n habt, etwas Kleinholz machen. Es wird, wenn ich fertig bin, nichts mehr geben, was dich und deinen heruntergekommenen Lover an diese Wohnung binden könnte.“

Barbara Carter schloss die Augen.

Und als der Bursche sein Zerstörungswerk begann, ließ sie sie geschlossen. Das Krachen, Splittern, Knirschen und Klirren drang in ihr Bewusstsein und sie begriff, dass ihr und Jim endgültig der Boden unter den Füßen weggezogen wurde!

3

Zehn Minuten später fuhr vor dem Haus ein Patrolcar vor. Herb Miller, der den Krach aus der Wohnung über der seinen vernommen hatte, hatte sie gerufen.

Die beiden Cops stiegen aus dem Fahrzeug und ließen ihre Blicke über die Fassade des Hauses schweifen. Überall war der Putz abgebröckelt. Große Flächen Mauerwerk waren zu sehen. Der Mörtel zwischen den Backsteinen zerfiel schon zu Staub. Von den Fensterrahmen war der Lack abgesprungen. Das Holz darunter war schwarz verstockt. Die Blechjalousien vor einigen der Fenstern hingen schief in der Führung und ließen sich wohl nicht mehr bewegen. Die Dachrinne war durchgerostet. Man hätte durch die Löcher einen Hut werfen können.

Es war ein Bild der Verwahrlosung, das sich den beiden Polizisten bot. Der ältere der beiden grummelte: „In dieser Bruchbude möchte ich nicht mal tot herumliegen.“

„Man kann gar nicht glauben, dass hier noch Menschen leben“, kam es von dem anderen.

„Unsere so hoch gepriesene Wohlstandsgesellschaft hat auch seine dunkle Seiten“, dozierte wieder der ältere Cop.

Er öffnete die Haustür, sie traten ein.

„Da stinkt‘s wie in einer öffentlichen Toilette“, murmelte der ältere der beiden und tastete mit der rechten Hand nach dem Lichtschalter. Er fand ihn, knipste aber das Licht nicht an, denn von oben hallten schnelle Schritte auf der Treppe ins Erdgeschoss. Das alte, ausgetrocknete Holz ächzte.

Die beiden Cops schauten sich an. Wie auf ein geheimes Kommando zogen sie plötzlich ihre Pistolen. Schließlich waren sie wegen der Randale in der 3. Etage herzitiert worden. Deshalb waren sie auf einiges gefasst. Sie bauten sich zu beiden Seiten das Flurs auf, in dem die Treppe endete.

Die Schritte wurden deutlicher. Dann erschienen zwei Kerle auf dem letzten Treppenabsatz. Der eine hatte die Maske noch über dem Kopf, der andere riss sie sich gerade herunter. Ein hageres Gesicht und rötlich-blonde Haare wurden sichtbar. Jeder der beiden  hielt eine Waffe in der Hand. Die Mündungen wiesen auf den Boden.

Die beiden Cops brachten ihre Dienstpistolen in Anschlag. Das Organ des Älteren peitschte: „Stehenbleiben und Waffen fallen lassen!“

Die beiden Kerle auf der Treppe reagierten ansatzlos. Im Treppenhaus war es zwar düster, aber sie sahen dennoch die dunklen Uniformen, die Pistolen in den Händen der Officer, hörten die Aufforderung und – begannen kaltblütig zu feuern.

Die Detonationen verschmolzen ineinander und drohten das Treppenhaus aus seinen Fugen zu sprengen. Sie dröhnten durch das Gebäude. Grelle Mündungslichter stießen auf die beiden Polizisten zu. Die 9-Millimeter-Geschosse bohrten sich in ihre Körper, schüttelten sie und warfen sie um. Ihre Dienstpistolen klirrten auf die Steinfliesen des Korridors. Die Polizisten waren nicht ein einziges Mal zum Schuss gekommen.

Die beiden Mörder rannten die Treppe hinunter, sprangen über die beiden reglosen Gestalten hinweg und stürmten aus dem Haus. Jetzt riss sich auch der andere Bursche die Maske vom Kopf. Sie ließen ihre Knarren unter den Jacken verschwinden und hetzten wie von Furien gejagt auf dem Gehsteig in Richtung Grand Street.

*

Barbara Carter hatte die Schüsse im Treppenhaus vernommen. Sie hatte sich aus dem Sessel erhoben und wollte sich um den blutenden Jim Winters kümmern. Jetzt rannte sie zum Fenster und schob es hoch. Das Holz war aufgequollen und verzogen. Der Fensterrahmen  knirschte in der Führung. Barbara musste alle Kraft aufwenden. Sie lehnte sich weit hinaus.

Unten rannten die beiden Kerle. Der eine hatte rötlich-blonde Haare, die er als Bürstenschnitt trug. Das Schädeldach des anderen war blank. Der Haarkranz, der sich über seinen Ohren nach hinten zog, war dunkel, fast schwarz. Hinten fielen ihm die Haare in den Nacken. 

Jähes Erkennen blitzte in Barbara Carters Augen auf.

Gedankenvoll wandte sie sich um. Das jämmerliche Winseln Jim Winters holte sie wieder in die bittere Realität zurück ...

In der Grand Street warfen sich die beiden Killer in einen gelben Ford. Der Motor sprang an. Das Auto schob sich aus der Parklücke und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein.

Der Kerl auf dem Beifahrersitz, es war der Schwarzhaarige mit der natürlichen Tonsur, nahm ein Handy aus der Konsole und klickte eine gespeicherte Nummer her. Als sich am anderen Ende jemand meldete, stieß er hervor: „Das mit Winters haben wir geregelt. Der ist schätzungsweise morgen samt seiner Schlampe fort. Allerdings tauchten zwei Bullen auf. Wir mussten sie umnieten.“

Er lauschte, verdrehte die Augen und antwortete schließlich: „Hätten wir uns vielleicht verhaften lassen sollen? Wir wären dann sicherlich für einige Zeit hinter Gittern verschwunden. Und man würde uns immer wieder fragen, wer uns zu Winters geschickt hat. Vielleicht käme auch die Rede auf die Gasexplosion vor einigen Wochen. Das wäre doch sicher nicht in Ihrem Sinne.“

Wieder horchte er stumm und mit zusammengekniffenen Lippen. Dann knurrte er: „Okay. Wir verschwinden für einige Tage in der Versenkung. Aber keine Sorge, wir waren maskiert. Und die beiden Bullen, die Dales Gesicht gesehen haben, können nicht mehr reden.“ Er lachte widerlich. „Die haben mehr Blei geschluckt, als sie vertragen können.“

Dann beendete er das Gespräch.

„Das verschafft Winters noch einmal eine Galgenfrist“, sagte er an seinen Komplizen, den Rothaarigen, gewandt, der den Ford in Richtung Bowery steuerte.

„Der weiß ja nicht, dass wir die nächste Zeit nicht kommen werden. Darum wird er samt seiner verhauten Alten das Feld räumen.“

„Möglich. Dann wohnen in der Bruchbude nur noch die Millers und die beiden Lacenbys mit ihrer Brut. Entweder Miller oder Lacenby hat uns die Bullenschweine auf den Hals gehetzt. Wenn wir sie uns vorknöpfen, dürfen wir das auf keinen Fall vergessen.“

„Sicher nicht. Sie bekommen ein paar extra mit.“