U.S. Marshal Bill Logan 71: Mit eisernem Besen - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan 71: Mit eisernem Besen E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Die Marshals Logan und Hawk befinden sich in der Stadt Dalhart. Dort sind momentan die Arbeiter der Union Pacific stationiert und bauen an einer Bahnstrecke. Mit ihnen sind Unruhe und Lasterhaftigkeit in die Stadt gekommen. Nach dem Tod vom schießwütigen Town Marshal Rushdale und dem ungekrönten König der Stadt McReilly haben sich die Zustände nicht gebessert, und so kämpfen Logan und Hawk mithilfe eines von ihnen ernannten Deputy Marshals für das Gesetz.

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 71

Mit eisernem Besen

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171765

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Mit eisernem Besen

Band 71 Mit eisernem Besen

Dexter Rushdale, den Mann, der in Dalhart den Stern des Town Marshals trug, hatte ich im Kampf getötet. Auch Warren McReilly, der sich zum ungekrönten König der Stadt aufgeschwungen hatte, war tot. Die Männer, die der Stadt zuletzt ihren Stempel aufgedrückt hatten, gab es nicht mehr.

An den Zuständen in Dalhart änderte sich dadurch kaum etwas. Die Stadt blieb ein Hexenkessel am Ende des Schienenstrangs, in dem das Recht des Stärkeren regierte. Schlägereien, Schießereien sowie Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung.

Joe Hawk und ich hatten uns vorgenommen, die Stadt zu bezähmen, ihr Ruhe und Ordnung aufzuzwingen, und das Gesindel, das mit den Bautrupps der Union Pacific ins Land eingefallen war wie ein gefräßiger Heuschreckenschwarm, zu vertreiben.

Wir hatten uns geschworen, mit eisernem Besen zu kehren…

Es war Nacht. Die Stadt war voll vom Lärm, der aus den Saloons trieb und sich zwischen den Häusern zu stauen schien. Gelächter, Geschrei, Gejohle und das Grölen Betrunkener sorgten für diese brandende Geräuschkulisse. Die Stadt stand voll und ganz im Bann von Sünde und Lasterhaftigkeit.

Wir hatten einen Gefangenen. Sein Name war Steve Ringold. Er ritt als Cowboy für die M-im-Kreis Ranch, auf der sein Bruder Vormann gewesen war. Steve Ringold hatte einen der Saloonordner erschossen, nachdem dieser ihn schmählich verprügelt hatte. Es war Mord. Auf Ringold wartete der Henker.

Dexter Rushdale, ein eiskalter Killer, der als Town Marshal das Gesetz in der Stadt vertrat, hatte Dave Ringold getötet, als dieser mit einer raubeinigen Mannschaft nach Dalhart gekommen war, um seinen Bruder aus dem Jail zu holen und einige Leute zurechtzustutzen.

Ich warf einen Blick auf das Ziffernblatt des Regulators, der an der Wand hing. Es war kurz nach neun Uhr abends. Monoton schwang das Pendel hin und her, wie ein Synonym für die Vergänglichkeit. Vor dem Fenster hing die Dunkelheit. Der Lärm, der durch die Main Street rollte, mutete bösartig und unheilvoll an. Ich kannte die Geschichte von Sodom und Gomorrha. Sündige Städte, die dem Untergang geweiht worden waren. Blühte Dalhart ein ähnliches Schicksal?

Bei uns befand sich Charly Morgan, der Oldtimer aus dem Mietstall, dem wir den Stern eines Deputy Marshals angesteckt hatten. Wir brauchten einen Mann, der im Office die Stellung hielt, wenn wir in der Stadt für Ruhe sorgten.

Steve Ringold hatte Freunde.

Es gab aber auch eine Interessengruppe, die ihn hängen sehen wollte.

»Gehen wir«, sagte ich an Joe gewandt.

Ich hatte Plakate drucken lassen, die wir am Nachmittag überall in der Stadt verteilt und an sämtlichen Ortseingängen angeschlagen hatten. Damit hatten wir so etwas wie zehn Gebote aufgestellt, bei deren Nichtbeachtung Geld- und Gefängnisstrafen angedroht wurden. So verboten wir das Waffentragen in der Stadt, wer auf der Straße Frauen anpöbelte oder belästigte, musste mit einer empfindlichen Geldstrafe rechnen, wer Faustkämpfe in der Öffentlichkeit austrug ebenfalls. Es war verboten, seinen Rausch in der Öffentlichkeit auszuschlafen, nach 22 Uhr auf den Straßen und in den Gassen zu johlen und zu grölen, öffentlich zu urinieren und außerhalb der Saloons alkoholische Getränke zu sich zu nehmen.

Am gravierendsten aber war wohl das Gebot, wonach die Saloons und anderen Vergnügungsetablissements um Mitternacht zu schließen hatten.

»Halten Sie die Stellung, Charly«, sagte ich. »Schließen Sie hinter uns die Tür ab. Sollte jemand Einlass begehren, soll er wiederkommen, wenn Joe und ich anwesend sind.«

»Ich habe schon einmal das Office erfolgreich verteidigt«, schnaubte der Oldtimer grimmig. »Und als ich vor über zwanzig Jahren den Stern in Denton trug…«

»…haben Sie einen Gefangenen gegen eine Meute von hundert hängewütigen Bürgern verteidigt. Ich weiß, Charly. In diesem Fall aber müssen wir mit den Sattelwölfen der Bar-H Ranch rechnen, nachdem der Vormann und einige Reiter der M-im-Kreis hier in der Stadt ums Leben gekommen sind.«

Bei der M-im-Kreis handelte es sich um eine Unterranch der Panhandle Cattle Company. Sie war der Bar-H untergeordnet. Der PCC gehörte fast das gesamte Weideland im Panhandle. Die Ranchbosse gebärdeten sich wie unumschränkte Fürsten, sie schrieben ihre eigenen Gesetze und lebten danach. Das Gesetz, das wir vertraten, stand in diesem Landstrich auf verdammt schwachen Beinen. Vor allem die führenden Leute der PCC erkannten es nicht an. Und so war der Verdruss oftmals unausweichlich…

»Jacksons zweibeinige Wölfe sollen nur kommen«, lärmte Charly. »Ich werde sie die heilige Mannesfurcht lehren. Es waren im Übrigen nicht hundert hängewütige Leute damals in Denton, sondern mindestens hundertfünfzig. ‚Nur über meine Leiche!‘, rief ich ihnen zu und letztlich bändigte ich die Meute. Am Ende schlichen selbst die größten Schreihälse davon wie begossene Pudel.«

»Dann kann ja nichts passieren, Charly«, sagte Joe grinsend. »Sollten die Sattelwölfe der Bar-H aufkreuzen, machst du es wie in Denton. Sicher brauchst du uns dann gar nicht.«

Die Brauen Charlys schoben sich düster zusammen. Er funkelte Joe kriegerisch an. »Auf ein Greenhorn wie dich kann ich sicherlich verzichten, Hawk!«, blaffte der Oldtimer dann. »Gewiss ständest du mir nur im Weg herum. Und sollte das ein Versuch gewesen sein, mich auf den Arm zu nehmen, dann lass dir gesagt sein, dass…«

»Ich würde es nie wagen, dich auf den Arm zu nehmen, Charly«, beeilte Joe sich zu sagen. »Wenn einer einen Lynchmob aufzuhalten in der Lage ist, gebührt ihm mein Respekt. Und du hast doch eine Horde Lyncher gestoppt, Charly.«

»Das will ich meinen«, sagte der Oldtimer und nickte mehrere Male, als wollte er so seine Worte mit Nachdruck versehen. »Der Kerl hieß Hunter Baldwin. Ein Mörder. Er wurde später nach Recht und Gesetz verurteilt und gehängt.«

Ich überprüfte die Ladung der Schrotflinte, die ich aus dem Gewehrschrank genommen hatte, klappte den Doppellauf wieder zu und wies mit dem Kinn zur Tür. »Es wird Zeit…«

Wir verließen das Office. Auch Joe trug eine Shotgun.

Auf der Straße bewegten sich Gruppen von Männern. Aus einigen Häusern des Ortskerns fiel Licht. Nördlich von Dalhart war eine Zeltstadt entstanden, in der die Arbeiter der Union Pacific lebten. Nach der Ankunft der Bautrupps der Eisenbahngesellschaft hatte sich die Bevölkerung der Stadt verdreifacht, die Arbeiter nicht mit eingerechnet. Eine Menge zwielichtiges Gesindel hatte sich in Dalhart angesiedelt. Saloons waren regelrecht aus dem Boden gestampft worden. Es handelte sich um riesige Zelte, meist aus Armeebeständen, vor die die Erbauer falsche Fassaden aus Holz gesetzt hatten, um den Eindruck eines festen Bauwerks zu vermitteln.

Ich ging voraus. Joe bewegte sich halbrechts hinter mir. Die Finsternis zwischen den Häusern und Schuppen, die die Straße säumten, schien Unheil zu verkünden.

Ich verhielt unwillkürlich im Schritt, als Schüsse krachten. Die Detonationen verschmolzen ineinander zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen, das durch die Stadt stieß und zwischen den Häusern verebbte.

»Das war im Dalhart Palace!«, rief Joe, und in sein letztes Wort hinein donnerte es erneut. Es klang wie eine Botschaft von Untergang und Tod…

*

Der Dalhart Palace war die größte Kneipe der Stadt. Es war einer der Saloons, den Warren McReilly errichtet hatte. Wer ihn nach dessen Tod betrieb, wusste ich nicht, interessierte mich auch nicht. Es handelte sich um ein riesiges Zelt aus zusammengeknöpften Planen mit einer falschen Fassade. Licht fiel aus den beiden Fenstern und der Tür. Einige Männer drängten ins Freie. Auf der gegenüberliegenden Fahrbahnseite war das Stationsgebäude der Eisenbahn errichtet worden. Es lag im Dunkeln.

Ein Durcheinander von Stimmen trieb uns entgegen. Die Waffen schwiegen jetzt. Wir erreichten einige Männer, die sich vor dem Saloon zu einer Gruppe zusammengeschlossen hatten. »Was war los?«, fragte ich etwas außer Atem.

»Eine Schießerei. Ein Spieler und ein Mann, der sich betrogen fühlte. Der Bursche ist tot. Ein unbeteiligter Mann wurde schwer verwundet.«

Wir setzten unseren Weg fort und betraten den Saloon. Von den Querstangen des Zeltgerüstes hingen Laternen über den Tischen und streuten ihr Licht über die Möbel und auf den festgestampften Boden. Wolken von Tabakqualm hingen in der Luft. An beiden Längswänden drängten sich die Männer. Sie schwiegen.

Joe und ich gingen bis zu dem Burschen, der am Boden lag. Er hielt einen kurzläufigen Bullcolt in der verkrampften Faust. Ein Stück weiter saß ein Mann auf einem Stuhl und presste die linke Hand gegen seine rechte Schulter. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor. Der Schmerz verzerrte sein bleiches Gesicht.

Am Tresen stand ein hochgewachsener Mann, der einen Anzug trug. Sein rechter Arm baumelte locker nach unten. In der Hand hielt er einen Derringer mit Doppellauf. Die Mündung wies auf den Boden.

Ich bückte mich über den Burschen, der am Boden lag, und erkannte, dass ihm nicht mehr zu helfen war.

»Lassen Sie die Waffe fallen, Mister!«, hörte ich Joes barsche Stimme.

Ich richtete mich auf und heftete meinen Blick auf den Spieler. Dieser hob jetzt ruckartig die Hand mit dem Derringer und schlug die kleine Waffe auf mich an. »Der Kerl hat zuerst gezogen. Ich habe ihn in Notwehr erschossen. Jeder hier kann es bezeugen. Er bezichtigte mich des Falschspiels und griff nach der Waffe.«

»Es mag sein, dass Sie in Notwehr handelten«, versetzte ich ruhig, mit klarer, sachlicher Stimme. »Das ändert aber nichts daran, dass sie gegen das Verbot, in der Stadt eine Waffe mit sich zu führen, verstoßen haben.«

Im Gesicht des Spielers arbeitete es.

»Wie ist Ihr Name?«, fragte ich.

»Lester Linhardt. Himmel, Marshal, ich brauche die Waffe. Zu meinem Schutz. Wäre ich entsprechend ihrer Anordnung unbewaffnet gewesen, dann würde mich der Hundesohn eiskalt niedergeknallt haben.«

»Legen Sie den Derringer auf den Tresen!«, forderte ich mit barscher Stimme. »Und dann gehen wir. Wir werden Sie einsperren, bis feststeht, ob sie den Mann in Notwehr erschossen haben, oder ob Sie angeklagt werden.«

»Fragen Sie die Leute hier, Marshal!«, keuchte Linhardt. »Jeder wird bestätigen, dass der Bursche nach der Kanone griff.«

Einige Männer nickten. Einer rief: »Er spricht die Wahrheit, Logan. Der Mann bezichtigte ihn des Falschspiels und griff dann unter die Jacke, um die Waffe zu ziehen. Linhardt hat sich nur gewehrt.«

»Wer kann das noch bestätigen?«

Einige Hände hoben sich.

Ich nickte. »Gut. Die Notwehrsituation scheint festzustehen. Auf das unerlaubte Tragen von Waffen innerhalb der Stadtgrenzen steht eine Woche Gefängnis. Wir haben entsprechende Plakate verteilt und überall angeschlagen. Sie haben das Verbot missachtet, Linhardt. Aber Sie werden eine Woche Zeit haben, darüber nachzudenken. Weg mit dem Derringer! Und dann gehen wir.«

»Ich lasse mich nicht von Ihnen einsperren, Marshal«, blaffte Linhardt.

Ich ging langsam auf ihn zu. Der Derringer wies auf mich. Ich musste davon ausgehen, dass einer der Läufe geladen war. Ein kleiner Fingerdruck genügte…

Das Gesicht des Spielers war wie aus Granit gemeißelt. Aber seine Augen verrieten Unruhe. Sicher wusste er, dass er am Ende verlieren würde, wenn er auf mich feuerte. Er hatte nur einen Schuss.

Ich hielt an, als die Mündung des Derringers meine Brust berührte. »Nehmen Sie die Waffe runter, Linhardt!«, forderte ich mit klirrender Stimme. »Wollen Sie am Galgen enden?«

Da ließ er die Hand sinken. Der angespannte Ausdruck verlor sich aus seinem Gesicht. Er reichte mir den Derringer und ich nahm ihn. »Gehen wir«, gebot ich.

Linhardt setzte sich in Bewegung, schritt an mir vorbei und strebte dem Ausgang zu. Joe und ich folgten ihm. Wenig später saß er hinter Schloss und Riegel.

»Ich schätze mal, dass der Platz bald nicht mehr reichen wird, um die ganzen Dummköpfe einzusperren, die die zehn Gebote missachten«, nörgelte Charly. »Wie gedenkt ihr dieses Problem zu lösen?«

Darauf konnten weder Joe noch ich dem Oldtimer eine Antwort geben. Es würde in der Tat ein Problem werden.

»Wer betreibt nun eigentlich die Saloons, die McReilly gehörten?«, fragte Charly. »Sicher hat sich jemand gefunden, der in die Fußtapfen McReillys getreten ist.«

»Ich weiß es nicht«, antwortete ich.

Joe zuckte mit den Schultern. »Interessiert uns auch nur am Rande. Solange er sich an unsere Gebote hält.«

»Ihr werdet sie nicht durchsetzen können. Die Kerle gehen auf die Barrikaden, wenn ihr sie um Mitternacht ins Bett schicken wollt. Ihr fordert all die wilden Burschen nur heraus. Die Stadt gleicht sowieso schon einem Pulverfass…«

Wir verließen das Office wieder.

»Charly hat Recht«, sagte Joe. »Wenn ich es mir richtig überlege, dann stehen wir auf einem ziemlich verlorenen Posten. Vielleicht haben wir uns ein wenig übernommen, als wir die zehn Gebote für Dalhart verfassten. Sie aufzustellen war eine Sache. Sie durchzusetzen ist eine andere. Es ist ungefähr so, als würden wir versuchen, einen Sack voll Flöhe zu hüten.«

Wir schritten nebeneinander am Rand der Main Street dahin. Zwischen den Gebäuden nistete stofflich anmutende Finsternis. Sie war mit den Augen nicht zu durchdringen. Vor dem Rita Blanca Saloon hatte sich eine Menschenmenge zusammengerottet. Einige Rufe erklangen. »Prügle ihn aus der Stadt!«, ertönte es. »Schlag ihn ungespitzt in den Erdboden!«, schrie ein Mann. Ein anderer brüllte: »Zeig es diesem Großmaul, Stanton!«

Wir bahnten uns einen Weg durch die Meute. Dabei gingen wir nicht gerade sanft vor. Flüche wurden laut. Eine raue Stimme brüllte: »Man sollte den beiden Schnüfflern die Sterne herunterreißen und sie zum Teufel jagen!«

In dem Kreis, der sich gebildet hatte, standen sich zwei Männer gegenüber. Einer von ihnen war breitschultrig und stiernackig, der andere eher hager und schlaksig, aber einen halben Kopf größer als sein Kontrahent. Sie hatten die Fäuste erhoben und belauerten sich.

Jetzt vollführte der Stiernackige einen Ausfallschritt und ließ die linke Faust fliegen. Der andere sprang zurück. Der Schwinger pfiff ins Leere.

»Schluss damit!«, rief ich scharf.

»Haltet ihr euch raus!«, fauchte der Stiernackige. »Er hat mich als einen lausigen Sandfloh bezeichnet. Dafür werde ich ihm eine Lektion erteilen. Wenn ich mit ihm fertig bin, könnt ihr zusammenfegen, was ich von ihm übrig lasse.

»Du bist ein lausiger Sandfloh!«, stieß der Schlaksige hervor. »Komm nur, komm! Ich werde dich in Stücke schlagen.«

Ich richtete die Shotgun auf den Sprecher. »Es ist verboten, in der Stadt seine Zwistigkeiten mit den Fäusten auszutragen. Ich rate jedem von euch, Ruhe zu geben. Es wäre gut, Mister, wenn Sie sich bei ihm für den lausigen Sandfloh entschuldigen würden. Und Sie–«, ich wandte mich dem Stiernackigen zu, »– geben ebenfalls Ruhe. Oder möchten Sie den Rest der Nacht hinter Gittern verbringen und zu einer saftigen Geldstrafe verdonnert werden?«

»Ich…«

Der Hagere nutzte den Moment aus, in dem der Bullige das Wort an mich richten wollte. Er machte einen langen Schritt auf diesen zu und schmetterte ihm die Faust mitten ins Gesicht. Der Getroffene schrie auf und wankte zwei Schritte zurück. Der andere wollte nachsetzen, aber ich warf mich gegen ihn und rammte ihn mit der Schulter, so dass er zur Seite taumelte. Sofort aber wandte er sich mir zu. Ich trat an ihn heran und schlug ihm den Doppellauf der Schrotflinte schräg über das Gesicht. Er riss beide Hände hoch und stolperte zwei Schritte rückwärts, ich folgte ihm und rammte ihm den Kolben in den Magen. Sein Oberkörper pendelte nach vorn und ich hämmerte ihm die linke Faust in den Nacken. Er fiel auf den Bauch. Staub schlug unter seinem Körper auseinander.

Der Stiernackige blutete aus der Nase. Der Schmerz hatte ihm die Tränen in die Augen getrieben. Joe stand da und hielt die Schrotflinte auf ihn angeschlagen. Jetzt hörte ich ihn sagen: »Sind Sie Stanton?«

»Ja. Ich arbeite für die Bahn. Dieser Kerl hat den Streit angefangen und beleidigte mich. Es ging um einen Platz an der Theke. Wenn Sie sich nicht eingemischt hätten, hätte ich ihn zur Stadt hinaus geprügelt.«