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U.S. Marshal Bill Logan Band 24 Todgeweiht am Pecos River Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book © by Author www.Haberl-Peter.de © der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen www.AlfredBekker.de "Lauft!", brüllte Doug Palmer und schwang die Peitsche. Die Kutsche rumpelte und schlingerte, die Hufe trappelten ein dröhnendes Stakkato, die Peitsche knallte. Unter den Rädern wurde eine wallende Staubfahne hochgewirbelt. "Lauft, ihr Ziegenböcke!" Die sechs Pferde legten sich ins Geschirr und rasten mit aufgerissenen Mäulern dahin. Aber so sehr Doug Palmer die Gespannpferde auch antrieb, die sechs Maskierten auf ihren Pferden holten sie ein. Der Reitwind bog die Krempen ihrer Hüte vorne senkrecht in die Höhe. Die Halstücher, die sie sich vor die Gesichter gebunden hatten, flatterten. Doug Palmer schlug mit der Peitsche nach einem der Banditen, der auf seiner Höhe auf seinem Pferd dahindonnerte. Ein Colt krachte, der Mündungsstrahl stieß auf Doug Palmer zu. Er stürzte kopfüber vom Bock und kam unter die Räder. Führerlos raste die Concord dahin ... Bob Floyd, der Begleitmann des Kutschers, klammerte sich fast verzweifelt am Geländer des Kutschbockes fest. Er wurde auf der harten Holzbank durch und durch geschüttelt. Nicht besser erging es den drei Passagieren in der Kutsche. Es waren zwei Männer und eine Frau, die ein dunkles Kostüm trug. Entsetzen prägte die Mienen. Die Frau stieß entsetzte Schreie aus. Und dann kam die Kutsche zum Stehen. Zwei der Banditen war es gelungen, die Gespannpferde zu stoppen. Wiehern erklang. Die Tiere stampften erregt. Einer der Kerle riss vom Sattel aus den Schlag der Stagecoach auf. "Aussteigen!", kommandierte er. "Und falls jemand von euch eine Waffe besitzt, sollte er sie stecken lassen. Raus jetzt, vorwärts!" Die beiden Männer und die Frau kamen nacheinander ins Freie. Niemand wagte auch nur falsch mit der Wimper zu zucken. Der Begleitmann musste vom Bock klettern und sich zu den Passagieren stellen. Bob Floyd hatte die Hände in Schulterhöhe erhoben, um zu dokumentieren, dass er nicht an Gegenwehr dachte. Vier der Banditen hielten sie in Schach. Zwei Maskierte waren abgesessen. Einer brach den Wagenkasten auf, der mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Da stand eine kleine, eisenbeschlagene Geldtruhe. Die Maskierten hoben sie heraus. Einer von ihnen lachte triumphierend auf. Das Halstuch über seinem Mund blähte sich ein wenig. "Wenn wir richtig informiert wurden, dann sind in der Kiste 40.000 Bucks! Die Dummköpfe in Lubbock waren sicher der Meinung, dass kein Schwein diesen Haufen Geld in einer stinknormalen Linienkutsche vermutet."
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2014
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U.S. Marshal Bill Logan
Band 24
Todgeweiht am Pecos River
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171277
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Todgeweiht am Pecos River
"Lauft!", brüllte Doug Palmer und schwang die Peitsche. Die Kutsche rumpelte und schlingerte, die Hufe trappelten ein dröhnendes Stakkato, die Peitsche knallte. Unter den Rädern wurde eine wallende Staubfahne hochgewirbelt. "Lauft, ihr Ziegenböcke!"
Die sechs Pferde legten sich ins Geschirr und rasten mit aufgerissenen Mäulern dahin. Aber so sehr Doug Palmer die Gespannpferde auch antrieb, die sechs Maskierten auf ihren Pferden holten sie ein. Der Reitwind bog die Krempen ihrer Hüte vorne senkrecht in die Höhe. Die Halstücher, die sie sich vor die Gesichter gebunden hatten, flatterten. Doug Palmer schlug mit der Peitsche nach einem der Banditen, der auf seiner Höhe auf seinem Pferd dahindonnerte. Ein Colt krachte, der Mündungsstrahl stieß auf Doug Palmer zu. Er stürzte kopfüber vom Bock und kam unter die Räder. Führerlos raste die Concord dahin…
Bob Floyd, der Begleitmann des Kutschers, klammerte sich fast verzweifelt am Geländer des Kutschbockes fest. Er wurde auf der harten Holzbank durch und durch geschüttelt. Nicht besser erging es den drei Passagieren in der Kutsche. Es waren zwei Männer und eine Frau, die ein dunkles Kostüm trug. Entsetzen prägte die Mienen. Die Frau stieß entsetzte Schreie aus.
Und dann kam die Kutsche zum Stehen. Zwei der Banditen war es gelungen, die Gespannpferde zu stoppen. Wiehern erklang. Die Tiere stampften erregt. Einer der Kerle riss vom Sattel aus den Schlag der Stagecoach auf. "Aussteigen!", kommandierte er. "Und falls jemand von euch eine Waffe besitzt, sollte er sie stecken lassen. Raus jetzt, vorwärts!"
Die beiden Männer und die Frau kamen nacheinander ins Freie. Niemand wagte auch nur falsch mit der Wimper zu zucken. Der Begleitmann musste vom Bock klettern und sich zu den Passagieren stellen. Bob Floyd hatte die Hände in Schulterhöhe erhoben, um zu dokumentieren, dass er nicht an Gegenwehr dachte.
Vier der Banditen hielten sie in Schach.
Zwei Maskierte waren abgesessen. Einer brach den Wagenkasten auf, der mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Da stand eine kleine, eisenbeschlagene Geldtruhe. Die Maskierten hoben sie heraus. Einer von ihnen lachte triumphierend auf. Das Halstuch über seinem Mund blähte sich ein wenig. "Wenn wir richtig informiert wurden, dann sind in der Kiste 40.000 Bucks! Die Dummköpfe in Lubbock waren sicher der Meinung, dass kein Schwein diesen Haufen Geld in einer stinknormalen Linienkutsche vermutet."
Sie stellten die Truhe auf die Erde. Auch sie war mit einem Vorhängeschloss gesichert. Der Bursche, der eben gesprochen hatte, schoss es kurzerhand auf. Sein Kumpan klappte den Deckel in die Höhe.
Banditen, Fahrgäste und Bob Floyd stauten den Atem gleichermaßen. Dann schnappte einer der Postkutschenräuber: "Heavens, damit haben wir ausgesorgt bis ans Ende unserer Tage." Dann schwang er herum, lief zu seinem Pferd und schnallte die Satteltaschen los. Er holte auch die Satteltaschen vom Pferd seinen Komplizen, der die Passagiere und Bob Floyd in Schach hielt. Er warf die Satteltaschen Bob Floyd vor die Füße. "Füll das Geld hinein, mein Freund. Mach schon. Schließlich wollen wir hier keine Wurzeln schlagen."
Bob Floyd bückte sich nach den beiden Satteltaschenpaaren, hob sie auf, ging zu der Geldkiste, die bis oben mit gebündelten Banknoten gefüllt war, und beugte sich über sie.
So viel Geld hatte der Kutschenbegleiter in seinem ganzen Leben noch nicht auf einem Haufen gesehen.
Die prallgefüllten Taschen reichte er dem Banditen. Der hängte sie sich über den abgewinkelten Unterarm und trug sie zu seinem Pferd, warf sie über den Widerrist des Tieres und saß auf.
Der andere stieß hervor: "Okay, Leute. Nun marschiert los. Wenn ihr flott geht, könnt ihr in zwei Stunden in Canyon sein. In der Stadt stellt man euch sicher einen Wagen oder ein paar Pferde zur Verfügung, damit ihr weiter nach Amarillo kommt."
"Ich möchte nach Doug sehen", entrang es sich Bob Floyd. "Wir können ihn nicht einfach hier liegen lassen. Bitte…"
Der Bandit überlegte kurz, dann rief er: "Jack, sieh nach dem Kutscher."
Einer der Wegelagerer zog sein Pferd herum, gab ihm den Kopf frei und kitzelte es mit den Sporen. Er ritt zu der reglosen Gestalt hin, die mitten auf der von tiefen Spurrinnen zerfurchten Straße lag. Der Bandit kletterte vom Pferd, drehte den Kutscher auf den Rücken, richtete sich auf und rief: "Tot. Sieht übel zugerichtet aus."
Er war mit einem Satz wieder im Sattel und kam zurück.
Ohne jede Gemütsregung sagte der Bandit, der breitbeinig und mit angeschlagenem Colt vor Bob Floyd stand: "Du hörst es, Hombre. Du kannst ihm nicht mehr helfen. Jetzt schwingt die Hufe. Du, Lady, kannst die drei Gentlemen unterwegs ja etwas aufmuntern."
Der Maskierte lachte anzüglich, ließ den Colt einmal um den Finger rotieren und stieß ihn ins Holster. Dann ging er zu der Kutsche und kappte die Leinen der Gespannpferde. "Die nehmen wir mit!", rief er. "Das sichert uns einen guten Vorsprung."
*
40.000 Dollar!
Das war eine Summe, von der ich gar keine richtige Vorstellung hatte. 40.000 Dollar verdiente ich als U.S. Marshal etwa in 100 Jahren.
Ich bin Bill Logan. Seit geraumer Zeit reite ich für das 'District Court for the Northern District of Texas'. Die Suche nach meinem Bruder Robin hatte mich in den texanischen Panhandle verschlagen. Hier war ich hängengeblieben. Es gab eine Frau, die mich liebte, und ich hatte in Joe Hawk, meinem Teamgefährten, den besten Freund gefunden, den sich ein Mann wünschen kann.
Jerome Frederick Humphrey war unser Boss. Humphrey war Bundesrichter, genau gesagt oberster Richter des Distriktgerichts. Er war so etwas wie das Synonym für Recht und Ordnung im Panhandle.
Jetzt saßen wir Humphrey in seinem Büro im Court House von Amarillo gegenüber. Soeben hatte er uns eröffnet, dass die Stagecoach, die zwischen Lubbock und Amarillo verkehrte, überfallen worden war, dass der Kutscher ermordet wurde und dass die Banditen 40.000 Dollar geraubt hatten.
"Es waren sechs Maskierte", erklärte der Richter. "Und es handelt sich nach der Beschreibung des Kutschenbegleiters um die Stirling-Gang, die den hold-up ausführte…"
"Ich dachte, die Banditen waren maskiert", warf Joe dazwischen.
"Richtig", nickte der Richter. "Aber es gibt Dinge, an denen man einen Mann identifizieren kann, selbst wenn man sein Gesicht nicht sieht. Bob Floyd kennt die Stirlings angeblich recht gut. Und er schwört Stein und Bein, dass es die Brüder waren, die den Überfall zusammen mit einigen Komplizen verübten."
Jeff und Tate Stirling. Ich hatte von den beiden schon gehört. Sie hausten mit einer Handvoll heruntergekommener Strolche auf einer kleinen Ranch am Tule Creek. Und da sie die Ranch nicht bewirtschafteten, wurde gemunkelt, dass sie sich mit Viehdiebstahl und kleinen Wegelagereien über Wasser hielten.
"Sie müssen über einen Informanten verfügen", sprach wieder der Richter. "Einer der Kerle soll wortwörtlich gesagt haben: ‚Wenn wir richtig informiert wurden, dann sind in der Kiste 40.000 Bucks.‘ Also gilt es, bei der Zweigstelle der 'Bank of Texas' in Lubbock wie auch bei der Zweigstelle in Amarillo Ermittlungen anzustellen. Außerdem sind wir natürlich gefordert, die Bande zu stellen und der Bank das Geld wieder zu beschaffen."
Joe und ich nickten synchron. Erwartungsvoll fixierten wir unseren Boss.
Ein feines Lächeln kräuselte dessen Lippen. "Natürlich will ich Sie beide nicht damit belasten, nach Lubbock zu reiten und die Bediensteten der 'Bank of Texas' dort unter die Lupe zu nehmen. Sie sollen auch nicht hier in Amarillo mit derartigen Ermittlungen aufgehalten werden. Für Sie, Logan, Joe, hat die Verhaftung der Mörder und Räuber Priorität."
"Dann brechen wir also noch heute auf und reiten zum Tule Creek", gab ich zu verstehen. "Und dann sehen wir weiter."
"Hals- und Beinbruch, Logan, Joe", wünschte uns der Richter, dann verabschiedeten wir uns.
Eine halbe Stunde später saßen wir Bob Floyd im Office des Depots der Overland Mail Company gegenüber. Wir waren fix und fertig für den Ritt zum Tule Creek, um den Stirling-Brüdern und ihrem Anhang einen etwas intensiveren Blick unter den Hutrand zu werfen.
"Woran erkannten Sie die Stirling-Brothers?", wollte Joe wissen.
"An ihrer Größe, ihrer Figur, ihren wasserblauen Augen, an ihrer Art zu sprechen und– an ihren Pferden. Sie trugen den A.S.-Brand. A.S. für Amos Stirling. Das war der Vater Jeffs und Tates. Er ist vor drei Jahren gestorben. Seitdem verkommt die Stirling-Ranch."
"Yeah, das wissen wir", sagte Joe. "Sie würden also jeden Eid drauf schwören, dass die Stirlings den Hold up ausführten?"
"Jeden. Die drei Passagiere haben die Outlaws beschrieben. Danach wird Ihnen jeder, der die Stirling-Brüder kennt, bescheinigen, dass es sich nur um sie handeln kann."
"Wussten Sie, dass mit der Kutsche 40.000 Dollar befördert wurden?", fragte ich.
"Dass wir die Geldkiste an Bord hatten, wusste ich. Man hat Doug und mich informiert, als sie fünf Minuten vor Abfahrt der Concord eingeladen wurde. Dass sich ein Vermögen in ihr befindet, davon hatten wir keine Ahnung."
"Schickt die 'Bank of Texas' ihre Gelder immer so leichtfertig durchs Land?", fragte Joe. "Ich meine, ohne Bewachung, einfach im Gepäckkasten der Stagecoach?"
"Nach Meinung der Verantwortlichen der Bank in Lubbock ist das weniger auffällig, als wenn eine bewaffnete Eskorte das Geld befördern würde", erwiderte Bob Floyd. "Auch wurden die Gelder absolut unregelmäßig mit der Kutsche befördert. Wir wurden immer erst kurz vor der Abfahrt informiert. Eine Regelmäßigkeit, nach der die Banditen den Überfall planen hätten können, gab es nicht."
Ich schaute Joe an. "Was untermauert, dass die Banditen einen Informanten gehabt haben mussten, der genauestens Bescheid wusste. Und das kann nur jemand von der Bank sein."
"Das herauszufinden will der Richter Scott Baldwin und Deadlock überlassen", murmelte Joe. Er klatschte in die Hände. Zeichen dafür, dass er die Befragung Bob Floyds für beendet betrachtete. "Hast du noch eine Frage an Floyd, Logan-Amigo?"
"Nein." Ich rückte meinen Patronengurt zurecht. "Sollten wir die Brüder nach Amarillo bringen, werden wir sie Ihnen und den Fahrgästen gegenüberstellen müssen, Floyd."
"Diese Hurensöhne haben Doug kaltblütig vom Kutschbock geknallt!", knirschte Bob Floyd. "Doug war mein Freund. Ich bete zu Gott, dass seine Mörder gehängt werden. Ich will in vorderster Reihe stehen…"
Ich versetzte ihm einen leichten Schlag auf die hagere Schulter. In seinen Augen konnte ich eine ganze Gefühlswelt erkennen. Seine Empfindungen reichten sicherlich von der Trauer um Doug Palmer bis hin zum mörderischen Hass auf Doug Palmers Mörder.
"Wenn Jeff und Tate Stirling Dougs Mörder sind", grollte Joes Organ, "dann werden sie auch zur Rechenschaft gezogen, Floyd. Und jeder, der ihnen geholfen hat."
Wir verließen das Postkutschendepot und schwangen uns auf die Pferde, die im Hof am Holm standen. Wenig später verließen wir Amarillo in südliche Richtung. Wir mussten durch den Paloduro Canyon, dann weiter nach Süden bis nach Tulia, und von dort am Creek entlang nach Westen zur Ranch der Stirlings.
Wir benötigten für den Trail zwei Tage.
Dann lagen die Gebäude der A.S.-Ranch vor uns.
Sie lag ausgestorben und verlassen vor unseren Blicken.
Alles mutete Grau in Grau an, war heruntergewirtschaftet und dem Verfall preisgegeben. Die Türen der Schuppen hingen schief in den Angeln. Die Dächer waren zum Teil eingebrochen. Neben den Gebäuden wucherte teilweise hüfthohes Unkraut. Das Holz der Schuppen und des Stalles zeigte dunkle Fäulnisflecken. Lediglich ein Corral war noch instand.
Bei einer Gruppe von Kastanienbäumen sah ich eine niedrige Umzäunung, die zwei Gräber umgab. Auch der Zaun war zusammengebrochen. Verfaulte Zaunlatten lagen am Boden. Die Grabhügel wiesen keinerlei Schmuck auf. Die beiden Kreuze trugen keine Namen.
Joe und ich ritten zwischen die Gebäude. Jeder hielt seine Winchester in der Faust. Ich hatte sie quer vor mir über dem Sattel liegen. Ehe wir aus dem Schutz der Hügel geritten waren, hatten wir durchgeladen. Eine Tür bewegte sich im Wind und knarrte. Staubfontänen trieben über den Hof. Feines Prasseln erfüllte die Luft, wenn der feine Sand gegen die Bretterwände getrieben wurde.
Der Hauch von Tod und Verfall, den alles hier verströmte, schien mich zu streifen. Etwas Beklemmendes lag in der Luft. Ich verspürte körperliches Unbehagen.
Obwohl die verfallende Ranch menschenleer anmutete, ließen wir in unserer Wachsamkeit nicht nach. Mit helläugiger Reglosigkeit blickte Joe sich um. Mein Blick tastete sich über Türöffnungen und Fensterhöhlungen hinweg. Meine Instinkte arbeiteten. Mein Sinn für die Gefahr meldete sich jedoch nicht.
Die Stirling-Brüder und ihre Kumpane hatten die Ranch verlassen.
Ich ließ mich vom Pferd gleiten und reichte Joe die Leinen. "Ich sehe mal im Haus nach."
Modriger Geruch schlug mir entgegen, als ich das Ranchhaus betrat. In der Wohnstube gab es einige grob zusammengezimmerte Möbel. Staub lagerte auf allem. Spinnennetze zogen sich in den Ecken. Ein Blendladen hing nur noch an einem Angel vor dem glaslosen Fenster. Ich ging in die Küche. Mir bot sich hier ein ähnliches Bild. Leere Schnapsflaschen lagen oder standen herum. Auf dem Herd stand eine schwarze Eisenpfanne mit dem schimmligen Rest einiger Rühreier.
Ich verließ das Ranchhaus wieder.
"Ausgeflogen!", rief ich Joe zu und schritt zum Bunkhouse, einem flachen Bau mir drei Fenstern. Ich betrat es. Fünf Betten standen da. Zerwühlte, löchrige Decken lagen herum. Hier und dort gab es Spuren im Staub. Ein Schrank stand offen. Er war leer. Ansonsten herrschte hier derselbe Zustand wie im Haupthaus: Staub, Spinnenweben, Modergeruch…
Ich war froh, wieder an die frische Luft zu gelangen.
"Was nun?", kam es von Joe, als ich wieder auf Whirlwind, meinem Schecken, saß.
"Der Überfall hat zwischen Tulia und Canyon stattgefunden", versetzte ich nachdenklich. "Wahrscheinlich sind die Kerle gar nicht mehr auf die Ranch zurückgekehrt. Ich an ihrer Stelle hätte mich nach New Mexiko abgesetzt. Die Grenze ist von Tulia etwa 80 Meilen entfernt."
"Warum sollten sie sich überhaupt absetzen?", fragte Joe zweifelnd.
"Weil die Brüder sich denken konnten, dass Bob Floyd sie trotz ihrer Maskerade erkannt hat. Und da sie sowieso den Ruf genießen, Banditen zu sein, haben sie es wohl vorgezogen, sich keiner Befragung durch Gesetzesmänner zu unterziehen, sondern das Weite zu suchen."
"Sollen wir aufs Geratewohl nach New Mexiko reiten?", fragte Joe, es klang zweifelnd und wenig begeistert.
"Es gibt auf dem Weg nach Westen einige kleine Ortschaften und Ansiedlungen", murmelte ich. "Irgendeinen dieser Orte müssen sie angeritten haben, um sich mit Proviant und allem Notwendigen für eine längere Flucht zu versorgen. Vielleicht können wir irgendwo die Spur der Bande aufnehmen."
"Auch wir sind nicht für einen längeren Trail gerüstet, Logan-Amigo", wandte Joe ein.
Ich holte eine Landkarte aus meiner Satteltasche und breitete sie auf dem Rücken Whirlwinds aus. Es war eine Karte des Panhandle, in die alle Ortschaften, Flüsse und markanten geographischen Punkte eingezeichnet waren.
"Darum wird uns unser erster Weg nach Dimmitt führen", sagte ich und tippte mit dem Zeigefinger auf eine Stelle im Südwesten. "Das Nest liegt am Rand des Llano Estacado. Dort kriegen wir sicherlich alles, was wir brauchen."
*
Es war Abend, als wir Dimmitt erreichten. Es gab in dem Ort einen Saloon, ein Hotel, einen Store, eine Kirche und einen Mietstall. Der Rest waren etwa zehn Häuser, die ohne jede Ordnung erbaut waren und zwischen denen die von Spurrinnen zerfurchte, staubige Fahrstraße hindurch verlief.
Wir begaben uns zunächst in den Mietstall, damit unsere Pferde versorgt wurden. Außerdem wussten die Stallmänner meistens über alles Bescheid, was sich im Ort abspielte, vor allem, ob Fremde angekommen waren.