U.S. Marshal Bill Logan, Band 28: 40 Meilen durch die Hölle - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan, Band 28: 40 Meilen durch die Hölle E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan Band 28 40 Meilen durch die Hölle Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. "Du bist ein dreckiger Bandit, Crawford!", schnappte Mark Harrison. "Und eines Tages wird man dich entweder am Hals aufhängen oder du gehst an einem Stück Blei vor die Hunde." Im Saloon in Pasamonte wurde es fast schlagartig still. Jeder hatte die Worte Harrisons vernehmen können. Und jeder wusste, dass es von Seiten Gordon Crawfords darauf nur eine Antwort geben konnte. Gordon Crawfords Gestalt wuchs hinter dem Tisch in die Höhe. Die Rechte Crawfords baumelte locker neben dem Revolverknauf. "Mich einen dreckigen Banditen zu nennen war ein Fehler, Harrison. Ein tödlicher Fehler." Seine stechenden Augen zeigten eine unheimliche Drohung. Crawford hatte die Worte in einer Art gedehnt, die erschreckend war in ihrer Unmissverständlichkeit. Gepresstes Raunen ging durch den Schankraum. Stuhlbeine scharrten. Die Gäste flohen an die Wand, um nicht in der Schusslinie zu stehen. Ein Stuhl kippte polternd um. Ein Glas zerschellte auf dem Fußboden. Dann folgte Stille – eine Stille, durch die man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können. Die Männer an den Tischen und am Tresen stauten den Atem. Die Atmosphäre war urplötzlich spannungsgeladen und gefährlich geworden. Die Stimmung mutete explosiv an ... Jeder spürte den Pulsschlag der tödlichen Gefahr. Das Gesicht Crawfords war wie aus Granit gemeißelt. Seine Stimme hatte den Klang zerspringenden Eises. Er starrte Mark Harrison mit raubtierhaftem Ausdruck an. Bei Harrison kam die Ernüchterung, und mit ihr die Erkenntnis, dass er wohl tatsächlich einen folgenschweren Fehler begangen hatte. Es traf ihn wie ein eisiger Guss und er duckte sich unwillkürlich unter dem Anprall der jähen Gefahr, die ihn berührte wie ein eisiger Hauch. Sein hilfesuchender Blick schweifte in die Runde. Ihm wurde klar, dass er ganz alleine war. Niemand würde ihm beistehen. Er war auf sich allein gestellt. Die Angst kam kalt und stürmisch wie ein Blizzard. Sie brachte Mark Harrisons Nerven zum Schwingen. Mit brüchiger, zerrissener Stimme würgte er hervor: "Himmel, Crawford, es war nicht so gemeint. Es – es ist mir herausgerutscht, und es tut mir leid. Du ..." "Du hast mich in aller Öffentlichkeit als dreckigen Banditen beschimpft, Harrison", fuhr ihm Gordon Crawford hart in die Rede. "Ich nehme diese Beleidigung nicht hin. Also zieh deinen Colt, Harrison."

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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 28

40 Meilen durch die Hölle

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171314

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

40 Meilen durch die Hölle

Band 28 40 Meilen durch die Hölle

"Du bist ein dreckiger Bandit, Crawford!", schnappte Mark Harrison. "Und eines Tages wird man dich entweder am Hals aufhängen oder du gehst an einem Stück Blei vor die Hunde."

Im Saloon in Pasamonte wurde es fast schlagartig still. Jeder hatte die Worte Harrisons vernehmen können. Und jeder wusste, dass es von Seiten Gordon Crawfords darauf nur eine Antwort geben konnte.

Gordon Crawfords Gestalt wuchs hinter dem Tisch in die Höhe. Die Rechte Crawfords baumelte locker neben dem Revolverknauf. "Mich einen dreckigen Banditen zu nennen war ein Fehler, Harrison. Ein tödlicher Fehler."

Seine stechenden Augen zeigten eine unheimliche Drohung. Crawford hatte die Worte in einer Art gedehnt, die erschreckend war in ihrer Unmissverständlichkeit.

Gepresstes Raunen ging durch den Schankraum. Stuhlbeine scharrten. Die Gäste flohen an die Wand, um nicht in der Schusslinie zu stehen. Ein Stuhl kippte polternd um. Ein Glas zerschellte auf dem Fußboden. Dann folgte Stille– eine Stille, durch die man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können. Die Männer an den Tischen und am Tresen stauten den Atem. Die Atmosphäre war urplötzlich spannungsgeladen und gefährlich geworden. Die Stimmung mutete explosiv an…

Jeder spürte den Pulsschlag der tödlichen Gefahr.

Das Gesicht Crawfords war wie aus Granit gemeißelt. Seine Stimme hatte den Klang zerspringenden Eises. Er starrte Mark Harrison mit raubtierhaftem Ausdruck an.

Bei Harrison kam die Ernüchterung, und mit ihr die Erkenntnis, dass er wohl tatsächlich einen folgenschweren Fehler begangen hatte. Es traf ihn wie ein eisiger Guss und er duckte sich unwillkürlich unter dem Anprall der jähen Gefahr, die ihn berührte wie ein eisiger Hauch.

Sein hilfesuchender Blick schweifte in die Runde. Ihm wurde klar, dass er ganz alleine war. Niemand würde ihm beistehen. Er war auf sich allein gestellt. Die Angst kam kalt und stürmisch wie ein Blizzard. Sie brachte Mark Harrisons Nerven zum Schwingen. Mit brüchiger, zerrissener Stimme würgte er hervor: "Himmel, Crawford, es war nicht so gemeint. Es– es ist mir herausgerutscht, und es tut mir leid. Du…"

"Du hast mich in aller Öffentlichkeit als dreckigen Banditen beschimpft, Harrison", fuhr ihm Gordon Crawford hart in die Rede. "Ich nehme diese Beleidigung nicht hin. Also zieh deinen Colt, Harrison."

"Nein!" Das Wort platzte wie ein Aufschrei aus Harrisons Mund. "Ich werde nicht nach dem Revolver greifen." Er duckte sich noch mehr und vermittelte den Anschein, als wollte er sich jeden Moment herumwerfen und die Flucht ergreifen.

Mit den Augen eines waidwunden Tieres schaute er Gordon Crawford an.

Doch von Crawford hatte er nicht die Spur von Entgegenkommen oder Mitleid zu erwarten. Langsam umrundete Gordon Crawford den Tisch. Er kam mit kurzen, abgezirkelten Schritten auf Harrison zu. Mark Harrison wich zurück. Dann hatte er den Schanktisch im Rücken. Ein gehetzter Ausdruck trat in seinen Blick. Sein Atem ging stoßweise und rasselnd. "Bleib stehen, Crawford!", hechelte er. "Ich– ich habe mich bei dir entschuldigt. Wenn du mich zwingst, zum Revolver zu greifen, ist das wie Mord. Du weißt das. Ich bin Farmer. Ich kann mit dem Sechsschüsser nicht umgehen. Du hingegen…"

Crawford blieb dicht vor Harrison stehen. Der heiße, vom Whisky durchsetzte Atem des Ranchersohnes streifte Mark Harrisons Gesicht. Ein brutaler Zug hatte sich in Gordon Crawfords Mundwinkeln festgesetzt. Er zischte wie eine Schlange: "Feiger Hund!"

Und mit dem letzten Laut, der über seine Lippen brach, schlug er zu.

Seine Faust bohrte sich in Mark Harrisons Magen. Es war ein kurzer, ansatzloser Schlag, und Harrisons Oberkörper pendelte nach vorn. Die Augen des Farmers weiteten sich, sein Mund klaffte auf wie zu einem Schrei. Ein jämmerliches Würgen brach aus seiner Kehle. Der Stau aus Angst und Schrecken in seiner Brust ließ nicht mehr zu.

Dann traf ihn die flache Hand Gordon Crawfords auf die Wange. Es klatschte. Crawfords Finger zeichneten sich in Harrisons Gesicht ab.

Crawford trat zurück und stemmte die Arme in die Seiten.

"Du Hund!", keuchte Harrison zwischen zusammengebissenen Zähnen und mit Tränen in den Augen. Obwohl er Angst hatte, sich demütigen lassen wollte er nicht. Jähe, wilde Entschlossenheit kerbte scharfe Linien in seine Mundwinkel. "Du gottverdammter, gemeiner Hund…"

Mark Harrison rief das letzte Wort fast hysterisch. Die Angst wurde vom Jähzorn verdrängt. Er überwältigte ihn, und Mark Harrison griff zum Colt. Sein Reflex wurde schneller als jeder Gedanke, schneller als sein Verstand.

Gordon Crawford warf sich zur Seite, und in dieser Bewegung glitt sein Colt aus dem Holster, stach ins Ziel und bäumte sich auf in seiner Faust. Mit bösartigem Knall zerriss der Schuss die Grabesstille im Schankraum. Der Zug war eine kaum wahrzunehmende, fließende Bewegung von Hand, Arm und Schulter gewesen. Die Detonation drohte den Raum zu sprengen. Beizender Pulverqualm breitete sich aus und wogte nebelhaft.

Mark Harrison war für Gordon Crawford auf keinen Fall schnell genug. Sein Denken holte den Farmer erst wieder ein, als der Schuss krachte und er den fürchterlichen Schlag gegen die Brust verspürte. Crawford traf ihn in dem Moment, als er abdrückte. Das Geschoss stieß Harrisons Colt aus der Schussrichtung, weil ihn die Wucht des Treffers halb herumriss.

Mark Harrison krümmte sich nach vorn. Sein Blei jagte in die Fußbodendielen. Der Mann drehte sich halb um seine Achse und brach schließlich zusammen. Er begrub seinen Colt unter sich. Pulverdampf senkte sich auf seine reglose Gestalt hinunter.

Aus der Mündung des Revolvers in Gordon Crawfords Faust kräuselte ein Rauchfaden. "Er hätte mich nicht als Banditen bezeichnen dürfen", knurrte er. "O verdammt, warum hat er mich als Banditen beschimpft?"

Er bekam keine Antwort.

Jeder der Anwesenden stand im Banne des Geschehens.

Sekunden der lastenden Stille vergingen. Gordon Crawford zog sich langsam zur Tür zurück. Der Colt in seiner Faust pendelte über die Gäste an der Wand. Seine Miene hatte sich grimassenhaft verzerrt. Jeder Zug seines Gesichts drückte die kalte Entschlossenheit aus, zu schießen, wenn einer auch nur ansatzweise versuchte, ihn aufzuhalten.

"Es war Notwehr", stieß er hervor, als er bei der Pendeltür ankam. "Jeder hat es sehen können, dass Harrison nach dem Revolver griff…"

Er drückte mit dem Rücken die Türflügel auseinander. Von weiter oben auf der Main Street riefen hastige Schritte dumpfes Dröhnen auf dem Plankengehsteig hervor.

Gordon Crawford warf sich herum, rannte über den Vorbau, tauchte unter dem Geländer hindurch und verschwand zwischen den Pferden, die am Haltebalken standen.

Im nächsten Moment hatte er seinen Braunen losgeleint. Er drängte ihn aus dem Pulk und kam mit einem kraftvollen Satz in den Sattel. Wild zerrte er das Pferd herum.

Auf der anderen Straßenseite hetzte ein Mann heran. An seiner Weste funkelte matt ein Stern. Matt schimmerten auch die Stahlteile der Winchester, die er in der linken Hand trug.

Es war Deputysheriff Jeff Duncan. "Anhalten!", brüllte er, denn er ahnte wohl, dass der Bursche, der es so eilig hatte, etwas mit dem Donnern der Schüsse im Saloon zu tun hatte. "Verdammt, du sollst…"

Gordon Crawford jagte eine Kugel aus dem Lauf. Der Knall stieß durch die Stadt. Es klirrte. Der Deputy sprang in Deckung. Crawford gab seinem Pferd die Sporen und ließ die Zügel schießen. Der Braune streckte sich. Mit rasender Geschwindigkeit jagte er in die nächste Seitenstraße. Als der Deputy feuerte, war Crawford verschwunden. Das hämmernde Stakkato der Hufschläge wurde leiser und leiser.

Der Deputy betrat den Saloon. Vor dem Tresen lag Mark Harrison. Er war tot. Der Keeper sagte mit belegter Stimme: "Gordon Crawford hat ihn erschossen, Jeff. Großer Gott, es war Mord. Jeder weiß, dass Crawford ein verdammter Coltschwinger ist, und dass Harrison nicht mal 'ne Chance gehabt hätte, würde er das Eisen schon in der Hand gehalten und den Hahn gespannt gehabt haben. Crawford hat Mark provoziert. Er hat ihn geschlagen, bis Mark zur Waffe griff…"

"Ich werde zur Bar-D reiten und Crawford festnehmen", knurrte Jeff Duncan.

"Dagegen wird Aaron Crawford, der alte Eisenfresser, aber einiges einzuwenden haben, Jeff", gab einer der Männer im Saloon zu bedenken. "Diese Sippschaft lässt nicht zu, dass einer von ihnen wegen Mordes vor Gericht gestellt wird und möglicherweise baumelt."

Es klang wie eine böse Verheißung.

*

Der Deputy ritt zur Bar-D. Er war überzeugt davon, dass Gordon Crawford nach Hause geritten war. Die Ranch lag am jenseitigen Ufer des schmalen Creeks, dessen Wasser im Mondlicht wie flüssiges Silber glitzerte. Eine Schneise im Ufergebüsch verriet Duncan, wo Aaron Crawford, der Boss der Ranch, eine Furt angelegt hatte. In der Schneise hielt der Deputy an. Das Pferd unter ihm stand ruhig. Das feine Säuseln des Windes lag in der Luft.

Die Ranch lag in absoluter Dunkelheit. Jeff Duncan sah die Umrisse der Gebäude. Scharf hoben sie sich gegen den helleren Hintergrund des sternenübersäten Himmels ab. Der Deputy trieb seinen Vierbeiner an. Die Hufe planschten durch das Wasser und ließen es spritzen. In der Flussmitte reichte das Wasser dem Tier gerade bis zu den Sprunggelenken. Die Geräusche, die Jeff Duncans Pferd verursachte, versanken schon nach wenigen Schritten in der Lautlosigkeit.

Er trieb das Tier die Überböschung hinauf. Der Hufschlag pochte. Die Gebisskette klirrte. Die Gebäude der Ranch wurden deutlicher. Die Blendläden vor den Fenstern des Wohnhauses waren geschlossen. Es gab ein Bunkhouse, in dem die Handvoll Reiter der Bar-D schliefen. Das Windrad beim Brunnen drehte sich knarrend. Im Corral erhoben sich einige Pferde, die der dumpfe Hufschlag geweckt hatte.

Im Schlagschatten zwischen dem Stall und einem Schuppen hielt Jeff Duncan an. Er nahm das Gewehr aus dem Scabbard, repetierte und feuerte einen Schuss in die Luft. Der peitschende Knall sprengte die nächtliche Stille, rollte auseinander und verebbte. Der Deputy lud wieder durch. Die Kartusche, die ausgeworfen wurde, landete im Gras, das hier überall wuchs.

Eine ganze Weile geschah nichts. Dann wurde es im Bunkhouse und im Haupthaus lebendig. Aus der Tür des Bunkhouse glitten einige Männer in Unterkleidung. Sie hielten ihre Colts in den Fäusten. Einer trug eine Laterne. Das Licht umfloss ihre Gestalten. Die Laterne schaukelte quietschend am Drahtbügel. Auf dem staubigen Hof wechselten Licht- und Schatten.

Im flachen Ranchhaus wurde ein Blendladen aufgestoßen. Am Fenster zeigte sich eine hagere Gestalt. Ein mürrischer Bass grollte: "Wer ist der Narr, der hier mitten in der Nacht sein Blei in die Gegend ballert?"

"Der Narr bin ich, Crawford", rief Jeff Duncan. "Der Deputy. Ich bin hier, um deinen Sohn Gordon zu verhaften und in die Stadt zurückzubringen. Er hat Mark Harrison ermordet."

Sekundenlang herrschte Schweigen. Dann schrie Aaron Crawford wild: "Das soll wohl ein Witz sein, Duncan? Gordon ist kein Mörder. Wenn er auf den verdammten Schollenbrecher geschossen hat, dann sicher nicht ohne Grund."

"Nun, soviel ich weiß, bezeichnete Harrison deinen Jungen als Banditen", versetzte Duncan ruhig und sachlich. "Den Grund, weshalb er ihn beschimpfte, kenne ich nicht. Im Endeffekt wird über die Schuld deines Sohnes eine Jury befinden müssen. Ich nehme an, dass Gordon hierher geritten ist, nachdem er Hals über Kopf aus der Stadt floh. Schick ihn heraus, Crawford."

"Ich muss dich leider enttäuschen, Duncan", kam es schroff zurück. "Gordon ist nicht da. Erzähl mir, was sich zugetragen hat in der Stadt."

Mit knappen Worten schilderte der Deputy den Vorfall. Als er geendet hatte, schnappte Aaron Crawford: "Die Menschen in Pasamonte sind uns Crawfords nicht gerade freundlich gesonnen. In ihren Augen sind wir Außenseiter. Ich denke mal, Duncan, dass die Augenzeugen, von denen du sprachst, gelogen haben, um meinem Sohn und mir eins auszuwischen. Ich werde Gordon fragen, wie es sich wirklich zugetragen hat. Und seiner Version werde ich Glauben schenken."

"Was du glaubst, ist nicht von Bedeutung, Crawford. Maßgeblich wird der Spruch der Jury sein. Und jetzt schick Gordon aus dem Haus, damit ich ihn festnehmen kann."

"Wie ich schon sagte: Gordon ist nicht da." Es klang abschließend und endgültig.

"Das glaube ich dir nicht", rief der Deputy hart.

"Es ist aber so. Du hast den Weg zur Bar-D umsonst gemacht. Nun, wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns, Deputy. Darum legen wir uns jetzt wieder schlafen. Reite zurück in die Stadt. Gordon ist nicht hier."

Aaron Crawford zog den Fensterladen zu. Rostiges Knirschen erklang, als er ihn verriegelte.

Duncan trieb sein Pferd auf die Cowboys zu, die vor dem Bunkhouse standen. Sie starrten ihn an. Es waren bärtige Kerle mit wettergegerbten Gesichtern.

"Gordon ist nicht da, Duncan", sagte einer und grinste schief. "Also spar dir deine Fragen."

"Na schön", knurrte der Deputy. "Da ist wohl nichts zu machen." Er zog das Pferd herum und ritt davon.

Einige der Kerle im Ranchhof lachten spöttisch.

*

Der Tag brach an. Über dem Creek wallte hauchdünner Nebel. Die Cowboys der Bar-D kamen aus dem Bunkhouse und wuschen sich am Brunnen im Hof. Dann verschwanden sie im Küchenanbau, um zu frühstücken.

Jeff Duncan hatte die Nacht zwischen den Hügeln verbracht. Jetzt beobachtete er aus der Deckung einer Gruppe von Felsen die Ranch. Er hüllte sich in Geduld– ahnungslos, dass an diesem frühen Morgen noch der Tod mit gebieterischer Hand nach ihm greifen würde.

Bei Tageslicht sah alles auf der Bar-D Ranch heruntergewirtschaftet und verfallen aus. Die Bretter der Schuppen und Scheunen waren morsch. Der Corral war stellenweise eingebrochen. Die Türen und Tore hingen schief in den Angeln. Die Ranch war dem Verfall preisgegeben.

Der Deputy nahm sämtliche Eindrücke, die sich ihm boten, auf und verarbeitete sie. Plötzlich straffte er die Schultern.

Aaron Crawford trat aus dem Ranchhaus. Er war grauhaarig, groß und hager. Seine Frau war vor vielen Jahren gestorben. Sie war an dem Leben, das er ihr bot, zerbrochen. Aaron Crawford war nur aus brutaler Gewalt und Niedertracht geschaffen. Lasterhaftigkeit und ein unsteter Lebenswandel hatten unübersehbare Spuren in seinem Gesicht hinterlassen.

Aus schmalen Augenschlitzen schaute er sich um. Es hatte den Anschein, als witterte er nach allen Seiten. Dann rief er einen Mann zu sich und sagte: "Sattle und zäume den besten Gaul, den wir im Stall stehen haben, Kelly."

Der Bursche ging hinüber zum Stall. Aaron Crawford kehrte ins Haupthaus zurück. Der Cowboy führte etwa zehn Minuten später ein gesatteltes Pferd in den Hof.

Gordon Crawford verließ das Haus. Sein Vater begleitete ihn. Gordon stieß das Gewehr, das er trug, in den Sattelschuh und saß auf. Vater und Sohn reichten sich die Hände.

Aaron Crawford sagte: "Du musst höllisch aufpassen, mein Junge. Duncan ist ein scharfer Hund. Womöglich treibt er sich noch irgendwo in der Nähe herum."

"Ich werde auf der Hut sein, Dad. Und gegen eine schnelle Kugel ist auch Jeff Duncan nicht gefeit."

Gordon Crawford trieb das Pferd an.

"Lass es mich wissen, wo du landest, Gordon", rief Aaron Crawford seinem Sohn hinterher. "Ich werde dann den Krempel hier verkaufen. Hier wird mir sowieso langsam der Boden zu heiß unter den Füßen."

Ja, sie waren Banditen. Die Ranch hatte nur Alibifunktion. Sie war der Schlupfwinkel der Bande. Die meiste Zeit des Jahres waren Crawford und seine Kumpane irgendwo im Land auf Raubzug unterwegs. Die Spatzen pfiffen es von den Dächern. Matt Harrison hatte den Fehler begangen, es laut hinauszuposaunen…

Zum Zeichen dafür, dass er verstanden hatte, hob Gordon die Hand.

Die Nase des Tieres zeigte nach Osten. Aaron Crawford schaute seinem Sohn hinterher, bis er zwischen den Hügeln verschwand. Dann kehrte er ins Haus zurück.

Gordon Crawfords Ziel war Texas.