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Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 104 Taschenbuchseiten. Fünf tote Männer rufen die FBI-Agenten Trevellian und Tucker auf den Plan. Alle waren von ähnlichem Aussehen, und allen wurde das Geschlechtsteil abgeschnitten. Handelt es sich um Rache für eine Vergewaltigung, oder steckt ein anderer Grund dahinter? Die beiden Special Agents werden mit purem Hass konfrontiert, aber der Täter agiert aus dem Dunkel heraus.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Trevellian und die Hoffnung stirbt zuletzt: Action Krimi
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Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 104 Taschenbuchseiten.
Fünf tote Männer rufen die FBI-Agenten Trevellian und Tucker auf den Plan. Alle waren von ähnlichem Aussehen, und allen wurde das Geschlechtsteil abgeschnitten. Handelt es sich um Rache für eine Vergewaltigung, oder steckt ein anderer Grund dahinter? Die beiden Special Agents werden mit purem Hass konfrontiert, aber der Täter agiert aus dem Dunkel heraus.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
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© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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»Ich habe mich kundig gemacht«, sagte Mr. McKee. »Es geht um ein Areal von fast vier Hektar im Süden des Alley Parks. Bis vor dreißig Jahren wurde dort Bauschutt gelagert.«
»Asbesthaltiger Bauschutt«, sagte ich.
»Ja. Allerdings gibt es ein Gutachten, wonach der Boden für gesundheitlich unbedenklich erklärt wurde, nachdem die Bauträgergesellschaft, die das Land von der Stadtverwaltung erwarb, die Altlasten beseitigen ließ. Aufgrund dieses Gutachtens wurde das Areal zum Bauland erklärt.«
»Und nun hat ein anonymer Anrufer behauptet, dass der Boden nicht ordnungsgemäß saniert wurde«, konstatierte Milo.
Mr. McKee nickte. »Er behauptet, dass das vorgelegte Gutachten gefälscht sei und das Areal niemals zum Bauland erklärt hätte werden dürfen. Allerdings ist der Gutachter unter mysteriösen Umständen gestorben. Man hat das FBI mit den Ermittlungen betraut.«
Der Assistant Director machte eine kurze Pause. Milo und ich schwiegen und warteten darauf, dass er weitersprach. Und er ließ mit seinen weiteren Ausführungen nicht lange auf sich warten.
»Gordon Boulder wurde von einem Wagen überfahren, als er seine Wohnung in New Jersey verließ und die Straße überquerte. Der Unfallfahrer beging Fahrerflucht. Augenzeugen behaupten, dass es sich um einen beigefarbenen Mercury mit einer Nummer des Staates New York handelte. Das ist aber auch schon alles, was wir wissen.«
»Wann erfolgte er anonyme Anruf?«, fragte ich. »Bevor Boulder ums Leben kam oder danach?«
»Vorher«, antwortete Mr. McKee. Er kniff die Augen ein wenig zusammen. »Daran habe ich auch schon gedacht, Jesse. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Anrufer um Boulder selbst handelte.«
Der Chef nahm eine dünne Akte von seinem Schreibtisch und reichte sie mir. »Hier sind die bisher getroffenen Feststellungen und Ermittlungsergebnisse zusammengefasst. Arbeiten Sie sich in den Fall ein, Gentlemen, und – bringen Sie Licht in das Dunkel.«
Zwei Stunden später hatten wir alles, was es in dem Fall bisher schwarz auf weiß gab, gecheckt. Die Bauträgergesellschaft hatte das Areal gewissermaßen für ein Butterbrot von der Stadtverwaltung erworben. Nachdem es zum Bauland erklärt worden war, hatten die Preise für das Land schwindelerregende Höhen erreicht. Die Bauträgergesellschaft würde Gewinne im zweistelligen Millionenbereich machen.
Geschäftsführer der Bauträgergesellschaft war ein Mann namens Wyatt Stanfield. Die Gesellschaft hatte ihren Sitz in der Pine Street. Ich rief an und fragte Wyatt Stanfield, ob er uns für einige Fragen zur Verfügung stehen würde.
»Worum geht es denn?«
»Um das Bauland im Alley Park.«
»Was ist damit?«
»Das würden wir gerne mit Ihnen unter sechs Augen besprechen.«
»Von mir aus. Kommen Sie vorbei. Aber beeilen Sie sich. In zwei Stunden findet eine Besprechung mit den Aufsichtsräten der Gesellschaft statt.«
»Wir kommen sofort.«
Wir fuhren also in die Pine Street. Name der Bauträgergesellschaft war »Manhattan Construction Company«. Die Sekretärin, bei der wir uns meldeten, war eine freundliche Frau von etwa vierzig Jahren, die uns die Verbindungstür zum Büro ihres Chefs öffnete und sagte: »Bitte, meine Herren, treten Sie ein. Mr. Stanfield erwartet Sie bereits.«
Wyatt Stanfield war ein schwergewichtiger Mann um die fünfzig. Seine dunklen Haare hatten sich über der Stirn bereits stark gelichtet und nahmen eine graue Färbung an. Er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück, lächelte und sagte: »Guten Tag, Special Agents. Ich habe zwar keine Ahnung, was das FBI von mir will, aber sicherlich werden Sie es mir gleich sagen.«
Er gab sich ausgesprochen jovial. Diese Sorte mochte ich nicht. Jedoch versuchte ich, das aufsteigende Gefühl der Antipathie zu unterdrücken und objektiv zu bleiben.
Ich nannte meinen Namen und zeigte dem Geschäftsführer meine ID-Card, stellte auch Milo vor, und Stanfield forderte uns auf, an dem runden Besuchertisch Platz zu nehmen. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee oder Tee? Oder vielleicht ein Glas Mineralwasser?«
»Vielen Dank«, versetzte ich. »Das ist nicht notwendig.«
»Wie Sie meinen.« Er setzte wieder sein leutseliges Lächeln auf, das mir ausgesprochen suspekt erschien, denn es kam mir vor wie das Zähnefletschen eines Wolfes.
»Ich sagte es bereits am Telefon«, begann ich, als wir saßen. »Es geht um das Bauland im Alley Park, das Ihre Gesellschaft von der Stadtverwaltung erworben hat.«
Stanfield legte die Stirn in Falten. »Weshalb interessiert sich das FBI dafür?«
»Es handelte sich bis vor dreißig Jahren um eine Bauschuttdeponie, auf der riesige Mengen von asbesthaltigem Material entsorgt wurden.«
»Das ist völlig richtig. Unsere Gesellschaft hat die Altlasten beseitigt. Der verseuchte Boden wurde abgetragen und ersetzt. Das Land kann jetzt bedenkenlos genutzt werden. Es gibt ein entsprechendes Gutachten.«
»Ein anonymer Anrufer hat behauptet, dass die Altlasten nicht ordnungsgemäß abgetragen wurden«, erklärte ich. »Er behauptet auch, dass das vorliegende Gutachten gefälscht sei.«
Stanfield presste sekundenlang die Lippen zusammen, sein Lächeln war wie weggewischt, er holte durch die Nase tief Luft, und sagte dann: »Ihnen liegt das Gutachten sicher vor. Der Mann, der es erstellt hat …«
»… ist tot«, so unterbrach Milo den Geschäftsführer. »Er wurde, als er die Straße überquerte, von einem Mercury überfahren. Der Todesfahrer beging Fahrerflucht.«
Stanfield zog die Unterlippe zwischen die Zähne und nagte darauf herum. »Das ist natürlich tragisch«, murmelte er dann, zuckte schließlich mit den Schultern und fuhr fort: »Es handelte sich um einen neutralen Gutachter. Wir haben uns auf seine Aussage verlassen.« Stanfield machte eine kurze Pause. »Die Gesellschaft hat bereits mit der Bebauung des Areals begonnen«, fuhr er dann fort. »Es entsteht dort eine Wohnsiedlung. Wir erstellen die Häuser und bieten sie zum Kauf an. Das Projekt hat großen Anklang gefunden.«
»Ihre Gesellschaft ist doch sicher darauf bedacht, so hohe Gewinne wie möglich zu erzielen«, bemerkte ich.
»Natürlich.«
»Das Land soll ausgesprochen teuer sein.«
»Wir mussten viel Geld investieren, um die Altlasten zu beseitigen.«
»Wir werden ein neues Gutachten veranlassen«, erklärte ich. »Außerdem werden wir eine Verfügung erwirken, wonach sämtliche Bauarbeiten bis zur Klärung, ob das Areal gesundheitlich unbedenklich ist, einzustellen sind.«
Stanfield biss die Zähne zusammen. Er sah jetzt gar nicht mehr freundlich aus. »Ich sehe es schon: Mir bleibt nichts anderes übrig, als unsere Anwälte einzuschalten.«
»Die Leiche trieb im Bronx River. Ein Angler entdeckte sie und verständigte die Polizei. Es war ein Mann von ungefähr fünfzig Jahren, eins achtzig groß, schlank und grauhaarig. Er war nackt. Ihm fehlte das Geschlechtsteil. Jemand hatte es ihm abgeschnitten.«
Mr. McKee verstummte und schaute von Milo zu mir, ließ seine Worte kurze Zeit wirken und fuhr dann fort:
»Es ist der fünfte Mord dieser Art in New York. Keiner der Toten wurde bis jetzt identifiziert. Das Police Department hat den Fall an uns abgegeben.«
»Die sorgen dafür, dass wir nicht arbeitslos werden«, knurrte Milo.
Mr. McKee lächelte nachsichtig. »Wie weit sind Ihre Ermittlungen in Sachen Alley Park fortgeschritten?«
»Wir haben ein neues Gutachten veranlasst«, antwortete ich. »Außerdem haben wir eine gerichtliche Verfügung beantragt, aufgrund der die Bauarbeiten bis zur Klärung, ob das Land gesundheitlich unbedenklich ist, einzustellen sind.«
»Bis es erstellt ist, liegt der Fall sozusagen auf Eis«, ergänzte Milo.
»Schön«, meinte der Chef. »Dann sind Sie ja im Moment frei. Ich will, dass Sie den neuen Fall übernehmen.«
»Beim Police Department hat man sicher schon ein Täterprofil erstellt«, sagte ich.
Der Chef nickte. »Die Opfer in allen fünf Fällen waren um die fünfzig Jahre alt, etwa eins-achtzig groß, schlank und grauhaarig. Die Tatsache, dass jedem der Opfer das Geschlechtsteil abgeschnitten wurde, lässt tief blicken. In Frage kommt beispielsweise eine Frau, die irgendwann einmal missbraucht wurde – missbraucht von einem Mann, der dem Aussehen der getöteten Männer entspricht.«
»Eine Psychopathin«, bemerkte ich.
»Jemand, der voll Hass ist«, murmelte Milo. »Voll Hass auf etwa fünfzigjährige, grauhaarige Männer. Großer Gott, wo sollen wir da ansetzen?«
»Ich denke, der Fall ist bei Ihnen in guten Händen«, gab Mr. McKee zu verstehen. Seine Stimme senkte sich, als er fortfuhr: »Es ist davon auszugehen, dass der Mörder – oder die Mörderin – es nicht bei den fünf Toten belässt. Die Zeit brennt Ihnen also unter den Nägeln. Es gilt nicht nur, die Morde aufzuklären, sondern weitere Morde zu verhindern.« Der AD schlug mit der flachen Hand leicht auf den Schreibtisch. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Wenige Minuten später befanden wir uns in unserem Büro. Den Rest des Tages gaben wir uns dem Aktenstudium hin. Alle fünf Toten hatten Misshandlungsspuren aufgewiesen, alle waren erwürgt worden, und jedem fehlte das Geschlechtsteil.
Alles deutete auf eine Neurose des Täters hin. Dem vorliegenden psychologischen Gutachten entsprechend musste jemand die brutalen Morde begangen haben, der von einem ausgeprägten Hass gegen einen gewissen Männertyp erfüllt war – einem Hass, der keine Grenzen kannte. Als Mörder kamen sowohl ein Mann als auch eine Frau in Frage.
Wir filterten die Fälle heraus, in denen Frauen missbraucht worden waren, in denen es aber nicht gelungen war, den Vergewaltiger zu überführen. Es gab insgesamt vier Vergewaltigungen, in denen der Täter als Mann um die fünfzig Jahre mit grauen Haaren beschrieben worden war. Vier junge Frauen, die mit der Tatsache leben mussten, dass ihr Peiniger frei herumlief.
Kath Donegan, 27 Jahre alt, wohnhaft in der 20th Street.
Kim Richards, 25 Jahre alt, wohnhaft in Brooklyn, Maple Street.
Jennifer Baldwin, 27 Jahre alt, letzte bekannte Anschrift war Bethune Street Nummer 136.
Samantha Frederick, 28 Jahre alt, wohnhaft in Staten Island, Leonard Avenue.
Die Vergewaltigungen geschahen alle innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Die Vergewaltiger wurden nie geschnappt, das heißt, die Verbrechen an den vier Frauen wurden nicht gesühnt.
Also kam jede der vier Frauen als Täter in Frage.
Aber war die Tatsache, dass sie von einem Mann bestimmten Typs vergewaltigt wurden, Motiv für eine Reihe von Morden an Männern, die dem Vergewaltiger glichen?
Ich konnte es mir nicht vorstellen. Nur das Aussehen allein konnte nicht ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass sie ermordet worden waren. Es musste etwas anderes dahinterstecken. Was es sein hätte können, entzog sich meinem Verstand. Fakt war jedenfalls, dass hinter den fünf Morden ein und derselbe Täter stecken musste. Eine Bestie – ein sadistischer Psychopath.
Kath Donegans Name stand im Telefonbuch. Ich rief bei ihr an. Der automatische Anrufbeantworter meldete sich und ich erfuhr, dass sich die Lady im Moment nicht in ihrer Wohnung aufhielt. Ich sollte meine Telefonnummer hinterlassen. Miss Donegan versprach, zurückzurufen.
Wir fanden auch Jennifer Baldwins Nummer heraus. Sie meldete sich. »Hier ist Special Agent Trevellian vom FBI New York, Miss Baldwin. Wir …«
»Mistress«, unterbrach Sie mich. »Ich bin verheiratet.«
»Oh, entschuldigen Sie. Wir hätten einige Fragen an Sie, Mistress Baldwin. Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, wenn wir gleich bei Ihnen vorbeikommen?«
»Was sind das denn für Fragen?«
»Das werden wir Ihnen sagen, wenn wir bei Ihnen sind. Können wir zu Ihnen kommen?«
»Von mir aus. – Geht es um die Sache von vor einem halben Jahr? Ich – ich habe doch …«
»Es hängt damit zusammen.«
Wir fuhren in die Bethune Street. Jennifer Baldwin wohnte in der vierten Etage. Sie öffnete uns die Tür, und ich zeigte ihr meine ID-Card, dann stellte ich Milo vor.
Es handelte sich um eine hübsche, dunkelhaarige Frau, die uns misstrauisch musterte. In ihren dunklen Augen stand eine stumme Frage.
»Dürfen wir in die Wohnung kommen?«
Sie gab die Tür frei. Wir traten ein und befanden uns in einem geräumigen Wohnzimmer. In der Ecke stand eine Polstergarnitur um einen niedrigen Couchtisch herum. Drei Türen zweigten ab in andere Räume.
»Setzen Sie sich.«
Jennifer Baldwin blieb stehen. Sie hatte die Hände vor der Brust verkrampft und knetete sie. Hatte sie Grund, nervös zu sein, oder war es allein die Tatsache, dass wir vom FBI waren, die sie so unruhig sein ließ?
»New York wird von einer Mordserie heimgesucht«, begann ich. »Vor drei Tagen wurde die fünfte Leiche gefunden. Es handelt sich um Männer, die um die fünfzig und grauhaarig sind. Man hat ihnen das Geschlechtsteil abgeschnitten.«
Mistress Baldwin schluckte würgend. In ihren Mundwinkeln zuckte es. »Ich – ich habe davon in der Zeitung gelesen«, sagte sie schließlich. »Es ist immer ein bestimmter Typ, der umgebracht wird.«
»Derselbe Typ, der Ihnen vor einem halben Jahr Gewalt angetan hat«, sagte ich und ließ die junge Frau nicht aus den Augen. Möglicherweise konnte ich aus ihrer Reaktion Schlüsse ziehen.
Sie ging zur Couch und setzte sich. »Der Mann, der mir Gewalt angetan hat, wurde nicht ermittelt. Ich – ich lebe seitdem in ständiger Angst. Sobald es finster wird, verlasse ich die Wohnung nicht mehr. Mein Mann …«
Sie brach ab.
»Warum sprechen Sie nicht weiter?«
Sie senkte das Gesicht. »Seit der Vergewaltigung kriselt es in unserer Ehe. Ich – ich glaube, mein Mann ekelt sich vor mir. Wenn das so weiter geht …«
Wieder verstummte sie.
Ich holte ein Bild von dem Toten aus der Innentasche meiner Jacke und zeigte es der Frau. »Kennen Sie diesen Mann?«
Sie nahm das Bild und betrachtete es lange, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ich habe diesen Mann nie in meinem Leben gesehen.«
Wir stellten Jennifer Baldwin noch eine Reihe von Routinefragen, und als wir die Wohnung verließen, war ich mir sicher, dass sie mit den Morden nichts zu tun hatte.
Dem verlieh ich auch Ausdruck, als wir im Sportwagen saßen, indem ich sagte: »Das ist keine Mörderin. Das ist eine Frau, deren Leben brutal zerstört wurde und die immense Angst vor der Zukunft hat. Für sie würde es sich empfehlen, zusammen mit ihrem Mann eine Eheberatung aufzusuchen.«
»Ich gebe dir recht«, erklärte Milo. »Fahren wir nach Brooklyn zu Kim Richards.«
Natürlich versicherte ich mich telefonisch, dass sie auch zu Hause war.
Auch Kim Richards war dunkelhaarig und ausgesprochen hübsch. Ich erklärt ihr, weshalb wir kamen. Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck an, der mir nicht gefiel. Es war der blanke Hass, der aus ihren Zügen sprach.
»Der irdischen Strafe ist der Schuft entgangen«, brach es über ihre Lippen. »Doch ich schließe ihn in mein Abendgebet ein und wünsche ihm die Pest an den Hals.«
»Das Verbrechen fand vor einem drei Viertel Jahr statt«, sagte ich.
»Ja, und seitdem finde ich keinen richtigen Schlaf mehr. Sobald es finster ist, kommt die Angst. Der Kerl …«
Kim Richards schluchzte. Die Erinnerung schien sie zu überwältigen.
Ich holte das Bild von dem Toten aus der Tasche. Sie betrachtete es und atmete schneller. Dann murmelte sie: »Nein, das war er nicht. Was hat es mit diesem Mann auf sich?«
»Er wurde ermordet. Seine Leiche trieb im Bronx River.«
Kim Richards zog die Schultern an.
»Sie sind voll Hass auf den Mann, der Ihnen Gewalt angetan hat«, sagte ich.
Sie nickte. »Ich könnte ihn ohne mit der Wimper zu zucken töten.«
»Kann es sein, dass sie eine Art kollektiven Hass auf den Typ Mann entwickelt haben? Waren Sie nach der Sache von damals in psychiatrischer Behandlung?«
»Ich bin heute noch in Behandlung.«
»Bei wem?«
Sie nannte uns Namen und Adresse des Psychiaters. Es war eine Frau. Ella Carrington. Ihre Praxis befand sich in Manhattan.
»Bei dem Verbrechen handelte es sich um den fünften Mord in einer Serie von Morden, bei denen das Opfer immer demselben Typ entspricht – jenem Typ Mann, der Ihrer Beschreibung des Täters von damals entspricht.«
Kim Richards lachte auf. »Daher Ihre Frage, ob ich kollektiven Hass gegen diesen Typ entwickelt habe.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hasse den Kerl, der mir Gewalt angetan hat. Es war entwürdigend, ich fühle mich seitdem beschmutzt, mein Verhältnis zum männlichen Geschlecht ist gestört. Ich war verlobt, habe die Verlobung aber gelöst. Ich – ich …«
Sie brach ab und begann zu weinen.
Wir suchten Ella Carrington auf. Sie war Psychotherapeutin und Psychologin und nahm sich Zeit für uns. Wir sprachen mit ihr über Kim Richards. Nach dem Gespräch mit Ella Carrington wussten wir, dass es sich bei Miss Richards um eine sensible Frau handelte, der es bis heute nicht gelungen war, das schreckliche Ereignis zu überwinden und die zu Depressionen neigte. Sie lebte seit dem Verbrechen zurückgezogen und hatte sogar ihren Job bei einer namhaften Versicherung gekündigt. Ihre Eltern unterstützten sie finanziell.
Wir beschlossen, für diesen Tag Schluss zu machen, und fuhren zurück ins Field Office. Ein Bogen Schreibmaschinenpapier lag auf meinem Schreibtisch. Ich erkannte Mandys Schrift. »Bitte sofort bei Mr. McKee vorsprechen«, stand auf dem Blatt Papier.
Zwei Minuten später betraten wir das Vorzimmer. Mandy lächelte. »Ich hätte euch auch telefonisch Bescheid sagen können«, meinte sie. »Aber Mr. McKee meinte, das sei nicht notwendig. Geht nur hinein.«