Trevellian und die Insel aus Blut und Stahl: Action Krimi - Pete Hackett - E-Book

Trevellian und die Insel aus Blut und Stahl: Action Krimi E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Krimi von Pete Hackett (xxx) Der Umfang dieses Buchs entspricht 252 Taschenbuchseiten. Eine Bohrplattform im Mittelmeer wird sabotiert, zwei Manager der Ölfirma werden in New York ermordet. Das FBI ermittelt, weil sich die Plattform in internationalen Gewässern befindet. Aber die FBI-Agenten Trevellian und Tucker finden heraus, dass beide Anschläge nichts miteinander zu tun haben. Ohne offiziellen Auftrag fliegen sie nach Ägypten, aber der Undercover-Einsatz wird zum Fiasko.

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Seitenzahl: 262

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Pete Hackett

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Inhaltsverzeichnis

Trevellian und die Insel aus Blut und Stahl: Action Krimi

Copyright

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Trevellian und die Insel aus Blut und Stahl: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 252 Taschenbuchseiten.

Eine Bohrplattform im Mittelmeer wird sabotiert, zwei Manager der Ölfirma werden in New York ermordet. Das FBI ermittelt, weil sich die Plattform in internationalen Gewässern befindet. Aber die FBI-Agenten Trevellian und Tucker finden heraus, dass beide Anschläge nichts miteinander zu tun haben. Ohne offiziellen Auftrag fliegen sie nach Ägypten, aber der Undercover-Einsatz wird zum Fiasko.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Alles rund um Belletristik!

1

„Das Bohren nach Öl in internationalen Gewässern entspricht nicht der Vereinbarung zwischen den großen Ölgesellschaften!“, erregte sich John Morgan, der Aufsichtsratsvorsitzende der South Manhattan Oil-Company und Eigner einer ganzen Reihe von Ölbohrinseln vor der Südküste Kaliforniens. „Ihren Vorschlag, die SM vierundzwanzig fünfzehn Meilen außerhalb des international anerkannten Hoheitsbereichs in Betrieb zu nehmen, lehne ich rundweg ab. Also stellen wir sie drei Meilen östlich von SM dreiundzwanzig auf, und zwar auf dem Gebiet in ägyptischem Hoheitsgewässer, für das wir die Lizenz mit den Ägyptern ausgehandelt haben.“

Brian Murphy, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Company, meldete sich zu Wort. Als es ihm erteilt wurde, begann er zu sprechen.

„Aber, Sir, den Ägyptern ist es egal, ob wir die Insel innerhalb ihres Hoheitsgebietes oder außerhalb aufstellen. Die seismologischen und geologischen Untersuchungen haben ergeben, dass fünfzehn Meilen außerhalb der ägyptischen Hoheitsgewässer nordöstlich von Port Said riesige Erdölvorkommen liegen. Wir könnten damit den Preis des Erdöls drücken und die OPEC ein wenig aufmischen. Außerdem würde die Gesellschaft mit diesem Vorkommen mehr verdienen als mit der gesamten Förderung in Südkalifornien.“

John Morgan lehnte sich zurück, legte beide Hände auf den Tisch und versetzte kühl: „Das würde zu diplomatischen und internationalen Zwistigkeiten führen, Mr. Murphy. Östlich von Port Said liegt Israel. Die Israelis werden nicht dulden, dass wir ihnen die SM vierundzwanzig vor die Nase stellen.“ Morgan hob die Rechte und ließ sie klatschend auf die Tischplatte zurückfallen. „Nein, Gentleman, wir wollen keinen neuen Krieg heraufbeschwören. Oder möchten Sie – möchte auch nur ein einziger von Ihnen, dass zur Abwechslung die amerikanischen Bomber Richtung Israel fliegen? Gewiss nicht, schätze ich. Kein Gewinn der Welt könnte dies rechtfertigen.“

Lance Hammond, der Direktor der Abteilung für internationale Verbindungen, nahm das Wort. „Die Israelis dürften das Problem nicht unbedingt sein. Das Problem ist wohl eher die Petro Egypt Ltd. Sie hat vor – ebenso wie wir –, nordöstlich von Port Said zu bohren. Und zwar auch nicht im Rahmen der bestehenden Konventionen, nämlich innerhalb des Hoheitsgebietes Ägyptens, sondern an demselben Platz, an dem wir SM vierundzwanzig aufstellen möchten. Chef der Petro Egypt ist ein gewisser Mahmud Sabri, und von ihm behauptet man, dass er wenig feine Mittel einsetzt, um an das Ziel seiner Wünsche zu gelangen.“

„Warum erzählen Sie mir das, Mr. Hammond?“, fragte John Morgan und starrte den Direktor mit einer Mischung aus Herausforderung und wachem Interesse an.

„Weil wir der Petro Egypt zuvorkommen müssen, ehe sie uns die Tür vor der Nase zuschlägt.“

„Das heißt?“, fragte Morgan.

„Wir müssen mit den Israelis verhandeln. Und zwar auf völlig legalem Weg über das Außenministerium. Dann …“

„Das dauert doch viel zu lange!“, rief Grace Walker, die einzige Frau in dem Gremium. „Bis unsere Politiker Wurst sagen, haben die Gangster von der Petro Egypt sie gefressen. Ich will damit sagen, dass der diplomatische Weg vielleicht der richtige, sichere und legale ist, dass wir aber die Zeit nicht haben, um diesen Weg zu beschreiten. Es ist für uns fünf Minuten vor zwölf, wenn wir in der Ecke Ägypten/Israel bohren wollen. Also stellen wir die Anlage einfach auf und lassen den Rest auf uns zukommen. Es wäre nicht die erste Förderanlage, die außerhalb des rechtlich sanktionierten Gebietes nach Öl bohrt.“

„Das ist mir zu heiß!“, stieß John Morgan nach fast einer halben Minute hervor – eine halbe Minute, in der er zwischen Gefühl und Verstand hin und her gerissen war.

Das Gefühl sagte ihm, dass er seinen Reichtum vielleicht verdoppeln oder verdreifachen konnte. Außerdem könnte er der OPEC ein wenig Dampf machen, indem er die Preise drückte.

Er musste innerlich grinsen bei dem Gedanken.

Der Verstand hämmerte ihm jedoch ein, dass er es sich nicht leisten konnte, Auslöser für immense und vielleicht sogar blutige politische und diplomatische Verwicklungen zu sein.

Er schüttelte den Kopf. „Nichts zu machen. Wir lassen die Bohrinsel dort aufstellen, wo wir die Genehmigung von den Ägyptern haben. Auch dort gibt es genug Öl. Sie brauchen sich also um Ihre Pfründe nicht zu ängstigen.“

John Morgan erhob sich. Er blickte in die Runde. Drei Männer und eine Frau saßen um den Tisch. Vor ihnen standen Gläser und Flaschen mit Mineralwasser oder Coca Cola. Tom Gibson war der einzige, der bisher zu allem geschwiegen hatte.

„Das war‘s“, sagte Morgan. „Lady“, er neigte leicht den Kopf in Grace Walkers Richtung, dann: „Gentleman, ich darf mich empfehlen. Meine Meinung kennen Sie nun.“

Er machte kehrt und verließ den kleinen Konferenzraum. Die Tür fiel lautlos hinter ihm ins Schloss.

Die Blicke, die ihm folgten, waren wenig freundlich, um nicht zu sagen feindselig.

„Natürlich“, begann Brian Murphy nach einer ganzen Zeit des bedrückten und gedankenversunkenen Schweigens, „er sitzt an der Spitze und kassiert den Löwenanteil. Wir beziehen Gehälter, die am Reingewinn gemessen werden. Je höher der Gewinn, umso höher unsere Entlohnung. Je niedriger der Gewinn, umso niedriger unser Einkommen.“

Tom Gibson ergriff nach diesen bitteren Worten zum ersten Mal das Wort. „Es gibt keinen Grund, über die Höhe Ihrer Einkünfte zu klagen, Leute. Was für mich das Problem darstellt, ist die Tatsache, dass mit dem Bau der SM vierundzwanzig ohne Morgans Wissen bereits begonnen wurde, dass die Stahlträger der Insel allerdings an der Stelle im Mittelmeer aufgebaut worden sind, an der Morgan sie partout nicht haben will. Er hat den Fehler begangen, Ihnen“, er vollführte eine knappe Handbewegung in die Runde, „nicht besser auf die Finger gesehen zu haben.“

Er fixierte nach diesen Worten Lance Hammonds Gesicht, das wie aus Granit gemeißelt anmutete. Gibson nickte. Dann fuhr er fort.

„Vor allem Sie haben Ihre Stellung in der Company ausgenutzt, Lance, und den Alten einfach übergangen. Er hat Ihnen freie Hand gelassen, hat Ihnen vertraut. Und Sie haben ohne sein Wissen und Einverständnis mit dem Bau der Bohrstation beginnen lassen.“ Gibson winkte ab. „Sei‘s drum. Ich will nicht den ersten Stein werfen. Wir alle sind mitschuldig. Um das Beste für das Unternehmen zu erreichen, haben wir wider besseres Wissen geschwiegen und Morgan in dem Glauben gelassen, dass alles seine Ordnung hat.“

„Die Beine der Insel stehen in einer Tiefe von fast dreihundert Metern auf dem Meeresgrund und sind fertig“, ließ Lance Hammond vernehmen, ohne auf die Vorwürfe Gibsons einzugehen. „Die Lagertanks auf dem Grund des Meeres sowie die halbe Plattform sind montiert. Wir können das alles nicht mehr abbauen und fünfzehn Meilen nach Süden versetzen lassen.“

„Warum nicht?“, fragte Tom Gibson.

„Weil das die Kosten explosionsartig in die Höhe schrauben würde!“, erklärte Hammond. „Und weil Morgan uns alle feuert, wenn wir seine Dollars mit offenen Händen zum Fenster hinauswerfen. Dann brauchen wir nicht mehr von höheren Einkünften zu träumen, dann können wir uns nach einem anderen Job umsehen.“

„Dann lassen wir Morgan einfach in dem Glauben, dass alles nach seinen Wünschen abläuft“, flocht Brian Murphy, der zweite Mann im Konzern, ein. „Und wenn erst mal die Dollars reichlich fließen, dann wird er den Standort vor der israelischen Küste auch akzeptieren.“

„Niemals“, murmelte Grace Walker.

„Dann können wir es auch nicht ändern“, schnappte Brian Murphy wütend. „Dann muss es der alte Querkopf einfach schlucken.“

„Ich schlage vor, wir beenden die Sitzung“, kam es von Tom Gibson. „Es ist nur verlorene Zeit und führt zu nichts.“

„Wer hätte damit gerechnet, dass der alte Geldhai plötzlich moralische Bedenken anmeldet?“, knirschte Murphy und stemmte seinen schwergewichtigen Körper in die Höhe.

Auch die anderen erhoben sich.

Grace Walker und Tom Gibson wechselten einen längeren Blick. Die Lippen der schönen Frau wurden dabei von einem angedeuteten Lächeln umspielt. Für Gibson war es vielsagend genug. Er nickte kaum merklich.

Sie verließen den Besprechungsraum und begaben sich in ihre Büros.

2

Eine Stunde später erschien Tom Gibson im Büro Grace Walkers.

Grace war Lance Hammonds Stellvertreterin im Bereich Internationale Beziehungen. Sie war 38 Jahre alt, blond, blauäugig, schlank und in jeder Beziehung eine Frau, deren Faszination sich kaum ein Mann entziehen konnte.

Gibson warf sich in einen der Besuchersessel und streckte die Beine weit von sich. Er war 43 und Personalchef der Company. Ein großer, gutaussehender Mann, der ein ausgesprochen weltmännisches Flair verströmte.

Lächelnd griff Grace zum Telefon. Sie sagte: „Ann, Mr. Gibson und ich haben eine Besprechung. Ich will auf keinen Fall in der nächsten Stunde gestört werden. Von niemandem, Ann. Klar?“

Sie legte auf, erhob sich und umrundete ihren Schreibtisch.

Gibson drückte sich aus dem Sessel in die Höhe.

Als sie bei ihm war, nahm er sie in die Arme. Ihre Lippen trafen sich zu einem langen, innigen Kuss.

Gibsons Hände tasteten sich an ihrem Körper in die Höhe. Er fühlte die festen Brüste unter ihrer Bluse.

Grace löste ihre Lippen von den seinen und schob ihn mit sanfter Gewalt zurück. „Jetzt nicht“, gab sie zu verstehen. „Das hat bis zum Abend Zeit. Wir müssen reden.“

Er verzog das Gesicht, was seine Enttäuschung zum Ausdruck bringen sollte, sank wieder in seinen Sessel zurück und knurrte: „Dein Blick zum Ende der Konferenz versprach mehr als nur reden.“

Sie setzte sich auf die Kante des Schreibtisches und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre sinnlichen Lippen sprangen auseinander.

„Du hast ja mächtig Partei für Morgan ergriffen, Tom, und Hammond ausgesprochen brüskiert. Ich denke, die Freundschaft mit ihm hast du verspielt.“

Gibsons Gesicht überschattete sich. „Er war noch nie mein Freund, Grace“, versetzte er. „Er nutzt Morgan schamlos aus. Das ist es. Er hätte die SM vierundzwanzig niemals dort aufstellen lassen dürfen, wo sie jetzt sozusagen der Vollendung entgegengeht. Allerdings müssen wir uns in dieser Angelegenheit alle selbst bei der Nase nehmen. Wir haben es gewusst und geschwiegen. Und jetzt ist es zu spät.“

„Ist es nicht“, gab Grace entschieden zurück.

Gibson kniff die Augen eng. „Wie meinst du das?“

Grace spitzte die Lippen. Fast eine Minute lang musterte sie sein schmales Gesicht. Plötzlich platzte es aus ihr heraus: „Murphy, Hammond und ich sind uns einig, Tom. John Morgan muss weg. Sein verdammter Ehrenkodex, den er immer wieder hervorkrempelt, ist für die Entwicklung des Unternehmens …“

„Du meinst für die Entwicklung eurer Einkünfte“, unterbrach Gibson sie sarkastisch.

Sie wischte seinen Einwand mit einer lässigen Geste ihrer Rechten beiseite und überkreuzte die Arme wieder. Unbeirrt fuhr sie fort: „ … ist für die Entwicklung des Unternehmens nur noch ein Klotz am Bein. Wenn er nicht mehr ist, dann leiten die Company seine Frau und seine Tochter. Und die werden hundertprozentig auf uns angewiesen sein.“

„Das ist Morgan auch“, knurrte Gibson. „Wie sonst hättet ihr ihm vorgaukeln können, dass der Bau der SM vierundzwanzig noch nicht einmal in Angriff genommen worden ist? Ihr habt ihm Sand in die Augen gestreut, Grace.“

„Du etwa nicht?“, fragte sie schnippisch.

„Ich habe nur indirekt damit zu tun. Sicher, ich bin Mitwisser. Aber ich hatte bei der Festlegung des Standorts nicht das geringste Mitspracherecht. Ich bin für die Leute verantwortlich, die auf der Insel arbeiten sollen.“

„Morgan war selbst schon zweimal bei der SM dreiundzwanzig und hat sich vom Baufortschritt überzeugt. Er …“

„Ja, bei der SM dreiundzwanzig!“, herrschte Gibson die Frau an. „Die SM dreiundzwanzig sollte ja auch vor der SM vierundzwanzig gebaut werden. Morgan hat nicht den Schimmer einer Ahnung, dass Hammond zeitgleich den Bau der SM vierundzwanzig außerhalb des ägyptischen Hoheitsbereichs angeordnet hat.“

„Tom, ich bitte dich, wir wollen doch jetzt nicht …“

„Mein Gott, Grace“, fiel er ihr ins Wort. „Du bist stellvertretende Direktorin, und das hast du nur Morgan zu verdanken. Ich habe dir zuliebe geschwiegen. Und nun bist du auf dem besten Weg, dich immer tiefer in diese Scheiße hineinzureiten.“

„Wir müssen es durchziehen“, blaffte Grace.

„Du, Hammond und Murphy“, sinnierte Tom Gibson. „Ihr habt euch also über die weitere Zukunft des Unternehmens schon den Kopf zerbrochen. Eine Zukunft ohne John Morgan. Das riecht verdammt nach …“

„… Mord“, vollendete Grace. „Hast du Skrupel, das Wort auszusprechen?“, setzte sie mit seichtem Grinsen hinzu, ein Grinsen, das ihre Augen aber nicht erreichte. Sie blieben kalt wie Gletschereis.

Es riss Tom Gibson regelrecht in die Höhe. Er machte einen Schritt auf die Frau zu. „Ja, ich habe Skrupel. Ich bin kein Mörder. Ich habe zwar nichts dagegen, wenn ich mehr Geld verdiene. Aber ich kann keinen Menschen töten – wegen des verdammten Geldes. – Grace, um alles in der Welt, was ist in dich gefahren? Ist es denn so wichtig, dass die Bohrinsel …“

„Es ist wichtiger als alles andere auf der Welt, Tom“, schnitt sie ihm das Wort ab. „Wir haben Morgans Weisungen missachtet und mit dem Bau dort begonnen, wo es Probleme geben kann. Zurück können wir nicht mehr. Das heißt, wir müssen es so durchsetzen, wie wir es begonnen haben. Und das gelingt uns nur über John Morgans Leiche.“

Tom griff sich an den Kopf. Er war total überrumpelt. Nur nach und nach sickerte die Tragweite dessen, was Hammond, Murphy und Grace ausgeklügelt hatten, in seinen Verstand.

Die Lust auf Sex mit Grace war ihm gründlich verdorben worden. Von ihrer Wärme war nichts mehr übrig. Sie mutete ihn kälter an als ein Eisberg.

Mord!

Er erschauderte beim Gedanken daran.

Tom Gibson ging zum Fenster und starrte hinaus. Mit Entschiedenheit und Endgültigkeit im Tonfall stieg es aus seiner Kehle: „Nicht mit mir, Grace. Ich mache da nicht mit. Ich würde den Alten um eine Million betrügen oder auch um zwei, aber ich ermorde ihn nicht. Schlag dir das aus dem Kopf. Und auch du solltest die Finger davon lassen. Oder willst du den Rest deines Lebens hinter Gittern verbringen?“

„Wenn du nicht mitmachst, dann bist du ein Narr, Tom“, klirrte ihre Stimme.

Er wandte sich um und nahm wieder Front zu ihr ein. Die Kälte, die sie verströmte, ließ ihn frösteln. Seine Stimme klang brüchig, als er sagte: „Es kann doch nicht sein, dass du – nur um einen Fehler zu vertuschen – über Leichen gehst. Grace, ich kann es nicht glauben.“

Sie starrte ihn nur an.

Tom wandte sich zur Tür. Seine Hand legte sich auf die Klinke. Ehe er aber öffnete, sagte er über die Schulter: „Lass diese verrückte Idee sausen, Grace. Ich warne dich. Ich lasse es nicht zu, dass du dich selbst ins Unglück stürzt. Und ich werde es zu verhindern wissen, dass ihr John Morgan auch nur ein Haar krümmt. Von wem war die Idee eigentlich? Von Murphy? Oder Hammond? Oder etwa gar …“

Er brachte die Ungeheuerlichkeit nicht über die Lippen.

„Sie war von mir“, gestand sie freimütig. „Ich dachte, ich könnte auch dich davon überzeugen.“

Bei Gibson löste dieses Bekenntnis sekundenlanges Schwindelgefühl aus. Seine Lippen zuckten. Dann hatte er seine Empfindungen wieder einigermaßen im Griff und winkte ab. „Wieso mich? Ich habe mit dem Standort der Bohrinseln nichts zu schaffen. Ich stelle die Ingenieure und Techniker ein, die Männer, die einmal auf dieser verdammten Insel ihren Job verrichten sollen. Mich trifft es auch nicht, wenn Morgan dir, Murphy und Hammond auf die Schliche kommt. Wenn er euch feuert, dann werde ich es sein, der den Ersatz für euch auswählt und einstellt.“

Tom Gibson klinkte die Tür auf und verließ das Büro seiner Geliebten – die er plötzlich gar nicht mehr liebte, die ihn zutiefst erschreckte.

„Besprechung schon zu Ende?“, erklang eine Frauenstimme.

Gibson zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb.

Es war die Sekretärin Grace Walkers.

„Ja“, murmelte er geistesabwesend. „War nur ‘ne kurze Unterredung.“

Dann befand sich Gibson auf dem Flur und atmete tief durch. Er konnte es noch immer nicht so richtig fassen. Er fragte sich, ob es dem Trio wirklich ernst war.

Nachdem Gibson draußen war, griff Grace zum Telefon. Als sich am anderen Ende Lance Hammond mit seinem Namen meldete, presste sie zwischen den Zähnen hervor: „Ich habe Tom eingeweiht.“

„Und?“

„Er hat kategorisch abgelehnt.“

„Was? Verdammt! Dann weiß er Bescheid, wenn Morgan …“

„… in die Hölle fährt!“, vollendete Grace. „Ja, und das ist das Problem. Einen Mitwisser können wir uns ab einem gewissen Punkt nicht mehr leisten, Lance.“

Hammond schluckte. „Du meinst …“ Er brach ab, hüstelte, und begann von vorne: „Du meinst, Gibson muss zum Schweigen gebracht werden.“

„Ja, und zwar bald. Erst wenn er nicht mehr reden kann, können wir uns an Morgan heranwagen.“

„Es gibt wohl keinen anderen Ausweg“, stellte Hammond fest. „Okay, Grace. Ich erledige das. Es wird aussehen, als hätten ihn die Ägypter umgelegt.“

„Gut, Lance. Wir sollten nicht zu lange warten.“

Hammond sagte schnelle Erledigung zu. Dann beendete er das Gespräch.

3

45 Meilen nordöstlich von Port Said ankerten ein Dutzend Schiffe. Es war Nacht. Riesige Scheinwerfer auf den Frachtern und der zum Teil bereits fertig gestellten Bohrplattform beleuchteten das Szenario. Mit schweren Kränen wurden die Teile für die weitere Konstruktion der Plattform aus den Frachtern entladen.

Die drei Stützen waren in einer Tiefe von etwa 300 Metern in den Meeresboden gerammt worden. Unten waren Taucher am Werk, die per Sprechfunk mit den Kranführern und den verantwortlichen Bauleitern verbunden waren.

Auf den Schiffen und der Plattform, die im fertigen Zustand die Größe eines Fußballplatzes erreichen würde, war ein ständiges Hin und Her. Hier wurde rund um die Uhr gearbeitet, um die Bohrinsel zum vereinbarten Zeitpunkt fertiggestellt zu haben. Andernfalls drohten Konventionalstrafen.

In Port Said verließ ein Schnellboot den Hafen.

Ein halbes Dutzend Männer befanden sich in dem Boot. Es nahm Kurs auf die SM 24. S stand für South, M für Manhattan. Die Nummer bedeutete, dass es sich um die 24. Bohrinsel der South Manhattan Company handelte.

Die Leute auf den Schiffen und Booten rund um die Meeresbaustelle waren ahnungslos.

Das Boot nahm rasende Fahrt auf. Eine weiße Gischtspur markierte den Weg, den es genommen hatte. Der Bug ragte weit aus dem Wasser und zerteilte es.

Nach zwanzig Minuten konnten die Männer in dem Schnellboot den hell erleuchteten Fleck mitten im Meer sehen. Aus der Ferne sah es aus, als wäre auf dem Wasser eine schwimmende Stadt errichtet worden.

Das Boot verlangsamte seine Geschwindigkeit. Die Lichtfinger der Scheinwerfer tasteten sich über das Meer und stießen gegen einen der riesigen Frachter, der vollbeladen mit Ersatzteilen für die Plattform der Bohrinsel den Atlantik über- und das Mittelmeer in seiner ganzen Längsausdehnung durchquert hatte.

Der Steuermann in dem Schnellboot fuhr eine langgezogene Kurve und näherte sich der Anhäufung von Schiffen aus westlicher Richtung.

In einer Entfernung von etwa 50 Metern wurde die Fahrt des Schnellbootes gedrosselt, schließlich dümpelte es nur noch bei leichtem Wellengang. Der Motor tuckerte.

An Bord der Frachter ging es zu wie in einem Ameisenhaufen. Die Betriebsamkeit war hektisch. Laute Kommandos ertönten. Schwere Lasten an den Haken der Kräne schwebten durch die Luft und wurden per Sprechfunk zu der Stelle navigiert, an der sie in die Tiefe gelassen werden sollten.

Die Kerle auf dem Schnellboot griffen unter die Sitzbänke. Sie zogen Kalaschnikows hervor und entsicherten sie. Dann richteten sie die Mündungen auf die beiden Schiffe vor ihnen.

„Feuer!“, befahl einer der Männer.

Die Schnellfeuergewehre ratterten los und spuckten feurige Garben. Die Detonationen verschmolzen ineinander und stießen nach allen Seiten auseinander.

Auf den Schiffen brachen Männer zusammen. Geschosse, die gegen Stahl schlugen, quarrten als Querschläger in die Finsternis hinein.

Plötzlich war der Spuk wieder zu Ende. Die Kalaschnikows verstummten. Nur noch das Geschrei von Bord der Schiffe war zu vernehmen, die die Kerle in dem Schnellboot unter Feuer genommen hatten.

Auf den meisten der anderen Schiffe und auf der Bohrinsel hatte man den Feuerüberfall überhaupt nicht wahrgenommen. Dort gingen die Arbeiten weiter, als wäre nichts geschehen.

Das Schnellboot wendete und nahm Kurs nach Südwesten. Mit rasendem Tempo jagte es über die Wellen. Zurück blieben Tod und Verderben.

Als Commander Bill Douglas, der die Arbeiten überwachte und später einmal die Bohrungen leiten sollte, per Funk von dem Überfall verständigt wurde, wurde sofort ein Boot ins Wasser gelassen. Douglas und drei seiner engsten Mitarbeiter schipperten zu den Frachtern, die beschossen worden waren.

Er erfuhr, dass es auf beiden Schiffen insgesamt fünf Tote, sieben Schwerverwundete und drei Leichtverletzte gegeben hatte.

Ein ganzer Pulk Männer hatte sich versammelt.

„Schafft die Toten unter Deck“, ordnete der Commander an. „Wir werden Särge für sie besorgen und ihre Angehörigen verständigen. Wegen der Verletzten verständigt die Krankenstation. Sie sollen einige Ärzte herschicken. – Und wir“, er wandte sich an seine drei Begleiter, „fahren nach Port Said und verständigen die Polizei. Und ich weiß auch schon, auf welche Fährte ich sie hetzen muss.“

„Du denkst an die Petro Egypt?“, fragte einer seiner Vertrauten. Sein Name war Stewart Allen.

„An wen sonst!“, knirschte Douglas. „Niemand anders als diese verruchte Gesellschaft hat uns diese Killer auf den Hals geschickt.“

„Die ägyptische Polizei wird dir was husten, Bill“, wandte einer der anderen Männer ein. „Wir befinden uns nicht auf ägyptischem Hoheitsgebiet. Also wird sie auch wegen des Überfalls nicht tätig.“

„Gott verdammt, richtig. Was dann?“

„Wir sollten zunächst einmal mit der Gesellschaft Verbindung aufnehmen“, meinte Allen. „Dort wird man uns schon den richtigen Rat geben.“

„Ich denke, dass hier amerikanisches Recht gilt“, meinte der dritte Mann aus dem Kreis der drei, mit denen Douglas sich beriet. „Wir befinden uns weder im Hoheitsgewässer Ägyptens noch in dem Israels. Also sind wir so etwas wie eine amerikanische Exklave. Also ein Fall für die amerikanische Bundespolizei.“

„Okay“, nickte Douglas. „Ich nehme Verbindung mit der Company auf. Wenn es nach mir ginge, würde ich nach Kairo fahren und das verdammte Rattennest mit der Pistole in der Hand hochnehmen. Ab sofort werden Wachboote rund um die Baustelle verteilt. Die Männer auf diesen Booten werden mit MPs bewaffnet. Und sollten die Schufte von der Petro Egypt uns noch einmal ihre Scharfschützen schicken, versenken wir sie als Fischfutter auf den Meeresgrund.“

4

Auf Jonathan D. McKees Schreibtisch klingelte das Telefon. Der Chef des New Yorker FBI griff nach dem Hörer. „Jonathan McKee, FBI“, sagte er in die Sprechmuschel.

„Morgan – John Morgan. Guten Tag, Mister McKee. Können Sie sich an mich erinnern?“

„Wenn Sie John Morgan, der Chef der South Manhattan Oil-Company sind, dann erinnere ich mich an Sie. Es war bei einem Bankett des Bürgermeisters, bei dem wir uns begegnet sind.“

„Genau dieser John Morgan bin ich. Haben Sie etwas Zeit für mich, Mr. McKee?“

„Sicher. Um was geht‘s?“

„Eine ziemlich brisante Sache. Ich will kurz ausholen. Also, meine Gesellschaft hat in der Ecke Israel/Ägypten den Bau einer Bohrinsel in Auftrag gegeben. Ein dreihundertfünfzig-Millionen-Dollar-Projekt. Dort, wo sie gebaut wird, haben wir ziemlich satte Ölvorkommen erschlossen. Allerdings scheint der Bau der Förderplattform einer anderen Gesellschaft ein Dorn im Auge zu sein. Vor zwei Tagen wurde die Baustelle überfallen. Mit Schnellfeuergewehren haben eine Handvoll Killer von einem Boot aus einige Arbeiter getötet und eine ganze Reihe verletzt.“

„Hm“, machte Mr. McKee. „Haben Sie bei der Polizei des Staates, in dessen Hoheitsgebiet die Bohrinsel erbaut wird, Anzeige erstattet?“

„Laut dem zuständigen Mann in der Gesellschaft – ja. Aber die Polizei in Ägypten unternimmt nichts. Die Mörder laufen frei und ungeschoren in Kairo herum. Darum wende ich mich an das FBI.“

„Wen haben Sie im Verdacht, den Anschlag verübt zu haben?“, fragte der Special Agent in Charge.

„Die führenden Köpfe der Petro Egypt Ltd. mit Sitz in Kairo. Wir haben ihnen die besten Ölfelder innerhalb des ägyptischen Hoheitsgewässers weggeschnappt, und das verzeihen uns die Kerle niemals. Also versuchen sie, uns fertig zu machen.“

„Kennen Sie die Leute persönlich, die Sie im Verdacht haben?“

„Chef der Petro Egypt ist Mahmud Sabri. Den kenne ich von verschiedenen Konferenzen, zu denen sich die großen Ölgesellschaften der Welt hin und wieder mal treffen.“

„Eine üble Sache, Mr. Morgan“, erklärte Mr. McKee. „Aber beim FBI sind Sie in dieser Sache an der falschen Adresse. Ich kann meine Leute nicht nach Ägypten schicken, um sie dort einen hinterhältigen Anschlag klären zu lassen. Wir sind für New York zuständig. Ich habe keine Befugnis, meine Männer außerhalb der Grenzen New Yorks einzusetzen. Tut mir leid, Mr. Morgan.“

„Ich sehe das ein, Mr. McKee.“ Die Enttäuschung, die der SAC dem Tonfall des Ölmagnaten entnehmen konnte, strafte sein Lippenbekenntnis Lügen. „Was raten Sie mir? An wen kann ich mich wenden?“

„Das einzig zuständige Organ ist die ägyptische Polizeibehörde.“

„Was ist mit Interpol?“

„Die sind für grenzüberschreitende Delikte zuständig. Wenn der Anschlag jedoch in Ägypten geschehen ist und die Täter sich dort noch aufhalten, dann ist Interpol draußen. Ihnen kann wirklich nur die Polizei in Ägypten helfen, Mr. McKee.“

„Und die ist nicht bereit, auch nur einen Finger krumm zu machen.“

„Wenden Sie sich an das ägyptische Justizministerium“, schlug Mr. McKee vor. „Vielleicht macht man von dort aus den Ordnungshütern im Lande etwas Dampf.“

„Na schön, Mr. McKee. Ich sehe es schon: Sie können mir auch nicht weiterhelfen. Es war trotzdem schön, wieder mal mit Ihnen gesprochen zu haben. Vielleicht sieht man sich mal wieder.“

Morgan legte auf.

Mr. McKee hielt den Hörer noch kurze Zeit nachdenklich in der Hand, dann legte auch er ihn auf den Apparat.

Schließlich wandte sich der SAC wieder seiner Arbeit zu.

5

Drei Tage zogen ins Land. Es war Anfang Juli und die Hitze verwandelte New York in einen Glutofen. Die Abgaskonzentration zwischen den Wolkenkratzern im Süden Manhattans war immens.

Tom Gibson schaute auf die Uhr. Es war kurz nach 17 Uhr. Seit seinem Gespräch mit Grace Walker waren sechs Tage vergangen. Er hatte Grace während der Arbeitszeit einige Male gesehen, sie waren sich jedoch ausgesprochen kühl begegnet.

Privat hatten sie sich während dieser Tage nicht mehr getroffen.

Nachdem Grace ihm die Pläne eröffnet hatte, die sie, Brian Murphy und Lance Hammond geschmiedet hatten, war für Tom eine Welt zusammengebrochen. Drei Tage lang hatte er jeglichen Glauben an das Gute in den Menschen verloren. Dann aber kam langsam wieder die Lust auf Grace bei ihm zurück.

Und jetzt, nach sechs Tagen, war dieses Verlangen in ihm übermächtig geworden.

Er beschloss, sie in ihrem Büro zu besuchen.

Tom fuhr mit dem Aufzug vom 58. Stock des Bürogebäudes in der Whitehall Street in den 56., wo Grace mit ihrer Abteilung etabliert war.

Von der Sekretärin erfuhr er, dass Grace noch arbeitete. „Allerdings ist im Moment Mr. Hammond bei ihr“, endete die Tippse. „Soll ich Sie anmelden, Sir?“

„Nein. Sollte Hammond vor sechs Uhr gehen, bestellen Sie Grace, dass ich noch im Geschäft bin. Sie möchte mich anrufen. Sei‘n Sie so nett.“

„Natürlich, Mr. Gibson.“ Die Frau lächelte.

Tom zog wieder ab.

In seinem Büro setzte er sich hinter den Schreibtisch. Er dachte nach.

Vielleicht haben sie den verrückten Plan wieder aufgegeben, zog es hoffnungsvoll durch seinen Verstand. Sicher, für Murphy, Hammond und Grace ist Morgan zu einem Hindernis geworden. Wenn er sie auf die Straße setzt und seine Beziehungen spielen lässt, kriegt keiner der drei in New York je wieder ein Bein auf die Erde. Er ist nicht nur ein Hindernis, sondern eine Gefahr für sie. Aber das Problem mit einem Mord zu lösen …

Das Telefon schlug an. Er nahm ab und meldete sich.

„Ich bin‘s, Grace. Was willst du?“ Sie sprach knapp und unpersönlich.

„Grace“, murmelte er ein wenig verlegen. Er schwieg sekundenlang, als wollte er seine nächsten Worte erst im Kopf formulieren. Schließlich hub er wieder an: „Grace, wir begegnen uns, als hätte es nie was zwischen uns gegeben. Und das alles nur wegen einer irrsinnigen Idee. Darling, ich möchte dich wieder sehen, mit dir sprechen, mit dir …“

„… bumsen, nicht wahr?“

Ihre Art zu sprechen, ihre vor Zynismus triefende Stimme, traf ihn bis in den Kern. „Verdammt, Grace, warum kann alles nicht wieder sein wie vorher?“

„Sicher, Tom, warum nicht?“ Ihre Stimme klang plötzlich wieder dunkel und weich. „Ich finde auch, dass sechs Tage Zoff reichen. Meine Adresse hat sich nicht geändert. Komm zu mir – sagen wir um acht Uhr. Ist das ein Friedensangebot?“

„Angenommen!“, freute er sich. „Ich werde da sein. Stehst du nach wie vor auf rote Rosen? Oder hat sich dein Geschmack geändert in den sechs Tagen?“

„Rote Rosen“, erwiderte sie. „Nach wie vor. Bis acht also.“

„Ich werde da sein“, versprach er.

Nachdem das Gespräch beendet war, rieb er sich die Hände. Und er beschloss, sofort Feierabend zu machen.

Es galt, rote Rosen zu besorgen, sich zu duschen und in Schale zu werfen.

Es sollte ein Abend der Versöhnung werden. Ein Neuanfang …

Tom Gibson war überzeugt, dass der Plan, John Morgan aus dem Weg zu räumen, aufgegeben worden war. Man hat diese Möglichkeit vielleicht mal angedacht, sagte er sich, schließlich aber wieder verworfen. Mord wäre auch nicht die Lösung des Problems. Mord brächte erst das Problem.

Tom Gibson war guter Dinge. Seine Gefühle waren himmelhochjauchzend, und er hätte die ganze Welt umarmen mögen.

Er verließ das Büro. Es war 17 Uhr 25.

Noch zwei Stunden und 35 Minuten …

Tom Gibson fuhr mit seinem Porsche zur West Street und folgte ihr nordwärts bis zum Holland Tunnel, durch den er nach Jersey City gelangte, wo er in der Pavonia Street eine komfortable Wohnung sein Eigen nannte. Tom war geschieden, seine beiden Kinder lebten bei der Verflossenen. Ihn erwartete also niemand.

Von seiner Wohnung aus konnte er den McWilliams Platz und den Hamilton Park sehen. Es war eine schöne Wohngegend, in der er sich niedergelassen hatte.

Gleich in der Nähe seiner Wohnung gab es einen kleinen Blumenladen. Dort besorgte er dreißig rote, langstielige Rosen, die die Floristin mit Grünzeug zu einem wunderbaren Strauß kombinierte.

Mit den Rosen in der Hand marschierte Tom zu seiner Wohnung.

Wenig später verließ er sie wieder. Frisch geduscht und den Büroanzug gegen lässige Freizeitkleidung eingetauscht.

Er wollte pünktlich sein. Den Blumenstrauß legte er auf den Beifahrersitz. Er schwang sich hinter das Steuer und fuhr zurück nach Manhattan.

Grace wohnte in Midtown South, in der 30. Straße.

Tom ließ sich Zeit. Es war erst 7 Uhr vorbei. Er bog nach dem Holland Tunnel in die West Street ein und fuhr nach Norden. Die West Street ging über in die Eleventh Avenue.

Das Autoradio dudelte. Ein Song von Elton John wurde gespielt. Gutgelaunt pfiff Tom mit.

Dort, wo die 26. Straße die Eleventh Avenue kreuzte, zeigte die Ampel rot. Tom stand mit seinem Porsche auf der rechten Fahrspur. Vor ihm hielten an die zehn Autos. Auf der linken Fahrspur rollte ein roter Van heran. Auf gleicher Höhe mit dem Porsche hielt der Van an. Unwillkürlich warf Tom einen desinteressierten Blick auf den Wagen. Am Steuer saß ein südländischer Typ. Ein mächtiger Schnurrbart zierte seine Oberlippe. Daneben hockte ein blassgesichtiger Bursche mit kurzgeschorenem, braunem Haar.

Er grinste Tom an. Dieser erwiderte das Grinsen und nickte dem Mister freundlich zu.

Er hatte keine Ahnung, dass er einen seiner Mörder anlachte.

Aus den Augenwinkeln nahm Tom wahr, dass die Seitentür des Van aufgeschoben wurde. Er drehte den Kopf ein wenig weiter nach links – und schaute in die kreisrunde Mündung des Schalldämpfers auf einer Automatic.

Der Bursche, der sie in der Faust hielt, trug Jeans und ein kurzärmliges Hawaii-Hemd. Der Kerl duckte sich, um besser durch das Seitenfenster des Porsche blicken zu können. Die Mündung der Kanone wanderte etwas nach unten und deutete genau in das heruntergelassene Fenster.

Tom Gibson war für den Bruchteil einer Sekunde absolut perplex. Dann kam das Erkennen, schließlich das Begreifen – und dann fiel der Schuss.

Tom warf sich nach rechts auf den Beifahrersitz. Mit seinem Körper zerdrückte er den Rosenstrauß. Der Porsche machte einen Satz nach vorn, als Toms Fuß von der Kupplung rutschte. Der Motor wurde abgewürgt. Nur eine Handbreit vom vorderen Wagen entfernt kam der Porsche abrupt zum Stehen.

Tom sah noch das Aufleuchten des Mündungsblitzes, die Detonation war nicht zu hören. Die Kugel pfiff durch das Seitenfenster, sengte dicht über Tom hinweg und durchschlug die Tür der Beifahrerseite.

Diese Tür stieß Tom auf. Sie schwang nach außen. Tom ließ seinen Oberkörper hinauskippen, zog die Beine über den Schaltknüppel und wartete voll Verzweiflung auf den nächsten Schuss, der ihm mit Sicherheit den Garaus machen würde.

Die Motoren der Autos vor Toms Porsche drehten hoch, die Geräusche entfernten sich.

Tom bekam es in seiner Panik nicht mit.

Ein Hupkonzert setzte ein.

Tom Gibson lag jetzt neben dem Porsche auf der Straße. Unter dem Auto hindurch nahm er wahr, dass der Verkehr auf der linken Fahrspur wieder rollte.

Toms Herz raste. Einen klaren Gedanken zu fassen war er nicht in der Lage. Verstandesmäßig konnte er den Anschlag auf sich noch gar nicht richtig fassen. Die Signale, die sein Gehirn aussandte, blieben unbeantwortet. Er war wie gelähmt.

Sekundenlang. Dann kam des endgültige Begreifen. Er sollte getötet werden.

Das war zunächst alles, was sich in seinem Bewusstsein herauskristallisierte.

Wie von Schnüren gezogen rappelte er sich hoch. Verstört schaute er über das Dach des Porsche. Auf der linken Spur zockelte soeben ein Buick vorbei. Toms Blick tastete sich an der Autoschlange nach vorne bis über die Kreuzung. Der Van war schon auf der anderen Seite.

Als Tom in die andere Richtung blickte, sah er den Autofahrer hinter seinem Porsche erregt gestikulieren und die Lippen bewegen, und schließlich zeigte ihm der Mann den hochgestreckten Mittelfinger.

Das Gehupe war ohrenbetäubend.

Tom begriff, dass er es war, der den Verkehr behinderte.

Er schlug die Beifahrertür zu. Auf tauben Beinen, die ihn kaum noch zu tragen vermochten, umrundete er seinen Wagen. Er warf sich auf den Fahrersitz, ließ den Motor an und fuhr bis zur Ampel vor, die jetzt wieder auf rot stand.

Bei Tom kam der Schock. Sein Herz hämmerte in einem wilden Rhythmus, seine Hände, die er um das Steuerrad verkrampfte, zitterten. Sein Gesicht sah krankhaft bleich aus.

Auf den Verkehr konnte Tom Gibson sich nicht mehr konzentrieren. Unablässig hielt er nach dem roten Van Ausschau. Er konnte ihn im Verkehrsgewühl aber nicht mehr entdecken.

An der nächsten Ampel fuhr Gibson um ein Haar auf seinen Vordermann auf. Schließlich aber kam die 30. Straße, und er bog nach rechts ab.

Er steuerte den Porsche in eine Parklücke und stellte ihn ab. Aufatmend lehnte er sich zurück. Den Aufruhr in seinem Innersten hatte er nach wie vor nicht unter Kontrolle. Aber er begann sich Fragen zu stellen. Eine Reihe von Fragen …

War der Plan, John Morgan zu ermorden, nicht aufgegeben worden?

Wer hatte ihm die Killer auf den Hals geschickt?

Waren sie ihm auf den Hals geschickt worden, um einen lästigen Mitwisser zu beseitigen?

Hatte sich diesen hinterhältigen Anschlag Grace ausgedacht?

Oder hatte sie lediglich Hammond davon informiert, dass er, Tom, sozusagen kniefällig um ein Date mit ihr gebeten hatte und um acht Uhr bei ihr erscheinen würde?

Hatte dann Hammond den Mord an ihm in Auftrag gegeben?