U.S. Marshal Bill Logan 19: Eine Kugel für Joe Hawk - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan 19: Eine Kugel für Joe Hawk E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan Band 19 Eine Kugel für Joe Hawk Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 19

Eine Kugel für Joe Hawk

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171222

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Eine Kugel für Joe Hawk

Band 19 Eine Kugel für Joe Hawk

Owen Crockett war voll Hass–  ein Hass, den er seit fast zwei Jahren in sich trug, der sein Gemüt vergiftete und der jeden Tag neue Nahrung bekam.

Sein Hass richtete sich gegen Joe Hawk, den U.S. Marshal.

Vor knapp zwei Jahren hatte der Staatenreiter den Postkutschenräuber der Gerechtigkeit zugeführt. 10 Jahre Zwangsarbeit in den Steinbrüchen, lautete das Urteil…

Owen Crockett fühlte sich im Straflager bei Fort Davis wie lebendig begraben. Er war der unberechenbaren Stimmung seiner Wärter ausgesetzt. Als Sträfling besaß er keine Rechte. Mit jedem Peitschenhieb wuchs die tödliche Leidenschaft. Der Hass gab ihm die Kraft, durchzuhalten.

Der Gedanke, aus dem Straflager zu fliehen und Hawk eine blutige Rechnung zu präsentieren, wurde übermächtig in dem Banditen…

Sein alter Freund, Vince Sutton, hatte ihn vor einiger Zeit besucht. Vince hatte versprochen, erneut nach Fort Davis zu kommen und einige weitere Freunde mitzubringen.

Jetzt war er da. Fünf Männer begleiteten ihn, Kerle, denen die Verworfenheit in die Züge geschrieben stand, die ein Leben außerhalb jeder Ordnung geprägt hatte und die jenseits von Recht und Ordnung lebten. Es waren Sattelstrolche, Banditen, zusammengesetzt aus Niedertracht, Heimtücke und erbarmungsloser Brutalität.

Die Bande hielt sich in der Ansiedlung auf, die um das Fort entstanden war. Irgendwann würde das Fort in der Ansiedlung aufgehen und es würde eine richtige Stadt entstehen.

Ein diesiger Morgen brach an. Das Land war feucht. In der Nacht hatte es zu regnen begonnen. Das Wasser tropfte von den Dächern und Vorbauten. Der Regen hatte die staubigen Straßen und Gassen des Ortes in ein Schlammloch verwandelt. Es war empfindlich kalt. Wer nicht aus dem Haus musste, blieb in der warmen Stube.

Im Straflager traten die Sträflinge auf dem großen Platz zwischen den Gefangenen- und Wachbaracken an. Befehle wurden gebrüllt. Es ging fast militärisch zu hier. Die Sträflinge standen in Dreierreihe…

Gruppe für Gruppe wurde von bewaffneten Aufsehern in blauen Uniformen zum Arbeitseinsatz weggeführt. Zuletzt standen noch vier Gefangene, zwei Aufseher und Steve Custer, der Oberaufseher, da.

Für Custer waren die Strafgefangenen keine Menschen. Sie waren wilde Tiere, die mit aller Härte und Erbarmungslosigkeit gebändigt werden mussten.

Er wurde der Schinder von Fort Davis genannt.

Er war ein Teufel in Menschengestalt, ein Mann voll sadistischer Grausamkeit.

Er zog den Mund in die Breite. "Okay, Leute!", rief er schnarrend und schaute von einem zum anderen. "Ihr seid heute für einen Sondereinsatz vorgesehen. Ich hoffe, ihr wisst diese Ehre zu schätzen."

Steve Custer hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und wippte auf den Fußballen. Er grinste. Das Grinsen erreichte seine blassblauen Augen nicht. Sie blickten kalt wie die Augen eines Reptils.

"Man wird euch jetzt auf ein Fuhrwerk verladen und nach Davis-Town bringen. Wie ihr wisst, habe ich begonnen, für mich und meine Frau ein Haus zu bauen. Ihr werdet auf dem Bau als Handlanger eingesetzt. Was dagegen einzuwenden?"

Die Sträflinge schwiegen.

Custer nickte zufrieden. "Ihr könnt euch bei mir einen Bonus verdienen, wenn ihr fleißig und sauber arbeitet. Ihr könnt aber auch das Gegenteil erreichen, wenn ihr das nicht tut. Dann werdet ihr in den nächsten Jahren hier allerdings nicht mehr besonders viel Freude haben."

Die Häftlinge starrten ihn an.

Das war so in diesem Straflager. Die Sträflinge hatten nur zwei Alternativen. Den Mund zu halten und jede Arbeit, die ihnen aufgetragen wurde, auszuführen, oder für die Zeit ihres Aufenthaltes in Fort Davis gedemütigt und gequält und fertig gemacht zu werden.

Im Grunde war es egal, ob sie im Steinbruch arbeiteten oder beim Bau eines Hauses von früh bis spät schufteten. Die Angestellten der Zuchthausverwaltung kamen zu billigen Häusern, die Häftlinge waren nicht so sehr den Peitschen der Aufseher im Steinbruch ausgesetzt.

So zog jeder einen gewissen Vorteil daraus.

Custer nickte den beiden Aufsehern zu. Jeder trug einen Revolver am Gürtel und eine zusammengerollte Peitsche über der Schulter. Einer winkte den beiden Wachposten, die vor der Wachbaracke am Tor des Lagers herumlungerten.

Sie wussten Bescheid.

Den vier Häftlingen wurden Handschellen und Fußfesseln angelegt. Die Ketten der Fußschellen klirrten und schepperten. Sie ermöglichten kurze Schritte.

Ein leichter Wagen mit niedrigen Bordwänden rumpelte heran. Ein Pferd zog ihn. Auf dem Bock saß ein Mann im blauen Drillichanzug. Er stemmte sich gegen die Zügel. Das Fuhrwerk kam zum Stehen.

"Aufsitzen!", schnarrte einer der Wärter.

Die vier Sträflinge kletterten umständlich auf die Ladefläche, setzten sich und lehnten sich mit dem Rücken an die niedrigen Bordwände. Auch die beiden Wärter stiegen auf.

"Abmarsch!"

Die Peitsche knallte. Ein Ruck ging durch den Wagen. Die Achsen quietschten in den Naben. Tief versanken die eisenumreiften Räder im Schlamm.

Das Fuhrwerk holperte zum Tor, das mit Stacheldraht gesichert war. Das Tor wurde geöffnet. Das Fuhrwerk rollte auf den etwas abschüssigen Weg zur Stadt und verschwand zwischen haushohen Felsen…

Das Gespann zog zwanzig Minuten später durch die Main Street der Ansiedlung.

Vom Hotelfenster aus beobachtete Vince Sutton, wie es in eine Gasse einbog und aus seinem Blickfeld verschwand. Der Bandit war fix und fertig angezogen. Er verließ das Zimmer und wenig später das Hotel. Sutton schritt schräg über die Straße. Unter seinen Schritten schmatzte der knöcheltiefe Schlamm. Es nieselte noch immer leicht. In den Abdrücken seiner Stiefel sammelte sich sofort schmutziges Wasser.

Sutton lenkte seine Schritte in die Gasse, an deren Ende das Fuhrwerk mit den Sträflingen angehalten hatte. Er schlenderte langsam weiter. Die beiden Wärter und die Sträflinge stiegen vom Wagen. Auf einem Grundstück am rechten Straßenrand waren die Fundamente und erste Maueransätze eines Neubaues zu sehen. Ein riesiger Berg Bruchsteine lagerte hier. Es gab eine Holzhütte, deren Tür offen stand. Zwei Männer traten ins Freie.

Einer der Wärter rief: "An diesen vier Burschen werdet ihr eure Freude haben. So schnell könnt ihr gar nicht mauern, wie diese Kerle Mörtel rühren und Steine schleppen."

Das Fuhrwerk war schon wieder auf dem Rückweg. Es hatte auf dem großen, freien Grundstück gewendet. Es polterte und ächzte.

Sutton kam heran. Er beobachtete, wie den vier Sträflingen die Handfesseln abgenommen wurden. Die Fußfesseln behielten sie. Die beiden Männer aus dem Schuppen erklärten den Sträflingen, was sie zu tun hatten. Die Wächter passten auf.

Sutton hielt am Rand des Grundstücks an und ließ seinen Blick schweifen.

"Suchen Sie etwas, Mister?", rief einer der Wachmänner misstrauisch.

Sutton näherte sich ihm. Zwei Schritte vor ihm hielt er an, lächelte und sagte: "Ich bin Arzt und habe gehört, dass dieses Nest sich mehr und mehr zu einer richtigen Stadt mausern soll. Und da es hier keinen Doc gibt, dachte ich daran, mich hier vielleicht anzusiedeln und eine Praxis zu eröffnen. Natürlich brauche ich dann ein Haus mit viel Platz. So etwas wie das hier."

Sutton wies mit dem Kinn auf die Fundamente.

Der Wärter lachte. "Das wird Ihnen Steve Custer aber sicher nicht abtreten, Mister– äh…"

"Corda– Stan Corda. Wem gehört das? Steve Custer, sagen Sie? Wo kann man den Mann ausfindig machen?"

"Er ist Oberaufseher im Steinbruch und hat vor zwei Monaten erst geheiratet", antwortete der Wachmann. "Bis sein Haus fertig ist, wohnt er mit seiner Frau bei deren Eltern in deren Haus. Dort können Sie ihn nach Feierabend antreffen. Aber machen Sie sich keine Hoffnungen, Doc. Custer wird ihnen dieses Grundstück nicht verkaufen. Warum gehen Sie nicht zum Friedensrichter und fragen ihn nach einem anderen Bauplatz für Ihre Praxis?"

"Wo finde ich das Haus, in dem Custer derzeit wohnt?"

"Seinem Schwiegervater gehört der Mietstall", erklärte der Wächter. "Da wohnen die Baileys auch. Aber vor abends sieben Uhr werden Sie Custer zu Hause kaum antreffen."

"Vielen Dank", lächelte Vince Sutton freundlich. Er wies mit einer knappen Handbewegung auf die Sträflinge, die zwei Schubkarren aus der Holzhütte geschoben hatten und sie mit Steinen beluden. "Würden diese Männer auch für mich arbeiten, wenn ich hier in Davis-Town ein Haus baue?"

"Alles eine Frage des Preises", grinste der Wachposten verschwörerisch.

Vince Sutton grinste zurück, machte kehrt und stapfte davon. Seine Miene wies einen zufriedenen Ausdruck auf.

*

Es war schon düster, als Steve Custer das Haus betrat, in dem er mit seiner jungen Frau das 1. Obergeschoss bewohnte. Im rechten Winkel zu dem Wohnhaus war der Stall errichtet. Hinter dem Stall gab es einen großen Corral. Dem Wohnhaus gegenüber befand sich die Remise mit einem halben Dutzend Fuhrwerken sowie einem leichten Buggy. Zur Straße hin war der Wagen- und Abstellhof von einem fast mannshohen Bretterzaun begrenzt. Die Flügel des breiten Tores standen offen.

Aus einem der unteren Fenster fiel trüber Lichtschein. Hinter den Fenstern im Obergeschoss wob Finsternis.

Über dem Tor des Mietstalles blakte eine Laterne. Ihr Licht reichte keine drei Schritte weit. Im Stallgebäude stampften und prusteten Pferde.

Steve schloss die Haustür hinter sich. Dunkelheit schlug über ihm zusammen. Durch die Ritzen einer Tür fielen dünne Lichtstreifen.

Custers Absätze tackten auf den Dielen des Flurs. Er klinkte die Tür auf. Das Licht der Laterne blendete ihn für einen Augenblick. Dann sah er seine Schwiegereltern und einen Fremden am Tisch sitzen. Der Fremde war dunkelhaarig, um die 30 Jahre alt, hatte ein sonnengebräuntes, blatternarbiges Gesicht und war mit einem grauen Anzug bekleidet. Auf seinem Kopf saß eine ebenfalls graue Melone.

Steve Custer entging nicht, dass die Gesichter seiner Schwiegereltern seltsam bleich waren– geradezu krankhaft bleich. Die Augen seiner Schwiegermutter waren gerötet, als hätte sie geweint. Im Gesicht seines Schwiegervaters zuckten die Nerven…

Der Magen krampfte sich Steve Custer zusammen, als der Fremde seine rechte Hand auf den Tisch legte. Sie umklammerte einen schweren, langläufigen Coltrevolver. Der Daumen des Fremden lag auf der Hammerplatte. Die schwarzgähnende, kreisrunde Mündung starrte Steve Custer an wie das hohle Auge des Todes.

Die Spannfeder rastete mit leisem, kaltem Knacken ein. Die Revolvertrommel bewegte sich klickend um eine Kammer weiter. Matt schimmerten die Bleiköpfe der Patronen.

Der Fremde sagte warnend: "Versuch nur nichts, Custer. Wir haben deine junge Frau als Geisel. Sie befindet sich an einem sicheren Ort. Setz dich!"

Schroff und klirrend kam dieser Befehl.

Custer stand wie gelähmt, während der Schreck in langen, heißen Wogen durch seine Adern pulsierte. Er wollte etwas sagen, aber seiner trockenen Kehle entrang sich nur ein unartikuliertes Krächzen. Seine Stimmbänder versagten.

"Sie haben Mary!", kam es abgehackt und eindringlich von Custers Schwiegervater. "Hörst du, Steve! Sie haben meine Tochter gekidnappt. Deine Frau…"

Steve Custer überwand seinen Schrecken, schluckte trocken, und keuchte: "Weshalb? Großer Gott, weshalb haben sie meine Frau als Geisel genommen? Was…"

"Setz dich, und ich werde dir genau erklären, was du zu tun hast, Custer."

Wie von Schnüren gezogen bewegte sich der Oberaufseher des Straflagers. Jede seiner Bewegungen wirkte hölzern und marionettenhaft. Die Angst um seine Frau würgte ihn mit unsichtbarer Hand. Der Stuhl ächzte unter seinem Gewicht, als er sich setzte. Seine Stimme raschelte wie altes Pergament. "Was erwarten Sie von mir?"

Der Fremde lehnte sich zurück, legte den Kopf ein wenig schief, grinste kantig und stieß hervor: "Ich will, dass du einen guten Freund von mir auf deiner Baustelle beschäftigst, Custer. Das ist doch sicherlich kein Problem für dich. Sein Name ist Owen Crockett. Er ist Häftling Nummer 2103 im Straflager. Und er ist der Meinung, dass er in den vergangenen zwei Jahren genug Steine geklopft hat."

"Sie– Sie sprechen von dem Postkutschenräuber?", stammelte Custer. "Großer Gott, mein Job…"

Der Fremde grinste gefrierend. "Jetzt sag bloß, du hast um deinen Job mehr Angst als um deine junge, hübsche Frau?"

Steve Custer prallte zurück. Rastlosigkeit prägte jeden Zug seines Gesichts, das Entsetzen wütete in seinen Augen, Herzschlag und Atmung beschleunigten sich bei ihm. Es war, als hätte sich eine stählerne Klammer um seine Brust gelegt, die ihm mit hartem Druck die Luft abschnürte.

"Bitte", röchelte er, "fügen Sie Mary kein Leid zu. Sie– sie…"

Seine Stimme zerrann. Er schluchzte trocken. In seinen Mundwinkeln zuckte es heftig. Sein Unterkiefer zitterte. In seinem Kopf rotierten die Gedanken.

"Das hast du in der Hand, Custer", knurrte der Fremde. "Du ganz allein. Wenn du spurst, wird deiner hübschen Mary kein Haar gekrümmt. Wenn nicht, wird Mary gar nicht mehr hübsch sein. Ich habe einen Freund dabei, in dessen Stiefelschaft ein schwerer Dolch steckt. Damit wird er deiner hübschen Mary sein Monogramm ins Gesicht schnitzen."

Ein Stau aus Angst, Fassungslosigkeit und Verzweiflung brach sich bei Steve Custer Bahn. Er hatte das Empfinden, als griff eine kalte Krallenhand in seinen Nacken und spürte Gänsehaut. "Was muss ich tun?", entrang es sich ihm.

"Ich sagte es bereits, Custer. Morgen früh teilst du Owen Crockett für die Arbeit auf deinem Bau ein. Ich werde dort erscheinen und meinen guten, alten Freund abholen. Es ist ganz einfach. Und wenn wir in Sicherheit sind, lassen wir deine Frau laufen."

Steve Custer wischte sich fahrig mit dem Handrücken über die Lippen. Mit dem zitternden Atemzug lähmenden Entsetzens, der sich seiner Brust entrang, presste er hervor: "Sie können nicht einfach hinreiten und Crockett abholen, Mister. Zwei Männer bewachen die Sträflinge, außerdem trägt Crockett Beinfesseln. Mein Gott, die beiden Wachleute werden nicht…"

Vince Sutton, er war es, der Custer mit seinem Colt bedrohte, lachte zerspringend auf. Er schnippte mit Daumen und Mittelfinger seiner Linken, dass es knallte. "Diese beiden Narren blasen wir aus den Stiefeln, sollten sie uns ein Problem bereiten."

Steve Custer hatte das Empfinden, dass ihm das Blut in den Adern gefror. Das Grauen schüttelte ihn. Er zwang seine verkrampften Kinnbacken auseinander und presste zwischen den Zähnen hervor: "Man wird sie hetzen wie einen tollwütigen Hund, und am Ende werden Sie tot sein, Mister. Sie, Crockett und jeden, der dabei mitmacht."

Von Carl Bailey, Custers Schwiegervater, kam ein zischender Laut. Die adrigen Hände des Mannes zuckten erregt auf der Tischplatte.

Hester Bailey, der Schwiegermutter, entrang sich ein Ton, der sich anhörte wie ein klägliches Wimmern.

 "Nicht, solange wir deine hübsche Mary bei uns haben, Custer!", stieß Vince Sutton hervor. "Ich hab zwar erklärt, dass wir sie freilassen werden, aber ich habe nicht gesagt, wann das sein wird. Du kannst dir sicher denken, dass wir ein Faustpfand, ein Druckmittel brauchen werden. Darum wird uns die kleine, süße Mary wohl ein Stück begleiten."

"Großer Gott…" Steve Custer kämpfte mit den Tränen. Er war ein Mann, der gnadenlose Härte und Mitleidlosigkeit praktizierte, wenn er– wie im Straflager– die Macht dazu hatte. Bei sich selbst war er sensibel und weich. Er zerfloss fast vor Selbstmitleid. Wie ein Haufen Elend saß er am Tisch.

Vince Sutton erhob sich mit einem Ruck. Er drückte Custer die Revolvermündung in die Seite. Mit einem Blick, der Abscheu und Verachtung ausdrückte, starrte er auf den zitternden Burschen hinunter. "Es wird an dir liegen, Custer. Wenn ich morgen früh zu deinem Neubau komme und ich sehe Owen dort nicht, oder ich laufe in eine Falle, dann wird es Mary ausbaden müssen."