U.S. Marshal Bill Logan, Band 22: Ein Strick für Joe Hawk - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan, Band 22: Ein Strick für Joe Hawk E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. Der peitschende Knall eines Schusses trieb über den Hügel. Eine zweite Detonation verschmolz mit dem verklingenden Knall. Dann kehrte Ruhe ein. Joe Hawk war seinem Pferd abrupt in die Zügel gefallen. Das Tier stand. Joe lauschte angespannt. Es blieb still. Der U.S. Marshal zog das Pferd um die rechte Hand, lenkte es nach Westen und trieb es den Hügel hinauf. Er hatte Einblick in eine weitläufige Senke. Vom Scheitelpunkt der Anhöhe aus sah er am Rand der Ebene ein graues Pferd stehen. Ein Mann lag daneben am Boden. Und aus einer Hügellücke im Norden trabten zwei Reiter. Sie hielten die Gewehre in den Fäusten. Im Schritt näherten sie sich der reglosen Gestalt bei dem grauen Pferd... Joe Hawk kam von Perryton herunter. Er war auf dem Weg nach Amarillo, wo er als U.S. Marshal für das 'District Court for the Northern District of Texas' ritt. Er kniff die Augen eng. Das ferne Hufgetrappel von den beiden Pferden sickerte an Joes Gehör. Es waren ein Pinto und ein Grulla. Die beiden Reiter waren gekleidet wie Cowboys. Der Mann auf dem Pinto trug einen schwarzen Stetson mit einem hellen Band. Das konnte Joe trotz der weiten Entfernung deutlich erkennen. Joe musste keine großen Überlegungen anstellen, um sich an fünf Fingern abzuzählen, was sich hier zugetragen hatte. Die beiden Reiter hatten dem Burschen, der jetzt am Boden lag, aufgelauert und ihm aus sicherer Deckung heißes Blei serviert. Da Joe zwei Schüsse vernahm, ging er davon aus, dass jeder der beiden Heckenschützen einen Schuss abgegeben hatte. Ein entschlossener Zug kerbte Joes Mundwinkel nach unten. Er griff nach der Winchester, zog sie aus dem Scabbard und repetierte. Da nahm ihn einer der Kerle wahr. Er fiel seinem Pferd in die Zügel und machte seinen Kumpan auf Joe aufmerksam. Es war der Bursche mit dem hellen Hutband. Er hob das Gewehr an die Schulter und feuerte. Joe trieb im selben Moment den Falben an. Die Kugel verfehlte ihn. Der U.S. Marshal schoss aus der Hüfte. Die beiden Kerle gaben ihren Tieren die Sporen. Joe jagte über den Scheitelpunkt des Hügels. Bei einer Strauchgruppe sprang er vom Pferd und lief in Deckung. Im Schutz eines hüfthohen Felsens, der zwischen den Sträuchern aus dem Boden ragte, ging er auf das linke Knie nieder. Durch das Zweiggespinst konnte er die beiden Kerle beobachten.

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 22

Ein Strick für Joe Hawk

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171253

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Ein Strick für Joe Hawk

Band 22 Ein Strick für Joe Hawk

Der peitschende Knall eines Schusses trieb über den Hügel. Eine zweite Detonation verschmolz mit dem verklingenden Knall. Dann kehrte Ruhe ein.

Joe Hawk war seinem Pferd abrupt in die Zügel gefallen. Das Tier stand. Joe lauschte angespannt. Es blieb still. Der U.S. Marshal zog das Pferd um die rechte Hand, lenkte es nach Westen und trieb es den Hügel hinauf. Er hatte Einblick in eine weitläufige Senke.

Vom Scheitelpunkt der Anhöhe aus sah er am Rand der Ebene ein graues Pferd stehen. Ein Mann lag daneben am Boden. Und aus einer Hügellücke im Norden trabten zwei Reiter. Sie hielten die Gewehre in den Fäusten. Im Schritt näherten sie sich der reglosen Gestalt bei dem grauen Pferd…

Joe Hawk kam von Perryton herunter. Er war auf dem Weg nach Amarillo, wo er als U.S. Marshal für das 'District Court for the Northern District of Texas' ritt.

Er kniff die Augen eng. Das ferne Hufgetrappel von den beiden Pferden sickerte an Joes Gehör. Es waren ein Pinto und ein Grulla. Die beiden Reiter waren gekleidet wie Cowboys. Der Mann auf dem Pinto trug einen schwarzen Stetson mit einem hellen Band. Das konnte Joe trotz der weiten Entfernung deutlich erkennen.

Joe musste keine großen Überlegungen anstellen, um sich an fünf Fingern abzuzählen, was sich hier zugetragen hatte.

Die beiden Reiter hatten dem Burschen, der jetzt am Boden lag, aufgelauert und ihm aus sicherer Deckung heißes Blei serviert. Da Joe zwei Schüsse vernahm, ging er davon aus, dass jeder der beiden Heckenschützen einen Schuss abgegeben hatte.

Ein entschlossener Zug kerbte Joes Mundwinkel nach unten. Er griff nach der Winchester, zog sie aus dem Scabbard und repetierte.

Da nahm ihn einer der Kerle wahr. Er fiel seinem Pferd in die Zügel und machte seinen Kumpan auf Joe aufmerksam. Es war der Bursche mit dem hellen Hutband. Er hob das Gewehr an die Schulter und feuerte.

Joe trieb im selben Moment den Falben an. Die Kugel verfehlte ihn. Der U.S. Marshal schoss aus der Hüfte. Die beiden Kerle gaben ihren Tieren die Sporen. Joe jagte über den Scheitelpunkt des Hügels. Bei einer Strauchgruppe sprang er vom Pferd und lief in Deckung. Im Schutz eines hüfthohen Felsens, der zwischen den Sträuchern aus dem Boden ragte, ging er auf das linke Knie nieder. Durch das Zweiggespinst konnte er die beiden Kerle beobachten.

Sie schienen begriffen zu haben, dass ihnen gegenüber der Mann auf dem Hügel in der Deckung des Felsens deutlich im Vorteil war, und jagten nach Osten davon. Joe wartete, bis sie zwischen die Hügel sprengten, dann richtete er sich auf, rannte zu seinem Vierbeiner und war mit einem Satz im Sattel.

Er zerrte das Tier herum und lenkte es hangabwärts. Unten angekommen hielt er an und lauschte. Fernes Hufgetrappel verkündete ihm, dass die beiden Pferde nach wie vor in östliche Richtung liefen. Das musste aber nichts heißen. Es konnte auch eine Finte sein.

Joe folgte nicht direkt der Spur der beiden Fliehenden, die sich deutlich im hohen Gras abzeichnete. Er ritt über eine niedrige Anhöhe und gelangte in eine Mulde. Das Gelände vor ihm stieg wieder an. Joe war auf blitzschnelle Reaktion eingestellt. Die Winchester hatte er quer vor sich über den Mähnenkamm des Falben gelegt. Seine Augen waren unablässig in Bewegung, seine Sinne arbeiteten mit doppelter Schärfe.

Von den beiden war nichts zu sehen.

Der U.S. Marshal saß ab. Er leinte den Falben zwischen einigen Büschen an und lief den Hang hinauf, der sich vor ihm nach oben schwang. Auf der Kuppe duckte er sich und ließ seinen Blick in die Runde springen.

Ringsum beherrschten Hügel, zum Teil bewaldet, und Buschgruppen das Blickfeld. Weit im Westen ragten die blauen Konturen der Berge zum Himmel. Obwohl die Sonne im Süden stand, war es bitter kalt. Joes Finger waren klamm. Der Atem stand wie eine weiße Wolke vor seinem Gesicht.

Und dann sah Joe einen der beiden Kerle um einen Hügel traben. Es war nicht der Bursche mit dem auffälligen Hut.

Joe war augenblicklich klar, dass sie versucht hatten, hinter seinen Rücken zu gelangen. Diese beiden Wegelagerer hatten nicht aufgegeben.

Joe schob den Gewehrlauf durch die ineinander verflochtenen Zweige des Strauches, der ihn deckte. Eine Kugel befand sich im Lauf. Über Kimme und Korn starrte Joes Auge auf die Brust des Grulla-Hengstes. Doch Joe hatte nicht im Sinn, das unschuldige Tier zu töten. Der Lauf wanderte nach unten, dann krümmte Joe den Finger. Der Knall wurde über den Reiter hinweggeschleudert– die Kugel pflügte zwischen den vorderen Hufen des Pferdes den Boden. Erdreich spritzte.

Wiehernd stieg das Tier auf die Hinterhand. Der Reiter hatte Mühe, sich im Sattel zu behaupten. Das verstörte Pferd kreiselte herum. Dann krachten die Vorderbeine auf den Boden und der Grulla warf sich herum.

Weiter links waren trommelnde Hufschläge zu vernehmen.

Während sich der Bursche auf dem Grulla-Hengst abmühte, um auf dem Pferderücken zu bleiben, stob sein Kumpan auf der anderen Seite des Hügels, der linker Hand von Joe buckelte, heran.

Erst tauchte der Hut über dem Kamm auf, dann der Kopf des Mannes, der Schädel des Pferdes, der Oberkörper des Burschen…

Er riss den Pinto in den Stand.

Für die Spanne zweier Herzschläge beobachtete er den Kampf seines Kumpans mit dem scheuenden Pferd.

"Das Gewehr weg!", brüllte Joe und trat hinter dem Busch hervor. Er zielte auf den Reiter. "Hier ist U.S. Marshal Joe Hawk! Also Gewehr weg und…"

Seine weiteren Worte gingen unter im Krachen der Winchester des Kerls, der den Pinto ritt. Zugleich gab der Bursche dem Pferd die Sporen.

Aber auch der andere brachte sein Pferd mit eiserner Faust wieder unter Kontrolle. Er zerrte das Tier herum und galoppierte zurück hinter den Hügel.

Die Hufschläge endeten.

Joe ahnte, dass sich die beiden Schufte nun anschleichen würden wie jagende Pumas, die sich ihr Opfer unter allen Umständen holen wollten. Er würde sich nach zwei Seiten verteidigen müssen. Und er fragte sich, was es war, das die beiden so verbissen hier ausharren ließ und sie veranlasste, sich mit ihm, dem U.S. Marshal, anzulegen.

Joe rannte zu seinem Pferd. Er wollte weg sein hier, ehe sie ihn in die Zange nahmen und in Stücke schossen. Außerdem lag Joe das Schicksal des Mannes am Herzen, den die beiden heimtückischen Hombres vom Pferd geschossen hatten.

Joe leinte den Falben los, schwang sich in den Sattel und ritt an. Das Tier streckte sich. Es trug den U.S. Marshal den Hang hinunter und zwischen die Hügel, schließlich ritt er am Rand der Ebene nach Norden, wo noch immer das graue Pferd neben der reglosen Gestalt am Boden stand.

Der Graue hob den Kopf, als Joe heran war, rollte die Augen und spielte mit den Ohren. Unruhig trat er auf der Stelle. Dumpf pochten die Hufe auf dem beinhart gefrorenen Boden.

Der graue Hengst trug das Brandzeichen der Broken Arrow Ranch. Dies registrierte Joe, indes er sich von seinem Falben schwang. Er sicherte in die Runde. Das Gewehr legte er nicht aus der Hand. Von den beiden Kerlen, die sich irgendwo zwischen den Anhöhen herumtrieben, war nichts zu sehen oder zu hören.

Der Reglose am Boden lag auf dem Bauch. Sein Hut war ein Stück weggerollt. Joe beugte sich über den Mann und drehte ihn auf den Rücken.

Er prallte zurück.

Bei dem Verwundeten handelte es sich um Norman Welsh, den Vormann der Ranch, die am Spring Creek als eine der Hauptranches der Panhandle Cattle Company errichtet worden war.

In der PCC hatten sich einige schwerreiche Männer zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und im texanischen Panhandle ein Rinderimperium geschaffen. Es reichte von der Grenze nach New Mexiko im Westen bis zur Grenze des Indianer-Territoriums Oklahoma im Norden und Osten und wurde im Südwesten von den Staket Plains, im Südosten vom Red River begrenzt. Sitz der PCC war in Chicago. Verwalter repräsentierten die Gesellschaft im Panhandle, Männer, die innerhalb ihrer Weidegrenzen wie ungekrönte Könige agierten und die oft ihre eigenen Gesetze schrieben und praktizierten…

Welsh war besinnungslos. Joe sah das Einschussloch in der gefütterten Mackinow-Jacke des Vormannes. Er knöpfte sie auf. Das Hemd war dunkel und feucht vom Blut, das mit jedem Herzschlag aus der Brustwunde Welsh' pulsierte.

Joe erinnerte sich, zwei Schüsse vernommen zu haben. Aber das Gewehr des Vormannes steckte im Scabbard, der Revolver im Holster unter der langen Jacke. Also war auch der zweite Schuss von den Banditen gekommen, allerdings hatte das Geschoss das Ziel verfehlt.

Doch die Wunde, die Joe sah, war schlimm genug. Ohne ärztliche Hilfe hatte Welsh wohl kaum eine Chance.

Joe öffnete auch das Hemd. Seine Finger waren blutverschmiert, als er sich erhob, um seine Wasserflasche und Verbandszeug zu holen. Doch da zuckten die Lider des Vormannes. Ein Röcheln stieg aus seiner Kehle, seine Lippen bewegten sich.

Joe wartete. Dabei ließ er seinen Blick wieder in die Runde schweifen. Die Gefahr, die von den beiden Heckenschützen ausging, durfte nicht unterschätzt werden.

Wieder stöhnte der Verwundete.

"Welsh", entrang es sich Joe. "Hören Sie mich? Können Sie mich verstehen, Welsh?"

Der Vormann öffnete die Augen. Sein Atem rasselte und ging derart flach, dass sich seine Brust kaum hob. Unzusammenhängendes Gestammel drang über seine Lippen. Speichel rann aus seinem Mundwinkel, Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn. Blut mischte sich in den Speichel, blutiger Schaum netzte die Lippen Norman Welsh'.

"Wer– wer…"

Welsh hatte nicht mehr die Kraft, seine Frage zu formulieren.

"Durchhalten, Welsh", stieß Joe hervor. "Ich bin es, U.S. Marshal Joe Hawk. Ich bringe Sie nach Borger. Halten Sie durch, Welsh!"

Joe drückte sich hoch.

"Keine Chance, Hawk…", kam es kaum hörbar. Das tonlose Flüstern klang losgelöst und wimmernd wie ein Windhauch. Ein Krampf lief über das totenbleiche Gesicht. In der Brust des Vormannes entstand ein tiefes Gurgeln. Der Mund öffnete sich, einige Wortbrocken drangen heraus.

Joe ging wieder auf das linke Knie nieder und gab sich Mühe, zu verstehen, was der Sterbende von sich gab.

"Hawk, in– in meiner Satteltasche… 12.000 Dollar. Bring– bring sie zur Bank. Es– ist– Geld– der Ranch…"

Der Rest verlor sich in einem unverständlichen Gemurmel.

Plötzlich bäumte sich der Körper auf, die Lippen sprangen auseinander wie zu einem Schrei, doch dann viel Welsh zurück und der Schrei erstickte im Ansatz. Der Kopf rollte zur Seite. In die Augen trat ein absolut leerer Ausdruck.

Norman Welsh war tot…

*

Joe ging zu dem grauen Pferd und öffnete eine der Satteltaschen. Tatsächlich beinhaltete sie einige Bündel Banknoten.

Schlagartig trocknete Joes Mundhöhle aus.

Er war Zeuge eines Mordes geworden. Dessen wurde er sich von einem Moment zum anderen klar. Den Raub hatte er verhindern können…

Unwillkürlich sicherte er wieder um sich. Doch die beiden Banditen schienen das Weite gesucht zu haben.

Joe schloss die Satteltasche wieder. Er überlegte. Bis Borger waren es wohl 10 Meilen. Bis zur Broken Arrow Ranch durfte die Entfernung dieselbe sein.– Welsh hat dich gebeten, das Geld zur Bank zu bringen, Joe. Na schön. Der Weg zur Broken Arrow wäre ein Umweg für dich. Also nach Borger…

Er schnallte die Satteltaschen los und legte sie sich über die Schulter. In diesem Moment wehte Hufschlag heran. Joe war davon überzeugt, dass es die beiden Mörder waren, die jetzt kamen, um sich das Geld zu holen.

Joe lief zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel. Er trieb den Falben in den Einschnitt zwischen den Hügeln, saß ab und postierte sich.

Der Hufschlag näherte sich schnell. Und dann kamen vier Reiter aus der Hügellücke im Nordosten. Ihre Gewehre und Revolver waren geholstert. Joe Hawk sah die vier und wusste, dass es sich um Weidereiter handelte, die die Schüsse hergelockt hatten.

Sie sahen das graue Pferd und die leblose Gestalt am Boden, zügelten und griffen nach ihren Gewehren. Einer gab ein Kommando. Sie saßen ab. Das Wiehern eines Pferdes steilte in die Höhe. Joes Falbe stampfte, und dann erwiderte er das Gewieher.

Wieder ertönte ein Kommando.

Die vier Cowboys rannten auseinander und gingen in Deckung. Scharfes Schnappen war zu hören, als sie die Gewehre repetierten. Eine raue Stimme erklang: "Wir schießen dich in Fetzen, Hombre, wenn du…"

"Keine Sorge!", schnitt Joe mit lauter, klarer und präziser Stimme dem Burschen das Wort ab. "Haltet nur die Finger ruhig. Ich bin U.S. Marshal Joe Hawk und war auf dem Weg nach Amarillo. Auch ich wurde von den Schüssen angelockt. Es ist Norman Welsh. Zwei Heckenschützen haben ihm aufgelauert…"

Joe trat hinter dem Strauchwerk hervor, das ihm leidlich Deckung geboten hatte. Er trug die Winchester am langen Arm. Sofort blickte er in die Mündungen der Gewehre, die die Weidereiter auf ihn gerichtet hielten.

"Das sind doch Welsh' Satteltaschen, die über deiner Schulter hängen", sagte einer der Reiter, ohne das Gewehr zu senken, obwohl er den Stern an Joes Jacke blinken sah.

Joe kannte keinen der Cowboys. Möglich, dass er den einen oder anderen schon mal in Borger gesehen hatte, doch war ihm das nicht erinnerlich. Er nickte. "So ist es. Welsh bat mich mit seinen letzten Worten, das Geld in den Satteltaschen nach Borger zur Bank zu bringen. Es handelt sich um 12.000 Dollar. Auf das Geld hatten es die beiden Strauchdiebe wahrscheinlich abgesehen…"

Plötzlich stutzte Joe.

Die Mienen der Cowboys hatten sich verschlossen. Die Augen, die Joe nach dieser Eröffnung anstarrten, blickten unvermittelt hart wie Bachkiesel.

Ein Schimmer des Begreifens lief über Joes Gesicht. Er schluckte, dann knurrte er: "Keine falschen Schlüsse, Leute. Es waren zwei Kerle. Ich habe sie mit einigen Kugeln vertrieben. Welsh lag in den letzten Zügen. Er…"

"Lass fallen, Hawk!", peitschte die Stimme des Anführers des kleinen Rudels. "Yeah, auch den Colt. Und lass dich nur zu keiner Dummheit hinreißen."

"Seid ihr übergeschnappt?", blaffte Joe. "Ich bin U.S. Marshal. Ihr denkt doch nicht, dass ich euren Vormann erschossen habe, um die Satteltaschen mit dem Geld zu rauben."

"Was wir denken, ist uninteressant, Hawk. Mir erscheint die Situation eindeutig genug. Also wirst du deine Waffen ablegen. Wir bringen dich zur Ranch. Und dort wird man zu entscheiden haben, ob du als freier Mann weiter reitest oder ob man dich dem Deputy in Borger übergibt. Fallen lassen, Hawk! Oft sage ich es nicht mehr."

Joe spürte ganz deutlich, dass die vier Kerle nicht mit sich reden lassen würden. Dennoch versuchte er es noch einmal: "Hört her, Leute. Ich kam zufällig des Weges, als ich die Schüsse hörte. Vom Hügel aus sah ich zwei Kerle, die auf dem Weg zu dem reglos am Boden liegenden Norman Welsh waren. Der eine ritt einen Pinto, der andere einen Grulla. Ich vertrieb die beiden und wir schossen uns gegenseitig einige Stücke Blei um die Ohren. Dann kümmerte ich mich um Welsh. Er lebte noch."

Der Sprecher der Cowboys ruckte ungeduldig mit dem Gewehr. "Sinnlos, Hawk. 12.000 Dollar sind genug, um auch einen Burschen mit dem Stern an der Brust schwach werden zu lassen. Deine Story kannst du auf der Ranch erzählen, und wahrscheinlich irgendwann auch dem Gericht, vor das man dich stellen wird.– Ich zähle jetzt bis drei. Und wenn dann deine Waffen nicht am Boden liegen, kracht's. Eins…"

Worte waren in den Wind gesprochen.

Es wurde Joe klar und traf ihn wie ein eiskalter Guss.

Er spürte den Pulsschlag der tödlichen Gefahr, der ihn plötzlich umgab. Die stechenden Augen der Cowboys zeigten eine unheimliche Drohung. Der Hauch von Grimm und Entschlossenheit, der von ihnen ausstrahlte, berührte Joe wie ein höllischer Atem.