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U.S. Marshal Bill Logan Band 53 Die lange Jagd Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book Joe und ich waren in das Roberts County gekommen, weil es dort lichterloh brannte. Eine Gemeinschaftsherde der Smallrancher Henderson und Jefford war überfallen worden. Die Tiere waren für die Eisenbahngesellschaft bestimmt. Zwei Weidereiter wurden erschossen. Es war also Mord im Spiel. Darum waren wir gefordert. Joe war von einem Mann der Triangle-S Ranch niedergeschossen worden. Weiteres Blut war geflossen. Weil Joe wegen seiner Verwundung ausgefallen war, hatte mir Richter Humphrey Shotgun Larry zur Seite gestellt. Als Shotgun Larry und ich Borger verließen, hatten wir keine Ahnung, dass wir zu einem langen, endlos anmutenden Trail aufbrachen, und dass uns die Hölle erwartete ... Ich hatte meine innere Ruhe wiedergefunden. Mortimer Finnegan, der junge Deputy, der in Borger das Gesetz vertrat, hatte außer einer Beule am Kopf keine Verletzung davongetragen, als Stan Vaugham, der Trailboss der Triangle-S-Herde, aus dem Gefängnis befreit wurde. Joe Hawk war über den Berg. Er bedurfte zwar einiger Wochen der absoluten Ruhe, aber er lebte. Und nur das zählte. Die Herde der Triangle-S Ranch war in alle Winde zerstreut. Der Trailboss saß, ebenso wie der Vormann der Ranch, hinter Gittern. In einer Nacht- und Nebelaktion hatte ich Stan Vaugham, Frank Stilwell und John Bent, den Mann, der Joe niedergeschossen hatte, verhaftet ... Jud Larry und ich mussten über den Canadian River. Der Fluss war infolge der Regenfälle der vergangenen Tage reißend und gefährlich. Wir kamen jedoch heil am jenseitigen Ufer an und ritten von nun an auf der Spur der Henderson-Jefford-Herde in nordwestliche Richtung. Am Abend des zweiten Tages nach unserem Aufbruch holten wir die Herde ein. Sie hatte den North Paloduro Creek bereits überschritten. Jetzt lagerte sie in einer Ebene, die nach Norden von hohen Bergen begrenzt wurde. Ein Feuer brannte. Der Chuckwagon stand am Rand eines Baches, der irgendwo in den Paloduro Creek mündete. Zwei Mann hielten Herdenwache. Vier Mann kauerten beim Feuer. Der letzte Überfall durch die Männer der Triangle-S Ranch hatte die Treiber-Mannschaft um zwei Reiter reduziert.
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2014
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U.S. Marshal Bill Logan
Band 53
Die lange Jagd
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171567
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Die lange Jagd
Joe und ich waren in das Roberts County gekommen, weil es dort lichterloh brannte. Eine Gemeinschaftsherde der Smallrancher Henderson und Jefford war überfallen worden. Die Tiere waren für die Eisenbahngesellschaft bestimmt. Zwei Weidereiter wurden erschossen.
Es war also Mord im Spiel. Darum waren wir gefordert.
Joe war von einem Mann der Triangle-S Ranch niedergeschossen worden. Weiteres Blut war geflossen. Weil Joe wegen seiner Verwundung ausgefallen war, hatte mir Richter Humphrey Shotgun Larry zur Seite gestellt.
Als Shotgun Larry und ich Borger verließen, hatten wir keine Ahnung, dass wir zu einem langen, endlos anmutenden Trail aufbrachen, und dass uns die Hölle erwartete…
Ich hatte meine innere Ruhe wiedergefunden. Mortimer Finnegan, der junge Deputy, der in Borger das Gesetz vertrat, hatte außer einer Beule am Kopf keine Verletzung davongetragen, als Stan Vaugham, der Trailboss der Triangle-S-Herde, aus dem Gefängnis befreit wurde.
Joe Hawk war über den Berg. Er bedurfte zwar einiger Wochen der absoluten Ruhe, aber er lebte. Und nur das zählte.
Die Herde der Triangle-S Ranch war in alle Winde zerstreut. Der Trailboss saß, ebenso wie der Vormann der Ranch, hinter Gittern. In einer Nacht- und Nebelaktion hatte ich Stan Vaugham, Frank Stilwell und John Bent, den Mann, der Joe niedergeschossen hatte, verhaftet…
Jud Larry und ich mussten über den Canadian River. Der Fluss war infolge der Regenfälle der vergangenen Tage reißend und gefährlich. Wir kamen jedoch heil am jenseitigen Ufer an und ritten von nun an auf der Spur der Henderson-Jefford-Herde in nordwestliche Richtung.
Am Abend des zweiten Tages nach unserem Aufbruch holten wir die Herde ein. Sie hatte den North Paloduro Creek bereits überschritten. Jetzt lagerte sie in einer Ebene, die nach Norden von hohen Bergen begrenzt wurde. Ein Feuer brannte. Der Chuckwagon stand am Rand eines Baches, der irgendwo in den Paloduro Creek mündete.
Zwei Mann hielten Herdenwache.
Vier Mann kauerten beim Feuer. Der letzte Überfall durch die Männer der Triangle-S Ranch hatte die Treiber-Mannschaft um zwei Reiter reduziert.
Jack Warner und die Männer kauerten beim Feuer. Die flackernden Flammen warfen düstere Schatten in die Gesichter. Warner musterte uns ohne jede Freundlichkeit.
Wir saßen ab und führten unsere Pferde zu dem Lasso, das zwischen zwei Sträuchern gespannt worden war und an das die Pferde der Treiber geleint waren. Dann wandten wir uns dem Feuer zu. Jack Warner hatte sich erhoben. Seine Gestalt warf im Feuerschein einen langen Schatten.
"Wir brauchen euch nicht mehr, Logan", empfing er uns. "Die Triangle-S-Crew kann uns nicht mehr gefährlich werden. Das einzige Hindernis, das sich dieser Herde noch in den Weg stellen wird, sind die Coldwater Berge. Sie können nach Amarillo zurückreiten. Dort gibt es sicher wichtigere Arbeit für Sie und Ihren Kollegen."
Seine Worte ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Der Trailboss hatte beide Daumen hinter seinen Revolvergurt gehakt und musterte mich herausfordernd. Die Spuren meiner Fäuste waren noch in seinem Gesicht zu sehen. Ich hatte ihm eine Tracht Prügel verabreicht, und dafür hasste er mich. Die Feindschaft, die er verströmte, berührte mich wie ein fauliger Atem.
Am Feuer saß ein Mann, der noch nicht bei der Herde gewesen war, bevor ich sie verlassen hatte, um die Kerle von der Triangle-S Ranch zu verhaften. Er war stoppelbärtig, dunkelhaarig und musterte Larry und mich unter zusammengeschobenen Brauen hervor mit düsterem Blick.
"Beschäftigen Sie einen neuen Reiter?", fragte ich Jack Warner, ohne auf seine Aufforderung einzugehen, wieder zu verschwinden.
"Yeah. Er kam auf unserer Fährte daher. Sein Ziel war Camp Kerrick. Er bot sich an, uns zu helfen, die Herde in das Eisenbahner-Camp zu treiben."
Mein Blick kreuzte sich mit dem des Mannes. "Wie heißt er?", fragte ich.
"Wyatt Lawton."
"Schön", sagte ich. "Ihrer Aufforderung, wieder umzukehren, werden wir nicht nachkommen, Warner. Wir haben Henderson und Jefford nämlich versprochen, diese Herde nach Camp Kerrick zu begleiten. Die Existenz der beiden Ranches steht auf dem Spiel. Und es ist nicht auszuschließen, dass Silas Smith von der Triangle-S Ranch noch einmal eine Mannschaft schickt, die verhindern soll, dass diese Herde jemals das Camp erreicht." Ich machte eine Pause. Mein Blick verkrallte sich regelrecht am Gesicht des Trailbosses. Und dann sagte ich zwischen den Zähnen: "Unabhängig davon weiß ich, dass Sie mit Ihrer Mannschaft die Herde der Triangle-S überfallen haben, Warner. Zwei Männer starben. Sie werden sich dafür zu verantworten haben."
Warner prallte zurück. "Woher wissen Sie das?"
"Einer Ihrer Männer, der bei dem Überfall durch die Triangle-S-Mannschaft verletzt worden war und mit meinem Kollegen nach Borger geschafft wurde, hat es Joe Hawk erzählt. Ich werde Sie also verhaften, sobald Sie die Herde in Camp Kerrick an den Mann gebracht haben."
In Warners Miene arbeitete es. Seine Kiefer mahlten. Seine Wangenmuskulatur vibrierte. Dann stieß er hervor: "Meine anderen Männer werden bestätigen, dass ich in jener Nacht im Camp war. Sie werden die Aussage dieses Burschen widerlegen. Ich werde über Sie…"
"Sie werden mit mir als mein Gefangener nach Amarillo zurückkehren, Warner. Wenn Sie das Gericht freispricht, so kann ich das nicht ändern. Für mich steht jedenfalls fest, dass Sie mit Ihren Leuten die Triangle-S-Herde überfallen und zwei Männer getötet haben. Das reicht, um Sie zu verhaften."
Es war der blanke Hass, der in Warners Gesicht wühlte. Er sprach aus seinen Augen und kam in jedem seiner Züge zum Ausdruck. Abrupt wandte er sich ab und ging zum Feuer zurück. Dort ließ er sich auf die Hacken nieder.
Der Koch kam heran. "Es ist noch etwas vom Abendessen da. Habt ihr Hunger?"
Wir nahmen das Angebot an…
*
Zwei Tage später marschierte die Herde durch die Coldwater Berge. Steilwände, Geröllhänge, tiefe Schluchten und windige Höhen– so war das Terrain beschaffen, durch das die Longhorns zogen. Es ging immer höher hinauf. Die Vegetation bestand nur noch aus hartem Büschelgras, Dornengestrüpp und verkrüppelten Kiefern. Die beiden Maulesel, die den Chuckwagon zogen, schafften die Steigung nicht mehr. Zwei weitere Pferde wurden vorgespannt…
Zum Coldwater Creek hin fiel das Land wieder ab. Es hatte seit Tagen nicht mehr geregnet. Das Land war ausgetrocknet. Staub wallte. Zwei Männer mussten Stangen in die Speichen der Hinterräder des Küchenwagens klemmen, damit das Fuhrwerk nicht zu sehr an Fahrt gewann und die Zugtiere mit in die Tiefe riss. Die eisenumreiften Räder schlitterten über felsigen Untergrund und schlugen Funken.
Es war eine Tortur. Geröll löste sich unter den Hufen der Rinder. Einige Tiere brachen aus. Die Treiber hatten alle Hände voll zu tun. Rinder stürzten und brachen sich die Beine. Sie mussten erschossen werden. Auch Jud Larry und ich waren gefordert. Jede Hand, die zur Verfügung stand, musste zupacken.
Aber dann standen wir dem Coldwater Creek. Auf der anderen Seite buckelten wieder Felsen und Hügel. Der Fluss war stark angeschwollen und reißend. Hier und dort ragte ein Felsbrocken aus dem Wasser.
Die Herde lief auseinander und begann zu grasen. Die Schlucht, die der Creek im Laufe der Jahrmillionen zwischen Hügel und Felsen gegraben hatte, war etwa 100 Yards breit. Stellenweise war die Ebene noch überschwemmt. Es gab aber auch große Inseln hüfthohen Grases, das die Rinder fressen konnten.
Es war später Nachmittag. Jack Warner beschloss, die Rinder an diesem Tag nicht mehr weiter zu treiben. Erst am folgenden Morgen sollten der Fluss überquert und die Berge auf der anderen Seite in Angriff genommen werden.
Als wir uns beim Küchenwagen trafen, bemerkte ich, dass Wyatt Lawton fehlte. Ich erkundigte mich bei Warner nach seinem Verbleib.
"Es war ihm zu anstrengend", sagte Warner. "Er hat seinen Weg alleine fortgesetzt. Nun, ich konnte ihn nicht zwingen, bei uns zu bleiben."
Warner wandte sich ab und ließ mich stehen.
Ich versorgte mein Pferd. Auch Jud Larry und die anderen Reiter kümmerten sich um ihre Vierbeiner.
Nach dem Abendessen sah ich, wie Warner sich in den Sattel seines Pferdes schwang. Ich erhob mich, näherte mich ihm und nahm sein Pferd am Kopfgeschirr: "Wohin, Warner?"
"Ich will den Weg für Morgen erkunden. Das ist der Job eines Trailbosses. Sie haben doch sicher dagegen nichts einzuwenden?"
"Ich rate Ihnen, nicht zu verschwinden, Warner", sagte ich. "Wie ich schon sagte…"
"Wollen Sie mich in Camp Kerrick verhaften und nach Amarillo schaffen. Ich weiß." Warner legte beide Hände auf das Sattelhorn, drückte die Arme durch und beugte sich ein wenig nach vorn. "Ich werde mich von Ihnen nicht verhaften lassen, Logan. Sie werden sich an mir die Zähne ausbeißen. Mein Wort drauf."
Warner kitzelte sein Pferd mit den Sporen. Ich ließ das Zaumzeug los. Das Tier setzte sich in Bewegung. Ich blickte Warner hinterher. Das Pferd scheute ein wenig, als er es ins seichte Uferwasser trieb. In der Mitte war der Creek infolge des Hochwassers ziemlich reißend. Dort, wo sich das Wasser an den Felsbrocken brach, schäumte, gischtete und spritzte es.
Der Trailboss kam drüben an. Er verschwand zwischen den Felsen und Hügeln.
Er kam in der Nacht nicht zurück. Er war auch am folgenden Morgen nicht da. Ein Mann namens Clark Mallone setzte sich mit einem Leitstier an die Spitze der Herde. Es ging wieder zwischen die Felsen und Hügel. Jud Larry und ich halfen den Männern, die Rinder durch das unwegsame Gelände zu treiben. Als es Mittag war, lag eine weitläufige Ebene vor uns. Im Südwesten, in rauchiger Ferne, buckelten wieder Berge.
Jack Warner hatte sich abgesetzt.
Der Koch bereitete das Mittagessen. Nach dem Essen sagte ich zu Shotgun Larry: "Ich reite nach Camp Kerrick voraus, Jud. Bleib du bei der Herde. Vielleicht kann ich Warner in Stratford oder im Camp schnappen."
"Woher willst du wissen, dass er nach Stratford oder in das Camp geritten ist?"
"Er ist nicht ausgerüstet für einen längeren Trail", versetzte ich. "Die nötige Ausrüstung kann er sich nur in der Stadt oder im Eisenbahnercamp beschaffen."
"Er hat mehr als 12 Stunden Vorsprung."
Ich zuckte mit den Achseln. "Den Versuch ist es wert. Warner darf nicht entkommen. Er hat zwei Cowboys auf dem Gewissen."
Ich ritt am Creek entlang nach Westen. Nach zehn Meilen etwa erreichte ich Stratford. Ich erkundigte mich zuerst im Mietstall, dann im Saloon, ob ein einzelner Reiter in die Stadt gekommen war, und lieferte dem Stallmann wie auch dem Salooner eine Beschreibung Warners.
Niemand hatte Warner in der Stadt gesehen. Ich war enttäuscht und verließ Stratford. Bis Camp Kerrick waren es noch knapp 20 Meilen. Nördlich des Camps begann schon das Indianerland.
Es war finster, als ich in Camp Kerrick eintraf. Hier war die vorläufige Endstation des Schienenstrangs. Es handelte sich um ein wildes, gesetzloses Camp. Glücksritter und Abenteurer gaben sich hier ein Stelldichein. Es gab viele Zelte und Hütten und einige provisorisch errichtete Gebäude. Vielleicht der Anfang einer Stadt.
Das Stationsgebäude, ein Hotel und der Saloon waren schienen die einzigen Bauten gewesen zu sein, die für die Zukunft errichtet worden waren. Der Mietstall war ein windschiefer, zugiger Bretterverschlag. Bei den Zelten brannten einige Feuer. Verworrener Lärm hing über dem Camp. Ein Bauzug stand auf einem Abstellgleis. Schienen- und Schwellenstapel bestimmten das Bild entlang der Trasse, die bereits vermessen und abgesteckt worden war.
Die Union Pacific hatte es sich zum Ziel gesetzt, Texas mit ihren Eisenbahnlinien zu erschließen. Die Gleise führten von Cheyenne in Wyoming herunter, durch den Osten Colorados und den westlichen Zipfel des Indianer-Territoriums. Wenn die Pläne der Bosse der Eisenbahngesellschaft aufgingen, dann würde Texas schon in wenigen Jahren mit der Ost- und der Westküste verbunden sein.
Ich führte mein Pferd in den Mietstall. Eine Lampe über dem Tor verbreitete nur wenig Licht. Auch im Stall hing eine brennende Laterne von einem Balken. Sie zeichnete einen Lichtklecks auf den Mittelgang. In insgesamt 12 Boxen, die ich zählte, standen sieben Pferde.
Der Stallmann kam mir auf dem Mittelgang entgegen. "Aaah", sagte er, "Sie tragen einen Stern. Sind Sie gekommen, um in diesem Hexenkessel für Ruhe und Ordnung zu sorgen?" Erwartungsvoll schaute mir der Mann ins Gesicht.
"Nein", erwiderte ich. "Ich suche einen Mann." Mit dem letzten Wort reichte ich dem Stallburschen die Zügel meines Pferdes. Ich ging an den Boxen entlang und begutachtete die Pferde, die hier abgestellt waren. Ein Pferd mit dem Brandzeichen der Triangle-S Ranch war nicht darunter.
Ich kehrte zum Stallmann zurück, der begonnen hatte, meinem Pferd den Sattel abzunehmen. "Der Mann, den ich suche, hat meine Größe, ist dunkelhaarig und hager. Er trägt eine schwarze Hose, ein blaues Hemd und eine schwarze Lederweste. Er reitet eine Fuchsstute mit dem Triangle-S-Brand."
"Einer ist in Camp Kerrick angekommen. Abgesehen von der Kleidung würde Ihre Beschreibung auf ihn zutreffen, Marshal. Ihre Größe, dunkelhaarig und hager. An ihm klebte der Staub der Coldwater-Berge. Er ritt jedoch einen Falben. Er hat bei Ray Carter einen Job angetreten."
"Wer ist Ray Carter?"
"Der große Mann hier, nachdem Norman Havelock etwas unsanft aus dem Verkehr gezogen wurde."
Ich erinnerte mich. Zusammen mit Shotgun Larry hatte ich Camp Kerrick von den verbrecherischen Machenschaften Norman Havelocks befreit. Havelocks richtiger Name war Lance Mulligan. Er war früher in Fort Apache, Arizona-Territorium, stationiert gewesen. Eines Tages erschoss er vier Kameraden und brannte mit den Soldgeldern für ein halbes Jahr durch. Er wollte sich zum ungekrönten König von Camp Kerrick aufschwingen. Wir hatten seinen Höhenflug abrupt gestoppt…
Jetzt schien sich ein anderer Mann an seine Stelle gesetzt zu haben. Ray Carter!
Ich hörte den Stallmann weitersprechen: "Carter gehören der Saloon, der Store und dieser Mietstall. Außerdem betreibt er ein großes Spielzelt. Dort wird von Poker über Roulette bis Black Jack alles geboten. Wenn Sie also Lust auf ein Spielchen haben…"
Der Bursche zeigte mir ein schiefes Grinsen. Ich sah ein lückenhaftes Gebiss mit braunen Zahnstummeln.
*
Kurz entschlossen zog ich mein Gewehr aus dem Sattelschuh. "Versorgen Sie mein Pferd. Ich bleibe die Nacht über im Camp. Gehört das Hotel auch Carter?"
"Habe ich das vergessen zu erwähnen? Natürlich. Alles, womit Geld zu machen ist, gehört ihm. Sollte aus Camp Kerrick irgendwann mal eine richtige Stadt werden, wird Ray Carter den Ton angeben. Ein Rudel Revolverschwinger und Schläger verschaffen seinem Willen Geltung. Er ist der kommende Mann hier."
Ich verließ den Mietstall und begab mich in den Saloon.
Hier war die Hölle los. Sämtliche Tische waren besetzt. An der Theke standen die Kerle in Dreierreihe. Ein Durcheinander von Stimmen erfüllte den Schankraum. Leichtgekleidete, grell geschminkte Mädchen waren zu sehen. Für ein paar Dollar versprachen sie den Kerlen den Himmel auf Erden. Betrunkene torkelten herum und grölten. Dieser Saloon war ein Sündenpfuhl, ein Sündenbabel am Ende des Schienenstrangs.
Obwohl ich einen Stern trug, erregte ich keine Aufmerksamkeit. Der Stern zählte hier nichts. Er war höchstens das Ziel von Spott und Hohn.
Ich schaute mich um. Es waren zumeist Männer in derben Drillichanzügen und Overalls, die den Saloon bevölkerten. Eisenbahnarbeiter! Raue Burschen, denen die Fäuste, aber auch das Geld verdammt locker saßen. Es gab aber auch einige fein gekleidete Kerle. Es waren zumeist jene, die