U.S. Marshal Bill Logan, Band 21: Keine Gnade, Hombre! - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan, Band 21: Keine Gnade, Hombre! E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan Band 21 ...keine Gnade, Hombre Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 21

…keine Gnade, Hombre

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171246

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

…keine Gnade, Hombre

Band 21 …keine Gnade, Hombre

"Na, dann lass mal sehen, Emmitt!", stieß Kane Latimer hervor. Er zählte 500 Dollar von dem Packen Geld ab, der vor ihm lag, und warf die Scheine in die Tischmitte.

Im Pott lagen jetzt 3.000 Dollar.

Dave Emmitts rechte Hand, die die fünf Karten hielt, zitterte leicht. Er legte die Karten mit den Bildern nach oben auf den Tisch. Es waren drei Buben, eine Zwei und eine Vier.

Kane Latimer nickte anerkennend. "Drei Buben, nicht schlecht." Ein überhebliches Grinsen huschte um seinen Mund. "Allerdings zu wenig für mein Full House…" Er warf die Karten vor sich hin. Drei Achten und zwei Damen.

"Du bist ein verdammter Falschspieler!", knirschte Dave Emmitt, nachdem er seine Fassung wieder erlangt hatte.

Der junge Rancher leckte sich nervös über die Lippen. Rastlosigkeit prägte seine Züge. Er schluckte hart und trocken.

Kane Latimers Augen verengten sich. Von ihm ging plötzlich etwas Böses, etwas Gefährliches aus. Er schob das Kinn vor. Von seinen Lippen tropfte es: "Sag das noch einmal, Emmitt!".

Er sprach mit harter, düsterer Stimme, in der die tödliche Drohung mitschwang.

Ein Blick in sein Gesicht verriet, dass er nicht bereit war, die Kränkung hinzunehmen.

"Verdammt, ich…" Dave Emmitt verstummte. Es war, als versagten seine Stimmbänder. Eine unsichtbare Hand schien ihn zu würgen. Er räusperte sich und wischte sich mit fahriger Geste über die Augen. Dann griff er nach dem Glas Brandy, das vor ihm auf dem Tisch stand, setzte es sich an die Lippen und leerte es mit einem Schluck.

In der Runde war es still.

Die Männer, die dem Spiel zugesehen hatten, hielten den Atem an. Auch die drei leichtbekleideten Girls, die die Gäste zum Trinken animieren sollten und die auch sonst nicht gerade prüde waren, wenn es darum ging, den Kerlen die Dollars aus den Taschen zu holen, schienen sich schlagartig ziemlich unbehaglich zu fühlen und schauten verunsichert drein.

Jemand als einen verdammten Falschspieler zu bezeichnen war nichts anderes als eine Herausforderung. Es gab darauf nur eine Antwort…

Das Licht der Lampe, die über dem Tisch von der Decke hing, legte düstere Schatten in die Gesichter. In den Augen Kane Latimers erschien ein unheilvolles Glimmen.

Die Atmosphäre im Schankraum des Trailman Saloon in Spearman war plötzlich wie mit Sprengstoff geladen; sie schien vor Spannung zu knistern wie die Luft vor einem schweren Gewitter.

Nach und nach versickerten auch an den anderen Tischen und an der Theke die Geräusche. Die Aufmerksamkeit aller war auf den Tisch gerichtet, an dem Dave Emmitt und Kane Latimer saßen.

Latimer stemmte sich nun von seinem Stuhl in die Höhe. Schwer stützte er seine Arme auf die Tischplatte. Sein Blick hatte sich an Dave Emmitts Gesicht verkrallt, in dem die Nerven zuckten. "Du bist ein schlechter Verlierer, Emmitt. Leute wie du sollten sich nicht an den Spieltisch setzen. Nun, ich denke, du hast jetzt ein Problem am Hals. Niemand darf mich des Falschspiels bezichtigen."

Latimers Stimme klang unheilvoll wie fernes Donnergrollen.

"Ich– ich habe 20.000 Dollar verloren, Latimer", wand es sich abgehackt über Dave Emmitts bleiche Lippen. Er räusperte sich erneut. Dennoch klang seine Stimme heiser und belegt, als er fortfuhr: "Egal, welches Blatt ich in den Händen hatte– du hattest immer den richtigen Riecher. Entweder bist du ausgestiegen, oder du hast gesetzt und gewonnen. Ich hatte viele Gewinnerblätter in der Hand…"

"Sicher", murmelte Latimer mit Eis in der Stimme. "Wenn ich schlechte Karten habe, steige ich aus. Habe ich gute, setze ich. Was hat das mit Falschspiel zu tun?"

"Es– es war, als hättest du genau gewusst, wenn du aussteigen musst oder setzen kannst", ächzte Dave Emmitt. Er fasste sich an die Stirn, schaute in die Runde, und über seine Lippen brach es: "20.000 Dollar. Ich– ich habe die Ranch in den Ruin getrieben. Großer Gott…"

Dave Ellinton erhob sich. Er starrte auf den Pott. Da lag eine Menge Geld, und da lag der Schuldschein, den er unterschrieben hatte. Weitere Schuldscheine lagen vor Kane Latimer auf dem Tisch.

Niemand hatte Mitleid mit ihm.

Er hatte es herausgefordert, und nun musste er die Konsequenzen tragen.

Die Animiergirls musterten ihn allenfalls erschreckt, mit dem Ausdruck des Entsetzens und der Fassungslosigkeit, nachdem er Latimer als Falschspieler beschimpft hatte. Die Männer aus der Stadt schauten unbeteiligt drein. Und die Reiter der Sandy Arroyo Ranch, deren Vormann Kane Latimer war, fixierten Dave Emmitt mit einer Mischung aus ungläubigem Staunen und wilder Vorfreude.

Dave Emmitt wollte sich abwenden. Sein Blick schien sich nach innen verkehrt zu haben. Er bewegte sich wie im Trance.

Kane Latimers Organ grollte: "So billig kommst du nicht weg, Emmitt. Normalerweise wäre eine Kugel die einzige Antwort auf deine üble Beleidigung. Aber von wem kriege ich dann das Geld, das du mir schuldest? Sicher, dir gehört die Hälfte der Emmitt-Ranch. Aber diese Hälfte ist sicher keine 20.000 Bucks wert…"

Dave Emmitt schaute wie ein Erwachender. "Was willst du, Latimer?", entrang es sich ihm. Er wurde von einem Schwindel erfasst. Vor seinen Augen verschwamm die Umgebung, sekundenlang schien sich um ihn herum alles zu drehen wie ein Karussell. Er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dann atmete er rasselnd aus, sein Blick wurde wieder klar. Er schaute in das kantige Gesicht seines Gegenübers. "Ich kann dir das Geld nicht bezahlen. Himmel, ich…"

"Du wirst es bezahlen müssen, Emmitt!", stieß Latimer hervor. "Notfalls muss eben deine hübsche Schwester für dich einspringen. Mit allem Drum und Dran dürfte die Ranch wohl einen Wert von 20.000 Dollar besitzen."

Latimer, der bis jetzt noch immer mit den Armen auf den Tisch gestützt dastand, richtete sich auf. Er dehnte die Worte auf besondere Art, als er hinzufügte. "Yeah, du wirst bezahlen, Emmitt. Entweder blätterst du das Geld innerhalb der nächsten Woche bar auf den Tisch, oder ich nehme euch die Ranch weg."

Dave Emmitt schien den Anprall der Gefahr zu spüren, die von Kane Latimer ausging wie ein kalter Atem. Nach einem zitternden Atemzug der lähmenden Angst, die sich in ihm festsetzte und sein Herz rasen ließ, brach es abgehackt über Emmitts Lippen: "Ich– ich werde versuchen, das Geld aufzutreiben, Latimer. Ja, sicher, ich…"

Seine Stimme zerrann. Denn er begriff, dass er 20.000 Dollar niemals auftreiben konnte. Und er dachte an Susan, seine Schwester.

"Gewiss, Emmitt, du wirst es versuchen. Eine Woche. Doch nun zu der anderen Sache. Du nanntest mich einen Falschspieler. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich habe nämlich einen Ruf zu wahren. Du weißt sicher, was ich meine."

Langsam glitt Kane Latimer um den Tisch herum.

Dave Emmitt wich zurück. Er hob die Rechte und zeigte Latimer die Handfläche. "Es– tut mir leid, Latimer. Es ist mir so herausgerutscht. Natürlich wollte ich dich nicht des Falschspiels bezichtigen. Ich war nur ziemlich betroffen, als du meine drei Buben…"

"Du hast mich aber als Falschspieler bezeichnet, Emmitt, und zwar vor aller Öffentlichkeit."

Mit dem letzten Wort machte Latimer einen schnellen Schritt. Er erreichte Dave Emmitt und schlug zu.

*

Kane Latimer knallte Dave Emmitt die Faust mitten ins Gesicht. Es klatschte grässlich. Vor Daves Augen schien die Welt zu explodieren. In seiner Brust kämpfte sich ein gurgelnder Ton hoch, erreichte die Kehle und erstickte. Blut sickerte aus seiner Nase. Aus glasigen Augen starrte er Kane Latimer an, und es wurde deutlich, wie sehr dieser Schlag ihn erschüttert hatte.

Latimer kannte keine Gnade oder Erbarmen. Er ließ seine Linke fliegen. Dave Emmitt bekam die Faust in den Leib und krümmte sich Latimers hochzuckendem Knie entgegen. Wieder war das grässliche Klatschen zu hören. Ein wimmernder Ton brach über Dave Emmitts blutende Lippen, er fiel auf die Knie. Sein Kopf baumelte vor der Brust. Die Hände verkrampften sich vor seinem Leib. Übelkeit stieg in ihm hoch.

Und plötzlich waren die Cowboys der Sandy Arroyo Ranch da. Dave Emmitt war unvermittelt zwischen ihnen eingekeilt. Ehe er sich versah, packten ihn kräftige Fäuste und zerrten ihn auf die Beine.

Unerbittlich wurden ihm die Arme auf den Rücken gedreht. Sie drohten aus den Schultergelenken zu springen. Er krümmte sich nach hinten, machte das Kreuz hohl, um dem Schmerz entgegenzuwirken. Seine Zähne knirschten übereinander. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen. Dave Emmitt war nicht fähig, sich zu rühren. Und plötzlich tauchte Kane Latimer vor ihm auf.

Latimers Faust zuckte hoch. Dave Emmitt wollte instinktiv ausweichen, aber der Griff der Sandy Arroyo-Reiter, die ihn festhielten, lockerte sich nicht. Der unbarmherzige Schlag traf ihn. Sein Kopf ruckte in den Nacken. Der Schmerz wehte wie ein heißer Wind durch sein Bewusstsein und lähmte sein Denken.

Latimers Schläge kamen schnell und sicher. Bald nahm Dave die hohe Gestalt und das kantige Gesicht nur noch wie durch Nebelschleier wahr. Benommenheit brandete gegen sein Bewusstsein an und drohte ihn in die Tiefe zu reißen. Er wankte zwischen den Kerlen, die ihn gepackt hielten. Die Schwäche kroch wie flüssiges Blei durch seinen geschundenen Körper.

Er bot noch einmal alle Willenskraft auf. Für einen Augenblick loderte das Feuer des Widerstandes noch einmal in die Höhe. Dave zerrte und riss und warf sich hin und her. Aber es gelang ihm nicht, sich den stahlharten Fäusten zu entwinden. Ein wuchtiger Schlag traf ihn.

Sein Bewusstsein riss. Die Welt um ihn herum versank in absoluter Schwärze.

Er spürte nicht mehr, wie sie ihn losließen und er schwer auf dem Fußboden landete, wie sie ihn an den Beinen hinausschleiften und in den Staub der Main Street warfen. Eine gnädige Ohnmacht umfing ihn.

Einer der Weidereiter spuckte in den Sand und sagte ohne jede Gemütsregung: "Der hat schätzungsweise für alle Zeit genug. An solchen Prügeln zerbricht jeder Mann."

Sie stapften zurück in den Schankraum.

Irgendwann kam Dave zu sich. Er lag auf der Straße und fror erbärmlich. Der Winter stand vor der Tür. Die Kälte schien aus dem Boden und durch seine Kleidung bis in sein Innerstes zu kriechen. Die verworrenen Geräusche aus dem Saloon drangen wie aus weiter Ferne an sein Gehör.

Die Erinnerung setzte ein. O verdammt! Du hast Schuldscheine für insgesamt 20.000 Dollar unterschrieben!, durchfuhr es ihn siedend. Es drang auf ihn ein wie mit tonnenschweren Gewichten, legte sich auf ihn und drohte ihn zu erdrücken.

Dem Fegefeuer seiner Gedanken ausgesetzt versuchte Dave Emmitt sich aufzusetzen. Der Schmerz durchfuhr ihn wie ein stählerner Pfeil, zuckte bis unter seine Schädeldecke und eskalierte. Er zog die Luft zwischen den Zähnen ein und staute den Atem. Die Schmerzen klangen langsam ab und wurden erträglich. Dave schluckte. Sein Hals war trocken wie Schießpulver.

20.000 Dollar!

Großer Gott!

Er überwand sich und rappelte sich auf die Beine. Es war eine Überwindung, eine Anstrengung, die all seinen Willen erforderte. Schließlich saß er auf der Vorbaukante. Übelkeit wallte in ihm hoch. Dumpfer Druck lag auf seinem Gehirn. Er spürte bleierne Erschöpfung.

"Dreckiger Bastard!", knirschte er, und er meinte Kane Latimer. "Die Hölle verschlinge dich!"

Dave kam hoch und wankte zu seinem Pferd, das in einer Reihe mit den Pferden der Sandy Arroyo Ranch am Holm stand. Er leinte es los, klammerte sich mit beiden Händen an das Sattelhorn, stieß den linken Fuß in den Steigbügel und zog sich unter Aufbietung aller Kräfte in den Sattel. Um ein Haar wäre er auf der anderen Seite wieder vom Pferderücken gestürzt.

Ein Ton, der sich anhörte wie zerrinnendes Schluchzen, entrang sich ihm. Er angelte sich die Leinen, zog das Pferd um die linke Hand und trieb es an. Das Tier ging im Schritt die Main Street hinunter. Hier und dort fiel Licht aus einem Fenster. Daves Oberkörper krümmte sich nach vorn, sein Kinn sank auf die Brust.

Er war am Ende. Noch schlimmer als die körperlichen Schmerzen waren die psychischen Nöte. Nur fünf Meilen etwa, dann musste er Susan gegenüber treten und ihr eingestehen, dass er wahrscheinlich die Ranch in den Ruin getrieben hatte.

Der Himmel war sternenübersät. Die Stadt blieb zurück. Unter der Sichel des Mondes pfiff ein kalter Wind dahin, der Dave von der Seite traf. Die Geräusche der Nacht umgaben den geschlagenen Mann; das monotone Murmeln des Horse Creek, das Säuseln des Windes, der Jagdschrei einer Nachteule.

Anderthalb Stunden ritt Dave Emmitt, dann lagen die Gebäude der Ranch vor ihm. Das Windrad beim Brunnen drehte sich knarrend. Nirgendwo brannte Licht. Mitternacht war vorbei. Die meisten der Cowboys waren mit einer Herde unterwegs ins Indianer-Territorium, die noch vor dem ersten Schnee das Ziel erreichen sollte.

2000 Rinder! Der Indianeragent würde dafür 20.000 Dollar bezahlen. Aber der Erlös für die Rinder war sicher nicht dafür gedacht, dass seine Spielschulden davon bezahlt wurden.

Dave Emmitt wünschte sich, tot vom Pferd zu fallen. Er hatte keine Ahnung, wie er es Susan erklären sollte.

Er kletterte beim Stall vom Pferd. Jeder Knochen, jeder Muskel schmerzte. Das Tier schnaubte leise und stampfte auf der Stelle. Das Stalltor knarrte, als Dave es aufzog. Wärme und der Geruch von Pferdeausdünstung, Heu und Stroh schlug ihm entgegen. Die Finsternis im Stall war mit den Augen nicht zu durchdringen.

Dave riss ein Streichholz an und griff nach der Laterne, die an einem Nagel neben dem Stalltor hing. Es schepperte leise, als er damit hantierte. Dann brannte der Docht. Die Lampe schaukelte leise quietschend am Drahthenkel. Dave brachte das Pferd in den Stall, stellte die Laterne auf einen Balken und machte sich daran, das Tier abzusatteln.

Wie ein eisiger Schauer durchdrang immer wieder die Frage seinen Verstand, wie er es Susan erklären sollte.

Er trieb das Pferd in die Box.

Als er sich dem Tor zuwandte, klang es ihm auch schon entgegen: "Du lieber Himmel, wie siehst du denn aus? Du kommst spät. Was ist geschehen?"

Es war Susan. Auch sie trug eine Laterne, deren gelbes Licht ihre Gestalt umfloss. Sie hatte sich einen dunklen, langen Mantel über das Nachthemd geworfen. In weichen Wellen fielen ihr die langen, blonden Haare über Rücken und Schultern. Ihre blauen Augen glitzerten im Laternenschein wie glasiertes Porzellan.

Dave war erschrocken. Er musste zweimal ansetzen. Dazwischen hüstelte er. Seine Stimme klang heiser, als er erwiderte: "Ich war im Saloon und habe etwas getrunken. Es– es gab Streit mit einigen Kerlen von der Sandy Arroyo Ranch. Nun, ich war allein, sie aber waren mehr als ein halbes Dutzend…"

"Grundgütiger, diese Schufte haben dich übel zusammengeschlagen. War denn niemand da, der Partei für dich ergriff?– Natürlich nicht. Wer wagt es schon, sich mit der Sandy Arroyo Ranch und damit mit der Waycross anzulegen?" Es klang bitter. "Komm herein, Dave, ich will die Schürf- und Platzwunden versorgen und die Blutergüsse mit Alkohol einreiben."

Dave atmete tief durch. Seine Bronchien rasselten. "Susan, ich…" Er brach ab. Langsam näherte er sich ihr. Die Angst vor ihrer Reaktion versiegelte ihm die Lippen. Er brachte es einfach nicht fertig, ihr zu erklären, dass er die Ranch ins Unglück gestürzt hatte.

"Was ist, Dave?"

Er löschte die Laterne und hängte sie wieder an den Nagel. Dabei vermied er es, seiner Schwester in die Augen zu sehen. "Ich bin müde, Susan. Ich wasche mir am Brunnen das Blut aus dem Gesicht, und dann…"