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Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 222 Taschenbuchseiten. Noch während die FBI Agenten Trevellian und Tucker einen Fall von Industriespionage abschließen, bekommen sie den nächsten Fall auf den Tisch. Eine Bank wurde ausgeraubt. Es gibt viele Spuren, doch in der Verbrecherdatei findet sich beim Vergleich von DNA und Prints nicht ein einziger Treffer. Trotzdem finden die beiden schon kurze Zeit nach dem Überfall die Schuldigen. Die fünf Männer sind tot. Sie wurden erschossen. Das Geld ist verschwunden. Offenbar gibt es einen sechsten Mann, der nicht gerne teilt.
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Seitenzahl: 230
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Trevellian und der sechste Mann: Action Krimi
Copyright
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 222 Taschenbuchseiten.
Noch während die FBI Agenten Trevellian und Tucker einen Fall von Industriespionage abschließen, bekommen sie den nächsten Fall auf den Tisch. Eine Bank wurde ausgeraubt. Es gibt viele Spuren, doch in der Verbrecherdatei findet sich beim Vergleich von DNA und Prints nicht ein einziger Treffer. Trotzdem finden die beiden schon kurze Zeit nach dem Überfall die Schuldigen. Die fünf Männer sind tot. Sie wurden erschossen. Das Geld ist verschwunden. Offenbar gibt es einen sechsten Mann, der nicht gerne teilt.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
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Alles rund um Belletristik!
Der Tag begann wie die meisten Tage des Bankdirektors Chuck Benbow in den vergangenen zehn Jahren. Er war 52 Jahre alt, glücklich verheiratet, und besaß ein schönes, schuldenfreies Haus in Queens, Seaview Avenue – kurz, er war rundum zufrieden.
Nachdem er die Universität verlassen hatte, absolvierte Chuck Benbow eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Als er achtzehn geworden war, ging er freiwillig zur Navy und machte dort Karriere. Er schied als Colonel vor über zehn Jahren aus dem Militärdienst aus. Die Bowery Savings Bank stellte ihn ein als stellvertretenden Direktor. Dann war sein Vorgesetzter in Rente gegangen und Benbow war zum Bankdirektor berufen worden.
Wie jeden Tag, ob werktags oder an Sonn- und Feiertagen, war er um 6 Uhr aufgestanden. Bei ihm ging es nach wie vor militärisch streng zu. Sein Tagesablauf war minutiös geplant. Er hatte Wasser in die Kaffeemaschine gegossen, mit einem kleinen Löffel den Filter halbvoll geschaufelt, und das Gerät eingeschalten. Bis der Kaffee eingelaufen war, duschte er, dann weckte er Laura, seine Frau und sie übernahm es, Toastbrote zuzubereiten.
Sie frühstückten an einem kleinen Tisch in der Küche. Das Radio lief; ein lokaler Sender, der moderne Musik spielte. Eben wurde ein Song von Elton John ausgestrahlt.
Es war nicht die Art Musik die Chuck Benbow gern hörte, aber seine Gattin stand auf diese – in seinen Augen – seichte Musik, und mit Rücksicht auf sie ließ er sich damit berieseln.
Um 7 Uhr 15 würde der Direktor das Haus verlassen, um nach Manhattan, in die 42nd Street zu fahren, wo die Bowery Saving Bank ihren Sitz hatte. Dort war er Chef, die Bank war Teil seines Lebens.
An diesem Morgen sollte sich einiges ändern. Auf drastische Art und Weise. Es war kurz vor 7 Uhr, als es an der Haustür klingelte. Der Direktor und seine Frau schauten sich verdutzt an. Schließlich erhob sich Chuck Benbow, ging ins Wohnzimmer und stand gleich darauf an der Haustür. Er öffnete sie einen Spalt breit und schaute nach draußen. Es war noch ziemlich dunkel. Im November waren die Nächte lang und die Tage kurz.
Da stand ein Mann. Er war um die dreißig und lächelte freundliche. »Städtische Wasserwerke«, sagte er. »Ich muss Ihren Zählerstand ablesen.«
»In aller Herrgottsfrühe arbeiten Sie schon«, sagte Benbow, öffnete die Tür und trat zur Seite. Er ließ sich keinen Ausweis zeigen, er glaubte dem Mann einfach.
Dieser trat ein. Er trug einen schwarzen Aktenkoffer. Plötzlich hatte er eine Pistole in der rechten Faust und hielt die Mündung gegen den Leib des Bankiers. Zwei weitere Männer drängten ins Haus. Einer drückte die Tür hinter sich zu. Auch sie zogen Pistolen unter ihren Jacken hervor.
Benbow war überrumpelt. Seine Lippen zuckten. Ein erschrecktes Ächzen kämpfte sich in seiner Brust hoch und brach aus seiner Kehle. Seine Augen jedoch blickten ruhig und gefasst. Er hob langsam die Hände.
»Keinen Laut!«, zischte einer der Kerle und schritt zu der Tür, die in die Küche führte und nur angelehnt war.
»Wer ist da?«, rief Laura Benbow. Die Frage galt ihrem Mann. Aber da glitt der Gangster schon in die Küche und richtete die Pistole auf die Frau. Sie blinzelte, begriff nicht sogleich, doch dann flackerte die jähe Angst in ihren Augen auf und sie stammelte: »Was wollen Sie? Warum dringen Sie mit einer Pistole in unser Haus ein?«
»Ruhe!«, herrschte sie der Gangster an. »Steh auf und geh ins Wohnzimmer.«
Die Frau saß da wie versteinert. Sie atmete stoßweise. Ihre Lippen bewegten sich, doch ihre Stimmbänder versagten ihr den Dienst.
»Hast du was an den Ohren?«, knirschte der Gangster.
Jetzt erhob sich die Frau. Wie von Schnüren gezogen ging sie an dem Eindringling vorbei, ihre Beine wollten sie kaum tragen. Im Wohnzimmer hatten die anderen Gangster Chuck Benbow genötigt, sich zu setzen. Er saß in einem der schweren Ledersessel und knetete seine Hände.
»Chuck«, schluchzte die Frau.
»Setz dich!«, fuhr sie einer der Gangster an und fuchtelte mit der Pistole durch die Luft.
Jeglichen Gedankens, jeglichen Willens beraubt ließ sich Laura Benbow in einen der Sessel fallen.
»Was wollen Sie?«, fragte Chuck Benbow mit belegter Stimme. Er räusperte sich. In seinem Gesicht zuckten die Muskeln. Seine Augen glänzten wie fiebrig.
»Wir beide werden zu deiner Bank fahren, Benbow«, sagte einer der Gangster, ein Bursche um die fünfunddreißig Jahre mit fleischigen Wangen und aufgeworfenen Lippen. »Dort wirst du mir das Geld aushändigen, das sich im Tresor befindet. Meine Freunde bleiben hier bei deiner Frau. Und wenn du Zicken machst, drehen sie ihr den Hals um.«
»Aber...«
»Kein aber! Du willst doch nicht, dass wir deine Frau über die Klinge springen lassen. Also wirst du machen, was wir von dir verlangen.«
»Ich – ich habe nur einen der Schlüssel zum Tresorraum«, sagte Benbow. »Den anderen hat mein Vertreter. Außerdem kenne ich nur die erste Hälfte der Zahlenkombination.«
»Die andere Hälfte kennt dein Vertreter, nicht wahr?«
»Ja.«
Der Gangster lachte. »Zwei von meinen Gefährten haben um sieben Uhr Meecham einen Besuch abgestattet. Seine Frau und seine beiden Söhne befinden sich ebenfalls in unserer Hand. Du siehst also, Benbow, dass wir an alles gedacht haben.« Das Lächeln im Gesicht des Gangsters erlosch. »Du und Meecham, ihr werdet uns den Safe öffnen und das Geld aushändigen. Sobald wir das Geld haben und in Sicherheit sind, werden wir unsere Gefährten verständigen. Euren Frauen wird also kein Haar gekrümmt werden, wenn ihr spurt.«
»Ich – ich tue alles, was Sie von mir verlangen«, stammelte Benbow.
Zwei Minuten später war er mit einem der Kerle im Auto unterwegs. Sie hatten den Wagen des Bankdirektors genommen, einen Mercedes E 220. Es handelte sich um das neueste Modell, das Mercedes auf den Markt geworfen hatte.
Sie fuhren in die East 42nd Street, Benbow stellte den Wagen auf den für ihn reservierten Parkplatz, dann betraten er und der Gangster die Bank durch den Hintereingang.
Es dauerte nur wenige Minuten, dann erschienen Robert Meecham und ein weiterer Gangster. Meecham trug einen Koffer und schwitzte. Sein Blick saugte sich an Benbow fest. Er hatte die Lippen zusammengepresst, so dass sie nur einen dünnen, blutleeren Strich bildeten.
»Zum Safe!«, gebot einer der Gangster. Es war 7 Uhr 45. Die Bank öffnete um 8 Uhr 30. Die Angestellten würden ab 8 Uhr 20 zur Arbeit erscheinen. Der Ablauf des Coups war minutiös geplant.
Sie gingen in den Keller und standen schließlich vor dem großen Stahltor, das nur mit zwei Schlüsseln und einer Zahlenkombination geöffnet werden konnte.
»Aufmachen!«, forderte der Gangster, der mit Benbow gekommen war.
Die beiden Bankdirektoren holten die Schlüssel hervor, schoben sie in die Schlüssellöcher, dann wählte Benbow einige Zahlen, trat zur Seite, damit Meecham den Rest des Codes eingeben konnte, dann drehten sie die Schlüssel herum und Benbow zog die Tür auf. Mit einem saugenden Geräusch schwang sie auf.
Die Gangster bugsierten die beiden Direktoren in den Raum...
*
Die beiden Gangster, die Mrs. Benbow bewachten, lümmelten auf der Couch. Die Frau saß in einem der schweren Ledersessel. Ihre Hände zitterten. Sie hatte Angst und war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
Plötzlich dudelte ein Handy. Einer der Gangster griff in die Jackentasche und holte sein Mobiltelefon heraus, ging auf Verbindung und fragte: »Alles okay?«
»Ihr könnt das Feld räumen«, erklärte der Anrufer.
»In Ordnung.« Der Gangster schaute auf die Uhr. Es war 8 Uhr 10. »Verschwinden wir«, sagte er zu seinem Kumpan, der eine Zigarette rauchte. Als Aschenbecher hatte er sich eine Untertasse aus der Küche geholt. Es lagen bereits einige Kippen drin. Jetzt drückte er auch die angerauchte Zigarette aus und erhob sich.
»Du solltest nicht um Hilfe rufen, wenn wir jetzt das Haus verlassen«, sagte der andere Gangster zu Mrs. Benbow. »Dein Mann befindet sich noch immer in unserer Gewalt. Ein Anruf genügt...«
Die beiden Gangster verstauten jeweils ihre Pistole unter der Jacke, dann gingen sie zur Tür, öffneten sie und verließen das Haus.
Mrs. Benbow erhob sich wie in Trance und ging zum Telefon. Sie wählte die Nummer des Notrufs. Als sich jemand meldete, sagte sie mit zitternder Stimme: »Hier spricht Laura Benbow. Mein Mann ist Direktor der Bowery Saving Bank. Diese Bank wurde soeben ausgeraubt. Mein Mann befindet sich möglicherweise noch in der Gewalt der Verbrecher.«
Sofort wurde Alarm ausgelöst. Sämtliche Einsatzfahrzeuge der City Police, die sich in der Nähe der Bank befanden, wurden mobilisiert. Mit heulenden Sirenen und rotierenden Lichtern auf den Dächern rasten sie zur 42nd Street. Die Bank wurde umstellt. Das Police Departement schickte ein Team von Beamten zur Bowery Saving Bank.
Sehr schnell war klar, dass die Gangster entkommen waren. Die Beute betrug 3,8 Millionen Dollar. Benbow und Meecham wurden vernommen. Die Spurensicherung machte sich an die Arbeit. Auch in die Wohnungen der beiden Direktoren wurden Männer von der SRD geschickt, um Spuren zu sichern...
*
Richard Wallace pflückte nach dem dritten Klingeln den Telefonhörer vom Apparat. »Gute Arbeit«, ertönte es. »Hat geklappt wie am Schnürchen. Die fünf Männer haben hervorragend gearbeitet.«
Wallace befand sich in seinem Haus in Staten Island, Broad Street. »3,8 Millionen«, sagte er. »Die fünf Kerle befinden sich in einem Haus in Larchmont. Ich habe sie gebeten, dort zu bleiben, bis jemand das Geld abholt und ihnen ihren Anteil auszahlt. Das Haus gehört einem von ihnen. Sie können das Geld abholen lassen, Colonel.«
»Ich schicke meinen Mann. Geben Sie mir die genaue Anschrift.«
Wallace nannte sie.
Der Colonel sagte: »Nachdem es bei der Bowery Savings Bank so vorzüglich geklappt hat, nehmen wir als nächstes die VAKIF Bank hoch. Sie sorgen wieder für die Leute, Major. Den Rest übernehme ich.«
»Ist in Ordnung, Colonel.«
Nach dem letzten Wort herrschte Stille in der Leitung. Der Mann, der sich Colonel nannte, hatte aufgelegt.
*
Milo und ich arbeiteten an einem Fall, in dem es um Betriebsspionage ging. Wir observierten die Wohnung des Mannes, der im Verdacht stand, einem Konkurrenzunternehmen eine neuartige Entwicklung im Bereich Mikroelektronik verkauft zu haben. Sein Name war Simon Osborne. Die Wohnung lag in der 15th Street in Manhattan, genauer gesagt in der vierten Etage eines Wohn- und Geschäftshauses.
Osborne lebte ziemlich über seine Verhältnisse. Er arbeitete als Entwicklungsingenieur bei TechnoSys, einer Firma, die ihren Sitz in Brooklyn hatte und Mikrochips entwickelte. Wir wollten Osborne auf frischer Tat ertappen. Jetzt verließ er sein Haus, ging zu seinem Auto, das er vor der Tür geparkt hatte, entriegelte die Türen per Fernbedienung und klemmte sich gleich darauf hinter das Steuer.
Ich ließ den Motor des Wagen an.
Die Baupläne für den neu entwickelten Mikrochip sollte Osborne an die Firma HighTech Ltd. verkauft haben.
Die Wohnung Osbornes lag zwischen der Seventh und Eight Avenue. Er fuhr in Richtung Osten, in Richtung Ninth Avenue, und dort wandte er sich nach Norden.
Ich hatte mich an ihn angehängt. Hinter meinem roten Flitzer vermutete er sicher kein Einsatzfahrzeug des FBI. Auf der Ninth Avenue befanden sich zwei Fahrzeuge zwischen ihm und uns. Osborne fuhr bis zur 72nd Street und bog dann links ab. Vor einem renovierten Brownstone Haus parkte er seinen Lincoln. Er stieg aus dem Auto und ging, einen rotbraunen Aktenkoffer in der Hand, in das Gebäude. Ich stellte den Sportwagen einige Autos weiter ab. Milo stieg aus und lief ein Stück die Straße hinunter. Auch ich verließ das Fahrzeug, lehnte mich aber dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn Osborne das Haus wieder verließ, würden wir ihn zwischen uns haben.
Man hatte Osborne auf unser Anraten hin in seinem Betrieb eine Falle gestellt, nachdem die Firma HighTech Ltd. einen Mikrochip auf den Markt warf, den die Firma TechnoSys entwickelt hatte. Ein Beweis, dass Osborne Betriebsspionage betrieb, war kaum zu erbringen, wenn er nicht auf frischer Tat ertappt wurde. Also überließ man ihm die Pläne für eine völlig neuartige Entwicklung mit der Bitte, sie auf ihre Funktionalität zu überprüfen und eine entsprechende gutachterliche Stellungnahme abzugeben.
Seitdem Osborne im Besitz dieser Pläne war, beobachteten wir ihn und überprüften sein Telefon. Er telefonierte einige Male mit Alfred Hallman, dem Direktor von HighTech Ltd., die in der 72nd Street ihren Verwaltungssitz hatte...
Unsere Geduld wurde auf keine lange Probe gestellt. Schon nach einer Viertelstunde kam Osborne wieder aus dem Haus. Er trug wieder den Aktenkoffer, ging zu seinem Auto und entriegelte die Türen.
Ich rief: »Einen Moment, Mr. Osborne.«
Sein Gesicht ruckte zu mir herum. Ich hatte mich in Bewegung gesetzt. Von der anderen Seite sah ich Milo kommen.
Das Gesicht Osbornes verkniff sich. Mit zwei langen Schritten war er bei dem Lincoln, rannte um ihn herum, riss die Fahrertür auf und warf sich auf den Sitz hinter dem Lenkrad, knallte die Tür zu, schob den Zündschlüssel ins Schloss und...
Ich hatte den Wagen mit fünf schnellen Schritten erreicht, öffnete die Tür und griff nach Osborne. In diesem Moment heulte der Motor auf, und Osborne gab Gas. Der Wagen vollführte einen wahrhaftigen Satz nach vorn. Ich musste Osborne loslassen, um zu vermeiden, mitgerissen zu werden. Osborne kurbelte am Lenkrad, er rammte das vor ihm stehende Auto am linken Heckflügel, es krachte und die Plastikteile eines Rücklichts fielen auf den Boden. Der Wagen schaukelte in der Federung. Dann war der Lincoln auf der Straße, die Reifen drehten quietschend durch, im nächsten Moment schoss er davon.
Ich rannte zum Wagen. »Geh du ins Haus!«, rief ich Milo zu. Zum Zeichen dafür, dass er verstanden hatte, hob er die Hand. Ich klemmte mich hinter das Lenkrad. Die 72nd Street kreuzte sich mit dem Broadway und endete bei der Amsterdam Avenue. Auf dem Broadway war die Hölle los. Osborne bremste kurz ab, dann drängte er sich vor einem Pontiac auf den Broadway, und hätte der Pontiacfahrer nicht gedankenschnell reagiert, wäre er dem Lincoln in die Seite geknallt. Leider reagierte der hinter dem Pontiac fahrende Oldsmobilefahrer nicht schnell genug und rammte den Pontiac. Im nächsten Moment stand der nachfolgende Verkehr und verstopfte die Einfahrt in den Broadway.
Ich fuhr rechts ran, sprang aus dem Wagen und nahm die Verfolgung zu Fuß auf. Als ich in den Broadway einbog, war der Lincoln schon fünfzig Yards weiter. Er rollte in einer Kolonne, und weil die Ampel an der Kreuzung mit der Amsterdam Avenue auf Rot stand, kam die Kolonne schon gleich zum Stehen.
Ich spurtete los. Da sich auf den Gehsteigen ganze Menschentrauben bewegten, lief ich auf der Fahrbahn. Meine Füße trappelten, meine Beine wirbelten. Ich sah Osborne aus dem Lincoln springen. Er rannte in Richtung Amsterdam Avenue davon. Den Koffer trug er mit sich. Die Distanz zwischen ihm und mir betrug höchsten 20 Yards.
»Stehen bleiben!«, schrie ich ein wenig atemlos. »Bleiben Sie stehen, Osborne!«
Er dachte nicht daran. Seine Füße schienen kaum den Boden zu berühren.
Aber ich holte auf. Jetzt machte sich die harte Ausbildung in Quantico wieder einmal bezahlt und natürlich auch die Tatsache, dass ich öfter mal in meiner Freizeit joggte.
Osborne schaute zurück. Auch er lief auf der Fahrbahn. Menschen blieben stehen und schauten ihm nach. Ich achtete nicht darauf. Sicher folgten ihre Blick auch mir.
Osborne erreichte die 70th Street und wandte sich nach rechts.
Auch ich legte mich in die Kurve, rutschte aus und konnte nur mit Mühe mein Gleichgewicht bewahren. Das verschaffte Osborne wieder ein paar Yards Vorsprung.
Meine Lungen fingen an zu pumpen, die Beine wurden langsam schwerer. Was wir hier hinlegten, was kein Dauerlauf, sondern ein Spurt, bei dem jeder alles gab. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass es Osborne wahrscheinlich nicht besser ging als mir. Vielleicht sogar schlechter.
Plötzlich blieb er stehen. Den Koffer hielt er in der Linken, die Rechte presste er gegen seine Seite. Sein Gesicht war gerötet, sein Mund stand offen, er japste regelrecht nach Luft.
Geduckt stand er da und starrte mir entgegen. Er mutete mich sprungbereit an. Ich bremste meinen Sturmlauf und kam fünf Schritte vor ihm zum Stehen. »Trevellian, FBI New York.« Zwischen gepressten Atemzügen stieß ich die vier Worte hervor. »Ich verhafte Sie wegen des Verdachts der Betriebsspionage.«
Ich griff unter die Jacke und nahm ein Paar Handschellen vom Gürtel. »Drehen Sie sich um und legen sie die Hände auf den Rücken.«
Plötzlich schleuderte er mir den Koffer entgegen, warf sich herum und ergriff erneut die Flucht.
Ich war einen Moment lang überrumpelt. Der Koffer prallte gegen meine Brust und fiel auf den Boden.
Osborne wich einer Gruppe von Fußgängern aus, die auf dem Gehsteig kam, sprang aber, als er an den Leuten vorbei war, wieder auf den Gehsteig und rannte, als säße ihm der Leibhaftige im Genick.
Ich hängte die Handschellen wieder an den Gürtel und hob den Koffer auf. Osborne verschwand in einer Haustür und würde seine Flucht sicher durch die Hinterhöfe fortsetzen.
Ich gab auf. Osborne würde uns auf die Dauer nicht entkommen. Mit dem Koffer in der Hand lief ich zum Wagen zurück. Der Broadway war wegen der Karambolage verstopft. Ich vernahm eine Sirene.
Im Auto öffnete ich den Koffer. Die Augen quollen mir fast aus den Höhlen, als ich den Inhalt sah. Er war voll sauber gebündelter Banknoten. Ich hielt die Luft an. Da klingelte mein Handy. Es war Milo. »Wie sieht es bei dir aus, Partner?«
Ich erzählte es ihm.
»Wir werden die Fahndung nach Osborne einleiten. Der entkommt uns nicht«, meinte Milo, dann fügte er hinzu: »Ich habe Hallman überrascht, als er gerade den Plan studierte, den ihm Osborne verkaufte. Hallman hat seinen Anwalt informiert. Ich habe ein Einsatzfahrzeug angefordert, das Hallman zum Field Office bringen soll.«
*
Milo hatte den Flur betreten, in dem die Verwaltung von HighTech Ltd. untergebracht war. Die Aufschrift auf der Milchglastür, die den Flur vom Treppenhaus abgrenzte, verriet ihm, wo er suchen musste. Er klopfte an die Tür, die ein Metallschild an der Wand als Zugang zum Sekretariat auswies. Ohne die Aufforderung abzuwarten, einzutreten, öffnete Milo die Tür. Eine Lady um die Vierzig, schon etwas angewelkt, schaute Milo an. Sie saß an einem Computer, ihre Finger lagen auf der Tastatur. Eine Wolke süßlichen Parfümdufts schlug Milo entgegen. Die Lippen der Sekretärin waren rot geschminkt und erinnerten an eine offene Wunde, ihr Haar war blond gefärbt und lockig. Einen Moment dachte Milo, Marilyn Monroe wäre wieder von den Toten auferstanden. Diese Sekretärin gehörte sicher zu der Sorte, die sich die ewige Jugend bewahren wollte.
»Wenn Sie zu Direktor Hallman möchten, muss ich Ihnen sagen, dass er...«
»Er wird sich die Zeit nehmen müssen«, unterbrach sie Milo, holte seine ID-Card aus der Jackentasche und hielt sie der Lady hin. »FBI New York, Special Agent Tucker. Ihr Chef hatte eben Besuch, nicht wahr?«
»Ja. Ein Geschäftspartner...«
Milo stand schon bei der Verbindungstür zum angrenzenden Büro. Die Sekretärin verschluckte sich fast. Er öffnete die Tür und betrat Hallmans Büro. Alfred Hallman saß hinter seinem Schreibtisch. Vor ihm lag der Bauplan für einen Mikrochip. Für den Laien sicher ein Buch mit sieben Siegeln.
In Hallmans Augen blitzte es ärgerlich auf. »Wer sind Sie?« Seine Stimme hob sich. »Jane, wieso lassen Sie diesen Mann einfach...«
»Er hat sich einfach die Freiheit genommen, Mr. Hallman. Er ließ sich von mir nicht aufhalten.«
Hallman lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und maß Milo von oben bis unten. In seinem Gesicht arbeitete es plötzlich, in seinen Augen flackerte die Unruhe.
Milo stellte sich auch Hallman vor.
Rastlosigkeit prägte die Miene Hallmans. Er schluckte. Sein Kehlkopf rutschte hinauf und hinunter. Seine Hände zuckten auf der Tischplatte. Plötzlich nahm er das Bündel Papier, auf dem zuoberst der Bauplan lag, und er wollte den Packen in einem Schub seines Schreibtisches verschwinden lassen.
»Liegen lassen!«, gebot Milo. »Haben Sie diese Unterlagen von Simon Osborne erhalten?«
»Wie – wie kommen Sie darauf?«, würgte der Mann hervor. Wieder schluckte er hart. Fahrig griff er sich mit der linken Hand ins Gesicht und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn. Seine Hand zitterte.
»Weil Osborne im Verdacht steht, Entwicklungen der Firma TechnoSys an Sie verkauft zu haben. Der Packen Papier ist beschlagnahmt. Sie sind vorläufig festgenommen.« Milo belehrte den Direktor über seine Rechte.
Hallman rief: »Jane, rufen Sie sofort meinen Anwalt an. Er soll auf der Stelle herkommen.«
»Bestellen Sie ihn ins FBI Field Office«, rief Milo über die Schulter, dann nahm er sein Handy und telefonierte. Er forderte einen Streifenwagen an, mit dem Hallman zum Federal Building chauffiert werden sollte. »Die Leute von TechnoSys werden mir sicher sagen können, ob diese Unterlagen einen neu entwickelten Mikrochip ihrer Firma betreffen. Wie viel haben Sie Osborne denn gezahlt?«
»Ich sage kein Wort ohne meinen Anwalt.«
»Dieses Recht haben Sie«, gab Milo zu verstehen. Er schaute auf die Uhr. Es war 8 Uhr 30 vorbei. Milo holte eine eingespeicherte Nummer auf sein Display, drückte den grünen Knopf und hörte das Freizeichen. Dann meldete sich sein Kollege Trevellian. »Wie sieht es bei dir aus, Partner?«, fragte Milo...
*
Nachdem wir das Gespräch beendet hatten, schloss ich den Koffer, startete den Motor und fuhr vor bis zum Broadway, wo ich erneut ausstieg, um auf die uniformierten Kollegen zu warten. Es dauerte einige Zeit, bis ein Patrol Car auftauchte. Ich gab mich den beiden Cops als FBI-Agent zu erkennen, dann bat ich sie, zu veranlassen, dass der Lincoln Osbornes sichergestellt und zur SRD in die Bronx gebracht wurde.
Der Pontiac und der Oldsmobile wurden zur Seite gefahren. Für mich gab es hier nichts mehr zu tun. Also fuhr ich auf Umwegen zur 72nd Street zurück, parkte den Wagen vor dem Brownstone Haus, das Osborne mit seinem Besuch beehrt hatte, stieg aus und ging in das Gebäude. Es hatte vier Stockwerke. In der zweiten Etage war die Verwaltung von HighTech Ltd. untergebracht. Der Betrieb selbst befand sich in Staten Island.
Ich stieg also in die zweite Etage hinauf, betrat den Flur, in dem sich die Geschäftsräume von HighTech befanden, und betrat gleich darauf das Sekretariat. Die herausgeputzte Sekretärin saß an ihrem Schreibtisch und starrte mich mit allen Anzeichen einer grenzenlosen Fassungslosigkeit an. Ich nickte ihr zu, dann betrat ich Hallmans Büro.
Milo hatte es sich an dem kleinen Besuchertisch bequem gemacht. Vor ihm lag ein Packen Papier. Hallman saß an seinem Schreibtisch. Sein Gesicht wies hektische rote Flecken auf. Als ich ihn anschaute, irrte sein Blick zur Seite ab. Das war das personifizierte schlechte Gewissen.
»Wie viel Geld ist in dem Koffer?«, fragte ich.
»In welchem Koffer?«, kam von Hallman die Gegenfrage. Er hatte die Lippen geschürzt und konnte meinem Blick nicht stand halten.
»Leugnen hat keinen Zweck«, erklärte ich. »Wir wissen, dass Sie einen Mikrochip auf den Markt gebracht haben, der bei TechnoSys entwickelt wurde.« Ich grinste und deutete auf den Packen Papiere, der vor Milo lag. »Diese Pläne und Expertisen wurden angefertigt, um Osborne eine Falle zu stellen.«
Hallmans Schultern erbebten, als er rasselnd Luft holte. »Aber der Plan weist doch eine Reihe anderer, völlig neuer Strukturen auf...«
»Sicher. Anders wäre Osborne als Spezialist wohl kaum hereinzulegen gewesen. Die Konstrukteure bei TechnoSys haben sich was einfallen lassen. Die neuen Chips werden den Markt revolutionieren. Ihre Firma ist allerdings außen vor. Sie hätten besser auf Ihre eigenen Entwicklungen vertrauen sollen, als sich mit Simon Osborne einzulassen.«
Hallman zog den Kopf zwischen die Schultern. »Er hat eine Million dafür kassiert.«
»Und wie viel haben Sie ihm für das Vorgängermodell bezahlt?«
»Ebenfalls eine Million.«
Mein Handy klingelte. Ich nahm es aus der Tasche und hob es vor mein Gesicht. »Trevellian.«
»Ich bin's, Jesse - Mr. McKee. Vor einer guten halben Stunde wurde die Bowery Savings Bank in der 42nd Street ausgeraubt. Es waren insgesamt fünf Täter. Die Kollegen vom Police Departement sind bereits auf dem Weg. Ich möchte den Fall Ihnen und Milo übertragen.«
»Wir begeben uns zur 42nd Street, sobald ein Streifenwagen eintrifft, der Alfred Hallman zum Field Office befördert. Wir haben Osborne sozusagen auf frischer Tat ertappt. Hallman ist geständig. Osborne ist uns leider entkommen, aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis er uns ins Netz geht. Ich werde heute noch die Fahndung nach ihm veranlassen.«
»In Ordnung, Jesse. Meinen Glückwunsch. Sie haben wieder einmal einen Fall mit Bravour abgeschlossen. Das gilt natürlich auch für Milo. Halten Sie mich auf dem Laufenden, was den Bankraub anbetrifft.«
»Klar, Sir.«
Nach einer halben Stunde war Hallman in einen Streifenwagen verfrachtet. Milo und ich fuhren in die 42nd Street. Die Kollegen vom Police Departement waren vor Ort, auch ein Team von der SRD traf kurz nach uns ein.
Wir vernahmen den Bankdirektor und seinen Stellvertreter.
Robert Meecham war ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren, solariengebräunt, groß und schlank - ein Frauentyp. Er sagte: »Es war sieben Uhr, als es an meiner Haustür klingelte. Natürlich dachte ich mir nichts Schlimmes, als ich öffnete. Da drängten auch schon zwei Kerle mit Pistolen herein. Sie erklärten, dass sie meine Frau und die beiden Kinder umbringen würden, wenn ich mich weigerte, ihnen zusammen mit Chuck den Tresor zu öffnen...«
Chuck Benbow war fix und fertig. Er wollte nur noch nach Hause, um sich mit eigenen Augen davon überzeugen zu können, dass seine Frau unversehrt war. Das alles schien sein Begriffsvermögen zu übersteigen. Wenn ich ihm Fragen stellte, musste er zweimal ansetzen, um Antwort zu geben. Manchmal schlugen seine Zähne zusammen wie im Schüttelfrost. Seine Nerven lagen blank. »Warum passiert das ausgerechnet meiner Bank?«, jammerte er immer wieder.
Ich schlug ihm vor, sich in psychologische Behandlung zu begeben. Dann lud ich ihn kurzerhand in den Wagen und chauffierte ihn in Richtung Queens. Wir nahmen den Queens Midtown Tunnel, um den East River zu überqueren.
»Wie sahen die Täter aus?«, fragte ich. »Können Sie sie beschreiben?
»Einer war groß, etwa einsachtzig, und dunkelhaarig«, sagte Benbow, der sich allmählich beruhigte. »Der andere war etwas kleiner, dafür war er ziemlich bullig und blond, der dritte war auch etwa einsachtzig und hatte vorstehende Schneidezähne. Er erinnerte an eine Ratte...«
Die Beschreibung, die Benbow gab, konnte auf eine Million amerikanischer Staatsbürger zutreffen.
Es würde sich nicht vermeiden lassen, dass er mit uns die Verbrecherkartei durchforstete, wobei ich keine Kartei im herkömmlichen Sinn meine, sondern vom elektronischen Fahndungsarchiv des FBI spreche, das mehr als 39 Millionen Akten und Bilddateien enthält. Natürlich würden wir die erfassten Gangster, auf die die Beschreibungen Benbows zutrafen, herausfiltern.
Wir fuhren durch Wohn- und Industriegebiete. Die Seaview Avenue lag in der Nähe der Jamaika Bay und war eine ausgesprochen teure Wohngegend.
Auch im Haus des Bankdirektors war ein Team von der SRD, dem zentralen Erkennungsdienst aller New Yorker Polizeidienststellen.
Mrs. Benbow fiel ihrem Mann um den Hals. »Gott sei dank haben dir diese Gangster kein Leid zugefügt«, sagte sie.
»Ich – ich hatte nur Angst um dich«, murmelte Chuck Benbow.
Wenig später hörte ich mir an, was die Frau zu berichten hatte. Auch sie lieferte mir eine Beschreibung der Täter, ich machte mir Notizen in einen Taschenkalender, den ich immer bei mir trug. Ihre Beschreibung der Bankräuber stimmte mit der ihres Mannes weitgehend überein.
Ich fuhr zurück nach Manhattan und holte in der 42nd Street Milo ab. Gemeinsam fuhren wir ins Field Office. Ich stellte den Sportwagen in der Tiefgarage ab, dann begaben wir uns sofort in den Zellentrakt mit den Vernehmungszellen. Die uniformierten Kollegen hatten Alfred Hallman bereits eingeliefert und er war arretiert worden. Wir ließen ihn in einen der Vernehmungsräume bringen. Hier gab es nur einen Tisch und einige Stühle sowie einen Computer, mit dem die Vernehmungsprotokolle geschrieben wurden.
»Hat sich Ihr Anwalt schon bei Ihnen gemeldet?«, fragte ich.
»Er kommt mittags. Ich werde in seinem Beisein ein Geständnis ablegen. Ja, dazu habe ich mich durchgerungen.«
»Damit können Sie für sich nur Punkte sammeln«, sagte ich. »Es wird sicher auf das Strafmaß Einfluss haben.«
Ich ließ Hallman wieder abführen. Dann fuhren wir hinauf in den 23. Stock, in dem unser gemeinsames Büro lag. Auch das Büro von Mr. McKee lag in diesem Stockwerk. Wir begaben uns fort ins Vorzimmer und Mandy meldete uns an. Wenig später saßen wir an dem Konferenztisch im Büro des Chefs.
»Es waren fünf Bankräuber«, sagte ich, und dann berichtete ich dem Chef, was wir in Erfahrung gebracht hatten. »Im Haus Benbows wurden einige Zigarettenkippen sichergestellt, die einer DNA-Analyse unterzogen werden. Vielleicht ist der Bursche registriert. Über ihn kommen wir dann vielleicht an seine Komplizen heran.«
»Das wäre zu schön um wahr zu sein«, murmelte Milo. »Ich glaube allerdings nicht daran. Diese Kerle sind Profis. Sie sind mit einer Kaltschnäuzigkeit sondergleichen vorgegangen. Kaum anzunehmen, dass sie einen derart simplen Fehler begehen. Ich denke, dass der Raucher nicht registriert ist.«
»Wir erhalten die Ergebnisse der Spurensicherung, sobald sie vorliegen«, erklärte ich. »Und dann sehen wir weiter.«
Da klopfte es an die Tür, sie wurde einen Spalt breit geöffnet, Mandy streckte den Kopf herein und sagte: »Jay Kronburg und Leslie Morell sind da.«
»Sie sollen hereinkommen«, kam es von Mr. McKee.
Im nächsten Moment spazierten Jay Kronburg und Leslie Morell in das Büro. Sie begrüßten erst Mr. McKee, dann Milo und mich, und schließlich ließen sie sich ebenfalls am Konferenztisch nieder.
»Für Sie beide habe ich was Neues«, sagte der Assistant Director und lächelte in der ihm eigenen Manier. »Es geht um Waffenschmuggel. Eine amerikanische Mafia soll dahinter stecken, die Waffen nach Angola an die Unita-Rebellen verkauft. Angekauft werden die Waffen in Russland. Dies erledigt eine Bande von Russen, die eng mit den amerikanischen Gangstern zusammenarbeitet.« Der Chef holte Luft, dann fuhr er fort: »In Russland haben ehemalige KGB-Angehörige, Mitarbeiter im Polizeiapparat, in der Verwaltung und in der Wirtschaft ein Netz von Waffen- und Drogenhandel, Geldwäsche und Bordellen geknüpft. Dieses Geflecht verbindet schätzungsweise 160.000 Kriminelle.«
»Woher stammen diese Erkenntnisse?«, fragte Jay Kronburg.
»In Moskau wurde ein Mann namens Igor Karamsin festgenommen. Es handelt sich nur um einen kleinen Fisch. Aber er gab zu, dabeigewesen zu sein, als auf dem Altantik, in der Nähe der Bermudas, ganze Kisten voll Waffen von einem russischen auf ein amerikanisches Schiff umgeladen wurden. Er belauschte ein Gespräch zwischen den beiden Kapitänen, wobei New York als das Ziel der Waffen verlautbart wurde.«
»Möglicherweise werden die Waffen in New York zwischengelagert«, meinte Milo.
»Und wahrscheinlich mit Rohdiamanten bezahlt«, fügte Mr. McKee hinzu.«
Ein Begriff zuckte durch meinen Verstand. Geldwäsche! Ja, auf diese Weise konnte Geld gewaschen werden. Die Waffen wurden mit illegalen Geldern angekauft und gegen die Lieferung von Rohdiamanten, deren Einfuhr verboten war, weitergegeben. Die Rohdiamanten landeten bei Hehlern, die gute, amerikanische Dollars dafür bezahlten. Das war zumindest eine Möglichkeit der Geldwäsche.