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Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten. Malcolm Danner steckt in der Klemme: Seine Frau wurde entführt, er bekommt sie nur zurück, wenn in dem Gerichtsverfahren, an dem er als Geschworener teilnimmt, ein Nicht schuldig gesprochen wird. Statt Polizei oder FBI zu verständigen versucht er tatsächlich, einen Freispruch zu erwirken. Als die Special Agents Trevellian und Tucker eingeschaltet werden, stehen sie vor einem Dilemma.
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Trevellian und die tote Geisel: Action Krimi
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Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten.
Malcolm Danner steckt in der Klemme: Seine Frau wurde entführt, er bekommt sie nur zurück, wenn in dem Gerichtsverfahren, an dem er als Geschworener teilnimmt, ein Nicht schuldig gesprochen wird. Statt Polizei oder FBI zu verständigen versucht er tatsächlich, einen Freispruch zu erwirken. Als die Special Agents Trevellian und Tucker eingeschaltet werden, stehen sie vor einem Dilemma.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
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Ann Danner bezahlte ihre Einkäufe im Supermarkt, dann schob sie ihren Einkaufswagen zu dem Toyota, den sie fuhr, öffnete den Kofferraum und lud die Waren in einen rechteckigen Plastikkorb um. Wenig später stellte sie den Einkaufswagen in die Reihe der anderen, setzte sich ans Steuer und fuhr in die 27th Street, wo sie in der achten Etage eines Hochhauses zusammen mit ihrem Mann ein großes Apartment bewohnte.
Bis vor zwei Jahren hatten sie in Queens gelebt. Dann aber waren sie nach Manhattan umgezogen. Es war Ann Danners Wunsch gewesen. Malcolm Danner verdiente genug Geld, sodass sie sich die nicht gerade billige Wohnung leisten konnten.
Ann Danner fuhr in die Tiefgarage, stieg aus und ging zum Heck des Wagens, um den Kofferraum zu öffnen.
Ein Mann trat auf sie zu. Er hielt eine Pistole in der Faust. Ann Danner erschrak bis in ihren Kern …
Es war ein Samstag. Bei Malcolm Danner klingelte das Telefon. Unwillkürlich schaute er auf die Uhr. Es war 17 Uhr vorbei. Er fragte sich, wo seine Frau solange blieb. Der Einkauf im Supermarkt konnte höchstens eine Stunde in Anspruch genommen haben. Sie war aber schon mehr als drei Stunden von zu Hause weg. Hatte sie einen Unfall? Danners Herz schlug beim Gedanken daran hinauf bis zum Hals. Wurde er nun mit einer Hiobsbotschaft überrascht?
Fast widerwillig griff er nach dem Telefon, nahm das Gespräch an und nannte seinen Namen. Sekundenlang herrschte Schweigen in der Leitung. Danner wollte schon wieder auflegen, als eine schnarrende Stimme ertönte: »Hallo, Danner.«
»Wer ist da?«
»Das tut nichts zur Sache.«
Unvermittelt spürte Malcolm Danner, dass sich über seinem Kopf dunkle Wolken zusammenbrauten. Es entzog sich zwar seinem Verstand, aber er ahnte, dass der Anruf mit dem unverhältnismäßig langen Ausbleiben seiner Frau zusammenhing. Danner schluckte würgend. »Was wollen Sie?«
»Sie sind Obmann der Jury im Prozess gegen Jacob Wheeler.«
Das war keine Frage, sondern eine klare Feststellung.
»Ja, das ist richtig.«
»Okay, hören Sie zu, Danner. Wir haben Ihre Frau.«
Es durchrann Danner wie ein Fieberschauer. Der Schreck ging tief. Ihm war klar, dass der Anruf kein Scherz war, und er verspürte plötzlich ein seltsames Kribbeln in der Magengegend. Danner wollte etwas sagen, aber es war nur ein verlöschender Laut, der aus seiner Kehle stieg. Seine Stimmbänder versagten. Er vermochte seine Fassungslosigkeit nicht sogleich zu überwinden. Eine unsichtbare Hand schien ihn zu würgen.
Der Anrufer fuhr fort: »Wenn Sie Ihre Frau lebend wiedersehen wollen, dann setzen Sie bei Ihren Jurykollegen einen Freispruch durch.«
»Aber …«
»Kein aber! Es ist in reiner Indizienprozess. Ein Unschuldig ist ebenso drin wie ein Schuldig. Wenn Sie also nicht wollen, dass wir Ihrer Frau die Kehle durchschneiden, dann sollten Sie tun, was wir Ihnen gebieten.«
»Ich kann nicht sagen, wie meine Kollegen entscheiden werden«, würgte Danner hervor. »Wenn ich überstimmt werde …«
»Dann wirken Sie darauf hin, dass Sie nicht überstimmt werden!«, kam es schroff. »Wir spaßen nicht, Danner. Bei einem Schuldspruch stirbt Ihre Frau. Und noch etwas, Danner: Keine Polizei! Wenn Sie die Bullen einschalten, töten wir Ihre Frau ebenfalls. Sind wir uns einig?«
Danner atmete stoßweise. »Bitte, tun Sie meiner Frau nichts.« Seine Stimme klang flehend.
»Ihrer Frau geht es gut, solange Sie spuren, Danner.«
Der Anrufer legte auf.
Danners Hand mit dem Telefon sank nach unten. Gedankenvoll starrte er vor sich hin. Seine Gedanken wirbelten. Es überstieg sein Begriffsvermögen. Die Angst um seine Frau jagte durch seine Blutbahnen, und er erbebte innerlich. Sein Hals war trocken wie Sandpapier.
Danner ging zu einem Sessel und ließ sich hineinfallen. Ja, bei dem Prozess gegen Jacob Wheeler handelte es sich um einen reinen Indizienprozess. Ob das Material, das die Staatsanwaltschaft vorweisen konnte, für einen Schuldspruch ausreichte, war fraglich. Es ging um Mord, Drogenhandel und noch einige Delikte mehr, die Jacob Wheeler vorgeworfen wurden. Der Gangsterboss hatte die renommierteste Kanzlei von New York mit der Wahrung seiner Interessen beauftragt.
Der Anrufer hatte recht. Die Chancen für einen Schuldspruch standen fünfzig zu fünfzig.
Danner legte das Telefon auf den Tisch und schlug beide Hände vor das Gesicht. Dem eisigen Wind seiner Gedanken ausgesetzt saß er minutenlang so da. Schließlich entrang sich ihm ein Ton, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen, dann griff er noch einmal zum Telefon, holte eine eingespeicherte Nummer aus dem elektronischen Telefonbuch und stellte eine Verbindung her.
»Hallo, Malcolm.« Der Angerufene konnte von seinem Display ablesen, wer bei ihm läutete. Es handelte sich um Jack Benbow, Anns Zwillingsbruder.
»Hallo, Jack. Es ist etwas Furchtbares geschehen.«
Jack Benbow stieß scharf die Luft aus. »Was ist los, Malcolm? Sprich schon.«
»Ann ist entführt worden.« Die Worte fielen wie Hammerschläge.
»Was!«
»Du hast dich nicht verhört. Soeben erhielt ich den Anruf der Erpresser.«
»Was fordern Sie?«, keuchte Jack Benbow. »Geld?«
»Nein. Ich soll auf ein Nicht schuldig bei Jacob Wheeler hinwirken.«
»O verdammt! Was wirst du tun? Hast du die Polizei schon eingeschaltet?«
»Keine Polizei!«, stieß Danner scharf hervor. »Das ist die ausdrückliche Forderung. Übermorgen werden in dem Prozess die Plädoyers gehalten. Und dann hat die Jury zu entscheiden, ob Wheeler für den Rest seines Lebens hinter Gitter wandert oder ob er als freier Mann den Gerichtssaal verlässt.«
»Ich habe die Angelegenheit in der Zeitung verfolgt. Wheeler ist ein gemeiner Verbrecher, der die Luft nicht wert ist, die er atmet.«
»Das ist wohl so. Es wird an den Geschworenen liegen, wie sie das Material werten, das auf der einen Seite der Staatsanwalt, auf der anderen die Verteidigung vorbringt. Es ist nun einmal so in unserem Land, dass einem Angeklagten seine Schuld bewiesen werden muss. Was bisher an Beweisen vorgelegt wurde, ist kläglich.«
»Dann wird es ja nicht schwer für dich sein, genügend Geschworene auf deine Seite zu ziehen, sodass es zu einem Freispruch kommt. – Ann darf auf keinen Fall irgendein Leid geschehen.«
»Aber die Gerechtigkeit …«
»Pfeif drauf!« Benbows Stimme sank herab. »Ich – ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn Ann ein Leid geschähe. Du – du wirst dir ihren Tod doch nicht an deine Fahne heften wollen, Malcolm. Das wirst du aber müssen, wenn du keinen Freispruch erreichst und diese Gangster ihre Drohung wahrmachen.«
»Ich tue, was ich kann.«
»Das musst du auch, Malcolm. Und du wirst dir hinterher auch nichts vorzuwerfen haben. Der Rechtsgrundsatz lautet: Im Zweifel für den Angeklagten. Und Zweifel bestehen genügend an der Schuld von Wheeler.«
Danner unterbrach die Verbindung. Sekundenlang dachte er daran, die Polizei zu informieren. Diesen Gedanken verwarf er aber wieder. Er liebte Ann viel zu sehr, als dass er auch nur ansatzweise ihr Leben in die Waagschale werfen würde. Vielmehr würde er alles daran setzen, um seine Geschworenenkollegen davon zu überzeugen, dass das, was der Staatsanwalt vorzubringen hatte, für einen Schuldspruch nicht ausreichte.
Sein Entschluss stand fest. Den Aufruhr seiner Gefühle brachte er nicht so schnell unter Kontrolle. Und er begann das Ehrenamt, für das er sich hergegeben hatte, zu verfluchen.
»Ich war Zeuge, als Jacob Wheeler vor sieben Jahren zwei Männer eigenhändig erschoss.«
Staatsanwalt James Meredith war wie elektrisiert. Die Worte klangen in ihm nach. Als er sie verarbeitet hatte, stieß er hervor: »Sagen Sie das noch einmal, Mister, damit ich es glaube.«
Der Anrufer sagte mit Nachdruck: »Ich war Zeuge, als Jacob Wheeler vor sieben Jahren zwei Männer umbrachte. Und ich bin bereit, als Zeuge vor Gericht aufzutreten.«
»Nennen Sie mir Ihren Namen, Mister. Wo sind Sie zu erreichen? Können Sie zu mir ins Criminal Courts Building kommen?«
»Ich muss vorsichtig sein. Warum treffen wir uns nicht an einem neutralen Ort? Wenn publik wird, dass ich mich entschlossen habe, auszusagen, ist mein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Wheelers Leute würden mich jagen wie einen räudigen Hund.«
»Sagen Sie mir Ihren Namen und machen Sie einen Vorschlag, wo wir uns treffen können. Es gilt einiges zu besprechen.«
»Ich heiße Dexter Collins. Voraussetzung für meine Aussage ist natürlich, dass mir die Kronzeugenregelung zugesprochen wird. Sie werden verstehen, dass ich mir nicht mein eigenes Grab schaufle.«
»Wir müssen miteinander sprechen. Sagen Sie, wo kann ich Sie treffen?«
»Kommen Sie heute Abend um achtzehn Uhr in Carl‘s Inn in der Barrow Street. Ich werde Sie ansprechen, denn ich kenne Sie von den Publikationen in der Times.«
»Ich komme«, versprach der Staatsanwalt.
Als es Zeit war, verließ Meredith sein Büro. Er holte seinen Wagen aus der Tiefgarage. Als er die Rampe hinauffuhr, sprang ein Reporter vor den Wagen hin und fotografierte den Staatsanwalt. Meredith musste bremsen. Der Reporter lief zur Fahrertür und öffnete sie. »Auf ein Wort, Herr Staatsanwalt …«
Weitere Männer mit Fotoapparaten rannten heran. Ein Blitzlichtgewitter deckte den Staatsanwalt ein.
Meredith verdrehte die Augen. Seit er die Anklage im Prozess gegen den Mafiaboss vertrat, wurde er von Reportern und Journalisten regelrecht belagert. Sie wussten, wann er morgens zur Arbeit fuhr und waren da, wenn er Feierabend machte.
»Kein Kommentar!«, presste Meredith hervor und zog die Tür zu. Langsam fuhr er an. Dann ordnete er sich in den vorbeifließenden Verkehr ein und fuhr in die Barrow Street.
Um 17 Uhr 55 traf er in »Carl‘s Inn« ein. Es war ein Pub, in dem sich um diese Zeit nur wenige Gäste aufhielten. Leise Musik drang aus einem Lautsprecher. Meredith bestellte sich ein Glas Mineralwasser. Um Punkt 18 Uhr betrat ein Mann von etwa fünfzig Jahren den Pub. Er blieb einen Schritt vor der Tür stehen und schaute sich um. Als sein Blick Meredith erfasste, hoben sich kurz seine Brauen, dann setzte er sich in Bewegung.
Er setzte sich zu dem Staatsanwalt an den Tisch. »Guten Abend, Mister Meredith.«
»Freut mich, dass Sie gekommen sind.«
Ein angedeutetes Lächeln umspielte Collins‘ Lippen. »Das kann ich mir denken.«
Der Keeper kam und Collins bestellte sich ein Budweiser. Dann sagte er: »Haben Sie über meine Forderung nachgedacht?«
Der Staatsanwalt wusste, was der Mann meinte. »Es geht in Ordnung.« Merediths Stimme sank herab. »Wir gewähren Ihnen die Kronzeugenregelung und – wenn Sie es wünschen – Zeugenschutz. Ihnen kann nichts passieren.«
»Ich habe Ihr Wort?«
»Natürlich.«
»Okay, dann hören Sie …«
In dem Moment ging die Tür auf. Der Reporter, der Meredith schon belästigte, als er die Tiefgarage verließ, betrat den Pub. Er schritt ohne zu zögern zum Tisch des Staatsanwalts, und ehe sich dieser und Dexter versahen, fotografierte er sie. Dann sagte der Zeitungsmann: »Sie entschuldigen, Herr Staatsanwalt, aber es gibt während des laufenden Prozesses gegen Wheeler weder eine Pressekonferenz, noch waren Sie bisher zu irgendwelchen Interviews bereit. Würden Sie mir jetzt einige Fragen beantworten?«
In Collins‘ Zügen arbeitete es.
»Es bleibt dabei!«, presste Meredith hervor. »Keine Interviews. Sie können den Prozess verfolgen, und in drei oder vier Tagen wissen Sie, wie die Sache ausgegangen ist. Für welche Zeitung arbeiten Sie?«
Das Gesicht des Reporters hatte sich verschlossen. Seine Augen blitzten wütend. »Das erfahren Sie morgen, wenn Sie Ihr Bild sehen.« Er schwang herum und ging schnell zum Ausgang. Im nächsten Moment war er nach draußen verschwunden.
»Diese elenden Aasgeier«, murmelte der Staatsanwalt. »Sie belauern mich rund um die Uhr. Ich kann fast keinen Schritt tun, ohne dass nicht einer von ihnen aufkreuzt und von mir ein Interview will.«
»Daran können Sie das Interesse der Öffentlichkeit an dem Fall ermessen«, murmelte Dexter Collins.
Jacob Wheeler starrte auf das Bild. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Die Zeitung hatte sein Anwalt ins Gefängnis gebracht. Zu sehen war auf dem Bild James Meredith, der Staatsanwalt, außerdem ein Mann von etwa fünfzig Jahren.
»Dexter Collins!«, presste Wheeler zwischen den Zähnen hervor. In seinen Augen irrlichterte es. »O verdammt! Collins hat vor fünf Jahren New York verlassen, nachdem wir uns zerstritten hatten. Er arbeitete damals für mich.«
Der Rechtsanwalt beugte sich etwas nach vorn. Er zog sofort den richtigen Schluss. »Was weiß Collins über Sie, Jacob?«
»Es reicht, um mich für den Rest meines Lebens hinter Gitter zu schicken«, grollte der Gangster. »Wie kommt Meredith zu Collins?«
»Weshalb hat Collins vor fünf Jahren New York verlassen?«, fragte der Anwalt, ohne auf Wheelers Frage einzugehen.
Wheelers Brauen schoben sich zusammen. Über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei senkrechte Falten. »Ich sagte es schon: Wir haben uns zerstritten. Es gab nur für einen von uns beiden einen Platz in New York.«
»Er hat also Grund, auf Sie sauer zu sein?«
»Ich habe in all den Jahren nichts mehr von ihm gehört. Warum muss der Hundesohn gerade jetzt auftauchen?«
»Es sieht so aus, als hätte Meredith mit diesem Collins einen guten Trumpf in der Hand im Verfahren gegen Sie.«
»Den hat er«, murmelte Wheeler gedankenvoll. Dann schaute er wie ein Erwachender und seine Stimme hob sich, als er fortfuhr. »Collins darf auf keinen Fall aussagen. – Was schreibt der Reporter, der mit Meredith gesprochen hat?«
»Meredith hat ein Interview verweigert. Der Reporter beklagt sich, dass der Prozess gewissermaßen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, weil Meredith der Presse gegenüber die Karten nicht auf den Tisch legt.«
»Collins darf auf keinen Fall vor Gericht erscheinen«, knurrte Wheeler. Die Unruhe stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Wir werden es nicht verhindern können«, murmelte der Rechtsanwalt.
Wheelers Mundwinkel sanken verächtlich nach unten.
Auch Dexter Collins sah sein Bild in der Zeitung. Er las, was der Reporter geschrieben hatte. In dem Text war nur die Rede davon, dass James Meredith die Anklage gegen Jacob Wheeler vertrat, der im Verdacht stand, einer New Yorker Mafia vorzustehen und dem einige Morde und andere Straftagen wie Drogendelikte zur Last gelegt wurden. Der Reporter beklagte, dass der Staatsanwalt mit verdeckten Karten spielte und stellte die Vermutung an, dass Meredith wohl nicht mehr zu bieten habe, als das, was er bisher dem Gericht präsentierte. Und das – so die Ausführungen in dem Text – reiche wohl nicht, um den Mobster hinter Gefängnismauern zu schicken. Die Anklage stehe auf ausgesprochen schwachen Beinen, und am Ende werde Jacob Wheeler wohl als freier Mann den Gerichtssaal verlassen.
Collins wählte eine Nummer und hatte gleich darauf Meredith an der Strippe: »Haben Sie Ihr Bild in der Zeitung gesehen?«
»Ja.«
»Es gefällt mir nicht, dass ich auch mit drauf bin. Einige von Wheelers Freunden kennen mich. Sie werden die richtigen Schlüsse ziehen, wenn Sie mich zusammen mit Ihnen sehen.«
»Sie befürchten, dass man verhindern will, dass Sie vor Gericht aussagen.«
»Man wird es zu verhindern versuchen!«, stieß Collins mit Nachdruck hervor.
»Ich werde dafür sorgen, dass Sie unter Polizeischutz gestellt werden. – Morgen werde ich beantragen, noch einmal in die Beweisaufnahme einzutreten und Sie dann in den Zeugenstand zu rufen. Sie brauchen natürlich nichts sagen, was Sie selbst belasten würde. Soweit Sie sich im Zusammenhang mit Ihrer Aussage belasten müssen, werden wir auf Sie die Kronzeugenregelung anwenden und Sie müssen keine Bestrafung befürchten.«
»Schicken Sie mir ein paar Aufpasser, Meredith. Sollten sie in spätestens einer Stunde nicht bei mir antanzen, werde ich New York verlassen, und Sie können sich meine Aussage an den Hut stecken.«
»Sie bekommen Polizeischutz. Ob das innerhalb einer Stunde geht, kann ich allerdings nicht versprechen.«
»Setzen Sie alle Hebel in Bewegung. Ich bin nicht nach New York gekommen, um hier zu sterben.«
»Ich tue, was ich kann.«
Mr. McKee rief die Agents Axel Doherty und Stan Miller zu sich. Er begrüßte die beiden per Handschlag, nachdem sie sein Büro betreten hatten, dann forderte er sie auf, an dem kleinen Konferenztisch Platz zu nehmen. Der AD blickte ziemlich ernst drein, und an seinem Gesichtsausdruck konnten die beiden Agents ermessen, dass es um eine Sache von nicht gerade geringer Bedeutung ging.
»Sie wissen, dass zur Zeit Jacob Wheeler der Prozess gemacht wird«, begann der Chef.
Die Agents nickten. Doherty sagte: »Wir verfolgen den Prozessverlauf in der Times. Sieht nicht gut aus. Wenn Sie mich fragen, dann hat die Staatsanwaltschaft ein wenig voreilig das Verfahren eröffnet.«
»So sah es aus«, versetzte der AD mit besonderer Betonung. »Jetzt ist jedoch jemand aufgetaucht, der Augenzeuge war, als Wheeler zwei Männer eigenhändig ermordete.«