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U.S. Marshal Bill Logan Band 40 Rache für Everett Gaines Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book Auf dem freien Platz vor dem Gerichtsgebäude stand der Galgen. Die Schaulustigen standen Schulter an Schulter. Raunen und Murmeln erhob sich, als Sheriff Chris Tucker und drei Deputys den Delinquenten durch die Gasse führten, die sich bildete. Der Morgendunst hing noch zwischen den Gebäuden Amarillos. Die ersten Strahlen der Sonne griffen nach der Stadt. Auf der Plattform des Galgens wartete der Henker. Er war ein hagerer Mann mit weißem Bart. Everett Gaines wurde die Stufen hinaufbugsiert. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt. Die kunstvoll geknüpfte Schlinge schaukelte leicht im Morgenwind. Donald Rafferty, der Bezirksankläger, verlas den erkennenden Teil des Todesurteils. Danach sollte Everett Gaines wegen Mordes an einem Farmer am Halse aufgehängt werden, bis der Tod eintrat ... "Wollen Sie noch etwas sagen?", fragte Rafferty den Delinquenten. "Mein Halbbruder wird mich rächen!", keuchte Gaines. "O verdammt! Ich habe den Narren nicht ermordet. Er ging mit dem Gewehr auf mich los. Ich habe in Notwehr geschossen." "Wollen Sie nicht doch noch Ihren Auftraggeber verraten?", fragte Rafferty. "Geh zur Hölle, du Bastard!", knirschte der Verurteilte. Rafferty nickte dem Henker zu. Der dirigierte Everett Gaines auf die Mitte der Falltür. Dann stülpte er ihm einen schwarzen Sack über den Kopf, und zuletzt legte er ihm die Schlinge um den Hals. Die Menge schwieg. Es war, als hielte die Stadt den Atem an. Everett Gaines atmete rasselnd. Seine Brust hob und senkte sich. Der Henker griff nach dem Hebel und legte ihn mit einem entschlossenen Ruck um. Die Klappe öffnete sich krachend. Gaines sauste in die Tiefe. Ein Ruck ging durch das Seil, ein Ächzen durchlief den Galgen. Die Hinrichtung war vollzogen. Der leblose Körper baumelte leicht. Dem Gesetz war Genüge getan. So manchem rann ein eisiger Schauer den Rücken hinunter.
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2014
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U.S. Marshal Bill Logan
Band 40
Rache für Everett Gaines
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171437
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Rache für Everett Gaines
Auf dem freien Platz vor dem Gerichtsgebäude stand der Galgen. Die Schaulustigen standen Schulter an Schulter. Raunen und Murmeln erhob sich, als Sheriff Chris Tucker und drei Deputys den Delinquenten durch die Gasse führten, die sich bildete.
Der Morgendunst hing noch zwischen den Gebäuden Amarillos. Die ersten Strahlen der Sonne griffen nach der Stadt.
Auf der Plattform des Galgens wartete der Henker. Er war ein hagerer Mann mit weißem Bart.
Everett Gaines wurde die Stufen hinaufbugsiert. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt. Die kunstvoll geknüpfte Schlinge schaukelte leicht im Morgenwind.
Donald Rafferty, der Bezirksankläger, verlas den erkennenden Teil des Todesurteils. Danach sollte Everett Gaines wegen Mordes an einem Farmer am Halse aufgehängt werden, bis der Tod eintrat…
"Wollen Sie noch etwas sagen?", fragte Rafferty den Delinquenten.
"Mein Halbbruder wird mich rächen!", keuchte Gaines. "O verdammt! Ich habe den Narren nicht ermordet. Er ging mit dem Gewehr auf mich los. Ich habe in Notwehr geschossen."
"Wollen Sie nicht doch noch Ihren Auftraggeber verraten?", fragte Rafferty.
"Geh zur Hölle, du Bastard!", knirschte der Verurteilte.
Rafferty nickte dem Henker zu. Der dirigierte Everett Gaines auf die Mitte der Falltür. Dann stülpte er ihm einen schwarzen Sack über den Kopf, und zuletzt legte er ihm die Schlinge um den Hals.
Die Menge schwieg. Es war, als hielte die Stadt den Atem an.
Everett Gaines atmete rasselnd. Seine Brust hob und senkte sich.
Der Henker griff nach dem Hebel und legte ihn mit einem entschlossenen Ruck um. Die Klappe öffnete sich krachend. Gaines sauste in die Tiefe. Ein Ruck ging durch das Seil, ein Ächzen durchlief den Galgen. Die Hinrichtung war vollzogen. Der leblose Körper baumelte leicht.
Dem Gesetz war Genüge getan.
So manchem rann ein eisiger Schauer den Rücken hinunter.
*
Zwei Wochen waren vergangen. James Taylor kam nach Amarillo. Er stand im Grab seines Halbbruders. "Ich habe zu spät davon erfahren, Junge", murmelte Taylor vor sich hin. "Ich hätte niemals zugelassen, dass sie dich aufhängen. Mein Gott, Everett, es tut mir Leid. Ich habe dich im Stich gelassen. Ich habe schmählich versagt."
Der Mann wandte sich langsam um, stülpte sich den Hut auf den Kopf und ging zu seinem Pferd, das er in der Nähe des Grabes an einen Strauch geleint hatte. Er schwang sich in den Sattel. Noch einmal richtete er den Blick auf den flachen Grabhügel. Es gab kein Kreuz. Nicht eine Blume lag da. Der Totengräber hatte Taylor die Lage des Grabes beschrieben. Am Rand des Boot Hill, wo die Erde nicht geweiht war…
Sie haben ihn verscharrt wie ein Stück räudiges Vieh, durchfuhr es James Taylor.
Er war voll Hass– ein Hass, der keine Zugeständnisse kennen sollte.
James Taylor zog das Pferd herum und ritt in die Stadt. Bei einem Saloon saß er ab. Er stellte das verstaubte und verschwitzte Tier an den Holm, nahm sein Gewehr und ging in den Schankraum. Da es Vormittag war, war nichts los. Lediglich an einem Tisch saß ein Mann, trank ein Bier und las in der Zeitung.
Taylor ging sporenklirrend zum Tresen. Seine Absätze hämmerten einen trockenen Takt auf den Dielen.
"Wie war das, als Everett Gaines gehängt wurde?", wandte er sich an den Keeper, nachdem er ein Bier bestellt und es bekommen hatte.
"Ein Volksfest", sagte der Keeper. "Die Menschen sind aus dem ganzen Umland in die Stadt gekommen. Schließlich wird nicht alle Tage hier einer aufgehängt." Plötzlich kniff der Keeper die Augen eng. Sein Gesicht nahm einen lauernden Ausdruck an. "Es liegt schon zwei Wochen zurück. Wieso interessieren Sie sich noch dafür, Mister? "
"Ich bin Gaines' Halbbruder. Mein Name ist James Taylor."
Der Keeper zuckte zusammen. Er zog den Kopf zwischen die Schultern. "Everett Gaines sprach von Ihnen, ehe…" Der Mann schluckte krampfhaft. "Nun ja, Sie wissen schon. Er meinte, dass Sie kommen würden, um ihn zu rächen."
"Er hat nicht zuviel versprochen", grollte James Taylors Organ. Es klang wie eine böse Verheißung.
Der Keeper brachte allen Mut auf, der in ihm wohnte, als er sagte: "Ihr Bruder wurde wegen des Mordes an Cedrick Smith verurteilt. Es entsprach Recht und Gesetz."
James Taylor musterte ihn mit einem seltsamen Blick. "Drei Fragen, Keeper", murmelte er dann. "Wer nahm meinen Bruder fest, wer klagte ihn an, und wer sprach das Urteil?" Zwingend fixierte er zuletzt den Keeper.
Der Mann hinter der Theke schluckte. Er hatte unvermittelt das Gefühl, als würde ihm etwas den Hals zuschnüren. "Warum wollen Sie das wissen?"
"Weil ich wissen muss, an wen ich mich zu halten habe", versetzte Taylor kalt. "Ich habe unserer Mutter auf dem Totenbett geschworen, mich immer um Everett zu kümmern. Ich habe versagt. Und diese Scharte gedenke ich auszuwetzen, indem ich die Kerle töte, die schuld sind an Everetts Tod."
"Das– das ist Irrsinn", stieß der Keeper hervor. "Wie ich schon sagte: Ihr Bruder hat einen Farmer erschossen. Er wurde dafür zum Tod verurteilt und gehängt. Wenn Sie versuchen, ihn zu rächen, werden Sie…"
"Überlass das mir, Hombre!", schnitt Taylor dem Keeper das Wort ab. "Nenn mir Namen."
Wieder rutschte der Kehlkopf des Keepers hinauf und hinunter, als er schluckte. Er fühlte sich unbehaglich. Ein eisiger Schauer rann ihm den Rücken hinunter. "Festgenommen hat ihn ein U.S. Marshal namens Jim Tucker", sagte er wie unter Zwang. "Angeklagt hat ihn Don Rafferty, der Bezirks-Ankläger, das Urteil sprach Richter Humphrey."
"Jim Tucker, Don Rafferty, Richter Humphrey!" James Taylor wiederholte die Worte und sprach sie wie eine Beschwörungsformel. "Ich werde diese drei meinem Bruder hinterher schicken in die Hölle. So wahr ich James Taylor heiße."
*
Donald Rafferty, der District-Attorney, war auf dem Weg zum Gerichtsgebäude. Dort besaß er ein Büro, in dem er seine Anklagen vorbereitete. Es war früher Morgen. Der Tag versprach wieder heiß zu werden. Auf der Straße waren noch nicht viele Menschen unterwegs.
Donald Rafferty gehörte zum 'District Court for the Northern District of Texas'. Vorsitzender Richter war Jerome F. Humphrey. Er war erste und letzte Instanz in diesem Teil von Texas. Seine Urteile waren unanfechtbar. Das Distrikt-Gericht beschäftigte einige Dutzend Marshals, die für Recht und Ordnung im texanischen Panhandle verantwortlich waren.
Rafferty überquerte die breite Straße. Seine Schuhe zogen Spuren in den knöcheltiefen Staub. Von irgendwo war die keifende Stimme einer Frau zu hören. Die dunkle Stimme eines Mannes antwortete. Ein Kind fing an zu weinen. Dann wurde eine Tür krachend zugeschlagen. Ein Hund bellte hinter den Häusern. Ein anderer stimmte ein.
Es war die morgendliche Stimmung, wie sie Don Rafferty kannte, wenn er auf dem Weg zum Gericht war.
Er ahnte nicht, dass an diesem Morgen der Tod mit knöcherner Klaue nach ihm greifen würde. Don Rafferty war arglos.
Das änderte sich, als er angerufen wurde. "Rafferty!" Die Stimme trieb über die breite Straße und sie hatte den Klang brechenden Stahls.
Donald Rafferty verhielt im Schritt.
Auf der anderen Straßenseite trat ein hochgewachsener Mann aus einer Passage zwischen zwei Gebäuden. Er hatte sich den Hut tief in die Stirn gezogen, so dass von seinem Gesicht nur der untere Teil zu erkennen war. Es war ein schmales Gesicht mit einem kantigen Kinn und einem dünnlippigen Mund. Die rechte Hand des Mannes lag auf dem abstehenden Revolverknauf.
Den Bezirksankläger berührte die feindselige Strömung, die von dem Fremden ausging, geradezu körperlich. Er spürte plötzlich das Unheil, das sich über seinem Kopf zusammenbraute. Rafferty hob die rechte Hand etwas an und schob sie in den Ausschnitt seiner Jacke. Er trug ein Schulterholster mit einem doppelläufigen Derringer, eine Waffe, die auf kurze Distanz ziemlich gefährlich war. Auf 15 Schritte aber war sie so gut wie wertlos.
Verächtlich zog James Taylor die Mundwinkel nach unten. Dann rief er: "Sie haben meinen kleinen Bruder des Mordes angeklagt, Rafferty. Ich bin der Meinung, dass mein Bruder kein Mörder war. Dennoch haben Sie für ihn die Todesstrafe gefordert."
"Wer ist Ihr Bruder?" Rafferty hatte den Bann, der ihn einen Augenblick lang gefangen gehalten hatte, abgelegt.
"War!", rief Taylor. "Sie sollten fragen, wer mein Bruder war, Rafferty. Denn er ist tot. Aufgehängt, weil Sie das so wollten."
Bei Rafferty kam das Begreifen. "Sie sprechen von Everett Gaines, nicht wahr?" Der Bezirksankläger versuchte, Zeit zu gewinnen. Dabei zerbrach er sich den Kopf nach einem Ausweg. Sein Blick schweifte suchend in die Runde. Ein Stück entfernt war das Sheriff's Office, das an das Bezirksgericht angebaut war. Dahinter befand sich ein Gebäude mit den Unterkünften der U.S. Marshals. Nirgends zeigte sich jemand, der für Rafferty Hilfe gebracht hätte. Er stand James Taylor ganz alleine gegenüber.
"Von Everett Gaines– sehr richtig, Rafferty. Mein Name ist James Taylor."
"Ihr Bruder hat gedroht, dass Sie kommen werden, um ihn zu rächen. Nun, Taylor, Ihr Bruder hat einen Farmer erschossen. Und es geschah nicht in Notwehr. Es war Mord. Ihr Bruder ritt auf die Farm und provozierte den Mann, indem er seine Tochter belästigte. Als Smith sein Gewehr holte, um Ihren Bruder zu verjagen, schoss dieser ohne jede Warnung. Ihr Bruder wurde als Mörder abgeurteilt und gehängt, Taylor. Akzeptieren Sie es. Es ist so."
Während er sprach, näherte sich Rafferty dem Burschen. Er wollte sich nicht ohne Gegenwehr abservieren lassen. Dass James Taylor gekommen war, um ihn zu töten, war ihm klar. Raffertys Herz schlug hinauf bis zum Hals. Hilfe war nicht in Sicht. Er war auf sich selbst angewiesen.
Die Hand des Bezirksanklägers tastete sich höher. Seine Fingerspitzen berührten den Knauf des Derringers. Die Distanz zu James Taylor betrug noch 10 Schritte.
Rafferty schaffte es nicht. Taylor zog den Colt, schwang das Eisen hoch, spannte den Hahn. Rafferty stieß sich ab. Mit drei kraftvollen Sprüngen überwand er die Hälfte der Distanz zu Taylor. Er riss den Derringer aus dem Holster.
Doch da brüllte der Colt in Taylors Faust auf. Ein handlanger Mündungsstrahl stieß Rafferty entgegen. Er spürte einen furchtbaren Schlag gegen die Brust. Der Derringer in seiner Faust peitschte. Aber Rafferty verriss. Die Kugel pfiff weit an Taylor vorbei.
Im ersten Moment spürte Rafferty keinen Schmerz. Nur eine grenzenlose Schwäche. Seine Knie wurden plötzlich weich und gaben nach. Der Ankläger stürzte. Er lag am Boden. Und dann kam der Schmerz. Wie ein Höllenfeuer tobte er in seiner Brust, stieg hoch, breitete sich aus, drohte Rafferty zu verschlingen.
Den Bezirksankläger mutete alles an wie ein Alptraum. Er war bei voller Besinnung. Sein Blick war klar und hatte sich an dem Banditen verkrallt.
Aus der Mündung des Sechsschüssers in der Faust Taylors kräuselte ein Rauchfaden. Der Bandit sah den Mann, den er hasste wie die Pest, am Boden liegen. Seine Faust mit dem Colt hob sich. Mit dem Daumen spannte er den Hahn.
Die Eingangstür zum Gebäude, in dem das Sheriff's Office untergebracht war, flog krachend auf. Zwei Männer drängten ins Freie. Sterne glitzerten an ihren Westen. Im Gerichtsgebäude wurden einige Fenster hochgeschoben. Männer lehnten sich heraus.
Im Gesicht James Taylors arbeitete es. Er drückte ab. Eine ellenlange Mündungsflamme stieß auf Rafferty zu. Mit trockenem Knall brach sich der Schuss. Aber Taylor hatte überstürzt gefeuert. Das Geschoss streifte Rafferty nur.
Die beiden Männer, die aus dem Sheriff's Office stürmten, rissen die Eisen aus den Futteralen.
Taylor warf sich herum. Er rannte zwischen die Häuser. Einer der beiden Deputys feuerte. Aber Taylor war schon um eine Hausecke verschwunden. Er flankte über einen hüfthohen Staketenzaun, landete zwischen hohem Unkraut und duckte sich.
Die beiden Deputys erschienen. Sie schauten sich aufmerksam um. Da sie Taylor nirgends entdecken konnten, wandten sie sich um und verschwanden wieder. Auf der Straße erklang Geschrei.
Taylor rannte durch den Garten, sprang auf der anderen Seite über den Zaun, befand sich in einer Gasse und lief sie nach vorne, bis sie in die Main Street mündete.
Auf der Straße herrschte Hektik. Jemand brüllte lautstark nach dem Doc. Schritte trampelten. Überall waren plötzlich Sternträger zu sehen. Den Deputys aus dem Sheriff's Office hatten sich einige U.S. Marshals hinzugesellt.
Einer dieser U.S. Marshals hatte seinen Bruder verhaftet. Sein Name war Jim Tucker. Der Hass wühlte in Taylors Gesicht.
Aber jetzt musste er verschwinden. In Puente warteten seine Freunde. Zu ihnen wollte er. Sich an Jim Tucker und Richter Humphrey für den Tod Everett Gaines' zu rächen schob er auf.
Taylor ahnte, dass er Rafferty nicht getötet, sondern nur verwundet hatte. Seine Zähne knirschten übereinander. Er wandte sich zum Mietstall. Dort hatte er sein Pferd untergestellt. Er schwor sich, in nächster Zeit zu vollenden, was ihm an diesem Tag nicht gelungen war.
Der Stallmann wagte nicht, Fragen zu stellen. Wenig später saß Taylor im Sattel. Er verließ Amarillo…
*
Mein Name ist Bill Logan. Auch ich stand im Dienst des 'District Court for the Northern District of Texas'. Joe Hawk, mein bester Freund und Teamgefährte, und ich hatten uns gerade bei Richter Humphrey befunden, als auf der Straße die Schüsse peitschten.
Ich war aufgesprungen und zum Fenster gelaufen, und ich konnte Donald Rafferty zusammenbrechen sehen. Der Mann, der ihn niedergeschossen hatte, stand im toten Winkel zu dem Fenster, so dass ich von ihm nichts erkennen konnte.
Zwei Deputys stürzten aus dem Sheriff's Office. Geschrei wurde laut.
"Sieht aus, als hätte jemand den Bezirksankläger niedergeschossen", entrang es sich mir. Ich sah einige Marshalkollegen auftauchen. Neben mich trat Richter Humphrey.
"Komm", sagte Joe, "sehen wir nach."
Mein Freund war schon auf dem Weg zur Tür. Ich folgte ihm. Gleich darauf standen wir auf der Straße. Die Stimmen der Menschen, die die Schüsse aus ihren Häusern gelockt hatten, klangen wirr durcheinander. Die Neugierigen gestikulierten. Ich sah Santana, das Halbblut, und trat an ihn heran. "Was hat sich zugetragen?"
"So genau weiß ich das auch nicht", versetzte der Kollege. "Sicher ist nur, dass einer Don Rafferty niedergeknallt hat. Rafferty hat zwar mit seinem Derringer gekämpft, eine echte Chance aber hatte er nicht."
"Wer hat Rafferty niedergeschossen?", fragte Joe.
"Keine Ahnung. Die beiden Deputys aus dem Sheriff's Office sahen einen unbekannten Mann, der nach seinem zweiten Schuss zwischen den Häusern verschwand."
Ein Mann kam die Straße heraufgerannt. Das Hemd hing ihm aus der Hose. Der Hosenträger an seiner rechten Seite baumelte lose nach unten. Ich kannte ihn. Er war Keeper im >Lone Star Saloon<. Er rief: "Gestern kam James Taylor in die Stadt und erkundigte sich bei mir nach Jim Tucker, Don Rafferty und Richter Humphrey. Himmel, der Schuft hat sein Versprechen wahr gemacht und damit angefangen, seinen Bruder zu rächen."
Ich kramte in meinem Bewusstsein. Der Name James Taylor sagte mir nichts. Ich vertrat dem Mann den Weg. "Wer ist James Taylor?"
Der Barkeeper schaute mich verstört, um nicht zusagen ungläubig an. Dann erwiderte er: "Der Bruder von Everett Gaines, den wir vor zwei Wochen hier in Amarillo gehängt haben. Gaines hat mit dem Strick um den Hals geschworen, dass ihn sein Bruder rächen werde. Und nun…"