Trevellian und der Pate von Little Italy: Action Krimi - Pete Hackett - E-Book

Trevellian und der Pate von Little Italy: Action Krimi E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten. Familienkrieg! So könnte man die Auseinandersetzung zwischen Giuseppe Marchese, dem Paten von Little Italy, und einem zunächst Unbekannten bezeichnen. Denn dieser Unbekannte will das Drogenimperium von Marchese übernehmen. Dumm nur, dass auch das FBI Wind von der Sache bekommen hat. Aber dann geht einiges schief, und plötzlich steht eine Geiselnahme im Raum.

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Pete Hackett

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Inhaltsverzeichnis

Trevellian und der Pate von Little Italy: Action Krimi

Copyright

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Trevellian und der Pate von Little Italy: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.

Familienkrieg! So könnte man die Auseinandersetzung zwischen Giuseppe Marchese, dem Paten von Little Italy, und einem zunächst Unbekannten bezeichnen. Denn dieser Unbekannte will das Drogenimperium von Marchese übernehmen. Dumm nur, dass auch das FBI Wind von der Sache bekommen hat. Aber dann geht einiges schief, und plötzlich steht eine Geiselnahme im Raum.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

1

Partytime bei Nico Marchese. Geladen war die Unterwelt New Yorks. Die Wagen, die vorfuhren, waren unter dem Begriff Nobelkarossen zu subsumieren. Die Ladys, die diesen fahrbaren Untersätzen entstiegen, waren zumeist jung und schön, die Gentleman verdorben bis in ihren Kern und schwerreich.

Das Haus, das Nico Marchese sein Eigen nannte, war ein ziemlich neues, einsames Haus in Queens, mit Blick auf den Spring Creek Park und die Jamaica Bay. In allen drei Stockwerken, die das Haus aufwies, ging an diesem Abend der Punk ab.

Doch wir hatten einen Tipp bekommen.

Nico Marchese sollte am Nachmittag dieses Tages eine größere Lieferung Kokain erhalten haben. Und das Rauschgift sollte im Keller seines Hauses zwischengelagert sein …

Wenn ich sage wir, dann spreche ich vom FBI. Mr. McKee, der Spezial Agent in Charge des Field Office New York, hatte Sarah Anderson und mich auf Nico Marchese angesetzt. Der Gangster gehörte zur Familie Giuseppe Marcheses, der allgemein als der Pate von Little Italy bezeichnet wurde. Genau gesagt war Nico Giuseppes jüngerer Bruder.

Nun hatten wir im Park und auf einigen verschlungenen Wegen Stellung bezogen. Es war schon finster. Die Straßenlaternen, die etwa alle 50 Yards aufgestellt waren, warfen große Lichtflecke auf den Gehsteig und die Fahrbahn. Die Tage waren schon wieder deutlich kürzer geworden. Es ging auf den Herbst zu. Doch seit Tagen brütete glühende Hitze über dem Big Apple. Sie ballte sich zwischen den Wolkenkratzern und in den Straßen. Der Abend brachte kaum Linderung.

Natürlich waren meine neue Teampartnerin Sarah und ich nicht alleine gekommen. Eine Reihe Kollegen vom FBI, unter anderem Blackfeather, Leslie Morell, Jay Kronburg und Fred LaRocca, ein Einsatzkommando des Police Department sowie Beamte des Narcotic Squad hatten das Gebäude umstellt. Wir standen per Walkie-Talkie miteinander in Verbindung. Eine der Sturmgruppen leitete Blackfeather, unser indianischer Kollege, die andere ein Detective Lieutenant Sam Bannister vom Department.

Blackys Stimme kam durch den Äther: „Soeben ist Giuseppe Marchese mit Ehefrau angekommen, Jesse.“ Blacky lachte kehlig auf. „Alles in allem kommen wohl zweitausend Jahre Gefängnis zusammen bei dem Publikum, das sich bisher eingefunden hat.“

„Wir warten noch bis zweiundzwanzig Uhr dreißig, Blacky“, sagte ich, „dann stürmen wir.“

„Alles klar, Jesse. In einer halben Stunde also. Ich bereite die Männer darauf vor. Bis später also, over.“

„Bis später, over.“

Ich senkte die Hand mit dem Sprechfunkgerät und schaute Sarah, meine ausgesprochen hübsche Kollegin, von der Seite an. Für diesen Einsatz hatte ich den Wagen in der Tiefgarage des Federal Building stehen lassen und ihn gegen einen Dienst-Van eingetauscht. Sarah saß auf dem Beifahrersitz und starrte durch die Windschutzscheibe auf das Gebäude, in dem Nico Marchese eine Party gab. Soeben fuhr wieder ein Luxusschlitten vor, dem ein Mann und eine Lady entstiegen. Einer von Nico Marcheses Leuten übernahm das Fahrzeug und chauffierte es auf einen nahegelegenen Parkplatz. Autotüren schlugen. Stimmen erklangen.

Sarah sagte: „Wie kommt es, dass ein Mann wie Giuseppe Marchese mitten in New York so groß werden konnte? Unter den Augen von NYPD und FBI wickelt er seine verbrecherischen Geschäfte ab, und niemand ist in der Lage, ihm das schmutzige Handwerk zu legen?“

„Das kommt daher, dass du erst kurze Zeit bei uns bist“, machte ich den Versuch, zu flachsen. „Mit dir wird natürlich alles anders.“

„Ha, ha“, machte Sarah trocken. „Ich meine es ernst. Es ist doch so, nach allem, was ich weiß.“

Ich zuckte mit den Achseln. „Er ist clever“, erwiderte ich dann. „Marchese macht keine Fehler. Er gilt als renommierter, integrer Immobilienmakler, der seinen Reichtum legal erworben und mit dem Verbrechen nicht das Geringste am Hut hat.“

„Sein Bruder Nico scheint weniger clever zu sein.“

„Er lebt im Schatten Giuseppes. Man darf aber auch ihn nicht unterschätzen. Heute wurde er verraten. Ein illegaler Hinweis, den das FBI erhielt. Möglich, dass man uns auch auf eine falsche Spur gelockt hat. Wir werden es sehen, sobald wir den Bau gestürmt haben.“

Das Gespräch schlief wieder ein.

Wir observierten das Haus. Ich hatte den Van so geparkt, dass wir nicht auffielen. Er stand im Schatten einiger Büsche des Parks. Wer Sarah und mich sah, konnte uns für ein Liebespaar halten. Hin und wieder schaute ich auf die Uhr an meinem Handgelenk. Die Zeit schien stillzustehen. Seit sich Blacky gemeldet hatte, waren noch keine fünf Minuten vergangen.

„Es wäre ziemlich blamabel für uns“, meinte Sarah.

Ich wusste, was sie meinte und nickte. „Sicher. Außerdem hätten wir eine Beschwerde am Hals, die sich gewaschen hat. Die Anwälte des Marchese Clans würden sich auf uns stürzen wie Aasgeier und uns in der Luft zerreißen.“

Ich sprach es und dachte an Milo Tucker. Himmel, normalerweise müsste er an meiner Seite hier im Dienstwagen sitzen. Nicht, dass ich mit Sarah als Partnerin unglücklich gewesen wäre. Sie war eine fähige Agentin, ausgesprochen intelligent und verdammt was fürs Auge, aber sie konnte mir den besten Freund, den ich je hatte, einfach nicht ersetzen.

Ich verdrängte die Gedanken an ihn, denn uns stand ein ziemlich gefährlicher Einsatz bevor, und nur darauf wollte ich mich konzentrieren.

Mein Walkie-Talkie meldete sich. Ich hob es ans Ohr. Es war wieder Blackys Stimme, die erklang. „Soeben ist Luigi Carleone vorgefahren. Er ist in Begleitung zweier Gorillas, aber ohne Frau. Der alte Gangster wird Augen machen, wenn wir der Party ohne jede Vorwarnung die besondere Würze verleihen.“

Ich lachte etwas gequält. „Das hast du schön gesagt, Blacky. Wirklich.“ Wieder warf ich einen Blick auf die Uhr. „Noch zwanzig Minuten …“

„Das Gebäude ist zwischenzeitlich hermetisch abgeriegelt, Jesse“, verkündete Blacky. „Da kommt keine Maus mehr ungesehen heraus.“

„Ich gebe das Zeichen, wenn wir stürmen.“

„All right.“

Ich wandte mich an Sarah. „Du bleibst neben mir. Kein Alleingang oder unnötiges Risiko. Die Kerle, die auf die illustre Gesellschaft aufpassen, sind bewaffnet. Sie schießen erst und stellen dann die Fragen. Wir werden nichts herausfordern und nur auf Nummer Sicher gehen. Klar?“

Unsere Blicke begegneten sich. Obwohl nur die Straßenlaternen die Nacht etwas aufhellten und es ziemlich dunkel war im Wageninnern, glaubte ich erkennen zu können, dass Sarah mich fast belustigt musterte. Ihre Augen glitzerten. „Du hast doch nicht etwa Angst um mich, Partner?“

„Doch“, versetzte ich lakonisch.

Sie lachte.

Ich hatte guten Grund, so zu ihr zu sprechen. Sarah war jung und draufgängerisch, und das konnte in unserem Job bei Gott ins Auge gehen. Sie musste lernen, erst abzuwägen und dann zu handeln. Andernfalls lernte man es aus den Lektionen, die einem der Job erteilte – wenn man nicht vorher tot war.

Ein weißer Kastenwagen erregte meine Aufmerksamkeit. Er kam aus Richtung Shore Parkway, fuhr ziemlich schnell, bog in die Einfahrt ein und hielt mit quietschenden Bremsen vor dem Haus Marcheses an.

War das der Party-Service? Kaum vorstellbar, denn dieser war sicher lange vor den Gästen hier gewesen. Auch fehlte eine entsprechende Aufschrift auf dem Transporter.

Da flog auch schon die Hecktür auf. Heraus sprang ein Mann, der mit beiden Händen etwas Längliches schräg vor seinem Körper hielt. Ein zweiter sprang aus dem Wagen, ein dritter … Ich traute meinen Augen nicht. Das Längliche, das jeder von ihnen hielt, waren MPs. Ich konnte es plötzlich ganz deutlich erkennen. Und diese gefährlichen Waffen begannen unvermittelt zu rattern. Feuergarben zerschnitten die Dunkelheit. Die Angestellten Marcheses, die sich vor dem Haus und im Bereich der Einfahrt befanden, um die Gäste des Mafioso in Empfang zu nehmen, wurden von den Kugeln herumgerissen, geschüttelt und zu Boden geworfen. Die Detonationen versanken in der nachfolgenden Stille, die sich wie ein Leichentuch über das Grundstück senkte.

Insgesamt hatten sieben Männer den Kastenwagen verlassen. Sie schleppten die reglosen Körper in den Garten, kamen im Laufschritt zurück und verschwanden nacheinander in der Haustür. Das Treppenhaus war hell beleuchtet. Einige hämmernde Feuerstöße erklangen.

Ich schüttelte meine Fassungslosigkeit ab. „Blacky!“, schrie ich entsetzt ins Walkie-Talkie. „Blacky, kommen! Hast du das gesehen? Scheinbar hat außer uns noch jemand an Nico Marchese und dem Kokain Interesse. Großer Gott, wie es scheint, richten die Kerle da drin ein Blutbad an!“

„Wir müssen eingreifen!“, keuchte Blacky. „Wir müssen stürmen!“

„Und ins Feuer der Schufte rennen“, schnappte ich entsetzt, „oder riskieren, dass sie Geiseln nehmen! Nein! Wir warten ab und nehmen sie in Empfang, wenn sie das Haus verlassen.“

Ich hatte mich von einem Augenblick zum anderen entscheiden müssen, und ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass es die richtige Entscheidung war, die ich getroffen hatte.

Seit der Kastenwagen vorgefahren war, waren keine 45 Sekunden vergangen.

Ich ging auf die Frequenz von Detective Lieutenant Sam Bannister. Er und seine Leute befanden sich hinter dem Haus. Sie hätten das Gebäude durch die Hintertür stürmen sollen. Ich klärte den Kollegen vom Police Department mit knappen Worten auf.

„Ja“, sagte er, „ich habe die Schüsse im Haus gehört, konnte mir aber keinen Reim drauf machen. Dachte, die andere Gruppe habe den Bau schon durch die Vordertür hops genommen. Wir haben uns schon bereit gemacht. Was nun, Trevellian? Sollen wir stürmen?“

„Auf keinen Fall. Wir warten, bis die Kerle herauskommen und schlagen dann zu. Dann haben wir auch das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Blackfeather und seine Gruppe gehen schon in Position. Bleiben Sie auf der Rückseite, Bannister, und sollte es vorne zu einer bewaffneten Auseinandersetzung mit den Gangstern kommen, dann fallt ihr ihnen in den Rücken.“

„Gut, Trevellian, verstanden. Ende.“

Ich legte das Walkie-Talkie weg und stieg aus dem Van. Sarah folgte meinem Beispiel. Sie – so schien es mir –, war voller Tatendrang. Draußen zogen wir unsere Waffen. Schwer lag die SIG P226 in meiner Faust. Wir drückten die Autotüren zu …

2

Einige MP-Garben harkten in die Decke des riesigen Livingrooms mit der pompösen Einrichtung, in dem die Gäste in kleinen Gruppen beieinander standen, Champagner-Kelche in der Hand hielten und sich angeregt unterhielten.

Staub und Mauerwerk regneten zu Boden. Ein Querschläger wimmerte ohrenbetäubend. Die Detonationen drohten den Raum aus allen Fugen zu sprengen.

Die Gäste standen wie erstarrt. Die Gesichter hatten sich entfärbt. Das Entsetzen griff um sich. Und mit dem Entsetzen kam die panische Angst. Eine grell geschminkte, wasserstoffblonde Frau stieß einen spitzen Schrei aus. Sie griff sich ans Herz und wankte. Niemand kümmerte sich um sie.

„Wer nach der Waffe greift ist tot!“, drohte einer der beiden Kerle, die sich neben der Tür aufgebaut hatten. Beide waren maskiert. Von den Gesichtern waren nur die Augen zu sehen. In ihnen lag eine tödliche Drohung. Die Mündungen der MPs pendelten über die Anwesenden hinweg.

In der ersten Etage hielten ebenfalls zwei Bewaffnete die Gäste in Schach.

Die anderen drei hetzten hoch in die zweite Etage. Auf der Treppe kamen ihnen zwei Männer in dunklen Anzügen und weißen Rüschenhemden entgegen. In Ihren Händen lagen Pistolen. Zwei Salven aus den MPs fegten sie von den Beinen. Haltlos krachten sie die Stufen hinunter und blieben verrenkt liegen. Dann drängten sich die drei Eindringlinge in den Partyraum. Leise Musik ertönte aus mehreren Lautsprechern. Männer in Smokings und Frauen in teurer Abendrobe standen herum, atemlos vor Schreck, wie gebannt, total überrollt von den Ereignissen.

Zwei der Eindringlinge bauten sich neben der Tür auf und schwenkten die Mündungen im Halbkreis herum. Der Dritte, ein hochgewachsener, hagerer Mann, trat an einen Burschen von etwa 45 Jahren heran. Seine schwarzen Haare waren glatt nach hinten gekämmt und glänzten ölig. Sein Gesicht war dunkel und schmal. Eine Reihe von Gemütsbewegungen ließ seine Augen flackern, seine Lippen bewegten sich, doch kein Wort kam über sie.

„Vorwärts, Nico“, stieß der Maskierte hervor, „wir gehen in den Keller.“

Nico Marchese, der Gastgeber, der zur Feier seines 46. Wiegenfestes geladen hatte, saugte keuchend die Luft durch die Zähne ein, musste zweimal ansetzen, und schließlich platzte es über seine bebenden, blutleeren Lippen: „Was sollen wir dort? Was wollen Sie von mir? Wenn Sie gekommen sind, um uns zu berauben, dann …“

„Stell dich nicht dumm, mein Freund!“ So schnitt ihm der Maskierte das Wort ab und stieß ihm leicht den Lauf der MP in den Leib. „Du weißt genau, was wir wollen. Also ab mit dir in den Keller!“

Ein gehetzter Ton entrang sich Nico Marchese. Sein hilfeheischender Blick sprang in die Runde, verkrallte sich am Gesicht seines Bruders Giuseppe, in dem es arbeitete. Über der Nasenwurzel Giuseppes standen zwei steile Falten. Seine dunklen Augen erinnerten an glühende Kohlestücke.

„Dein Bruder kann dir nicht helfen, Nico“, knurrte der Maskierte. „Vorwärts, oder ich muss dir Beine machen. Meine Geduld hat Grenzen.“

Kaum merklich nickte Giuseppe Marchese.

Wie von Schnüren gezogen setzte sich Nico Marchese in Bewegung. Er ging wie im Trance. Der Maskierte bugsierte ihn mit der Maschinenpistole vor sich her. Sie stiegen die Treppe hinunter. In den drei Stockwerken hielten die Komplizen des Maskierten die Gäste Nicos in Schach. Im Haus herrschte jetzt eine fast gespenstische Stille. Nur die Schritte auf der breiten Treppe hallten im Treppenhaus.

Nico machte Licht, nachdem er die Kellertür geöffnet hatte. Es waren Neonröhren an der Decke, die aufflammten. Die Helligkeit kroch in die Ecken und verdrängte die Finsternis.

„Ich will das Kokain!“, knurrte der Maskierte dicht neben Nico Marcheses Ohr. „Und erzähl mir nicht, dass du nichts davon weißt. Es sind zwanzig Kilogramm. Ich bin genauestens im Bilde.“

Nico Marchese zog den Kopf zwischen die Schultern. Sein Atem ging stoßweise. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und drohte in seiner Brust zu zerspringen. „Woher weißt du das?“, brach es aus seiner Kehle, seine Stimme klang belegt und heiser.

„Ich bin eben bestens informiert, mein Freund. Gehen wir.“

Sie stiegen die Treppe hinunter. Unten waren verschiedene Türen. Auf eine dieser Türen – es war eine Feuerschutztür aus Stahlblech –, ging Nico Marchese zu. Er öffnete sie. Sie befanden sich im Heizraum. Soeben schaltete der Brenner der Zentralheizung ein, um das Warmwasser aufzubereiten. Ein saugendes Geräusch erklang, dann das typische Bullern …

Licht fiel vom Flur in den Raum. Nico Marchese betrat ihn, sein linker Arm hob sich, seine Hand tastete nach dem Lichtschalter. In diesem Moment schlug in der Jackentasche des Maskierten das Handy an.

Der Gangster knirschte eine Verwünschung, angelte das Mobiltelefon aus der Tasche, ging auf Empfang und hob es vor sein Gesicht: „Was ist, verdammt?“

„Da stimmt was nicht“, sagte der Bursche, der vor dem Haus im Lieferwagen die Stellung hielt. „Ich sah einige Schemen am Rand des Parks. Beim Henker, ich glaube, nicht nur Marchese ist verraten worden.“

„Täuscht du dich auch nicht?“, presste der Maskierte im Keller hervor.

„Nein. Verdammt, beeilt euch. Irgendetwas geht vor.“

„Wir kommen sofort. Lass den Motor schon mal an.“ Der Maskierte unterbrach die Verbindung und versenkte das Handy wieder in der Jackentasche. „Also, Marchese, wo …“

Nico Marchese hatte sich herumgeworfen. Mit dem linken Unterarm schlug er den Lauf der MP zur Seite, seine Rechte landete im Gesicht des Maskierten. Ein erschreckter Aufschrei entrang sich diesem, er taumelte zurück, ehe er aber die Waffe in Anschlag bringen konnte, setzte Nico ihm schon nach und drückte den Lauf zur Seite. Und er schickte erneut seine Faust auf die Reise. Sie bohrte sich in den Leib des Maskierten und ließ ihn in der Mitte einknicken. Ein dumpfer Laut war zu hören, als ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurden. Sein Finger krümmte sich!

Eine Serie von Schüssen donnerte. Die Kugeln meißelten Löcher in die Wand und pfiffen als Querschläger durch den Keller. Mit einem knackenden Geräusch verstummte der Heizungsbrenner. Es stank sofort nach verbranntem Pulver und Heizöl.

Nico Marcheses Hand, die den Lauf der MP umklammert hielt, zuckte zurück, als hätte er sie sich verbrannt. Der Krach lähmte die Trommelfelle. „Elender Hund!“, fauchte der Italoamerikaner und schlug ein drittes Mal zu.

Die Maske rutschte vom Gesicht des Gangsters mit der MP.