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Der junge Hybrid, Cassiel Danel, ist ein sanftmütiges, zierliches und vor allem seltenes Wesen auf dieser Welt. Eines der seltensten überhaupt. Welches am eigenen Leib erfährt, was passiert, wenn man als solches das Pech hat, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Entführt, seiner Würde beraubt und zu einem Spielzeug für Erwachsene degradiert, bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, was man aus ihm gemacht hat. Und still auf einen Käufer zu hoffen, der ihn nicht allzu schlecht behandelt. Doch war es als Mensch-Engel-Mix in den Fängen dunkler Kreaturen überhaupt möglich, an jemanden zu geraten, der ihn freundlich behandelt? Durfte er ein halbwegs normales Leben führen? Oder war er dazu verdammt, von nun an als gebrochener Sexsklave sein Dasein an einer kurz gehaltenen Leine zu fristen? Konnten Vampire, welche die sogenannte Unterwelt auf Erden an der Seite anderer mächtiger Wesen regierten, sich verlieben und zärtlich sein? Würden sie überhaupt versuchen, die fragile Seele eines Engels vor dem Zerbrechen zu bewahren? Oder würde sein Besitzer mit Freude zusehen, wie er in den Abgrund stürzte? So viele Fragen und Cassiel würde auf jede eine Antwort bekommen, ob er wollte oder nicht. Erste Auflage: Ich bin Dein – Trilogie Neuauflage: Seelenbund – Trilogie M/M Urban-Fantasyroman
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Seitenzahl: 354
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Katharina Fendt
Two Souls
Band 1
Buchbeschreibung:
Der junge Hybrid, Cassiel Danel, ist ein sanftmütiges, zierliches und vor allem seltenes Wesen auf dieser Welt. Eines der seltensten überhaupt. Welches am eigenen Leib erfährt, was passiert, wenn man als solches das Pech hat, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.
Entführt, seiner Würde beraubt und zu einem Spielzeug für Erwachsene degradiert, bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, was man aus ihm gemacht hat. Und still auf einen Käufer zu hoffen, der ihn nicht allzu schlecht behandelt.
Doch war es als Mensch-Engel-Mix in den Fängen dunkler Kreaturen überhaupt möglich, an jemanden zu geraten, der ihn freundlich behandelt? Durfte er ein halbwegs normales Leben führen?
Oder war er dazu verdammt, von nun an als gebrochener Sexsklave sein Dasein an einer kurz gehaltenen Leine zu fristen?
Konnten Vampire, welche die sogenannte Unterwelt auf Erden an der Seite anderer mächtiger Wesen regierten, sich verlieben und zärtlich sein? Würden sie überhaupt versuchen, die fragile Seele eines Engels vor dem Zerbrechen zu bewahren? Oder würde sein Besitzer mit Freude zusehen, wie er in den Abgrund stürzte?
So viele Fragen und Cassiel würde auf jede eine Antwort bekommen, ob er wollte oder nicht.
Erste Auflage: Ich bin Dein – Trilogie
Neuauflage: Seelenbund – Trilogie
Katharina Fendt
Two Souls
Seelenbund
YOU ARE MY SALVATION IN THE DARKNESS
Roman
Neuauflage, 2023
© by Katharina Fendt 2023
Brunnengasse 9
86856 Hiltenfingen
©alle Rechte vorbehalten
Lektorat und Korrektur: Franziska Eife
Coverdesign © by Hannah Sternjakob unter Verwendung von lizensierten Motiven von Depositphotos
Prolog
Vor 4 Monaten
„Cas, ... das ist nicht dein Ernst!“ Tobi Davis schenkte seinem besten Kumpel einen verständnislosen oder flehenden Blick, je nachdem, wie man ihn interpretierte, aus weit geöffneten Augen. „Du kannst doch jetzt nicht schon wieder gehen! Wir sind eben erst angekommen!“
Cassiel Danel, Spitzname Cas, lachte nur leise. Lief weiter den langen, abgedunkelten Flur entlang in Richtung Garderobe und warf seinem langjährigen Kumpel, der ihm mit großen Schritten folgte, immer wieder Blicke aus belustigt funkelnden Augen über seine Schulter hinweg zu.
Dort angekommen sah er demonstrativ auf seine Armbanduhr, die er sich vor sein Gesicht hielt. Drehte sich dann schmunzelnd zu dem etwa zehn Zentimeter größeren, schwarzhaarigen Bad Boy um, welcher für ihn schon seit einigen Jahren wie ein Bruder und Beschützer war, und meinte mit einem Lachen in der Stimme: „Eben erst angekommen?“ Cas kicherte leise. „Wir haben 2 Uhr, Tobi. Was bedeutet, wir sind schon seit fünf Stunden hier. Trinken einen Cocktail nach dem anderen und bewegen uns fast ununterbrochen zu den Beats der Trance-Musik. Halt, ... stopp - ich habe das die letzten Stunden über getan.“
Der Kleinere neigte seinen Oberkörper näher zu Tobi und starrte ihm direkt in die grünen Augen. „Du warst nur am Flirten!“
Die ganze Zeit über war das belustigte Funkeln nicht ein einziges Mal aus den Augen des Kleineren gewichen.
Cassiel war, im Endeffekt und einfach ausgedrückt, das genaue Gegenteil von Tobi.
Nicht nur, dass er ein ganzes Stück kleiner, genauer gesagt nicht einmal 1,80 Meter groß, und zwei Jahre jünger war, nein, er war auch um einiges zierlicher, nicht so breit gebaut und mit Muskeln vollgepackt wie der Ältere.
Was jedoch nicht bedeutete, dass er nichts ‚Männliches‘ an sich hatte.
Im Gegenteil. Seine Statur passte perfekt zu seinem recht schmal geschnittenen Gesicht, aus welchem die bernsteinfarbenen Augen und dunklen Augenbrauen nur so herausstachen, die einen Kontrast zu den kühlen, platinblonden Haaren und dem hellen, Porzellan ähnlichen, Hautton bildeten.
Engel. Das war das Wort, welches einigen bei seinem Anblick wahrscheinlich als erstes in den Sinn kam, wenn sie ihn sahen.
Womit sie nicht ganz unrecht hatten.
Cassiel war ein Hybrid. Eine Kreuzung aus Mensch und Engel.
Diese Tatsache hielt er jedoch vor der Welt verborgen, es war sein wichtigstes Geheimnis, welches er nicht einmal Tobi anvertraut hatte, aus Angst davor, was man mit ihm tun würde, wenn ans Licht kam, was er war.
Und diese Angst war ja nicht unbegründet. Menschen konnten grausam sein!
Er selbst hatte auch nur durch Zufall herausgefunden, dass er doch tatsächlich Flügel besaß, und sich danach selbst zusammengereimt, was er sein könnte. Es war ein Schock gewesen!
Zu viele Filme und Bücher, welche die Fantasie anregten, was einem männlichen Engel auf der Erde alles passieren konnte.
Reichte schon sein doch recht ungewöhnliches, leicht feminines und auffälliges Aussehen, um jeden Blick auf sich zu ziehen, da mussten sie nicht noch wissen, dass er flauschige, weiße Flügel hatte.
Sein nicht gerade vor Kraft strotzendes Aussehen hatte dennoch etwas Positives, denn es hatte in Tobi den Beschützerinstinkt geweckt und ihm damit einen besten Freund beschert, der ihm, wann immer es diesem möglich war, wie ein Schatten folgte. Wogegen Cas nicht den kleinsten Einwand hatte.
Im Gegenteil, es erleichterte sein Leben ungemein, denn der Schwarzhaarige hielt ihm wie selbstverständlich die aufdringlichen Leute aller Art vom Hals, ohne dass Cassiel ihn erst darum bitten musste.
„Das stimmt doch gar nicht!“, murrte Tobi mit leicht nachdenklich gerunzelter Stirn. „Okay, ... vielleicht – aber du musst zugeben, dass die Mädels wirklich niedlich waren.“
Cas kicherte und Tobi setzte noch ein regelrecht flehendes, „... bitte, Cassie – ich will noch nicht heim!“, hinten dran.
Der Blonde streifte sich seine Jacke über und schenkte seinem Kumpel ein freundliches Lächeln aus warmen, goldfarbenen Augen.
„Du musst doch noch nicht gehen, Tobi. Nicht wegen mir, nur weil ich in mein Bett will! Ich kann auch mal allein nach Hause.“
Der Ältere sah nicht sehr überzeugt aus, verzog sein Gesicht und verschränkte seine muskulösen Arme vor der Brust, um das Ganze noch etwas zu unterstreichen. „Ich weiß nicht!“
„Aber ich.“ Cassiel legte dem Schwarzhaarigen eine Hand auf die verschränkten Unterarme. „Mach dir keinen Kopf! Es wird mir schon nichts passieren.“
Wie falsch er mit dieser leichtfertigen Aussage lag, wurde dem Hybriden nur zu deutlich bewusst, nachdem ihm nicht weit vom Club entfernt ein Tuch von hinten über Nase und Mund gedrückt wurde.
Das letzte, was er wahrnahm, bevor ihm schwarz vor Augen wurde, waren die leise in sein Ohr geraunten Worte. „Kleine Engel sollten zu so später Stunde besser nicht mehr allein unterwegs sein!“
1
„Ravyn.“
Ein großgewachsener Mann, umgeben von Bodyguards, trat leicht lächelnd auf den anderen zu. Welcher sich genau in diesem Moment von seinem Sessel, der zu einer Sitzgruppe gehörte, erhob, ihm begrüßend die Hand reichte und dabei ebenfalls lächelte.
„Ist dir keine andere Location eingefallen?!“
Ravyn Ise, ein ebenfalls großgewachsener, blonder Vampir und Boss des Gerlari-Syndikats, grinste bei diesen herzlichen Worten zur Begrüßung und ließ sich wieder auf seinen Platz sinken. „Auch schön, dich zu sehen, Igarashi-sama. Wie lange ist es her? Zehn Jahre, ... fünfzehn?“
Der Neuankömmling wies seine Männer mit einer knappen, wortlosen Geste an, sich etwas abseits zu stellen, und ließ sich dann gegenüber Ravyn mit nachdenklicher Miene in einen der freien Sessel sinken. „So in etwa dürfte das durchaus hinkommen – ja.“
Aaran Igarashi überschlug mit einer fließenden Bewegung seine Beine. Der Mann war, wie sein Gegenüber, ein Vampir. Knappe zwei Meter groß. Muskulös gebaut. Mit stufig geschnittenen dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren, von denen ihm ein paar Strähnen ins Gesicht hingen. Die blau-silbernen, durchdringenden Augen passten perfekt zu der geraden Nase und den schmalen, sinnlichen Lippen, die sich in einem männlichen, dennoch nicht zu kantigen Gesicht befanden, welches nicht einmal den Ansatz eines Bartes zeigte.
Außerdem sah er keinen Tag älter aus als fünfunddreißig und das würde, wie bei allen seiner Rasse, auch den Rest seines unsterblichen Lebens so bleiben.
Zudem umgab ihn diese eine bestimmte, einschüchternde Aura, die mit der eines geborenen Anführers oder Alphas zu vergleichen war. Und jedem nur zu deutlich signalisierte, mit was sie es zu tun hatten.
Sie ließ in allen Wesen, die selbst keine solche Ausstrahlung besaßen, unweigerlich das Gefühl aufkommen, dass man besser daran tat, sich diesen Mann nicht zum Feind zu machen.
Und dabei war es vollkommen egal, welcher Spezies man angehörte.
Aaran Igarashi war einer der letzten lebenden GEN1.
Ein Vampir der ersten Generation und somit einer der ältesten seiner Art überhaupt.
Ein geborener Anführer, ein Herrscher, was ihm sein Leben als Geschäftsmann und Oyabun nicht gerade erschwerte. Im Gegenteil. Und das trotz der Tatsache, dass er, obwohl seine Mutter aus Japan stammte, nicht im entferntesten wie ein Japaner oder jemand mit asiatischer Abstammung aussah.
*
„Möchtest du dir etwa ein Pet zulegen?“ Der Japaner schmunzelte leicht und kramte seine Zigarettenschachtel aus der Tasche seiner Anzugjacke. Nur um sich im Anschluss eine seiner heißgeliebten Sobranie Black Russian anzuzünden.
„Ich … mir … ein Pet …“ Der blonde GEN2 lehnte sich grinsend zurück und trank einen Schluck aus seinem Whiskyglas.
„Nein. Allerdings suche ich immer noch nach einem Geburtstagsgeschenk für meinen Bruder. Eventuell – wer weiß, was der Abend noch so bringt.
Mir sind diese Clubs einfach lieber, keine Menschen, vor denen man sich verbergen muss. Die Pets der Gäste sind nett anzusehen und allgemein ist es angenehmer, als den Abend in einem Separee irgendeines Restaurants zu verbringen, um etwas zu plaudern.
Was führt einen einflussreichen Japaner wie dich nach Atlanta? Ich habe meinen Sekretär dreimal gefragt, ob er sich nicht doch mit dem Namen vertan hat, schließlich war meine letzte Info, dass du Asien jahrzehntelang nicht verlassen hast.“
Der Schwarzhaarige lachte dunkel, winkte eine Bedienstete zu ihrer Sitzgruppe, um sich ebenfalls ein Glas Whisky zu bestellen, und antwortete, nachdem die Dame wieder gegangen war. „Ich war geschäftlich in Tallahassee.“
„Shay Nox?“ Der Blonde runzelte die Stirn und beobachtete den Älteren aufmerksam.
„Wenn ja – würde ich an deiner Stelle erst einmal keinem einzigen Vertrag zustimmen, oder was immer du vorhattest!“
Der blauäugige Oyabun zog eine Augenbraue Richtung Haaransatz. „Und mit welcher Begründung?!“
„Der räudige Köter mischt sich seit geraumer Zeit in meine Geschäfte ein und scheint die Warnungen, welche ich ihm, so freundlich wie ich bin, auch noch zukommen lasse, nicht wirklich ernst zu nehmen.
Vielleicht gibt ja sein Sohn einen etwas intelligenteren Alpha ab. Es wird an ihm liegen, wie das Ganze demnächst ausgeht, denn eine weitere Warnung meinerseits wird es nicht geben!“
Aaran nickte verstehend. Trank einen großzügigen Schluck aus dem bis zur Hälfte gefüllten Kristallglas, welches die Angestellte in der Zwischenzeit gebracht hatte, und ließ seinen Blick langsam durch den Raum schweifen.
Sein alter Freund hatte recht. Ein langweiliges, abgeschottetes Separee konnte hiermit nicht mithalten. Dieser Ort hier hatte etwas ganz Eigenes. Mit seinen im ganzen Raum verteilten Sitzgruppen, welche aus halbrunden Sofas, Sessel und Glastischen bestanden. Der großen Bühne im vorderen Teil des Raumes und den drei runden Plattformen. Welche sich in größeren Abständen zwischen den Sitzgruppen befanden und von einer hohen Glasscheibe umgeben waren.
Es gab einer Person wie ihm das Gefühl der Überlegenheit.
Nicht, dass er sich seiner Wirkung auf andere nicht bewusst war, doch diese Clubs pushten dieses Gefühl eines jeden Oberhauptes noch einmal zusätzlich. Dabei war es egal, ob man sich an der Spitze der Macht befand oder nur so tat.
Was wohl mitunter daran lag, dass nur ausgewählte Persönlichkeiten überhaupt Zutritt hatten. Und natürlich an den Sklaven. Haustiere oder Pets, wie sie hauptsächlich genannt wurden, welche sich brav an der Seite ihrer Besitzer aufhielten. Oder von diesen auf den Plattformen zur Schau gestellt wurden.
Nur knapp bekleidet, wenn überhaupt, mit Manschetten und Halsbändern, an denen meist eine Leine befestigt war.
Man konnte das alles hier durchaus mit einem noblen BDSM-Club vergleichen. Mit einem gewaltigen Unterschied – die Pets hier gaben nicht nur den unterwürfigen Submissiven vor. Sie waren die rechtmäßigen Sklaven, das Eigentum ihrer Master. Die mit ihnen machen konnten, was immer sie wollten.
Sie wurden von diesen meist auf solchen Auktionsabenden, wie heute einer war, erstanden. Nur um dann gewöhnlich als Statussymbol den anderen präsentiert und vorgeführt zu werden. Oder natürlich, um seine eigenen perversen Gelüste zu befriedigen. Schließlich interessierte es niemanden, was mit den Sklaven geschah.
Aarans Blick wanderte von den zur Schau gestellten Pets auf einer der Plattformen zur Bühne. Auf der in diesem Moment der nächste Nekohybrid vom Auktionator angepriesen und an den Meistbietenden versteigert wurde.
Soweit er wusste, arbeiteten die Inhaber solcher Clubs meist mit Organisationen zusammen, welche die Ware liefern konnten. Sei es durch penibel geplante Entführungen ansehnlicher Wesen aller Art oder die eigene Zucht.
Der Yakuza wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Auktionator die Lautstärke seines Mikrofons etwas nach oben drehte. Somit die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zog, indem er zweimal gegen den Mikrofonkopf klopfte.
Was bei ihm allerdings nur kurz funktionierte, denn nur wenige Sekunden später waren seine blauen Augen starr auf das schönste Wesen geheftet, welches er in der langen Zeit seines Lebens zu Gesicht bekommen hatte. Und welches nun grob an einer Leine auf die Bühne gezerrt wurde.
*
Obwohl Cas versuchte, sich zu beruhigen, zitterte er am ganzen, nur leicht bekleideten Körper.
Es war also so weit!
Nun würde man ihn an irgendein reiches Monster verkaufen wie Vieh.
Warum nur konnte er nicht einfach tot umkippen?!
Wie die anderen vor ihm ließ sich auch Cassiel, im vorderen Teil der Bühne angekommen, langsam auf die Knie sinken, während der Typ, der seine Leine hielt, direkt hinter ihm stehen blieb. Richtete seinen Blick aus glanzlosen, goldenen Augen auf den Boden vor sich.
Sich versuchen, dagegen zu wehren und aufzubegehren, würde nichts bringen.
So konnte er zumindest sicher sein, nicht noch einmal bestraft zu werden und einen hoffentlich positiven ersten Eindruck zu hinterlassen. Sein Körper schmerzte so schon genug, ... von seinem Rücken ganz zu schweigen.
Nur am Rande bekam er mit, wie der Auktionator anfing, in sein Mikrofon zu sprechen.
Hoffentlich war es bald vorbei!
„Meine verehrten Gäste, nun kommen wir zum Höhepunkt des heutigen Abends …“ Der Mann legte eine kurze Pause ein und ließ seinen Blick durch die Halle wandern, um die verschiedensten Wesen noch ein wenig länger auf die Folter zu spannen. „Der nächste Sklave, welcher zur Versteigerung steht, ist ein Hybrid, der vor vier Monaten den Weg zu uns gefunden hat und seitdem auf den heutigen Abend vorbereitet wurde. Und nein, meine verehrten Damen und Herren, Ihr Gefühl täuscht sie nicht - es ist mir eine besondere Freude, Ihnen heute Abend tatsächlich einen Mensch-Engel-Mix zum Kauf anbieten zu dürfen!“
Der Auktionator hielt erneut mit seiner lauten, begeisterten Rede über das Mikrofon inne, um seine Worte wirken zu lassen.
In der luxuriös eingerichteten Halle war es mittlerweile mucksmäuschenstill.
Alle Blicke waren gespannt und ungläubig auf die Bühne gerichtet, was dem Dämon, welcher die Auktion leitete, ein leises Glucksen entlockte. „Ahhh - nun kann ich mir wohl sicher sein, auch bei dem letzten Gast das Interesse geweckt zu haben.
Ich brauche mit Sicherheit nicht erwähnen, wie einzigartig dieses Pet ist und wie viele Möglichkeiten es in naher Zukunft noch für Sie geben wird, einen Engel sein Eigen nennen zu können.
Der Name des Pets, falls für den einen oder anderen relevant, lautet Cassiel. Der Hybrid ist vor kurzem 18 Jahre alt geworden, gebrandmarkt und unberührt, um seinen Wert nicht zu schmälern.
Da dieses Pet einen Engel in sich trägt, eignet er sich außerdem hervorragend zur Zucht, da er in der Lage ist, Nachwuchs zu zeugen oder selbst auszutragen, obwohl er männlich ist. Was seinen Wert nur in die Höhe schnellen lässt. Vom Wesen her ist er eher ruhig, was dem Engelanteil zugeschrieben werden kann, dennoch wird sein zukünftiger Master einiges an Zeit in seine Erziehung stecken müssen.“
Erneut herrschte Stille, bis plötzlich diese Frage in den Raum geworfen wurde. „Besitzt der Hybrid Flügel?“
Aarans Kopf drehte sich kurz in die Richtung, aus welcher die Frage kam, nur um sich wenige Momente später wieder dem Pet auf der Bühne zuzuwenden.
Sein Körper verspannte sich augenblicklich, als er sah, wie an der Leine des Kleinen gezerrt wurde und diesem stumme Tränen über die Wangen liefen. Die Worte ‚nun breite sie schon aus – hast du nicht gehört?!‘, waren bis zu ihm deutlich zu hören. Doch der Blonde dachte anscheinend gar nicht daran, dem Auktionator diesen Gefallen zu tun, weshalb sich dieser nach kurzer Zeit mit wütender Miene wieder an das Publikum wandte.
„Wie bereits erwähnt wurde, bedarf es noch einer besseren Erziehung. Aber um Ihre durchaus berechtigte Frage zu beantworten, ja, das Pet besitzt weiße Engelsflügel, welche er in seinen Rücken einziehen kann, um sie zu verbergen.“
„Das wäre doch mal ein hübsches Geburtstagsgeschenk. Aber ich befürchte, den Preis werde ich nicht bezahlen wollen. Auch wenn der Gedanke an eine eigene Zucht schon verlockend ist.“ Ravyn sah schmunzelnd zu Aaran, welcher sich nach Ise’s Aussage nur erneut eine Zigarette anzündete und seinen Blick wieder auf den jungen blonden Hybriden richtete, ihn musterte, ohne das Gesagte des anderen überhaupt zu kommentieren.
Die Emotionen standen dem Engel deutlich in sein hübsches Gesicht geschrieben und das Zittern war nicht zu übersehen. Auch wenn der Junge es durch seinen gesenkten Blick versuchte zu verbergen.
Aaran sog den Rauch tief in seine Lungen, als im nächsten Moment die Stimme des Dämons erneut durch die Halle hallte.
„Das Startgebot für dieses exklusive Exemplar liegt bei 300 000 Dollar …
500 000
800 000
1 Millionen
.......
.......
„600 Millionen!“
Stille. Aaran Igarashi lächelte kaum sichtbar. Drückte seine Zigarette im bereitstehenden Aschenbecher aus.
Wartete geduldig, mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht, ob es wirklich jemand wagte, mehr zu bieten und ihn damit herauszufordern.
Doch nichts geschah.
Man hätte eine Stecknadel auf dem Boden aufkommen hören können.
Es dauerte einen Moment, bis die Stimme des Auktionators erneut ertönte. Denn anscheinend hatte es diesem, ebenso wie allen anderen, die Sprache verschlagen.
„600 Millionen zum Ersten ... 600 Millionen zum Zweiten … 600 Millionen zum Dritten –
Verkauft!“
2
Das erste, was der Japaner sah, als er den relativ kleinen Raum betrat, war das zierliche, in sich zusammen gesunkene und auf dem Boden kauernde Häuflein Elend, welches nichts am Körper trug, außer ein weißes, viel zu großes Hemd.
Der Kleine zitterte unübersehbar und starrte ununterbrochen mit gesenktem Kopf auf den Boden. Wagte es nicht ein einziges Mal, seinen Blick zu heben und ihn in Richtung Tür zu richten.
Das Zweite, was er sah, war der Wärter, der wie schon zuvor auf der Bühne hinter seinem neuen Besitz stand. Und genau in diesem Moment Anstalten machte, grob an der Leine, welche er in Händen hielt und die an dem Halsband befestigt war, zu zerren. Höchstwahrscheinlich, um den Hybriden in eine angemessenere Position zu zwingen. Seinen Hybriden wohlgemerkt!
„Wenn Sie auch nur ein weiteres Mal an der Leine meines Pets reißen, werden Sie erfahren, wie es sich anfühlt, ein Halsband zu tragen und auf dem kalten Boden zu kauern!“
Der Japaner trat mit selbstsicheren langen Schritten weiter in den Raum und lief dicht gefolgt von Sasori Akera, seinem Sekretär und GEN2, ohne Umschweife auf den Wärter zu. Dieser starrte ihm mit geweiteten Augen in die seinen, welche sich, aufgrund seiner unterdrückten Wut, anfingen, rot zu färben, während die anderen Bodyguards in der Nähe der Tür warteten.
Nur wenige Zentimeter neben Cassiel blieb der GEN1 schließlich stehen. Legte eine Hand leicht auf den immer noch gesenkten Kopf des Jüngeren und hielt die andere dem Wärter auffordernd entgegen, ohne den Blickkontakt mit diesem zu unterbrechen. „Wenn Sie mir nun die Leine geben würden und aus dem Raum gehen. Ich würde mir meinen Neuerwerb gerne genauer ansehen, bevor wir dieses Etablissement verlassen!“
Aaran spürte deutlich, wie sich das Zittern des kleinen Engels verstärkte, doch bevor er ihn beruhigen konnte, musste dieser Kerl erst einmal verschwinden.
„Natürlich, Mister, ... wie Sie wünschen.“
Damit übergab der Mitarbeiter des Clubs Cassiels Leine an den Yakuza. Trat einen Schritt zurück. Neigte leicht seinen Kopf und verließ anschließend den Raum, vor welchem daraufhin sofort Aarans Männer Stellung bezogen, damit ihn niemand unerwünscht betreten konnte.
Einige Augenblicke blieb es still.
Die Angst und Unsicherheit des Jüngeren war fast mit Händen zu greifen, was natürlich kein Wunder war, und den Oyabun dazu veranlasste, den Kopf seines Pets leicht gegen sein Bein zu drücken, um ihm das Gefühl von Sicherheit zu geben. Zumindest hoffte er, dass diese Geste dem Kleinen half, sich zu fangen, und ihn nicht noch mehr verschreckte.
Ein paar Minuten herrschte eine nicht unangenehme Stille zwischen ihnen, in denen sich der Jüngere tatsächlich etwas beruhigte. Zumindest ein wenig und sich sogar leicht an das Bein lehnte. Was Aaran dazu veranlasste, genau diese Stille mit seiner dunklen, melodischen Stimme zu unterbrechen.
„Schsch – beruhige dich! Solange du nichts Unüberlegtes tust, wird dir nichts passieren und ich werde dir auch keinen Schaden zufügen. Dein Name ist Cassiel, richtig?“
„Ja, Herr …“
Wäre er ein Mensch und kein Vampir, hätte er die leise gehauchte Antwort mit Sicherheit überhört.
Doch so nickte er zufrieden und trat einen kleinen Schritt zurück, um den Jüngeren besser ansehen zu können. Was diesen jedoch nur erneut zusammenzucken ließ.
„Sieh mich an, Cassiel.“
Seine Stimme war ruhig. Schon richtiggehend freundlich und weich. Was sogar Sasori schräg hinter ihm dazu veranlasste, eine Augenbraue überrascht nach oben zu ziehen, wie er im Augenwinkel gerade noch rechtzeitig sah, bevor sich der GEN2 wieder unter Kontrolle hatte.
Er selbst konnte über diese Reaktion seines Sekretärs in Gedanken nur den Kopf schütteln.
Ja, auch er war durchaus in der Lage, seiner Stimme einen warmen Klang zu verleihen!
Nur hatte er sonst keinen Grund dazu.
Doch jetzt ...
Als sein Pet langsam seinen Kopf hob und ihn ansah, konnte er nicht anders, als seine Mundwinkel zu einem, in seinem Fall seltenen, kleinen Lächeln zu verziehen.
Der Kleine war bildhübsch – und diese Augen erst.
„So ist es gut!“, lobte Aaran den verschüchterten Jungen und betrachtete ihn zufrieden.
Es war erneut einige Momente lang still im Raum, bis der Yakuza ohne Vorwarnung zwei Finger unter das Kinn des Blonden legte und es ein paar Millimeter weiter anhob. „Kannst du aufstehen? Und haben sie dich Tabletten schlucken lassen oder dir etwas gespritzt?“
Der Junge zuckte vor Schreck zusammen, schluckte und nickte dann kaum merklich. „Ja, Herr, ... i-ich denke schon – und, nein. Zumindest habe ich nichts mitbekommen.“
Der Vampir nahm seine Hand weg und richtete sich wieder zu seiner vollen imposanten Größe auf. „Gut. Dann steh jetzt langsam auf!“
Wie von ihm verlangt wurde, erhob sich Cassiel so elegant wie möglich und richtete seinen Blick augenblicklich wieder unterwürfig gen Boden. So wie man ihm es die letzten Monate eingebläut hatte und das nicht gerade freundlich.
Sklaven hatten ihren Master und andere höhergestellte Personen nicht anzusehen, außer es wurde ihnen befohlen! Eines der Dinge, die sich Pets besser merkten, wenn sie nicht bestraft werden wollten.
Am liebsten hätte er sich jetzt in die hinterste Ecke verzogen und sich dort zusammengekauert, denn die Hoffnung, dass das hier alles nur ein schrecklicher Traum war, hatte er längst aufgegeben.
Durch eine Hand, die diesmal sein Kinn umfasste, seinen Kopf erneut anhob und etwas nach links und rechts drehte, aus den trüben Gedanken gerissen, fing das Herz des jungen Hybriden an, wie wild zu rasen.
Als er dann auch noch das wütende Blitzen in den plötzlich kalten Augen des anderen sah, konnte er nur mit Mühe die Tränen unterdrücken, welche versuchten, sich mit aller Macht an die Oberfläche zu kämpfen.
Was hatte er denn falsch gemacht?! Am liebsten wäre er jetzt ein paar Schritte zurückgewichen, doch diese Reaktion würde mit Sicherheit eine Strafe nach sich ziehen. Aus diesem Grund zwang er sich selbst, zu bleiben, wo er war. Panik machte sich in ihm breit und ließ ihn erneut am ganzen Körper zittern.
Er war dem Mann schutzlos ausgeliefert.
Die Reaktion des Blonden reichte aus, um den Vampir wieder ins Hier und Jetzt zu holen.
Aaran atmete tief durch und ließ dann langsam das Kinn seines Pets los, jedoch nicht ohne vorher einmal sanft mit seinem Daumen über die Wange des Hybriden zu streichen.
Langsam verschwand dieser kalte Ausdruck aus den Augen des GEN1 und die ganze Mimik wurde wieder weicher. „Keine Angst -“, seufzte der Ältere.
„Meine plötzliche Verärgerung hat nichts ausgelöst, was du getan hast. Mir gefällt nur nicht, dass das Halsband, welches du trägst, nicht nur viel zu eng ist, sondern deine Haut reizt und schon wund gerieben hat. In Anbetracht dessen, wie wertvoll du bist, hätten sie dich besser versorgen und behandeln müssen.“
Mit diesen Worten lockerte er das Halsband mit schnellen, geschickten Handgriffen etwas und brummte leise. „Ich werde mir das später genauer ansehen!“
Einen Augenblick lang war es mal wieder still, dann sprach der Japaner mit dieser dunklen, angenehmen Stimme weiter, welche trotz aller Wärme deutlich zum Ausdruck brachte, dass ein Widerspruch nicht gewünscht war. „Wir werden jetzt in Begleitung der wartenden Männer zu den Wagen gehen und uns auf den Weg zu meinem Privatjet machen. Ich möchte, dass du brav neben mir herläufst, Cassiel. Hast du verstanden? Ich will nicht von dir dazu gezwungen werden, an der Leine zu ziehen!“
Der Goldäugige nickte folgsam und setzte sich in Bewegung, als der Vampir sich umdrehte und auf die Tür zuging, welche Sasori für sie aufhielt.
Unter keinen Umständen wollte er von seinem Master hinterhergezerrt werden. Der Blonde konnte ein leichtes Schaudern jedoch nicht verhindern, als sich die in schwarze Anzüge gekleideten Schränke sofort um sie herum aufstellten, sobald sie den Raum verlassen hatten. Und trat ein wenig näher an seinen neuen Besitzer heran.
Aaran lächelte kaum sichtbar, als er bemerkte, wie der Jüngere bei ihm Schutz suchte, lief jedoch unbeirrt weiter Richtung Ausgang.
Er wollte seinen kleinen Hybriden nicht länger als nötig den Blicken der anderen Anwesenden aussetzen. Ebenso wenig, wie er es riskieren wollte, dass sich dieses zierliche Wesen verkühlte. Schließlich trug er nicht mehr als dieses Hemd. Abgesehen von seinem Halsband.
Es wurde also höchste Zeit, dass sein Pet ins Warme kam.
Bei der bereitstehenden, schwarzen Limousine angekommen, wurde dem Oyabun sofort die hintere Wagentür von seinem Sekretär geöffnet.
Dieser ließ sich daraufhin, ohne lange zu warten, auf den Ledersitz sinken und überschlug seine Beine mit einer fließenden Bewegung.
Was sollte er denn jetzt machen?
Cassiel stand mit wild klopfendem Herzen und gespannter Leine vor der geöffneten hinteren Autotür und versuchte verzweifelt, eine Entscheidung zu treffen.
Boden oder Rücksitz?! Sich ohne eindeutige Erlaubnis auf den Platz neben seinen Master setzen. Oder lieber dorthin, wo Pets hingehörten, auf den Boden zu den Füßen ihres Besitzers?!
Hatte er sich gerade ernsthaft die Frage gestellt, wo er Platz nehmen sollte?!
Am liebsten hätte Cas jetzt die Augen über seine eigene Dummheit verdreht und geseufzt. Verkniff es sich allerdings und wollte gerade in das Auto klettern, um sich auf den schmalen Platz zwischen Vorder- und Rücksitz niederzulassen, als auch schon ein scharfes ‚nein‘ die Luft durchschnitt, welches den Jüngeren dazu veranlasste, zurückzuzucken.
Augenblicklich hielt Cassiel in seiner Bewegung inne, richtete seinen Blick fragend auf den Älteren und murmelte vorsichtig. „Herr?“
Der Vampir lächelte nur leicht und legte seine Hand demonstrativ auf die freie Fläche neben sich. „Nicht auf den Boden! Komm her!“
Der blonde Engel schluckte unsicher, ließ sich dann aber langsam auf den Platz neben Aaran gleiten, ohne dabei die Rückenlehne mit seinem Rücken zu berühren, geschweige denn, sich richtig anzulehnen.
Dem GEN1 sprang dieses Verhalten natürlich sofort ins Auge, kommentierte es jedoch nicht weiter, auch wenn er eine Vermutung hatte, warum der Kleine sich so verhielt.
Im Flugzeug hatte er genug Zeit, herauszufinden, ob sie sich als richtig erwies oder nicht.
„Wir können los, Boss!“
Sasori Akera, welcher in diesem Moment auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte, wandte seinen Kopf nach hinten.
Sah seinen Boss fragend an und erhielt auch prompt die Bestätigung zum Losfahren in Form eines schlichten Nickens.
Der Mann drehte sich wieder nach vorne. Startete den Motor, welcher sofort losbrummte, fädelte sich geschickt in den fließenden Verkehr ein und machte sich mitsamt den Begleitfahrzeugen auf in Richtung Flugplatz.
3
Die Fahrt verlief entspannt und ohne etwaige Zwischenfälle. Weshalb es auch nicht lange dauerte, bis sie den etwas außerhalb liegenden Flugplatz erreichten, auf dem die abflugbereite Falcon 900 EX des Yakuzas stand.
Der GEN1 hatte den kleinen Engel die ganze Fahrt über, währenddessen er nebenbei telefonierte, aus den Augenwinkeln dabei beobachtet, wie dieser begeistert aus dem Fenster gesehen und die vorbeiziehende Landschaft bewundernd betrachtet hatte.
Doch ihn nun allein bei dem Anblick seines Flugzeugs mit solchen großen, begeistert funkelnden Augen zu sehen, ließ ihn leicht schmunzeln.
„Du bist noch nie mit einem privaten Jet geflogen, nicht wahr?“ Aaran zog, während er Cassiel diese harmlose Frage stellte, seine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an.
„Nein …“ Der junge Hybrid schüttelte den Kopf und sah verlegen lächelnd zu seinem Master.
„Ich bin nie in den Genuss gekommen, so viel Geld zu besitzen, um mir diesen Luxus leisten zu können.“
Doch kaum hatten diese unüberlegten Worte seinen Mund verlassen, wich schlagartig die Farbe aus seinem eh schon blassen Gesicht, ließ ihn augenblicklich artig seinen Blick senken und ein, „-bitte entschuldigt, Herr!“, hauchen. Doch der GEN1 summte nur kaum hörbar mit amüsiert funkelnden Augen und stieg durch die ihm mittlerweile für sie aufgehaltene Wagentür nach draußen, ohne auf die Antwort des Kleineren in irgendeiner Weise weiter einzugehen.
Cassiel kämpfte währenddessen seine erneut aufkommende Panik nieder und machte sich daran, sofort nachzurutschen, um ebenfalls aussteigen zu können. Er hatte keine Lust auf eine abermals straff gespannte Leine.
An der frischen Luft angekommen, stellte er sich, ohne zu zögern, neben den Älteren. Sah sich vorsichtig um und beobachtete die Anzugträger unauffällig dabei, wie sie die Sachen aus den Kofferräumen der Autos zum Flugzeug brachten.
War er mit seiner Äußerung zu weit gegangen? Sein Besitzer hatte ihn allerdings nicht sofort zurechtgewiesen. War es also okay gewesen, dass er so viel gesagt hatte?
Bis jetzt war der Mann ja nett, doch das war mit Sicherheit nur die Schonfrist, bis sich dieser als herzloser Bastard entpuppte und ihm genauso deutlich zeigte, wo von jetzt an sein Platz war.
Cassiel atmete langsam tief ein und wieder aus. Zusätzlich zu den Gedanken, die ihn plagten, wurde ihm obendrein kalt.
Schon wieder, jetzt, wo ihm endlich etwas warm geworden war. Was wohl als Nächstes kam?
Lange musste er nicht auf die Antwort seiner nicht laut geäußerten Frage warten. Denn schon einen Moment später ließ sein Master den letzten Rest seiner Sobranie Black Russian auf den Boden fallen, trat sie aus und lief dann, immer noch schweigend, um die Limousine herum und auf das Flugzeug zu. Cas dabei natürlich im Schlepptau. Ebenso wie seinen Sekretär, der ihnen unauffällig folgte.
*
Eine angenehme Wärme umhüllte seinen leicht ausgekühlten Körper, seit sie den Privatjet betreten hatten.
Er war wirklich froh, endlich im Warmen zu sein. Noch glücklicher war er allerdings darüber, dass er, nachdem sie gestartet und in der Luft waren, nun auf einem flauschigen, schwarzen Teppich stand und sich eine geschlossene Tür zwischen seinem leicht bekleideten Körper und diesen angsteinflößenden Anhängseln seines Masters befand.
Der großgewachsene Mann war aufgestanden, nachdem der Pilot das okay über Lautsprecher dazu gegeben hatte, und mit ihm den langen Gang weiter nach hinten und durch eine Tür gegangen. Und nun standen sie in einem unglaublich luxuriös eingerichteten Schlaf- und Wohnzimmer.
Langsam ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, ohne seinen Besitzer dabei aus den Augen zu lassen. Dieser hatte ihn einfach hier, mitten im Zimmer, stehen lassen, nachdem er die Leine entfernt hatte und nun dabei war, seinen Mantel sowie seine Anzugjacke ohne Hast auszuziehen und über einen Sessel zu hängen.
Cassiel konnte nicht anders, als zu schlucken, als dabei das doppelte, schwarze Waffenholster inklusive zwei silberner Pistolen zum Vorschein kam. Sein Herzschlag beschleunigte sich bei diesem Anblick erneut etwas.
Als auch das Holster samt Waffen über der Lehne des Sessels hing, lief der Ältere auf einen zweiten zu und ließ sich darauf nieder.
Die Zeit, in der der Mann den jungen Hybriden einfach nur beobachtete, schien wie in Zeitlupe zu vergehen.
Aaran grinste leicht, als er sah, wie der Kleine immer nervöser wurde.
Langsam nahm er sein Bein, welches er in der Zwischenzeit über das andere gelegt hatte, herunter. Stellte es etwas weiter vom anderen entfernt wieder auf den Boden, sodass der Raum dazwischen ein ‚V‘ bildete und legte einen Unterarm entspannt auf die Lehne, ohne seinen Engel dabei eine einzige Sekunde aus den Augen zu lassen.
Er war gespannt darauf, was sein Pet auf das, was jetzt kommen würde, tat.
Dessen bisheriges Verhalten hatte ihm bereits deutlich gezeigt, dass sie es nicht geschafft hatten, ihn zu brechen. Nicht, dass er vorhatte, ihn in irgendeiner Weise zu bestrafen, egal, wie es ausging, dennoch würde sich jetzt zeigen, wie hart er ihn anfassen musste und wie widerspenstig und aufmüpfig er war.
„Ich möchte, dass du dein Hemd ausziehst und zu mir kommst, Cassiel!“
Was? Sein Hemd ausz-? Nein!
Cassiels Atmung beschleunigte sich augenblicklich.
Seine zierlichen Hände krallten sich abrupt in Brusthöhe in eben dieses Hemd.
Er stolperte, ohne es richtig wahrzunehmen, regelrecht ein paar Schritte nach hinten und sank am ganzen Leib zitternd zu Boden.
Bitte nicht!
Die erste Träne löste sich, lief ihm über die Wange und tropfte von seinem Kinn, dicht gefolgt von der zweiten und dritten.
Damit war wohl klar, was nun kam. Angst durchflutete seinen Körper. Er hatte gehofft, ein wenig mehr Zeit zu haben.
Aber natürlich, ... er war ein Pet – warum sollte sein Besitzer in irgendeiner Form Rücksicht auf ihn nehmen?!
Wie durch einen dichten Nebel drangen die nächsten ruhig gesprochenen, dennoch auffordernden Worte seines Masters zu ihm durch.
Zu versuchen, sich ihm zu widersetzen, hatte eh keinen Zweck. Das hatte es nie! Es würde nur alles grauenvoller und schmerzhafter für ihn machen. Aber vielleicht …
Cassiel zwang sich mit aller Macht dazu, seine zittrigen Hände aus dem Stoff zu lösen und den ersten Knopf des viel zu großen Hemdes aufzuknöpfen.
Wenn er ihn nicht länger warten ließ – vielleicht würde er ja dann zumindest versuchen, ihm nicht allzu große Schmerzen zuzufügen.
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Währenddessen Cas mit sich selbst kämpfte, saß Aaran die ganze Zeit ruhig und entspannt in seinem Sessel und beobachtete den Jüngeren geduldig dabei, wie dieser nach einer Weile langsam damit anfing, einen kleinen Hemdknopf nach dem anderen zu öffnen.
Er konnte sich natürlich denken, welche Gedanken dem Blonden die Tränen in die Augen trieben, umso mehr erstaunte es ihn, dass er wirklich tat, was er von ihm forderte.
Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis der zierliche Hybrid auch noch den letzten Knopf geöffnet hatte, den Stoff endgültig von seinen Schultern rutschen ließ und sich dann langsam erhob.
Mit unsicheren, kleinen Schritten, um seinen entblößten Körper geschlungenen Händen und gesenktem Kopf machte sich Cassiel schließlich auf den Weg zum Sessel, in dem der Schwarzhaarige saß.
„So ist es gut, mein kleiner Engel -.“ Langsam und ohne eine hastige Bewegung zu machen, richtete sich Aaran etwas mehr auf seinem Platz auf und lobte sein zitterndes Pet leise, welches in der Zwischenzeit bei ihm angekommen war und zwischen seinen Beinen zum Stehen kam.
„Sieh mich an -!“
Mit diesen Worten legte der GEN1 zwei seiner Finger unter Cassiels Kinn und hob es so weit an, dass dieser ihm in die Augen sehen musste, und sprach dann ruhig weiter. „So ist es gut. Und jetzt legst du deine Handflächen auf meine Oberschenkel.“
Die Augen des Hybriden weiteten sich leicht ängstlich. „H-Herr?“ Ein erneuter Schauer ließ den nackten Körper erzittern.
„Ich habe mit dir nicht das vor, was du denkst.“ Der Japaner schmunzelte leicht, als er den verwirrten Ausdruck in diesen wunderschönen Augen erkannte. „Ich habe auch nicht vor, dich in Zukunft unbekleidet zu präsentieren oder es jemandem zu gestatten, dass er dich berührt. Allerdings verlange ich von dir, dass du nicht versuchst, deinen Körper vor mir zu verbergen oder dich von mir fernzuhalten!
Du bist wunderhübsch und hast keinen Grund dazu, dich vor mir zu schämen, und, wenn du mir keinen triftigen Grund gibst, auch keinen, vor mir Angst zu haben.
Du gehörst von nun an mir, Cassiel, in jeder Hinsicht, und nur mir allein, das verspreche ich dir. Was trotzdem bedeutet, dass ich dich berühren werde und von dir verlange, auch mich anzufassen.
Ich habe nicht vor, dir Schmerzen zuzufügen, aber es wäre besser, wenn du versuchst, dich schnell an mich zu gewöhnen, und dich nicht dagegen wehrst. Hast du verstanden?“
Cassiel nickte brav, was den Älteren dazu veranlasste, leicht zu lächeln. „Das ist gut. Hier und jetzt möchte ich erst einmal sehen, ob und welche Verletzungen du hast. Leg deine Hände auf meine Beine.“
Zufrieden beobachtete der Oyabun, wie sein Pet sich etwas entspannte. Die Tränen versiegten und sich die Arme, die den schlanken Körper die ganze Zeit fest umklammert hatten, langsam lösten und sich noch langsamer auf seine Oberschenkel legten.
Ruhig ließ Aaran seinen Blick über jeden sichtbaren Zentimeter Haut schweifen. Was dem Jüngeren die Schamesröte ins Gesicht trieb, wie dieser amüsiert beobachtete. Dennoch blieb er ruhig stehen und ließ die Musterung über sich ergehen.
Normalerweise wurde jedem Pet durch Zurschaustellung jegliche Verlegenheit abtrainiert. Doch bei seinem Engel hatten sie in diesem Punkt anscheinend ebenso versagt, wie es ihnen zum Glück nicht gelungen war, ihn zu brechen.
Schließlich blieb sein Blick auf der einzigen wirklich auffälligen Narbe hängen.
Das Brandmal auf der Hüfte, welches den Hybriden unwiderruflich als Pet, als Sklaven kennzeichnete.
EH1-W
Vorsichtig strich der Schwarzhaarige mit dem Daumen über das Brandzeichen. „Mir ist aufgefallen, dass du dich im Auto nicht angelehnt hast, hast du Schmerzen? Dreh dich um!“
Doch auch auf dem Rücken offenbarten sich keine Wunden, die dieses Verhalten erklären würden. Was den Vampir dazu veranlasste, die Augenbrauen leicht zu verengen und mit den Fingern über die weiche Haut zu streichen.
Eine Gänsehaut fing sich, zu Aarans Belustigung, an auf dem zierlichen, dennoch wohl definierten Körper seines kleinen Engels zu bilden. Zumindest bis er eine Stelle zwischen den Schulterblättern berührte.
Cassiel keuchte schmerzerfüllt auf und verspannte sich. „I-ich bin vor ein paar Tagen gegen die Ecke eines Tisches gefallen. Und seitdem tut es dort weh.“
„Hmmm -.“ Der Japaner strich erneut vorsichtig über die besagte Stelle, was dem Blonden ein leises, unterdrücktes Wimmern entlockte. „Eine Knochenprellung wäre plausibel. Dreh dich wieder um!“
Die Finger des GEN1 legten sich erneut unter das Kinn und hoben es an, nachdem der junge Hybrid sich wieder umgedreht hatte. „Hast du die Anweisung des Auktionators deshalb nicht befolgt?“
Cas nickte leicht und versuchte, trotz der Hand, zumindest seinen Blick abzuwenden. „Ja, ... Herr – ich – es-es tut einfach so schrecklich weh. Meine Flügel sind furchtbar empfindlich – und …“
„Es ist bald alles wieder verheilt. Ich habe eine Salbe hier und bei ein paar Tagen alten Prellungen hilft Wärme. Trotzdem wird sich das zu Hause ein Arzt ansehen!“
„Zu Hause -!? Darf ich fragen – also – ich meine -.“ Die Worte des Blonden wurden zum Schluss immer leiser, bis sie kaum mehr zu verstehen waren.
Der GEN1 lächelte leicht und deutete auf eine Tür im hinteren Teil des Raumes. „Zuerst gehst du duschen! Es ist alles vorhanden, was du brauchst, ebenso eine neue Zahnbürste. Ich gebe dir kein zeitliches Limit, aber trotzdem möchte ich, dass du dich ein bisschen beeilst. Danach darfst du Fragen stellen.“
Cassiel nickte verstehend und machte sich umgehend mit freudig glitzernden Augen und einem kleinen, aber ehrlichen Lächeln im Gesicht auf in das angrenzende Badezimmer. Nachdem ihm sein Besitzer noch das Halsband abgenommen hatte.
4
Cassiel seufzte genießend und schloss für einen Moment die Augen, als das angenehm warme Wasser auf seinen immer noch etwas angespannten Körper traf.
Die kleinen Tropfen trommelten unaufhaltsam auf seine Haut und liefen in mal größeren und mal kleineren Rinnsalen an ihm hinunter.
Dieses Gefühl tat so unbeschreiblich gut, entspannte seine Muskeln und spülte die Anspannung gleich mit weg. Zumindest ließ es ihn sich fast augenblicklich besser und vor allem sauberer fühlen. Am liebsten würde er einfach hier stehen bleiben.
Cas ließ seinen Kopf nach vorne fallen, sog die feuchte, warme Luft durch seine leicht geöffneten Lippen tief in seine Lunge und ließ sie wenig später wieder langsam durch seine Nase entweichen.
Doch das ging nicht. Er hatte Glück, überhaupt allein warm duschen zu dürfen, da sollte er auch auf seinen Besitzer hören und ihn nicht zu lange warten lassen.
Also schnappte er sich, nach einem erneuten leichten Seufzer, der jedoch mit dem wohligen zuvor nichts zu tun hatte, das Männershampoo, welches in einem kleinen, in der Wand eingelassenen Regal stand. Drückte sich etwas davon auf seine Handfläche, verrieb es kurz und fing dann an, sich seine Haare einzushampoonieren. Das gleiche machte er kurze Zeit später mit dem Duschgel, mit welchem er sich seinen Körper großzügig einseifte, und dann anschließend alles rückstandslos abwusch.
Ein paar Momente lang genoss er einfach nur diese wohlige Wärme. Trat dann aus der erstaunlich geräumigen Dusche und trocknete sich mit einem der großen, flauschigen, weißen Handtücher, welches er zuvor bereitgelegt hatte, ab. Wobei er, bei seinem Hals angekommen, ein leises, schmerzhaftes Zischen nicht vermeiden konnte. Egal, wie vorsichtig er über die geschundene Haut tupfte.
Scheiß Billighalsband. Er hoffte, dass sein Master ihm dieses Drecksding nicht wieder anlegte. Ein Mitspracherecht hatte er da zwar mit Sicherheit nicht - aber hoffen durfte man ja.
Nachdem er trocken war, legte er das Handtuch wieder ordentlich zusammengelegt auf eines der an die Wand gehängten Schränkchen. Und ließ seine Augen anschließend suchend umherschweifen, bis sie Sekunden später an einer kleinen, unscheinbaren Schublade hängenblieben.
Diese zog er auch sogleich auf und fing an, zufrieden zu grinsen, während er den Föhn aus ebendieser Schublade holte, einsteckte und anfing, seine platinblonden Haare trocken zu föhnen.
Im Anschluss räumte er das Gerät wieder auf, um ja keine Unordnung zu hinterlassen, und machte sich auf die Suche nach einer Zahnbürste.
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Etwa 20 Minuten, nachdem er das kleine Bad betreten hatte, trat Cassiel wieder, wie Gott ihn schuf und mit wild klopfendem Herzen, in das angrenzende private Schlafzimmer seines Besitzers.
Er hatte zwar kurz mit dem Gedanken gespielt, sich eines der Handtücher um seine Hüfte zu wickeln, diesen jedoch sofort wieder fallen gelassen.
Der Mann hatte nichts von Kleidung erwähnt, als er ihn in sein Badezimmer geschickt hatte, und das Risiko, ihn doch noch zu verärgern, wollte er auf keinen Fall eingehen.
Der schwarzhaarige GEN1 saß immer noch in ein und demselben Sessel. Arbeitete konzentriert an seinem Laptop, welchen er sich in der Zwischenzeit geholt hatte, und beendete in dieser Sekunde ein Gespräch mit einem seiner Geschäftspartner, als er im Augenwinkel bemerkte, wie der Jüngere langsam aus dem Bad und auf ihn zukam.
Ein Mundwinkel des Mannes zuckte nach oben, als er sah, wie sich die Wangen des kleinen Blonden erneut rosa färbten, und dieser versuchte, ihm nicht direkt in die Augen zu sehen.
Mit einer einzigen, schnellen Bewegung klappte Aaran den Laptop zu. Legte sein Smartphone daneben und erhob sich mit der fließenden Bewegung eines Raubtieres, was den Hybriden dazu brachte, vor Schreck leicht zusammenzuzucken.