U.S. Marshal Bill Logan 4 - Die Todesfalle von Puente (Western) - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan 4 - Die Todesfalle von Puente (Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. "Sicher hatten Joe und ich an diesem Abend unser Leben nur dem Umstand zu verdanken, dass einer der Kerle, die uns das Licht ausblasen wollten, in einer dunklen Gasse seinen Colt spannte und das metallische Knacken unsere Gehörgänge erreichte. Mein Name ist Bill Logan. Die Suche nach meinem Bruder Robin hatte mich in den Panhandle verschlagen, und da war ich sozusagen hängen geblieben. Ich trug den Stern eines U.S. Marshals. Und einige besonders gehässige Zeitgenossen hatten meinen Partner Joe Hawk und mich auf ihre Abschussliste gesetzt. Wir waren geschult und erfahren genug, um augenblicklich zu reagieren. Als von drei Seiten grelle Mündungsflammen auf uns zustießen, lagen wir schon am Boden..."

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2013

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 4

Die Todesfalle von Puente

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

ISBN 9783956170140

www.AlfredBekker.de

Inhalt

Cover

Titelseite

Über den Autor

Impressum

Die Todesfalle von Puente

Die Todesfalle von Puente

Sicher hatten Joe und ich an diesem Abend unser Leben nur dem Umstand zu verdanken, dass einer der Kerle, die uns das Licht ausblasen wollten, in einer dunklen Gasse seinen Colt spannte und das metallische Knacken unsere Gehörgänge erreichte.

Mein Name ist Bill Logan. Die Suche nach meinem Bruder Robin hatte mich in den Panhandle verschlagen, und da war ich sozusagen hängen geblieben. Ich trug den Stern eines U.S. Marshals. Und einige besonders gehässige Zeitgenossen hatten meinen Partner Joe Hawk und mich auf ihre Abschussliste gesetzt.

Wir waren geschult und erfahren genug, um augenblicklich zu reagieren.

Als von drei Seiten grelle Mündungsflammen auf uns zustießen, lagen wir schon am Boden...

Der Krach war Ohren betäubend. Ein Querschläger jaulte. Das Blei wurde an der Hauswand platt gedrückt. Eine Fensterscheibe zerplatzte klirrend. Im Haus schepperte es.

Ich rollte vom Gehsteig und lag am Fahrbahnrand. Den Remington hatte ich gezogen, als ich mich fallen ließ. Der Hahn war gespannt. Der trockene Knall der Detonationen trieb die Straße hinauf und hinunter und wurde von den Häuserwänden zurückgeschleudert.

Bei Joe brüllte der 45er auf. Sofort rollte mein Partner zur Seite. Wo er eben noch lag, riss ein Stück Blei die dicken Bohlen auf. Ich schoss auf das Mündungsfeuer, das aus der tintigen Finsternis einer Passage stieß und vernahm einen leisen Aufschrei. Mit dem Hämmern meines Schusses federte ich hoch, rannte zu einem Vorbau und verschwand darunter. Absolute Finsternis schlug über mir zusammen.

Bei einer Gebäudeecke auf der anderen Seite glühte es auf. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde der Schütze aus der Dunkelheit gezerrt. Joes Eisen donnerte. Die Kugel des Hombre an der Ecke warf eine Ladung Dreck über mich. Ich sah die Gestalt im Verglühen des Mündungsfeuers wanken. Dann dröhnte ein Colt ein Stück weiter oben aus einer Gasse.

Joe war hochgeschnellt und rannte geduckt in die Lücke, die dem Gebäude folgte, bei dem wir uns befanden. Der Revolver auf der anderen Straßenseite schwieg. Ebenso das Eisen, das uns aus der Passage schräg gegenüber heißes Blei geschickt hatte.

Nur noch der Colt in der Gassenmündung röhrte seinen höllischen Choral hinaus. Zwei – drei Geschoße rissen Späne aus den Vorbauplanken. Staub rieselte durch die Ritzen zwischen den Bohlen auf mich herunter.

Dann trat Ruhe ein.

Joe war von der Finsternis aufgesogen worden. Aber dort, wo er untergetaucht war, vernahm ich seine mahlenden Schritte. Sie entfernten sich schnell.

Einige Minuten verstrichen. Ich schaute mir die Augen aus, konnte aber von den feigen Heckenschützen nichts mehr sehen oder hören. Schließlich vernahm ich von dort, wo eben noch einer der Revolver Feuer, Rauch und Blei gespuckt hatte, Joe rufen: „Die Ratte hat die Flucht ergriffen. Was ist mit den Kerlen auf der anderen Straßenseite?“

„Sie rühren sich nicht mehr“, antwortete ich.

„Gib mir notfalls Feuerschutz!“, kam es von Joe. Geduckt hastete er über die Fahrbahn und wurde drüben eins mit der Finsternis.

„Da liegt einer“, rief er nach kurzer Zeit. „Er ist tot.“

Ich kroch unter dem Vorbau hervor und erhob mich. Staub rieselte von meiner Kleidung. Den Remington in der Faust rannte ich quer über die Straße zu der Passage, in der ich nach meinem ersten Schuss den leisen Aufschrei vernahm.

Der Hombre hatte Fersengeld gegeben.

Ich ging zu Joe hin. Er war neben der reglosen Gestalt am Boden abgekniet. Jetzt riss er ein Streichholz an und leuchtete in das erstarrte Gesicht. „Kenne ich nicht“, knurrte Joe.

Auch ich hatte den Burschen nie vorher gesehen.

Wir waren ratlos.

Jetzt, da seit einiger Zeit kein Schuss mehr gefallen war, strömten die Anwohner aus ihren Behausungen. Verworrener Lärm füllte die Straße. Stimmen schwirrten durcheinander. Aus dem Saloon, der ein ganzes Stück entfernt war und in dem Joe und ich zu Abend gegessen hatten, drängten die Gäste und behinderten sich gegenseitig.

Das Streichholz in Joes Hand war erloschen. Er ließ es achtlos fallen.

Dann waren wir von Schaulustigen eingekreist. Einige der Neugierigen trugen Laternen. Das Licht fiel auf den Toten.

„Kennt jemand diesen Hombre?“, fragte ich laut in die Runde.

Ein Mann drängte sich ein wenig in den Vordergrund. „Ich glaube, den habe ich schon einige Male gesehen. Wenn ich mich nicht täusche, dann reitet er für die Bar-H Ranch.“

Ein Deputy aus dem Büro des Sheriffs bahnte sich einen Weg durch die Mauer aus Leibern. Er schoss Joe und mir jeweils einen schnellen Blick zu, dann beugte er sich über die schlaffe Gestalt.

„Sie waren zu dritt“, klärte ich ihn auf, während er den Puls des Mannes fühlte. Indes ich sprach, holsterte ich den Remington. „Zwei sind über alle Berge. Kennen Sie den Mann, Deputy?“

Der Angesprochene kam hoch und wandte sich mir zu. „Es ist Lane Hawkins von der Bar-H. Ich kenne ihn, weil er ein ziemlicher Radaubruder war, wenn er einen Whisky zuviel intus hatte. Haben Sie eine Ahnung, weshalb die Kerle Ihnen auflauerten?“

„Haben wir wohl“, mischte sich Joe ein und stieß seinen Colt ins Holster. „Wir haben in den vergangenen Tagen der Bar-H ziemlich aufgemischt und Ringo Kenneth, den Vormann eingesperrt. Geht Ihnen ein Licht auf, Deputy?“

„Heavens, natürlich.“ Der Sheriffsgehilfe nickte. Er massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. „Ich werde dem Sheriff Meldung erstatten. Er wird...“

„Wir werden bei Sheriff Tucker den Vorfall zu Protokoll geben“, unterbrach ich den Mann. „Kümmern werden wir uns selbst um die Kerle, die uns zum höllischen Marsch aufspielten.“

„Ich sag jedenfalls mal dem Coroner Bescheid. Er soll den Toten von der Straße wegholen und einen Totenschein ausstellen.“ Mit dem letzten Wort setzte sich der Deputy in Bewegung.

„Gehen wir, Partner“, kam es von Joe. „Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun.“

Wir setzten unseren Weg fort.

In unserer Unterkunft brannte Licht. Einer der Marshals, die mit uns die Unterkunft teilten, war anwesend. Ich hatte ihn schon einige Male gesehen und Joe hatte mich mit ihm bekannt gemacht. Sein Name war Duncan O'Leary. Er war wohl der älteste U.S. Marshal, der für das 'District Court for the Northern District of Texas', und damit für Richter Jerome F. Humphrey, arbeitete. O'Leary war Mitte 40. Er war nicht sehr groß, etwa eins siebzig, hatte graue Haare und graue Augen. Im Grunde war O'Leary ein unscheinbarer, ruhiger Zeitgenosse. Er schaute immer freundlich drein. Ein grauer Wolfshund war sein ständiger Begleiter. Der Einfachheit halber nannte er ihn 'Wolf'.

O'Leary lag auf seiner Bunk. Wolf hatte sich neben der Liegestatt auf dem Fußboden ausgebreitet. Sein struppiger Schädel ruhte zwischen seinen Vorderpfoten. Er hob nicht einmal den Kopf, als wir eintraten, sondern schielte uns nur von unten herauf an.

O'Learys Oberkörper ruckte hoch, er schwang die Beine vom Bett und sagte: „Eben hat es ziemlich gekracht. Galt es euch beiden?“

Ich nickte und setzte mich auf mein Bett. Es knarrte unter meinem Gewicht. Diese ausgemusterten Feldliegen aus Armeebeständen waren schon ziemlich altersschwach. „Wie es aussieht, waren es Bar-H-Leute. Einer ist tot. Einen anderen habe ich wohl verwundet, aber er konnte noch die Kurve kratzen.“

Ich zog den Remington aus dem Holster und klappte den Verschluss der Trommel zur Seite. Dann ersetzte ich die verschossenen Patronen gegen scharfe aus den Schlaufen des Revolvergurts.

„Wahrscheinlich hat sie James Hancock auf euch angesetzt“, meinte O'Leary, beugte sich vor und kraulte Wolf zwischen den Ohren. Der Hund fiepte leise.

James Hancock war der Verwalter der Ranch oben am Rita Blanca Lake, eingesetzt von der 'Panhandle Cattle Company', diesem Syndikat aus schwerreichen Männern, deren Sitz in Chicago war. Die PCC duldete keine Heimstätter und Smallrancher an den Grenzen ihrer Ranches. Die Ranchbosse waren unumschränkte, unduldsame Herrscher. Wir hatten nur Ärger mit ihnen.

„Möglich“, knurrte Joe. Auch er lud seinen 45er nach. „Wir werden Hancock wohl ein wenig auf den Zahn fühlen müssen.“

*

Am folgenden Morgen begaben Joe und ich uns in das Gefängnis. Es befand sich im Keller des Anbaus, in dem der Sheriff und seine Deputies ihre Büros hatten.

Wir stiegen die Steintreppe hinunter. Eine Gittertür verschloss den Gang zu den Zellen. An einem Tisch in dem Vorraum saß tagsüber ein Deputy. Er las in einer Zeitung. Joe gab ihm zu verstehen, dass wir mit Ringo Kenneth sprechen wollten. Er öffnete die Gittertür und wir betraten den Korridor. Hinter uns fiel die Tür scheppernd ins Schloss. Der Schlüssel knirschte rostig, als ihn der Deputy herumdrehte.

Die Luft im Zellentrakt war muffig und abgestanden. Kleine, vergitterte Fenster spendeten diffuses Licht. Die Latrineneimer in den Zellen, die zu einem Viertel mit einem Gemisch aus Wasser und Chlorkalk gefüllt waren, verpesteten die Luft.

In jeder der Zellen standen drei Pritschen. Ich zählte sechs Käfige. Zwei waren voll belegt. Ich sah Curly 'Bull' Bonnet, den rothaarigen Schläger, dem ich es auf der Main Street von Clarendon ziemlich hart und kompromisslos besorgt hatte, als er mit zwei Kumpanen Jane, die Frau die ich seitdem liebte, attackierte. Er befand sich alleine in einer Zelle.

Im Käfig daneben war Ringo Kenneth eingeschlossen. Er sah noch ziemlich krank und mitgenommen aus. Das kam von der Schulterwunde, die er im Kampf mit uns oben in Dalhart davongetragen hatte, als wir ihn festnahmen.

Er erhob sich, als uns sah, und kam zur Gitterwand. Seine Hände umspannten zwei der zolldicken Eisenstangen. Düster musterte er Joe und mich.

Die unversöhnliche Feindschaft stand zwischen ihm und uns wie heißer Atem.

Joe stieß hervor:

„Gestern Abend versuchten drei Freunde von dir, uns kaltzumachen, Kenneth. Einer, sein Name ist Lane Hawkins, fiel dabei auf die Nase.“

Kenneth' linke Braue hob sich. Es verlieh seinen Zügen einen ausgesprochen arroganten Ausdruck. Er schürzte die Lippen. „Wie kommst du darauf, dass es Freunde von mir waren?“, blaffte er. „Es gibt sicher eine Menge Zeitgenossen, die euch gerne beim Satan wüssten.“

„Ganz besonders einige Zeitgenossen von der Bar-H, wie?“, versetzte Joe sarkastisch.

„Wie war das mit Riggs?“, mischte ich mich ein. „Der Farmer wurde auf Ihre Veranlassung hin ermordet, Kenneth. Sie wissen, dass Richter Humphrey Sie dafür unter den Galgen schicken kann. Die Idee, Riggs ermorden zu lassen, ist doch nicht auf Ihrem Mist gewachsen. Wessen Idee war es also, Kenneth? James Hancocks?“

„Geht zum Teufel ihr beiden Aasgeier. Von mir erfahrt ihr nichts - aber auch gar nichts. Was wollt ihr überhaupt? Worauf wollt ihr die Anklage stützen? Auf das Wort eines Mannes, der mit seinem letzten Atemzug meinen Namen mit dem Tod von Riggs in Verbindung brachte? Ihr macht euch lächerlich. Und jetzt verschwindet! Ihr beide seid für mich so etwas wie ein Brechmittel.“

Ringo Kenneth wandte sich mit seinem letzten Wort abrupt ab und ging zur Pritsche. Er legte sich flach auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.

„Wie Sie meinen, Kenneth“, sagte. „Mein Partner und ich werden jedenfalls beschwören, dass Kincaid im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war, als er das Geständnis ablegte und Sie als Auftraggeber benannte. Das wird reichen, um Ihnen einen Strick um den Hals zu legen.“

Kenneth rührte sich nicht. Es schien an ihm abzuprallen.

In der anderen Zelle spuckte Curly 'Bull' Bonnet auf den Fußboden.

Joe zuckte mit den Achseln. "Du musst in diesem Schweinestall leben, Bonnet", gab er wie beiläufig zu verstehen. "Gib acht, dass du nicht auf deiner Spucke ausrutscht."

Ich forderte den Deputy auf, uns hinauszulassen. Wenig später befanden wir uns im Freien. Wir pumpten frische Luft in unsere Lungen. Dann meinte Joe: „Gehen wir zum Chef und holen wir uns die Erlaubnis, zur Bar-H zu reiten.“

Wenig später saßen wir Richter Humphrey gegenüber. Er hörte schweigend zu, was wir zu berichten hatten.

„Den Weg dort hinauf machen Sie umsonst“, meinte der Richter, nachdem wir geendet hatten. „Auch wenn Hancock die drei Heckenschützen auf Sie angesetzt haben sollte - wie wollen Sie es ihm beweisen? Dieser Hawkins kann nicht mehr reden. Wer die beiden anderen waren, wissen Sie nicht. Sie würden also unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen.“

Das sah ich ein. Nein, was der Richter prophezeite, war mir eigentlich von vornherein klar gewesen. Gewiss auch Joe. Dennoch erwiderte er: „Sie haben recht, Sir. Aber Hancock soll nicht denken, dass wir uns vor ihm verkriechen. Er soll auch wissen, dass wir ihm auf die Finger schauen. Vielleicht mahnt ihn das zur Vorsicht.“

„Nein. Versuchen Sie, Kenneth zum Reden zu bringen. Wenn er zugibt, dass er den Auftrag, Riggs beseitigen zu lassen, von Hancock bekam, dann können wir letzteren festnageln. Alles andere ist unnötiges Geplänkel.“

„Kenneth schweigt wie ein Grab, Sir“, erklärte ich. „Wir waren soeben im Jail. Er nannte uns Aasgeier und meinte, wir sollten uns zum Teufel scheren. An dem beißen wir uns die Zähne aus.“

„Dann müssen wir James Hancock den nächsten Zug machen lassen“, versetzte der Richter. „Also seien Sie auf der Hut, Logan, Joe. Denn wenn Hancock Sie beide im Visier hat, dann wird er nicht ruhen...“

„Wir können doch nicht hier herumsitzen und warten, bis wieder einige schießwütige Knilche aus dem Hinterhalt ihr Blei auf uns verballern“, knurrte Joe übelgelaunt.

„Nein, das brauchen Sie nicht, Marshals.“ Der Richter lächelte nachsichtig. „Mir liegt eine Anzeige vor. Von der Weide der Diamant-B wurden etwa 100 Longhorns abgetrieben. Auch anderen Ranches wurden in der letzten Zeit immer wieder kleinere Herden gestohlen. Sieht aus, als hätten Viehdiebe das Gebiet am McClellan Creek heimgesucht. Reiten Sie also ins Gray County und kümmern Sie sich darum. Dann sind Sie zunächst mal aus der Schusslinie der Bar-H.“

„Die Diamant-B - gehört sie auch zur PCC?“, erkundigte ich mich.

„Ja. Es ist eine der kleineren Ranches und ist der Green Belt untergeordnet. Der Ranchboss, der die Diamant-B leitet, heißt Mel Strong. Er ist bisher noch nicht unangenehm in Erscheinung getreten.“

„Also auf zum McClellan Creek“, sagte Joe.

Wir verabschiedeten uns vom Richter.

Eine Stunde später waren wir auf dem Weg. Am späten Nachmittag erreichten wir Jericho. Der Ort lag fünf Meilen südlich des McClellan Creek. Von Jericho aus wandten wir uns nach Nordosten. Nach weiteren sieben Meilen lag die Diamant-B vor uns. Es gab ein flaches Haupthaus, ein Bunkhouse, einige Ställe, Schuppen und Scheunen, eine Remise und zwei Corrals.

Als wir in den Hof ritten, kamen aus der Mannschaftsunterkunft drei Männer. Ein vierter Mann verließ das Haupthaus. Er war um die 40 und hager. Harte Linien und Kerben zerklüfteten sein Gesicht. Sein Haar war sandfarben, seine hellen Augen blickten ruhig.

Er hob grüßend die Hand.

Wir zügelten vor dem Mann die Pferde.

„Hallo, Strong“, sagte Joe und stemmte die Arme auf das Sattelhorn. „Sie haben Probleme mit Viehdieben.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Die drei Hombres, die aus dem Bunkhouse getreten waren, bauten sich seitlich von uns auf. Es waren Cowboys.

Mel Strong verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. „Ja. Vor drei Nächten waren sie auf der Nordweide der Diamant-B. Die Spur der Herde, die sie abgetrieben haben, führt hinüber ins Wheeler County. Ich bin zwar mit einer Handvoll Leuten den Rustlern gefolgt, bei Kellerville ritten wir jedoch in ihren Hinterhalt und zwei von uns wurden schwer verwundet. Wir mussten aufgeben.“

„War die Herde bewacht?“, fragte ich.