U.S. Marshal Bill Logan 6 - Verdammt in Perico (Western) - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan 6 - Verdammt in Perico (Western) E-Book

Pete Hackett

0,0

Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Der Mann beobachtete die Mallory-Mine. Er kauerte hinter dichtem Gestrüpp. Es war Nacht. Mond- und Sternenlicht reichten nicht aus, um den Grund der Senke auszuleuchten, in der der Zugang zu dem riesigen Stollen lag. Zwei Männer bewachten die Mine. Einer der beiden war am Stolleneingang postiert, der andere patrouillierte vor dem Schuppen mit den Sprengstoffvorräten auf und ab. Vorsichtig bewegte sich der Bursche. Die Dunkelheit hüllte ihn ein wie ein schwarzer Mantel. Er verursachte nicht das geringste Geräusch. In der Nähe des Mannes, der den Stollen bewachte, ging er hinter einem Felsen in Deckung. Er zog sein Messer aus dem Stiefelschaft. Schritte näherten sich ihm... Der Posten war arglos. Leise summte er eine Melodie vor sich hin. Ein Arm legte sich von hinten um seinen Hals. Der Schreck lähmte ihn. Und dann kam der glühende Schmerz, als sich ihm der blanke Stahl in den Rücken bohrte. Er röchelte, dann riss sein Denken. Die Gestalt des Wachpostens erschlaffte. Der Mörder schleifte den Leichnam hinter einen Felsbrocken. Als er ihn zu Boden gleiten ließ, waren seine Gedanken schon bei dem anderen Posten, der das Sprengstoffmagazin bewachte. In einem weiten Boden umrundete er die Hütte. Er huschte von der Rückseite an sie heran und arbeitete sich an der Längswand entlang. Seine Nerven waren angespannt. Er atmete nur ganz flach. Schwach schimmerte der mörderische Stahl, der bereits den Lebensfaden eines Mannes durchtrennt hatte. Um den Killer herum war nur das Säuseln des Nachtwindes, der sich an den Felsen fing. Als er um die Hüttenecke äugte, sah er den Schemen des Postens ein Stück entfernt vor sich in der Finsternis. Der Wächter stand still da. Ein Schwefelholz flammte auf, als er sich eine Zigarette anzündete. Die kleine Flamme erlosch, als er das Hölzchen achtlos fallen ließ. Nur noch der gleißende Glutpunkt der Zigarette war zu sehen. Der Mörder bei der Hüttenwand wartete. Der Posten würde irgendwann in seine Nähe kommen. Vorhin war er noch vor der Hütte auf und ab patrouilliert. Weshalb sollte er dies plötzlich ändern? Doch der Mann blieb stehen. Immer wieder glühte die Zigarette auf, wenn er daran zog. Die Geduld des Mörders wurde auf eine ziemliche Probe gestellt. „O verdammt, komm endlich, Amigo!“ Er stöhnte diese wenigen Worte regelrecht in seinen Gedanken.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2013

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



U.S. Marshal Bill Logan

Band 6

Verdammt in Perico

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956170256

Inhalt

Cover

Titelseite

Impressum

U.S. Marshal Bill Logan Band 6 - Verdammt in Perico

U.S. Marshal Bill Logan Band 6 - Verdammt in Perico

Der Mann beobachtete die Mallory-Mine. Er kauerte hinter dichtem Gestrüpp. Es war Nacht. Mond- und Sternenlicht reichten nicht aus, um den Grund der Senke auszuleuchten, in der der Zugang zu dem riesigen Stollen lag. Zwei Männer bewachten die Mine. Einer der beiden war am Stolleneingang postiert, der andere patrouillierte vor dem Schuppen mit den Sprengstoffvorräten auf und ab.

Vorsichtig bewegte sich der Bursche. Die Dunkelheit hüllte ihn ein wie ein schwarzer Mantel. Er verursachte nicht das geringste Geräusch. In der Nähe des Mannes, der den Stollen bewachte, ging er hinter einem Felsen in Deckung. Er zog sein Messer aus dem Stiefelschaft. Schritte näherten sich ihm...

Der Posten war arglos. Leise summte er eine Melodie vor sich hin. Ein Arm legte sich von hinten um seinen Hals. Der Schreck lähmte ihn. Und dann kam der glühende Schmerz, als sich ihm der blanke Stahl in den Rücken bohrte. Er röchelte, dann riss sein Denken.

Die Gestalt des Wachpostens erschlaffte. Der Mörder schleifte den Leichnam hinter einen Felsbrocken. Als er ihn zu Boden gleiten ließ, waren seine Gedanken schon bei dem anderen Posten, der das Sprengstoffmagazin bewachte.

In einem weiten Boden umrundete er die Hütte. Er huschte von der Rückseite an sie heran und arbeitete sich an der Längswand entlang. Seine Nerven waren angespannt. Er atmete nur ganz flach. Schwach schimmerte der mörderische Stahl, der bereits den Lebensfaden eines Mannes durchtrennt hatte. Um den Killer herum war nur das Säuseln des Nachtwindes, der sich an den Felsen fing. Als er um die Hüttenecke äugte, sah er den Schemen des Postens ein Stück entfernt vor sich in der Finsternis.

Der Wächter stand still da. Ein Schwefelholz flammte auf, als er sich eine Zigarette anzündete. Die kleine Flamme erlosch, als er das Hölzchen achtlos fallen ließ. Nur noch der gleißende Glutpunkt der Zigarette war zu sehen.

Der Mörder bei der Hüttenwand wartete. Der Posten würde irgendwann in seine Nähe kommen. Vorhin war er noch vor der Hütte auf und ab patrouilliert. Weshalb sollte er dies plötzlich ändern?

Doch der Mann blieb stehen. Immer wieder glühte die Zigarette auf, wenn er daran zog. Die Geduld des Mörders wurde auf eine ziemliche Probe gestellt. „O verdammt, komm endlich, Amigo!“ Er stöhnte diese wenigen Worte regelrecht in seinen Gedanken.

Schließlich schnippte der Wachposten die Zigarettenkippe fort. Die Glut beschrieb eine Leuchtspur, ehe sie zwischen Geröll landete und verschwand. Der Posten seufzte und setzte sich wieder in Bewegung. Er entfernte sich noch ein Stück von der Hütte und seine Gestalt versank nahezu in der Nacht. Doch dann machte er kehrt. Zunächst war er wieder schemenhaft auszumachen. Dann nahm seine Gestalt klarere Formen an, und schließlich konnte der heimtückische Mörder seine Konturen deutlich erkennen. Er hatte sich die Winchester auf die Schulter gelegt und hielt sie am Kolbenhals fest.

Der Hombre an der Hüttenwand duckte sich noch mehr. Er verschmolz regelrecht mit dem Schlagschatten. Seine Rechte saugte sich um den Messergriff fest. Der Wachmann war jetzt auf seiner Höhe. Er stieß sich ab und flog auf den ahnungslosen Mann zu. Dieser kam nicht mehr dazu, zu begreifen. Schon gar nicht war er in der Lage, zu reagieren. Der Killer rammte ihm den Dolch in den Leib. Ein Gurgeln brach aus der Kehle des Wachmannes, er wankte und sperrte den Mund auf zu einem Schrei. Doch er brachte nur noch ein verlöschendes Ächzen zu Stande und brach zusammen.

Der Mörder verharrte geduckt und sicherte in die Runde. Seine Instinkte arbeiteten mit doppelter Schärfe. Doch in der breiten Senke herrschte Stille – tödliche Stille. Einige hundert Yards entfernt schliefen die Bergwerkarbeiter in der flachen, lang gezogenen Mannschaftsunterkunft. Im Haus Sid Mallorys auf dem Hügel noch ein ganzes Stück weiter entfernt schliefen die Bewohner ebenfalls.

Die Luft war rein.

Der Killer stieg über den Leichnam hinweg. Er untersuchte das Türschloss. Es war nur ein einfaches Vorhängeschloss, das er mit dem Dolch knackte.

Die Hüttentür knarrte rostig in den Angeln. Der geheimnisvolle, tödliche Mister stand im Innern. Im spärlichen Licht eines Streichholzes schaute er sich um. An der rechten Wand waren fein säuberlich die Kisten mit dem Dynamit aufgestapelt. An langen Nägeln, die in die Hüttenwand geschlagen waren, hingen Zündschnurrollen.

Die Mundwinkel des Kerls kerbten sich zufrieden nach unten. Er knickte das Hölzchen und ließ es fallen. Es verlosch. Der Mann fand sich nun im Finstern zurecht.

Er klemmte sich eine der Kisten unter den Arm, nahm eine der Luntenrollen vom Nagel und hängte sie sich über die Schulter. So verließ er die Hütte. Er schlich zum Minenstollen. Im Eingang, der mit dicken Balken abgesichert war, sprengte er mit der Dolchklinge, an der das Blut zweier Männer klebte, den Deckel von der Kiste. Matt schimmerten die beiden Stahlbänder der Gleise, auf denen die Loren liefen, die das herausgebrochene, erzhaltige Gestein aus dem Stollen beförderten. Sie verloren sich nach etwa zwanzig Schritten in der Dunkelheit. Tatsächlich aber setzten sie sich fort bis zu der Zerkleinerungsanlage, dem Stampfwerk also.

Der Saboteur verband die Lunten mehrerer Dynamitstangen miteinander und verknüpfte sie mit dem einen Ende der Zündschnur. Das andere Ende in der Hand lief er ins Freie. Als er der Meinung war, dass sie Lunte lang genug war, ließ er die Zündschnur zu Boden fallen.

Er merkte sich die Stelle.

Dann kehrte er in die Hütte zurück und holte eine weitere Kiste voll Dynamit und eine weitere Lunte. Er lief geduckt zum Stampfwerk. Das zerkleinerte, erzhaltige Gestein wurde hier auf Frachtwagen verladen und zu den Schmelzöfen gefahren. Über eine Rutsche gelangte das zerstampfte Material auf die Ladeflächen der Fuhrwerke. Das Stampfwerk befand sich in einem riesigen Schuppen, der sogar über ein Stockwerk verfügte. Auf einer Rampe standen sechs Loren. Sie waren voll beladen. Keile unter den Rädern verhinderten, dass sie zurückrollten.

An der Wand des Schuppens und an den Stempeln der Rutsche deponierte der Saboteur jeweils drei Dynamitpatronen, die er mit der Zündschnur verband. Dann rannte er mit dem Ende der Lunte von dem Gebäude weg.

Ein Schwefelholz ratschte über einen Stein. Die Flamme leuchtete auf. Der Bursche hielt sie an die Zündschnur. Zischend und sprühend fraß sich der Funke vorwärts.

In den Mister kam Leben. Er hetzte zu der Stelle, an der er das Ende der anderen Lunte wusste. Wieder flackerte ein Streichholz auf. Auch hier begann die Zündschnur zu glimmen, dann bewegte sich der grelle Lichtpunkt in Richtung Stolleneingang durch die Finsternis.

Der Bandit verlor keine Zeit mehr. Er rannte zu seinem Pferd, das er in sicherer Entfernung abgestellt hatte. In dem Moment, als er sich in den Sattel schwingen wollte, schien die Hölle aufzubrechen.

Ein greller Feuerblitz, der aus dem Stolleneingang stieß wie der feurige Atem eines legendären Drachen, zerfetzte die Nacht und tauchte für den Bruchteil einer Sekunde die gesamte Senke in gleißendes, bläuliches Licht. Im selben Augenblick erfolgte die Explosion. Die Stempel, die den Eingang stützten, wurden geradezu weggeblasen.

Eine zweite Detonation vermischte sich mit der ersten. Dann ging eine Dynamitladung nach der anderen beim Stampfwerk in die Höhe. Der Weltuntergang schien sich anzukündigen. Der Donner der Explosionen rüttelte an den Bergen zu beiden Seiten der Senke und drohte sie zum Einsturz zu bringen. Brüllendes Getöse rollte durch die Talsohle und wurde hundertfach von den Echos verstärkt.

Gewaltige Massen von Erdreich, Gestein und Geröll krachten in den Stollen und verschütteten ihn. Das urwelthafte Grollen verklang. Dort, wo der Hügel über dem Stollen eingebrochen war, entstand ein Erdrutsch, aber auch er kam zum Stillstand. Eine dichte Staubwolke trieb auseinander. Der Schuppen, in dem die Zerkleinerungsanlage untergebracht war, brannte. Bretter und Balken, die die Explosionen durch die Luft gewirbelt hatten, lagen kreuz und quer. Das ausgedörrte Holz brannte wie Zunder. Rauch vermischte sich mit dem wogenden Staub. Ätzender Geruch von verbranntem Pulver machte sich breit. Stille senkte sich zwischen die Berge. Nur das Prasseln und Fauchen des Feuers unterbrach sie.

Der Bandit schwang sich auf das erregt scheuende Pferd und zähmte es mit stählerner Faust. Dann hämmerte er dem Tier die Sporen in die Seiten. Er lenkte es zwischen die Hügel, die von klaffenden Lücken zerschnitten und deren Flanken von tiefen Rinnen zerklüftet waren.

Zurück blieb ein Werk der sinnlosen Zerstörung...

*

Ich befand mich bei Jane auf der Horseshoe-Ranch. Nach unserem Abenteuer am Washita River, das meinem Partner eine Kugel in die Schulter bescherte, hatte mir der Richter 24 Stunden Urlaub gewährt, damit ich Jane besuchen konnte.

Ich bin Bill Logan. Genannt werde ich von allen nur Logan. Nur Jane benutzt meinen Vornamen. Sie nennt mich liebevoll Bill. Wenn ich von meinem Partner spreche, so ist die Rede von Joe Hawk. Ja, wir sind ein Team. Wir tragen beide den Stern des U.S. Marshals. Und wir sind stolz darauf, diesen Stern zu tragen.

Nun lag Joe mit einer durchschossenen Schulter im Hotel in White Deer, denn den weiten Ritt nach Amarillo hätte er mit dieser Wunde wohl nicht durchgestanden. Ich aber befand mich bei Jane. Vor den Fenstern hing die Dunkelheit. Seit Jane und ich uns vor einigen Tagen zum ersten Mal geküsst hatten, waren wir so etwas wie ein Paar.

Lonny, Janes kleiner Sohn, dessen Vater aus dem Hinterhalt ermordet worden war, schlief längst. Und irgendwie schien auch Janes Vater, der grauhaarige Lionel Hastings bemerkt zu haben, dass wir alleine sein wollten. Jedenfalls verabschiedete er sich auch und brabbelte etwas von alten Knochen, die der Ruhe bedürften, und noch ein paar Dinge mehr.

Dann waren Jane und ich allein.

Obwohl wir uns heiß und innig geküsst hatten, spürte ich Unsicherheit und Verlegenheit.

Jane erhob sich von ihrem Stuhl und trat vor mich hin. Wie von Schnüren gezogen kam auch ich hoch. Sie lächelte hoch in mein Gesicht. In der Tiefe ihrer dunklen Augen bemerkte ich etwas, das mir das Blut schneller durch die Adern jagte.

Ja, bei Gott, ich spürte es ganz deutlich. Jane war bereit, mir alles zu geben. Und ich spürte noch was anderes. Es war ein geradezu beklemmendes Gefühl. In meinem Hals bildete sich ein Kloß. So sehr ich auch schluckte, ich bekam ihn nicht hinunter. Wenn mir heißes Blei um die Ohren flog, fühlte ich mich nicht derart hilflos und unbeweglich.

Ich glaube, ich wurde in diesen Sekunden, da bei mir das Begreifen kam, rot.

Jane stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf den Mund. Heiß durchrieselte es mich. Ich spürte ein Kribbeln zwischen den Schulterblättern. „Bill, ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass du wieder einmal den Weg zur Horseshoe gefunden hast.“

Mit diesen Worten hatte sich mich auch schon empfangen. Empfand sie ähnlich wie ich? O verdammt? Wer kann schon in die Seele einer Frau blicken. Ich war auch nicht der Süßholzraspler, wie es sie zu tausenden gibt und die einer Frau mit dem Mund die Sterne vom Himmel holen. Also griff ich nach Jane, legte ihr meinen rechten Arm um die Taille und zog sie enger an mich heran.

„Ich konnte es kaum erwarten, dich wiederzusehen.“

Meine Stimme klang belegt und mir selbst fremdartig. Aber ich hatte auch gar nicht vor, viel zu sprechen. Ich beugte mich über ihr Gesicht, über die leicht geöffneten Lippen, zwischen denen die ebenmäßigen Zähne funkelten, und dann küssten wir uns heiß und anhaltend. Jane klammerte sich an mich. Wir entrückten der Realität. Hin und wieder mussten wir Atem holen. Schließlich lösten wir uns voneinander.

Janes Wangen waren gerötet. In ihren Augen bemerkte ich ein fiebriges Leuchten, ein glückliches Glühen, das nicht verlöschen wollte, das eher mehr und mehr an Intensität gewann. Mein Blut war in Wallung.

„Ich liebe dich, Logan.“ Ihre Stimme war wie ein Windhauch.

„Yeah.“ Unsere Lippen fanden sich aufs Neue...

Zeit und Raum schienen sich für uns aufzulösen. Seit jener Nacht weiß ich, was gemeint ist, wenn jemand behauptet, auf einer rosaroten Wolke geschwebt zu sein.

All right, Leute. Die Nacht war vorbei. Wir frühstückten. Jane, Lonny, Old Lionel und ich. Der Kaffee war stark und heiß, die Sandwichs, die Jane zubereitete, schmeckten hervorragend. Lonny ritt auf meinem Oberschenkel. Old Lionel beobachtete abwechselnd mich und seine Tochter, einen grüblerischen Ausdruck im Blick. Vor allem mich musterte er immer wieder prüfend und forschend, und von seiner Stirn war nicht abzulesen, was er dachte.

„Darf ich Blacky reiten, Logan?“, fragte mich Lonny.

Ja, auch er nannte mich Logan. Das hatte er wohl von seinem Großvater so abgeguckt. Warum auch nicht?

„Natürlich, Amigo. Natürlich darfst du Blacky reiten.“

Mein Rappe hatte es ihm angetan, obwohl zig Pferde in den Corrals der Ranch herumstanden. Die Horseshoe war eine Pferderanch. Die Tiere verkaufte Jane auf dem Viehmarkt in Amarillo oder an die Armee-Forts oben an der Grenze zum Indianerterritorium.

Jane räumte das Geschirr ab. Lionel, Lonny und ich gingen nach draußen. Die Sonne schien hell. Im Staub des Ranchhofes gleißten die Kristalle wie winzige Diamantensplitter. Die Cowboys waren schon bei der Arbeit. Ich sah Dooley bei einem Korral, über dem eine wogende Staubwolke hing. Er und noch zwei Burschen sortierten Pferde für den Verkauf aus und trieben sie in eine kleinere Fence.

Lonny hielt meine Hand. Halb rechts hinter mir ging Old Lionel. „Während ihr beide euch mit Blacky vergnügt, will ich die Hühner füttern“, hörte ich ihn sagen. Ich blickte über die Schulter. „Vorher aber noch ein Wort von Mann zu Mann, Logan.“

Ich war ganz Ohr und wandte mich ihm zu.

Lonny zog an meinem Arm. Der Boy war ziemlich ungeduldig. Mein Blick traf sich mit dem des Oldtimers. Irgendwie ahnte ich, was er mir zu sagen hatte. „Natürlich. Von Mann zu Mann. Was gibt es, Lionel?“

Er schaute verkniffen. Seine Augen hatten sich verengt. Zwischen den engen Lidschlitzen konnte ich ein kriegerisches Funkeln wahrnehmen.

Lionel nickte. „Na schön, Logan. Ich hoffe, du verstehst mich richtig. Jane war bis vor einem Jahr etwa ein ziemlich glückliches Mädchen. Dann begann der Terror. Die Green Belt Ranch unterließ nichts, um uns hier auf der Horseshoe das Leben schwer zu machen. Schließlich wurde Janes Mann aus dem Hinterhalt erschossen. Janes Glück wurde damit sozusagen der Todesstoß versetzt.“

Der Oldtimer schwieg und sah mich viel sagend an, als wollte er kontrollieren, dass ich seinen Ausführungen auch mit dem nötigen Interesse folgte.

Ich nickte. „Ich verstehe.“

„Heute Morgen machte Jane wieder einen sehr, sehr glücklichen Eindruck, Logan. Ja, es ist mir nicht entgangen. Sie ist überhaupt, seit sie dich getroffen hat, wie ausgewechselt. Ich bin froh darüber. Es brach mir das Herz, wenn ich sie leiden sah. Jetzt hat sich das geändert. Jane verdient es, glücklich zu sein. Yeah, sie verdient es. Darum solltest du sie nicht enttäuschen, Logan. Du musst ehrlich zu ihr sein. Du darfst ihr nichts versprechen, weder durch Wort noch durch Tat, was du nicht halten willst oder kannst.“

Ein klares Wort. Ich wich seinem ernsten, zwingenden Blick nicht aus. „Mein Wort drauf, Lionel, dass ich alles tun werde, damit Jane wieder die Frau ist, die sie bis vor einem Jahr war. Mein Wort auch darauf, dass ich sie von mir aus nicht enttäuschen werde. Ich habe ihr nichts versprochen, was ich nicht in der Lage bin zu halten. Und ich werde ihr auch nichts Derartiges versprechen – weder durch Wort, noch durch Tat. Ich habe mir auch nichts genommen, was Jane nicht absolut freiwillig bereit war zu geben. Ich liebe deine Tochter, Lionel.“