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Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 111 Taschenbuchseiten. Einundzwanzig Jahre verbrachte Alfred Wagener für einen Mord in Sing-Sing, beteuerte aber stets seine Unschuld. Als er todkrank vorzeitig entlassen wird, beginnt ein mörderischer Rachefeldzug. Wagener hatte zwar Rache geschworen, aber ist er wirklich der Mörder seiner ehemaligen Kumpane? Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker haben da plötzlich Zweifel.
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Trevellian und die späte Rache. Action Krimi
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Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 111 Taschenbuchseiten.
Einundzwanzig Jahre verbrachte Alfred Wagener für einen Mord in Sing-Sing, beteuerte aber stets seine Unschuld. Als er todkrank vorzeitig entlassen wird, beginnt ein mörderischer Rachefeldzug. Wagener hatte zwar Rache geschworen, aber ist er wirklich der Mörder seiner ehemaligen Kumpane? Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker haben da plötzlich Zweifel.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author/ COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Als Price Mallory an diesem Tag von der Arbeit nach Hause kam, dachte er sich nichts Schlimmes. Mallory war Computerfachmann. Hinter ihm lag ein anstrengender Arbeitstag. Er freute sich auf den Abend, auf die Stunden, die er auf der Couch im Wohnzimmer verbrachte, in denen er Bier trank und in den Fernseher glotzte, ohne das Gehirn anstrengen zu müssen.
Alle Fünfe gerade sein lassen. Vielleicht eine wenig anspruchsvolle Konversation mit Ann, seiner Frau, führen. Danach stand Mallory der Sinn.
Price Mallory wohnte in Staten Island. Er stellte den Wagen in der Einfahrt ab, stieg aus und reckte sich. Feierabend! Endlich.
Price Mallory hatte keine Ahnung, dass der Tod bereits die Knochenfaust nach ihm ausstreckte. Er sollte für etwas büßen, das über 21 Jahre zurücklag. Die letzten Minuten im Leben Price Mallorys brachen an …
Mallory sperrte per Fernbedienung seinen Chevy ab. Den Aktenkoffer, den er tagtäglich mit sich schleppte, hielt er in der linken Hand. Er spitzte die Lippen und begann ein Lied zu pfeifen. Er war guter Dinge.
Mallory sperrte die Haustür auf und betrat das Wohnzimmer. In einem Sessel saß Ann. Ihr Kinn war auf die Brust gesunken. Sie rührte sich nicht. Mallory sah den roten, feuchten Fleck auf Anns weißer Bluse. Blut! Es durchfuhr ihn wie ein Stromstoß. Er begriff nicht.
„Ann!“ Mallory ließ den Aktenkoffer fallen und war mit drei langen Schritten bei seiner Frau. Er nahm sie am Oberarm und schüttelte sie. Ann kippte zur Seite. Gebrochene Augen starrten Price Mallory an, Augen, in denen sich noch das letzte Grauen im Leben seiner Gattin spiegelte.
„Ann, o mein Gott“, entrang es sich dem Mann. Ein Ton, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen, brach aus seiner Kehle. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ann war tot. Und sie war eines gewaltsamen Todes gestorben. Mallory fiel vor seiner toten Frau auf die Knie. Er war erschüttert, fassungslos.
„Ann …“ Seine Stimme erstarb. In seinen Zügen wühlte die Verzweiflung.
Mallory hörte nicht, dass die Tür zum Badezimmer aufgezogen wurde. Ein mittelgroßer, hohlwangiger Mann mit ungesunder Gesichtsfarbe erschien im Türrahmen. In seiner Rechten lag eine Glock. Ein Schalldämpfer war aufgeschraubt. Der Zeigefinger des Mannes krümmte sich um den Abzug.
„Sie hört dich nicht mehr“, sagte der Mann mit einer Stimme, die sich anhörte wie zerspringendes Glas. „Ich musste sie leider erschießen. Aber keine Sorge, alter Freund. Du wirst deiner Ann sehr bald Gesellschaft leisten.“
Price Mallory hatte es herumgerissen. Er drückte sich hoch und starrte den Mann in der Tür mit einer Mischung aus Erschrecken und Überraschung an. Der hob langsam die Hand mit der Waffe. Die Mündung des Schalldämpfers deutete auf Mallory wie das hohle Auge in einem Totenschädel. Er japste nach Luft wie ein Erstickender. „Du!?“, stieß er mit dem Ausdruck des überwältigenden Entsetzens hervor.
„Damit hast du nach all den Jahren wohl nicht gerechnet, Price“, sagte der Eindringling. „Ich aber habe über einundzwanzig Jahre nur für meine Rache gelebt. Man hat mich vorzeitig entlassen. Günstige Sozialprognose und so.“ Der Mann lachte fast belustigt auf. „Du bist der erste, Price …“
Der Mann schwieg. Mitleidlos fixierte er Price Mallory.
„Warum Ann?“, entrang es sich diesem. „Sie wusste von nichts. Warum sie?“
„Du solltest noch einmal richtig leiden, ehe ich dich in die Hölle schicke, Price. Ich habe mehr als einundzwanzig Jahre gelitten. Was sind dagegen die wenigen Minuten, die du zu leiden hast? Gar nichts, sage ich dir. Sie sind gar nichts.“
„Was sollte ich denn tun, damals. Ich – ich …“ Die jähe Todesangst versiegelte Mallorys Mund. Er schluckte würgend. Der Blick des anderen sagte ihm, dass er nicht mit Gnade oder Barmherzigkeit rechnen konnte. Der Magen krampfte sich ihm zusammen, das Herz schlug einen wilden Rhythmus in seiner Brust.
„Du hättest die Wahrheit sagen können, Price“, sagte der Eindringling. Es klang nahezu sanft. „Aber du hast gelogen. Alle habt ihr gelogen. Du, Dennis, Richard und Gene. Aber keine Sorge, Price. Die anderen hole ich mir auch noch.“
„Bitte“, flehte Mallory. „Ich – ich kann dir Geld geben. Zehntausend Dollar. Damit kannst du neu beginnen. Tausendmal habe ich es schon bereut, dich damals …“
„Schweig!“, herrschte ihn der Eindringling an. „Du elender Feigling. Jetzt bettelst du um dein Leben. Mein Leben hast du eiskalt zerstört. Mehr als einundzwanzig verlorene Jahre, Price.“ Klirrend lachte der Mann auf. „Und du willst mich mit lächerlichen zehntausend Bucks abspeisen.“
Mit seinem letzten Wort drückte er ab.
Die Kugel traf Price Mallory in die Brust. Die Wucht des Treffers riss Mallory nach hinten um. Ein verlöschender Ton entrang sich seiner Kehle, dann erschlaffte seine Gestalt. Price Mallory war tot.
Der Mörder senkte die Hand mit der Glock. Ohne jede Gemütsregung starrte er auf den Toten hinunter. „Die anderen werden dir bald in der Hölle Gesellschaft leisten, Price“, murmelte er. „Du warst erst der Anfang.“
Er schraubte den Schalldämpfer vom Pistolenlauf und steckte ihn in die Tasche seiner Jacke. Dann schob er die Pistole auf seinem Rücken hinter den Hosenbund, setzte eine Sonnenbrille auf und verließ das Haus.
Niemand achtete auf ihn. Wie ein Mann, der alle Zeit der Welt hatte, schritt er den Westcott Boulevard hinunter bis zu einem Taxistand, setzte sich in den Fond eines der Taxis und gebot dem Cabby, ihn nach Manhattan zu fahren.
Es war Mittwoch, der 28. April.
Fünf Tage später. Man schrieb den 3. Mai. Es war ein Montag.
Dennis Wallace verließ wie jeden Morgen gegen sieben Uhr sein Apartment in der 43. Straße in Philadelphia, um zur Arbeit zu fahren. Er arbeitete in einer Kfz-Werkstatt in der 52. Straße.
Wallace war nicht gerade gut gelaunt an diesem Morgen. Am Tag vorher waren er und seine Frau zu Besuch bei einem befreundeten Ehepaar gewesen, und es war recht spät geworden. Außerdem hatte Wallace mehr getrunken, als er vertrug. Er war ziemlich verkatert. Seine Augen waren jetzt noch gerötet.
„Scheiß Arbeit!“, presste Wallace zwischen den Zähnen hervor und schloss seinen VW Golf der Dreier-Serie auf. Er ließ sich auf den Fahrersitz fallen und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
Einige Autos fuhren vorbei. Ein Mann eilte auf dem Gehsteig heran. Dennis Wallace achtete nicht auf ihn. Er wandte den Kopf, als ihn der Mann ansprach.
„Guten Morgen, Dennis. Ich hoffe, du hast die vergangenen einundzwanzig Jahre gut verbracht. Von mir kann ich das nicht gerade behaupten.“
Wallace starrte den Mann an wie eine übernatürliche Erscheinung. Seine Lippen zuckten. Er musste zweimal ansetzen, dann entrang es sich ihm: „Alfred! Mein Gott, wo kommst du her. Ich denke …“
Der andere schnitt ihm das Wort ab. „Du denkst, ich sitze wohlverwahrt hinter Zuchthausmauern und warte auf den Tag, an dem ich sterbe. Irrtum, Dennis, alter Junge. Sie haben mich vorzeitig entlassen. Und jetzt bin ich hier.“
Dennis Wallace war bleich geworden. In seinen Augen flackerte die Angst. „Was willst du, Al?“
„Das fragst du?“
„Wir konnte damals nicht anders. Verdammt, Al, es spielt doch im Endeffekt keine Rolle. Du bist verurteilt worden. Hätten wir gestanden, wären wir alle …“
Erschreckt brach Dennis Wallace ab, weil Alfred Wagener klirrend auflachte. Dann stieß Wagener hervor: „Ihr habt damals übereinstimmend gegen mich ausgesagt, Dennis. Meine Aussage stand gegen eure. Ich hatte keine Chance und wurde als Mörder verurteilt. Ein Wiederaufnahmeverfahren wurde abgelehnt. Ich saß einundzwanzig Jahre in Sing-Sing, Dennis. Das ist eine verdammt lange Zeit. Ihr habt euch in diesen Jahren solide Existenzen aufgebaut. Ihr habt geheiratet, wahrscheinlich habt ihr schon fast erwachsene Kinder. Das alles blieb mir vorenthalten, weil ich für euch büßte. Hast du eine Ahnung, woran ich in all den Jahren gedacht habe?“
„Nein. Wie sollte ich?“
„An Rache, Dennis. An blutige Rache.“
„Du bist verrückt. Willst du wieder im Zuchthaus landen?“
„Da drin komme ich sicherlich besser zurecht als hier draußen. Für mich ist der Zug abgefahren. Ich stehe mit meinen achtundvierzig Jahren vor dem Nichts. Unabhängig davon bin ich krank, Dennis, todkrank. Ich habe nur noch wenige Monate.“
„Wie können wir dir helfen?“
„Danke, ich verzichte, Dennis. Weißt du, wo Richard und Gene leben? Wohnen Sie noch in New York? Unter den Adressen von damals waren sie nicht mehr wohnhaft. Kannst du mir sagen, wo ich sie finden kann?“
Dennis Wallace hatte etwas von seiner Selbstsicherheit zurückgewonnen. Er lehnte sich im Autositz zurück. „Richard lebt noch in New York. Gene ist nach New Jersey verzogen. Er ist selbstständiger Immobilienmakler geworden. Verdient eine Menge Geld. Heh, Al, warum fragst du nicht nach Price? Er lebt in Staten Island.“
„Den hab ich schon angetroffen. Er hat es zu einem eigenen Haus gebracht. Nun, er konnte arbeiten und Geld verdienen. Ich habe auch seine Frau kennengelernt. Blond, gut gewachsen, hübsch. Leider ist sie jetzt tot. Wie auch Price tot ist. Wie ich schon sagte, Dennis. Meine Rache …“
„Du – du hast …“ Dennis Wallace verschluckte sich und hustete. Die Tränen traten ihm in die Augen. „Du hast sie umgebracht“, entrang es sich ihm zwischen keuchenden Atemzügen.
„Ja, Dennis. Du bist die Nummer zwei auf meiner Liste.“
Alfred Wagener griff unter seine Jacke. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie eine Pistole fest. Ein klobiger Schalldämpfer war aufgeschraubt.
Wagener schlug die Waffe auf Wallace an. Wallace hob abwehrend die Hände. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Irrsinnige Angst verschloss ihm den Mund. Er spürte keinen Schmerz, als ihn die Kugel traf. Er kippte auf den Beifahrersitz und starb. Der Schalldämpfer hatte die Detonation geschluckt.
Alfred Wagener schaute sich um. Ein ganzes Stück entfernt kamen zwei Männer auf dem Gehsteig näher. Weiter vorne, an der Ampel, die auf rot stand, hatten drei Pkws angehalten.
In aller Ruhe verstaute Wagener die Pistole unter der Jacke im Hosenbund. Dann warf er die Tür des Golf zu. Ohne jede Hast ging der Mörder über die Fahrbahn. Er bog in eine Seitenstraße ein und verschwand.
Als der Mord entdeckt wurde, war Wagener schon wieder auf dem Weg nach New York. Er fuhr mit dem Zug. Ein Auto besaß er nicht. Auf seiner Nase saß eine Sonnenbrille, obwohl der Himmel bewölkt und bleigrau war.
Knapp drei Wochen vorher. Es war an einem Dienstag, dem 13. April
Bei Richard Breston bimmelte das Telefon. Er nahm das Gespräch an. Ein Mann sagte: „Mein Name ist Seymour. Ich denke, der Name sagt Ihnen etwas, Breston.“
Breston holte tief Luft. „Allerdings. Sind Sie ein Verwandter von Jane Seymour?“
„Ihr ältester Bruder. Hören Sie zu, Breston. Alfred Wagener wird begnadigt. Ich habe es in der Zeitung gelesen. Er soll innerhalb der kommenden zwei Wochen aus dem Zuchthaus entlassen werden.“
„Großer Gott!“
„Er hat Ihnen und Ihren Freunden damals Rache geschworen. Fürchten Sie, dass er seinen Schwur in die Tat umzusetzen gedenkt?“
„Ich weiß es nicht. Himmel, es ist über einundzwanzig Jahre her. Warum rufen Sie mich an, Seymour?“
„Ich wollte Sie warnen. Und ich will, dass Sie mich verständigen, wenn Wagener in Ihrer Nähe auftaucht.“
„Weshalb?“
„Wagener hat erwiesenermaßen meine Schwester ermordet. Da damals ein Jurymitglied gegen die Todesstrafe stimmte, wurde er zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Das wollte ich schon nicht akzeptieren. Aber was sollte ich tun? Dass er nun aber auch noch begnadigt wird, kann ich nicht einsehen. Ich will Wagener für den Mord zur Rechenschaft ziehen. Er hat mit einundzwanzig Jahren Gefängnis nicht genug gebüßt.“
Brestons Hals war plötzlich trocken. Er schluckte, setzte zweimal an und stieß hervor: „Sie – Sie wollen Wagener umbringen?“
„Ja. Und es dürfte auch in Ihrem Interesse und im Interesse Ihrer damaligen Freunde liegen, dass er stirbt.“
„Was wollen Sie, Seymour. Sie rufen doch nicht aus Menschenfreundlichkeit an.“
„Ich brauche Geld. Seit mehr als zwei Jahren habe ich keinen Job mehr. Zahlen Sie mir fünfzigtausend Dollar, dann halte ich Ihnen Wagener vom Leib.“
„Woher soll ich fünfzigtausend Dollar nehmen?“
„Zusammen mit Ihren Freunden werden Sie das Geld doch wohl zusammenkratzen können. Vor allem Holliday soll ziemlich reich sein.“
„Ich muss erst mit den anderen drüber reden. Wie kann ich Sie erreichen?“
Der Anrufer nannte eine Handynummer. Dann beendete er das Gespräch.
Seymours Handy dudelte. Er nahm das Gespräch an. Es war Richard Breston. Er sagte: „Ich habe mit den anderen gesprochen. Sie glauben nicht, dass Wagener nach einundzwanzig Jahren noch an Rache denkt. Aus dem Geschäft wird es also nichts. Sie müssen Wagener schon ohne unsere finanzielle Unterstützung umbringen.“
„Dann werde ich mir Zeit lassen, Breston. Ich will zusehen, wie er sich euch – einen nach dem anderen – holt.“
„Kommen Sie mir nicht auf unverschämte Art, Seymour. Ich kann auch die Polizei einschalten. Ich denke, auf Sie würden einige ziemlich unbequeme Fragen zukommen.“
„Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Breston. Noch habe ich Wagener nicht umgebracht. Die Polizei kann mir also gar nichts. Und Ihnen wird Sie auch nicht helfen können. Ich werde in aller Ruhe zusehen, wie Wagener euch abserviert. Und wenn Wagener mit euch abgerechnet hat, hole ich ihn mir.“
„Ich kann Ihnen zehntausend geben, Seymour. Mehr habe ich nicht flüssig. Aber das wäre doch was. Zehntausend Dollar! Sie könnten eine Menge damit anfangen. Was sagen Sie? Sind Sie einverstanden?“
„Nein. Fünfzigtausend Dollar. Andernfalls lasse ich erst Wagener seinen Rachedurst stillen.“ Seymour lachte, dann beendete er das Gespräch.
Breston legte ebenfalls auf. Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum. Dann wählte er eine Nummer und nahm den Hörer in die Hand. Jemand meldete sich. Breston sagte: „Wir hätten vielleicht doch zusammenlegen und Seymour die fünfzigtausend Dollar geben sollen, Gene. Ich habe Angst. Auf unsere Aussagen hin hat Wagener einundzwanzig Jahre abgesessen – unschuldig abgesessen. Diese einundzwanzig Jahre werden seinen Hass auf uns geschürt haben. Was tun wir nur? Sollen wir abwarten, bis Wagener auftaucht und uns der Reihe nach abserviert?“
„Nun mach dir mal nicht ins Hemd, Richard“, erwiderte Gene Holliday. „Wagener wird sich hüten, erneut straffällig zu werden. Dann das würde für ihn das endgültige Aus bedeuten. Wenn Sie ihn nicht in die Todeszelle schicken, wird er bis an sein Lebensende im Gefängnis sein.“
„Vielleicht sollten wir …“ Breston brach erschreckt ab.
„Was?“
„Ich habe daran gedacht, der Polizei die Wahrheit zu sagen. Es war damals eine Verkettung unglücklicher Umstände. Ein Unfall. Wir …“
„Du bist wohl verrückt, Richard. Vergiss diesen Gedanken schnell wieder.“
„Du hast recht. Warum sollen wir nach fast zweiundzwanzig Jahren noch für etwas gerade stehen, das wir eigentlich gar nicht wollten? Vergiss, was ich gesagt habe, Gene. Wir sollten es auf uns zukommen lassen. Vielleicht hast du recht und Wagener hat seine Gedanken an Rache längst begraben.“