Trevellian und der Mitternachtsmörder: Action Krimi - Pete Hackett - E-Book

Trevellian und der Mitternachtsmörder: Action Krimi E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 123 Taschenbuchseiten. Zehn Jahre ist es her, dass eine junge vergewaltigte Frau sich selbst tötete. Zehn Jahre dauerte es, bis jemand auf Rache sinnt und beginnt, die damals beteiligten Männer zu töten. Obwohl die FBI-Agenten Trevellian und Tucker für die noch Lebenden Polizeischutz organisieren, geht das Morden weiter, und die Verdächtigen haben alle ein Alibi.

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Pete Hackett

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Inhaltsverzeichnis

Trevellian und der Mitternachtsmörder: Action Krimi

Copyright

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Trevellian und der Mitternachtsmörder: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 123 Taschenbuchseiten.

Zehn Jahre ist es her, dass eine junge vergewaltigte Frau sich selbst tötete. Zehn Jahre dauerte es, bis jemand auf Rache sinnt und beginnt, die damals beteiligten Männer zu töten. Obwohl die FBI-Agenten Trevellian und Tucker für die noch Lebenden Polizeischutz organisieren, geht das Morden weiter, und die Verdächtigen haben alle ein Alibi.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

1

Das Telefon klingelte. Steven Seymour wurde wach. Er schaute auf die Digitalanzeige des Radioweckers. Die roten Leuchtziffern zeigten 23 Uhr 50. Wer rief ihn um diese Zeit an? Erneut klingelte das Telefon.

»Wer mag das sein?«, fragte Anita Seymour mit schlaftrunkener Stimme.

»Keine Ahnung.« Steven Seymour schlug die Bettdecke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und saß auf der Bettkante. Er gähnte. »Unverschämtheit«, murmelte er, dann erhob er sich.

Das Telefon klingelte zum dritten Mal. Der Laut ging dem Zweiunddreißigjährigen durch und durch. Er konnte nicht ahnen, dass ihn die Vergangenheit eingeholt hatte und sich am anderen Ende der Leitung sein Mörder befand.

Der Tod streckte die knöcherne Hand aus.

Auf steifen Beinen ging Seymour ins Wohnzimmer. Das Telefon stand auf einem Board. Er nahm es aus der Ladestation und hob es vor sein Gesicht. »Seymour. Was ist denn?« Seine Stimme klang ungeduldig.

Seymour vernahm nur stoßweisen Atem. Seine Brauen schoben sich zusammen, über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei senkrechte Falten. »Wer ist da?«

»Erinnerst du dich, Seymour?«, fragte eine dunkle Stimme. »Es ist über zehn Jahre her.«

»Woran sollte ich mich erinnern?«

Der Anrufer lachte. »Du erinnerst dich sicher. Du wirst dafür büßen müssen.«

»Verdammt, wer bist du?«

»Auch wenn seitdem zehn Jahre vergangen sind. Es ist nicht vergessen. Du wirst sterben.«

Seymour verspürte einen Stich in der Magengegend. »Zur Hölle, was willst du von mir?«, fragte er mit rauer, belegter Stimme. Sein Herz schlug schneller. Er atmete tief durch und versuchte so, seine jähe Unruhe in den Griff zu bekommen.

Die Leitung war tot.

»Wer war das?«

Steven Seymour zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Er legte den Telefonhörer auf das Board. Seine Gedanken wirbelten. Die Worte klangen in ihm nach. Er hatte damals einer Motorradgang angehört. Sie nannten sich »Red Devils«. Sie hatten einiges auf dem Kerbholz. Mit Macht drang es auf ihn ein. Nun, die wilden Jahre lagen hinter ihm. Er arbeitete als Elektriker in einem großen Konzern, vor zwei Jahren hatte er geheiratet. Es ging ihm gut. Seine Frau war als Krankenschwester in der Universitätsklinik beschäftigt. Sie hatten keine finanziellen Sorgen.

Unter der Tür zum Schlafzimmer stand Anita. »Sag schon, wer war das?«, wiederholte sie ihre Frage.

Seymour räusperte sich den Hals frei, dann antwortete er: »Ich weiß es nicht. Er – er drohte mir. Weiß der Teufel …«

Seymour ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Coca Cola heraus, holte sich ein Glas aus dem Hängeschrank und schenkte es voll. Mit einem Zug trank er es leer.

Anita war ihm in die Küche gefolgt. »Er hat dir gedroht?«

»Ja. Er drohte mir mit dem Tod.« Er schraubte die Flasche zu und stellte sie in den Kühlschrank zurück. »Sicher hat sich jemand einen bösen Scherz mit mir erlaubt. Komm, legen wir uns wieder hin. Um sechs Uhr müssen wir raus.«

Es war 23 Uhr 55.

Vier Minuten später läutete es an der Tür. Wie von einer Tarantel gestochen fuhr Seymour in die Höhe. Atemlos lauschte er. Er war gerade dabei gewesen, wieder einzuschlafen. Hatte er geträumt? Der Anruf! Da läutete es erneut. Er hatte sich nicht getäuscht.

»Was ist denn los in dieser Nacht?«, schimpfte Anita.

»Das ist sicher der Verrückte«, murmelte Steven Seymour. Plötzlich lachte er auf. »Sicher einer meiner alten Kumpels, der sich einen Scherz mit mir erlaubt.«

Der Gedanke beruhigte ihn nicht. Er spürte Beklemmung. Wie von Schnüren gezogen erhob er sich. Er hatte das Gefühl, von einer unsichtbaren Hand gewürgt zu werden. Ihm fielen plötzlich eine Reihe von Sünden ein, die er in seiner Zeit bei den »Red Devils« begangen hatte. Ein Name kam ihm in den Sinn. Robert Baldwin! Siedend heiß durchfuhr es ihn. Verdammt, das war ein Unfall. Keiner von ihnen hatte das damals gewollt.

Seymour machte im Wohnzimmer das Licht an. Einen Augenblick lang war er geblendet. Es läutete erneut. Unwillkürlich schaute Seymour auf die Uhr an der Wand. Es war Punkt zwölf Uhr. Er erreichte die Wohnungstür und schob die rund Klappe vor dem Spion zur Seite. Im Treppenhaus brannte Licht. Den Mann, den Seymour durch die kleine Linse sah, kannte er nicht.

Etwas durchschlug das Türblatt und fuhr Seymour in die Brust. Er spürte den Einschlag, hörte aber keine Detonation. Eine zweite Kugel fetzte ein kleines Loch in die Türfüllung. Wieder schluckte die Detonation ein Schalldämpfer. Und auch dieses Projektil bohrte sich in die Brust des ehemaligen Rockers. Sein Blick vernebelte sich. Schwindelgefühl erfasste ihn. Er kam gar nicht mehr zum Denken. Als er am Fußboden aufschlug, war er tot.

Als sie nichts mehr hörte, stand Anita Seymour auf und ging ins Wohnzimmer. Vor der Tür lag zusammengekrümmt ihr Mann. Sie erschrak bis in ihren Kern. Ein trockener Laut stieg aus ihrer Kehle. Sie erreichte Steven Seymour und beugte sich über ihn. Die beiden kleinen Löcher in der Türfüllung entgingen ihr nicht. Und sie sah die blutgetränkte Schlafanzugjacke ihres Mannes. Gebrochene Augen starrten sie an. Ein Schrei stieg in ihrer Brust hoch und brach über ihre zuckenden Lippen. Wie im Trance erhob sie sich, auf Beinen, die sie kaum tragen wollten, taumelte sie zu dem Board, auf dem das Telefon lag.

2

Die vertraute Stimme des Assistant Directors erklang, nachdem ich den Telefonhörer abgenommen und mich gemeldet hatte: »Kommen Sie und Milo doch bitte gleich einmal zu mir, Jesse.«

Zwei Minuten später betraten wir sein Büro. Er saß hinter seinem Schreibtisch, erhob sich jetzt und kam auf uns zu, gab jedem die Hand und forderte uns auf, an dem kleinen Konferenztisch Platz zu nehmen. Dann nahm er einen dünnen Schnellhefter von seinem Schreibtisch und setzte sich zu uns.

Gespannt-erwartungsvoll fixierten wir Mr. McKee. »Ein mysteriöser Fall, Gentlemen«, begann er. »In der Nacht vom fünften auf den sechsten wurde um Mitternacht ein Mann namens Steven Seymour in seiner Wohnung erschossen. Es handelt sich um den dritten Todesfall dieser Art. Vom achten auf den neunten Januar wurde in Washington ein Mann namens Jack Whiteman ebenfalls um Mitternacht ermordet, am zweiundzwanzigsten Januar wurde Ben Henders um Mitternacht in seiner Wohnung in Boston erschossen. Die ballistische Analyse der Kugeln ergab, dass alle drei Männer mit ein und derselben Waffe ermordet wurden.«

»Ein Serienmörder«, murmelte Milo.

»Stehen die Getöteten in irgendeiner Verbindung zueinander?«, fragte ich.

»Sicher ist nur, dass Whiteman und Henders aus New York stammen. Es liegt eine Aussage von Seymours Ehegattin vor. Danach erhielt ihr Mann wenige Minuten vor dem Mord einen seltsamen Anruf. Er erzählte seiner Frau, dass ihm anlässlich dieses Anrufs jemand mit dem Tod gedroht hatte.«

»Hat der Mörder irgendwelche Spuren hinterlassen?«, fragte ich.

»Keine Spuren. Die Kugeln, mit denen die Männer getötet wurden, sind vom Kaliber neun Millimeter Luger. Auffällig ist auch, dass die Getöteten in etwa gleich alt sind. Seymour war zweiunddreißig, Whiteman ebenfalls, Henders war einunddreißig.«

»Gibt es sonst noch etwas, das wir wissen müssen«, fragte ich.

Der AD reichte mir den Schnellhefter. »Da steht alles, was bisher an Erkenntnissen gewonnen wurde, drin. Es ist nicht viel. Legen Sie dem Mörder das Handwerk, Special Agents. Es ist nicht auszuschließen, dass er noch weitere Namen auf seiner Abschussliste stehen hat.«

Ich nahm den Schnellhefter an mich. Dann verabschiedeten wir uns von Mr. McKee. In unserem Büro angelangt machten wir uns an das Studium der Akte. Dann rief ich den Beamten an, der die Ermittlungen bis zur Abgabe der Angelegenheit an das FBI leitete. Es war Detective Lieutenant Mort Snyder. Ich wünschte ihm einen guten Morgen und stellte mich vor.

»Hallo, Trevellian«, sagte Snyder. »Ich kann mir schon denken, weshalb Sie mich anrufen.«

»Es geht um den Mord an Seymour.«

»Ja, eine seltsame Sache. Die Morde geschahen jeweils von Dienstag auf Mittwoch, der Mörder schlug jedes Mal um Mitternacht zu, und er ließ immer zwei Wochen verstreichen, bevor er wieder in Aktion trat.«

»Das lässt darauf schließen, dass er seinen Taten ein bestimmtes System zugrunde legt.«

»Zu diesem Schluss sind wir auch gekommen. Doch die Antwort haben wir nicht gefunden.«

Snyder konnte mir nichts sagen, was nicht in der Akte gestanden hätte. Ich bedankte mich bei ihm und beendete das Gespräch. Dann lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück und sagte zu Milo: »Vielleicht sollten wir noch einmal mit der Frau Seymours sprechen. Sie hat den Mord schließlich hautnah erlebt.«

»Ihre Aussage ist bereits schriftlich fixiert«, gab Milo zu bedenken.

»Trotzdem«, murmelte ich. »Irgendeinen Grund müssen die Morde schließlich haben. Meiner Meinung nach spielt die Tatsache, dass die Morde jeweils von Dienstag auf Mittwoch um Mitternacht geschahen, eine besondere Rolle.«

»Zu diesem Schluss bin ich auch schon gekommen«, versetzte Milo. »Also sprechen wir noch einmal mit der Lady.«

Die Wohnung lag in West 94th Street. Da wir den Weg nicht umsonst machen wollten, rief ich bei Anita Seymour an. Sie war zu Hause. Minuten später trug uns der Sportwagen nach Norden. Es war um die Mitte des Vormittags, und ein Gemisch aus Regen und Schnee viel vom bewölkten Himmel. Der Asphalt glänzte nass. Die Scheibenwischer fuhren über die Windschutzscheibe. Die Menschen auf den Gehsteigen hatten ihre Regenschirme aufgespannt. Ein nasskalter Tag.

Wir benutzten den Broadway. Es ging nur stockend voran. Anfahren, bremsen, anfahren … Eine Blechlawine bewegte sich von Süden nach Norden. Immer wieder blitzten die Bremslichter des vor uns fahrenden Wagens auf. Man musste eine Menge Geduld mitbringen.

Nun, wir kamen in der 94th an, und ich fand vor dem Haus, in dem sich die Wohnung der Seymours befand, einen Parkplatz. Es handelte sich um ein reines Wohnhaus. Ich studierte das Klingelbrett an der Haustür und las den Namen Seymour. Im Treppenhaus war es düster. Auf jedem Treppenabsatz befand sich ein Fenster. Es roch nach Braten. Irgendwo im Haus weinte ein Kind. Die keifende Stimme einer Frau war zu vernehmen.

Die Stufen waren aus Holz und knarrten unter unserem Gewicht. Die Wohnung lag in der zweiten Etage. Das Türschild verriet uns, dass wir richtig waren. Und nicht nur das Türschild. Die beiden kleinen Löcher in der Türfüllung mit den Schmauchspuren rundherum sprachen eine deutliche Sprache. Der Täter hatte abgewartet, bis sich die Linse des Spions verdunkelte. Dann hatte er in Brusthöhe durch die Tür geschossen. Er muss mit einer Kaltblütigkeit sondergleichen vorgegangen sein.

Ich läutete. Drin rasselte es, als die Sicherungskette ausgehakt wurde, dann wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet. Das verhärmte Gesicht einer jungen Frau zeigte sich. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Sie war krankhaft bleich. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen.

»Trevellian und Tucker, FBI«, sagte ich.

Sie öffnete die Tür vollends und trat zur Seite. »Bitte, kommen Sie herein.«

Nachdem wir die Wohnung betreten hatten, bot sie uns Sitzplätze an. Wir ließen uns nieder. Die Wohnung war nicht teuer eingerichtet, mutete aber ausgesprochen gemütlich an.

Auch Anita Seymour nahm Platz. Sie knetete ihre Hände. In ihren Mundwinkeln zuckte es. »Man hat mich bereits vernommen«, murmelte sie.

»Ja«, versetzte ich, »wir haben Ihre Aussage. Dennoch wollen wir noch einmal mit Ihnen sprechen.«

»Es ist alles so furchtbar«, entrang es sich Anita Seymour. »Es – es will mir noch immer nicht in den Kopf.« Sie strich sich mit fahriger Geste über die Augen, als wollte sie einen bösen Traum verscheuchen. Ein Laut, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen, entrang sich ihr.

»Erzählen Sie«, forderte ich sie auf. »Wie lief alles ab?«

Sie begann mit stockender Stimme. Wir unterbrachen sie kein einziges Mal. Manchmal drohte ihre Stimme zu versagen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie schniefte. Dann schwieg sie. Was sie uns erzählt hatte, war identisch mit ihrer Aussage vor der Mordkommission.

»Erzählen Sie uns etwas aus der Vergangenheit Ihres Mannes«, bat ich. Versonnen blickte sie vor sich hin. Ihr Blick schien sich nach innen verkehrt zu haben. Dann sagte sie: »Ich lernte meinen Mann kennen, als er siebenundzwanzig war. Ich war vierundzwanzig. Er gehörte damals einer Motorradgang an. Sie nannten sich Red Devils und waren ein ziemlich wilder Haufen. Ich brachte Steven soweit, aus der Gang auszutreten. Er ließ sich die Haare schneiden und rasierte sich den Bart ab, und er suchte sich eine Arbeit in seinem erlernten Beruf als Elektriker. Vor etwas über zwei Jahren heirateten wir dann.«

»Sagen Ihnen die Namen Jack Whiteman und Ben Henders etwas?«

»Nein. Wer sind die beiden.«

»Sie lebten in Washington und Boston und wurden vom selben Killer getötet wie Ihr Mann. Auch sie wurden jeweils um Mitternacht ermordet, und beide Morde geschahen in der Nacht von einem Dienstag auf einen Mittwoch.«

Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich kann es mir nicht erklären.«

»Es muss irgendeinen Vorfall in der Vergangenheit Ihres Mannes gegeben haben, der jetzt – nach Jahren – einen Rächer auf den Plan ruft. Hat Ihr Mann mit Ihnen über irgendwelche Vorfälle in seiner Zeit als Angehöriger der Red Devils erzählt?«

»Nein. Er ist diesem Thema immer aus dem Weg gegangen. Es war, als wollte er die Erinnerung an die Red Devils auslöschen, nachdem er aus der Gang ausgetreten war. Er hat auch nie wieder mit irgendjemand von der Gang Verbindung aufgenommen. Für ihn war das Thema hundertprozentig abgeschlossen.«

»Die Eltern Ihres Mannes leben noch«, konstatierte ich. »Ihr Mann hat einen Bruder.«

»Wir hatten kaum Kontakt zu seinen Eltern und zu seinem Bruder. Craig, sein Bruder, lebt ihn Philadelphia. Der Kontakt zu ihm beschränkt sich auf Anlässe wie Weihnachten oder zu den Geburtstagen, und dann auch nur telefonisch.«

»Und zu seinen Eltern?«

»Die haben wir zu besonderen Anlässen besucht. Sie besitzen ein Haus in Queens. Aber das wissen Sie sicher.«

»Gibt es frühere Freundinnen Ihres Mannes?«

»Er hat nie mit mir darüber gesprochen. Und ich bin auch nicht in ihn gedrungen, als ich merkte, dass er nicht drüber reden wollte.«

»Irgendeinen dunklen Punkt muss es geben«, murmelte Milo. »Würde mich nicht wundern, wenn Whiteman und Henders zu den Red Devils gehört hätten.«

Wir verließen Anita Seymour. Als wir im Sportwagen saßen, meinte Milo: »Steven Seymour muss ja ein ziemliches Geheimnis aus seiner Vergangenheit gemacht haben. Seine Frau weiß so gut wie nichts von ihm.«

»Das scheint mir auch so. Vielleicht können uns Seymours Eltern mehr sagen.«

3

Adam und Laura Seymour wohnten in der Stanhope Street. Sie besaßen dort ein Einfamilienhaus, das von einem kleinen Grundstück umgeben war. Eine niedrige Hecke grenzte den Garten zum Gehsteig hin ab. An das Haus war eine Garage angebaut. Das Garagentor war geschlossen. Im Garten wuchsen einige Büsche.

Ich stellte den Sportwagen am Straßenrand ab, und wir stiegen aus. Es war eine reine Wohnstraße, in der wir uns befanden. Es nieselte. Wir schritten auf der gepflasterten Garagenzufahrt zum Haus, Milo läutete. Eine Frau von ungefähr fünfundfünfzig Jahren öffnete die Tür. Ihre Haare waren brünett gefärbt. Sie musterte uns fragend.

Ich übernahm es, uns vorzustellen. Wir zeigten ihr unsere Ausweise.

»Sie kommen wegen meines Sohnes, nicht wahr?«

Ich bejahte.

»Treten Sie ein.« Nachdem wir das Wohnzimmer betreten hatten, forderte uns Laura Seymour auf, Platz zu nehmen. Sie selbst ließ sich auf die Couch nieder. »Mein Mann befindet sich in der Arbeit. Er ist Lagerist bei einem Eisenwarengroßhandel in Brooklyn.«

»Wir haben ein paar Fragen an Sie«, erklärte ich. Mit entging nicht der herbe Zug, der sich in ihren Mundwinkeln festgesetzt hatte. Im Großen und Ganzen schien sie mir jedoch sehr gefasst zu sein.

»Es hat mal eine Zeit gegeben, da habe ich Steven ein schreckliches Ende prophezeit.«

»War das die Zeit, in der er zu den Red Devils gehörte?«, fragte ich.

Laura Seymour nickte. »Eine schlimme Zeit. Frauen, Alkohol, Drogen. Keiner von Stevens Freunden ging einer geregelten Arbeit nach. Wahrscheinlich waren sie kriminell. Auch Steven warf seinen Job hin. Das ging so, bis er siebenundzwanzig war.«

»Dann lernte er seine Frau kennen«, bemerkte Milo.

»Ja. Anita gelang es, ihn von der Clique wegzubringen. Wir – mein Mann und ich – waren ihr sehr dankbar dafür. Steven fand wieder in ein ordentliches Leben zurück. Anita hat viel bewirkt.«

»Können Sie uns die Namen einiger der damaligen Freunde Ihres Sohnes nennen?«, fragte ich.

Die Frau dachte kurz nach, dann erwiderte sie: »Frank Olson, Butch Meredith, Cash O'Nelly.«

»Wissen Sie auch, wo diese drei Männer wohnen?«

»Nein. Ich habe keine Ahnung.«

»Haben Sie die Namen Jack Whiteman und Ben Henders schon mal gehört?«, fragte Milo.