Truly Problematic - Mia Kingsley - E-Book

Truly Problematic E-Book

Mia Kingsley

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Beschreibung

 Es gibt einen Grund, warum die Leute mein Verhalten als problematisch bezeichnen …  Ich habe viele Spitznamen. Das Monster. Der Irre. Der Psycho. Dass etwas Wahres in den Bezeichnungen steckt, kann ich nicht leugnen. Sobald es um Willow Moran geht, kann ich mich nicht mehr beherrschen. Ich zähle die Tage, Stunden, Minuten, bis die hübsche Tochter meines größten Feindes endlich mir gehört. Jede Begegnung mit ihr lässt mich hungrig nach mehr zurück. Jede ihrer Berührungen treibt mich näher an den Rand des Wahnsinns. Es gibt da nur ein winzig kleines Problem: Willow hasst mich und zählt ebenfalls die Tage, Stunden und Minuten – bis sie mich umbringen kann …  Very Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen. 

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Seitenzahl: 230

Veröffentlichungsjahr: 2024

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TRULY PROBLEMATIC

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

Copyright: Mia Kingsley, 2024, Deutschland.

Covergestaltung: Mia Kingsley

Korrektorat: http://www.korrekturservice-bingel.de

ISBN: 978-3-910412-58-3

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

INHALT

Truly Problematic

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

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Über Mia Kingsley

TRULY PROBLEMATIC

Es gibt einen Grund, warum die Leute mein Verhalten als problematisch bezeichnen …

Ich habe viele Spitznamen. Das Monster. Der Irre. Der Psycho. Dass etwas Wahres in den Bezeichnungen steckt, kann ich nicht leugnen. Sobald es um Willow Moran geht, kann ich mich nicht mehr beherrschen.

Ich zähle die Tage, Stunden, Minuten, bis die hübsche Tochter meines größten Feindes endlich mir gehört.

Jede Begegnung mit ihr lässt mich hungrig nach mehr zurück. Jede ihrer Berührungen treibt mich näher an den Rand des Wahnsinns.

Es gibt da nur ein winzig kleines Problem: Willow hasst mich und zählt ebenfalls die Tage, Stunden und Minuten – bis sie mich umbringen kann …

Very Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

KAPITEL1

BECKETT

Die Nervosität meiner Mutter war mit den Händen greifbar. Sie strich ihre makellose Bluse glatt und räusperte sich. »Dann … hast du nichts dagegen?«

Ich lehnte mich in meinem Schreibtischstuhl zurück und fixierte sie mit dem Blick. Es war geradezu schmerzhaft offensichtlich, dass sie einen Wutanfall meinerseits erwartete. Fairerweise musste ich dazusagen, dass ihre Sorge berechtigt war. Die Vorstellung, wie meine Mutter ausgerechnet meinen ärgsten Feind und größten Konkurrenten heiratete, war nicht unbedingt prickelnd.

Allerdings gab es einen enorm bedeutenden Faktor, den meine Mutter nicht kannte, sonst hätte sie gewusst, dass sie sich keine Sorgen machen musste.

»Dir ist klar, dass du rein technisch gesehen die Erziehungsberechtigte bist, richtig?« Ich hob eine Augenbraue.

Mom wirkte kurz irritiert, aber sie hatte sich – wie immer – im Griff. Abgesehen von einem kurzen Moment, in dem sie die Lippen aufeinanderpresste und etwas lauter als gewöhnlich ausatmete, blieb sie ruhig. »Wir wissen beide, dass das so nicht stimmt, Beckett.«

Meinetwegen. In meinem Herrschaftsbereich passierte nur wenig, was nicht vorher von mir erlaubt worden war, und für alles andere kamen die Strafen schnell und … brutal. Meine Mutter war eine kluge Frau, das zu erkennen.

»Ich nehme nicht an, dass du eine überstürzte Entscheidung getroffen hast«, sagte ich. Schon gar nicht, wenn ich bedachte, dass sie vermutlich Wochen gebraucht hatte, um sich zu überwinden, mich überhaupt auf das Thema anzusprechen und um Erlaubnis zu bitten. »Wie lang geht das mit euch schon vor sich?«

»Zwei oder drei …« Sie zögerte und räusperte sich kurz. »Jahre.«

Ich schnalzte mit der Zunge. »Also wirklich, Mutter. Dad ist doch gerade einmal sechs Wochen tot. Willst du mir etwa weismachen, dass du ihm nicht treu ergeben warst?«

»Mach dich nicht lächerlich«, erwiderte sie scharf.

»Das würde mir im Traum nicht einfallen. Man könnte meinen, dass ich dir einen Gefallen getan habe, als Dad … hm, wie soll ich sagen … seinen Unfall hatte.«

Eine leichte Röte stieg in ihre Wangen. »Wir hatten vereinbart, nicht mehr darüber zu reden.«

»Richtig. Verzeihung.« Ich neigte den Kopf. »Um auf deine Frage zurückzukommen: Nein, ich habe nichts dagegen. Vorausgesetzt, dein Zukünftiger kommt nicht auf die Idee, ich könnte in meinem Alter noch eine Vaterfigur gebrauchen.«

»Das weiß Brody.«

Ich nickte knapp. »Meinetwegen. Dann heirate ihn. Wer weiß, vielleicht springen dabei ja sogar noch ein paar neue Geschäftszweige für mich heraus.«

»Um ehrlich zu sein, ist das einer unserer Hintergedanken«, gestand meine Mutter.

Ich bedeutete ihr mit einer Handbewegung weiterzusprechen.

Aber sie zögerte und musterte mich eindringlich. Ich war beinahe beleidigt, weil sie offenbar versuchte herauszufinden, ob sie mir trauen konnte. Ihrem eigenen Sohn.

Nach einer Weile zwang sie sich, ihre verkrampften Finger zu lösen, und legte ihre Hände in den Schoß. »Brody ist … krank.« Sie sprach leise, als könnte sie auf diese Weise später vielleicht vorgeben, dass sie es nie laut gesagt hatte. »Es ist unter Kontrolle, aber er will die Zeit, die ihm bleibt, genießen. Weniger Stress mit der Arbeit, keine Geheimniskrämerei mehr um unsere Beziehung.« Sie zuckte mit den Achseln.

»Ich nehme an, dass ich da ins Spiel komme. Soll ich seine Gebiete übernehmen?« Angesichts der Vorstellung hätte ich beinahe gegrinst. Die Tatsache, dass Brody Moran das Einzige war, was zwischen mir und dem Imperium meiner Träume stand, stimmte mich angesichts der bevorstehenden Hochzeit sehr viel milder. Denn wenn er meine Mutter heiratete, würde er zur Familie gehören und Familie teilte bekanntermaßen alles.

»Nein, das wird Willow machen, aber Brody hofft darauf, dass du sie unterstützen wirst.«

Am liebsten hätte ich wie ein Film-Bösewicht gelacht. Das wurde ja immer besser.

Vor allem, weil weder meine Mutter noch Brody Moran wussten, dass Willow Moran der einzige gottverdammte Grund war, warum ich Brody nicht längst umgebracht und mir sein Gebiet unter den Nagel gerissen hatte.

Im Gegensatz zu meiner Mutter, die meinem Vater keine einzige Träne nachgeweint hatte, wäre Willow angepisst, wenn ich ihren Dad töten würde. Und wenn Willow angepisst war, passierten schlimme Dinge. Nicht so schlimm wie bei einem Wutanfall meinerseits, aber schlimm genug.

Es war mir ein Rätsel, wie ich es überhaupt schaffte, ruhig zu bleiben. Ich hatte eine Schwäche für Willow, seit ich denken konnte – und nun würde ich sie auf dem Silbertablett serviert bekommen? Als meine neue Stiefschwester?

Ihr Vater wäre bald auf meine Hilfe angewiesen und sie würde rein gar nichts dagegen tun können. Vorbei wären die Zeiten, in denen sie mich auf mehr als eine Armlänge Abstand hielt. Die Zeiten, in denen ich nicht an sie herankam, mich ihr nicht nähern konnte.

Ein paar Mal hätte ich Willow fast gehabt, aber sie war widerspenstig und störrisch, misstrauisch und vorsichtig. Eine schwierige Kombination. Es war praktisch unmöglich, meine Klauen nach ihr auszustrecken, wie ich leider aus Erfahrung wusste.

»Du bist doch bereit, mit Brodys Tochter zusammenzuarbeiten, nicht wahr?«, hakte Mom nach.

»Aber natürlich«, log ich glatt. Wobei es nicht ganz eine Lüge war. Über kurz oder lang war es mein Plan, mir das gesamte Gebiet der Morans unter den Nagel zu reißen, doch bis es so weit war und ich Willow in meinem Bett hatte, würde ich mich beherrschen und vorgeben, der nette neue Stiefbruder zu sein. Nicht dass Willow mir »nett« auch nur ansatzweise abkaufen würde, allerdings ging es auch eher darum, ihren Vater auf meine Seite zu ziehen.

Fuck! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Endlich war Willow in Reichweite. Damit handelte es sich bloß noch um eine Frage der Zeit, bis sie mir gehören würde – egal wie furchtbar sie diese Vorstellung fand. Sie hatte sich bereits ein paar Mal sehr deutlich ausgedrückt, als sie mir gesagt hatte, dass ich mich von ihr fernhalten und zur Hölle fahren sollte. Mit ihrem Vater in meinem Team dürfte es ihr schwerer fallen, mich zurückzuweisen.

Ich sah bereits vor mir, wie sie mich aus schmalen Augen anstarrte, die hübschen Lippen aufeinandergepresst, weil ihr nicht gefiel, dass ich sie neuerdings »Schwesterherz« nannte.

Das würde zu gut werden. So unglaublich gut.

»Wunderbar.« Mom lächelte erleichtert und wollte aufstehen.

Ich musste nur den Finger heben, damit sie mitten in der Bewegung erstarrte und sich wieder sinken ließ. »Wann soll die Hochzeit stattfinden?«, wollte ich wissen.

»Darüber haben wir noch nicht gesprochen.«

»Ich nehme an, dass es eine kleine Veranstaltung wird?«

Sie nickte.

Ich holte mein Handy hervor und studierte meinen Kalender. »Wie wäre es mit Ende des Monats?«

»In drei Wochen?« Ihre Augen weiteten sich schockiert.

»Was spricht dagegen? Gerede wird es sowieso geben und du hast selbst gesagt, dass ihr die noch verbleibende Zeit genießen wollt.«

»Ich kann mit Brody sprechen«, sagte sie langsam.

Mir war bewusst, dass ich ein Tyrann war, aber ich konnte mich nicht beherrschen. Das konnte ich nie, wenn es um Willow Moran ging.

Und meine Mutter kannte mich gut genug. Ich musste bloß die Arme verschränken und sie ansehen. Schließlich kapitulierte sie mit einem schweren Schlucken.

»Ende des Monats klingt gut.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »So eine kleine Feier ist ja schnell organisiert.«

»Wunderbar.« Ich ließ sie nicht aus den Augen. »Und wir sollten uns vorher einmal offiziell kennenlernen. So richtig offiziell. Ohne Waffen. Vielleicht ein nettes Mittagessen mit Brody und Willow – wir könnten es eure Verlobungsfeier nennen.«

Mom nickte steif. »Nenn mir einfach ein Datum, das dir passen würde, und ich kümmere mich darum.«

»Das werde ich machen.«

Sie erhob sich zögerlich und da ich dieses Mal keine Anstalten machte, sie aufzuhalten, ergriff sie die Flucht und lief so schnell zur Tür, dass sie beinahe rannte.

Willow fucking Moran. Wenn ich ihren Worten glauben durfte, würde schon sehr bald der Tag kommen, an dem die Hölle zufror, denn das war der Tag, hatte sie mir versichert, an dem sie sich mit mir einlassen würde.

Da ich mein Handy noch in der Hand hatte, brauchte es nur zwei kurze Bewegungen meines Daumens, um vom Kalender zum Fotoalbum zu wechseln.

Ich hatte einen ganzen Ordner, der Willow gewidmet war. Auf den meisten Bildern trug sie für meinen Geschmack zu viel Kleidung, aber man konnte wohl nicht alles haben.

Obwohl ich die Fotos bereits so lang angestarrt hatte, dass ich jedes einzelne Detail aus dem Gedächtnis wiedergeben konnte, hielt mich das nicht davon ab, sie erneut zu studieren.

Willow war atemberaubend schön und geradezu unwiderstehlich. Da die meisten der Schnappschüsse ohne ihr Wissen entstanden waren, sah sie eher selten direkt in die Kamera, aber wenn sie es tat, brachten mich ihre strahlend grünen Augen um den Verstand. In ihnen stand so viel Zorn, Hass und Ablehnung, dass ich es kaum erwarten konnte, Schicht um Schicht davon abzutragen, bis nichts mehr von der widerspenstigen Gangsterprinzessin übrig war und ich endlich das verführerische Sexspielzeug vor mir hatte, nach dem ich mich so sehr sehnte.

Ich verlor ein wenig die Zeit aus dem Blick, bis ich mich von den Bildern lösen konnte, und steckte das Handy mit einem Seufzen weg, weil sich meine Arbeit nicht von allein erledigen würde.

Ich verließ das Arbeitszimmer und durchquerte den Flur, ehe ich an der Kellertür den siebenstelligen Code eingab, den bloß ich und zwei meiner engsten Vertrauten kannten.

Nicht einmal meine Mutter wusste genau, was im Keller vor sich ging, und es war auch besser so. Aber Mom war klug genug, um sich sowieso von meinem Teil des Hauses fernzuhalten, es sei denn, sie wollte wie heute etwas mit mir besprechen. Und selbst da hatte sie mir vorher eine Nachricht geschickt, um sicherzugehen, dass sie keine unangenehme, also blutige Überraschung erlebte.

Ich stieg die Treppe nach unten und stellte fest, dass meine Laune für meine Verhältnisse unglaublich gut war – kein Wunder, wenn ich an die freudigen Nachrichten dachte, die ich überbracht bekommen hatte. Bald würde Willow Moran mir gehören. Wenn das kein Grund zur Freude war, dann wusste ich auch nicht, was mich noch freuen sollte.

Ich holte den Schlüssel aus meiner Hosentasche und öffnete das Vorhängeschloss, ehe ich die schwere Eisentür aufzog.

Mein Gefangener wimmerte und versuchte lächerlicherweise, einen Schritt nach hinten zu machen, was angesichts der Tatsache, dass er von der Decke hing und seine Zehen kaum den Boden berührten, ein vergebliches Unterfangen war.

»Ich nehme an, du hattest Zeit, ein bisschen nachzudenken, Jerry? Du weißt schon – um darüber nachzudenken, was eine für mich befriedigende Antwort auf die Frage ist, wieso du dachtest, es wäre eine gute Idee, meinen Laptop zu stehlen. Ich werde nicht gern bestohlen, Jerry.« Da ich näher gekommen war, ließ er ein weiteres Wimmern hören.

»Es tut mir leid«, stieß er atemlos hervor und winselte regelrecht, als ich nach dem Messer griff, mit dem ich vorhin bereits an ihm herumgeschnitten hatte.

Ich hatte eine Pause machen müssen, um mit meiner Mutter zu reden, doch es war definitiv eine lohnenswerte Unterbrechung gewesen.

Auch für Jerry, denn das meiste Blut war inzwischen getrocknet. Ich benutzte die Messerspitze, um die dünne Kruste, die sich auf seiner Brust gebildet hatte, abzukratzen.

»Rede mit mir, bevor ich noch auf dumme Ideen komme«, sagte ich.

»Ich weiß nicht, wer der Käufer ist«, brachte Jerry hervor, eine Mischung aus Trotz und Panik in der Stimme.

Er hatte dementsprechend noch nicht dazugelernt. Sein Pech, nicht meins.

Ich packte seinen rechten Nippel und zog daran, bis er steil vom Körper abstand. Der Schnitt kam so schnell, dass Jerry einen Moment brauchte, um zu dem Schmerz aufzuholen.

Sein schrilles Kreischen schmerzte in meinen Ohren, aber dafür war es lustig, wie sein halb abgeschnittener Nippel bei jeder Bewegung wippte.

»Hast du jetzt eine bessere Antwort für mich?«, wollte ich wissen.

Jerry heulte und schnodderte, sodass ich kaum ein Wort verstand, doch da mein Handy in diesem Moment klingelte, hob ich meinen Finger und wie durch ein Wunder verstummte mein Gefangener. Er war zumindest ein bisschen lernfähig. Wunderbar. Vielleicht würden wir heute noch Fortschritte machen.

Ich nahm den Anruf entgegen und fragte: »Was gibt’s, Archie?«

»Hi, Boss, Willow ist unterwegs.« Archie zögerte, ehe er die nicht so frohe Botschaft überbrachte. »Mit Mandy.«

Ich seufzte und wischte mir übers Gesicht. Ich war kein Fan von Mandy, weil sie Willow immer wieder zu Dingen anstiftete, die mir nicht gefielen. Allerdings war es auch keine Lösung, sie umzubringen, denn das Objekt meiner Begierde hing zu sehr an Mandy Lloyd. »Behaltet die beiden im Auge. Ich bin unterwegs.«

»Wird gemacht, Boss.«

Nachdem ich aufgelegt hatte, drehte ich mich zu Jerry und schnippte seinen herunterhängenden Nippel mit den Fingern an, was ihm ein neues Aufheulen entlockte.

»Heute ist dein Glückstag, denn du bekommst schon wieder eine Verschnaufpause. Wobei es auch dein Pechtag sein könnte, eventuell habe ich nämlich beschissene Laune, wenn ich zurückkomme, und dann darfst du es ausbaden.« Ich beäugte seinen Nippel. »Ich würde nämlich nur zu gern herausfinden, wie viel Kraft man braucht, um den wohl in diesem Zustand abzureißen.«

»Es gibt keinen Käufer«, stieß Jerry hervor. »Ich habe den Laptop auf dem Tisch gesehen und es für eine gute Idee gehalten, ihn mitzunehmen. Ich dachte mir, die Gelegenheit wäre günstig und dass ich nachher schon einen Käufer auftreiben kann.«

Ich richtete mich auf und schüttelte den Kopf. »Du bist ein Idiot.«

»Ich weiß.« Er schniefte und Schnodder tropfte aus seiner Nase. »Ich weiß. Und es tut mir leid!«

»Du solltest wirklich darauf hoffen, dass ich gute Laune habe, wenn ich wiederkomme. Ich weiß ja nicht, ob du gläubig bist, aber falls ja, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, mit dem Beten anzufangen.« Mit diesen Worten verließ ich die Zelle und ignorierte sein weinerliches Flehen hinter mir.

KAPITEL2

WILLOW

Mein Vater brach das Schweigen zuerst. »Also gibt es keine Möglichkeit, es aufzuhalten, und es wird graduell schlimmer werden.«

»Leider ja.« Der Gesichtsausdruck des Arztes war mit »professioneller Anteilnahme« am besten zu beschreiben.

Ich tastete nach Dads Hand und drückte sie. »Von was für einem Zeitraum reden wir hier?«

Der Arzt dachte nach. »Zwölf bis fünfzehn Jahre sind durchaus realistisch.«

Mir war nicht klar gewesen, dass ich den Atem angehalten hatte, bis ich ihn zittrig entweichen ließ.

Dad erwiderte den Druck meiner Finger. »Okay, das ist nicht … allzu übel. Ich meine, ich bin fast sechzig und stehe ohnehin schon mit einem Fuß im Grab.«

»Dad!«, protestierte ich, sah allerdings aus dem Augenwinkel, dass der Doktor den Humor meines Vaters zu schätzen wusste und versuchte, sein Grinsen zu verbergen.

»Ist ja schon gut«, sagte er und stand auf. »Wir wissen ja nun alles, was wir wissen müssen.«

Da war ich mir nicht so sicher, aber ich konnte Dads Tonfall entnehmen, dass jeglicher Protest zwecklos war. Also erhob ich mich ebenfalls und schüttelte die Hand des Arztes, nachdem sich Dad von ihm verabschiedet hatte.

Ich folgte meinem Vater aus dem Büro und war überrascht, als er mir die Autoschlüssel zuwarf.

»Du fährst«, sagte er lediglich, doch ich sah darin das Zugeständnis, dass der Arztbesuch ihn mehr aufgewühlt hatte, als er zugeben wollte.

Ich umrundete den Mercedes und setzte mich hinters Steuer. Dad war genervt, dass ich wartete, bis er sich angeschnallt hatte, aber ich blieb stur.

Erst dann startete ich den Motor und fuhr vom Parkplatz.

»Hätten wir mehr Fragen stellen sollen?«, wollte ich wissen.

»Wozu? Wir sind informiert und egal wie sehr wir den armen Mann löchern, die Diagnose wird sich nicht ändern.«

»Aber …«

Dad hob die Hand und seufzte schwer. »Willow, bitte. Wir wussten beide, was uns erwartet. Das war lediglich die Bestätigung von dem, was ohnehin klar war – nach Monaten von Symptomen, Tests, Untersuchungen und Gesprächen.«

»Hast du denn gar nicht gehofft, dass er heute sagt, dass alles in Ordnung ist, er dir eine Packung Pillen gibt und es dir danach wieder blendend geht?«, fragte ich leise.

Dad lachte auf. »Dazu bin ich zu pessimistisch, Kind. Du bist der Sonnenschein von uns beiden.«

Damit entlockte er mir ein Schnauben. Ich war vieles, aber sicher kein gut gelaunter Sonnenschein, der ansprechende Fröhlichkeit verbreitete. So hätte ich eher meine beste Freundin Mandy beschrieben, die jeden Raum, den sie betrat, in eine ausschweifende Party verwandeln konnte – während ich mit angespannter Miene danebenstand, die Notausgänge im Blick behielt und überlegte, wer der Anwesenden wohl bewaffnet war oder, schlimmer noch, ein Cop.

»Und du musst dir auch keine Sorgen machen.« Dad tätschelte abwesend mein Knie. »Ich habe bereits angefangen, neue Pläne zu schmieden. Allerdings sieht es so aus, als würdest du die Geschäfte früher als geplant übernehmen müssen.«

Für einen Moment verkrampften sich meine Finger am Lenkrad, doch ich riss mich zusammen. »Das ist kein Problem. Ich bin bereit.«

Dad schüttelte den Kopf. »Dafür ist man nie bereit.« Er klang irgendwie mitleidig. »Ich weiß, dass du das denkst, aber … lass mich dir aus Erfahrung sagen, dass es im Endeffekt ganz anders ist.«

»Willst du jetzt wirklich so tun, als würde ich nicht schon seit Jahren einen Teil der Drecksarbeit für dich erledigen?«

»Es ist trotzdem anders, der Boss zu sein. Die Zielscheibe auf deinem Rücken wird schlagartig um ein Vielfaches größer. Natürlich respektieren die Leute dich, doch – und das ist leider die Wahrheit – sie haben auch Angst vor mir und wagen es deshalb nicht, Hand an dich zu legen. Wenn ich nicht mehr da bin und du dich allein behaupten musst, wirst du schnell feststellen, dass das sehr viel anstrengender ist.«

Ich wählte meine Worte mit Bedacht, weil ich wusste, dass es klüger war, nicht aufbrausend und impulsiv zu reagieren. »Heißt das, du hältst mich nicht für qualifiziert?«

Dad seufzte. »So war das ganz sicher nicht gemeint.«

»Wie auch immer. Ich bin fähig. Ich bin bereit. Du kannst dich auf mich verlassen.« Ich warf ihm einen Seitenblick zu. »Ende der Diskussion.«

Beinahe hätte ich gelacht, weil das auch Dads Lieblingsworte waren, um das Thema zu wechseln, wenn er nicht länger über etwas reden wollte. Offenbar kam ich mehr nach ihm, als mir klar war.

Seine Mundwinkel zuckten und er schüttelte den Kopf, bevor er seine Tablettendose aus der Hosentasche holte.

Ich versuchte, nicht allzu beunruhigt zu sein, weil er gleich drei der kleinen hellgelben Pillen einwarf. Hoffentlich hatte ich ihn nicht so sehr gestresst, dass er sie wegen mir nahm.

»Ich mache mir bloß Sorgen um dich, Willow. Du bist und bleibst mein einziges Kind – unabhängig davon, wie fähig oder bereit du dich fühlst.«

Innerlich verfluchte ich ihn, weil da nun dieser Kloß in meinem Hals steckte. »Ich weiß, Dad. Ich weiß.«

»Gut.« Er sah aus dem Fenster und rieb sich über die Stirn. »Aber natürlich ist mir klar, dass ich mich auf dich verlassen kann, und das ist eine riesige Sorge weniger. Um die restlichen drei Millionen Sorgen kümmere ich mich später.«

Ich wollte ihm sagen, dass ich ihm etliche der Sorgen abnehmen konnte, wenn er mich ließ, doch auch diese Diskussion hatten wir bereits unzählige Male geführt, sodass ich mir den Atem sparen konnte.

Wir schwiegen, bis ich in die Einfahrt zu unserem Anwesen bog. Die Wachmänner öffneten eilig das Tor für uns und ich bedachte sie mit einem Nicken.

Als ich vor dem Haus abbremste, schaute Mandy von ihrem Handy auf. Sie grinste mich an und zwinkerte mir zu, während sie lässig an ihrem schwarzen Mustang lehnte, da sie offensichtlich auf mich gewartet hatte.

Dads Miene hellte sich auf. »Mandy ist da. Sehr gut. Du hast ein bisschen Ablenkung nötig.«

»Dir ist klar, dass andere Eltern ihre Kinder nicht dazu anstiften, feiern zu gehen und Drogen zu nehmen, richtig?«

»Ach.« Er winkte ab. »Es ist wichtig, dass du gesehen wirst – unbeschwert, mit Freizeit und keinen Sorgen. Weißt du, wer unbeschwerte Freizeit und keine Sorgen hat?«

»Gute Bosse, die ihr Territorium unter Kontrolle haben«, leierte ich herunter, weil ich diesen speziellen Vortrag zur Genüge kannte.

»Das ist richtig.« Er stieg aus und ich folgte ihm.

»Hallo, Mandy«, sagte er.

»Hi, Mr M«, flötete sie und warf ihm ihr atemberaubendes Lächeln zu. »Wie war es beim Arzt?«

»Der Quacksalber hat gesagt, dass ich noch mindestens zwölf Jahre vor mir habe. Unverschämtheit, oder?«

Mandy lachte auf. »Aber wirklich. Was fällt dem Kerl ein?«

Dad zeigte wenig dezent in meine Richtung. »Tu mir einen Gefallen und bring Willow auf andere Gedanken, in Ordnung?«

»Nichts lieber als das.« Mandy nickte ihm zu, während mein Vater zufrieden auf das Haus zusteuerte. Er lief langsamer als üblich, weil er vertuschen wollte, dass ein Gehstock wahrscheinlich hilfreich gewesen wäre.

Erst als die Haustür hinter ihm zugefallen war, sah Mandy mich prüfend an. »Und? Wie schlimm war es wirklich?«

Ich fuhr mir mit beiden Händen durchs Gesicht und gab ein Stöhnen von mir. »Schlimm. Nicht allzu schlimm, aber trotzdem …«

Sie kam zu mir und drückte mich so fest, dass sie mir beinahe die Rippen brach. »Das wird schon wieder«, murmelte sie neben meinem Ohr.

Ich fühlte mich merkwürdig getröstet, obwohl ich kaum atmen konnte. »Meinst du?«

»Oh ja, definitiv. Dein Dad ist zäh und du lässt dich auch nie unterkriegen. Die Situation ist beschissen, aber wenn jemand dadurch stärker wird, dann du.«

Für einen kurzen Moment kniff ich die Augen zusammen. »Danke.«

»Nichts zu danken.« Sie löste sich von mir. »Sollen wir reingehen? Ich bin nicht mit leeren Händen gekommen.« Meine beste Freundin tätschelte ihre überdimensionierte Handtasche und ich konnte Glas klirren hören.

Mir war ehrlich gesagt überhaupt nicht nach Feiern zumute, aber Mandy brauchte schon unter normalen Umständen keinen Anreiz, mich dazu anzustiften, doch nach der Aufforderung meines Vaters würde sie alles daransetzen, mich in den nächstbesten Klub zu verfrachten.

»Nach dir.« Mandy drehte sich in Richtung Haustür und ich setzte mich gehorsam in Bewegung. Die Frau war eine Naturgewalt und kannte mich zu gut, jeglicher Widerstand war zwecklos.

Sie folgte mir bis in mein Zimmer, schnappte sich die Fernbedienung für die Soundstation und hatte ihr Handy bereits gekoppelt, noch bevor sie die Wodka-Flasche aus der Handtasche gezaubert hatte.

Ich holte zwei Gläser und zog im Gehen meine Schuhe aus, bewegte mich wie von allein im Takt.

»Siehst du? Ein bisschen Ablenkung ist genau das Richtige.« Mandy schenkte uns beiden großzügig ein und hielt mir die Hand hin.

Auf ihrer Handfläche lagen zwei kleine weiße Tabletten.

»Ich weiß nicht …« Ich zögerte. »Ich habe morgen einen langen Tag vor mir.«

Meine beste Freundin zuckte mit den Achseln. »Ich kann mich auch bei deinem Vater beschweren gehen. Er hat gesagt, dass ich dich auf andere Gedanken bringen soll, und ich nehme die Aufgaben, die er mir erteilt, immer sehr, sehr ernst.«

»Du weißt, dass du bloß unsere Buchhalterin bist, richtig? Und als unsere Buchhalterin solltest du mich bestimmt nicht dazu anstiften, MDMA zu nehmen. Das ist doch MDMA, oder?«

»Sch, papperlapapp. Als eure Buchhalterin weiß ich, dass du es dir im wahrsten Sinne des Wortes leisten kannst, dich mal zu entspannen. Also … Mund auf und hoch die Tassen.«

Ich rollte mit den Augen und öffnete den Mund. Mandy legte die Tablette auf meine Zunge und reichte mir eines der Wodka-Gläser.

»Jetzt müssen wir dich nur noch umziehen«, verkündete sie, nachdem sie ihr Glas in einem Zug geleert hatte. »Ich denke da an ein Kleid, keinesfalls länger als … hm … hier.«

Sie hielt ihre Hand lediglich knapp unter meinen Schritt und ich stürzte auf den Schreck schnell den letzten Rest Wodka in meinem Glas hinunter.

»Du bist ein furchtbar schlechter Einfluss, weißt du das eigentlich?«

»Stets zu Diensten.« Sie griff nach der Fernbedienung und änderte die Lautstärke von »laut« zu »ohrenbetäubend«.

Ich gab endgültig auf.

KAPITEL3

BECKETT

Ich war mir sowohl der Tatsache bewusst, dass ich zu schnell auf den Parkplatz fuhr, als auch darüber, dass der Ort, an dem ich meinen Wagen abstellte, nicht wirklich dazu gedacht war, aber niemand mit einem funktionierenden Gehirn war dumm genug, mich aufzuhalten oder mir zu verwehren, was ich wollte.

Zumindest niemand außer Willow Moran – der Grund für meinen Besuch hier.

Archie wartete vor der Tür auf mich und als er mich sah, ließ er seine Zigarette fallen und trat sie mit dem Absatz seines Reptilienleder-Cowboystiefels aus. Ich vertraute ihm vorbehaltlos und er hatte sehr viele positive Eigenschaften, doch ein Verständnis für Mode war nicht darunter.

»Freddie und Elliot haben sie im Blick«, sagte er und hielt mir die Tür auf.

Ich nahm seine Worte mit einem Nicken zur Kenntnis und folgte ihm über eine breite Treppe nach oben. Der dumpfe Bass hämmerte durch die große Halle, das Licht wechselte gefühlt alle drei Sekunden die Farbe und ich hatte den zweiten Treppenabsatz noch nicht erreicht, da schwitzte ich bereits aufgrund der hohen Temperatur hier drin.

Es war kein gutes Zeichen, dass Elliot mit einem Drink bereitstand, den er mir auch direkt in die Hand drückte. Wodka auf Eis, wie ich es mochte. Also wollten sie mich beschwichtigen.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und trank einen Schluck. »Okay, wie ist der Stand der Dinge?«, fragte ich, während sich der Alkohol mit einem vertrauten Brennen seinen Weg nach unten bahnte.

Elliot zuckte mit den Achseln und führte mich zur Balustrade, damit ich auf die Tanzfläche sehen konnte.

Ich brauchte keine zwei Sekunden, um Willow zwischen den zahlreichen Gästen des Klubs ausfindig zu machen. Sie und ihre kleine Freundin Mandy waren kaum zu übersehen.

Mein Blick glitt von oben nach unten und wieder zurück. Es war kaum zu leugnen, dass Willow in dem engen schwarzen Fetzen, der mit einigem guten Willen wahrscheinlich als Kleid durchging, verdammt sexy aussah. Der Stoff klebte wie eine zweite Haut an ihr, betonte jede verlockende Kurve, jede noch so verführerische Wölbung.

Meine Kehle wurde eng und ich musste mich extrem zusammenreißen, um keine Latte zu bekommen – vor allem angesichts der Tatsache, dass Willows Arm auf Mandys Schulter lag, während Mandy ihre Hand an Willows Hüfte hatte. Die beiden tanzten miteinander, als … wäre es ihr Vorspiel. Es war nicht schwer, mir vorzustellen, wie ein Lesben-Porno mit den beiden in der Hauptrolle aussehen würde.

Ob sie schon einmal Sex miteinander gehabt hatten? Die Frage tauchte einfach so in meinem Kopf auf. Ohne Vorwarnung.

Eifersucht flammte in mir auf. Ich war immer so sehr auf die unzähligen Kerle fixiert gewesen, die ihre gierigen Finger nach Willow Moran ausgestreckt hatten, dass ich nie auf die Frauen geachtet hatte. Sehr nachlässig von mir.

Ich kniff die Augen zusammen und beobachtete die beiden mit schräg gelegtem Kopf, suchte nach Anzeichen dafür, dass sie mehr als nur befreundet waren.