Trevellian und der Tod lauert im Verborgenen: Krimi Action - Pete Hackett - E-Book

Trevellian und der Tod lauert im Verborgenen: Krimi Action E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 125 Taschenbuchseiten. Der Fund von Fässern mit Blausäure führt die FBI-Agenten Trevellian und Tucker auf die Spur einer Umweltmafia. Sie finden heraus, dass die Transportschiffe einen Teil des Giftmülls nicht zur Verbrennungsanlage bringen, sondern ins Meer kippen. Die ersten Verhaftungen werden vorgenommen. Doch keiner der Festgenommenen kennt den Boss der Mafia.

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Pete Hackett

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Inhaltsverzeichnis

Trevellian und der Tod lauert im Verborgenen: Krimi Action

Copyright

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Trevellian und der Tod lauert im Verborgenen: Krimi Action

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 125 Taschenbuchseiten.

Der Fund von Fässern mit Blausäure führt die FBI-Agenten Trevellian und Tucker auf die Spur einer Umweltmafia. Sie finden heraus, dass die Transportschiffe einen Teil des Giftmülls nicht zur Verbrennungsanlage bringen, sondern ins Meer kippen. Die ersten Verhaftungen werden vorgenommen. Doch keiner der Festgenommenen kennt den Boss der Mafia.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

1

Wir waren ganz dicht an Vince Hamilton dran. Er kaufte Falschgeld im Verhältnis eins zu zehn, zahlte also einen echten Dollar für zehn falsche. Mit dem Falschgeld kaufte er in Russland Steroide an, die er in den Staaten an den Mann brachte und an denen er immens verdiente. Die Dollars gelangten in den internationalen Geldkreislauf, landeten irgendwann wieder in den Staaten, wurden als Falschgeld erkannt und aus dem Verkehr gezogen, doch es ließ sich kaum nachvollziehen, aus welcher Quelle sie stammten.

Über Hamilton hofften wir auch an die Falschgeldhersteller heranzukommen. Wenn es uns gelang, diese Bande hochzunehmen, bedeutete dies einen empfindlichen Schlag gegen das organisierte Verbrechen in New York. Zunächst aber sollte der Arm des Gesetzes nach Hamilton greifen.

Um Punkt zweiundzwanzig Uhr hatte ein Mann mit einem großen Koffer das Haus Hamiltons betreten. Es war jetzt zweiundzwanzig Uhr fünf. Jay Kronburg und Leslie Morell befanden sich an der Rückseite des Hauses. Sie sollten verhindern, dass einer der Gangster durch die Hinter- oder Terrassentür floh. Milo und ich begaben uns zur Haustür. Durch die Jalousien des Fensters links von der Tür blitzten einige Lichtstreifen.

Ich läutete an der Tür. Sekundenlang rührte sich in dem Haus nichts, und ich dachte schon, dass das Läuten überhört worden war, doch dann erklang eine Stimme: »Wer ist da?«

»FBI. Öffnen Sie die Tür.«

Wieder verstrich kurze Zeit. Dann vernahm ich an der Giebelseite des Gebäudes ein Geräusch, wie es nur entstand, wenn ein Fenster hochgeschoben wurde. Holz, das von der feuchten Witterung aufgequollen war, knirschte in der Führung. »Halte du hier die Stellung, Milo!«, gebot ich und sprintete los. Ich sah eine schemenhafte Gestalt auf das Nachbargrundstück laufen. »Bleiben Sie stehen!«, befahl ich. Die SIG hatte ich bereits in der Hand. Als der Kerl weiterrannte, schoss ich in die Luft. Für einen kurzen Moment überlagerte die Detonation alle anderen Geräusche, die das abendliche Wohngebiet in Queens erfüllten.

Wenn ich der Meinung war, dass der Warnschuss den Fliehenden veranlasste, stehenzubleiben, dann sah ich mich jetzt getäuscht. Er sprang in den Schutz eines Busches, der sich schwarz und kompakt durch die Finsternis abhob, und dann peitschte es mir entgegen. Mit dem Aufleuchten des Mündungsfeuers jedoch hatte ich einen Haken geschlagen, und so verfehlte mich die Kugel.

Ich schoss. Mein Ziel war die Stelle, an der soeben die Mündungsflamme durch das Zweiggespinst zu sehen war. In das verhallende Knallen hinein vernahm ich ein Stöhnen, dann wankte die Gestalt hinter dem Busch hervor, machte drei torkelnde Schritte, und brach schließlich zusammen.

Ich war auf das linke Knie niedergegangen. So bot ich nur ein verhältnismäßig kleines Ziel. In dieser Stellung verharrte ich, die SIG auf das schwarze, längliche Bündel am Boden angeschlagen, den Finger am Drücker. Ich war ein Bündel angespannter Aufmerksamkeit und ließ mich nicht dazu hinreißen, die gebotene Vorsicht außer Acht zu lassen.

Plötzlich knallten bei Hamiltons Haus Schüsse. Dreimal, viermal dröhnte es, dann war berstender Krach zu hören, und dann eine scharfe Stimme. In die letzten Worte hinein donnerte ein weiterer Schuss. Es mutete mich an wie ein Gruß aus der Hölle, wie eine Botschaft von Untergang und Tod.

Der Kerl vor mir rührte sich nicht. Ich drückte mich hoch und ging langsam auf ihn zu. Der Untergrund war aufgeweicht vom letzten Regen. Das Gras glänzte feucht. Meine Schritte waren lautlos und gleitend. Der Bursche lag auf dem Bauch. In der rechten Hand hielt er noch die Pistole. Ich entwand sie ihm. Er röchelte. »Wo sind Sie getroffen?«, fragte ich.

»Die Hüfte.« Die Stimme klang verzerrt. »Mein Gott. Der Schmerz ist kaum zu ertragen. Ich – ich blute wie ein abgestochenes Schwein.«

»Wer sind Sie? Sagen Sie mir Ihren Namen.«

»Jack Flemming.«

»Sie bekommen gleich Hilfe.« Ich schwang herum und lief zum Haus. Die Haustür stand offen, Licht fiel ins Freie. »Milo!«

»Wir haben alles im Griff. Du kannst hereinkommen.«

Ich betrat das Haus. Im Wohnzimmer befanden sich die drei Kollegen. Vince Hamilton saß in einem der Sessel, die um einen niedrigen Couchtisch herum gruppiert waren. Seine Hände waren gefesselt. Er machte ein Gesicht, als hätte er Reißnägel geschluckt. Wahrscheinlich malte er sich im Geiste schon aus, was auf ihn zukam.

Auf dem Tisch stand der Koffer, den der Besucher mitgebracht hatte. Der Deckel stand offen, und ich sah, dass der Koffer randvoll mit sauber gebündelten Hundert-Dollar-Noten gefüllt war. Wir hatten Hamilton in flagranti erwischt. Ich verspürte eine tiefe Zufriedenheit. Jack Flemming, der draußen im Garten lag, war der Verbindungsmann zu der Bande, die die Blüten herstellte.

Ich holte mein Mobiltelefon aus der Jackentasche und stellte eine Verbindung zum Police Departement her. Den Kollegen am anderen Ende der Leitung bat ich, ein Team der SRD sowie eine Ambulanz zu schicken.

Schon nach einer Viertelstunde erschien der Krankenwagen. Jack Flemming wurde erstversorgt und dann abtransportiert. Die Beamten von der Spurensicherung erschienen erst nach einer dreiviertel Stunde. Ich klärte den Teamleiter auf, dann machten wir uns auf den Weg ins Field Office. Vince Hamilton nahmen wir mit. Wir wollten noch in dieser Nacht ein erstes Verhör durchführen. Das Falschgeld überließen wir den Erkennungsdienstlern.

2

Am Morgen trafen wir uns zum Briefing bei Mr. McKee. Jay Kronburg und Leslie Morell saßen schon an dem kleinen Konferenztisch, als Milo und ich antanzten. Wir begrüßten den Assistant Director und die beiden Kollegen per Handschlag, und Milo frotzelte mit einem schiefen Grinsen um die Lippen:

»Ihr vermittelt ja nicht gerade einen ausgeschlafenen Eindruck. Wo habt ihr euch denn wieder herumgetrieben?«

»Müder als du sehen wir auch nicht aus«, konterte Jay Kronburg. »War eine ziemlich harte Nuss, der Kerl. Na ja, Hauptsache, wir haben ihn weich gekriegt.«

Er sprach von Vince Hamilton.

Milo und ich setzten uns. Mandy kam mit einer Kanne Kaffee. Es war in der Tat eine lange Nacht gewesen. Bis um drei Uhr hatte Hamilton unseren Fragen standgehalten. Schließlich aber hatte er ausgepackt. Und in den frühen Morgenstunden konnte ein Team unserer Nachtbereitschaft in Zusammenarbeit mit Kollegen aus dem Police Departement die Kerle, die in einem Keller in Brooklyn die Blüten herstellten, hochnehmen. Unser Einsatz war ein voller Erfolg gewesen.

Der Chef sprach es aus. »Hervorragende Arbeit, Männer. Die Bande sitzt hinter Schloss und Riegel. Clive hat mich informiert, dass Falschgeld im Nennwert von fünf Millionen Dollar sichergestellt worden ist. Im Keller Hamiltons haben die Spurensicherer Anabolika im Wert von mehreren zigtausend Dollar sichergestellt. Ware aus Russland. Hamilton hat ein richtiggehendes Vertriebssystem aufgebaut. Er hat Studios im ganzen Land mit seinen Präparaten beliefert.«

»Nun haben wir ihm einen Riegel vorgeschoben«, sagte ich. »Und Hamilton bekommt einige Jahre Zeit, darüber nachzudenken, was richtig und was falsch ist. Vielleicht dient es seiner Läuterung.«

»Leider kann ich Ihnen keine Zeit gönnen, sich auf Ihren Lorbeeren auszuruhen, Gentlemen«, erklärte der AD und richtete den Blick auf mich. »Ein tragischer Fall. Ich habe ihn gestern am späten Nachmittag auf den Tisch bekommen.«

»Worum geht es, Sir?«, fragte ich.

»Giftmüll. Wahrscheinlich Blausäure. Fünfundzwanzig Fässer lagern im Keller einer stillgelegten Fabrik. Fünf Jungs im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren haben eins der Fässer geöffnet. Zwei sind gestorben, drei liegen mit Vergiftungen im Hospital. Der Zustand eines der Kinder ist kritisch.«

Ich war betroffen. »Wer lagert Blausäure in einem Keller, der, wie es scheint, jedermann zugänglich ist?«

»Das ist die Frage«, antwortete Mr. McKee. »Besitzer der Fabrik war ein Mann namens Morgan Overholser. Soweit ich weiß, wurde in dem Betrieb Kunststoff gefertigt. Die Giftfässer wurden in dem Keller einfach zurückgelassen. Ich möchte, dass Sie die Schuldigen finden, Jesse, Milo. Wer immer auch die Fässer zurückgelassen hat – er hat den Tod von Menschen billigend in Kauf genommen und muss zur Verantwortung gezogen werden.«

Die Fabrik lag in Queens, genau gesagt im Stadtteil Queensboro Hill. Die Namen der beiden toten Jungs war Ben Miller und Joey Mature. Jeff Stanton, ein Zwölfjähriger, rang noch mit dem Tod. Ich rief bei der SRD an und erfuhr, dass sich die Fässer nicht direkt im Keller der Fabrik befunden hatten, sondern in einem stillgelegten Kanal, durch den die Fabrik an das Abwassersystem der Stadt angeschlossen war. Es war also offensichtlich, dass die Giftfässer nicht vergessen worden waren, sondern dass man sie in diesem Schacht illegal entsorgt hatte.

Die fünf Jungs waren auf der Suche nach einem Abenteuer in das stillgelegte Kanalsystem eingedrungen. Ein Fall, der an Tragik kaum zu überbieten war. In mir war eine kaum zu beherrschende Wut auf jene Leute, die so sorglos mit dem gefährlichen Gift umgegangen waren. Es waren Verbrecher. Ich schwor mir, nichts unversucht zu lassen, um sie zur Rechenschaft zu ziehen.

Wir sprachen mit unserem Doc Howard über die Gefährlichkeit des Giftes.

»Blausäure ist hochgiftig«, begann der Arzt sogleich seinen Vortrag. »Sie verdunstet bei normaler Lufttemperatur. Eine Vergiftung kann inhalativ, also durch Einatmen, erfolgen. Schon sechzig Milligramm eingeatmete Blausäure können tödlich wirken. Eine Resorption über die Haut ist möglich. Die primäre Giftwirkung besteht in der irreversiblen Bindung der Blausäure an das zentrale Eisen-Ion des…«

»Bitte, Doc, verschonen Sie uns«, unterbrach ich den Arzt. »Das sind für uns sowieso spanische Dörfer. Meine Frage haben Sie beantwortet.

»Natürlich«, sagte Doc Howard lächelnd. Seine Augen funkelten. »Ich wollte Ihnen keinen wissenschaftlichen Vortrag halten. Nur soviel noch: Nach dem Tod durch Blausäure finden sich bei dem Toten Leichenflecke, die ähnlich denen bei Vergiftung durch Kohlenmonoxid leuchtend rot sind. Neben dem Bittermandelgeruch ein wichtiges Indiz auf einen nicht natürlichen Tod.«

»Vielleicht können Sie noch die Symptome einer Vergiftung nennen«, bat Milo.

»Atemnot, Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Krämpfe, Ohnmacht, rosige Hautfarbe – Tod.«

Ich bedankte mich, dann fuhren wir nach West Village in die Christopher Street, wo Morgan Overholser, der Besitzer der Fabrik, eine große Eigentumswohnung besaß. Ich hatte mich vorher telefonisch rückversichert, dass Overholser zu Hause war. Er öffnete uns und bat uns in seine Wohnung. Hier war alles vom Feinsten. Das Beste war für diesen Mann scheinbar gerade gut genug. Die Gemälde an den Wänden waren echt. Die Teppiche waren sicher keine Massenware, ebenso wenig die Möbel. Morgan Overholser war mit Sicherheit kein armer Mann.

»Meine Frau ist mit ihrer Schwester beim Shopping.« Er lachte. »Sie ist über zwanzig Jahre jünger und noch um einiges aktiver als ich. Wir haben also Zeit, Gentlemen. Nehmen Sie doch Platz.« Sein Blick nahm einen lauernden Ausdruck an. »Was will das FBI von mir?« Er lächelte jovial, was aber nicht darüber hinwegtäuschen konnte, der er ziemlich angespannt war. Wahrscheinlich wusste er genau, was uns herführte.

»Sie sind Besitzer der Fabrik in Queensboro Hill.«

Overholser nickte. »Das ist richtig.«

»Auf dem Gelände der Fabrik kamen zwei Kinder ums Leben«, erklärte ich. »Ein drittes Kind ringt mit dem Tod, zwei weitere Kinder sind außer Gefahr, befinden sich aber noch im Krankenhaus.«

»Schilder weisen darauf hin, dass das Betreten des Fabrikgeländes verboten ist«, gab Overholser zu verstehen.

Ich ging nicht darauf ein. »Die Kinder haben sich vergiftet. In der Kanalisation der Fabrik wurden Fässer mit hochgiftigen Substanzen entsorgt. Die Kinder haben eines der Fässer geöffnet.«

»Es handelt sich um Blausäure«, bemerkte Milo.

Overholsers Brauen zuckten in die Höhe. »In der Fabrik wurde Kunststoff hergestellt. Polyamide…«

Wahrscheinlich schauten Milo und ich nicht gerade geistreich drein, denn Overholser erhob noch einmal das Wort: »Das sind thermoplastische Kunststoffe, Kunststoffe also, die sich in einem bestimmten Temperaturbereich plastisch verformen lassen. Dieser Vorgang ist reversibel, das heißt er kann durch Abkühlung und Wiedererwärmung bis in den schmelzflüssigen Zustand beliebig oft wiederholt werden, solange nicht durch Überhitzung die so genannte thermische Zersetzung des Materials einsetzt.«

»Aha«, machte ich. »Sehr interessant.«

Overholser verzog geringschätzig den Mund. »Blausäure wird in großen Mengen zur Herstellung von Adiponitril, einem Zwischenprodukt der Kunststoffproduktion, verwendet. Dazu wird Blausäure mittels eines Nickel-Katalysators an Butadien addiert. Adiponitril gehört zu den aliphatischen Nitrilen und ist ein Zwischenprodukt der Polyamidherstellung.«

Milo und ich wechselten einen schnellen Blick. Wollte uns Overholser beeindrucken oder verunsichern? »Vielen Dank für die fachmännische Aufklärung«, knurrte ich. »Damit dürfte der Ursprung der Blausäure feststehen. Als Sie die Fabrik auflösten, Mr. Overholser, haben Sie doch gewiss sichergestellt, dass chemische Substanzen und Gifte jedweder Art ordnungsgemäß entsorgt wurden.«

»Natürlich, was denken Sie denn. Ich habe mit der Entsorgung Dee Bradford beauftragt. Er ist Spezialist dafür. Hat mich eine hübsche Stange Geld gekostet. Ich ging davon aus, dass Bradford den gefährlichen Sondermüll ordnungsgemäß entsorgt hat.«

3

Der Name der Firma war Dee Bradfords Special Refuse Management. Firmensitz war Staten Island, Delaware Avenue. Es war vierzehn Uhr, als wir in den Hof des Betriebes fuhren. Einige Containerfahrzeuge standen auf dem geteerten Abstellplatz. Es gab ein halbes Dutzend großer Garagen, eine Instandsetzungshalle, und ein kleines Verwaltungsgebäude. Zwei Männer und eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, saßen in dem großen Büro an ihren Schreibtischen und gingen ihrer Arbeit nach. Ein Telefon läutete und einer der Angestellten griff nach dem Hörer. Ich hörte, wie er seinen Namen und den Namen des Betriebes sagte. Der andere Mann musterte uns kurz, dann fragte er: »Was kann ich für Sie tun?«

»Mein Name ist Trevellian. Das ist mein Kollege Tucker. Wir kommen vom FBI New York und würden gerne Mr. Bradford sprechen.«

Der Mann schaute überrascht. »FBI?«

Die drei magischen Buchstaben sorgten dafür, dass uns jetzt auch die junge Frau voll Interesse fixierte.

»FBI, sehr richtig. Ist Mr. Bradford im Betrieb?«

»Nein.«

»Ihre Firma entsorgt Sondermüll. Wo geschieht das?«

»Soweit der Müll nicht der Wiederverwertung zugeführt werden kann, landet er in Sondermüll-Verbrennungsanlagen«, antwortete der Angestellte.

»Abholung bei den Kunden und Anlieferung bei der Verbrennungsanlage sind sicherlich dokumentiert«, sagte Milo.

»Klar.«

»Wie wird Blausäure entsorgt?«, wollte ich wissen.

»Da es sich um eine brennbare Flüssigkeit handelt, landet auch sie im Verbrennungsofen.«

»Wo können wir Mr. Bradford treffen?«

»Höchstwahrscheinlich in seiner Wohnung, East 18th Street, Nummer 96.«

»Denkst du, dass man die Fässer mit Bedacht in der Kanalisation unter der Fabrik abgestellt hat?«, fragte Milo, indes ich den Sportwagen zum Fährhafen lenkte.

»Was meinst du denn?«

»Dass sie vielleicht vergessen worden sind.«

»Fünfundzwanzig Fässer?«, sagte ich zweifelnd. »Nein. Dort, wo die Fässer gefunden worden sind, wurden sie auch nicht gelagert, als die Fabrik noch in Betrieb war. Man hat die Fässer nicht vergessen, sondern statt in die Verbrennungsanlage in den Kanalschacht gebracht. Das Geld für die ordnungsgemäße Entsorgung hat man sich gespart.«

»Was für eine Ignoranz«, murmelte Milo. »Wir werden Lieferscheine und Abrechnungen überprüfen müssen. Sollte Bradford die Entsorgung in Rechnung gestellt haben, wissen wir, an wen wir uns wenden müssen.«

Die Fähre zwischen Staten Island und Manhattan verkehrte stündlich. Wir mussten zwanzig Minuten warten, dann konnten wir auf das Schiff fahren. Natürlich hätten wir auch den Landweg benutzen können. Entweder über New Jersey oder über Brooklyn. Effektiver aber war die Fähre.

Die 18th Street lag in Chelsea. Bradford wohnte in der Nähe des Joyce Theater. Ich fand eine Parklücke und rangierte den Wagen hinein. Es handelte sich um ein Wohn- und Geschäftshaus. Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater und die Verwaltungen einiger Betriebe befanden sich in dem Hochhaus, das über fünfzehn Stockwerke verfügte. Das Apartment Bradfords fanden wir in der zwölften Etage.

Dee Bradford war ein Mann zwischen fünfundvierzig und fünfzig Jahren, dunkelhaarig, sein Gesicht wirkte ein wenig aufgedunsen und fahl, was auf einen nicht gerade gesunden Lebenswandel schließen ließ.

Ich stellte uns vor, und mir entging nicht die jähe Unruhe in seinen Zügen. »Kommen Sie herein«, murmelte er und trat zur Seite. Wir schritten an ihm vorbei, er forderte uns auf, Platz zu nehmen. Eine Tür öffnete sich und eine Frau um die Vierzig erschien. »Die Herren sind vom FBI«, sagte Bradford. »Das ist Susan, meine Frau.«

Wir begrüßten sie, sie entschuldigte sich damit, dass sie in der Küche zu tun habe, dann waren wir mit Bradford allein. »Worum geht es?«, fragte er.

»Morgan Overholser hat Ihr Unternehmen mit der Entsorgung des Sondermülls beauftragt, als er den Betrieb der Kunststofffabrik in Queensboro Hill einstellte.«

Zögernd nickte Bradford. »Das stimmt. Wir haben die Entsorgung übernommen. Was veranlasst das FBI, sich mit dieser Sache, die immerhin mehr als zwei Jahre zurückliegt, zu beschäftigen?«