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Herbst liegt in der Luft: Es duftet nach reifen Äpfeln von der Streuobstwiese, nach Moos und würzigen Pilzen im Wald. Das Rascheln von goldenem Herbstlaub gibt die Stimmung vor: die geliebte Erntezeit beginnt. Die Bestsellerautorin Theresa Baumgärtner nimmt uns mit auf eine magische Reise durch den üppigen Herbst bis hin zum ersten Frost, der märchenhaft das Land überzieht: eine Zeit voller Magie und Inspiration. Aus frisch geerntetem Obst und Gemüse aus dem Garten von Hazelnut House zaubert Theresa einfache Wohlfühlgerichte. Es duftet nach Kürbissuppe und frisch gebackenem Brot aus dem Ofen. Es gibt ein Waldpicknick und den schönsten Pflaumenkuchen zum Nachmittagstee. Tiefrot sind die üppigen Dahlien für die zauberhafte Tischdekoration. Auf den Spuren von Tweed besuchen wir die weite Landschaft der schottischen Highlands. Das Geschäft "Campbell´s of Beauly" in der Nähe von Inverness gibt es seit 1858 und noch immer wird hier nach Maß geschneidert. Mit einzigartigen Geschichten und unzähligen Eindrücken im Gepäck kehren wir zurück nach Hazelnut House. In der Küche gießen wir Tee auf, backen ein erstes Blech zartknuspriges Shortbread und sind uns ganz sicher: It's Tweed Time!
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Seitenzahl: 139
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Goldene Tage
VOM GLÜCK DES ERNTENS IM GARTEN UND FELD
FÜHLEN, RIECHEN, SCHMECKEN
Warum die Gemüseernte eine Lehrstunde für alle Sinne ist
EINE FEINE GESELLSCHAFT
Die historischen Obstsorten rund um Hazelnut House
WARUM SO SPÄT ERST, GEORGINE?
Von der Liebe zu Dahlien
Komm, träume mit mir
EINE REISE NACH SCHOTTLAND
ACH WUNDER, LIEBES WUNDER
Der Zug der Wildgänse lässt uns staunen
GROSSE SZENEN, WEITES LAND
Zu Gast in einem legendären Hotel
DER STOFF, AUS DEM UNSERE TRÄUME SIND
Fashion im Tweed-Design
FLORAL ART
Ein Besuch in der Highland Flower School
GUT BETUCHT
Auf den Spuren von Tweed
Raureif
EINE VORAHNUNG AUF DEN WINTER
STERNENZEIT
Die Natur versinkt im Winterschlaf und wir holen das erste Tannengrün ins Haus
HAZELNUT HOUSE
DANK & PLAYLIST
WEITERE BÜCHER
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TEAM
IMPRESSUM
Vom späten Sommer bis zum frühen Herbst sind es gefühlt nur wenige Tage. Der Übergang ist fließend, ja beinahe unbemerkt.
Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster wird es deutlich. Erster Nebel hat sich wie ein Weichzeichner über das Land gelegt. Ich streife meinen Wollmantel über und schlüpfe in die Gummistiefel. Die Luft ist kühl, es riecht nach feuchtem Moos, reifen Äpfeln und Quitten. Die Dahlien und Hortensien, die ich für die Vase schneide, verbreiten herb-würzige Gerüche. Es sind alles Düfte, die ich sehr liebe, denn ich verbinde sie augenblicklich mit einer wundervollen Jahreszeit.
Es ist die Zeit der Ernte im Garten und auf dem Feld. Gibt es etwas Schöneres als den Geschmack einer Möhre, die soeben aus der Erde gezogen wurde? Und ist der erste Schluck Apfelsaft aus der Mosterei nicht göttlich? Der vielbeschworene Geschmack der Kindheit: Gerade die Erntezeit bietet eine Fülle von Gelegenheiten, ihn wieder zu finden oder neu zu erfahren. Gemeinsam draußen in der Natur zu sein, dafür lassen sich auch die Kinder schnell begeistern. Ob beim Graben in der Erde oder beim Pflücken von Früchten, es sind Glücksmomente für die ganze Familie.
Stolz tragen sie ihre Ernteschätze in die Küche und wollen sofort beim Kochen helfen. Es duftet nach Kürbissuppe und nach frisch gebackenem Brot aus dem Ofen. Der Herbst sorgt für ein naturverbundenes Lebensgefühl und eröffnet zugleich die gemütliche Saison im Haus. „Tweed Time“ nenne ich gern diese Zeit, denn ihre Stimmung passt so gut nach Schottland. Und dorthin wollen wir mit diesem Buch auch reisen. Die weite Landschaft der Highlands zeigt sich gerade im Herbst von ihrer wildromantischen Seite.
Auf den Spuren von Tweed besuchen wir eine Weberei und erfahren viel über diesen robusten, wunderschönen Klassiker.
Das Geschäft „Campbell’s of Beauly“ in der Nähe von Inverness gibt es seit 1858, und noch immer wird hier nach Maß geschneidert. Ursprünglich wurden Kleidungsstücke aus Tweedstoff gefertigt, um gegen das raue, feuchte Klima Schottlands gut gerüstet zu sein. Also ein perfekter Stoff zum Wandern, Fischen, Jagen und Vögelbeobachten. Längst wird Tweed zu vielen Anlässen getragen. Und in einer Zeit, in der viel über Nachhaltigkeit gesprochen wird, ist der langlebige Wollstoff wieder sehr gefragt.
Inspiriert von vielen unvergesslichen Eindrücken und Geschichten kehren wir nach Hazelnut House zurück. Die Tage werden schon spürbar kürzer und die erste Frostnacht kündigt den Winter an. In der Küche gießen wir Tee auf, backen ein erstes Blech zartknuspriges Shortbread und sind uns ganz sicher: It’s Tweed Time!
Für diese wundervolle Zeit wünsche ich allen viel Freude beim Entdecken, Ernten und Genießen.
VOM GLÜCK DES ERNTENS IM GARTEN UND FELD
Warum die Gemüseernte eine Lehrstunde für alle Sinne ist.
Welch magische Atmosphäre auf dem Feld im Frühherbst. Es ist noch alles nebelfeucht, aber die erste Morgensonne kündigt einen milden Tag an. Wir schlüpfen in die Gummistiefel und stülpen die Gartenjacken über. In der Schubkarre liegen Körbe und Erntemesser. Im Küchengarten von Hazelnut House wachsen Kürbisse, deren trockene Blätter schon das Saisonende ahnen lassen. Es sind die Sorten Hokkaido, Butternut, Muscade de Provence und ganz neu Autumn Cup, ein tiefgrüner Kürbis mit einem wunderbar süßlichen Aroma. „Bitte nicht zu kurz abschneiden! Jeder muss ein handgroßes Stück vom Stängel behalten, so können wir sie bis zum Winter aufbewahren“, erkläre ich den Kindern. Voller Eifer sind sie bei der Sache und tragen die Kürbisse zusammen. „Dieses Schwergewicht ist unser Kürbiskönig!“, rufen sie mir johlend entgegen. Nach Sorten geordnet legen wir unsere Ernte in die Sonne. Ein paar Tage müssen sie noch trocknen und nachreifen, bis wir schließlich in der Küche köstliche Dinge daraus zaubern.
Das Ernten von Kürbissen, das Sammeln von Walnüssen oder das Suchen von Pilzen, die Erntezeit ist immer voller schöner Geschichten. Und wer in der Stadt wohnt, sollte in dieser Zeit hinausfahren auf das Land, um sie selbst zu entdecken.
„Überall ist Wunderland“, schrieb Ringelnatz in einem seiner Gedichte. Als Kind habe ich dieses Wunderland oft bei meinen Großeltern im Badischen gefunden, die Erlebnisse dort haben mich tief geprägt. Die Natur und der ländliche Garten erschienen mir zusammen wie eine gigantische, verzauberte Parfümerie, ein Ort, um Düfte und Gerüche für immer zu sammeln. Wenn ich die Augen schließe, kann ich die Duftkomponenten aus der Kindheit deutlich abrufen: Da ist die intensiv süßliche Note reifer Mirabellen von der Streuobstwiese, der milchsaure Wohlgeruch von frischem Sauerkraut oder der erdige Duft von Wurzelgemüsen.
Durch zu frühes Ernten, lange Transportwege und Lagerung in Kühlhäusern verschwinden viele Aromen einfach, als hätte es sie nie gegeben. In den Auslagen der Supermärkte liegt in der Regel nur makelloses, genormtes Obst und Gemüse. Auf der Suche nach dem echten, ursprünglichen Geschmack führt uns der Weg deshalb immer wieder dorthin, wo im Einklang mit der Natur gearbeitet wird. Auf dem Fromburger Hof, etwa zehn Autominuten von Hazelnut House entfernt, betreibt Jeff Weydert einen nachhaltigen, regionalen Gemüseanbau nach dem Prinzip einer solidarischen Landwirtschaft. Das bedeutet, während der Saison können Mitglieder durch ein Abo den Hof unterstützen und dafür jede Woche auf dem Feld ernten, was gerade reif ist.
Jetzt im Herbst wirkt das üppige Gemüsefeld wie ein Stück Garten Eden. Wir flanieren durch die Reihen und bewundern Blumenkohl, toskanischen Schwarzkohl und dicke Wirsingköpfe. Hohe Sonnenblumen begrenzen das Möhrenbeet. Mit einer Grabegabel stechen wir vorsichtig in die lockere Erde und heben die Möhren der Sorte Nantaise an die Oberfläche. Welch ein unbeschreiblicher Geruch strömt uns in diesem Moment entgegen! Das Bündel besteht aus dicken, dünnen und auch schief gewachsenen Wurzeln. Wir nehmen alle mit. Die Erde ist schnell abgeklopft, eine besonders schöne Karotte wird schnell am Ärmel etwas poliert und augenblicklich probiert! Und? Ein kleines Feuerwerk der Aromen umspielt den Gaumen. Der Geschmack ist süß, zugleich kräftig-würzig und glückselig machend.
GERÄUCHERTE MAKRELE IST EIN KLASSIKER. DOCH AUCH ALS FILET FRISCH GEBRATEN AUS DER PFANNE IST DIESER FISCH EINE EMPFEHLUNG!
ZUTATEN FÜR 4–6 PERSONEN:
2
Äpfel
1
mittelgroße Sellerieknolle (ca. 500 g) Saft von
½
Zitrone
1
Eigelb
1
geriebene geschälte Knoblauchzehe
1 geh. TL
Senf
1 Prise
Meersalz
200 g
neutrales Öl
200 g
griechischer Joghurt
2
Makrelenfilets
1 EL
Butterschmalz
etwas
Fleur de Sel
ZUM DEKORIEREN:
50 g
gehackte Walnüsse
½ Bund
Schnittlauch, frisch in Röllchen geschnitten
Die Äpfel waschen. Die Sellerieknolle schälen. Mit einem Spiralschneider den Sellerie und die Äpfel in feine Spaghetti schneiden und beides mit dem Zitronensaft beträufeln. Die Spaghetti in ca. 6 cm lange Stücke schneiden.
In einem hohen Gefäß das Eigelb mit dem Knoblauch, dem Senf und dem Meersalz vermengen. Mit einem Pürierstab pürieren und währenddessen langsam das Öl in einem feinen Strahl dazugießen. Anschließend den Joghurt untermengen. Die Sellerie- und Apfelstreifen mit dem Dressing vermischen.
Die Makrelenfilets waschen, trocken tupfen und schräg in je drei Stücke teilen. In einer Pfanne das Butterschmalz erhitzen und die Makrelen darin von beiden Seiten anbraten. Zum Schluss mit etwas Fleur de Sel bestreuen und mit dem Sellerie-Apfel-Salat auf Tellern anrichten. Den Salat mit den Walnüssen und dem Schnittlauch bestreuen.
WENN DER HERBSTWIND NEUE REGENSCHAUER ÜBER DIE HIGHLANDS TRÄGT, IST ES ZEIT, IN EIN GEMÜTLICHES CAFÉ EINZUKEHREN. DIE ANGEBOTENEN TORTEN SIND DORT OFT VIEL SÜSSER UND BUNTER, ALS WIR ES KENNEN. DESHALB WAREN DIE APFELKUCHEN MEIST UNSERE FAVORITEN.
ZUTATEN FÜR EINE KASTENFORM (CA. 30 CM LÄNGE):
FÜR DEN TEIG:
150 g
weiche Butter (Zimmertemperatur)
150 g
heller Rohrohrzucker
1 Pck.
Bourbon-Vanillezucker
3
Eigelb
250 g
Äpfel (2 kleine Äpfel)
3
Eiweiß
1 Prise
Meersalz
100 g
gemahlene Mandeln
100 g
Dinkelmehl, Type 630
1 Prise
gemahlener Ceylon-Zimt
1 TL
Natron
1 Pck.
Backpulver
FÜR DEN BELAG:
250 g
Äpfel (2 kleine Äpfel)
1 EL
Zitronensaft
30 g
Honig
20 g
Butter
ZUM BESTÄUBEN:
etwas
Puderzucker
etwas
Butter für die Form
Den Backofen auf 180 °C (Umluft) vorheizen und die Kastenform mit etwas Butter einfetten. Für den Teig die Butter, den Rohr- und den Vanillezucker in eine Schüssel geben und zu einer weißen Creme schlagen. Unter Rühren die Eigelbe nach und nach dazugeben.
Die Äpfel waschen und samt Schale auf der Vierkantreibe grob reiben. Das Eiweiß mit dem Salz steif schlagen. Die Mandeln, das Mehl, den Zimt, das Natron und das Backpulver in einer Schüssel miteinander vermengen.
Nacheinander jeweils ein Drittel von der Mehlmischung, dem Eischnee und den geriebenen Äpfeln mit einem Spatel unter die Buttercreme heben. Diesen Vorgang mit den nächsten Dritteln jeweils wiederholen. So wird der Teig besonders luftig. Den Teig in die Kastenform füllen und 25 Minuten im heißen Ofen backen.
In der Zwischenzeit für den Belag die Äpfel waschen, samt Schale und Kerngehäuse mit einem scharfen Messer in ca. 3 mm dicke Scheiben schneiden und mit dem Zitronensaft beträufeln. Den Honig und die Butter in einer Pfanne erhitzen und die Apfelscheiben darin schwenken.
Die Form aus dem Ofen nehmen und die glasierten Apfelscheiben auf der Teigoberfläche überlappend anordnen. Nun den Kuchen weitere 15 Minuten zu Ende backen. Mit einem Holzstäbchen die Garprobe machen. Den Kuchen in der Form auskühlen lassen und danach mit etwas Puderzucker bestäuben.
Tipp: Dazu schmeckt himmlisch eine salzige Karamellsauce, die leicht herzustellen ist: 50 g hellen Rohrohrzucker in einer beschichteten Pfanne mit 1 EL heißem Wasser schmelzen lassen. Dabei nicht in der Pfanne rühren! 60 g weiche Butterwürfel (Zimmertemperatur) und 1 Prise Meersalz dazugeben. 100 ml leicht erwärmte Sahne dazugießen. Jetzt alles gut verrühren und kurz aufkochen lassen. Die Sauce zum Abkühlen in ein Kännchen füllen.
ZU DEN LIEBLINGSBIRNEN, DIE WIR AUF UNSERER STREUOBSTWIESE NEU GEPFLANZT HABEN, ZÄHLT DIE „CONFERENCE“. DIESE SÜSS-WÜRZIGE BIRNE WURDE 1895 VON DEM ENGLISCHEN ZÜCHTER THOMAS FRANCIS RIVERS AUF EINER KONFERENZ DER ROYAL HORTICULTURAL SOCIETY EINGEFÜHRT.
ZUTATEN FÜR EINE TARTEFORM (29 X 20 CM):
FÜR DEN TEIG:
75 g
Dinkelvollkornmehl, fein gemahlen
75 g
Dinkelmehl, Type 630
1 Prise
Meersalz
50 g
heller Rohrohrzucker
100 g
kalte Butter
1
Eigelb
FÜR DEN GUSS:
25 g
Butter
2
Eier
1 Prise
Meersalz
50 g
heller Rohrohrzucker
1 Pck.
Bourbon-Vanillezucker
30 g
Dinkelmehl, Type 630
125 g
Crème fraîche
1 EL
Rum
ZUM BELEGEN:
1–2
Birnen (z. B. Conference)
ZUM GLASIEREN:
2 EL
Ahornsirup
etwas
Butter für die Form
etwas
Dinkelmehl für die Arbeitsfläche Backpapier und getrocknete Hülsenfrüchte zum Vorbacken
Die Tarteform einfetten. Für den Teig das Vollkornmehl, das Dinkelmehl, das Salz und den Zucker in eine Rührschüssel geben. Die Butter in Würfel schneiden, hinzufügen und alles mit der Hand vermengen, bis Streusel entstehen. Zum Schluss das Eigelb hinzugeben und alles rasch zu einem Mürbeteig kneten. Den Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und die Form damit auslegen, dabei einen 1 cm hohen Rand stehen lassen. Die Form abdecken und 30 Minuten kühl stellen.
In der Zwischenzeit den Backofen auf 180 °C (Umluft) vorheizen. Den Teig ein paar Mal mit einer Gabel einstechen, mit einem Stück Backpapier belegen und mit den Hülsenfrüchten beschweren. Den Mürbeteig 10 Minuten im heißen Ofen vorbacken. Anschließend das Papier mit den Hülsenfrüchten entfernen und den Teig in der Form auskühlen lassen.
Für den Guss die Butter schmelzen und beiseitestellen. Die Eier, das Salz, den Rohrzucker, den Vanillezucker und das Mehl mit einem Schneebesen verrühren. Zum Schluss die geschmolzene Butter, die Crème fraîche und den Rum kurz unterrühren.
Die Birnen waschen, abtrocknen und mit Schale längs in möglichst dünne Scheiben schneiden. Dabei das Innenstück mit dem Kerngehäuse aussparen. Den Backofen auf 160 °C zurückschalten. Den Guss auf dem Teigboden verteilen, die Birnenscheiben darauflegen und die Tarte 30–35 Minuten im heißen Ofen backen. Nach dem Backen die Tarte noch heiß mit dem Ahornsirup glasieren. Danach vorsichtig aus der Form lösen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
Königliche Renette und Purpurroter Cousinot.Die historischen Obstsorten rund um Hazelnut House.
Es gibt Orte, die transportieren augenblicklich Erinnerungen in die Gegenwart. Die Streuobstwiese, die an das Landhaus aus dem Jahr 1851 angrenzt, ist so ein Ort für mich. Einem spontanen Gedanken folgend war ich vor ein paar Jahren aus der Stadt hinaus auf das Luxemburger Land gefahren. Es war ein regnerischer, trüber Nachmittag gewesen, als ich das erste Mal die Wiese sah, die uns zukünftig begleiten sollte. Mein Eindruck von damals lässt sich nicht leicht mit Worten umschreiben, aber dieses Bild kommt ihm sehr nah: Ohne Vorankündigung schlichen sich bei dieser Begegnung die alten, hochgewachsenen Obstbäume in mein Herz, um für immer dort zu bleiben. Ich lief durch das feuchte Gras und hatte sofort das Gefühl einer Vertrautheit. Der urwüchsige, charaktervolle Obstgarten erinnerte mich an die Wiesen des geliebten Großvaters, an die unbeschwerten Kindersommer dort.
Inzwischen streife ich oft durch diesen Teil des Gartens, so wie heute an diesem herbstlichen Morgen. Mit einem Becher frisch aufgebrühtem Kaffee in der Hand spaziere ich dorthin, wo die Hochstämme aus Äpfeln, Birnen, Zwetschgen und Mirabellen eine beeindruckende Gemeinschaft bilden. Einige sind leicht geneigt oder windschief gewachsen, andere haben weit ausladende, gleichmäßige Kronen. Jeder Baum hat seine individuelle Gestalt.
Streuobstwiesen haben eine lange bäuerliche Tradition und prägen unsere Kulturlandschaft. Fast zu jedem Hof gehörte früher ein Küchengarten für den Anbau von Gemüse, Kräutern und Blumen und auch eine Wiese mit Obstbäumen. Kultiviert wurde stets eine Selektion von Sorten, die zum entsprechenden Klima und zu den Bodenverhältnissen passten.
Im Zuge der Flurbereinigung verschwanden nach und nach immer mehr Obstwiesen aus der Landschaft. Und für den Erwerbsanbau nach EU-Normen waren die Hochstämme mit den alten Sorten wenig geeignet. Hier setzt man bis heute auf neue Züchtungen, die auf schnell wachsenden Unterlagen sehr gute Erträge sichern. Zwar hat sich die Zahl der Streuobstwiesen drastisch verringert, aber inzwischen hat sich die Sichtweise doch verändert. Viele Gemeinden und Vereine setzen sich mit Pflegemaßnahmen und Neuanpflanzungen für ihren Erhalt ein. Man schätzt die Obstwiese als wertvolles Biotop und besinnt sich wieder auf die unglaubliche Geschmacksvielfalt der historischen Obstsorten.
Auch die Obstbäume im Garten von Hazelnut House erzählen ein Stück europäischer Kulturgeschichte. Es ist wie ein Stelldichein berühmter Namen, die sich hier versammelt haben: Da wäre zum Beispiel die „Königliche Renette“. Sie wurde einst auf einer pomologischen Tafel von 1867 als bester Tafelapfel erwähnt. Als klassischer Weihnachtsapfel gilt unser „Purpurroter Cousinot“. Zum festlichen Dekorieren polieren wir seine rotschaligen, kleinen Äpfel, bis sie glänzen. Neu gepflanzt haben wir die robuste, regionale Sorte „Luxemburger Triumph“. Das ist ein fein-aromatischer Apfel, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts im luxemburgischen Junglinster als Zufallssämling entdeckt wurde.
Die beste Pflanzzeit ist jetzt im Herbst. Wer Hochstämme verwendet, muss sich allerdings in Geduld üben. Etwa fünf bis zehn Jahre kann es schon dauern, bis die Bäume Früchte tragen. Doch danach ist die Ernte so reichlich, dass wir zum großen Apfelfest laden können.
BEI DER APFELERNTE AUF DER STREUOBSTWIESE DARF NATÜRLICH EINE FRISCHE TARTE AUS DEM OFEN NICHT FEHLEN!
ZUTATEN FÜR EINE TARTEFORM (∅ 28 CM):
750 g
Äpfel Saft von
½
Zitrone
100 g
gemahlene Mandeln oder Haselnüsse
70 g
heller Rohrohrzucker
100 g
Dinkelmehl, Type 630
1 Prise
Meersalz
1 Msp.
gemahlener Ceylon-Zimt
100 g
kalte Butter
ZUM BESTREICHEN:
2 EL
Quittengelee
etwas
Butter für die Form
etwas
Dinkelmehl für die Arbeitsfläche
Die Tarteform mit etwas Butter einfetten. Die Äpfel waschen, vierteln, vom Kerngehäuse befreien und in dünne Spalten schneiden. Die Apfelspalten in einer Schüssel mit dem Zitronensaft vermischen, damit sie nicht braun werden.
Für den Teig die Mandeln, den Zucker, das Mehl, das Salz und den Zimt in eine Rührschüssel geben. Die Butter in kleine Würfel schneiden und hinzufügen. Alles mit der Hand kurz vermengen, bis Brösel entstehen. Die Brösel zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche auf etwa die Größe der Form ausrollen. Die Form mit dem Teig auslegen, dabei einen 1 cm hohen Rand formen. Nach Belieben mit einer Gabel ein Muster in den Rand drücken.