Trevellian und die Erben: Action Krimi - Pete Hackett - E-Book

Trevellian und die Erben: Action Krimi E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten. Osborne Ltd. ist ein wertvolles Unternehmen. Als der Hauptanteilseigner Neil Osborne getötet wird, bricht sofort Streit unter den Erben aus. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker finden jede Menge Motive und Verdächtige, jeder könnte schuldig sein. Aber dann geschieht ein weiterer Mord an Osbornes Sohn, und auf einen anderen Verdächtigen wird ein Anschlag verübt.

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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Pete Hackett

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Inhaltsverzeichnis

Trevellian und die Erben: Action Krimi

Copyright

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Trevellian und die Erben: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten.

Osborne Ltd. ist ein wertvolles Unternehmen. Als der Hauptanteilseigner Neil Osborne getötet wird, bricht sofort Streit unter den Erben aus. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker finden jede Menge Motive und Verdächtige, jeder könnte schuldig sein. Aber dann geschieht ein weiterer Mord an Osbornes Sohn, und auf einen anderen Verdächtigen wird ein Anschlag verübt.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

1

Ein Ford rollte langsam die First Avenue hinauf in Richtung Norden. Es war 3.35 Uhr. Nur selten kam dem Fahrzeug ein anderes Auto entgegen. Um diese Zeit herrschte ausgesprochen mäßiger Verkehr.

Der Ford erreichte die Brücke, die über den Harlem River führte. Mitten auf der Brücke wurde er angehalten. Der Mann, der den Ford steuerte, stieg aus, öffnete den Kofferraum und zerrte eine leblose Gestalt heraus. Sie war schwer und unhandlich. Der Fahrer packte sie unter den Achseln und schleifte sie zum Geländer, wuchtete sie in die Höhe und ließ den Oberkörper der Leiche über die Balustrade kippen.

Im nächsten Moment stürzte der Leichnam in die Tiefe und klatschte auf das Wasser. Die Strömung erfasste ihn, und er trieb in Richtung East River.

2

Es war kurz vor 22 Uhr, als James Applegate das Verwaltungsgebäude der Osborne Ltd. verließ. Eine Laterne über der Hintertür spendete Licht. Der Lichtschein endete jedoch nach wenigen Schritten. Zwischen den Gebäuden war die Finsternis derart dicht, dass sie mit den Augen nicht zu durchdringen war.

Es hatte einiges zu besprechen gegeben. Vor drei Tagen war der Leichnam von Neil Osborne aus dem East River gefischt worden. Neil Osborne hatte fünfzig Prozent der Gesellschaftsanteile in Händen gehalten. Bei dem Gespräch war es um die Zukunft der Gesellschaft gegangen. Es war davon auszugehen, dass Brit Osborne, die Gattin des Ermordeten, dessen Gesellschaftsanteile erben würde. Bruce Osborne, der Sohn des Toten, hatte in Vertretung seiner Stiefmutter an der Besprechung teilgenommen.

Ein kühler Wind streifte Applegates Gesicht. Er atmete tief durch. Per Fernbedienung schloss er seinen Chevy auf. Applegate stand im Licht. Seine Gestalt warf einen langen Schatten. In dem Moment, als er sich in Bewegung setzte, zerriss ein peitschender Knall die Stille. In der Finsternis zwischen zwei Gebäuden blitzte es grell auf. James Applegate verspürte einen heftigen Schlag gegen die Schulter, wurde halb herumgerissen, und brach auf das linke Knie nieder. Glühender Schmerz zuckte bis unter seine Schädeldecke. Der Schock ließ es nicht zu, einen Gedanken zu formulieren. Schwindelgefühl erfasste ihn. Es wurde derart heftig, dass er die Kontrolle über sich verlor und auf das Gesicht stürzte. Seine Finger verkrallten sich auf dem Asphalt, seine Nägel brachen.

Eine schemenhafte Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit. Geduckt lief sie Applegate hin. Sie hielt ihm die Mündung der Pistole an den Kopf. In dem Moment waren im Verwaltungsgebäude Stimmen zu hören. Der Bursche, der über Applegate gebeugt dastand, zögerte einen Augenblick. Plötzlich richtete er sich auf und ergriff die Flucht. Die Finsternis zwischen den Gebäuden schien ihn aufzusaugen.

Zwei Männer verließen das Verwaltungsgebäude. »Ich werde mit meiner Stiefmutter darüber sprechen«, versicherte einer. »Ob sie die Idee für besonders gut hält, weiß ich nicht. Sie … He, was ist das?«

Bruce Osborne sah die Gestalt am Boden, erreichte sie mit wenigen Schritten und beugte sich über sie. »Das ist James«, stieß er hervor. »Wahrscheinlich ist ihm schlecht geworden. Wir müssen eine Ambulanz rufen.«

Der andere Mann, es handelte sich um Bud Osborne, zog schon sein Handy aus der Jackentasche.

3

Am Telefon war Detective Lieutenant Harry Easton. »Hallo, Jesse. Eine ganze Weile nichts gehört von euch. Wie stehen die Aktien?«

»Ich kann nicht klagen«, erwiderte ich. »Das Verbrechen schläft nicht, und so besteht keine Gefahr, dass wir arbeitslos werden. Du rufst doch sicher nicht an, weil du wieder mal meine Stimme hören wolltest, Harry. Also raus mit der Sprache: Was hat dich bewogen, meine Nummer zu wählen?«

»Es geht um einen Mord und um einen Mordversuch.«

»Wer wurde ermordet, und wen hat man versucht, umzubringen?«, fragte ich.

»Bei dem Toten handelt es sich um Neil Osborne, den Hauptgesellschafter der Osborne Ltd. Er wurde erschossen, sein Leichnam schwamm im East River.«

»Wo wohnte der Mann?«

»In der siebenundvierzigsten Straße. Ich weiß, was du sagen willst. Und du hast grundsätzlich recht. Der Mord fällt in die Zuständigkeit der Mordkommission. Aber nun kommt die zweite Sache. Auf James Applegate wurde gestern Abend geschossen. Er ist ebenfalls Gesellschafter der Osborne Ltd. Der Anschlag erfolgte in der achtundzwanzigsten Avenue in Queens, auf dem Betriebsgelände der Gesellschaft. Applegate aber wohnt in Jersey City.«

»Was den Fall in die Zuständigkeit des FBI verweist«, erklärte ich.

»Sehr richtig.«

»Erzähle mir mehr, Harry.«

»Bei der Ltd. gab es drei Gesellschafter. Neil Osborne hielt fünfzig Prozent der Gesellschaftsanteile in Händen. Sein Bruder Bud und sein Cousin besaßen jeweils ein Viertel der Anteile.«

»Bei dem Cousin handelt es sich um James Applegate«, konstatierte ich.

»So ist es. Gestern Abend fand eine Besprechung statt. Sie endete gegen einundzwanzig Uhr fünfundvierzig. Bruce Osborne, der in Vertretung seiner Stiefmutter an der Besprechung teilnahm, und sein Onkel Bud verließen als letzte das Verwaltungsgebäude. Im Hof lag Applegate. Die beiden dachten erst an einen Schwächeanfall oder einen Herzinfarkt. In Wirklichkeit war er niedergeschossen worden.«

»Sieht so aus, als hätte es jemand auf die Gesellschafter der Ltd. abgesehen«, gab ich zu verstehen.

»Ja, den Anschein hat es.«

4

Zwei Tage später hatten wir den Fall. Harry Easton hatte uns zusammen mit einem Bericht die angefallenen Unterlagen geschickt. Es handelte sich um Vernehmungsprotokolle und Gutachten der Spurensicherung. Danach geschah der Mord an Neil Osborne am 17. April. Der Mordanschlag auf James Applegate erfolgte am Abend des 20. April. Heute schrieben wir den 23. April.

Milo und ich fuhren in das Krankenhaus, in dem James Applegate behandelt wurde. Es befand sich in Queens. An der Rezeption erfuhren wir, auf welcher Station und in welchem Zimmer der Patient lag. Wenig später betraten wir das Krankenzimmer. Zwei Patienten befanden sich in dem Raum. »Mister Applegate?«, fragte ich.

Einer der Männer machte sich bemerkbar. Bleich lag er in den Kissen. Wir wandten uns seinem Bett zu. Ich übernahm es, uns vorzustellen. »Wir sind die Agents Tucker und Trevellian vom FBI New York. Mein Name ist Trevellian.«

»Hat das FBI den Fall übernommen?«, fragte Applegate mit schwacher Stimme.

»Ja.«

»Bei mir waren schon die Beamten von der Mordkommission«, murmelte Applegate. »Ich habe den Schützen nicht gesehen. Kurz vor zehn Uhr abends verließ ich das Verwaltungsgebäude der Ltd. in der achtundzwanzigsten Avenue. Plötzlich knallte es und ich erhielt einen fürchterlichen Schlag gegen die Schulter. Ich habe die Besinnung verloren. Als ich wieder zu mir, bemühte sich der Notarzt um mich.«

»Es gab an diesem Abend eine Besprechung«, sagte ich. »Anwesend waren Sie, Bud Osborne, Bruce Osborne sowie Artur Douglas, der Geschäftsführer.«

»An Stelle von Bruce sollte Brit Osborne erscheinen. Sie wird aller Voraussicht nach Neils Anteile erben. Brit schickte Bruce, ihren Stiefsohn. Er war ermächtigt, ihre Interessen zu vertreten.«

»Zuletzt verließen Bud Osborne und Bruce die Besprechung.«

»Das stimmt. Kurz vor einundzwanzig Uhr fünfundvierzig ging Douglas. Bud Osborne und ich machten Bruce das Angebot, die von Neil vererbten Anteile aufzukaufen. Dahingehend wollte Bruce mit seiner Stiefmutter sprechen. Ich verabschiedete mich nach dieser Zusage ebenfalls. Im Hof aber wartete der Killer auf mich.«

»Das war kurz vor zweiundzwanzig Uhr.«

»Ja, ich bin fünf Minuten vor zehn Uhr gegangen.«

»Wie kommt es, dass Neil Osborne fünfzig Prozent der Gesellschaftsanteile besaß?«, fragte ich. »Ohne seine Zustimmung war doch sicher kein Beschluss möglich.«

»Beschlüsse wurden mit einfacher Mehrheit gefasst«, erwiderte Applegate. »Es stimmt. Mit meiner und Buds Stimme war kein Beschluss durchzusetzen. Es bedurfte immer des Einverständnisses von Neil. Allerdings benötigte auch er jeweils die Stimme eines der anderen Gesellschafter, um – hm, seinem Willen Geltung zu verschaffen.« Applegate seufzte. »Im Endeffekt aber galt sein Wille.«

»Das wussten Sie aber, als der Gesellschaftsvertrag geschlossen wurde«, sagte ich.

»Wir waren ursprünglich vier Gesellschafter. Der vierte Mann war Wesley Osborne. Auch er besaß ein Viertel der Anteile. Aber Wes gründete eine eigene Firma. Das Projekt brachte allerdings nicht den gewünschten Erfolg – zunächst zumindest nicht. Wes hatte hohe Schulden und verpfändete seine Gesellschaftsanteile. Hauptgläubiger war Neil. Als Wes zu einem bestimmten Termin nicht zahlen konnte, nahm ihm Neil seine Anteile weg. Neil war eiskalt und nur auf seinen Vorteil bedacht. Von Stunde an gab er den Ton der Gesellschaft an.«

»Lebt Wesley Osborne in New York?«

»Ja. Er besitzt ein Haus in Brooklyn. Ich sagte es bereits: Das Projekt lief zunächst sehr schlecht, und Wes stand vor dem Bankrott. Aber er schaffte es. Und heute verdient er mit seiner Geschäftsidee Millionen.«

»Wie heißt das Unternehmen?«

»Osborne Logistics & Computer Science.«

»Wann verlor Wes Osborne seine Anteile an seinen Bruder?«, fragte ich.

»Das war vor vier Jahren.«

Als wir wieder im Sportwagen saßen, sagte ich: »Wesley Osborne könnte ein Motiv gehabt haben, seinen Bruder umzubringen.«

»Der Schuss auf Applegate passt nicht ins Bild«, versetzte mein Partner.

»Vielleicht versuchte er, eine falsche Fährte zu legen.«

»Wir werden uns mit Wesley Osborne unterhalten müssen«, murmelte Milo. Er fuhr den Computer hoch und holte das elektronische Telefonbuch auf den Bildschirm. Milo begann zu tippen, dann sagte er: »Da haben wir ihn ja. Die Adresse lautet dreihundertneunzehn East dreiundneunzigste Straße, Brooklyn.«

Bei der nächsten Abfahrt wandte ich mich nach Süden. Die 93rd Street lag im Stadtteil Canarsie. Zu beiden Seiten der Straße gab es große Grundstücke. Wer hier wohnte, gehörte zur gesellschaftlichen Oberschicht. Langsam rollten wir die Straße hinunter. Die Hausnummern waren meistens an den Säulen der Gartentore angebracht. Vor dem Anwesen Nummer 319 fuhr ich rechts ran, ich stellte den Motor ab, dann stiegen wir aus.

Das Haus lag in einem parkähnlichen Garten. Das große Gartentor war aus Schmiedeeisen, die Pforte daneben ebenfalls. Sowohl Tor als auch Pforte waren verschlossen. Aber es gab eine Glocke. Ich klingelte, und im nächsten Moment erklang es aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage: »Wer ist draußen?«

Ich erklärte, wer wir waren. Ein leises Summen erklang, die Pforte ließ sich öffnen. Auf einem Plattenweg gingen wir zum Haus. Es handelte sich um eine Villa. Die Geschäfte, die Wesley Osborne betrieb, schienen wirklich hervorragend zu laufen. Bei der Haustür erwartete uns ein Mann von ungefähr sechzig Jahren mit grauen Haaren. Bekleidet war er mit einem schwarzen Anzug und einem weißen Hemd. »Ich bin Joshua, der Butler«, stellte er sich uns vor. »Bitte, treten Sie ein. Mister Osborne kommt sofort.«

Wir betraten eine Wohnhalle, deren Mitte eine schwere Polstergarnitur einnahm. Eine Treppe führte nach oben. Sie endete auf einer Galerie, von der eine Reihe von Türen in irgendwelche Räume führten. Ich schaute mich um. Die Möbel waren schwer und gediegen. Die Bilder an den Wänden waren echt. Für die Einrichtung der Halle war das Teuerste gerade gut genug gewesen. Es gab einen offenen Kamin, der mit Marmor eingefasst war. Über dem Kamin hingen an der Wand Langfeuerwaffen aus einer Zeit, als sich um die Herrschaft in Amerika noch die Franzosen mit den Engländern stritten.

»Bitte, nehmen Sie Platz.«

Milo und ich setzten uns. Der Butler verschwand durch eine Tür, die er lautlos hinter sich schloss.

Eine Minute verstrich, dann ging oben eine Tür auf. Ein Mann Anfang der fünfzig trat auf die Galerie. Seine dunklen Haare begannen sich grau zu verfärben. Er kam die Treppe herunter, und wir erhoben uns.

»Ich bin Wes Osborne«, stellte sich der Mann vor und schüttelte jedem von uns die Hand. Als wir wieder saßen und er selbst Platz genommen hatte, sagte er: »Ich kann mir schon denken, was Sie zu mir führt. Es geht um den Mord an meinem Bruder.«

»Sehr richtig«, erwiderte ich. »Sie waren mal Gesellschafter der Osborne Ltd.?«

»Neil hat mich aus dem Rennen katapultiert«, versetzte Wes Osborne lächelnd. »Er kannte kein Pardon, als ich zu einem bestimmten Zeitpunkt meine Schulden bei ihm nicht begleichen konnte. Nun«, Wes Osborne zuckte mit den Schultern, »ich habe mich wieder gefangen. Die Geschäfte laufen glänzend.«

»Ihr Bruder könnte einem Racheakt zum Opfer gefallen sein«, erklärte ich.

Wes Osborne runzelte die Stirn. »Es gab eine Zeit, in der ich stinksauer auf Neil war. Er hat mich sozusagen im Regen stehen lassen. Wenn es mir nicht gelungen wäre, mein Unternehmen zu retten und gewinnbringend zu arbeiten, müsste ich heute vielleicht betteln gehen. Vor einiger Zeit bin ich an Neil mit einem Angebot herangetreten. Ich wollte meine Gesellschaftsanteile zurückkaufen. Neil lehnte ab. Es gefiel ihm, dass die beiden anderen Gesellschafter nach seiner Pfeife tanzen mussten. Er konnte jeden Beschluss verhindern. Neil sonnte sich im Gefühl seiner Macht.«

»Wann hat er Ihr Angebot abgelehnt?«

»Vor zwei Wochen.«

»Und kurz darauf ist er tot«, knurrte Milo.

»Ich habe mit dem Tod meines Bruders nichts zu tun«, sagte Wesley Osborne mit Nachdruck. »Mag sein, dass ich ein knallharter Geschäftsmann bin – ein Mörder bin ich jedenfalls nicht. Ich will Sie nicht im Unklaren darüber lassen, dass ich an Brit herantreten werde. Ich bin bereit, ihr die gesamten Gesellschaftsanteile abzukaufen.«

»Also möchten Sie der große Mann in der Ltd. werden«, sagte ich.

»Warum nicht? Ich habe die Mittel. Geld muss arbeiten.«

»Dieses Angebot haben auch Bud Osborne und James Applegate der Witwe unterbreitet.«

»Die beiden sind also meine Konkurrenten«, murmelte Wes Osborne nachdenklich. »Falls Brit verkauft, hoffe ich, dass sie mir den Zuschlag erteilt.«

»Und wenn sie ablehnt?«, fragte ich.

»Dann werde ich mit dieser Ablehnung leben müssen. Zum Verkauf zwingen kann ich sie nicht.«

»Natürlich nicht«, pflichtete ich bei. »Sie sagten es eben selbst: Unter anderem James Applegate ist einer Ihrer Konkurrenten.«

»Ich habe gehört, dass auf ihn geschossen wurde. Auch damit habe ich nichts zu tun, Agents. Aber der Verdacht gegen mich ist durch meine Versicherung wohl nicht aus der Welt zu schaffen. Die Zeit allerdings, in der Sie sich mit meiner Person beschäftigen, ist vergeudet.«

Wir verabschiedeten uns und kehrten nach Manhattan zurück.

5

Ehe wir Feierabend machten, wollten wir uns noch mit Brit Osborne, der Witwe, unterhalten. Sie wohnte in der zwölften Etage eines Hochhauses. Brit Osborne selbst öffnete uns die Tür. Sie war ziemlich blass und sah etwas mitgenommen aus. Ich wusste, dass sie vierunddreißig war. Auf mich wirkte sie wie vierzig.

Nachdem ich ihr eröffnet hatte, wer wir waren, bat sie uns in die Wohnung und forderte uns im Wohnzimmer auf, Platz zu nehmen. Sie setzte sich auch und begann ihre Hände zu kneten. »Ich kann noch immer nicht realisieren, dass mein Mann tot sein soll«, murmelte sie.

»Wir können Ihnen leider nur unser Bedauern zu dem herben Verlust ausdrücken«, erklärte ich und meinte es ehrlich.

»Danke. Neil war ein guter Mann. Wir waren über fünf Jahre verheiratet. Doch nun …«

Sie brach ab und schlug beide Hände vor das Gesicht. Ich hörte sie schluchzen und sah, wie ihre Schultern zuckten. Ihre Psyche versagte.

Ich wechselte mit Milo einen betretenen Blick. Dann warteten wir, bis sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte. Sie ließ die Hände sinken. Ihre Augen waren feucht. »Entschuldigen Sie bitte«, murmelte sie. »Aber meine Gefühle haben mich übermannt. Es – es ist alles so schrecklich.«

»Sind Sie in der Lage, uns ein paar Fragen zu beantworten?«, fragte ich.

Brit Osborne nickte. »Fragen Sie. Soweit ich in der Lage bin, Ihre Fragen zu beantworten, werde ich das tun.«

»Äußerte Ihr Mann irgendwann einmal, dass er sich bedroht fühlte?«

Die Frau dachte kurz nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Mit keinem Wort.« Nachdenklich starrte Brit Osborne sekundenlang auf einen unbestimmten Punkt im Raum, dann ergriff sie erneut das Wort: »Neil war Hauptgesellschafter der Ltd. Er war ein selbstbewusster Mann, der sich der Rolle, die er spielte, bewusst war. Im Endeffekt hatte er in der Gesellschaft das Sagen.«

»Das hat uns bereits James Applegate erzählt«, murmelte ich. »Bis vor vier Jahren gab es vier Gesellschafter.«