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Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 122 Taschenbuchseiten. Fünfzehn Jahre ist es her, dass seine Familie ermordet wurde, und endlich hat der russische Agent "Einstein" den Name des Mörders herausgefunden. Nun will er Rache. Doch kaum hat Einstein die Tochter des Mörders entführt, werden Anschläge verübt, die nicht von Einstein angeordnet wurden.
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Seitenzahl: 147
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Trevellian und die Todesfalle in New York: Action Krimi
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Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 122 Taschenbuchseiten.
Fünfzehn Jahre ist es her, dass seine Familie ermordet wurde, und endlich hat der russische Agent „Einstein“ den Name des Mörders herausgefunden. Nun will er Rache. Doch kaum hat Einstein die Tochter des Mörders entführt, werden Anschläge verübt, die nicht von Einstein angeordnet wurden.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
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© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Es handelte sich um ein Einfamilienhaus in einer Wohnsiedlung am Stadtrand von New York. Zwei Fenster waren erleuchtet. Der Mann, der den Einsatz leitete, schaute auf seine Armbanduhr. Es war 21 Uhr 29. Ringsum war es dunkel. Der Himmel war bewölkt und es waren keine Sterne zu sehen. Ein warmer Wind wehte von Westen.
»Zugriff«, sagte der Mann.
Splitternd und krachend flog die Tür auf. Es waren drei dunkel gekleidete Männer, die in das Haus eindrangen. Sie hielten Pistolen mit aufgeschraubten Schalldämpfern in den Händen. Im Wohnzimmer saßen eine Frau und zwei Kinder von etwa zwölf Jahren. Der Fernsehapparat lief. »Wo ist er?«, stieß einer der Kerle hervor.
Die Frau und die beiden Kinder zeigten tiefes Erschrecken. »Wen – wen sucht ihr denn?«, stammelte die Frau außer sich.
»Albert Einstein – deinen Mann!«
»Der ist nicht zu Hause.« Die Frau blickte irritiert drein. »Wieso – Albert Einstein? Mein Mann heißt Iwanowitsch – Boris Iwanowitsch. Was …«
Der Kerl feuerte. Immer wieder drückte er ab. Der Schalldämpfer schluckte die Detonationen. Die Frau und die beiden Kinder wurden herumgerissen und geschüttelt und brachen tot zusammen.
»Durchsucht das Haus!«
Sie rissen sämtliche Türen auf und begaben sich auch in die Mansarde. Jeder Raum wurde durchsucht. Dann trafen sich die Kerle wieder im Wohnzimmer. Einer sagte: »Nichts. Albert Einstein scheint ausgeflogen zu sein.«
»Verschwinden wir wieder! Vorher aber legen wir Feuer.«
»Verdammt, war das notwendig?«, presste einer zwischen den Zähnen hervor und wies mit dem Kinn auf die Toten.
»Ja. Sie haben unsere Gesichter gesehen.« Der Sprecher zeigte nicht die Spur einer Gemütsregung. Er war ungefähr vierzig und dunkelhaarig. Seine dunklen Augen waren stechend. Er verfügte über ein schmales und kantiges Gesicht, in dem die Lektionen eines unsteten Lebens unübersehbare Spuren hinterlassen hatten.
Sie zündeten die Vorhänge an. Das Feuer schlug in die Höhe und erfasste die Holzdecke im Wohnzimmer. Dunkle Rauchschwaden zogen durch den Raum. Bald brannte es lichterloh.
Die drei Kerle verließen das Haus, liefen zu dem Wagen, mit dem sie gekommen waren, warfen sich hinein und fuhren davon.
Fünfzehn Jahre später.
Simon Boulder betrat das Zimmer seiner Tochter Jenny. Die Achtzehnjährige lächelte ihn an und sagte: »Du kannst es wohl nicht erwarten, mich loszuwerden?«
»Ich will nur vermeiden, dass wir in allerletzter Minute losfahren«, erwiderte Boulder. »Außerdem hast du recht. Vor mir liegen zwei Wochen des Friedens und der Ruhe.« Er grinste. »Geh ruhig ein wenig deiner Mutter auf die Nerven. Sie soll merken, was ich das ganze Jahr über durchmache.«
»Du bist gemein, Dad«, schmollte die hübsche, junge Frau mit den langen, brünetten Haaren, die ihr auf die Schultern und den Rücken fielen. »Hast du nicht damals dafür gekämpft, das Sorgerecht für mich zu erhalten? Bereust du das etwa?«
Er trat vor sie hin. »Dummerchen.« Dann nahm er sie in die Arme. »Ich vermisse dich jetzt schon. Es werden wohl die einsamsten zwei Wochen meines Lebens.«
»Aber ich fahre doch jedes Jahr in den Ferien für zwei Wochen nach New York.«
»Schon gut«, murmelte Boulder und ließ seine Tochter los. »Bist du fertig?«
»Ja.«
»Gut, dann fahren wir. Du musst zwei Stunden vor Abflug einchecken, und auf den Straßen wird 'ne Menge los sein.«
»Wenn du willst, dann sage ich den Besuch bei Ma ab«, sagte Jenny und musterte ihren Vater.
»Nein – nein, fahr nur.« Er presste sekundenlang die Lippen zusammen, sodass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. Dann fügte er hinzu: »Sie hat ein Recht darauf, dich wenigstens zwei Wochen im Jahr zu haben.«
Er nahm den großen Koffer und trug ihn aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und hinaus auf die Straße, wo vor dem Haus sein Mercury parkte. Boulder öffnete den Kofferraum und legte den Koffer hinein. Dann kehrte er ins Haus zurück. Wenige Minuten später kam Jenny nach unten. »Wir können, Dad.«
»Schön, dann wollen wir mal.«
Simon Boulder fuhr seine Tochter zum Flughafen, wartete, bis sie durch die Sicherheitsschleuse gegangen war, winkte ihr noch einmal zu, dann machte er sich auf den Weg zum Parkplatz. Als er im Auto saß, nahm er sein Handy und tippte eine Nummer. Eine Frauenstimme meldete sich: »Joana Boulder.«
»Ich bin's, Joana. Der Flieger mit Jenny startet planmäßig und wird planmäßig in New York landen. Ich muss dich ja nicht darauf hinweisen, dass du über die Vorfälle von damals Stillschweigen bewahren sollst.«
»Jenny wird von mir nichts erfahren. Mach dir keine Sorgen.«
»Ich danke dir, Joana.«
»Wie geht es dir, Simon?«
»Ich kann nicht klagen. Vor einigen Wochen habe ich eine Frau kennengelernt. Keine Ahnung, was draus wird. Sie scheint jedenfalls sehr vernünftig zu sein. Wie geht es Gordon?«
»Sein Leben besteht aus Stress. Es hat sich nichts geändert.«
»Grüß ihn von mir. Und – gib mir auf Jenny Acht.«
»Sie ist auch meine Tochter.«
»Natürlich. Entschuldige.«
Joana Boulder holte ihre Tochter vom La Guardia Airport ab. Die beiden Frauen fielen sich in die Arme. »Bin ich froh, dich wiederzusehen«, sagte Joana.
»Ich freue mich auch«, erklärte die junge Frau.
»Ich habe in den kommenden zwei Wochen einiges vor mit dir«, sagte Joana. »Die Zeit wird dir sicher nicht lang.«
Die beiden Frauen verließen das Terminal, und dann fuhren sie nach Manhattan, zur 69th Street, in der Joana zusammen mit Gordon Miles, ihrem Lebensgefährten, ein Vier-Zimmer-Apartment bewohnte. Gordon Miles war Manager in einem weltbekannten Softwareunternehmen und verdiente genug, sodass er sich diese teure Wohnung leisten konnte. Während Joana den Pontiac durch die Straßen New Yorks steuerte, telefonierte sie mit Simon Boulder in Oklahoma City und gab ihm zu verstehen, dass Jenny wohlbehalten angekommen sei.
Joana und Simon hatten sich vor sieben Jahren getrennt. Sie hatten sich auseinander gelebt. Außerdem hatte sich Joana damals in Gordon Miles verliebt. Sie zog zu ihm nach New York. Simon Boulder, der das Sorgerecht für Jenny zugesprochen bekam, blieb noch zwei Jahre in Langley, dann verschwand er in den mittleren Westen, wo er einen Job bei einer Bank bekam. Dort arbeitete er heute noch.
Es war später Nachmittag, als sie die Wohnung in der 69th Street erreichten. Joana parkte den Pontiac in der Tiefgarage, dann fuhren sie mit dem Aufzug hinauf in die siebte Etage. Joana sperrte die Wohnung auf. Die beiden Frauen betraten sie. »Fühl dich wie zu Hause«, forderte Joana ihre Tochter auf und lachte. »Ich helfe dir, dein Zeug einzuräumen.«
In dem Moment ging die Tür zum Schlafzimmer auf. Ein mit einer schwarzen Sturmhaube maskierter Mann, der eine Pistole in der Hand hielt, erschien in der Tür. Ein zweiter Mann, ebenfalls maskiert und bewaffnet, kam aus dem Gästezimmer. Einer der beiden sagte mit dumpfer Stimme und hartem Akzent: »Stellt euch nicht an, dann geschieht euch auch nichts.«
»Wer – wer sind Sie, und was wollen Sie?«, entrang es sich Joana Boulder, als sie ihren Schreck überwunden und wieder klar denken konnte. Sie dachte an Einbrecher. »Falls Sie Geld …«
Der Maskierte lachte. »Wir wollen kein Geld. Wir wollen Sie.« Er deutete mit der Pistole auf Jenny.
Der andere Kerl trat hinter Joana und schob die Pistole in den Hosenbund. Er holte eine dünne Schnur aus seiner Jackentasche und gebot: »Hände auf den Rücken! Und keinen Laut.«
Wie in Trance folgte Joana seinen Anordnungen.
Bei Simon Boulder läutete das Telefon. Er nahm den Hörer, hob ihn vor sein Gesicht und nannte seinen Namen. Eine leise Stimme sagte: »Hallo, Boulder.«
Simon Boulder lauschte den beiden Worten hinterher und überlegte, wem die Stimme gehören könnte. Er kam nicht drauf. »Wer spricht da?«
»Albert Einstein.«
»Was!« Mit grausig kalten Händen griff die Vergangenheit nach Simon Boulder. Sein Herz schlug schneller. Das Schlucken bereitete ihm plötzlich Mühe. Er glaubte, längst einen Schlussstrich gezogen zu haben.
»Du hörst schon richtig. Erinnerst du dich? Es war eine warme Sommernacht vor fünfzehn Jahren. Meine Frau und meine Kinder starben in dieser Nacht. Es hat lange gedauert, bis ich dich gefunden habe.«
»Was willst du?«
»Rache.«
»Ich hatte damit nichts zu tun.«
»Natürlich bestreitest du es, Boulder. Wer gibt schon einen dreifachen Mord zu. Aber ich weiß, dass du geschossen hast. - Machen wir es kurz, Boulder. Ich habe deine Tochter entführen lassen. Sie befindet sich in meiner Gewalt.«
Simon Boulder mahlte mit den Zähnen, dass es schmerzte. Seine Brauen hatten sich finster zusammengeschoben, über seiner Nasenwurzel standen zwei senkrechte Falten. »Wenn du Jenny auch nur ein einziges Haar krümmst …«
Der Anrufer lachte. »Was ist dann?«
»Dann töte ich dich.«
»Es geht mir nicht um deine Tochter. Ich will dich, Boulder.«
»Verdammt, Einstein, so glaub mir doch: Ich habe deine Familie damals nicht eliminiert. Ich war zu dieser Zeit …«
»Ich weiß es aus zuverlässiger Quelle. Leugnen ist zwecklos, Boulder.«
»Was verlangst du?«
»Ich will, dass du nach New York kommst.«
»Ich verstehe. Ich soll mich in deine Gewalt begeben.«
»Du begreifst schnell, Boulder. Ich habe sogar das Ticket für dich beschafft. Du bekommst es per Post. Nähere Instruktionen erhältst du noch.«
»Lässt du Jenny frei, wenn ich mich dir stelle?«
»Natürlich. Du hast mein Wort.«
Einstein legte auf.
Simon Boulder nagte an seiner Unterlippe. Versonnen hielt er den Telefonhörer fest, sein Blick war auf einen imaginären Punkt irgendwo im Raum geheftet. Seine Gedanken wirbelten. Albert Einstein!, hämmerte es hinter seiner Stirn. Einstein war für den russischen Geheimdienst tätig. Er arbeitete in den USA. O verdammt! Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt. Er begriff es mit aller Schärfe, und sein Verstand begann es zu akzeptieren.
Boulder rief bei Joana an. Gordon Miles meldete sich. »Hallo, Gordon. Was ist geschehen?«
»Jenny wurde entführt. Als Joana und Jenny vom Flughafen kamen, warteten bereits die Entführer auf sie. Joana hat einen Nervenzusammenbruch und liegt im Krankenhaus.«
Jetzt, da das Ungeheuerliche von Gordon Miles bestätigt wurde, spürte Boulder, wie seine Knie weich wurden. »Sagten die Entführer irgendetwas?«
»Das FBI wurde eingeschaltet. Aber Joana ist noch nicht fähig, auszusagen. Ich halte dich auf dem Laufenden, Simon.«
»Es gibt auch keine Forderungen?«
»Nichts.«
»Danke, Gordon.«
Boulder wählte eine andere Nummer, dreimal ertönte das Freizeichen, dann sagte eine dunkle Stimme: »Johnson.«
»Ich bin's, Boulder. Hallo, Lane.«
»Himmel, Simon, wie lange habe ich nichts mehr von dir gehört? Sind es fünf Jahre, oder sechs …?«
»Ich bin ausgestiegen und wollte sämtliche Brücken hinter mir abbrechen. Aber jetzt ist etwas eingetreten, das mich nötigt, dich anzurufen.«
»Was ist los, Simon? Ich sagte dir damals, dass ich immer für dich da sein werde.«
»Albert Einstein ist aufgetaucht und hat Jenny entführt.«
Sekundenlang herrschte Schweigen im Äther. Dann schnappte Lane Johnson: »Sag bloß!«
»Es ist so. Er hat mich angerufen und verlangt von mir, dass ich zu ihm nach New York komme. Einstein benutzt Jenny als Druckmittel. Er will mich.«
»Ist es wegen der Sache von vor fünfzehn Jahren?«
»Ja. Aber ich hatte damit nichts zu tun. Wie kommt Einstein darauf, dass ich für den Tod seiner Familie verantwortlich bin?«
»Woher soll ich das wissen? Was wirst du tun?«
»Ich fliege nach New York.«
»Welchen Flug nimmst du?«
»Selbst das bestimmt Einstein. Ich bekomme das Ticket mit der Post.«
»Ruf mich wieder an, wenn es bei dir eintrifft.«
»Mach ich. Werdet ihr versuchen, Einstein zu erwischen?«
»Ob er noch für die SWR - den russischen Geheimdienst - tätig ist?«
»Das ist anzunehmen. Er ist damals in der Versenkung verschwunden und man hat nie wieder etwas von ihm gehört.«
»Wahrscheinlich hat er einen anderen Namen angenommen.«
»Anzunehmen. Jetzt ist er jedenfalls wieder aufgetaucht. Hast du eine Ahnung, Lane, wer damals für das Massaker an Einsteins Familie verantwortlich war?«
»Es hat polizeiliche Untersuchungen ergeben. Die Mörder wurden nie überführt. Ich weiß nicht, wer die Verantwortung trug. Wenn hinter der Mission die Agency stand, dann war ich nicht eingeweiht.«
Boulder wiederholte seine Frage: »Werdet ihr versuchen, Einstein zu schnappen?«
»Natürlich. Er kann uns sicher eine Menge erzählen.«
»Und ich soll als Köder dienen, nicht wahr?«
»Du erweist deinem Land einen Dienst, Simon. Einstein war oder ist Agent eines fremden Nachrichtendienstes. Wenn wir ihn schnappen, kann das zu wertvollen Erkenntnissen für uns führen. Du warst doch früher nicht so zimperlich.«
»Ich habe mich für ein bürgerliches Leben entschieden.«
»Quintessenz war, dass dir die Frau weggelaufen ist.«
»Joana ist mir weggelaufen, als ich noch im Dienst war. Aber darüber will ich nicht reden.«
Johnson lachte fast amüsiert. »Natürlich nicht, Simon. Also Schwamm drüber.«
»Ich rufe dich an, Lane. Bis dann.«
»Halt die Ohren steif, Junge.«
Mr McKee hatte Milo und mich mit den Ermittlungen im Entführungsfall Jenny Boulder beauftragt. Wir lasen die Protokolle durch, die in dieser Angelegenheit bisher erstellt worden waren. Sie gaben nicht allzu viel her. Mrs. Joana Boulder befand sich im Krankenhaus. Nachdem sie von ihrem Lebensgefährten gefesselt und geknebelt in der Wohnung aufgefunden worden war und dieser die Polizei verständigt hatte, war sie nicht in der Lage gewesen, eine zusammenhängende Aussage zu machen. Das einzige, was wir mit Sicherheit wussten, war die Tatsache, dass es sich um zwei Maskierte handelte und dass die Tat gegen 18 Uhr geschah.
Wir fuhren in die Uni-Klinik. Seit der Entführung waren sechzehn Stunden vergangen und wir hofften, dass die Frau nun in der Lage war, konkrete Fragen zu beantworten. Da wir wussten, auf welcher Station und in welchem Zimmer sie lag, mussten wir uns nicht mit irgendwelchen Rückfragen an der Rezeption aufhalten. Ein Arzt begleitete uns in das Krankenzimmer. Mrs. Boulder lag alleine in dem Raum. Ihr Gesicht war bleich, ihre Augen glühten wie im Fieber.
Der Arzt hatte uns vor dem Betreten des Krankenzimmers darauf hingewiesen, dass Mrs. Boulder noch der Ruhe bedürfe und wir sie nicht über Gebühr in Anspruch nehmen sollten. Wir hatten es zugesichert.
Ja, sie sah krank aus. Aber das war nicht verwunderlich nach dem, was ihr zugestoßen war. Wir grüßten, dann fragte ich, ob sie in der Lage wäre, uns ein paar Fragen zu beantworten. »Fragen Sie«, sagte sie mit lahmer Stimme und setzte sofort hinzu: »Haben Sie etwas von meiner Tochter gehört? Haben die Entführer irgendwelche Forderungen geltend gemacht? Gibt es ein Lebenszeichen von Jenny?«
»Die Entführer haben sich nicht gemeldet«, versetzte ich.
Die Frau seufzte. »Ich – ich werde verrückt vor Angst um meine Tochter.«
»Erzählen Sie uns, was vorgefallen ist«, forderte ich.
Versonnen starrte die Frau sekundenlang vor sich hin. Es sah aus, als müsste sie sich ihre nächsten Worte erst im Kopf zurechtlegen. Dann begann sie zu sprechen: »Jenny stammt aus meiner Ehe mit Simon Boulder. Sie lebt mit ihrem Vater in Oklahoma City. Jedes Jahr in den Sommerferien besucht sie mich für zwei Wochen. So auch dieses Jahr. Ich habe sie gestern vom La Guardia Airport abgeholt. Um 18 Uhr etwa langten wir in meiner Wohnung in der 69th Street an. Da waren diese beiden Kerle. Sie waren in die Wohnung eingedrungen …«
Die Stimme der Frau brach. Die Erinnerung schien sie zu überwältigen. Sie schniefte. »Es – es war schrecklich. Sie fesselten mir die Hände auf den Rücken und knebelten mich. Dann verschwanden sie mit Jenny.«
»Können Sie die beiden Männer beschreiben?«, fragte Milo.
»Nein. Sie waren maskiert.«
»Waren sie groß oder klein, dick oder schlank?«, wollte ich wissen.
»Beide etwa eins achtzig und schlank. Sie – sie waren bewaffnet.«
»Sprachen sie etwas?«
»Nein. Einer gab zu verstehen, dass sie kein Geld sondern Jenny wollten. Dann wurde ich aufgefordert, die Hände auf den Rücken zu legen. Sie sprachen mit einem leichten Akzent.«
Mrs. Boulder schluchzte und schloss die Augen. In ihren Mundwinkeln zuckte es. Mir war klar, dass diese Frau nur noch ein nervliches Wrack war. Die Sorge um ihre Tochter nagte in ihr und höhlte sie aus.
»Es waren möglicherweise keine Amerikaner?«, hakte ich nach.
»Ich weiß es nicht. Als ich den Kerlen plötzlich in meiner Wohnung gegenüberstand, lagen meine Nerven blank. Auf Einzelheiten habe ich nicht geachtet.«
»Das ist nachvollziehbar«, murmelte ich.
Es war nicht viel, was wir von ihr erfahren hatten. Wir wussten von zwei Maskierten, die etwa eins achtzig groß und schlank waren und die mit leichtem Akzent gesprochen hatten.
»Hast du noch eine Frage auf Lager?«, fragte ich Milo.
»Im Moment nicht«, erwiderte mein Kollege.
»Ich denke auch, dass es reicht«, erklärte der Arzt.
Wir verabschiedeten uns. Als wir auf dem Weg zum Parkplatz waren, meinte Milo: »Vielleicht sollten wir uns mal mit dem Lebensgefährten von Mistress Boulder unterhalten.«