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U.S. Marshal Bill Logan Band 62 Joshua, der Revolvermann Western von Pete Hackett Joshua Gardner, der sich sein Geld bisher als Revolverschwinger verdient hat, ist auf dem Weg nach Norden, um sich einen neuen Job zu suchen. Unterwegs findet er einen Sterbenden, der Josh bittet, ihn nach Hause zu bringen. Dort trifft dieser auf die Frau und den kleinen Sohn des Toten und erfährt, dass vermutlich der Rancher Wallace, der dessen Land haben möchte, für den Tod ihres Mannes verantwortlich ist. Josh beschließt zu bleiben und sich für die Frau einzusetzen U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book Der Knall des Schusses trieb zwischen den Hügeln heran und verhallte in vielfältigen, wispernden Echos. Joshua Gardner zügelte das Pferd und lauschte der Detonation hinterher. Das Tier unter ihm trat auf der Stelle und schnaubte. Pferd und Reiter waren staubig. Sie kamen von Süden herauf und hatten einen langen Trail voller Entbehrungen hinter sich. Als kein weiterer Schuss erklang, trieb Gardner den Braunen wieder an. Er folgte den Windungen zwischen den Hügeln. Nur das Stampfen der Hufe umgab ihn. Das Land war öd und lag wie ausgestorben vor ihm. Die Sonne brannte auf Gardner herunter. Er ritt durch eine Hügellücke. Eine Ebene schloss sich an. Am Rand dieser Ebene stand ein Pferd. Im Gras lag ein Mann und rührte sich nicht. Eine kalte Hand schien Joshua Gardner zu berühren ...
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2014
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U.S. Marshal Bill Logan
Band 62
Joshua, der Revolvermann
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171673
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Joshua, der Revolvermann
Der Knall des Schusses trieb zwischen den Hügeln heran und verhallte in vielfältigen, wispernden Echos. Joshua Gardner zügelte das Pferd und lauschte der Detonation hinterher. Das Tier unter ihm trat auf der Stelle und schnaubte. Pferd und Reiter waren staubig. Sie kamen von Süden herauf und hatten einen langen Trail voller Entbehrungen hinter sich.
Als kein weiterer Schuss erklang, trieb Gardner den Braunen wieder an. Er folgte den Windungen zwischen den Hügeln. Nur das Stampfen der Hufe umgab ihn. Das Land war öd und lag wie ausgestorben vor ihm. Die Sonne brannte auf Gardner herunter.
Er ritt durch eine Hügellücke. Eine Ebene schloss sich an. Am Rand dieser Ebene stand ein Pferd. Im Gras lag ein Mann und rührte sich nicht. Eine kalte Hand schien Joshua Gardner zu berühren…
Gardner schwenkte den Blick in die Runde. Da waren nur Hügel und Felsen. Auf der Ebene wuchs Gras, das die Sonne braun verbrannt hatte. Hier und dort fristete ein Dornenstrauch sein kümmerliches Dasein.
Joshua Gardner entdeckte nichts, was ihm gefährlich werden konnte. Er ritt zum Rand der Ebene und saß bei dem am Boden Liegenden ab. Der Mann lag auf dem Gesicht. Die Arme hatte er ausgebreitet. Das Pferd äugte Gardner entgegen und spielte mit den Ohren.
Gardner ging bei dem Reglosen auf das linke Knie nieder und drehte ihn auf den Rücken. Seine Hemdbrust war voll Blut. Er war besinnungslos. Gardner kniff die Lippen zusammen, richtete sich auf und holte seine Wasserflasche vom Sattel. Damit kniete er wieder bei dem Besinnungslosen nieder, schraubte die Flasche auf und flößte etwas Wasser zischen die Lippen des Mannes. Die Lider des Verwundeten begannen zu flattern. Er schluckte automatisch. Gardner hatte ihm die flache Rechte unter den Kopf geschoben und ihn etwas angehoben. Nun schlug der Mann die Augen auf. Gardner zog die Hand mit der Flasche zurück.
Der Blick des Verwundeten war trüb. Er musterte Gardner mit dem Ausdruck des absoluten Nichtbegreifens. Seine Lippen bewegten sich, als wollte er etwas sagen.
»Wer sind Sie?«, fragte Gardner. »Wer hat auf Sie geschossen?«
»Hunter… Ranch am Stone Creek… Hackknife Ranch…« Die Stimme erlosch.
Gardner konnte sich auf das unzusammenhängende Gestammel keinen Reim machen. »Ihr Name ist Hunter?«, fragte er eindringlich.
Der Verwundete schaute ihn mit leerem Blick an. Kaum merklich nickte er. »Meine Frau… Mein Sohn… Am Stone Creek… Bringen Sie mich hin. Bitte…«
Der Kopf rollte zur Seite, die Lider fielen über die Augen. Ein rasselnder Atemzug, dann war es aus. Die Gestalt erschlaffte.
Gardner erhob sich. Er schraubte die Wasserflasche zu und hängte sie an seinen Sattel zurück. Dann wuchtete er den Toten quer über den Rücken dessen Pferdes und band ihn fest. Schnüre fand er in der Satteltasche.
Gardner ritt nach Vega zurück, einer kleinen Ortschaft an der Straße nach Amarillo. Im Mietstall erfuhr er, dass es sich bei dem Toten um John Hunter handelte, der eine kleine Ranch am Stone Creek betrieb. Der Stallmann sagte: »Wahrscheinlich steckt die Hackknife Ranch dahinter. Jim Wallace gibt einfach keine Ruhe, solange es noch Smallranches und Farmen an den Grenzen seines Landes gibt. Er möchte das gesamte County für sich vereinnahmen.«
»Hunter sprach von seiner Frau und seinem Sohn…«
»Er ist verheiratet. Seine Frau heißt Brenda. Sie haben einen kleinen Sohn. Ich glaube, er ist acht. Brenda wird jetzt, wo John tot ist, aufgeben müssen. Alleine ist sie zu schwach, um gegen die Hackknife Ranch zu bestehen.«
»John Hunter bat mich, ihn nach Hause zu bringen. Wo finde ich die Ranch?«
»An der Quelle des Wolf Creeks, etwa 10 Meilen nach Nordosten. Sie können die Ranch gar nicht verfehlen.«
Josh Gardner verließ Vega. Er fühlte sich verpflichtet, den letzten Wunsch des Toten zu erfüllen. Während er ritt, arbeiteten seine Gedanken. Er kannte das. Eine kleine Ranch oder Farm war einem Rinderbaron ein Dorn im Auge. Zuerst bot man den Kleinranchern oder Farmern Geld für ihr Land, wenn sie ablehnten, drohte man ihnen, und wenn sie immer noch stur blieben, versuchte man sie mit roher Gewalt zu vertreiben. Oder man tötete sie…
Joshua Gardner ließ die Pferde im Schritt gehen. Das Tier mit dem Toten führte er am langen Zügel. Er war ein dunkler, indianerhafter Mann. Sein Gesicht war scharf geschnitten, das Kinn kantig, was Energie und Durchsetzungsvermögen verriet. Er war mit einer schwarzen Hose und einem blauen Hemd bekleidet. Tief an seinem linken Oberschenkel war das Holster mit dem schweren Coltrevolver festgebunden.
Trommelnder Hufschlag erreichte das Gehör Gardners. Er parierte das Pferd. Es waren drei oder vier Pferde, die sich ihm näherten. Das Hufgetrappel wurde deutlicher. Und dann erschienen vier Reiter auf dem Kamm des Hügels, der vor Gardner buckelte. Sie rissen ihre Pferde in den Stand, als sie den Reiter in der Senke wahrnahmen.
Dann trieben sie ihre Pferde wieder an. Langsam kamen sie den Abhang herunter. Drei Pferdelängen vor Gardner zügelten sie die Tiere. Einer der Kerle stieß hervor: »Was ist mit dem da?« Der Bursche wies mit einer knappen Geste auf den toten Rancher.
»Sein Name ist John Hunter. Er ist tot. Jemand hat ihn erschossen. Ich will ihn zu seiner Ranch bringen.«
»Wir schätzen es nicht, wenn irgendwelche Sattelstrolche über das Land der Hackknife reiten!«, knurrte der Cowboy, der sich als Sprecher des Rudels berufen fühlte. »Wer sagt uns außerdem, dass nicht du es warst, der Hunter umgelegt hat?«
»Dann würde ich ihn wohl kaum nach Hause bringen«, versetzte Joshua Gardner. Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, wessen Land es ist, über das ich reite. Es gab weder einen Zaun noch irgendeinen anderen Hinweis, dass das Land überhaupt jemand gehört.«
»Wie heißt du?«
»Joshua Gardner. Ich bin auf dem Weg nach Norden. Mein Ziel ist Kansas…«
»Bist du auf der Flucht? Sucht dich das Gesetz?«
Gardner nagte an seiner Unterlippe. »Nein«, sagte er schließlich. »Und jetzt gebt den Weg frei. Ihr werdet es mir sicher nachsehen, wenn ich noch ein Stück über dieses Land reite.«
Gardner schaute von einem zum anderen. Sie erkannten, dass sie es mit einem Mann zu tun hatten, der sich nicht ins Bockshorn jagen ließ. Er verströmte etwas, das die Cowboys warnte. Dennoch sagte der Sprecher des Rudels: »Wir werden es dir nicht nachsehen, Gardner. Drum wende deinen Gaul und reite dorthin zurück, wo du hergekommen bist.«
»Und wenn ich es nicht tue?«
»Dann musst du die Konsequenzen tragen. Das heißt, wir werden dich auf deine richtige Größe zurechtstutzen und zu Fuß zurückschicken. Du kannst jetzt wählen, wie du es haben möchtest.«
»Ich habe mich entschlossen, weiterzureiten«, presste Gardner hervor.
»Du hast dir scheinbar ein paar Stiefel angezogen, die dir einige Nummern zu groß sind!«, fauchte der Cowboy und gab seinem Pferd die Sporen. Und er griff nach dem Revolver.
Doch er konnte Gardner nicht überrumpeln. Dessen Colt flirrte aus dem Holster. Er trieb sein Pferd zur Seite. Und dann brüllte sein Eisen auf. Der Cowboy stürzte vom Pferd. Sein linker Fuß blieb im Steigbügel hängen und er wurde einige Schritte mitgeschleift.
Gardner hatte den Colt schon wieder gespannt und auf die anderen drei Weidereiter gerichtet. Er schwenkte die Mündung über sie hinweg. Sein Zeigefinger krümmte sich um den Abzug. Ein leichter Druck hätte genügt…
Der Bursche am Boden befreite seinen Fuß aus dem Steigbügel und setzte sich auf. Sein Schießeisen lag im Gras. Er presste die linke Hand auf die rechte Schulter. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Ein Stöhnen entrang sich ihm.
Seine Kameraden, die ebenfalls nach den Eisen gegriffen hatten, zogen die Hände zurück, als hätten sie sich an den Knäufen die Fingerkuppen verbrannt. Einer zerkaute eine Verwünschung und schwang sich aus dem Sattel. Er ging zu dem Burschen hin, dem Gardner die Schulter zerschossen hatte, und half ihm auf die Beine. Dann wandte er sich Gardner zu: »Du solltest zusehen, Mister, dass du schnell eine Menge Meilen zwischen dich und uns bringst. Sollte sich unser Weg noch einmal kreuzen…«
Er brach ab. Sein Schweigen war beredt genug. Er stützte den Burschen mit der zerschossenen Schulter.
»Legt eure Waffen ab!«, befahl Gardner unbeeindruckt. »Werft sie ins Gras. Und dann marschiert los. Eure Pferde werdet ihr hier zurücklassen. Macht schon.«
Mit verkniffenen Gesichtern kamen sie dem Befehl nach. In den Blicken, mit denen sie Gardner bedachten, lag ein böses Versprechen. Sie schritten davon. Jetzt stützten sie den Verwundeten zu zweit. Gardner wartete, bis sie etwa 200 Schritte zurückgelegt hatten, dann ritt er an. Bis sie ihre Pferde mit den Gewehren erreichten, was er außer Gewehrschussweite. Dass sie ihm folgten, glaubte Gardner nicht. Zuerst einmal würden sie sich um den Verwundeten kümmern müssen…
Nach einer Stunde etwa erreichte Josh Gardner die Hunter Ranch. Es gab ein flachen Ranchhaus, einige Schuppen, eine Scheune und einen Stall. In einem Corral standen ein halbes Dutzend Pferde. Im Ranchhof stand ein leichtes Fuhrwerk mit niedrigen Bordwänden. Der Hund schoss aus seiner Hütte und begann wie verrückt zu bellen. Es war ein deutscher Schäferhund…
*
Die Sonne stand weit im Westen. Eine blondhaarige Frau trat aus dem Ranchhaus. Sie trug einen knöchellangen, braunen Rock und eine grüne Bluse, war schlank und mittelgroß. »Ruhe, Sam!«, rief sie scharf. Der Schäferhund hörte zu bellen auf. Nur noch ein gefährliches Grollen stieg aus seiner Kehle. Die Kette, die ihn hielt, war gespannt. Er ließ Josh Gardner nicht aus den Augen.
Neben der Frau erschien ein kleiner Junge. Auch er war blond. Er musterte mit schief gelegtem Kopf den Fremden.
Der Blick der Frau war auf die schlaffe Gestalt gerichtet, die quer über den Pferderücken hing. Ihre Lippen sprangen auseinander, ihre Augen drückten namenloses Entsetzen aus, ihre linke Hand wanderte in die Höhe und presste sich auf ihren Mund, als wollte sie so den Aufschrei, der in ihr aufstieg, zurückhalten.
Gardner ritt bis zum Holm und saß ab.
»John!«, entrang es sich schließlich der Frau. Sie taumelte. Dann brach es erneut über ihre Lippen: »John, mein Gott!« Es klang wie ein Aufschrei. Sie näherte sich dem Pferd und schaute Gardner an. »Ist er… Ist John tot?«
Joshua Gardner verspürte einen bitteren Geschmack in der Mundhöhle. Sein Hals war plötzlich wie zugeschnürt. Er nickte und sagte rau: »Ich fand ihn zwischen der Ranch und der kleinen Ortschaft südwestlich von hier. Er nannte mir noch seinen Namen und sprach von Ihnen und dem Jungen. Dann starb er.«
Brenda Hunter wandte sich ab. Sie schlug die Hände vor das Gesicht. Ein Weinkrampf schüttelte sie. Johnny, der Junge, lief zu ihr hin und klammerte sich an ihr fest. Er war alt genug, um zu begreifen, dass sein Vater tot war. Auch er fing zu weinen an.
Gardner wusste nicht, was er sagen sollte. Darum schwieg er. Worte hätten banal und nichtssagend geklungen. Die Frau und der Junge taten ihm Leid. Ihr Weinen schnitt ihm ins Herz und er verfluchte den Mörder John Hunters. Gardner löste die Schnüre, die den Toten auf dem Pferderücken festgehalten hatten. Dann lud er die schlaffe Gestalt ab und trug sie ins Haus, legte sie in der Küche auf eine Bank.
Er ging wieder nach draußen. Die Frau hatte sich etwas gefasst. Sie verbarg das Gesicht nicht mehr in den Händen. Der Junge weinte steinerweichend. Brenda strich ihm ununterbrochen über die blonden Haare.
»Ich habe den Schuss gehört«, gab Gardner zu verstehen. »Als ich Ihren Mann fand, war sein Mörder über alle Berge.«
»Ich weiß, wer ihn auf dem Gewissen hat«, sagte Brenda tränenerstickt. »Es ist Jim Wallace von der Hackknife Ranch. Die Hunter Ranch ist ihm schon lange ein Dorn im Auge. Sie blockiert am südlichen Stone Creek den Zugang seiner Rinder zum Wasser. Er hat gedroht, uns zu verjagen…«
»Man hat mir von Ihrem Problem in der Stadt erzählt«, knurrte Gardner. »Der Stallmann meinte, dass Sie nicht stark genug sein würden, sich gegen die Hackknife zu behaupten, Ma'am. Beschäftigt die Ranch keine Cowboys?«
»Nein. Dafür wirft sie zu wenig ab. John und ich machten die ganze Arbeit alleine.– Komm, Johnny.« Brenda Hunter setzte sich in Bewegung. Der Junge ließ sie los und sie nahm ihn bei der Hand. Gardner folgte ihnen ins Haus. Dann standen Brenda und Johnny vor der Bank, auf der der Tote lag. Sein Gesicht war verkrampft. Es drückte noch den letzten Schrecken seines Lebens aus, war bleich und mutete wächsern an.
Brenda schluchzte.
Johnny schniefte.
Gardner hatte seinen Hut abgenommen und drehte ihn mit beiden Händen.
Plötzlich sagte Brenda mit schwankender Stimme: »Der Stallmann hat Recht. Ich kann die Ranch wohl nicht alleine halten. Aber ich will nicht aufgeben. Irgendwie fühle ich mich John verpflichtet. Fünf Jahre seines Lebens hat er in die Ranch investiert. Ich bin es ihm schuldig, weiterzumachen.«
»Das wird diesem Jim Wallace ganz und gar nicht gefallen«, sagte Gardner.
Brenda schwieg. Sie hatte den Blick gesenkt und knetete ihre Hände. »Ich werde einen oder zwei Reiter einstellen…«
»Niemand wird sich in einen derart heißen Sattel schwingen«, murmelte Gardner. »Kann ich hier auf der Ranch übernachten, Ma'am? Es geht auf den Abend zu und…«
»Natürlich können Sie bleiben, Mister…«
»Gardner ist mein Name. Joshua Gardner. Vielen Dank, Ma'am. Ich bin mit einem Platz in der Scheune zufrieden. Wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen morgen, Ihren Mann zu begraben.«
Ein herber Ausdruck erschien um ihren Mund. »Ja«, sagte sie. »Helfen Sie mir, John zu begraben. Ich werde mich anschließend nach Amarillo begeben, um Anzeige beim Distrikt Gericht zu erstatten. Der Mord an John darf nicht ungesühnt bleiben.«
Gardner stülpte sich den Hut auf den Kopf und verließ die Küche, um sich um die beiden Pferde zu kümmern, die am Holm standen. Als er die Tiere versorgt und in den Corral getrieben hatte, stand die Sonne wie ein glühender Ball im Westen über dem hügeligen Horizont. Sie färbte den Himmel rot. Die Schatten verblassten allmählich.
Gardner kehrte ins Haus zurück. Auf dem Tisch in der Küche stand eine brennende Kerze. Im Raum war es düster. Brenda hielt ein kleines Büchlein in den Händen und las: »…im Namen Gottes, des allmächtigen Vaters, der dich erschaffen hat; im Namen Jesu Christi, des Sohnes des lebendigen Gottes, der für dich gelitten hat…«
Josh Gardner war stehen geblieben und hatte den Hut abgenommen. Er lauschte den Worten der Frau. Neben ihr stand der Junge mit gefalteten Händen.
»…ich empfehle dir meinen Mann John, Herr«, schloss Brenda. »In den Augen der Welt ist er tot. Lass ihn leben bei dir. Und was er aus menschlicher Schwäche gefehlt hat, das tilge du in deinem Erbarmen.«
Brenda ließ die Hände sinken, schlug das Buch zu und schaute Gardner an. »Sie haben sicher Hunger, Mister Gardner. Ich werde Ihnen ein Abendessen bereiten.« Sie senkte den Kopf. »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, weil sie John nach Hause gebracht haben. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen keinen besseren Platz zum Schlafen bieten kann als die Scheune…«
Joshua Gardner winkte ab. »Das ist schon in Ordnung so, Ma'am. Sagen Sie mir, wo ich eine Hacke und eine Schaufel finde. Dann fange ich an, ein Grab auszuheben.«
»Im Schuppen. John soll seinen Platz hinter dem Haus bei den beiden alten Pappeln bekommen.«
Gardner ging nach draußen…
*