Trevellian und die Umweltkiller: Action Krimi - Pete Hackett - E-Book

Trevellian und die Umweltkiller: Action Krimi E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Krimi von Pete Hackett (YYYY) Der Umfang dieses Buchs entspricht 246 Taschenbuchseiten. Als die Fische im Long Island Sound sterben, zeigen Untersuchungen, dass illegale Giftablagerungen daran schuld sind. In Verdacht gerät die Akorn Chemicals Inc., in deren Produktionsstraßen dieser Müll anfällt. Bei den Ermittlungen stoßen die FBI-Agenten Trevellian und Tucker auf ein weiteres Verbrechen: Jemand erzeugt Ecstasy in großem Stil. Sollte Akorn auch dafür verantwortlich sein?

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Seitenzahl: 255

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Pete Hackett

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Inhaltsverzeichnis

Trevellian und die Umweltkiller: Action Krimi

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Trevellian und die Umweltkiller: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 246 Taschenbuchseiten.

Als die Fische im Long Island Sound sterben, zeigen Untersuchungen, dass illegale Giftablagerungen daran schuld sind. In Verdacht gerät die Akorn Chemicals Inc., in deren Produktionsstraßen dieser Müll anfällt. Bei den Ermittlungen stoßen die FBI-Agenten Trevellian und Tucker auf ein weiteres Verbrechen: Jemand erzeugt Ecstasy in großem Stil. Sollte Akorn auch dafür verantwortlich sein?

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Alles rund um Belletristik!

1

Es war Nacht. Der Himmel war bewölkt. Der Mond war hinter den Wolken nur als heller, verschwommener Fleck wahrzunehmen. Die Sterne blieben hinter der Wolkendecke verborgen.

Ein kleiner Frachter schipperte den East River hinauf. An Bord brannten einige Scheinwerfer. Der Arm des Krans, der auf Deck montiert war, war eingezogen. An Deck befanden sich einige Männer in Overalls.

An und für sich nichts besonderes. Die Wasserschutzpolizei hatte keinen Grund, den Kahn zu überprüfen. Der East River war voll von solchen schwimmenden Transportern.

Der Frachter nahm Kurs in den Long Island Sound. Die Scheinwerfer verloschen. Die Motoren liefen tuckernd weiter. Vom Festland aus war er nicht mehr zu sehen. Die riesige Ladeluke wurde geöffnet. Ein Mann setzte sich in den Kran. Der stählerne Arm hob sich, knirschend schwenkte er herum. Die Winde quietschte, der Haken senkte sich in die Ladeluke. Ein mittelgroßer, gedrungener Bursche, der gebeugt an deren Rand stand, rief etwas nach unten. Im Laderaum brannte Licht – einige trübe Funzeln, die düstere Schatten warfen. Ein anderer Mann stand auf einem Stahlcontainer, an dessen Ecken starke Ketten befestigt waren, deren Enden bei einem Karabinerhaken zusammenliefen. Der Bursche fing den Kranhaken ab und klinkte ihn in den schweren Karabinerhaken ein.

„Ab damit!“, rief er nach oben und sprang von dem Container. Sein Englisch wies einen harten Akzent auf.

Der Mister an Deck gab dem Kranführer ein Zeichen.

Die Winde des Krans begann sich rückwärts zu drehen. Das Stahlseil spannte sich knirschend. Ein leichter Ruck ging durch den Kran, als er durch das Gewicht des Containers belastet wurde. Langsam schwebte der Container in die Höhe. Der Kran hob ihn aus dem Bauch des Schiffes, schwenkte herum, der Container baumelte über dem Gewässer. Ein metallisches Schaben ertönte, als ein ferngesteuerter Mechanismus den Boden öffnete. Giftiger Schlamm, Abfallprodukt der Chlor-Chemie, klatschte auf die Wasseroberfläche, verteilte sich und versank. Chlorierte Kohlenwasserstoffe und Dioxine wurden freigesetzt.

Drei große Container wurden insgesamt entleert.

Das Schiff nahm wieder Kurs in Richtung Kanal, fuhr nach Süden, passierte die Freiheitsstatue und nahm schnellere Fahrt auf.

2

Einige Wochen verstrichen. In regelmäßigen Abständen fuhr der Frachter des nachts zum Long Island Sound und entsorgte seine Ladung. Mehr und mehr wurde das Wasser vergiftet. Erste tote Fische wurden von der Strömung an die Strände getrieben. Ein privater Radiosender brachte die Nachricht zuerst. Noch dachte niemand an eine Umweltkatastrophe.

Dee Fitzgerald, stellvertretender Abteilungsleiter bei Akorn Chemicals Inc., hörte die Meldung im Autoradio. Er war auf dem Weg zur Arbeit. Vor ihm, hinter ihm und auf der anderen Fahrspur wälzte sich eine Blechlawine in die verschiedenen Richtungen. Motorenlärm, ungeduldiges Gehupe und pulsierendes Leben erfüllte Manhattans Straßen. Fitzgerald drehte das Radio lauter. Der Nachrichtensprecher äußerte die Vermutung, dass das Wasser im Long Island Sound verseucht sei. Ein Grund für die Verseuchung sei noch nicht bekannt, aber die Umweltbehörde sei informiert und dem Wasser seien Proben entnommen worden. Man werde die Hörer auf dem Laufenden halten.

Dee Fitzgeralds Miene nahm einen nachdenklich Ausdruck an.

Eine halbe Stunde später stellte er seinen Wagen auf dem Firmenparkplatz ab und fuhr im Verwaltungsgebäude in den dritten Stock. Er suchte aber nicht sein Büro auf, sondern begab sich sofort zu Leland Taylor, den Abteilungsleiter.

Leland Taylor war ein großer, hagerer Mann Mitte der 50; grauhaarig, gesetzt, natürliche Autorität verströmend. Er trug einen grauen Seidenanzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte, auf der die Farben rot und silbergrau vorherrschend waren.

„Hast du die Nachricht auch gehört?“, fragte Fitzgerald und musterte seinen unmittelbaren Vorgesetzten.

„Welche?“

„Im Long Island Sound sterben die Fische“, erklärte Fitzgerald, nachdem Taylor einladend auf einen Stuhl gewiesen und Fitzgerald Platz genommen hatte. „Vorhin kam es im Radio durch. Allerdings nur auf einem lokalen Sender. Kann es sein, dass das Fischsterben auf die Absprachen mit Jack Jennings zurückzuführen ist?“

Leland Taylor fixierte Fitzgerald kurze Zeit prüfend. „Kaum“, erwiderte er dann. „Jennings hat mit dem Kapitän des Flying Barracuda vereinbart, dass die Abfälle weit draußen im Atlantik entsorgt werden. Nein, mit der Sache im Long Island Sound haben wir nichts zu tun.“

„Ruf Jennings an, Leland“, drängte Fitzgerald. „Ich traue dem Frieden nicht. Ruf ihn an. Er soll mit Carter klären, wo der Giftmüll gelandet ist.“

„Verdammt, Dee“, zischte Taylor. Er ließ sich nicht gerne drängen. Und schon gar nicht von jemandem, der in der Firmenhierarchie unter ihm stand. „Jetzt mach dir nicht gleich in die Hosen, nur weil da ein paar verendete Fische angeschwemmt worden sind. Das kann ganz natürliche Ursachen haben.“

„Ruf an, Leland. Mir geht der Hintern seit der Meldung auf Grundeis, kann ich dir sagen. Wenn es unser Müll ist, der im Long Island Sound gelandet ist, dann …“

„Was ist dann?“, fragte Taylor drohend. Seine Brauen hatten sich finster zusammengeschoben.

„Ach, verdammt, ich weiß es selbst nicht.“ Rasselnd sog Fitzgerald frische Luft in seine Lungen. Fiebrig durchrann ihn die Erregung. „Allerdings brauche ich dir wohl nicht zu sagen, dass wir dann ein Problem am Hals haben. Nicht nur, dass der Dreck mit unserem Wissen illegal entsorgt wurde, Leland. Wir haben die Akorn um immense Summen betrogen.“

„Und ganz gut davon gelebt, würde ich mal sagen“, grollte Taylors Organ. „Jeder von uns. Wer will außerdem beweisen, dass des möglicherweise unser FCKW-Müll ist, der im Long Island Sound versenkt wurde?“

„Es gibt eine Reihe von Mitwissern. Der eine oder andere wird vielleicht zusammenbrechen, wenn ihn die Polizei in die Mangel nimmt. Gosh, Leland. Der Fluch der bösen Tat. Er fällt auf uns zurück.“

Dee Fitzgerald malte sich aus, was kommen würde, wenn es sich um Giftmüll der Akorn Inc. handelte, der in den Long Island Sound gekippt wurde. Seine Zukunftsaussichten stellten sich plötzlich ziemlich trübe dar.

„Dazu muss die Polizei erst mal auf uns kommen“, wischte Taylor den Einwand seines Gegenübers vom Tisch.

Fitzgerald starrte seinen Boss ungläubig an. „Man wird das FCKW sehr schnell im Wasser und in den Fischleichen feststellen“, knirschte er. „Die Akorn arbeitet mit FCKW. Wir werden die Ermittler schneller im Haus haben, als wir denken.“

„Jetzt pass mal auf, Dee“, grollte Taylors Organ. „Was die illegale Müllentsorgung anbelangt, so hast du genauso mitkassiert wie ich und jeder andere, der davon weiß. Flipp jetzt bloß nicht aus. Wegen dir lassen wir uns die Sache nämlich ganz sicher nicht vermasseln.“

Fitzgerald knetete seine schwitzenden Hände. „Ruf endlich Jennings an, Leland. Ich will es wissen“, presste er zwischen den Zähnen hervor.

Achselzuckend, seinem Gegenüber einen entnervten Blick zuschießend, griff Leland Taylor zum Telefon. Jack Jennings meldete sich. Taylor sagte, nachdem er seinen Namen genannt und gegrüßt hatte: „Im Long Island Sound sterben die Fische, Jack. Kannst du ausschließen, dass Carter den Müll dort abgeladen hat, den du regelmäßig von uns abholst?“

Er hörte Jennings asthmatisch atmen, dann erwiderte Jennings: „Mit Carter ist vereinbart, dass er den Müll …“

„… aufs offene Meer schippert und dort auskippt. Ich weiß, was wir vereinbart haben. Ich weiß aber nicht, ob sich Carter daran gehalten hat.“

„Nun, ich gehe davon aus. Ich kann ihn ja mal fragen.“

Taylor lachte rasselnd auf. „Die Antwort, die du von ihm erhältst, kann ich dir jetzt schon sagen. Also vergiss es.“ Er warf den Hörer auf die Gabel und schaute Fitzgerald an. „Jennings weiß von nichts“, dehnte er. „Die Antwort kann dir nur Carter geben. Und der bindet es dir sicher nicht auf die Nase, wenn er das Fischsterben im Long Island Sound verursacht hat.“

„Verdammt, mir ist ganz flau im Magen, wenn ich daran denke, was auf uns zukommt, wenn wir auffliegen.“ Während er sprach, erhob sich Fitzgerald. „Ich hätte mich niemals auf diese Sache einlassen dürfen. Wie ich es schon sagte: Es geht nicht nur um Umweltverschmutzung, es geht um Betrug großen Stils. Wenn sie uns schnappen, werden sich die Gefängnistore für lange Zeit hinter uns schließen.“

Leland Taylor schaute verkniffen. „Mach jetzt nur nicht schlapp, Dee. Kein Schwein kommt auf uns, falls Carter den Müll tatsächlich im Long Island Sound entsorgt hat. Solltest du aber plötzlich Gewissensbisse bekommen, dann könntest du eine Gefahr für uns darstellen. Und das ist nicht gut.“

„Wie soll ich das verstehen?“, brauste Fitzgerald auf. „Als Drohung?“

„Versteh es als Warnung, Dee“, meinte Taylor, und seine Stimme klang sanft. „Es ist ratsam, bei der Stange zu bleiben. Du wusstest, worauf du dich eingelassen hast. Das Geld hast du ohne mit der Wimper zu zucken kassiert. Also behalte jetzt die Nerven.“

Wortlos machte Dee Fitzgerald kehrt und verließ Taylors Büro.

Der Verwaltungsleiter starrte mit einem versonnenen Ausdruck auf die Tür, die Fitzgerald hinter sich geschlossen hatte. Er murmelte für sich: „Spiel nur nicht verrückt, mein Freund. Spiel nur nicht verrückt …“

Fitzgerald warf sich in seinem Büro auf den Drehstuhl hinter seinem Schreibtisch. Er schaute sich um. Der Raum war hochmodern ausgestattet. Ein Arbeitsbereich, wie er einem stellvertretenden Abteilungsleiter zukam. Er verdiente viel Geld bei Akorn. Und er fragte sich aufs Neue, wie er sich auf das höllische Spiel einlassen konnte.

Fitzgerald schaute auf die Uhr. Es war zehn Minuten nach neun. Er holte ein kleines Radio aus seinem Kleiderschrank und schaltete es ein. Dann griff er nach einer der Akten, die auf seinem Schreibtisch lagerten.

Es gelang ihm nicht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Im Radio wurde Musik ausgestrahlt. Immer, wenn die Musik endete und der Rundfunksprecher seine Stimme erklingen ließ, saß Fitzgerald aufrecht und lauschte. Er wartete auf eine Sondermeldung über das Fischsterben im Long Island Sound. Aber jedes Mal waren es nur Verkehrshinweise oder irgendwelche Kalauer, die der Sprecher zwischen den Songs zum Besten gab.

Fitzgerald war nur noch ein Nervenbündel. Er rief in der Buchhaltung an und verlangte den Hauptbuchhalter. „Webster“, flüsterte er fast, „hast du die Nachrichten gehört? Im Long Island Sound wurden tote Fische angeschwemmt. Man nimmt an, dass das Wasser verseucht worden ist.“

„Na und?“, kam es lakonisch durch die Leitung.

„Ich denke, dass Carter entgegen der Absprachen den Giftmüll nicht auf offener See, sondern einfach dort oben entsorgt hat“, sagte Fitzgerald mit gesenkter Stimme.

Kurze Zeit herrschte betroffenes Schweigen. Dann klang Websters Organ heiser durch den Draht: „Ich komme mal bei dir vorbei. Das am Telefon zu besprechen ist unmöglich.“

Fitzgerald legte auf und wartete nervös.

Schließlich erschien Webster, ein schmalbrüstiger Mann von eins-siebzig mit einer Brille auf der Nase, hinter deren Gläsern seine Augen unnatürlich groß erschienen. Er trug einen braunen Anzug. Alles in allem war Wilson Webster eine wenig bemerkenswerte Erscheinung.

Webster setzte sich. „Ich hab nichts davon gehört“, murmelte er und zerrte nervös an seinem Hemdkragen, als wäre der ihm plötzlich zu eng. Sein Krawattenknoten verrutschte etwas. „Weiß Taylor davon?“

„Ja. Er hat in meinem Beisein Jennings angerufen. Jennings erzählte was von den Absprachen mit Carter. Und Taylor spielt den Lässigen. Er tut, als berühre ihn das nicht. – Weißt du, was das heißt, wenn Carter unseren Dreck im Long Island Sound abgeladen hat, Wilson, und wenn sie ihm auf die Schliche kommen? Weißt du, dass wir alle mit einem Bein im Zuchthaus stehen?“

Wilson Webster nahm unruhig seine Brille ab. Er hatte blass-blaue Augen. Jetzt zwinkerte er nervös. Er holte ein Tuch aus der Jackentasche und fing an, seine Brillengläser umständlich zu putzen.

„Muss das jetzt sein, verdammt?“, herrschte ihn Fitzgerald entnervt an.

Webster zuckte zusammen, als hätte Fitzgerald ihn geschlagen. Er murmelte etwas Unverständliches, schob das Tuch wieder ein und setzte sich die Brille auf die Nase. Dann entrang es sich ihm: „Mit einem Bein stand jeder von uns bereits im Zuchthaus, als er in das Geschäft einstieg.“

Fitzgerald verzog das Gesicht. Aber die Wahrheit musste er sich gefallen lassen – wenn sie auch so schwer wie ein Backstein im Magen lag.

Webster hob wieder an: „Die Buchführung ist in Ordnung, Dee. Die Abholmengen stimmen mit den Produktionsmengen überein, die Abrechnungen von Jennings mit den Abholmengen. Von daher …“

„Dummkopf!“, zischte Fitzgerald. „Natürlich sind unsere Papiere in Ordnung. Sonst wäre der Betrug der Innenrevision längst aufgefallen.“

„Werde jetzt bitte nicht persönlich“, erregte sich Webster. „Was hast du überhaupt für ein Problem?“

Fitzgerald knirschte: „Falsch sind allerdings die Quittungen über die Anlieferungen bei den Verbrennungsanlagen, die Wiegebescheinigungen und Rechnungen bezüglich der Entsorgungsgebühren. Auf der Grundlage dieser Nachweise hat Carter mit Jennings abgerechnet und Jennings mit der Akorn Chemicals. Da liegt der Hase im Pfeffer. Sollte Carter den Long Island Sound verseucht haben, dann werden sie ihn früher oder später hops nehmen. Das ist nur eine Frage der Zeit.“

„Und er wird den Kopf nicht für uns alle hinhalten“, krächzte Webster mit unvermittelt ausgetrocknetem Hals. „Das ist deine Sorge, nicht wahr? Du befürchtest, dass er uns alle verpfeift.“

„Befürchten ist wohl ziemlich gelinde ausgedrückt“, schnappte Fitzgerald. „Ich bin überzeugt davon.“ Er knetete seine Hände und starrte kurze Zeit gedankenverloren vor sich hin. Plötzlich quoll es über seine Lippen: „Ich muss mich davon überzeugen, ob Carter den Müll absprachegemäß im Meer versenkt hat.“

„Du willst ihn zur Rede stellen? Kennst du ihn überhaupt persönlich?“

„Nein. Trotzdem fahre ich zu ihm. Die Ungewissheit bringt mich sonst um. Ich kann an überhaupt nichts mehr anderes denken. Mann, Webster, weißt du, was auf dem Spiel steht? Alles, was wir uns aufgebaut haben ist unter Umständen futsch. Wir landen in einer kahlen Zelle …“

Er schlug die Hände vor das Gesicht. Ein Ton, der sich anhörte wie ein trockenes Schluchzen, entrang sich Dee Fitzgerald.

„Weißt du, wo Carters Boot liegt?“, fragte Webster.

Fitzgerald nahm die Hände wieder herunter. „Yeah. In der Newark Bay. An einem der Piers bei Bergen Point.“

„Er wird dich von Bord jagen, Dee“, murmelte Webster. „Womöglich hält er dich für einen Polizeispitzel.“

Fitzgerald starrte den Buchhalter an, ohne ihn bewusst wahrzunehmen. Er schien durch ihn hindurchzusehen. „Ich nehme Jennings mit. Den kennt er.“

„Carter wird alles abstreiten“, sagte Webster bedrückt. Seine Stimme senkte sich, er flüsterte rau: „Außerdem begibst du dich auf ein gefährliches Pflaster, Dee. Einige Leute werden wird nicht zulassen, dass du …“

Mit einer unwirschen Handbewegung unterbrach ihn Fitzgerald. „Ähnliche Worte hörte ich schon, Taylor. Aber das kann mich nicht abschrecken. Ich werde der Sache auf den Grund gehen. Und wenn ich auch nur im Entferntesten zu dem Ergebnis komme, dass Carter Mist gebaut hat, steige ich aus.“

„Du – du wirst doch nicht zur Polizei gehen und uns alle auffliegen lassen?“, entsetzte sich Webster.

„Ich weiß nicht, was ich tue“, röchelte Fitzgerald.

„An so was darfst du nicht einmal denken“, mahnte Webster beschwörend.

Fitzgerald griff zum Telefon. Er wählte Taylors Nummer. Leland Taylor meldete sich. Fitzgerald sagte mit dumpfer Stimme: „Ich fahre zu Carter. Jennings nehme ich mit. Ich kann erst dann wieder ruhig schlafen, wenn er mir definitiv versichert, dass er sich an die Abmachungen gehalten hat.“

„Ist es im Endeffekt nicht egal, ob er irgendwo im Atlantik das Meerwasser vergiftet oder den Long Island Sound?“, bellte Taylors Organ. „Willst du tatsächlich die Pferde scheu machen, Dee?“

„Ich fahre zu Carter und nehme Jennings mit“, beharrte Fitzgerald auf seiner Absicht.

„Tu, was du nicht lassen kannst“, knurrte Taylor ins Telefon.

Als der Hörer wieder auf dem Apparat lag, richtete Fitzgerald den Blick auf Webster. „Ich fahre. Und zwar sofort. Du erfährst von mir Bescheid, Wilson.“

3

„Es ist allein Carters Problem, wenn er den giftigen Dreck in den Long Island Sound gekippt hat“, sagte Jack Jennings, nachdem Fitzgerald ihm sein Anliegen erklärt hatte. „Wer soll außerdem auf Carter kommen?“

„Sie machen es sich zu einfach, Jennings“, stieß Fitzgerald hervor. „Die Wasserschutzpolizei wird jetzt, da die Umweltkatastrophe eingetreten ist, besonders aktiv sein. Dort, wo der Flying Barracuda vor Anker liegt, ist sicherlich nicht verborgen geblieben, dass er immer wieder mit Giftmüll beladen wurde. Die Polizei wird gerade die Gifttransporter, unter anderem den Flying Barracuda, kontrollieren und Fragen stellen. Man wird Ermittlungen anstellen und herausfinden, dass Carter mit seinem Boot bei der Verbrennungsanlage, deren Quittungen sich bei den Abrechnungen befinden, so gut wie nie gesehen wurde.“

„Und dann haben sie Carter am Arsch“, entrang es sich Jennings. „Das ist richtig. Und Carter wird natürlich nicht den Märtyrer für uns, die wir mitverdient haben, spielen. Okay, Fitzgerald, fahren wir zu Carter. Holen Sie mich ab.“

Wenn Jennings zunächst keine große Begeisterung gezeigt hatte, jetzt konnte er es kaum erwarten, Carter gegenüberzustehen. Der dicke Geschäftsführer der Jack Jennings – Trading Consulting & Recycling Corporation war nach Fitzgeralds Anruf die Unruhe in Person. Die Ordner in seinem Büro waren voll mit gefälschten Belegen der Verbrennungsanlage; Belegen, die er selbst gefälscht hatte.

Er schaltete den Computer ein und klickte eine Datei an. Es war ein Formular, das auf dem Bildschirm angezeigt wurde, eine Wiegebescheinigung. Er hatte ein mit einer Unterschrift und einem Stempel der Verbrennungsanlage versehenes Original eingescannt und mit einem Bildbearbeitungsprogramm die Eintragungen ausgeschnitten. Anstelle dieser hatte er Textfelder eingesetzt, in die er nach Belieben die notwendigen Angaben per Computer eintragen konnte.

Er öffnete eine weitere Datei, ebenfalls ein Formular, und zwar die Quittung über entrichtete Entsorgungsgebühren. Ebenso aufbereitet wie die Wiegebescheinigung, ebenfalls mit einer Unterschrift und einem Stempel der Verbrennungsanlage versehen.

Ausgedruckt und kopiert konnte niemand feststellen, ob die Kopien, die er zu seinen Akten nahm und für die Abrechnungen mit Akorn verwendete, von einem Originaldokument oder einer Fälschung gefertigt wurden. Die Ausdrucke mit der eingescannten Unterschrift und dem Stempel landeten im Reißwolf.

Jennings schloss die Dateien wieder und fuhr den Computer herunter. Er machte sich Sorgen.

Schließlich fuhr Dee Fitzgerald in den Hof des Betriebes. Jennings wurde aus seiner Versunkenheit gerissen. Er wuchtete seinen übergewichtigen Body aus dem gepolsterten Lederdrehstuhl, ging ins Sekretariat und sagte zu der Angestellten, die irgendwelche Eingaben an ihrem PC machte: „Ich bin in drei Stunden etwa wieder zurück. Sollte was Wichtiges sein in der Zwischenzeit, dann wissen Sie ja meine Handynummer.“

Die Sekretärin nickte.

Jennings verließ das Gebäude und warf sich ächzend auf den Beifahrersitz von Fitzgeralds Ford. Das Auto ging unter seinem Gewicht auf der rechten Seite besorgniserregend in die Knie. Jennings tupfte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.

„Wie wär‘s mal mit einer Diät, Jennings?“, knurrte Fitzgerald, und es klang keineswegs humorvoll.

Jennings schoss ihm von der Seite einen wütenden Blick zu. „Mein Gewicht sollte nicht Ihr Problem sein, Fitzgerald“, schnaufte er.

„Nun, wenn die Sache auffliegt, sollten Sie sich schon mal auf eine unfreiwillige Abmagerungskur einstellen“, gab Fitzgerald zu verstehen. „Im Gefängnis wird das Essen nämlich portioniert.“

„Sie scheinen ja ziemlich überzeugt zu sein davon, dass Carter den Long Island Sound vergiftet hat.“

„Nun, ich schätze mal, dass sich die meisten Entsorger von Giftmüll an die nationalen und internationalen Vorschriften halten. Wir haben beschlossen, sie zu umgehen. Und wenn der Abfall auf hoher See entsorgt worden wäre, dann hätte der Müll so etwas wie einen Placeboeffekt bewirkt, das heißt, er wäre nicht oder kaum ins Gewicht gefallen. Das FCKW hätte sich im ganzen Atlantik verteilt und die nächsten hundert Jahre wäre kein Fisch daran eingegangen. Aber dazu hätte Carter weit hinausfahren müssen auf den Atlantik, über den Golfstrom hinaus. Diesen Weg wird er sich gespart haben. Und nun haben wir wahrscheinlich den Salat.“

„Wenn Ihre Vermutung zutrifft, dann soll Carter die Hölle verschlingen!“, presste Jennings hervor und wischte sich intensiver den Schweiß aus dem feisten Gesicht. Es waren nicht nur die sommerlichen Temperaturen, die ihn schwitzen ließen.

Sie fuhren nach New Jersey und wandten sich von dort zur Newark Bay. Bei den Piers westlich von Bergen Point hielt Fitzgerald an. Hier lagen einige kleinere Frachter vor Anker. Am Rand der Piers waren einige Wohncontainer aufgestellt worden. Die Tür einer dieser Notunterkünfte stand offen. Hämmernde Musik hallte ins Freie. Fitzgerald stieg aus. Unschlüssig schaute er sich um. Sein Blick sprang über die Frachter hinweg, die hier dümpelten. Ein Ruck durchfuhr ihn, er marschierte zu dem offenstehenden Container hin und ging hinein.

Jennings blieb im Auto sitzen und seufzte.

Einige Männer in Unterhemden, die wahrscheinlich Brotzeitpause hatten und um einen Tisch saßen, schauten Fitzgerald fragend an. Offene Bierflaschen standen auf dem Tisch. Zigarettenrauch wallte unter der Wellblechdecke ihrer Behausung.

„Ich suche den Flying Barracuda“, erklärte Fitzgerald. „Der Frachter soll hier irgendwo liegen.“

„Den Flying Barracuda“, wiederholte einer der Arbeiter und erhob sich. Er ging zur Tür, trat an Fitzgerald vorbei ins Freie und wies in Richtung des südlichsten Piers. „Der Giftmüllfrachter liegt da unten. Die Kerle, die dort arbeiten, sind mit Vorsicht zu genießen. Ich schätze mal, auf dem Kahn kommen hundert Jahre Zuchthaus zusammen.“

Fitzgerald ging nicht darauf ein. Er bedankte sich und kehrte zu Jennings zurück, setzte sich hinter das Steuer, startete und ließ das Fahrzeug über die Betonpiste rollen. Es ging an Lagerhallen und Werkstätten vorbei. Hier sah alles ziemlich verkommen und heruntergewirtschaftet aus. In den Ritzen zwischen den Betonplatten wuchs kniehohes Unkraut. Viele Fenster der Gebäude waren zerbrochen, das Glas der unbeschädigten war staubblind. Der Wagen holperte über verrostete Schienenstränge hinweg, die zu den Lagerhallen führten.

Sie erreichten den südlichsten Pier. Fitzgerald stoppte.

Da lag der Flying Barracuda etwa anderthalb Meter neben der Kaimauer. Ein ziemlicher alter Kahn, von dessen Rumpf der Lack schon abblätterte und der viele rostige Stellen aufwies. Der Arm des Krans auf dem Frachter war ausgefahren. Einige Container standen auf Deck herum. Die Ladeluke war geöffnet. Sie sahen einige Männer, die untätig herumlungerten.

Fitzgerald und Jennings stiegen aus und warfen die Autotüren zu. Sie näherten sich dem vertäuten Schiff. Drei Planken führten von der Kaimauer an Bord. Zuerst betrat der übergewichtige Jack Jennings mit gemischten Gefühlen diesen provisorischen Steg. Die Bohlen bogen sich unter seinem Gewicht bedenklich durch und ächzten. Unter ihm plätscherte das Wasser gegen die Mauer. Öllachen schwammen in allen Regenbogenfarben schimmernd auf der Wasseroberfläche. Der Geruch von Öl und Seetang hing in der Luft. Aufatmend sprang Jennings schließlich an Deck.

Fitzgerald folgte.

Die Kerle näherte sich ihnen; verwegen wirkende, bärtige Gestalten. Ausländer, wie Fitzgerald sofort feststellte. Mexikaner, Kubaner oder Südamerikaner. Sie hatten allesamt eingefallene, hohlwangige Gesichter, die seltsam bleich anmuteten, ihre Augen glänzten fiebrig. Diese Kerle sahen irgendwie krank aus. Misstrauen prägte die Mienen, Unsicherheit flackerte in ihren Augen, eine stumme Bedrohung ging von ihnen aus.

Sie bauten sich vor den beiden Ankömmlingen auf. „Was wollt ihr?“, fragte einer lauernd, mit hartem Akzent.

Da rief eine raue, unduldsame Stimme von der Brücke: „Lasst die Männer durch, ihr dreckigen Halunken! Heh, Jennings, suchen Sie mich?“

Ein mittelgroßer, gedrungener Mann in abgewetzter Jeans, weißem Hemd und einer Kapitänsmütze auf dem Kopf stand am Geländer neben der Treppe, die zum Deck hinunterführte. Lange Haare fielen unter der Mütze hervor fast bis auf seine Schultern. Auch er trug einen Bart, das scharf geschnittene Gesicht verriet Durchsetzungsvermögen, der schmallippige Mund ein hohes Maß an Brutalität.

Die Arbeiter traten zur Seite. Finster starrten sie Fitzgerald und Jennings an. Fitzgerald bemerkte jetzt, dass das Weiße ihrer Augen einen gelblichen Schimmer aufwies. Ein Symptom, das auf eine kranke Leber hindeutete.

Fitzgerald und Jennings schritten an ihnen vorbei. „Ja, Carter, wen sonst?“, gab Jack Jennings zu verstehen, als sie am Fuß der schmalen Treppe anlangten.

„Wer ist er?“, fragte der Bursche mit der Mütze und wies mit einer knappen Geste auf Fitzgerald.

Jennings erklärte es ihm.

Carter wusste Bescheid. „Ja“, sagte er, „über Ihre Rolle bin ich informiert, Fitzgerald.“

„Hat Ihnen das Jennings auf die Nase gebunden?“, stieß Fitzgerald hervor. Dieser Carter war nicht sein Typ. Er erinnerte ihn eher an einen heruntergekommenen, gewissenlosen Piraten als an einen Mann, der irgendwann ein ordnungsgemäßes Kapitänspatent erworben hatte.

„Natürlich“, knurrte Carter. „Ich wollte die Leute kennen, die mitmischen. Hätte er mich im Unklaren gelassen, hätte er den Dreck selbst hinausschippern und abladen können.“

„Wir sollten nicht hier darüber sprechen“, murmelte Fitzgerald.

„Geh‘n wir in meine Kajüte“, kam es von Carter. Dann hob sich seine Stimme: „Geht an eure Arbeit, ihr faulen Hunde!“, brüllte er. „Wenn ihr denkt, es gibt im Moment keine, dann sucht euch eine. Schrubbt das Deck. Sieht aus wie n Schweinestall hier.“

Als sie sich in der Kajüte gegenüber saßen, sagte Carter verächtlich: „Es sind Illegale. Einer kommt aus Bolivien, zwei stammen aus Kuba, zwei aus Kolumbien und einer aus Mexiko. Sie arbeiten für den halben Lohn und scheuen sich nicht vor der größten Drecksarbeit.“ Er grinste breit.

„Die Kerle sehen krank aus“, murmelte Fitzgerald.

„Sie arbeiten direkt am Giftmüll. Aber das ist deren eigenes Problem. Wenn sie motzen, kriegen sie eins aufs Maul. Wenn es ihnen nicht passt, können sie verschwinden. Das ist mein Motto.“

„Und wir sollten uns da nicht einmischen“, murmelte Jennings.

„Also, was treibt euch her?“, kam Carter auf den Punkt.

Fitzgerald schaute ihn zwingend an. Dann stieß er hervor: „Haben Sie den Müll, den Sie von Jennings übernommen haben, im Long Island Sound abgeladen, Carter?“

Carter kniff die Augen eng. „Wie kommen Sie darauf?“, fragte er ausweichend.

„Weil da oben ein Fischsterben seinen Anfang genommen zu haben scheint. Die Behörden und Umweltschützer gehen davon aus, dass das Wasser verseucht wurde. Also, raus mit der Sprache, Carter: Haben Sie entgegen der Absprachen den Müll in den Long Island Sound gekippt?“

Carter schürzte die Lippen. „Ihr Ton gefällt mir nicht, Fitzgerald“, knurrte er. „Außerdem sollten Sie nicht vergessen, dass wir sozusagen in einem Boot sitzen. Sie und Taylor haben es doch mitgetragen, dass ich das Gift wild entsorgte. Und sicher haben Sie nicht schlecht verdient dabei.“

„Das ist keine Antwort auf meine Frage“, knirschte Fitzgerald.

„Das war eine glasklare Feststellung“, gab Carter mit klirrendem Tonfall zurück. „Sie sind keinen Deut besser als ich oder Jennings. Also kommen Sie runter von Ihrem hohen Ross.“

„Wir wollen lediglich Sicherheit“, mischte sich Jennings ein. Er grinste maskenhaft. „Also sagen Sie‘s schon. Haben Sie den Müll absprachegemäß im Atlantik versenkt, oder ist was dran an Fitzgeralds Verdacht?“

Carter lehnte sich zurück und verschränkte die Hände über seinem Bauch. Er zeigte ein spöttisches Grinsen. „Was wollt ihr überhaupt? Sie besitzen Quittungen über die ordnungsgemäße Entsorgung und rechneten mit Akorn ab, Jennings. Sie, Fitzgerald, und Ihr Boss, Leland Taylor, haben darauf geachtet, dass die Gelder pünktlich geflossen sind. Die Kohle haben wir uns geteilt. Was interessiert euch der Rest?“

„Also doch!“, fauchte Fitzgerald.

„Sie berufen sich auf Quittungen, die allesamt auf meinem Computer erstellt wurden, Carter“, knurrte Jennings. „Fälschungen, die einzeln als solche nicht zu erkennen sind. Wenn man sie aber nebeneinanderlegt, sieht ein Blinder, dass Stempel und Unterschrift sich gleichen wie ein Ei dem anderen. Sie sind jeweils Ihren Abrechnungen beigeheftet. Man wird im Zusammenhang mit dem Umweltskandal sämtliche Entsorgungsbetriebe überprüfen, auch die Jack Jennings – Trading Consulting & Recycling Corporation.“

„Schmeißen Sie die Abrechnungen in den Reißwolf, Jennings“, schlug Carter vor.

„Ich kann Ihre Abrechnungen nicht vernichten, Carter, denn Kopien davon befinden sich bei Akorn, mit der wiederum ich abgerechnet habe. Ich schätze, Sie haben uns da ein verdammtes Ei ins Nest gelegt, Carter.“

Carter schaute verunsichert.

Fitzgerald stieß wütend hervor: „Wissen Sie, dass das ein Fall für die Bundespolizei wird, Carter? Und mit den Kerlen vom FBI ist gewiss nicht zu spaßen.“

Carters Stirn umwölkte sich. Ein Schatten der Besorgnis lief über sein Gesicht. „Verdammt“, grunzte er, „Sie malen den Teufel an die Wand.“

„Der Teufel soll Sie holen, Carter!“, brach es aus Fitzgerald heraus. „Wenn wir die nächsten Jahre hinter Gefängnismauern verbringen, dann nur Ihretwegen.“

Carter kratzte sich am Kinn. Seine Miene verriet plötzlich Rastlosigkeit. „Wenn das FBI ins Spiel kommt, dann fängt die Sache an heiß zu werden“, quoll es über seine Lippen. „Der Kahn ist im Moment ungefähr halb voll mit Giftmüll. Ich schätze, ich setze mich ab. Schließlich muss ich die Bullen nicht nur wegen des Giftmülls fürchten, sondern auch wegen der Kerle an Bord, die sich unerlaubt in den Staaten aufhalten. Auf hoher See können mir auch die Schnüffler vom FBI nichts anhaben. Ich versenke den Dreck weit draußen im Meer und such mir einen sicheren Hafen irgendwo in Südamerika.“

„Interpol wird Sie aufspüren“, knurrte Fitzgerald. „Sie haben in gravierender Art und Weise gegen internationale Vorschriften verstoßen. Sie wären schneller wieder in den Staaten, als Sie denken können, und zwar an Händen und Füßen gefesselt.“

Carter sprang auf. „Wieso habe ich gegen Vorschriften verstoßen?“, schnappte er fast hysterisch und tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust. „Das war alles doch eure Idee, Ihre, Jennings, Taylors, und die Ihre, Fitzgerald. Versucht jetzt nur nicht, mich zum Sündenbock zu stempeln.“

Seine Augen versprühten wilde Blitze. Es sah aus, als wollte er sich auf Fitzgerald stürzen.

„Natürlich sind wir alle gleichermaßen verantwortlich“, gab Fitzgerald zu. „Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, was auf dem Steckbrief stehen wird, mit dem man international nach Ihnen fahndet, wenn Sie fliehen.“

Carter stierte ihn sekundenlang aus unterlaufenen Augen an, dann keuchte er: „Verdammt, soll ich hier warten, dass sie mich wie einen Hammel zur Schlachtbank führen?“

„Leider kann ich Ihnen da auch keinen Rat geben, Carter“, presste Fitzgerald hervor. „Schlachthammel sind wir dank Ihrer Ignoranz alle.“

Fitzgerald und Jennings verließen das Schiff. Die finsteren Blicke der Arbeiter folgten ihnen.

Als sie mit ihrem Auto außer Sichtweite waren, brüllte Carter: „Wir legen ab! Löst die Taue. Presto, presto, ihr lahmarschigen Hunde. Oder muss ich euch Beine machen?“

4

Kaum, dass sie die Piers hinter sich gelassen hatten, nahm Jack Jennings per Handy Verbindung mit Leland Taylor auf. Er berichtete.

Taylor legte, nachdem Jennings geendet hatte, den Hörer erst gar nicht auf die Gabel, sondern tippte eine Nummer, und als sich eine männliche Stimme meldete, stieß er hervor: „Du musst eine Sache für mich erledigen, Ray. Der Bursche heißt Anson Carter und ist Kapitän des Flying Barracuda. Der Frachter liegt am südlichsten Pier bei Bergen Point, New Jersey. Den Preis für den Hit bezahle ich dir mit Ware.“

„Wann soll es geschehen?“, fragte der Mann am anderen Ende der Strippe.

„Sofort. Dein Mann kann Carter daran erkennen, dass er der einzige Amerikaner an Bord ist. Er trägt eine Kapitänsmütze, ist mittelgroß und gedrungen.“

„Ich schicke sofort jemanden los. Muss ich lange auf die Ware warten?“

„Barton ist fleißig. Er produziert im Moment Ecstasy. Du kriegst soviel, dass du wahrscheinlich ganz New York damit süchtig machen könntest.“

„All right, Leland. Du kannst dich auf mich verlassen.“

„Ja, das weiß ich. Eine Hand wäscht die andere.“ Taylor lachte.

Als Jennings im Hof von Jack Jennings – Trading Consulting & Recycling Corporation aus dem Auto stieg, sagte er: „Carter ist alleine verantwortlich, wenn es da oben zu einer Umweltkatastrophe kommt, Fitzgerald. Wenn er mich mit gefälschten Papieren über die ordnungsgemäße Entsorgung bedient hat, kann mir keiner einen Strick daraus drehen.“

„Der Haken an der Sache ist nur, dass Sie die Papiere selbst gefälscht haben, Jennings.“

„Und wer, bitte, soll mir das beweisen? Ich werde sofort die verräterischen Dateien von meinem Computer löschen und die Sicherungsdisketten vernichten. Soll Carter doch verschwinden. Solange er sich dem Zugriff der Polizei entzieht, können wir uns auch in Sicherheit wiegen.“

„Und wenn er der Polizei ins Netz geht?“

„Ich besitze Quittungen, wonach ich Carter die Entsorgungskosten bis auf den letzten Cent bezahlt habe. Sollte Carter geschnappt werden, können wir alles abstreiten. Am Ende wird nur er als Umweltkiller und Betrüger dastehen.“

„Nichtsdestotrotz werden unsere Namen ins Spiel kommen“, streute Fitzgerald seine Zweifel aus. „Die Polizei wird eine Reihe von Nachforschungen und Ermittlungen anstellen. Und irgendwo gibt es immer eine undichte Stelle. Ich glaube nicht, dass wir ungeschoren davonkommen, wenn Carter auffliegt.“

„Sie verstehen es, einem den Tag zu verderben, Fitzgerald“, maulte Jennings und knallte die Autotür zu.

Fitzgerald fuhr zurück zur Akorn Inc. und ging zu Taylor. Der fixierte ihn ohne eine Spur von Freundlichkeit und sagte mit schmalen Lippen: „Deine Vermutung hat sich also bestätigt, Dee. Aber dass Carter den Müll in den Long Island Sound gekippt hat, ist für uns noch lange kein Grund, auszurasten. Es ist allenfalls dazu angetan, dass wir eine Zeitlang die Finger vom illegalen Geschäft lassen.“

„Ich glaube nicht daran, dass wir so einfach aus der Nummer herauskommen, Leland“, blaffte Fitzgerald.

„O doch“, versetzte Taylor. „Wenn Carter nicht mehr reden kann, wer soll unsere Namen dann ins Gespräch bringen? Ich habe schon mit Stanford gesprochen. Er schickt jemanden hinaus zum Flying Barracuda.“

„Ich verstehe nicht“, sagte Fitzgerald und blinzelte verblüfft.

„Es ist ganz einfach“, knurrte Taylor mit unbewegtem Gesicht. „Carter wird den heutigen Abend nicht mehr erleben. Denn Tote schweigen zuverlässig.“

Fitzgerald prallte zurück. „Du schickst ihm einen Killer!“, platzte es entsetzt aus seinem Mund. „Du – du willst Carter umbringen lassen?“ Fitzgerald kämpfte mühsam um seine Fassung. Abwehrend hob er die Hände. „Nein! O nein“, keuchte er. „Da mache ich nicht mit. Ich …“

„Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, Dee“, kam es ungerührt von Leland Taylor.

„Mord!“, stieß Fitzgerald mit ausgepresstem Atem hervor. Rasselnd holte er Luft. „Herr im Himmel. Das kann nicht gut geh‘n“, röchelte er dann. „Wir verstricken uns immer tiefer in diesem Sumpf. Gütiger Gott, Leland, ruf Stanford an und lass die Sache abblasen. Mit Mord will ich nichts zu tun haben.“

Taylor musterte sein Gegenüber mit einer Mischung aus Geringschätzigkeit, Ungeduld und Unwillen. Seine rechte Braue hatte sich gehoben, was seinen Zügen einen erhaben-arroganten Ausdruck verlieh. „Zu spät. Außerdem hast du bereits damit zu tun, Dee. Denn seit zwei Minuten bist du Mitwisser. Du steckst mit drin. Aussteigen kannst du nicht.“

Einen Augenblick fand Fitzgerald vor Erregung keine Worte. Doch dann hechelte er: „Und ob ich das kann. Ich …“ Er brach ab, zwang sich zur Ruhe und sagte abgehackt: „Lass mich bei Mord aus dem Spiel, Leland. Ich bin ein Betrüger, sicher. Aber ich bin kein Mörder.“

„Ich kann dich nicht mehr aus dem Spiel lassen, Dee“, erwiderte Taylor mit ausdrucksloser Miene. „Du weißt nämlich zu viel.“