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U.S. Marshal Bill Logan Band 34 Sein letzter Trumpf Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book Tom O'Macy, der rothaarige, irische Arbeiter, hatte ein mächtiges Problem am Hals. Denn Johnny Fairchild und Amos Dalton hielten ihn mit eisernen Fäusten gepackt, vor ihm aber stand Brad Sherman, massierte sich mit der linken Hand die rechte Faust und höhnte: "Du hättest Mr. Havelock keinen verdammten Hurensohn nennen dürfen, Rotschädel. Jetzt werden wir dich nach und nach in Stücke schlagen. Ja, wir wollen an dir ein Exempel statuieren. Mr. Norman Havelock ist nämlich ein Ehrenmann. Es soll sich in den Köpfen verfestigen. Was wir von dir übrig lassen, kann hinterher mit dem Handbesen zusammengefegt und an die Schweine verfüttert werden." Mit seinem letzten Wort schlug Brad Sherman zu. Seine Faust bohrte sich mit Wucht in den Leib O'Macys. Der Arbeiter quittierte den brutalen Schlag mit einem gequälten Aufschrei ... O'Macy wollte sich nach vorn krümmen, aber die Hände, die ihn gepackt hielten, verhinderten es. Er hatte das Empfinden, dass ihm jeden Moment die Arme aus den Schultergelenken springen mussten. Der Schmerz eskalierte ... Da traf ihn die Faust wie ein Dampfhammer unter das Kinn und riss seinen Kopf in den Nacken. Die Schildmütze flog davon. O'Macy verdrehte die Augen. Er würgte trocken und gab ein verzweifeltes Röcheln von sich. Dann kamen die Schläge schnell und hart. O'Macys Kopf fiel nach vorn, sein Kinn sank auf die Brust. Benommenheit brandete gegen sein Bewusstsein an. Seine letzte Widerstandskraft war erschöpft. Es war unmöglich, gegen diesen Strom von vernichtender Brutalität anzuschwimmen. Der Schmerz wehte wie ein heißer Wind durch seinen Verstand. Und wieder zog Brad Sherman auf. Da ertönte es hart und brechend: "Ich denke, Sherman, das reicht." Die erhobene Faust Shermans blieb in der Luft hängen. Langsam drehte sich der Schläger herum. "Misch dich nicht ein, Morgan", grollte Shermans Organ. "Er hat Mr. Norman Havelock beleidigt – übel beleidigt. Er hat ihn einen Hurensohn und Aasgeier genannt. Das können wir nicht durchgehen lassen. Es darf nicht ungestraft bleiben." Den letzten Satz stieß Brad Sherman mit Nachdruck hervor. Er unterstrich ihn mit einer wilden Handbewegung. Emmet Morgan war von der Union Pacific als Bahnmarshal in Camp Kerrick eingesetzt. Er war 32 Jahre alt, hager, hart gesotten und raubeinig. Nur die Härtesten konnten sich in diesem Sammelsurium von Eisenbahnarbeitern aller möglichen Nationen, Glücksrittern, Geldmachern, Huren und Banditen behaupten. Morgan war dieser Mann; zusammengesetzt aus Stahl und Stein und kompromissloser Härte. Tief an seinem linken Oberschenkel hing der 45er.
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Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2019
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U.S. Marshal Bill Logan
Band 34
Sein letzter Trumpf
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171376
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Sein letzter Trumpf
Tom O'Macy, der rothaarige, irische Arbeiter, hatte ein mächtiges Problem am Hals. Denn Johnny Fairchild und Amos Dalton hielten ihn mit eisernen Fäusten gepackt, vor ihm aber stand Brad Sherman, massierte sich mit der linken Hand die rechte Faust und höhnte: "Du hättest Mr. Havelock keinen verdammten Hurensohn nennen dürfen, Rotschädel. Jetzt werden wir dich nach und nach in Stücke schlagen. Ja, wir wollen an dir ein Exempel statuieren. Mr. Norman Havelock ist nämlich ein Ehrenmann. Es soll sich in den Köpfen verfestigen. Was wir von dir übrig lassen, kann hinterher mit dem Handbesen zusammengefegt und an die Schweine verfüttert werden."
Mit seinem letzten Wort schlug Brad Sherman zu. Seine Faust bohrte sich mit Wucht in den Leib O'Macys. Der Arbeiter quittierte den brutalen Schlag mit einem gequälten Aufschrei…
O'Macy wollte sich nach vorn krümmen, aber die Hände, die ihn gepackt hielten, verhinderten es. Er hatte das Empfinden, dass ihm jeden Moment die Arme aus den Schultergelenken springen mussten. Der Schmerz eskalierte…
Da traf ihn die Faust wie ein Dampfhammer unter das Kinn und riss seinen Kopf in den Nacken. Die Schildmütze flog davon. O'Macy verdrehte die Augen. Er würgte trocken und gab ein verzweifeltes Röcheln von sich.
Dann kamen die Schläge schnell und hart. O'Macys Kopf fiel nach vorn, sein Kinn sank auf die Brust. Benommenheit brandete gegen sein Bewusstsein an. Seine letzte Widerstandskraft war erschöpft. Es war unmöglich, gegen diesen Strom von vernichtender Brutalität anzuschwimmen. Der Schmerz wehte wie ein heißer Wind durch seinen Verstand.
Und wieder zog Brad Sherman auf.
Da ertönte es hart und brechend: "Ich denke, Sherman, das reicht."
Die erhobene Faust Shermans blieb in der Luft hängen. Langsam drehte sich der Schläger herum. "Misch dich nicht ein, Morgan", grollte Shermans Organ. "Er hat Mr. Norman Havelock beleidigt– übel beleidigt. Er hat ihn einen Hurensohn und Aasgeier genannt. Das können wir nicht durchgehen lassen. Es darf nicht ungestraft bleiben."
Den letzten Satz stieß Brad Sherman mit Nachdruck hervor. Er unterstrich ihn mit einer wilden Handbewegung.
Emmet Morgan war von der Union Pacific als Bahnmarshal in Camp Kerrick eingesetzt. Er war 32 Jahre alt, hager, hart gesotten und raubeinig. Nur die Härtesten konnten sich in diesem Sammelsurium von Eisenbahnarbeitern aller möglichen Nationen, Glücksrittern, Geldmachern, Huren und Banditen behaupten. Morgan war dieser Mann; zusammengesetzt aus Stahl und Stein und kompromissloser Härte. Tief an seinem linken Oberschenkel hing der 45er. Locker baumelte Emmet Morgans Linke daneben. Mit verschlossener Miene fixierte der Marshal den Schläger.
"Wer ist Havelock überhaupt", stieß Morgan hervor, "dass er sich hier als der King von Camp Kerrick aufspielt? Und für wen um alles in der Welt hältst du dich, Sherman, dass du dir anmaßt, hier das Gesetz in die Hand nehmen zu dürfen?"
Jetzt nahm Sherman vollends Front zu Emmet Morgan ein. Er knirschte mit bösem Unterton: "Du riskierst eine ziemlich große Lippe, Morgan. Hast du keine Angst, dass dich mal jemand auf deine richtige Größe zurechtstutzt?"
"Willst dieser 'Jemand' etwa du sein, Sherman?"
Morgan hielt dem stechenden Blick des Schlägers gelassen stand. Um seine schmalen Lippen spielte jetzt sogar ein angedeutetes Lächeln.
Shermans Mundwinkel bogen sich geringschätzig nach unten. "Dich blase ich auf den Mond, Sternschlepper, wenn du es haben möchtest. Ich…"
Sherman brach erschreckt ab, denn schlagartig erlosch das leichte Lächeln Morgans, mit drei gleitenden Schritten war der Marshal dicht vor Sherman. Er hatte den Colt gezogen. Es war eine kaum wahrnehmbare Bewegung von Schulter, Arm und Hand gewesen. Seine Hand schwang hoch, und ehe Sherman sich versah, zog ihm der Marshal den Coltlauf quer über das Gesicht.
Das war die einzige Sprache, die Brad Sherman verstand.
Aufbrüllend taumelte der Schläger zurück. Automatisch riss er die Arme hoch, um sein Gesicht vor dem nächsten Schlag zu schützen. Blut sickerte aus seiner Nase, lief über seinen Mund und sein Kinn.
Aber Morgan folgte ihm nicht. Er richtete den Colt auf Johnny Fairchild. "Lasst den Mann los", knurrte der Marshal. "Vorwärts."
Die Hände lösten sich von O'Macys Armen. Der Ire brach auf die Knie nieder. Er war ein großer, starker Mann, aber gegen die drei Kerle hatte er nicht den Hauch einer Chance gehabt. Sein Gesicht war ziemlich verschwollen und wies einige Blutergüsse auf. Seine Hände öffneten und schlossen sich. Aus seinem linken Mundwinkel rann mit Blut vermischter Speichel.
"Helft ihm!", peitschte Emmet Morgans Organ. Er meinte einige Männer in Overalls oder Latzhosen, die an einem Tisch gleich in der Nähe saßen. Es waren Arbeitskollegen des Iren, der seine große Not noch immer nicht überwunden hatte. "Bringt ihn zu seiner Unterkunft", fügte Morgan hinzu. "Wenn er hier bleibt, ist nicht auszuschließen, dass der Zirkus noch einmal anfängt."
Brad Sherman stand geduckt da, hatte den Kopf zwischen die ausladenden Schultern gezogen, und wischte sich mit dem Handrücken über die Oberlippe. Hass glitzerte in seinen Augen und wütete in jedem Zug seines Gesichts. "Das wirst du büßen, Morgan!", hechelte er. "Das hast du nicht umsonst getan."
"Okay, Sherman", presste Emmet Morgan hervor, "du willst es scheinbar nicht anders. Na schön. Das ist ein Eisenbahncamp, und ich besitze hier die Polizeigewalt. Ich darf einschreiten, wenn jemand den wilden Mann spielen möchte, ich darf Verhaftungen vornehmen, und ich darf unliebsame Zeitgenossen aus dem Camp verweisen. Du bist einer der unliebsamen Zeitgenossen. Wenn ich dich ab morgen früh noch einmal innerhalb des Camps antreffe, sperre ich dich ein, bis zu schwarz wirst. Hast du verstanden? Geht das in dein dummes Spatzenhirn?"
"Das geht ja doch wohl zu weit!"
Jedes dieser Worte fiel abgehackt und wie ein Peitschenhieb. Die Gesichter aller wandten sich dem Mann zu, der oben auf der Treppe des Saloons erschienen war und der in einem dunklen Anzug steckte, der ein weißes Rüschenhemd trug, dessen schwarze Haare straff zurückgekämmt waren und ölig glänzten.
"Finden Sie, Havelock?", rief Emmet Morgan und legte den Kopf ein wenig schief. "Ich bin der Meinung, dass es genug zwielichtiges Gesindel in Camp Kerrick gibt und dass wir auf einen Schläger wie Brad Sherman gerne verzichten können, zumal er ja nicht in Diensten der Eisenbahn steht."
"Er steht in meinen Diensten", rief Norman Havelock und warf sich in die Brust. Mit Daumen und Zeigefinger fuhr er sich versonnen über das Kinn. Dann fügte er hinzu: "Und was wäre dieses Camp ohne mich, Marshal?"
"Vielleicht kein Hort des Friedens und der Ruhe, Havelock, zumindest aber friedlicher und ruhiger als mit Ihnen." Emmet Morgan wandte sich zu Brad Sherman um. So konnte er nicht sehen, dass Havelocks Gesichtszüge regelrecht entgleisten. Etwas Böses schien den Salooner plötzlich zu umgeben. Morgan stieß mit unduldsamer Stimme hervor: "Morgen früh, Sherman. Und denk nicht, dass ich ein Mann leerer Worte bin."
Er ließ den Revolver einmal um den Finger rotieren und versenkte ihn im Holster. Ohne Sherman, Kilkeene, Fairchild oder deren Boss, Norman Havelock, zu beachten, schritt der Marshal zur Tür des Saloons. Dann stand er auf dem Vorbau. Die Flügel der Pendeltür schwangen knarrend und quietschend hinter ihm aus.
Morgan schwenkte seinen Blick die Straße hinauf und hinunter. Was hier entstand, war der Anfang einer Stadt. Hier endete vorläufig der Schienenstrang. Aber die Trasse wurde schon vorbereitet. Die Linie sollte nach Stratford führen und von dort nach Amarillo.
Die Union Pacific hatte es sich zum Ziel gesetzt, Texas mit ihren Eisenbahnlinien zu erschließen. Die Gleise führten von Cheyenne in Wyoming herunter, durch den Osten Colorados und den westlichen Zipfel des Indianer-Territoriums. Wenn die Pläne der Bosse der Eisenbahngesellschaft aufgingen, dann würde Texas schon in wenigen Jahren mit der Ost- und der Westküste verbunden sein.
Jetzt war Kerrick ein wildes Camp am Ende der Eisenbahnlinie. Wer hier seine Lektionen nicht schnell lernte, blieb auf der Strecke. Die Spieler, Huren und Geldhaie nahmen die Arbeiter aus wie Weihnachtsgänse. Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung. Für ein paar Dollars wurden hier Männer in den Rücken geschossen. Camp Kerrick drohte im Chaos zu versinken.
Emmet Morgan wusste, dass er alleine auf verlorenem Posten stand. Und ihm war klar, dass er das Verbrechen nicht aufhalten konnte. Er konnte es allenfalls eindämmen, eben da einschreiten, wo es offen zutage trat. Den Machenschaften eines Norman Havelock, der zur schlimmsten Sorte der Geschäftemacher gehörte, hatte er jedoch kaum etwas entgegenzusetzen.
Emmet Morgan war ein einsamer Mann hier im Camp. Er wusste es, und manchmal überkam ihn ein bitteres Gefühl der Unsicherheit und Verlorenheit.
Er setzte seinen Rundgang durch das Camp fort…
*
"Drei Karten", verlangte Scott Walker.
Er bekam sie, hob sie auf und warf sie sofort zusammen mit den beiden Karten, die er behalten hatte, mit den Bildern nach unten auf den Tisch.
Der Bursche links von Walker kaufte eine Karte. Derjenige, der rechts von Walker saß, kaufte ebenfalls drei, der Hombre, der die Bank hielt, kaufte zwei Blätter.
"Ihre Einsätze", forderte der Spieler, der die Karten verteilt hatte.
"Zehn Dollar!", sagte der Mann rechts von Walker und warf einen Schein in den Pott.
"Ihre zehn und weitere zehn", überbot Scott Walker.
"20 und 50 drauf", knurrte der Mister links von Walker.
"70 und weitere 100", sagte der Spieler, der den Tisch in der Spielhalle, die an den Saloon angebaut war, innehatte.
"Ich steige aus", murmelte der Mann rechts von Walker und warf seine Karten mit den Bildern nach unten zu den abgelegten.
"Ich will sehen", knurrte Walker und legte den entsprechenden Betrag in die Tischmitte.
"Ich will auch sehen", sagte der Mann links von ihm und bezahlte gleichfalls.
Der Spieler legte seine Karten auf den Tisch. "Drei Damen."
Der Bursche links von Walker fluchte und warf seine Karten von sich. Sie rutschten über den Tisch.
Scott Walker legte seine Karten ebenfalls auf den Tisch. "Drei Könige", sagte er und zog den Pott zu sich heran.
"Du hast eine verdammte Glückssträhne, Mister!", knirschte der Spieler und fixierte Scott Walker mit einer Mischung aus Zorn und Abneigung.
"Ja", lächelte Walker, "so kann man es nennen. Glückssträhne. Sicher. Wenn Fortuna einen küsst…" Er sortierte die Scheine, die vor ihm lagen, nahm seinen Hut, stopfte sie hinein und stülpte ihn sich auf den Kopf. "Für mich ist Schluss, Gentlemen. Ich bin erst vor wenigen Stunden in Camp Kerrick angekommen und habe einen verdammt langen Trail hinter mir. Sie entschuldigen mich?"
Er machte Anstalten, sich zu erheben.
Doch der Spieler hob die rechte Hand. "Stopp!", schnappte er. "So geht das nicht, Hombre. Du kannst uns hier nicht abzocken und dann verschwinden. Du bist uns eine Revanche schuldig."
"Ein andermal, sicher, nicht aber heute. Ich brauche Schlaf. Der Ritt…" Scott Walker drückte sich hoch.
"Das interessiert mich einen feuchten Dreck!", stieg es drohend aus der Kehle des Spielers. "Okay, ein Vorschlag in Güte. Wir spielen um alles oder nichts. Das ist in fünf Minuten erledigt und du kannst dich aufs Ohr legen."
"Nein!"
Auch die beiden Kerle zu beiden Seiten Scott Walkers hatten sich erhoben. Sie musterten ihn unter zusammengeschobenen Brauen hervor. Ihre Blicke waren feindselig. Die Feindschaft, die von ihnen ausging, streifte Walker wie ein stinkender Atem.
Rund um den Spieltisch wurden die anderen Gäste aufmerksam. Sie unterbrachen ihre Spiele und beobachteten aufmerksam und erwartungsvoll, was sich anbahnte.
"Das ist dumm von dir", erklärte der Bursche im Spielerhabit. Langsam kam er um den grünbezogenen Tisch herum. Im Licht der Lampe, die über der Tischmitte von der Decke baumelte, sah sein Gesicht krankhaft bleich aus. Die Linien hingegen, die sich von seinen Nasenflügeln bis über seine Mundwinkel zogen, wirkten dunkel, wie in das Gesicht hineingemeißelt.
"Ich verstehe nicht", murmelte Walker. "Darf man in diesem Saloon nicht aus einem Spiel aussteigen, wenn man genug hat?"
Der Spieler war jetzt ganz dicht vor ihm angelangt. Er sagte fast flüsternd: "An diesem Tisch gewinnt nur einer, Hombre, und das bin ich– Godard Bacon. Verstanden?"
Sein Atem schlug Scott Walker ins Gesicht.
Walker trat einen halben Schritt zurück.
Godard Bacon sagte etwas lauter: "Also setz dich wieder hin, leg das Geld auf den Tisch zurück und spiele mit mir darum. Ich habe Anspruch auf Revanche."
"Morgen", sagte Walker. "Morgen Abend komme ich wieder her. Und dann…"
Die Hände Bacons schossen vor und packten Walker an den Aufschlägen der Weste.
Und dann ging alles blitzschnell.
Walker schlug zweimal zu. Seine Rechte knallte in den Magen Bacons, die Linke landete einen Schwinger, der den Gambler auf den Spieltisch warf.
Die beiden Kerle, die mit am Tisch gesessen hatten, griffen nach den Revolvern. Aber da hatte Scott Walker seinen Sechsschüsser schon in der Faust. Sein Daumen lag auf der Hammerplatte, der Lauf pendelte zwischen den beiden hin und her.
Sie waren wie gelähmt und staunten.
"Ihr drei steckt also unter einer Decke", knurrte Scott Walker. "Egal. Ihr seid heute an den Falschen geraten, Leute. Tragt es mit Humor. Man kann nicht immer nur gewinnen."
Er versenkte den Colt im Holster, schwang auf den Absätzen herum und…
Als ein Aufstöhnen durch die Menge der Zuschauer ging, wirbelte Scott Walker geduckt herum. Der Colt sprang in seine Hand. Er sah die beiden Kerle ihre Schießeisen hochschwingen und feuerte zweimal in blitzschneller Folge. Die beiden Detonationen verschmolzen zu einem einzigen, lauten Knall, der den Saloon in seinen Fundamenten zu erschüttern drohte.
Die beiden Schießer brachen zusammen.
Godard Bacon, der sich aufgerichtet hatte und dessen Hand vor der Brust in der Luft hing, stand steif wie ein Brett.
Pulverdampf wölkte. Der Schussdonner war verebbt. Im Saloon herrschte Atemlosigkeit. Nur das Wimmern der beiden Gunslinger am Boden war zu vernehmen.
Scott Walker ging mit dem angeschlagenen Revolver zu Bacon hin, drückte seine Hand nach unten und griff ihm unter die Jacke. Da steckte ein kurzläufiger Bullcolt im Schulterholster. Walker zog ihn heraus und warf ihn auf den Tisch. "Das nächste Mal schieße ich dreimal", versprach Scott Walker und schlug den Spieler mit einem einzigen Uppercut von den Beinen.
Dann machte er kehrt und schritt zur Tür.
Im Camp peitschte ein Schuss…
*
Emmet Morgan hatte seinen letzten Rundgang angetreten. Es war nach Mitternacht. Er schritt am Fahrbahnrand entlang. Aus dem 'Cristal Palace', dem Saloon, den Norman Havelock betrieb, schallte verworrener Lärm; Gegröle, Gejohle, Gelächter, das Girren der Animiergirls, raue Stimmen, das Klimpern eines Klaviers. Tabakqualm trieb über die Pendeltür ins Freie. Licht fiel aus der Tür und den großen Frontfenstern, auf die in großen Lettern der Name des Saloons geschrieben war.
Es gab noch zwei weitere Saloons in Camp Kerrick. Aber die Hauptrolle nahm der 'Cristal Palace' mit seiner angebauten Spielhalle ein.
Hier gab es auch die Attraktion des Camps. Im 'Cristal Palace' sang Nancy Sorrento. Und sie konnte mit ihrem Aussehen, ihrer Ausstrahlung und ihrem Gesang Tote auferstehen lassen. Das wurde zumindest behauptet.
Morgan schaute über die Ränder der Pendeltür in den Saloon. Norman Havelock hatte nirgends gespart. Dieser Saloon war nicht nur für ein paar Wochen gebaut, über Nacht aus dem Boden gestampft worden und zum Sterben verurteilt, sobald die Eisenbahnleute weiterzogen. Dieser Saloon war der Grundstein für eine Stadt an der Bahnlinie, in der sich Havelock etablieren und zum unumschränkten Herrscher aufschwingen wollte.
Viele Städte des Landes waren aus wilden Camps entstanden, oftmals sogar aus Banditencamps.