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Krimi von Pete Hackett (299XE) Der Umfang dieses Buchs entspricht 219 Taschenbuchseiten. Stanley Fisher hat Sorgen. Seiner Backstube steht eine Lebensmittelkontrolle bevor und überall ist Dreck und Ungeziefer. In seiner Not ruft er einen Chemiker an, der das Problem in einer Nacht- und Nebelaktion löst. Doch das Insektengift ist nicht zu unterschätzen. Plötzlich sterben Menschen, die aus Fishers Backstube Lebensmittel gegessen haben. Als die FBI-Agenten Trevellian und Tucker versuchen, den Chemiker ausfindig zu machen, stellen sie fest, dass der Mann noch mehr Talente hat. Außer auf erstklassiges LSD stoßen sie auch noch auf hochgiftiges Anthrax.
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Seitenzahl: 228
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Trevellian und der Giftmischer: Action Krimi
Copyright
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 219 Taschenbuchseiten.
Stanley Fisher hat Sorgen. Seiner Backstube steht eine Lebensmittelkontrolle bevor und überall ist Dreck und Ungeziefer. In seiner Not ruft er einen Chemiker an, der das Problem in einer Nacht- und Nebelaktion löst. Doch das Insektengift ist nicht zu unterschätzen. Plötzlich sterben Menschen, die aus Fishers Backstube Lebensmittel gegessen haben. Als die FBI-Agenten Trevellian und Tucker versuchen, den Chemiker ausfindig zu machen, stellen sie fest, dass der Mann noch mehr Talente hat. Außer auf erstklassiges LSD stoßen sie auch noch auf hochgiftiges Anthrax.
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Alfred Bekker
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Frederic Meinhart nahm den Hörer ab und nannte seinen Namen. Eine Stimme, sie gehörte Stanley Fisher, sagte: »Komm doch mal zu mir, Frederic. Wir müssen was besprechen.«
»Was gibt es denn?«
»Das hörst du, wenn du bei mir bist. Beeile dich.«
Meinhart legte den Hörer wieder auf und schaute sich um. Überall an den Tischen arbeiteten Männer und Frauen. Die Maschinen liefen. An den Wänden stapelten sich Kisten mit Obst. Der Backofen war in Betrieb.
Frederic Meinhart bedeutete einem der Männer, dass er die Backstube verlassen würde und dass dieser die Aufsicht übernehmen sollte. Der Mann hob die Hand zum Zeichen dafür, dass er verstanden hatte.
Zwei Minuten später saß Frederic Meinhart seinem Boss in dessen Büro gegenüber. Stan Fisher war ein Mann von achtundvierzig Jahren, dunkelhaarig und neigte zur Fettleibigkeit. Auf dem Schreibtisch lag eine aufgerissene Tüte mit Erdnusschips. Fisher kaute. Brösel hingen an seinen Lippen.
Jetzt begannen die Fingerkuppen seiner Linken auf den Tisch zu trommeln. Sein Blick begegnete dem seines Meisters. Fisher spitzte die Lippen. Er verriet Unsicherheit. In seinen Augen flackerte es. Plötzlich sagte er: »Ich habe einen Tipp erhalten. In den nächsten Tagen soll eine Lebensmittelkontrolle im Betrieb durchgeführt werden.«
Meinhart schaute betroffen drein. »Das heißt, wir müssen uns ranhalten«, knurrte er dann. »Aber wie sollen wir Ratten und Mäuse, die sich überall eingenistet haben, auf die Schnelle loswerden? In der Backstube wimmelt es von Kakerlaken. Wir haben Berge von Abfall gesammelt. Das lässt sich auf zwei oder drei Tage nicht regeln.«
»Wir müssen uns eben ranhalten. Abgelaufene Ware muss ausgesondert und in die Müllverbrennung gebracht werden. Was das Ungeziefer anbetrifft, so werde ich mir was einfallen lassen. Ich kenne einen Chemiker. In drei Tagen muss der Betrieb blitzen. Sag den Leuten, dass sie mit sauber gewaschener Kleidung aufzutreten haben. Ich will mit einer erstklassigen Beurteilung aus dieser Kontrolle hervorgehen. Wer nicht spurt, der fliegt.«
»Das schaffen wir nicht, Chef. An den Wänden wachsen Schimmelpilze. Die Öfen und Maschinen sind verdreckt. Überall liegt Mäuse- und Rattenkot. Wir müssten ein oder zwei Nachtschichten einlegen.«
»Warum nicht?«, fragte Fisher, lehnte sich zurück und griff mit der rechten nach den Chips, nahm eine Hand voll und schob sich einige in den Mund. »Ich will, dass der Laden blitzt. Wenn sie ihn mir zusperren, stehe ich sozusagen auf der Straße. Es ist meine Existenz, die auf dem Spiel steht. Du weißt, ich zahle gut, Frederic. Und du bist nicht unschuldig an den Zuständen, die hier herrschen.«
»Wer dachte denn an eine Kontrolle?«
»Eben. Nun müssen wir die Konsequenzen ziehen. Also bring den Laden auf Vordermann. Die Produktion muss natürlich weiterlaufen. Einen Produktionsausfall kann ich mir nicht leisten.«
»Du verlangst Unmögliches, Chef.«
»Drei Tage, Frederic. Ich kümmere mich um das Ungeziefer. Geh jetzt. Wenn ich die Kontrolle ohne Beanstandung überstehe, zahle ich dir eine Prämie. Sagen wir tausend Dollar. Ist das ein Angebot?«
»Ich tue, was ich kann«, murmelte Frederic Meinhart.
Als er das Büro verlassen hatte, griff Fisher zum Telefonhörer, hob ihn vor sein Gesicht und tippte eine Nummer, die er auf einem Zettel notiert hatte.
»Bush«, meldete sich eine sonore Stimme.
»Ich bin's, Fisher - Stan Fisher von Fisher's Bread und Pasta. Sie müssen mir einen Gefallen erweisen.«
»Um was geht es?«
»Ich brauche ein schnell wirkendes Ratten- und Mäusegift. Außerdem muss es Kakerlaken vernichten. Ich benötige es innerhalb der nächsten drei Tage.«
»Herkömmliches Rattengift…«
»Nützt mir nichts«, so unterbrach Fisher seinen Gesprächspartner. »Es wirkt erst nach Tagen. Das Gift, das ich brauche, muss sofort wirken.«
»Warum?«
»Keine Fragen. Ich bezahle jeden Preis. Können Sie mir ein entsprechendes Gift verschaffen?«
»Ich arbeite an etwas. Allerdings ist es noch nicht erprobt. Es gibt keine Tests hinsichtlich der Verträglichkeit für Menschen und seiner Umwelttauglichkeit, und es ist ausgesprochen gefährlich, es einzusetzen.«
»Setzen Sie's ein, und machen Sie Ihren Preis. Für mich hängt die Existenz davon ab.«
»Ich weiß nicht…«
»Ich trage dafür auch die Verantwortung. Sollte etwas schief gehen, wird von mir niemand erfahren, von wem ich das Gift habe. Mein Wort drauf.«
»Na schön. Fünftausend Dollar. Ich komme heute Abend in Ihren Betrieb. Ich will nicht, dass Zeugen anwesend sind, wenn ich das Gift ausspritze.«
»Handelt es sich um ein Gas?«
»Ja, Flüssiggas. Sie brauchen Morgen das tote Viehzeug nur noch wegräumen zu lassen.«
»Sagen wir um einundzwanzig Uhr. Ich werde da sein.«
»In Ordnung. Ich verlange Barkasse.«
»Sie bekommen Ihr Geld.«
*
Am Abend fuhr ein Ford vor dem Gebäude der Großbäckerei in der 68th Street in Queens vor. Ein Mann stieg aus und nahm aus dem Kofferraum ein Gerät, das an seinen Staubsauger erinnerte. Des weiteren nahm er einen prallgefüllten Plastiksack heraus.
Stan Fisher öffnete ihm die Tür. »Guten Abend. Kommen Sie herein.«
Albert Bush stellte seine Gerätschaften ab, ging zu seinem Wagen zurück und holte einen Kanister aus dem Kofferraum. Auch ihn trug er in die Backstube. »Sie können nicht hier bleiben«, sagte er und zog einen weißen Schutzanzug an, den er in der Plastiktüte mitgebracht hatte, schließlich zog er sich eine Gasmaske mit Luftfilter über den Kopf.
»Ich warte in meinem Büro auf Sie«, sagte Fisher und ging davon, trat durch eine Tür und schloss sie hinter sich.
Bush schüttete die Flüssigkeit aus dem Kanister in das Behältnis des staubsaugerähnlichen Gerätes, schloss es am Strom an und spritzte die riesige Backstube aus. Zweimal füllte er Flüssigkeit nach. Der Geruch von Bittermandeln verbreitete sich. Schließlich war Bush fertig. Er verließ die Backstube und nahm die Gasmaske ab, zog den Schutzanzug aus und verstaute alles wieder in der Plastiktüte, trug seine Utensilien zum Auto, schloss sie ein und kehrte in das Gebäude zurück.
»Sie müssen das Gas mindestens zwei Stunden wirken lassen«, sagt er zu Fisher in dessen Büro. »Dann können Sie lüften, damit der Geruch abzieht. Ab sofort ist die Backstube ungezieferfrei, dafür garantiere ich. Haben Sie das Geld?«
Fisher holte aus der Schublade seines Schreibtisches ein Bündel Geldscheine und reichte es dem Chemiker. »Es sind genau fünftausend. Sie brauchen es nicht nachzuzählen.«
Die Augen von Bush hatten einen habgierigen Ausdruck angenommen. Er nahm das Geld und schob es ein.
»Wie lange wird das Gift vorhalten?«, fragte Fisher.
»Das weiß ich nicht. Sie müssen eben dafür sorgen, dass sich in Ihrem Betrieb kein Viehzeug mehr einnistet.«
Fisher schoss seinem Gegenüber einen bösen Blick zu. »Man ist dagegen ziemlich machtlos. Sobald sich ein Rattenpaar einnistet, hat man schon verloren. Sie vermehren sich explosionsartig. Sie sind schlau, diese Biester. Herkömmliches Rattengift kann sie nicht ausrotten.«
»Wenn ich Sie so sprechen höre, vergeht mir der Appetit auf Backwaren jedweder Art«, sagte Bush lachend. »Sollte es wieder einmal ein Problem geben, rufen Sie an. Bush's Chemicals. Wie Sie sehen, führe ich auch Sonderaufträge durch.«
*
Sam Hastings arbeitete auf dem Bau. Die Baustelle lag in der Ralph Avenue in Brooklyn. Soeben war die Brotzeit vorbei. Die Beschäftigten gingen wieder an die Arbeit. Sam Hastings hatte die beiden Sandwiches, die ihm seine Frau eingepackt hatte, mit Appetit gegessen. Doch jetzt begann in seinen Eingeweiden die Übelkeit zu rumoren. Und es wurde von einem Augenblick zum anderen schlimmer. Hastings war bleich bis in die Lippen, Schweiß rann ihm über das Gesicht, er krümmte sich vor Magenschmerzen.
Hilfe suchend wandte er sich an einen Kollegen. Der bemerkte sofort, dass Sam Hastings ernsthaft krank war und verständigte den Vorarbeiter. Dieser rief sofort über die Notrufleitzentrale einen Krankenwagen. Der kam eine Viertelstunde später mit heulender Sirene an. Hastings wurde erstversorgt, man schloss ihn an einen Tropf mit einem Kreislauf stabilisierenden Mittel an, dann wurde er zum nächsten Krankenhaus gefahren.
Hastings wurde der Magen ausgepumpt. Eine genaue Diagnose war nicht möglich. Es gab jedoch keine Rettung. Am Abend war Sam Hastings tot.
*
Jimmy Sanford aß sein Pausenbrot. Der Junge erbrach sich, kaum dass die Pause zu Ende war. Der Lehrer alarmierte den Emergency Service. In der darauf folgenden Nacht starb Jimmy.
In die Krankenhäuser von Queens wurden mehrere Dutzend Menschen eingeliefert. Sie alle zeigten dieselben Symptome. Übelkeit, Erbrechen, Atemnot. Bis zum nächsten Morgen waren mehr als ein Dutzend Menschen gestorben. Bei weiteren zwei Dutzend war der Zustand kritisch.
Und all diese Menschen, die sich vergiftet hatten, lebten im Stadtteil Bay Ridge in Brooklyn.
Die New York Times und die anderen Zeitungen New Yorks sprachen von unerklärlichen Todesfällen. Doch soviel war klar: Die Menschen waren mit einem Gift in Berührung gekommen, das innerhalb kürzester Zeit zum Tod führte, wenn der Magen nicht rechtzeitig ausgepumpt wurde. Das Trinkwasser wurde untersucht. Es wurde sogar der Verdacht geäußert, dass Terroristen in dem Stadtteil ABC-Waffen eingesetzt hatten. Die Polizei tappte im Dunkeln, man stand vor einem Rätsel.
Das FBI war eingeschaltet worden. Mr. McKee hatte Milo und mich mit dem Fall betraut. Wir sprachen mit den Ärzten, die die Menschen behandelten, die sich auf unerklärliche Art vergiftet hatten. Wir sprachen auch mit den Menschen, die die Vergiftung überlebt hatten. Sie erklärten übereinstimmend, dass sie nach dem Verzehr von Brot oder Brötchen von der Übelkeit befallen worden waren. Und bald war klar, dass die Backwaren aus Fisher's Brot- und Teigwarenbetrieb gekommen waren.
Wir fuhren zu dem Betrieb und sprachen mit Fisher. »Ich beliefere die Supermärkte in ganz Manhattan mit Brot und Brötchen sowie anderen Backwaren«, erklärte Fisher. »Es ist für mich unerklärlich, wieso ausgerechnet die Menschen in Bay Ridge, die ihre Ware bei mir kauften, krank wurden. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt. Meine Backwaren wurden mit denselben Zutaten versehen wie sonst auch.«
»Wie läuft der Backbetrieb ab?«, fragte ich. »Sie bieten frisches Brot und Brötchen in ihrem Laden an. Ich denke, die Sachen werden am frühen Morgen gebacken.«
»So ist es. Damit beginnt der Backbetrieb. Die Waren für die Supermärkte werden gebacken und verpackt, sobald die Frischware im Geschäft ist.«
»Da nur in Bay Ridge Fälle mit Vergiftungserscheinungen aufgetreten sind«, sagte ich, »ist davon auszugehen, dass in die Waren, die am Morgen des 23. März in den Verkauf kamen, ein Gift eingebacken wurde, das in irgendeiner Zutat enthalten war. Haben Sie Ihren Betrieb vielleicht in den vergangenen Tagen desinfiziert? Kann es sein, dass irgendwelche Chemikalien gespritzt wurden, die das offene Mehl oder andere Zutaten vergifteten?«
»Nein«, sagte der Betriebsinhaber. »Mein Betrieb wurde erst gestern von der Lebensmittelüberwachung kontrolliert und als vorbildlich eingestuft.«
Es wurden Proben von den Zutaten sichergestellt, die die Firma für ihre Backwaren verwendete. Aber ich machte mir keine großen Hoffnungen, dass man in unserem Labor fündig werden würde. Die Zutaten, die das Gift beinhalteten, waren verbraucht worden, und zwar wie es schien, nur für die frischen Backwaren, die am Morgen des 23. März in dem Geschäft angeboten wurden. Die industriellen Backwaren schienen giftfrei gewesen zu sein. Es wurden zumindest nur Vergiftungserscheinungen bei Menschen festgestellt, die frische Ware in dem Laden in der 68th Street gekauft hatten.
*
Der Obdachlose beobachtete die Ratte. Er hatte in den fünf Mülltonnen gewühlt, die am Rand der Straße standen. Unrat lag am Boden. Der Obdachlose hatte nichts Brauchbares gefunden. Und er beneidete die Ratte, die vor einem Kanten Brot saß und sich nicht beirren ließ. Plötzlich aber legte sie sich zur Seite, ihre Beine zuckten unkontrolliert, dann lag sie still. Der Obdachlose starrte das Vieh an, das wie tot dalag. Dann ging er hin und stieß es mit dem Fuß an.
Die Ratte war tot.
Der Obdachlose starrte gedankenvoll auf die Brotkante, die am Boden lag. Er erinnerte sich, in einer Zeitung von vergifteten Backwaren gelesen zu haben. Er ging in den Obst- und Gemüseladen, der sich im Erdgeschoss eines der Gebäude befand, und fragte, ob er telefonieren dürfte. »Ich habe eine Beobachtung gemacht, die für die Polizei von Interesse sein dürfte«, fügte er hinzu, als er den ablehnenden Blick des Mannes in dem Obstladen richtig deutete.
»Na schön, von mir aus«, sagte der Obst- und Gemüseverkäufer, und führte den Obdachlosen zum Telefonapparat, blieb aber dabei stehen, um zu kontrollieren, ob dieser auch wirklich mit der Polizei sprach.
Der Obdachlose rief den Notruf an. »Ich habe in der Colonial Road in Brooklyn eine Ratte beobachtet«, sagte er, »die Brot fraß. Plötzlich kippte sie tot um. Ich denke, es handelt sich um dasselbe Brot, das zu den Vergiftungen bei den vielen Menschen führte…«
Der Obdachlose wurde mit dem Police Departement verbunden, er musste die genaue Adresse angeben, bei der er die Beobachtung gemacht hatte, dann bat man ihn, auf die Streife zu warten, die man mobilisieren würde, damit sie das Brot sicher stellte, und schließlich legte der Obdachlose den Hörer wieder auf den Apparat.
*
Brotkante und Ratte landeten im Labor. Es wurde festgestellt, dass das Brot ein extrem schnell wirkendes Gift beinhaltete, und das toxigologische Gutachten landete auf meinem Schreibtisch.
Wir fuhren in die Colonial Road zu dem Gebäude, zu dem die Mülltonnen gehörten, bei denen die Ratte verendet war. Unsere Nachforschungen ergaben, dass aus einem der Haushalte drei Menschen vergiftet worden waren, nachdem sie Brot gegessen hatten. Das Brot stammte aus Fishers Bäckerei und man hatte es weggeworfen, nachdem die Vergiftungserscheinungen aufgetreten waren. Man habe auch die Wurst, die Butter und die Marmelade weggeworfen, die vor dem Auftreten der Vergiftungen verzehrt worden waren.
Eines der Kinder der Familie war gestorben. Ein weiteres und der Vater der Kinder konnten gerettet werden. Die Frau war außer sich vor Schmerz und Trauer.
Was hatte es mit dem vergifteten Brot auf sich? Irgendeine Backzutat musste das Gift aufgewiesen haben. Neue Vergiftungsfälle waren nicht mehr aufgetreten. Unseren Feststellungen entsprechend trat das Gift nur in den Frischwaren auf, die in der Nacht auf den 23. März gebacken worden waren. Das bedeutet, dass die vergiftete Zutat mit der Herstellung der Frischbackware verbraucht worden war. Lag ein Anschlag vor? Hatte jemand das Mehl mit Gift angereichert.
Dem Bericht des Labors zufolge handelte es sich um kein Gift, das es in Drogerien oder speziellen Läden zu kaufen gab. Es handelte sich um eine individuelle Mischung, deren Zusammensetzung man analysiert hatte. Die Substanz beinhaltete Blausäure, die bei normaler Lufttemperatur verdunstet; eine Vergiftung kann deshalb schon durch Einatmen erfolgen. Eine Resorption über die Haut ist ebenfalls möglich…
Martin Levinson handelte mit LSD. Er vertrieb die Droge vor der Beauty Bar. Es war Abend, zweiundzwanzig Uhr vorbei. Levinson stand in einer dunklen Einfahrt, nur wenige Schritte von der Bar entfernt, und verkaufte an zwei junge Burschen einige Trips. Die beiden bezahlten und verschwanden. Martin kehrte auf die Straße zurück und lehnte sich mit dem Rücken an das Gebäude, in dem die Bar untergebracht war. Die Leuchtbuchstaben über der Tür warfen rote Reflexe auf den Gehsteig. Der Asphalt glänzte feucht. Es hatte leicht geregnet und es war nasskalt. Martin fröstelte es. Er schob die Hände in die Taschen seines Anoraks.
Zwei Männer schlenderten auf ihn zu. Sie trugen Trenchcoats, auf ihren Köpfen saßen Hüte. Drei andere gingen an Levinson vorbei und betraten die Bar. Als die Tür geöffnet wurde, war Musik zu hören. Die Tür schloss sich wieder hinter dem letzten der drei Männer und es waren wieder nur die Geräusche der Straße, die Levinson umgaben.
Die beiden Kerle traten an ihn heran. Durch die stark gelichtete Dunkelheit musterten sie den Dealer. Levinson war dreiundzwanzig Jahre alt und ziemlich kaltschnäuzig. »Wollt ihr ein Bild von mir?«
Einer der beiden schüttelte den Kopf. »Bist du Martin?«
»Was wollt ihr?«
»Du sollst guten Stoff haben.«
»Wovon redet ihr?«
»Von LSD.«
Levinson war misstrauisch. Er hatte die beiden noch nie gesehen und sagte sich, dass es sich um Polizisten handeln könnte. »Ihr müsst euch täuschen. Wenn ihr Drogen braucht, müsst ihr euch schon an jemand anderen wenden.«
»Uns schickt Young.«
»Fitzgerald?«
»Genau der.«
»Na schön. Wie viel braucht ihr?«
»Hundert Pfund – fürs erste.«
Levinson japste. »Ihr seid verrückt. Ich bin ein Streetworker, der allenfalls fünfzig Trips in der Tasche mit sich herumschleppt. Wenn ihr im großen Stil kaufen wollte, müsst ihr euch…« Levinson brach erschreckt ab.
»An wen wenden?«
»Das kann ich euch nicht sagen. Aber ich könnte was vereinbaren. Habt ihr ein Handy?«
»Natürlich.«
»Gib mir die Nummer. Ich werde dafür sorgen, dass ihr angerufen werdet.«
Plötzlich hielt einer der beiden eine Pistole in der Hand, die er auf Levinson anschlug. »Wir können auch anders. Sag uns den Namen.«
»Warum habt ihr nicht Fitzgerald danach gefragt?«
»Haben wir. Aber er war stur, und jetzt ist er tot. Willst du auch tot sein?«
Levinson schluckte würgend. Schlagartig war sein Mund ausgetrocknet. Er vermochte jedoch den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, nicht hinunterzuwürgen. Und dann übermannte ihn die Angst. Er warf sich herum und wollte fliehen. Der Bursche schoss eiskalt. Es machte 'plopp', die Detonation schluckte der Schalldämpfer. Levinson erhielt einen furchtbaren Schlag zwischen die Schulterblätter, er hatte plötzlich keine Kraft mehr in den Beinen, stürzte zu Boden, explosionsartiger Schmerz breitete sich in seiner Brust aus – dann griff der Tod mit gebieterischer Hand nach ihm. Sein Gesicht fiel auf den Gehsteig, seine Augen brachen.
Die beiden Kerle schauten sich um. Auf der anderen Straßenseite bewegten sich ein Mann und eine Frau, aber wie es schien, hatten sie den Mord gar nicht registriert. Sie gingen weiter. Ein Stück entfernt, auf derselben Straßenseite, gingen zwei Männer, aber auch sie schienen nichts bemerkt zu haben. Oder sie wollten sich raushalten. Sie verschwanden in einer Passage zwischen zwei Gebäuden.
Einer der beiden Mörder ging zu dem Toten hin und durchsuchte seine Taschen. Er fand einige kleine Beutel mit Tabletten und schob sie ein. Dann gingen die beiden schnell davon. In Stuyvesant Town hatten sie ihren Wagen, einen Bentley, abgestellt…
Sie fuhren zum Claridge Club in East 87th Street. Dort stand Stuart Dixon und verkaufte LSD. Der Fahrer des Bentley stellte diesen ein Stück entfernt vom Club ab und sie gingen die letzten Schritte zu Fuß.
Stuart Dixon verzog sich schnell in die Bar, als er die beiden kommen sah. Er durchquerte sie, verließ sie durch die Hintertür wieder und begab sich auf die Toilette.
Die beiden waren ihm in die Bar gefolgt, schauten sich um, sahen Dixon nicht und gingen wieder nach draußen.
Dixon verließ die Toilette, öffnete vorsichtig die Hintertür und ließ seinen Blick durch den Gastraum schweifen. Dann ging er zur Theke. »He, Will!«
Einer der Keeper kam näher.
»Haben in den vergangenen fünf Minuten zwei Kerle die Bar betreten? Sie sind mit Übergangsmänteln bekleidet und tragen Hüte.
»Ja«, sagte Will, »die beiden kamen unmittelbar nach dir ins Lokal, haben sich umgeschaut und sind wieder verschwunden. Was ist mit ihnen?«
»Gefallen mir nicht, könnten Bullen sein. Wirf mal einen Blick nach draußen, ob sie noch herumlungern.«
Will ging zur Tür und verschwand gleich darauf aus der Bar. Wenig später kam er zurück, ging hinter den Tresen, schüttelte den Kopf und sagte: »Nichts gesehen. Wahrscheinlich haben Sie von deinem guten Stoff gehört und wollten dir was abkaufen. He, für wen verkaufst du die Trips eigentlich? Hab gehört, dass es sich um erstklassige Ware handeln soll.«
»Das geht dich gar nichts an.« Stuart Dixon ging nach draußen. Tief atmete er durch. In ihm läuteten die Alarmglocken, doch er konnte nichts entdecken, was ihm zu Sorge Anlass gegeben hätte. Er entfernte sich nach rechts. Da klingelte sein Handy. Er holte das Gerät aus der Jackentasche und ging auf Empfang. »Was ist?«
»Fitzgerald und Martin sind erschossen worden. Sieht aus, als würde jemand Jagd auf unsere Leute machen. Gib Acht, Stuart. Weiß der Henker, wer dahinter steckt. Hast du eine Waffe?«
»Nein. Vorhin kamen zwei Kerle daher. Sie sind mir in die Bar gefolgt, als ich mich vor ihnen abgesetzt habe. Kann es vielleicht sein, dass die beiden…« Stuarts Stimmbänder versagten. Er begriff, dass er vielleicht haarscharf am Tod vorbeigeschrammt war, wenn es sich bei den beiden um die Mörder von Levinson und Young handelte. Er spürte, wie die Angst in ihn hineinkroch und sich ausbreitete. »Ich glaube, ich verschwinde von hier. Ich habe so ein mulmiges Gefühl – verdammt! Da sind die beiden wieder.«
Sie kamen von zwei Seiten. Dixon schaltete das Handy aus und steckte es in die Tasche. Über die Straße zu fliehen brachte ihm nichts, denn dort versperrten Häuser seinen Weg. Von den beiden Seiten kamen die Kerle, und es war klar, dass sie es auf ihn abgesehen hatten.
Ins Lokal!
Dixon warf sich herum und floh in die Bar. Einer der beiden folgte ihm. Dixon rannte durch den Barraum zur Hintertür, befand sich wenig später in dem beleuchteten Flur, der zur Hoftür führte, wollte die Tür öffnen, aber sie war verschlossen.
Er floh die Treppe hinauf. Drei Stockwerke, dann stand er vor der Tür zum Dachboden. Auch sie war zugesperrt. Unten vernahm der Dealer Schritte. Sein Herz raste, sein Atem ging stoßweise. Holz ächzte trocken. Das zeitgeschaltete Licht ging aus, wurde jedoch sofort wieder angemacht. Jemand kam die Treppe nach oben. Und dann sah Stuart Dixon den Mann. Er war um die vierzig und schlank. In seiner Rechten lag eine Pistole, die er nun auf Dixon richtete.
»Was – was wollen Sie von mir?«, stammelte der Dealer. Seine Hände zitterten. In seinen Mundwinkeln zuckte es.
»Wir wollen, dass du mit uns kommst. Jemand hat ein paar Fragen an dich. Du kannst dich aber auch weigern, vielleicht versuchst du auch, mich zu überlisten und zu fliehen. Das haben deine beiden Kumpels auch versucht. Jetzt sind sie tot.«
»Levinson und Young«, flüsterte Dixon mit zerrinnender Stimme.
»Du weißt also schon Bescheid.«
Dixon nickte. »In Ordnung, ich komme mit. Wenn ich eure Fragen beantworte – werdet ihr mich laufen lassen?«
»Natürlich.« Der Mann grinste. »Na komm schon, Dixon.« Er winkte mit der Pistole.
Stuart Dixon setzte sich in Bewegung. Er ging steifbeinig, wie von Schnüren gezogen, die Stufen hinunter, vorbei an dem Burschen, der sich ihm anschloss, und er sah nicht, dass der Fremde die Kanone unter seinem Mantel verstaute. Als sie durch die Bar gingen, warf Dixon dem Keeper einen Hilfe heischenden Blick zu, doch Will schaute nicht her.
Sie traten auf die Straße hinaus. Der andere der beiden Kerle wartete bei der Hofeinfahrt. Er trat aus der Finsternis. »Du hast ihn also kassiert, Lane. Fein. Bringen wir ihn zum Boss.«
Sie dirigierten Stuart Dixon zum Auto, er musste auf dem Rücksitz Platz nehmen, einer der Kerle setzte sich neben ihn, der andere klemmte sich hinter das Steuer, dann fuhren sie nach Chinatown. In der Bayard Street hielten sie an, Dixon musste aussteigen, die beiden nahmen ihn zwischen sich und führten ihn in ein Gebäude, es ging drei Stockwerke nach oben, dann läutete einer der beiden an der Tür einer Wohnung.
Ein Chinese öffnete ihnen.
Stuart Dixon fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Würziger Duft erfüllte die Luft. Im Wohnzimmer saßen zwei weitere Chinesen. Einer sah ziemlich alt aus. Ein langer, grauer Bart zierte sein Kinn. Seine beiden Hände lagen auf dem silbernen Griff eines Gehstockes, der zwischen seinen Beinen stand.
»Gute Arbeit«, sagte der alte Chinese in akzentfreiem englisch und richtete den Blick auf Dixon. »Wie ist dein Name?«
»Stuart Dixon.«
»Hast du eine Ahnung, was wir von dir wissen wollen?«
»Nein.«
»Gut. Dann will ich es dir sagen. Von wem beziehst du das LSD?«
»Ich bekomme es von Jack Wallish. Von wem er es bezieht, weiß ich nicht. Wir treffen uns jeden Nachmittag in der Pussycat Bar in der Prince Street. Dort bekommen wir unsere Rationen zugeteilt, die wir am Abend zu verkaufen haben.«
»Mit wem rechnet ihr ab?«
»Mit Jack Wallish. Zehn Prozent des Umsatzes gehören uns.«
»Und du hast keine Ahnung, wer hinter Jack Wallish steht?«
»Nein.«
»Wann trefft ihr euch immer in der Pussycat Bar?«
»Täglich um sechzehn Uhr.«
»Woran erkennt man Wallish?«
»Er ist ungefähr dreißig, einsfünfundachtzig groß, und trägt immer Jeans und Lederjacke.«
»Wie viele Leute hat er laufen?«
»Ich weiß es nicht genau. Wir trafen uns immer zu fünft in der Pussycat Bar. Jetzt sind wir wohl bloß noch zu dritt, nachdem ihr Martin und Fitzgerald…«
»Es sind nur noch zwei«, sagte der Chinese. »Oder hast du geglaubt, wir lassen dich laufen, nachdem du mich gesehen hast und weißt, wo ich wohne.«
*
Craig Wesley tippte eine Nummer und hob den Hörer an sein Ohr. Dreimal tutete das Freizeichen, dann meldete sich eine Stimme: »Ich habe dir gestern erst gesagt, dass ich noch nicht so weit bin, Wesley. Es dauert noch ein paar Tage.«
»Du hast geprahlt, dass es kein Problem gibt. Warum also lieferst du nicht endlich?«
»Die Ware ist fast fertig.« Die Stimme sank herab. »Mach mich nicht wütend, Craig. Du willst ja schließlich nicht nur ein paar hundert Gramm, sondern einen Zentner. Was hast du mit dem Zeug überhaupt vor? Willst du New York damit auslöschen?«
»Ich persönlich habe überhaupt nichts vor. Ich habe Abnehmer für das Zeug. Sie zahlen gut. Was sie damit machen, ist mir egal.«
»Du machst also ein gutes Geschäft?«
»Du etwa nicht?«
»Zu wenig, Craig. Ich will die Hälfte von dem, was man dir bezahlt. Das ist fair. Was sagst du dazu?«
»Ich finde sicher jemand anderen, der es für mich herstellt. Und dann kriegst du gar nichts?«
»An wen verkaufst du das Zeug? An Terroristen? Sicher an Terroristen. Wer sollte sonst Interesse daran haben. Was sind es für welche? Al Qaida, Ansar el Islam?«
»Das weiß ich selbst nicht. Ich traf den Kerl in meiner Stammkneipe. Das war nach den Anthrax-Anschlägen auf einige namhafte Politiker und Zeitungsleute. Wir kamen ins Gespräch und ich erklärte, dass ich jemand kenne, der in der Lage wäre, das Gift herzustellen. So kamen wir ins Geschäft. – Es interessiert mich auch gar nicht, zu wem der Bursche gehört. Solange er zahlt, ist mir der Rest egal.«
»Ich will die Hälfte, Craig. Du wirst keinen anderen finden, der das Zeug herstellt. Die Hälfte, oder du hast das Problem am Hals, deinem Geschäftspartner erklären zu müssen, dass die Produktion eingestellt wird.«
»Du bist ein verdammter Blutsauger. Aber in Ordnung. Du kriegst die Hälfte. Ich habe die Lieferung für übermorgen zugesagt. Wirst du fertig?«
»Jetzt schon.«
*
Wir befanden uns im Büro von Stanley Fisher. Er kaute ununterbrochen seine Erdnusschips und erinnerte mich ausgesprochen an ein wiederkäuendes Kamel.
»Nun reden Sie endlich«, drängte ich. »Die Substanz wurde überall in ihrer Backstube festgestellt. An den Maschinen, an den Fließen, auf den Möbeln. Woher hatten Sie das Zeug, mit dem sie vor der Lebensmittelkontrolle die Backstube ausspritzten. Und wofür was das gut?«
»Ich kann Ihnen nichts sagen«, erwiderte Fisher. »Ich beschäftige einen Putztrupp, der die Backstube sauber hält, der aber nicht mit chemischen Substanzen wie der festgestellten arbeitet. Ich kann mir die Sache nur so erklären, dass jemand in der Nacht in meinen Betrieb eingedrungen ist und das Mehl vergiftete. Gott sei dank war es nur noch ein offener Rest. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn das Gift auch in die Backwaren gelangt wäre, mit denen wir die Supermärkte belieferten.«
»Wer sollte daran Interesse haben?«
»Es wurden schon öfter mal Lebensmittel vergiftet«, antwortete Fisher. »Babynahrung, Joghurts, Gemüse. Man hört immer wieder davon. Die Verrückten sterben nicht aus.«
»Es gab keine Einbruchspuren«, wandte Milo ein. »Außerdem wäre sicher ein Bekennerbrief eingegangen. Wenn jemand so etwas macht, hat das in der Regel einen terroristischen Hintergrund, und irgendeine Gruppierung bekennt sich immer zu solchen Anschlägen.«
»Ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Na schön«, sagte ich. »Dann wollen wir mal Ihren Meister vernehmen.« Ich warf einen Blick in meinen Notizblock. »Sie brauchen wir nicht mehr, Mr. Fisher. Seien Sie doch so nett und schicken Sie uns Mr. Meinhart.«
Zwei Minuten später saß uns der Mann gegenüber. Er schien mir ziemlich nervös zu sein. »Überall in der Backstube wurden Reste der Substanz festgestellt, mit dem das Brot und die Brötchen vom 23. März vergiftet waren. Was können Sie uns dazu sagen?«
»Gar nichts«, schnappte Meinhart. »Niemand wusste, dass im Betrieb eine Kontrolle der Gesundheitsbehörde durchgeführt wird. Es war alles wie immer. Wir haben das Mehl und die anderen Zutaten, die offen waren, für das Frischgebäck verbraucht, das im Laden verkauft wird, dann haben wir die Ware für die Supermärkte angefertigt.«
»Hierfür wurden frische Packungen Mehl und andere Zutaten hergenommen?«
»Zum Teil auch schon für die Frischware. Es waren nur noch Reste, die die Nacht über offen gelagert wurden. Natürlich unverderbliche Zutaten wie Salz, Mehl, Zucker…«
»Sie lügen!«, stieß ich hervor.
Meinhart stieß die Luft scharf durch die Nase aus.
»In dem Betrieb wurde eine Chemikalie gespritzt«, fuhr ich fort. »Eine Blausäureverbindung, die in die Backzutaten geriet. Reden Sie endlich, Mann. Wir gehen der Wahrheit auf den Grund. Und dann sehen Sie alt aus. Sie werden wegen Beihilfe zur mehrfachen fahrlässigen Tötung angeklagt, der Körperverletzung, der Strafvereitelung und so weiter und so weiter. Ich schätze mal, da kommt eine ziemliche Suppe zusammen. Wie lange denken Sie wohl, werden sie hinter den Mauern von Rikers Island verschwinden, vielleicht sogar in Sing Sing?«
Er zog den Kopf zwischen die Schultern. Sein Blick irrte ab, er begann an seiner Unterlippe zu nagen.
»Sie können Punkte für sich sammeln«, fügte Milo meinen Worten hinzu. »Wir könnten mit dem Staatsanwalt reden. Es gibt immer Möglichkeiten. Und wenn es nur ein paar Jahre sind, die Sie sich sparen.«
Meinhart rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und knetete seine Hände, Zeichen dafür, dass er mit sich rang, ob er die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Schließlich begann er zu sprechen. »Stan erhielt einen Tipp, dass eine gesundheitsamtliche Betriebsprüfung durchgeführt werden würde…«
»Stan ist Fisher, nicht wahr?«, flocht Milo ein.
»So ist es. Der Betrieb war total vergammelt. Wir mussten ihn innerhalb von drei Tagen auf Vordermann bringen. Um das Ungeziefer wie Ratten, Mäuse und Kakerlaken wollte sich Stan selbst kümmern. Am Morgen des 23. März räumten ich und noch ein paar Beschäftigte mindestens hundert Kadaver weg. Ratten und Mäuse. Wen Stan mit der Tötung beauftragt hat und wie vorgegangen wurde, weiß ich nicht.«