U.S. Marshal Bill Logan, Band 61: Marshal Logan und die Desperados - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan, Band 61: Marshal Logan und die Desperados E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan Band 61 Marshal Logan und die Desperados Western von Pete Hackett John Hunter hatte, wie viele in seiner Gegend, seinen Hof an einen korrupten Bänker verloren. Als er seinen Hof verlassen sollte und er sich weigerte, wurde er vor den Augen seines Sohnes brutal ausgepeitscht. Er schwor noch an diesem Abend Rache an allen, die an diesem Komplott beteiligt waren. Er brannte sein Heim nieder und zog mit seinem Sohn los. Doch solch ein Rachefeldzug bleibt auf Dauer den Marshals nicht verborgen. U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book John Hunter sah die Reiter kommen. Es waren sechs. Staub wirbelte um die Hufe ihrer Pferde. Der Farmer erkannte den vordersten der Kerle, jenen Burschen, der das Rudel anführte. Es war Wyatt Holden, der Vormann der Waycross Ranch. Hunter wusste, was die Horde hergetrieben hatte. Die Waycross Ranch hatte seine Hypothek bei der Bank in Borger übernommen, nachdem er nicht in der Lage gewesen war, sie bis zum vergangenen Monat zu tilgen. Und gestern hatte Jesse Snyder, der Boss der Waycross Ranch, einen Boten geschickt, der John Hunter bestellen sollte, dass er innerhalb von 24 Stunden von seinem Land zu verschwinden habe. John Hunter hatte das Ultimatum verstreichen lassen. Und jetzt kam das raue Rudel. Und mit ihm kamen Hass und Gewalt... Hunter hielt seine Winchester mit beiden Händen schräg vor der Brust. Er erwartete Snyder und dessen Begleiter an der Tür des Farmhauses. In der Küche hatte sich Joey postiert. Der Junge war 19 Jahre alt, und er hatte Angst – Angst vor diesem Rudel zweibeiniger Wölfe, das jetzt langsam in den Farmhof ritt.

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 61

Marshal Logan und die Desperados

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171666

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Marshal Logan und die Desperados

Band 61 Marshal Logan und die Desperados

John Hunter sah die Reiter kommen. Es waren sechs. Staub wirbelte um die Hufe ihrer Pferde. Der Farmer erkannte den vordersten der Kerle, jenen Burschen, der das Rudel anführte. Es war Wyatt Holden, der Vormann der Waycross Ranch.

Hunter wusste, was die Horde hergetrieben hatte. Die Waycross Ranch hatte seine Hypothek bei der Bank in Borger übernommen, nachdem er nicht in der Lage gewesen war, sie bis zum vergangenen Monat zu tilgen. Und gestern hatte Jesse Snyder, der Boss der Waycross Ranch, einen Boten geschickt, der John Hunter bestellen sollte, dass er innerhalb von 24 Stunden von seinem Land zu verschwinden habe.

John Hunter hatte das Ultimatum verstreichen lassen. Und jetzt kam das raue Rudel. Und mit ihm kamen Hass und Gewalt…

Hunter hielt seine Winchester mit beiden Händen schräg vor der Brust. Er erwartete Snyder und dessen Begleiter an der Tür des Farmhauses. In der Küche hatte sich Joey postiert. Der Junge war 19 Jahre alt, und er hatte Angst– Angst vor diesem Rudel zweibeiniger Wölfe, das jetzt langsam in den Farmhof ritt.

Hunter repetierte. Das metallische Knacken durchdrang für den Bruchteil einer Sekunde das dumpfe Pochen der Hufe. Im stoppelbärtigen Gesicht des Farmers arbeitete es. Seine Augen blickten hart. Er war nicht bereit, so einfach von diesem Platz zu verschwinden. Die Dürre im vergangenen Jahr hatte seine Ernte ruiniert. Er hatte mit dem Bankier gesprochen und ihn um einen Zahlungsaufschub gebeten. Aber Rufus Forsyth war hart geblieben. Hunter war davon überzeugt, dass Forsyth mit Snyder von der Waycross-Ranch unter einer Decke steckte.

Die Reiter zügelten mitten im Farmhof die Pferde. Die Tiere tänzelten und traten auf der Stelle, peitschten mit den Schweifen. Ein helles Wiehern erhob sich. Gebissketten klirrten.

Wyatt Holden legte beide Hände übereinander auf den Sattelknopf, legte den Kopf ein wenig schief und sagte: »Du bist noch da, Hunter. Es war dumm von dir, das Land nicht zu verlassen. Jetzt wird es rau für dich.«

»Sobald du Anstalten machst, von deinem Pferd zu steigen«, rief Hunter, »wird dir mein Sohn eine Kugel servieren. Und auch ich werde zu schießen beginnen. Einige deiner Leute werden wohl ins Gras beißen, Holden, ehe sie mich erwischen.«

Als wollte er den Worten seines Vaters Nachdruck verleihen, riegelte Joey Hunter eine Patrone in die Kammer der Winchester. Er stand beim Fenster. Die Mündung seines Gewehres deutete auf die das Rudel.

»Du begehst Landfriedensbruch, Hunter«, rief Holden. »Das Land hat die Waycross Ranch ganz legitim erworben. Du hast hier nichts mehr verloren. Müssen wir den Deputy von Borger bemühen? Nimm Vernunft an, Hunter. Für dich gibt es sicher einen anderen Platz auf dieser Welt…«

»Deine Worte sind in den Wind gesprochen, Holden. Bestell Snyder von mir, dass er ein elender Landräuber ist. Die Waycross Ranch hat mit einige Jahre lang zugesetzt. Und jetzt will sie mich und meinen Jungen sogar von dem Stück Land vertreiben, das ich mit meinen Händen zu dem gemacht habe, was es ist. Fruchtbares Farmland… Ich lasse mich nicht fortjagen wie einen räudigen Hund.«

Der Zorn übermannte Hunter. Er riss das Gewehr an die Hüfte und jagte eine Kugel zwischen die Hufe von Holdens Pferd. Das Tier schnaubte nervös und scheute zur Seite. Holden bändigte es mit hartem Griff. Die Detonation verhallte mit geheimnisvollem Geraune über den Hügeln.

Die Revolvercowboys, die Holden mitgebracht hatte, griffen zu den Revolvern.

Aber da lud Hunter schon wieder durch. Eine Kartusche wurde ausgeworfen und versank im knöcheltiefen Staub. Breitbeinig stand der Farmer da. Jeder Zug seines Gesichts drückte Entschlossenheit und kompromisslose Härte aus.

Holden hob die rechte Hand. Seine Männer hielten inne. Der Vormann sagte: »Wir wollen nichts herausfordern. Darum werden wir hier keine Schießerei vom Zaun brechen.« Sein Blick heftete sich auf Hunter. »Wir werden mit dem Deputy wiederkommen, Hunter. Bin neugierig, ob du dem Gesetz auch mit der Waffe in der Hand gegenüber trittst.«

John Hunter presste die Lippen zusammen und schwieg. Seine Linke umklammerte den Schaft der Winchester. Die Rechte lag um den Kolbenhals. Der Zeigefinger krümmte sich um den Abzug. Die anderen drei Finger steckten im Ladebügel. Er vermittelte unerschütterliche Ruhe und Furchtlosigkeit.

Wyatt Holden zog sein Pferd um die rechte Hand und trieb es an. Seine Männer folgten ihm. Im leichten Trab ritten sie den Hügeln entgegen, die den Horse Creek säumten. Wenige Minuten später waren sie in einem Hügeleinschnitt verschwunden.

Hunter ließ das Gewehr sinken.

»Sie werden wieder kommen«, sagte Joey Hunter. Seine Worte versanken in der Stille. Dennoch hatten sie wie ein Manifest geklungen. Die Stimme des Jungen verriet Anspannung.

»Sicher kommen sie wieder«, bestätigte John Hunter mit kalter Ruhe. »Und das nächste Mal wird es weniger ruhig abgehen. Ich schätze, dann fliegt Blei durch die Gegend.«

»Wir können diesen Kampf nicht gewinnen, Dad. Warum verschwinden wir nicht? Gehen wir nach New Mexiko, oder hinauf nach Kansas. Du warst doch früher mal Cowboy und findest sicher einen Job. Und auch ich…«

»Ich bleibe auf diesem Land«, unterbrach ihn sein Vater. »Und wenn es sein muss, sechs Fuß unter der Erde.«

Es klang endgültig und entschieden. Der Junge spürte Gänsehaut. Und er fühlte Beklemmung. Irgendwie hatten die letzten Worte seines Vaters wie ein böses Omen geklungen, wie eine Botschaft von Untergang und Tod…

*

Wyatt Holdens Organ grollte: »Wir werden das Gesetz nicht bemühen. Dieser Narr. Er ist Worten nicht zugänglich. Also machen wir ihm Beine. Wir warten, bis es dunkel ist, und dann reiten wir erneut zu der Farm. Hunter wird es bereuen, geblieben zu sein.«

»Die Dunkelheit kommt in etwa zwei Stunden«, gab einer der Reiter zu verstehen.

»Auf die Ranch zurückzukehren rentiert sich nicht«, knurrte Holden. »Reiten wir zur Sandy Arroyo Ranch. Stan Corda kann sicher noch zwei oder drei Leute entbehren, die uns verstärken.«

Sie ritten zum Palo Duro Creek, wo die Unterranch lag. Sie gehörte zur Waycross Ranch, und diese wiederum war eine Hauptranch der Panhandle Cattle Company. Stan Corda war der Vormann.

Sie erreichten die Ranch nach etwa einer Stunde. Es gab ein stöckiges Haupthaus, eine lang gezogene Mannschaftsunterkunft, Ställe, Scheunen und Schuppen sowie einige Corrals, in denen Pferde standen oder lagen. Die Ranch beschäftigte über 20 Cowboys und konnte es– obwohl nur Unterranch– mit dem Rinderimperium so manchen Ranchers im Lande aufnehmen.

Das Rudel ritt bis zum Holm vor dem Haupthaus.

Ein Mann kam auf die Veranda. Er hob die Hand zum Gruß. »Was führt euch her, Wyatt?«

Holden und seine Männer schwangen sich von den Pferden. Der Vormann stieg die vier Stufen zur Veranda hinauf, schüttelte Corda die Hand und sagte: »Wir kommen von der Hunter-Farm. Das Land ist in den Besitz der Waycross Ranch übergegangen. Hunter weigert sich, es zu verlassen. Er hat uns mit dem Gewehr in den Fäusten erwartet. Wir warten die Dunkelheit ab…«

»Ich werde veranlassen, dass euch der Koch ein anständiges Abendessen zubereitet«, sagte Corda. »Mit leerem Magen kämpft es sich nicht gut.«

»Ich denke nicht, dass es zu einem Kampf kommt«, versetzte Holden. »Hunter darf gar nicht richtig zum Denken kommen. Ich werde ihn mit der Peitsche von dem Land jagen.«

Einige Ranchhelps näherten sich, um die Pferde zu übernehmen und sich um sie zu kümmern. Die Reiter gingen zum Brunnen, um sich Staub und Schweiß aus den Gesichtern zu waschen und ihren Durst zu löschen. Corda forderte Holden auf, ihm ins Haus zu folgen. Sie betraten die Halle, in deren Mitte eine schwere Sitzgruppe um einen Tisch angeordnet war. An den Wänden hingen alte Waffen und indianische Handarbeiten. Eine Treppe führte nach oben.

Die beiden Männer setzten sich.

»Warum hetzt du nicht Finnegan, den Deputy, auf Hunter? Finnegan kann gar nicht anders, als die Farm zu räumen. Hunter wird nicht wagen, ihm mit der Waffe in der Hand entgegenzutreten. Es wäre der legale Weg.«

»Wir machen es auf unsere eigene Art und Weise. Das Gesetz brauchen wir nicht. Es soll ein Exempel sein. Die anderen Schollenbrecher und Drei-Kühe-Rancher sollen ruhig sehen, dass mit der Waycross Ranch nicht zu spaßen ist.«

»Willst du einen Drink?«

»Gerne.«

*

Es war finster. Eine Wolkendecke verhinderte, dass Mond- und Sternenlicht auf die Erde drang. Leises Wimmern, das der Wind verursachte, erfüllte die Nacht. Im Ufergebüsch raschelte es. Irgendwo heulte ein Coyote.

Es war die Stunde der Nachtreiter.

Sie näherten sich der Farm bis auf 300 Yards. Dann ließen sie die Pferde zurück. Sie pirschten zu Fuß weiter. In den Händen der Männer lagen die Gewehre. In den Herzen brannte das Feuer einer bösen Entschlossenheit. Niemand durfte die Waycross Ranch herausfordern. Wenn doch, musste er Federn lassen.

Sie kreisten die Ranch ein. Unter den Schritten mahlte der Staub. Stiefelleder knarrte, Sporen klirrten leise.

John Hunter und sein Sohn, die in ihren Betten lagen und schliefen, hörten es nicht.

Die Tür ins Farmhaus war von innen verriegelt. Sie war aus groben Brettern zusammengenagelt. Wyatt Holden trat sie kurzerhand ein. John Hunter fuhr in seinem Bett hoch. Finsternis umgab ihn. In der Küche polterte es. Er griff nach dem Gewehr, das neben dem Bett an der Wand lehnte, schwang die Beine vom Bett und erhob sich.

Joey Hunter war ebenfalls aufgeschreckt worden. Auch er griff nach dem Gewehr und erhob sich. Als er die Tür aufstieß, peitschte es ihm entgegen. Er sah das Mündungslicht, wurde geblendet, spürte den harten Schlag gegen seine Schulter und wurde herumgerissen. Ein Schrei kämpfte sich in seiner Brust hoch und entrang sich ihm, dann ging er auf das linke Knie nieder. Das Gewehr entfiel ihm.

»Dad!«, schrie der Junge. »Ich– ich bin getroffen. Großer Gott, meine Schulter. Sie haben mir die Schulter zerschossen.«

Seine letzten Worte gingen unter im Krachen weiterer Schüsse. Etwas bohrte sich stahlhart in seine Seite. Dann schnarrte eine brechende Stimme: »Gib auf, Hunter. Willst du, dass wir deinen Sohn abknallen?«

»Ihr dreckigen Bastarde!«, knirschte John Hunter. Seine Winchester polterte auf den Boden.

Harte Fäuste packten John Hunter und zerrten ihn aus dem Haus. Draußen wurde er in den Staub geworfen.

Im Haus wurde Licht gemacht. Jemand packte Joey Hunter am Kragen seines Nachthemdes und zerrte ihn auf die Beine. Der Junge presste die linke Hand gegen die zerschossene Schulter. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Der Schmerz verzerrte sein Gesicht und wütete in seinen Augen. Er taumelte zu einem Stuhl und setzte sich. Bei ihm im Raum befanden sich zwei Kerle. Einer von ihnen sagte: »Das hast du deinem sturen Alten zu verdanken. Aber Holden wird ihm seine Sturheit austreiben. Er wird ihn in Stücke schlagen.«

Da erklangen von draußen schon Schreie. Peitschenleder knallte in der Luft. Dann erhob sich wieder ein schriller, gequälter Schrei.

Joey erhob sich und taumelte zur Tür. Draußen bot sich ihm ein erschreckendes Bild. Die Leute von der Waycross Ranch hatten einen Kreis gebildet. In diesem Kreis kniete sein Vater am Boden. Das Licht einer Laterne beleuchtete das Szenarium. Die Gestalten warfen lange Schatten.

Das Peitschenleder zuckte durch die Luft. Joey konnte mit den Augen kaum folgen. John Hunter schrie auf. Immer wieder. Dann lag John Hunter auf allen Vieren, und schließlich knickten seine Arme ein. Er fiel auf das Gesicht. Sein Atem rasselte. Benommenheit schien wie grauer Nebel auf ihn zuzukriechen. Erneut sauste die Peitschenschnur auf ihn herab. Es klatschte. Hunter hatte nicht einmal mehr die Kraft, aufzuschreien. Sein Zahnschmelz knirschte. Ein ersterbender Ton kam aus seiner Kehle…

Endlich hörte Holden auf. Er reichte die Bullpeitsche einem der Cowboys, der sie zusammenrollte. Holden trat vor Hunter hin, stieß ihn mit der Stiefelspitze an und stieß hervor: »Morgen früh, Hunter, Morgen früh bist du fort von hier. Wenn nicht, nun…«

Holden hob die Schultern, ließ sie wieder sinken und wandte sich ab. Was er nicht aussprach, war beredter als alle Worte und erschreckend in seiner Unmissverständlichkeit.

Sie verließen die Farm. Auch die beiden Kerle, die sich bei Joey in der Hütte befanden, verschwanden. Joey taumelte zu seinem Vater hin. John Hunter wimmerte leise. Seine Finger hatten sich im Staub verkrallt. Seine Schultern zuckten. Die Waycross-Reiter waren in der Nacht verschwunden. Ihre Schritte waren verklungen.

»Dad«, flüsterte Joey heiser. »Diese gottverdammten Schufte…«

»Das wird Holden büßen«, röchelte John Hunter. »Ich werde ihn dafür töten. Und wenn es das Letzte ist im Leben, was ich tue. Er wird sterben.«

»Dad«, murmelte Joey mit lahmer Stimme. Schmerzwellen von seiner zerschossenen Schulter pulsierten durch seinen Körper. Mit jedem Herzschlag wurde Blut aus der Wunde gedrückt. Das alles drohte Joeys Psyche zu übersteigen. Aber er zwang sich zur Ruhe und Besonnenheit. »Ich helfe dir auf die Beine, Dad. Du– du musst mich verbinden. Und dann verlassen wir die Farm. Wenn die Schufte morgen wieder kommen, werden sie uns umbringen.«

John Hunter kämpfte sich auf die Beine. Im Licht der Laterne, die einer der Waycross-Reiter im Hof abgestellt hatte, sah Joey die blutigen Striemen im Gesicht seines Vaters. Und er sah noch mehr. Er sah das Feuer eines ungezügelten Hasses in den Augen des Farmers– die Glut einer tödlichen Leidenschaft.

Schwankend stand John Hunter. Ein Röcheln entrang sich ihm. Seine Hände öffneten und schlossen sich. Hart traten die Backenknochen aus seinem Gesicht hervor. »Gehen wir ins Haus«, knurrte John Hunter. »Dort ist Verbandszeug…«

Die Kugel steckte in der Schulter. »Ich werde dich morgen zum Doc nach Canadian bringen«, erklärte John Hunter. »Und dann…«

»Was hast du vor, Dad?«

»Ich werde Holden töten. Und nicht nur ihn. Alle sollen sie büßen. Jesse Snyder, Rufus Forsyth, die Schufte, die mit Holden geritten sind. Ich werde sie wieder erkennen. Diese dreckigen Bastarde…«

Joey erschrak bis in seinen Kern. Seine Stimmbänder wollten ihm nicht gehorchen. Er musste zweimal ansetzen, dann entrang es sich ihm: »Das ist verrückt, Dad. Sie werden dich jagen wie einen tollwütigen Hund, und am Ende werden sie dich töten. Bitte, Dad…«

John Hunter verband seinen Sohn. Seine Kleidung war zerfetzt von der Peitschenschnur. Seine Wunden brannten. Schmerz und Hass gruben ihre Spuren in sein verdrecktes, von Bartstoppeln übersätes Gesicht. Nachdem er Joey verbunden hatte, ging Hunter nach draußen. Er holte ein Pferd aus dem Stall und spannte es vor einen flachen Ranchwagen. Dann ging er zurück ins Haus. Joey saß noch auf dem Stuhl beim Tisch. »Gehen wir.«

Joey erhob sich. Hunter holte sein Gewehr und das Gewehr des Jungen. Aus dem Küchenschrank nahm er einige Dollars und schob sie ein. Joey hatte schon den Raum verlassen. John Hunter griff nach der Lampe, die auf dem Tisch stand, und schleuderte sie gegen die Wand. Der Glaszylinder zerbarst klirrend. Scherben regneten auf den Boden. Der Geruch von Petroleum breitete sich aus. Wenig später züngelten bläuliche Flammen über den Boden.

John Hunter wandte sich ab und ging hinaus. Er wollte nur noch Rache. Darüber, was danach kam, dachte er nicht nach. Er lebte nur noch in der Gegenwart. Die Zukunft lag düster vor ihm. Er verschwendete keinen Gedanken an sie.

Joey war schon auf den Wagenbock geklettert.

In der Küche des Farmhauses entzündete sich wummernd die Petroleumlache auf dem Boden. Feuerschein fiel aus dem Fenster und der Tür. Das Feuer fand in dem ausgetrockneten Holz der Möbel schnell Nahrung. Bald schon stießen die Flammen fauchend aus der Tür und dem Fenster. Rauch entwickelte sich und wallte dicht. Funken stoben, im Nu brannte das Farmhaus wie ein riesiger Scheiterhaufen.