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Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 117 Taschenbuchseiten. Da stecken Millionen drin: Gammelfleisch aus aller Herren Länder wird in einem fleischverarbeitenden Betrieb in New York umdeklariert und kommt als vermeintlicher Leckerbissen in den Handel. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker wollen diesen ekelhaften Handel auffliegen lassen, aber die Beteiligten wehren sich mit buchstäblich allen Mitteln.
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Trevellian verhindert schmutzige Geschäfte: Action Krimi
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Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 117 Taschenbuchseiten.
Da stecken Millionen drin: Gammelfleisch aus aller Herren Länder wird in einem fleischverarbeitenden Betrieb in New York umdeklariert und kommt als vermeintlicher Leckerbissen in den Handel. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker wollen diesen ekelhaften Handel auffliegen lassen, aber die Beteiligten wehren sich mit buchstäblich allen Mitteln.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author/ COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Das Schreiben war klar und einfach gehalten. Die Firma Jacob Douglas, Fleischgroßhandlung in der Cherry Street, schleust Fleischabfälle in die Produktion von menschlichen Nahrungsmitteln ein. Es wurden bereits mehrere tausend Tonnen Abfallfleisch verschoben. Nicht mehr und nicht weniger stand in der anonymen Nachricht, die im Briefkasten der »Morning Post« gelegen hatte.
Von der Morning Post gelangte der Brief, der mit einem Computer geschrieben und ausgedruckt worden war, zum Police Department. Schon bald war klar, dass die Anschuldigung wohl zu Recht erhoben wurde, und da davon auszugehen war, dass die umdeklarierten Fleischabfälle auch über die Grenzen New Yorks hinaus verschoben worden waren, landete die Angelegenheit auf unseren Schreibtischen.
Mr. McKee betraute Milo und mich damit, die Angelegenheit aufzuklären. Und wir stürzten uns ins gewiss sehr turbulente Geschehen …
*
Jacob Douglas war ein Mann um die Sechzig. Auf seiner Nase saß eine dicke Brille, durch deren Gläser seine Augen unnatürlich groß erschienen. Er hatte eine Glatze, abgesehen von dem dunklen Haarkranz, der sich über seinen Ohren um seinen Kopf zog, und er war um mindestens zwanzig Kilo zu schwer. Sein Gesicht war gerötet, Schweiß rann ihm von den Schläfen über die Wangen, er war unablässig mit einem weißen Papiertaschentuch am tupfen.
Noch war kein Haftbefehl gegen ihn ergangen.
Wir saßen ihm in seinem Büro in der Cherry Street gegenüber. Er war die personifizierte Unruhe. Hastig zog er an seiner Zigarette. Nachdem er sie ausgedrückt hatte, zündete er sich sofort eine neue an. Seinen braun gefärbten Fingern nach zu schließen war er Kettenraucher. Eine Rauchwolke hing vor seinem Gesicht. Er wedelte mit der linken Hand, und die Rauchwolke zerfaserte.
»Sie müssen mir glauben«, beschwor er uns. »Ich habe das Fleisch nicht umdeklariert. Es wurde von mir als für Menschen genießbares Fleisch aufgekauft. Bezogen habe ich es aus Mexiko und Südamerika. Es muss dort schon umdeklariert worden sein.«
Er zerdrückte die Zigarette im Aschenbecher.
»Das ist im Moment noch nicht das Problem«, sagte ich. »Wer diesen ekelerregenden Dreck in die Lebensmittelkette einschleuste, wird sich herausstellen. Ganz sicher.« Ich sprach es im Brustton der Überzeugung. »Im Moment wollen wir von Ihnen lediglich wissen, an welche lebensmittelherstellenden Betriebe das Abfallfleisch geliefert wurde.«
Douglas griff nach dem Telefonhörer, hob ihn vor sein Gesicht, tippte eine Kurzwahl und sagte gleich darauf: »Drucken Sie eine Liste der Betriebe aus, die wir beliefert haben, Mabel, und bringen Sie sie mir. – Ja, gleich. Ich warte.«
Er drapierte den Hörer wieder auf den Apparat und schaute abwechselnd von mir zu Milo. Dabei knetete er seine Hände. Seinen Gesichtsausdruck konnte man als zerknirscht bezeichnen. Das Papiertaschentuch hatte er in den Abfalleimer geworfen. Wahrscheinlich war es nass gewesen von seinem Schweiß. »Die Liste kommt gleich.«
Er zündete sich eine neue Zigarette an und nahm ein neues Papiertaschentuch aus der Verpackung.
Ich nickte.
Milo sagte: »Die gesamte Branche wurde von Ihnen versorgt. Ob es sich nun um Wurstfabriken, Gelatinehersteller, Verarbeiter von Geflügelfleisch, Pizzahersteller und was weiß ich noch alles handelte. Was kostet eine Tonne von dem Fleisch, das Sie als für Menschen genießbar verkaufen.«
»Im Durchschnitt vierhundertfünfzig Dollar.«
»Und was kostet eine Tonne Fleisch, das in die Produktion von Hunde- und Katzenfutter geht?«
»Etwa hundertfünfzig Dollar.«
Milo schaute mich vielsagend an. Ich ahnte, was er sagen wollte, nämlich dass man an Hand der Abrechnungen wohl feststellen würde können, welche Art von Fleisch Douglas an die verarbeitenden Betriebe geliefert hatte.
Milo fragte: »Was haben Sie für die Tonne Fleisch bezahlt?«
»Dreihundertfünfzig Dollar, manchmal dreihundertsiebzig, je nachdem. Fleisch, das in die Erzeugung von Tiernahrung geht, würde allenfalls fünfundsiebzig Dollar kosten. Ich kann alles belegen. Allerdings müssen Sie sich an Ihre Kollegen vom Police Department wenden. Die haben sämtliche Unterlagen beschlagnahmt.«
»Dann bekommen wir sie auch auf den Tisch«, sagte ich.
Ich war skeptisch. Wenn Douglas Dreck am Stecken hatte, hatte er sicherlich mit gefälschten Rechnungen gearbeitet. Und sicher handelte es sich um derart gute Fälschungen, dass wir Mühe haben würden, sie ihm nachzuweisen.
Nun, das mussten wir auf uns zukommen lassen.
»Ich würde doch niemals Fleisch, das für den menschlichen Verzehr ungeeignet ist, in die Lebensmittelproduktion einschleusen«, beteuerte Douglas händeringend. »Ich habe Fleisch gekauft und weiterverkauft, das absolut unbedenklich war. Was glauben Sie, Gentlemen: Ich bin fast aus allen Wolken gefallen, als die Polizei bei mir auftauchte und meinen Betrieb durchsuchte.«
»Es wurden bei der Betriebsdurchsuchung Container gefunden, in denen sich Fleischabfälle befanden, die als unbedenklich deklariert waren.«
Douglas schnappte nach Luft, fast weinerlich rief er: »Man hat mich betrogen, hereingelegt! Ich war es nicht, der die Container deklarierte. Ich habe das Fleisch als saubere Ware gekauft und den entsprechenden Preis dafür bezahlt.«
»Das werden wir überprüfen«, versetzte ich. »Wir werden auch die Polizei in Mexiko, Brasilien, Peru, Argentinien – von wo Sie auch immer Ihr Fleisch bezogen haben – einschalten. Am Ende werden wir wissen, wer für das ekelerregende Zeug in einer Reihe von Nahrungsmitteln verantwortlich ist.«
Douglas‘ Kiefer mahlten. Es sah aus, als bewegte er einen Kaugummi zwischen den Zähnen. Seine Augen flackerten. Für mich ein Zeichen von Unruhe. Irgendeinen Schluss wollte ich daraus jedoch nicht ziehen. Es war möglich, dass er tatsächlich selbst ein Betrogener war.
Es dauerte nicht lange, dann kam eine nicht mehr ganz taufrische, wenn auch nicht unattraktive Lady durch die Verbindungstür zum benachbarten Büro herein. Sie war eine schlanke Mittvierzigerin und hielt einen ganzen Packen Papier in den Händen. Mir schwante Schlimmes. Sie reichte das Bündel ihrem Chef. »Die Liste«, sagte sie.
»Danke.« Die Stimme von Douglas klang belegt. Er blätterte das Bündel Papier durch. Ich schätzte, dass es sich um dreißig Seiten handelte, die er jetzt zu seinem sauberen Packen zusammenschob und mir reichte. Ich warf einen Blick darauf und stellte fest, dass die Betriebe ohne besondere Ordnung aufgeführt waren. Sie waren weder alphabetisch, noch nach Wirtschaftszweigen, noch nach Betriebssitz gegliedert.
Ich rollte den Packen Papier zusammen und nahm ihn in die linke Hand, erhob mich und sagte: »Sie hören wieder von uns, Mr. Douglas. In den nächsten Tagen sind wir schätzungsweise mit der Auswertung dieser Listen beschäftigt. Wissen Sie, was ich seltsam finde?«
»Was?«
»Sie bezogen Fleisch aus Mexiko, Brasilien, Argentinien, Peru, Kolumbien …«
Er unterbrach mich. »Was ist komisch daran? Sicher kommen noch ein paar Länder hinzu.«
»Sicher. Es handelt sich um Betriebe, die in keiner Weise miteinander in Verbindung stehen. Es erscheint komisch, dass einige von ihnen dieselbe Idee gehabt und Abfallfleisch umdeklariert haben sollten.«
Douglas zog den Kopf zwischen die massigen Schultern. Er schniefte. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er auf seinem Stuhl schrumpfte. »Ich kann Ihnen nichts sagen, außer, dass ich unschuldig bin an dem Skandal.«
»Haben Sie schon einen Rechtsanwalt?«
»Ja. John Oehler von der Kanzlei Miller & Partner, Manhattan. Er nimmt die Interessen meines Betriebes wahr und ich habe ihn auch in dieser Sache eingeschaltet. Du lieber Himmel! Mein Geschäft ist ruiniert. Finden Sie die Schuldigen, G-men, damit ich jemand habe, an den ich mit Schadenersatzforderungen herantreten kann. Kein seriöser Lebensmittelhersteller wird mit mir noch Geschäfte abschließen wollen.«
Auch Milo hatte sich erhoben. »Fürs Erste werden Sie sowieso keinen Ihrer Geschäftspartner mehr beliefern. Bis zum Abschluss der Ermittlungen bleibt Ihr Betrieb nämlich geschlossen.«
Douglas duckte sich, als hätte Milo nach ihm geschlagen. Seinen Gesichtsausdruck konnte man als weinerlich bezeichnen.
Wenn er unschuldig war, dann gehörte ihm mein Mitgefühl. Es war wohl tatsächlich so, dass er im Großraum New York und darüber hinaus mit seinem Geschäft kein Bein mehr auf den Boden bringen würde.
»Was hältst du von ihm?«, fragte mich Milo, als wir im Wagen saßen und in Richtung Federal Office fuhren.
»Schlecht zu sagen. Leider kann man es keinem vom Gesicht ablesen, ob er ein Gauner ist oder nicht. Es erscheint mir jedoch in der Tat ausgesprochen merkwürdig, dass mehrere Lieferanten unabhängig voneinander die Fleischabfälle als genießbare Ware auf die Reise geschickt haben sollen.«
»Ich denke, dass Douglas den Reibach seines Lebens gemacht hat«, murmelte Milo. »Die Frage ist, ob verarbeitende Betriebe in der Sache mit drin stecken, oder ob er ihnen die verdorbene Ware untergejubelt hat.«
»Die Frage ist, wo das Abfallfleisch umdeklariert wurde. Bereits beim Versand, während des Transportes, oder hier in New York, nachdem es beim Adressaten angekommen war. Wenn Douglas die Sache durchgezogen hat, dann ist es wohl so, dass er ungenießbare Fleischabfälle zu einem niedrigen Preis aufgekauft und sie mit horrendem Gewinn weiterverkauft hat. Die Tonne, für fünfundsiebzig Dollar gekauft und für vierhundertfünfzig an den Mann gebracht, bringt dreihundertfünfundsiebzig Dollar Gewinn. Bei tausend Tonnen sind das dreihundertfünfundsiebzigtausend Dollar, die er am Finanzamt vorbei in seine Tasche wirtschaftet. Mehrere tausend Tonnen sollen nach der anonymen Anzeige schon verschoben worden sein. Wie schnell ist da eine Million beisammen?«
»Teufel, Teufel«, murmelte Milo.
Wir beschlossen, uns zunächst einmal mit den Betrieben im New Yorker Großraum zu beschäftigen, die von Jacob Douglas beliefert worden waren.
Es waren eine ganze Reihe von Unternehmen, von denen vier innerhalb des Stadtbereichs lagen. Da waren eine Wurstfabrik in Brooklyn, ein Betrieb in Queens, der Hühnersuppen herstellte, ein Pizzahersteller in Manhattan und eine Fabrik, in der Hamburger und andere Fleischerzeugnisse für eine Fast-Food-Kette erzeugt wurden. Sie lag ebenfalls in Queens.
Die Wurstfabrik fassten wir zuerst ins Auge. Sie hatte den Namen Carrington‘s Sausage Industries und lag in Brooklyn, in der Bedford Avenue.
Es war ein Betrieb mit mehreren Gebäudekomplexen. Die Verwaltung war in einem eigenen Komplex untergebracht. Wir wussten, dass der Besitzer der Fabrik Henry Carrington hieß. Nachdem wir uns telefonisch angekündigt hatten, wussten wir auch, dass er sich im Betrieb befand.
Wir meldeten uns im Sekretariat an, und wenig später wurden wir zum großen Boss vorgelassen. Groß im wahrsten Sinne des Wortes. Der Bursche war mindestens eins-neunzig, wuchtig, aber nicht fett. Er verfügte über ein offenes Gesicht, das von einem Paar blauer Augen beherrscht wurde, sein Mund war breit und dünnlippig, sein Kinn verriet Energie und Willensstärke. Dieser Mann – er mochte fünfzig sein – verströmte ein hohes Maß an natürlicher Autorität.
»Nehmen Sie Platz«, lud er uns ein und deutete auf den runden Besuchertisch in der Ecke, um den fünf Stühle gruppiert waren. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee, Tee vielleicht?« Seine Stimme klang polternd. Es war die Stimme eines Mannes, der es gewohnt war, anzuschaffen, Befehle zu erteilen, Anweisungen zu geben. Ein Boss!
Wir lehnten dankend ab. Ich kam sogleich auf den Grund unseres Besuches zu sprechen. »Aufgrund einer anonymen Anzeige wurde bekannt, dass die Firma Douglas Lebensmittelhersteller in ganz Amerika mit Fleisch belieferte, das allenfalls noch für die Produktion von Hunde- und Katzenfutter geeignet war. Diese Abfälle fanden Verwendung in der Herstellung von menschlichen Nahrungsmitteln. Auch Ihr Betrieb kaufte von Douglas Ware.«
Carrington nickte wiederholt. »Ja, ich habe davon gehört, und mir ist klar, dass wir mit Douglas einen Liefervertrag haben. Ich darf gar nicht dran denken. Carringtons Wurst hat einen Namen weit über die Grenzen New Yorks hinaus. Ich liefere sogar nach Kanada und Mexiko. Natürlich habe ich veranlasst, dass der Vertrag mit Douglas sofort gekündigt wird. Die Kanzlei, die mich vertritt, ist bereits eingeschaltet. Wenn mein Betrieb mit schlechter Ware bedient wurde, werde ich Schadenersatz fordern. Der geschäftsschädigende Aspekt für den Fall, dass in unserer Wurst ungenießbares Fleisch verarbeitet wurde, ist noch gar nicht abzusehen.«
Ich beobachtete Carrington. Seine Erregung schien mir nicht gespielt zu sein. Wenn doch, war er reif für den Oscar, dieses kleine vergoldete Männchen, hinter dem unsere Schauspielstars her waren wie der Teufel hinter der armen Seele.
»Was haben Sie für die Tonne Fleisch bezahlt?«, fragte ich.
»Dazu muss ich mir erst die Unterlagen bringen lassen.« Er telefonierte kurz, dann sagte er: »Man bringt mir die Sachen. Es dauert nur wenige Minuten.«
»Erzählen Sie uns etwas über die Wurstproduktion«, bat ich.
»Ich kann Sie durch den Betrieb führen«, bot er sogleich an. »Dann können Sie sich gleich selbst ein Bild davon machen, dass es bei uns hundertprozentig sauber und hygienisch zugeht.«
Ich lächelte. »Das ist nicht nötig. Das eine schließt das andere nicht aus.«
Seine Brauen schoben sich zusammen. Seine Augen funkelten kriegerisch. »Was soll das heißen?«, fragte er scharf.
»Wenn man Ihnen schlechtes Fleisch untergeschoben hat, kann das durchaus in einer absolut einwandfreien Umgebung verarbeitet worden sein.«
Carrington entspannte sich. »Sie haben Recht. Die Sache nimmt mich ziemlich mit.« Er fuhr sich mit der linken Hand über die Augen. »Wir arbeiten mit allen Sorten von Fleisch. Geflügel, Schweine- und Rindfleisch. Vom ordnungsgemäßen Zustand des Fleisches überzeuge ich mich natürlich nicht selbst. Dafür habe ich meine Leute.«
»Wer ist in Ihrem Betrieb dafür zuständig?«
»Dee Allison. Ein Mann, der früher eine eigene Metzgerei besaß, der aber aus wirtschaftlichen Gründen aufgab und den ich seitdem beschäftige. Er ist ein Fachmann und über jeden Zweifel erhaben. Wenn er irgendwelche Ungereimtheiten festgestellt hätte …«
Carrington brach ab. Er setzte wohl voraus, dass wir aus seinen nicht ausgesprochenen Worten die richtigen Schlüsse zogen.
»Mit Allison hätten wir uns auch gerne unterhalten«, sagte ich.
Wortlos griff Carrington erneut zum Telefon. »Schicken Sie Allison zu mir«, hörte ich ihn sagen. »Gleich. Es ist wegen des Fleischskandals. – In Ordnung. Er soll schnell machen und kommen. Bei mir sind zwei FBI-Leute.«
Er legte auf. »Allison kommt sofort. Natürlich habe ich mich schon mit ihm unterhalten. Er hat mir versichert, dass Douglas an uns nur erstklassige Ware geliefert hat. Soweit mir erinnerlich, haben wir uns im Liefervertrag Fleisch der Güteklasse eins und zwei ausbedungen. Allison überprüft die Lieferungen stichprobenartig. Wir unterliegen auch, wie Sie sich denken können, der Lebensmittelkontrolle. Von Zeit zu Zeit erscheinen Veterinäre …«
Wieder brach er ab. Es schien eine Angewohnheit von ihm zu sein, seine Sätze nicht zu Ende zu sprechen und es der Fantasie seiner Zuhörer zu überlassen, sich zusammenzureimen, was er sagen wollte.
Ein junger Bursche brachte einen Ordner und reichte ihm Carrington. Dieser bedankte sich, legte ihn vor sich auf den Schreibtisch und schlug ihn auf. Der Bedienstete verschwand. »Da ist der Vertrag. Ich kann Ihnen gerne eine Kopie davon anfertigen lassen.«
»Daran wäre uns sehr gelegen«, sagte Milo.
Wortlos blätterte Carrington in dem Ordner herum. Dann sagte er: »Nach den letzten Verhandlungen belief sich der Preis für eine Tonne Fleisch, das wir von Douglas bezogen, auf vierhundertsechzig Dollar. Diesen Preis haben wir bezahlt. Die letzte Lieferung war vor zehn Tagen, es handelte sich zum hundert Tonnen Schweinefleisch und hundert Tonnen Rindfleisch.«
»Geben Sie uns den Ordner mit«, forderte ich. »Wenn wir ihn ausgewertet haben, kriegen Sie ihn auch ganz bestimmt wieder. Im Moment brauchen Sie ihn sicherlich nicht.«
»Bitte.« Carrington schlug den Ordner zu und reichte ihn mir. »Das ist sicher einfacher, als von jedem Beleg eine Kopie zu fertigen.« Er grinste starr, ein aufgesetztes Grinsen. Sicher war ihm nicht nach Grinsen zumute.
Dann warteten wir.
»Darf ich Ihnen nicht doch Kaffee oder Tee anbieten?«, fragte Carrington dazwischen einmal.
»Wirklich nicht nötig.«
»Warum braucht dieser Allison so lange?«, fragte Milo einmal.
»Er hat eine Besprechung mit den Vorarbeitern«, erwiderte Carrington. »Aber ich denke, er kommt gleich.«
Da klopfte es auch schon an die Tür, sie wurde geöffnet, ein Mann streckte den Kopf herein. Er war schwarzhaarig, mittelgroß und untersetzt und mit einem grauen Anzug bekleidet. Sein hellblaues Hemd wurde am Hals von einer rot-blau-getupften Krawatte zusammengehalten.
»Kommen Sie herein, Allison!«, sagte Carrington.