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Krimi von Pete Hackett x Der Umfang dieses Buchs entspricht 122 Taschenbuchseiten. Ein Sniper geht in New York um und tötet Menschen, vorzugsweise Pädophile. Auch wenn das verabscheuungswürdige Verbrechen sind, ist Selbstjustiz keine Lösung. Doch die FBI-Agenten Trevellian und Tucker kommen einem Verbrechensring auf die Spur, und der Sniper scheint ein Toter auf einem Rachefeldzug zu sein.
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Trevellian und die schändlichen Spiele: Action Krimi
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Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 122 Taschenbuchseiten.
Ein Sniper geht in New York um und tötet Menschen, vorzugsweise Pädophile. Auch wenn das verabscheuungswürdige Verbrechen sind, ist Selbstjustiz keine Lösung. Doch die FBI-Agenten Trevellian und Tucker kommen einem Verbrechensring auf die Spur, und der Sniper scheint ein Toter auf einem Rachefeldzug zu sein.
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Alfred Bekker
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© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Es war Mitternacht vorbei, als Dennis Garland vor dem Gebäude in der 37th Street parkte, in dem er wohnte. Er hatte einen ereignisreichen Abend hinter sich. Sie hatten einen Film gedreht. Ein achtjähriges Mädchen hatte die Hauptrolle gespielt. Dennis Garland verspürte eine tiefe Zufriedenheit. Er war voll auf seine Rechnung gekommen.
An das Mädchen, das sie missbraucht hatten, verschwendete er nicht einen Gedanken. Das war Ware. Sie wurde beschafft, gebraucht, abgeschoben und »entsorgt«. Es gab eine Reihe Gleichgesinnter.
Garland stellte den Motor ab und stieg aus. Er dehnte sich. Die Straße war ruhig. Garland hatte in diesem Moment keine Ahnung, dass der Tod bereits die knöcherne Klaue nach ihm ausstreckte.
Er war personifiziert in der Gestalt eines etwa dreißigjährigen Mannes, der in einer dunklen Passage stand und nun ins Licht trat. Er näherte sich Dennis Garland. »Einen Augenblick«, sagte er. Er trug eine Baseballmütze, die er sich weit in die Stirn gezogen hatte, sodass sein Gesicht im Schatten lag.
Dennis Garland, der auf dem Weg zur Haustür war, blieb stehen. Gut gelaunt und jovial fragte er: »Suchen Sie jemanden? Um diese Zeit?«
»Haben Sie Feuer?«
»Leider. Ich bin Nichtraucher. Tut mir leid.«
Der Fremde war bis auf einen Schritt an Garland herangekommen. Seine Augen glitzerten im Schatten des Mützenschildes. »Sie haben doch gewiss einen Zigarettenanzünder im Auto.«
»Sicher, aber …«
»Kein aber!« Plötzlich zog der Fremde eine Pistole unter seiner Jacke hervor. »Setzen Sie sich ans Steuer. Wir fahren ein Stück.«
»Wer sind Sie?« Garland nahm eine lauernde Haltung ein. Er war zu erschrocken, um Angst zu empfinden, und konnte sich zunächst keinen Reim auf das Verhalten des Fremden machen. Es sah aus, als wollte er sich mit dem nächsten Atemzug herumwerfen und die Flucht ergreifen. »Wenn Sie mein Geld wollen …«
»Auf Ihr Geld bin ich nicht scharf.«
Bei Garland kam das Begreifen. Er schluckte würgend. Die Angst überspülte sein Bewusstsein wie eine Sturmflut – kalt und stürmisch. Er erbebte innerlich. »Ich bitte Sie …«
»Machen Sie schon!«
Dennis Garland war im Grunde seines Herzens ein Feigling. Angesichts der drohend auf ihn gerichteten Pistole wagte er keinen Widerstand. Er zog den Kopf zwischen die Schultern, wandte sich um und ging mit weichen Knien zu seinem Toyota, öffnete per Fernbedienung die Türen und klemmte sich hinter das Steuer. Der Mann mit der Pistole setzte sich hinter ihn.
»Fahren Sie nach New Jersey.«
»Wer – wer schickt Sie?«
»Können Sie sich das nicht denken?« Die Stimme sank herab. »Sie sind ein niederträchtiger Erpresser, Garland. Haben Sie wirklich gedacht, Sie kommen damit durch?«
»Das – das war Wilsons Idee«, würgte Garland hervor. »Ich – ich war gleich dagegen. Aber Wilson zerstreute meine Bedenken. Ich – ich …«
»Keine Ausflüchte. Auch Shaugnessy werde ich noch für seinen Verrat bestrafen. Er hat sich eingeschlichen und … Ach was. Sie wissen genau, was Sache ist. Aber Douglas lässt nicht mich sich spaßen. Und ich erfülle meine Jobs gewissenhaft.«
»Was ist Ihr Job?« Garlands Stimmbänder wollten kaum gehorchen. Eine unsichtbare Hand schien ihn zu würgen. Seine eigene Stimme kam ihm fremd vor. »Sollen Sie mich töten?«
Darauf gab der Bursche auf dem Rücksitz keine Antwort. Er dirigierte Dennis Garland zum Lincoln Tunnel, durch den sie auf die andere Seite des Hudson River gelangten. In New Jersey wandten sie sich nach Norden.
Meile um Meile ließen sie hinter sich. Die Straße schlängelte sich durch einen Wald. Der Lichtkegel des Scheinwerfers huschte vor dem Toyota her über den Asphalt. Zwischen den Bäumen zu beiden Seiten war es stockfinster. Dennis Garland spürte das Unheil tief in der Seele. Seine Nerven lagen blank.
»Biegen Sie rechts ab!«, kommandierte der Kidnapper.
Garland steuerte den Wagen auf den schmalen Feldweg. Zweige streiften den Toyota.
»Fahren Sie rechts ran!«, gebot der Entführer nach einer Weile.
»Ich – ich will mit Butch reden«, keuchte Garland. »Bitte, er muss mich anhören.« Garlands Stimme klang weinerlich und war von der Panik verzerrt. Zur Angst hatte sich die Verzweiflung gesellt. Das Grauen berührte ihn mit eisig kalten Händen.
»Es gibt nichts mehr zu reden«, sagte der Entführer kalt. »Halten Sie an.«
Garland bremste und lenkte den Toyota an den Wegrand. Der Wagen stand noch nicht richtig, als Garland die Tür aufriss. Er wollte fliehen. Der Entführer jagte eine Kugel durch die Rückenlehne des Fahrersitzes. Sie zerschmetterte Garlands Wirbelsäule. Er kippte nach vorn und fiel mit der Stirn auf das Lenkrad. Der Toyota rollte in den Straßengraben und blieb stehen.
Der Mörder stieg aus, öffnete die Fahrertür, zerrte den Leichnam ins Freie und schleppte ihn ein Stück in den Wald, wo er abgeschlagene Äste über ihn häufte. Dann setzte er sich in den Toyota, rangierte ihn aus dem Straßengraben und fuhr davon.
Wilson Shaugnessy betrat die Absteige in der 125th Street. Hier war er vor einer Woche eingezogen. Die Tage zuvor hatte er bei Dennis Garland gewohnt. Die beiden Pädophilen hatten sich im Gefängnis kennengelernt. Shaugnessy stammte aus Boston. Er war vor zwei Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden. Garland hatte ihn in seinen Bekanntenkreis eingeführt. Es war ein Kinderpornoring. Hauptakteur war ein Millionär namens Butch Douglas.
Shaugnessy war auf die Idee gekommen, Douglas zu erpressen. Zusammen mit seinem Freund Garland zog er die Erpressungsnummer durch. Sie wollten eine Million von Douglas. Der Millionär würde zahlen. Und sie würden wieder Geld von ihm fordern. Sie hatten ihn sozusagen am Haken.
Wilson Shaugnessy malte sich seine Zukunft in den schillerndsten Farben aus. Er würde nie mehr Geldprobleme haben.
Der Kerl hinter der Rezeption war ein schmieriger Typ mit langen, fettigen Haaren und einem Drei-Tage-Bart. Er hatte die Hemdsärmel zurückgekrempelt, und seine tätowierten Unterarme waren zu sehen.
Über der Rezeption hing eine Uhr. Sie zeigte 0 Uhr 45. Shaugnessy war nicht ganz nüchtern. Er hatte in der Kneipe um die Ecke einige Biere und Whiskys getrunken. »Gib mir meinen Schlüssel«, sagte er mit alkoholschwerer Stimme. »Nummer hundertsieben.«
Der Portier nahm den Schlüssel vom Brett und reichte ihn Shaugnessy. Der ging zu der Tür, die ins Treppenhaus führte, stieg die Treppe in die erste Etage hinauf und stand wenig später vor seiner Zimmertür. Leise trällerte er ein Lied vor sich hin. Ja, er war guter Dinge. Noch zwei Tage, dann würde die Million auf dem Konto liegen, das er Butch Douglas genannt hatte. Natürlich hatte der Millionär keine Ahnung, wer ihn erpresste. Shaugnessy lachte in sich hinein. Und er wird es auch nie erfahren, dachte er. Dennis und ich werden seine guten Freunde bleiben, und er wird zahlen, weil er die Polizei fürchten muss wie der Teufel das Weihwasser.
Shaugnessy schloss die Tür auf. Er wunderte sich, dass die Tür nur zugezogen und nicht zusätzlich zugesperrt war, hatte er es sich doch zur Gewohnheit gemacht, immer abzuschließen. Er dachte nicht weiter darüber nach und betrat das Zimmer. Hinter ihm klappte die Tür zu. Er machte Licht und ging an der Tür vorbei, die in die Toilette und den Duschraum führte.
Einen Fernsehapparat gab es in dem Zimmer nicht. Lediglich ein Bett, einen Nachttisch und einen Schrank. Die Zimmereinrichtung erklärte auch den billigen Preis für das Zimmer.
Shaugnessy bemerkte nicht, wie sich die Tür zur Toilette langsam öffnete. Er zog sich gerade das T-Shirt über den Kopf. Im nächsten Augenblick erstarrte er. An der Ecke der Wand, die den Duschraum vom Zimmer trennte, stand ein etwa dreißigjähriger, dunkelhaariger Mann. Wie hineingewachsen lag in seiner Rechten eine Pistole. Ein klobiger Schalldämpfer war aufgeschraubt. Die Mündung starrte Wilson Shaugnessy an.
Shaugnessys Mund klaffte auf. In seiner Brust kämpfte sich ein Laut hoch, der jedoch in seiner Kehle erstickte. Seine Augen weiteten sich.
»Sie haben Fehler gemacht«, sagte der Mann mit der Pistole.
»Was – was …«
»Ihr größter Fehler war, sich mit Butch Douglas anzulegen. Haben Sie wirklich gedacht, er zahlt Ihnen und Garland eine Million? Wie naiv Sie doch sind. Sie hätten ihn wieder und immer wieder erpresst.«
»Wie – hat – Douglas es herausgefunden?«, stammelte Shaugnessy.
»Was haben Sie davon, wenn ich es Ihnen erzähle? Nur so viel, Shaugnessy. Sie haben sich stümperhaft verhalten.«
»Es – es war Garlands Idee.«
»Garland hat das Gegenteil behauptet.« Der Killer lachte. Seine Augen nahmen an dem Lachen nicht teil. Sie blieben kalt wie Eis.
»Er lügt!« Shaugnessy hob die rechte Hand. »Ich schwöre, dass …«
»Beten Sie lieber!«, knurrte der Killer, dann drückte er ab. Es machte »plopp«, eine Mündungsflamme zuckte aus dem Schalldämpfer, Shaugnessy spürte den Einschlag und brach zusammen. Endlose Schwärze nahm ihn auf. Der Tod griff mit gebieterischer Hand nach ihm.
Der Mörder verstaute die Pistole in seinem Hosenbund, dann verließ er das Zimmer. Über die Treppe, die in einen Flur mündete, von dem aus man auch die Hintertür erreichen konnte, verließ er ungesehen die Absteige. Als er in seinem Auto saß, nahm er sein Mobiltelefon in die Hand. Er holte eine eingespeicherte Nummer aus dem elektronischen Telefonbuch und ging auf Verbindung. Dann sagte er: »Erledigt. Auch Shaugnessy schmort in der Hölle.«
»Sehr gut. Sie sind Ihr Geld wert.«
Zwei Wochen später. Es war Donnerstag, der 14. Juni, später Nachmittag, 18 Uhr 32 genau.
Der Mann war ungefähr dreißig Jahre alt und dunkelhaarig. In seinen Augen glitzerte die Mordgier. Über Kimme und Korn des Gewehres beobachtete er den Burschen, der vor dem Haus in der 164th Street den Rasen mähte. Als der Abzug den Druckpunkt erreichte, hielt der Mann die Luft an. Dann zog er durch. Der Schuss war kaum zu hören, denn ein Schalldämpfer schluckte die Detonation. Der Bursche, der den Rasenmäher schob, brach wie vom Blitz getroffen zusammen. Blut sickerte aus einer Wunde zwischen seinen Schulterblättern.
Der Sniper ließ das Gewehr sinken. Die gierige Flamme in seinen Augen erlosch. Seine Backenknochen mahlten. »Nummer vier«, murmelte er. Dann legte er das Gewehr zur Seite, startete den Motor seines beigefarbenen Ford Kombi und fuhr davon.
Der Tod rollte auf vier Rädern durch Queens.
»Der vierte sinnlose Mord innerhalb von vier Wochen«, murmelte Milo. »Der Kerl mordet wahllos. Noch niemand hat ihn gesehen. Es gibt kein Motiv. Wie sollen wir aus fast zwanzig Millionen New Yorkern diesen Todesschützen herauspicken.«
»Die Morde tragen alle dieselbe Handschrift«, murmelte ich, »nämlich John Burdetts Handschrift.«
»Burdett hat sich vor sieben oder acht Wochen in seiner Zelle in Sing-Sing erhängt«, versetzte Milo.
»Jemand scheint dort weiterzumachen, wo wir John Burdett gezwungen haben, aufzuhören. Frage ist, ob er in irgendeiner Beziehung zu John Burdett steht.«
John Burdett hatte sich als Sniper betätigt und zwölf Menschen ermordet. Milo und ich hatten ihm das Handwerk gelegt. Das Gericht schickte ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter. Wir hatten einen Schlussstrich unter einen blutigen Alptraum gezogen. Doch nun schien alles wieder von vorne zu beginnen.
»Wo setzen wir an?«, fragte Milo.
Diese Frage konnte ich ihm auch nicht beantworten. Ich rief bei der SRD an und erkundigte mich, ob es außer dem Kaliber der Kugel, die den Mann in Queens tötete, irgendwelche neuen Erkenntnisse gab.
»Nichts«, sagte der Kollege. »Es handelte sich wieder um eine Kugel vom Kaliber .223 Remington. Mehr wissen wir nicht. Der Sniper schießt aus sicherer Entfernung. Er benutzt einen Schalldämpfer, und er hat sich nicht auf einen besonderen Stadtteil spezialisiert. Wahrscheinlich in Psychopath.«
Ich bedankte mich und legte auf. »Keine neuen Erkenntnisse.«
»Wir werden also untätig herumsitzen, während sich der niederträchtige Mörder sein fünftes Opfer sucht«, knurrte Milo freudlos.
»Uns bleibt es im Moment nur, die Bevölkerung um Mithilfe zu bitten«, erwiderte ich. »Vielleicht ergibt sich aus den Hinweisen eine brauchbare Spur.«
»Es ist nicht auszuschließen, dass wieder ein paar Trittbrettfahrer auf den Zug aufspringen, den der Sniper zum Rollen gebracht hat. O verdammt, es ist zum Haareraufen.«
Es klang hoffnungslos und resigniert. Ich hatte mit ähnlichen Gefühlen zu kämpfen.
In dem Moment klingelte mein Telefon. Ich schnappte mir den Hörer, hob ihn vor mein Gesicht und nannte meinen Namen.
»Guten Tag, Jesse«, erklang die vertraute Stimme des Assistant Directors. »Haben Sie Zeit?«
»Mehr Zeit, als uns lieb ist«, antwortete ich grimmig.
»Dann kommen Sie und Milo doch gleich einmal zu mir.«
Zwei Minuten später nahmen wir an dem kleinen Konferenztisch im Büro von Mr. McKee Platz. Der Chef setzte sich zu uns. Er legte einen Schnellhefter vor sich auf den Tisch. Meine Ahnung sagte mir, dass der Assistant Director einen neuen Fall für uns parat hielt.
Da ergriff er auch schon das Wort und sagte: »Vor einer Woche starb im Beth Israel Medical Center der Millionär Butch Douglas unter mysteriösen Umständen. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass er an Gift starb. Unklar ist, ob ein Selbstmord oder ein Mord vorliegt.«
»Dies herauszufinden dürfte Sache der Mordkommission sein«, murmelte Milo.
Mr. McKee hob die rechte Hand. »Abwarten, Milo. Das Beste kommt noch.« Der Chef schaute von Milo auf mich. Ich kannte ihn. Irgendetwas hatte er auf Lager. Da fuhr er auch schon mit gesenkter Stimme fort: »Im Garten und im Keller von Douglas hat man bisher vier skelettierte Kinderleichen ausgegraben. Anhand der DNA wurde festgestellt, dass die Kinder innerhalb der vergangenen drei Jahre spurlos verschwunden sind, und zwar nicht nur in New York, sondern auch in Washington und Philadelphia. Man hat den Fall deshalb an das FBI abgegeben.«
Ich pfiff durch die Zähne.
»Es ist davon auszugehen, dass Douglas die Kinder entführt und ermordet hat«, fuhr Mr. McKee fort. »Die Arbeiten auf dem Grundstück sind noch nicht abgeschlossen. Man befürchtet, auf weitere Leichen zu stoßen. Ich will, dass Sie beide den Fall übernehmen.«
»Wir arbeiten an dem Fall des Snipers«, wandte ich ein.
Mr. McKee nickte. »Ich weiß. Dennoch übertrage ich Ihnen die Angelegenheit. Beim Police Department nimmt man an, dass Douglas pädophil war. Möglicherweise hat er einem Kreis von Pädophilen angehört. – Was gibt es in der Sniper-Sache zu berichten?«
»Vier Tote, Sir, nachweislich mit ein und derselben Waffe getötet, eine Fortsetzung der Mordserie, für die John Burdett verantwortlich zeichnete. Aber John Burdett ist aus dem Verkehr gezogen. Er hat sich im Gefängnis erhängt.« Ich zuckte mit den Schultern. »Irgendein Psychopath macht dort weiter, wo Burdett aufgehört hat.«
»Sie haben also nichts in Händen.«
»Nichts, was uns weiterbrächte, Sir. Wir dachten daran, einen Aufruf an die Öffentlichkeit zu starten. Vielleicht hat jemand Beobachtungen gemacht, die uns weiterhelfen. Ansonsten treten wir auf der Stelle.«
»Wir stehen im Kreuzfeuer der Medien und der Öffentlichkeit«, erklärte der Assistant Director. »Es wird nicht mehr lange dauern, dann werde ich im Rahmen einer Pressekonferenz den Medienleuten Rede und Antwort stehen müssen. Es wäre also nicht schlecht, wenn ich etwas zu bieten hätte.«
»Wir tun, was wir können, Sir«, sagte ich.
»Das weiß ich. Ich wollte Sie auch nicht kritisieren. Bei Gott nicht. Aber ich will unsere Behörde auch nicht gerne von den Medien in der Luft zerreißen lassen.«
Was sollten wir darauf sagen?
Der Chef fuhr fort: » Douglas hat sein Vermögen mit Immobilien gemacht. Alleinerbe ist sein Neffe Gary Douglas. Er wurde bereits von der Mordkommission vernommen, es gibt jedoch keinerlei Anhaltspunkte, wonach er den Tod seines Onkels forciert hätte.«
»Dann war Douglas wohl nicht verheiratet?«, fragte Milo.
»Nein.«
»Hat die Hausdurchsuchung irgendetwas ergeben, was auf pädophile Neigungen schließen lässt?«, fragte ich.
»Nichts. Dass Butch Douglas pädophil war, ist lediglich eine Vermutung.«
Es klopfte an die Tür, im nächsten Moment wurde sie einen Spaltbreit geöffnet, und Clive Caravaggio streckte den Kopf durch den Spalt. »Darf man eintreten?«
»Bitte, Clive«, sagte Mr. McKee.
Clive und Blacky traten in das Büro, wir begrüßten uns per Händedruck, dann setzten sich die beiden zu uns. Blacky war wieder einmal mehr wie aus dem Ei gepellt. Sein Anzug war eine Maßanfertigung aus grauer Seide, dazu trug er ein hellblaues Hemd und eine passende Krawatte, die wahrscheinlich allein so teuer war wie mein gesamtes Outfit.