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U.S. Marshal Bill Logan Band 45 Pakt mit der Hölle Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book Das Rudel Reiter hielt am Ufer des Rio Grande an. Es waren zehn bis an die Zähne bewaffnete mexikanische Bravados mit bärtigen Gesichtern und riesigen Sombreros auf den Köpfen. Sie spähten über den Fluss, der hier in Texas die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko darstellte. "Die Luft scheint rein zu sein!", stieß der Anführer der Horde hervor. Über seiner Brust kreuzten sich zwei Patronengurte. "Reiten wir. Adelante!" Sie trieben ihre Pferde über den Ufersaum und in den Fluss. Die Hufe wühlten den Schlamm auf. Das Wasser färbte sich schmutzigbraun. Der Pulk hatte die Flussmitte erreicht, als die Hölle loszubrechen schien. Auf der amerikanischen Seite zuckten Mündungsblitze aus dem Ufergebüsch, begleitet vom Peitschen der Gewehre. Pulverdampf wogte dicht. Der Lärm steigerte sich zu einem höllischen Crescendo. Der Tod griff mit knöcherner Klaue nach den Bravados ... Pferde und Reiter stürzten. Es war August und heiß und der Rio Bravo, wie ihn die Mexikaner nennen, führte nicht viel Wasser. Noch mehr Schmutz wurde aufgewirbelt. Das Wasser verwandelte sich dort, wo sich die tödliche Tragödie abspielte, in eine braune Pampe. Drei der Reiter zerrten ihre Pferde herum und droschen ihnen unbarmherzig die Sporen in die Seiten. Gewieher und Geschrei erhoben sich. Einer der Kerle taumelte hoch und versuchte zu Fuß das mexikanische Ufer zu erreichen. Ein Stück Blei holte ihn von den Beinen. Er versank in den Fluten, um im nächsten Moment wieder aufzutauchen und mit dem Gesicht nach unten fortgetrieben zu werden. Keiner der Mexikaner erreichte das rettende Ufergebüsch. Es gab keine Gnade und kein Erbarmen für die mexikanischen Grenzbanditen.
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Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2014
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U.S. Marshal Bill Logan
Band 45
Pakt mit der Hölle
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171482
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Pakt mit der Hölle
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Das Rudel Reiter hielt am Ufer des Rio Grande an. Es waren zehn bis an die Zähne bewaffnete mexikanische Bravados mit bärtigen Gesichtern und riesigen Sombreros auf den Köpfen. Sie spähten über den Fluss, der hier in Texas die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko darstellte.
"Die Luft scheint rein zu sein!", stieß der Anführer der Horde hervor. Über seiner Brust kreuzten sich zwei Patronengurte. "Reiten wir. Adelante!"
Sie trieben ihre Pferde über den Ufersaum und in den Fluss. Die Hufe wühlten den Schlamm auf. Das Wasser färbte sich schmutzigbraun. Der Pulk hatte die Flussmitte erreicht, als die Hölle loszubrechen schien. Auf der amerikanischen Seite zuckten Mündungsblitze aus dem Ufergebüsch, begleitet vom Peitschen der Gewehre. Pulverdampf wogte dicht.
Der Lärm steigerte sich zu einem höllischen Crescendo. Der Tod griff mit knöcherner Klaue nach den Bravados…
Pferde und Reiter stürzten. Es war August und heiß und der Rio Bravo, wie ihn die Mexikaner nennen, führte nicht viel Wasser. Noch mehr Schmutz wurde aufgewirbelt. Das Wasser verwandelte sich dort, wo sich die tödliche Tragödie abspielte, in eine braune Pampe.
Drei der Reiter zerrten ihre Pferde herum und droschen ihnen unbarmherzig die Sporen in die Seiten. Gewieher und Geschrei erhoben sich. Einer der Kerle taumelte hoch und versuchte zu Fuß das mexikanische Ufer zu erreichen. Ein Stück Blei holte ihn von den Beinen. Er versank in den Fluten, um im nächsten Moment wieder aufzutauchen und mit dem Gesicht nach unten fortgetrieben zu werden.
Keiner der Mexikaner erreichte das rettende Ufergebüsch. Es gab keine Gnade und kein Erbarmen für die mexikanischen Grenzbanditen.
Als die Waffen schwiegen, waren die zehn Bravados tot. Der Tod war wieder einmal unersättlich gewesen in seiner Gier. Zwei Dutzend Männer traten in auseinander gezogener Linie aus dem Ufergebüsch auf der amerikanischen Seite. Sie hielten die Gewehre an den Hüften im Anschlag. Aus den Mündungen kräuselte noch der Pulverdampf. Die Gesichter waren wie versteinert, die Mienen zeigten nicht die Spur einer Gemütsregung.
Die Abzeichen, die sie trugen, kennzeichneten sie als Texas-Ranger. Als das seichte Wasser am Ufer ihre Stiefel umspülte, hielten sie an. Einer der Ranger rief:
"Wir haben sie alle erwischt. Fraglich ist, ob Ramon Estrella oder Paco Ramirez unter den Toten sind."
"Nachsehen können wir leider nicht", gab ein anderer zu verstehen. "Wir haben jenseits des Flusses nichts verloren. Wenn wir uns einer Grenzverletzung schuldig machen, kann uns das den Stern kosten."
"Reiten wir. Es wird sich herausstellen, ob wir die beiden in die Hölle geschickt haben."
Die Ranger machten kehrt, brachen durch das Ufergebüsch und liefen zu ihren Pferden, die hinter einem Hügel abgestellt waren und die einer von ihnen bewacht hatte. Sie holsterten die Gewehre, saßen auf und formierten sich zu einer Zweierreihe. Auf Captain Saul Donovans Befehl hin setzte sich der Pulk in Bewegung…
*
Es war Nacht. Der Wind säuselte in den Büschen. Eine dichte Wolkendecke verhinderte, dass Mond- und Sternenlicht die Erde erreichte. Die Farm am Sycamore Creek lag in absoluter Dunkelheit. Menschen und Tiere, die hier lebten, schliefen.
Bei einem Buschgürtel verhielten ein Dutzend Reiter. Sie starrten auf die Gebäude, die sich durch die Nacht wie eckige, schwarze Kleckse abzeichneten.
"Sicher gibt es da was zu holen", rasselte ein heiseres Organ. Der Bursche sprach spanisch. "Worauf warten wir?"
"Rache für unsere Männer, die die verdammten Texas-Ranger ermordet haben!", stieß ein anderer der Kerle mit hassverzerrter Stimme hervor. "Machen wir die Farm dem Erdboden gleich."
Sie trieben die Pferde an. Das Hufgetrappel brandete zwischen die Gebäude der Farm und riss die Bewohner aus dem Schlaf. Ein Hund begann wie verrückt zu bellen. Zwei der Blendläden des Farmhauses flogen auf. Gewehrläufe wurden ins Freie geschoben.
Schüsse krachten. Der Hund jaulte auf, dann schwieg er. Heißes Blei hämmerte in die Wand des Farmhauses und pfiff durch die Fensterhöhlungen. Ein Mann schrie auf. Die Bravados jagten um das Haus herum und feuerten wie von Sinnen. Staub wölkte dicht und vermischte sich mit dem Pulverdampf. Ein Pferd stürzte und sein Reiter krachte Hals über Kopf auf den Hof. Eine Kugel holte einen der Banditen aus dem Sattel.
Dann verstummten im Haus die Waffen. Die Bravados sprangen von den Pferden. Drei stürmten in das Farmhaus. Eine Frau schrie gellend auf. Zwei liefen in den Stall, ein anderer in die Scheune. Der Rest der Bravados lauerte in der Finsternis zwischen den Gebäuden.
Im Farmhaus hatte Paco Ramirez eine Laterne angezündet. Die zwei Kerle, die mit ihm das Haus gestürmt hatten, hielten eine Frau von etwa 30 Jahren fest. Sie trug nur ein Nachthemd. Die dunklen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, der ihr über die Schulter auf die Brust fiel. Das Grauen stand ihr ins Gesicht geschrieben, das Entsetzen wütete in ihren Augen.
Unter den beiden Fenstern lagen zwei reglose Gestalten. Es waren John Burton, der Farmer, und sein Sohn Slim. Beide waren tot. Ihr Blut versickerte in den Ritzen zwischen den Fußbodendielen.
"Wo habt ihr euer Geld versteckt, Muchacha?", fragte Ramirez. Er sprach mit hartem Akzent. "Raus mit der Sprache. Oder muss ich dir die Würmer mit Gewalt aus der Nase ziehen?"
"Im Schrank– in dem roten Tontopf", entrang es sich Mary Burton. Ihre Stimme klang wimmernd. Die Frau zitterte an Leib und Seele.
Ramirez ging zum Schrank, öffnete die beiden Türen mit dem grünen Glaseinsatz und nahm den Tontopf heraus. Er hob den Deckel ab, ließ ihn einfach fallen, und griff in den Topf. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie einige Geldscheine fest. "Das ist nicht viel", grollte er. "Ist das alles?" Er stopfte das Geld in seine Jackentasche.
"Ja", hauchte die Frau. "Wir– wir sind arm. Erst nach der Ernte…"
Sie brach ab. Denn Ramirez kam auf sie zu, einen habgierigen Ausdruck in den dunklen Augen. Er legte ihr den gekrümmten Zeigefinger seiner Rechten unter das Kinn und hob ihr Gesicht etwas an. "Du bist nicht gerade hässlich, Señora. Ich denke, wir beide werden noch etwas Freude miteinander haben. Gehen wir in dein Schlafzimmer. Du wirst heute einen richtigen Mann kennenlernen.– Lasst sie los!"
Mit dem letzten Befehl herrschte er seine beiden Kumpane an, die Mary Burton im Klammergriff hielten.
"Bitte…", wimmerte die Frau. "Bei Jesus und der heiligen Maria. Lassen Sie mich…"
Die beiden Banditen hatten sie losgelassen. Hart packte Ramirez ihren Oberarm. "Geh ins Zimmer, Muchacha! Adelante, presto, presto!" Er dirigierte Mary Burton in den an die Küche grenzenden Raum. "Pepe, Juan", so wandte sich Ramirez an seine beiden Kumpane, "ihr seht nach, ob nicht doch noch irgendwo Geld oder Schmuck versteckt ist." Dann verschwand er durch die Tür…
Draußen brannten der Stall und die Scheune bereits lichterloh. Die Tiere hatten die Banditen herausgetrieben. Die Milchkuh war voll Panik geflohen. Vier Ziegen standen am Rand des Hofes. Einige Hühner gackerten aufgeregt.
Als Ramirez nach einer knappen Viertelstunde aus dem Farmhaus trat, saßen seine Banditen bereits wieder in den Sätteln. Einer der Schufte war tot. Er hing vor einem der Reiter quer über dem Pferderücken. Der Bandit, dessen Pferd getötet worden war, saß auf dem Tier des Getöteten.
Ramirez trug eine Laterne. Er drehte den Docht weit heraus und schleuderte sie durch die offene Haustür ins Innere des Farmhauses. Es klirrte, als das Glas zerbrach. Petroleum lief aus und entzündete sich…
Paco Ramirez warf sich auf sein Pferd und hämmerte dem Tier die Sporen in die Seiten. Das Rudel folgte seinem Anführer. Im Farmhaus züngelten Flammen an den Wänden in die Höhe. Niemand war da, um zu löschen. Mary Burton lag mit durchschnittener Kehle auf dem Bett.
Die Bravados hatten ein Bild des Schreckens und der Verwüstung zurückgelassen. Die brennenden Gebäude machten rund um die Farm die Nacht zum Tage…
*
Richter Humphrey hatte Joe und mich rufen lassen. Jetzt saßen wir in seinem Amtszimmer vor seinem Schreibtisch und warteten darauf, was er uns zu sagen hatte.
Mein Name ist Bill Logan. Aber ich glaube, Freunde, ich muss mich nicht mehr groß vorstellen. Joe und ich ritten für das Distrikt-Gericht, das in Amarillo seinen Sitz hatte. Unser Job war es, zusammen mit einer Reihe weiterer U.S. Marshals für Recht und Ordnung im texanischen Panhandle zu sorgen.
Nun, der Richter spannte uns nicht lange auf die Folter. "Im Süden brennt es", hub er an. "Colonel Hendrik von der Texas-Ranger-Brigade in San Antonio hat Hilfe angefordert. Jeder Gerichtsbezirk in Texas entsendet zwei Marshals, damit sie die Ranger unten an der Grenze verstärken. Auch ich muss zwei Männer schicken. Ich habe an Sie beide gedacht."
Richter Humphrey war ein Mann klarer Worte. Er redete nicht um den heißen Brei herum. Abwechselnd fixierte er mich und Joe, wohl um unsere Reaktion zu testen.
"Was ist los an der Grenze, dass die Rangers nicht selbst damit fertig werden?", fragte ich.
"Mexikanische Banditen. Sie versetzen das Land zu beiden Seiten des Rio Grande in Angst und Schrecken. Wahrscheinlich werden sie von amerikanischen Banditen unterstützt, indem sie ihnen Waffen und Munition liefern."
"Bei wem sollen wir uns melden?", wollte Joe wissen.
"Reiten Sie nach Del Rio. Dort ist Captain Donovan mit einer Gruppe von Rangers stationiert. Melden Sie sich bei ihm. Sie sind während der Zeit, an der Sie Dienst an der Grenze versehen, Donovan unterstellt."
"Gibt es Namen?", fragte ich. "Sind die mexikanischen Banditen bekannt? Weiß man, wer hinter den Waffenlieferungen an sie steckt?"
"Die Bravados werden von zwei Männern befehligt. Ihre Namen sind Ramon Estrella und Paco Ramirez. Wer hinter den beiden steckt, ist unbekannt. Wahrscheinlich will mal wieder irgendein größenwahnsinniger Bursche dort unten Präsident werden. Was die Verbrecher angeht, die den Mexikanern Waffen und Munition liefern, weiß man kaum etwas. Ein Rancher namens Hunter soll dahinterstecken. Aber das ist nur Vermutung. Zu beweisen war diesem Hunter bisher nichts."
"Wann sollen wir aufbrechen?", fragte Joe.
"Am besten noch heute", erwiderte der Richter und zeigte uns ein freudloses Lächeln. "Ich wünsche Ihnen Hals- und Beinbruch, Logan, Joe. Kommen Sie mir gesund wieder."
"Wir werden uns anstrengen, Sir", flachste Joe. "Es liegt nämlich in unserem ureigensten Interesse."
Wir verabschiedeten uns. Eine halbe Stunde später waren wir auf dem Trail. Vor uns lag ein Ritt von mehr als 400 Meilen. Wir würden gut und gerne zwei Wochen unterwegs sein, wenn wir täglich etwa 30 Meilen ritten.
Wir mussten über das Edwards Plateau, was uns und unseren Pferden das Letzte an Kraft und Willen abverlangte. Doch trotz aller Unbilden schafften wir die Strecke in 13 Tagen.
Es war später Nachmittag, als wir in Del Rio ankamen. Joe und ich waren stoppelbärtig, verstaubt und verschwitzt. Unsere Pferde zogen müde die Hufe durch den Staub. Hinter uns lagen mehr als 400 Meilen Hitze, Wildnis und Gefahr.
Natürlich hatten wir hin und wieder eine Stadt angeritten, die auf unserem Trail lag. Die meisten Nächte aber verbrachten wir im Freien. Wir lebten von den Vorräten, die wir bei uns führten und wuschen uns an Bächen oder Flüssen. Staub war unter unsere Kleidung gedrungen und hatte unsere Haut wundgescheuert.
Kurz gesagt, hinter uns lagen tausend Strapazen und Entbehrungen.
Del Rio war eine etwas größere Grenzstadt am Rio Grande. Die meisten der Häuser waren aus Adobeziegeln erbaut. Es gab eine große Plaza mit einem Brunnen und einer Gruppe von Akazien, die Schatten spendeten, und es gab viele verwinkelte Gassen und Seitenstraßen. Die Nähe Mexikos hatte den Stil der Stadt geprägt. Etwas außerhalb der Stadt befand sich die Ruine einer alten Mission. Der Kirchturm stand noch, doch war das Dach eingebrochen. Der Glockenstuhl und die Glocke waren verschwunden.
Ich erkundigte mich bei einem Passanten, wo wir Captain Donovan finden konnten. Der Mann beschrieb uns den Weg. Wir erfuhren, dass in dem Gebäude auch das Büro des Bürgermeisters sowie das des Countysheriffs untergebracht waren.
Wir folgten der Wegbeschreibung und stießen auf ein einstöckiges, großes Gebäude mit vielen Fenstern. Bei der Eingangstür war ein Hitchrack, an den wir unsere Pferde leinten. Verschmutzt und zerschlissen, wie wir waren, suchten wir das Büro des Captains auf. Ich stellte Joe und mich vor.
Saul Donovan war ein hagerer, dunkelgesichtiger Mann von etwa 40 Jahren. Ein Blick in sein kantiges Gesicht mit dem dünnlippigen Mund ließ vermuten, dass dieser Mann nur aus Härte und Kompromisslosigkeit zusammengesetzt war. Tiefe Linien und Kerben zerfurchten dieses Gesicht. Das beherrschende darin waren die pulvergrauen Augen, die mich und Joe jetzt musterten und einschätzten. Es war, als wollte Donovan sich ein Bild von uns machen. Erst als er mit seiner Begutachtung fertig zu sein schien, bot er uns Sitzplätze an.
"Einen Drink, Marshals?", fragte er, als wir uns niedergelassen hatten.
"Angenommen", kam es von Joe. "In meiner Kehle klebt der Staub von mehr als 400 Meilen." Mein Partner griente schief.
Auch ich hatte nichts gegen einen Whisky einzuwenden.
Donovan erhob sich, ging zu einem Schrank und nahm eine Flasche Bourbon sowie drei Gläser heraus. Er schenkte ein, wir prosteten uns zu, und dann rann die scharfe Flüssigkeit meine Kehle hinunter. Der Schnaps belebte mich.
"Sie kommen also aus Amarillo", stellte Donovan fest. Er schenkte nach. "Wie lange waren Sie unterwegs?"
"Dreizehn Tage", sagte ich und setzte sogleich hinzu: "Richter Humphrey erzählte uns, dass es um Grenzbanditen geht, die immer wieder über den Rio Grande kommen und hier eine blutige Spur ziehen. Er hat uns einige Namen genannt. Ramon Estrella, Paco Ramirez und Hunter."
"Dreizehn Tage", wiederholte der Captain. Er schien beeindruckt zu sein. "Sie haben sicher keine unnötigen Pausen eingelegt. Das zeigt, dass Richter Humphrey zwei brauchbare Männer geschickt hat." Donovan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. "In Mexiko probt wieder einmal ein Verrückter den Aufstand. Sein Name ist Pablo Ortega. Er ist ein Mann von über 60 Jahren und besaß mal eine Hazienda. Weil er hoch verschuldet war, wurde sie ihm weggenommen. Jetzt bezeichnet er sich als General."
"Ist das der Mann, der Estrella und Ramirez mit ihren Banden auf Raubzug schickt?"
"Yeah. Ortega braucht Geld, um seine Revolution finanzieren zu können. Er wird von mexikanischen Regierungstruppen und den Rurales gejagt wie ein tollwütiger Hund. Er ist aber nicht zu fassen. Der Halunke hat sich irgendwo in den Bergen verkrochen."
"Von Ortega wusste Richter Humphrey nichts, als er uns losschickte", sagte Joe.
"Von seiner Existenz und über seine hochtrabenden Pläne wissen wir selbst erst seit etwa zwei Wochen Bescheid. Es ist uns gelungen, einen der mexikanischen Banditen zu fangen, als er illegal über die Grenze kam. Der Hombre war als Bote unterwegs. Es gab eine Schießerei und der Bursche wurde schwer verwundet. Mit seinem letzten Atemzug nannte er noch den Namen Pablo Ortega. Mehr konnte er uns nicht mehr sagen."
"Hat man die Banditen, die immer wieder in Texas einfallen, denn nicht verfolgt?", fragte ich. "Es kann doch nicht sein, dass diese Kerle im Grenzbereich morden und brandschatzen, ohne dass jemand etwas dagegen unternimmt."