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U.S. Marshal Bill Logan Band 64 Stampede am Dudley Creek Western von Pete Hackett Der Palmer-Clan unter der Führung von Sam Palmer zieht mit einer riesigen Schafherde seit fünf Jahren auf der Suche nach einem Stück Land zur Besiedlung umher. Nachdem ihnen überall nur Feindschaft entgegengebracht worden war, sind sie jetzt entschlossen, ein Stück Regierungsland am Dudley Creek in Anspruch zu nehmen. Doch auch hier haben sie die Missgunst der ansässigen Rinderzüchter, die das freie Land für sich beanspruchen, erregt. Die Marshals Logan und Hawk stoßen bei ihrer Jagd auf den Banditen Jack Tyler und dessen Bande auf die Herde und entschließen sich, hier für Ordnung zu sorgen. U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Teil 1 von 2 Die Senke war voll mit Schafen. Einige tausend Stück. Die Tiere grasten. Ein paar Hunde und vier Reiter, die getrennt voneinander ritten, umkreisten die Herde. Am Rand der Senke standen vier Conestoga-Schoner. Ein großes Kochfeuer brannte. Darüber war ein eisernes Dreibein aufgestellt, von dem ein verrußter Kessel in die Flammen hing. Mit der Herde waren vier Frauen unterschiedlichen Alters, zehn Männer und vier Kinder ins Land gekommen. 18 Menschen! Es handelte sich um den Palmer-Clan. Sam Palmer führte ihn an. Ein großer, breitschultriger Mann, der für seine Sippe und die riesige Schafherde einen Platz im Panhandle erobern und behaupten wollte. Schafe! Der Alptraum eines jeden Rindermannes. Das Panhandle war ein Rinderland. Hier hatte die Panhandle Cattle Company das Sagen. Der Verdruss war vorbestimmt. Mit den Schafen kamen Gewalt und Tod ins Land ...
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2014
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U.S. Marshal Bill Logan
Band 64
Stampede am Dudley Creek
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171697
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Stampede am Dudley Creek
Teil 1 von 2
Die Senke war voll mit Schafen. Einige tausend Stück. Die Tiere grasten. Ein paar Hunde und vier Reiter, die getrennt voneinander ritten, umkreisten die Herde. Am Rand der Senke standen vier Conestoga-Schoner. Ein großes Kochfeuer brannte. Darüber war ein eisernes Dreibein aufgestellt, von dem ein verrußter Kessel in die Flammen hing.
Mit der Herde waren vier Frauen unterschiedlichen Alters, zehn Männer und vier Kinder ins Land gekommen. 18 Menschen! Es handelte sich um den Palmer-Clan. Sam Palmer führte ihn an. Ein großer, breitschultriger Mann, der für seine Sippe und die riesige Schafherde einen Platz im Panhandle erobern und behaupten wollte.
Schafe! Der Alptraum eines jeden Rindermannes. Das Panhandle war ein Rinderland. Hier hatte die Panhandle Cattle Company das Sagen. Der Verdruss war vorbestimmt. Mit den Schafen kamen Gewalt und Tod ins Land…
Die Herde stand am McClellan Creek. Das Blöken der Schafe erfüllte die Luft. Es war warm. Die vier Männer, die auf ihren Pferden die Schafherde umrundeten, trugen Revolver. In den Scabbards an ihren Sätteln steckten Gewehre.
Drei Reiter zügelten auf dem Kamm eines Hügels die Pferde. Es waren Cowboys der Green Belt Ranch. Die Tiere schnaubten unruhig und peitschten mit den Schweifen. Schweigend nahmen die Weidereiter die Eindrücke auf, die sich ihnen boten. In ihren Gesichtern arbeitete es. Sie trauten ihren Augen nicht und waren fassungslos. Und es dauerte eine ganze Weile, bis einer der Reiter seine Sprache wiederfand und sagte: »Ich werde verrückt. Schafe! Hunderte, tausende. Und sie ziehen über das Land der Green Belt. Reiten wir zur Ranch und melden es dem Boss. Du lieber Himmel! Das darf doch nicht wahr sein?«
Ein anderer stieß hervor: »Die Wollies ruinieren das Weideland. Sie zerstören das Gras bis in die Wurzeln. Und der Geruch dieser Viecher. Mir wird gleich schlecht…«
Einer der Reiter, die die Herde umrundeten, sah die drei Cowboys. Er lenkte sein Pferd den Hügel hinauf. Es war Amos Palmer, der zweitälteste Sohn Sams. Er hatte keine Furcht. Unerschrocken ritt er bis auf eine Pferdelänge an die Cowboys heran. »Was wollt ihr? Ärger?«
Es kam provozierend, erwartungsvoll, lauernd.
Einer der Cowboys legte die Hände auf das Sattelhorn und beugte sich ein wenig im Sattel nach vorn. Sein Name war Stan Tatum. »Ihr zieht mit euren Wollschwänzen über das Land der Green Belt Ranch. Die Schafe ruinieren die Grasnarbe. Das Land wird für die Rinderzucht unbrauchbar.«
»Wir sind auf dem Trail nach Norden«, versetzte Amos Palmer. »Am Canadian River soll es gute Weidegründe geben. Es handelt sich um Regierungsland. Ich weiß, dass ihr keine Schafe mögt. Aber ihr werdet es dulden müssen, dass wir über dieses Land ziehen. Weder wir noch unsere Schafe können fliegen.«
»Charles McLeod wird es nicht schlucken, dass diese Viecher das Weideland zerstören. Er wird eure Schafe in alle Winde zerstreuen. Es wäre klug von euch, umzukehren und wieder aus dem Panhandle zu verschwinden.«
»Soll ich das als Drohung verstehen?«
»Als Warnung«, knurrte Stan Tatum.
Amos Palmer nahm die Rechte vom Sattelknauf und legte sie auf seinen Oberschenkel. Da war auch das Holster mit dem Revolver. Es war eine drohende Haltung, die er einnahm. Seine Züge hatten sich verschlossen, die Brauen waren zusammengeschoben. »Wer ist Charles McLeod?«
»Der Ranchboss der Green Belt. Ein unduldsamer Mann. Er wird seine Reiter in die Sättel jagen…«
Fast gleichmütig zuckte Amos Palmer mit den breiten Schultern. »Wir fürchten euch nicht. Ihr werdet euch an uns die Zähne ausbeißen.«
»Reiten wir!«, presste Stan Tatum hervor und zog sein Pferd herum. Seine Gefährten folgten seinem Beispiel. Über die Schulter fragte Tatum: »Wem gehört die Herde eigentlich?«
»Sam Palmer und seinem Clan. Bestell McLeod, dass wir Palmers uns einen Platz im Panhandle erobern werden.«
Die Cowboys trieben ihre Pferde an.
Amos Palmer ritt zum Lager. Sein Vater und seine Brüder erwarteten ihn. »Was waren das für Kerle?«, fragte Sam Palmer, der 52-jährige Schafzüchter. Seine Haare waren schon angegraut. Er verfügte über ein kantiges Gesicht, in dem sich Energie und Entschlossenheit ausdrückten.
»Cowboys der Green Belt Ranch, Dad. Sie haben mich gewarnt. Wir sollen umkehren und das Land wieder verlassen. Andernfalls würden wir es bereuen.«
»Wir haben uns bis in den Norden von Texas durchgebissen«, sagte Sam Palmer grollend. »Und wir werden uns auch hier behaupten.« Er sprach es selbstbewusst und im Brustton der Überzeugung…
*
Jack Tyler und seine Kumpane ritten aus einer Hügellücke. Die Sonne stand weit im Westen. Die Kerle zogen nach Osten. Es waren vier Mann. Banditen, die wegen Mordes und Raubes gesucht wurden. Jetzt waren sie auf dem Weg ins Indianerland, um unterzutauchen. Der Boden in Texas war ihnen ziemlich heiß geworden unter den Stiefelsohlen.
Sie fielen ihren Pferden abrupt in die Zügel. In der Senke stand eine riesige Schafherde. Vier Reiter umrundeten sie. Die Ausdünstung der Tiere stieg den Banditen unangenehm in die Nasen. Am südlichen Rand der Senke standen die Prärieschoner. Ein Feuer loderte. Die vier Banditen konnten Männer, Frauen und Kinder erkennen.
»Schafhirten!«, stieß Jack Tyler verächtlich hervor. Er spuckte aus. »Wenn das keinen Verdruss gibt. Reiten wir hin.«
Sie zogen am Rand der Senke entlang, umrundeten die Herde ein Stück, erreichten das Lager und parierten die Pferde.
Die Frauen und Kinder waren in den Fuhrwerken verschwunden. Sechs Männer mit Gewehren in den Händen musterten die Ankömmlinge, schätzten sie ein, machten sich ein Bild von ihnen, und dann sagte Sam Palmer: »Seid ihr auch von der Green Belt Ranch? Wenn ja, dann verschwindet schnell wieder, ehe wir euch die Pferde wegnehmen und euch zu Fuß nach Hause schicken. Bestellt McLeod, dass er uns nicht davon abhalten kann, über dieses Land zu ziehen. Er soll uns in Ruhe lassen. Wir wollen keinen Verdruss. Wir werden ihm aber auch nicht aus dem Weg gehen.«
»Wir gehören nicht zur Green Belt Ranch«, versetzte Jack Tyler und fuhr sogleich fort: »Ich entnehme Ihren Worten, dass das hier Green Belt-Land ist. Rinderland. Es wird Ärger geben. Für die Ranches hier im Panhandle reiten Dutzende von Cowboys. Ihr seid nur zu zehnt. Rechnet ihr euch wirklich große Chancen aus?«
»Wir sind Ärger gewöhnt. Unser Ziel ist die Ecke östlich des Dudley Creek und südlich des Canadian. Dort wollen wir Regierungsland in Anspruch nehmen, sesshaft werden und Schafe züchten. Niemand kann uns davon abhalten.«
»Die Rinderzüchter werden es zu verhindern versuchen. Ich denke, es wird ziemlich rauchig. Ihr werdet auf ein paar schnelle Eisen angewiesen sein.«
Einer der Männer, ein hochgewachsener, hagerer Mann mit tiefgeschnalltem Holster, räusperte sich, dann sagte er: »Mein Colt wird schnell genug sein, Mister. Den Beweis habe ich oft genug angetreten. Außerdem sind wir zehn Männer und einige Frauen, die mit einem Gewehr umgehen können.«
»Darf man Ihren Namen erfahren?«, fragte Tyler.
»Stewart Battey. In der Gegend um San Antonio ist der Name ein Begriff.«
»Die Übermacht der Viehzüchter ist zu groß. Ihr werdet alle in namenlosen Gräbern verschwinden.«
»Haben Sie Interesse an einem Job?« Sam Palmer ließ seinen Blick von einem der Kerle zum anderen springen.
»Das kommt drauf an, was der Job einbringt«, erwiderte Tyler. »Wir sind nicht billig. Außerdem…«
Er wollte sagen, außerdem ist es ein Risiko für uns, im Land zu bleiben, winkte aber ab. Es ging den Schafzüchter nichts an, dass sie vom Gesetz gesucht wurden und dass in Texas auf sie der Galgen wartete.
»40 Dollar im Monat, zuzüglich freie Verpflegung.«
»An welche Art von Job dachten Sie?«
»Ihre Aufgabe wird es sein, zu helfen, uns die Kerle von der Green Belt vom Hals zu halten. Stewart Battey wird Sie anführen. Sie haben ihm und mir zu gehorchen. Ist das in Ordnung?«
Jack Tyler schüttelte den Kopf. »Bezahlen Sie uns eine Prämie von 500 Dollar. Dafür jagen wir die Mannschaft der Green Belt zum Teufel. Und dann reiten wir weiter. Ein zweites Mal wird es die Green Belt nicht wagen, auf Sie loszugehen.«
»Eine Menge Geld, das Sie verlangen.«
»Gerade genug, um dafür sein Leben aufs Spiel zu setzen«, erwiderte Jack Tyler. »40 Bucks im Monat sind zu wenig, um dafür den Tod zu riskieren. Unabhängig davon haben wir nicht vor, einen Monat zu bleiben.«
»In Ordnung. 500 Bucks. Ich hoffe, dass ihr das Geld wert seid.«
»Davon können Sie ausgehen.« Jack Tyler saß mit dem letzten Wort ab. Auch seine Kumpane schwangen sich aus den Sätteln.
Sam Palmer hatte soeben einen Pakt mit dem Satan persönlich geschlossen…
*
Joe Hawk und ich ritten auf der Spur Jack Tylers und seiner Kumpane. Wir erreichten die Quelle des McClellan Creek, als die Sonne unterging und den Horizont im Westen blutrot färbte. Einige Herden Rinder standen an dem schmalen Bach, der von der Quelle gespeist wurde. Sie trugen den Green Belt-Brand.
Joe und ich beschlossen, zu reiten, bis es finster war und wir die Fährte nicht mehr erkennen konnten.
Nach etwa anderthalb Stunden war es so weit. Der Bach war breiter geworden, Büsche säumten seine Ufer. Wir campierten. Ich spannte zwischen zwei Büschen ein Lasso, an das wir die Pferde banden, nachdem wir sie getränkt hatten. Der Mond stand im Süden. Am Himmel glitzerten die Sterne. Wolkenfetzen zogen nach Osten und warfen Schatten auf das Land. Es wurde kühl.
Wir schliefen bis zum Morgengrauen. Ich wurde zuerst wach und weckte Joe. Am Creek wuschen wir uns die letzte Müdigkeit aus den Gesichtern. Über dem Wasser hingen weiße Nebelbänke. Die Sterne begannen zu verblassen und die Räuber der Nacht begaben sich zur Ruhe. Die Natur erwachte.
Wir ritten weiter. Über dem Horizont im Osten wurde es hell. Dann brach der Tag mit strahlender Schönheit an. Die Nacht verschwand nach Westen.
Als das Peitschen von Schüssen herantrieb, zügelten wir die Pferde und lauschten. Kein Zweifel. Weiter östlich wurde geschossen. Wie eine Botschaft von Tod und Unheil sickerten die Detonationen an unser Gehör.
Wir trieben die Pferde an.
Der Lärm steigerte sich. Wir jagten die Pferde auf einen Hügel und sahen ein Meer von– Schafen. Eine riesige Herde, durch die unruhiges Gewoge ging. Mit dem Krachen der Schüsse vermischte sich das Blöken der Tiere.
Ich sah vier Prärieschoner, bei denen es ununterbrochen aufblitzte. Die Angreifer hatten sich auf den Hügeln im Süden und Osten postiert. Pulverdampfwolken erhoben sich hinter Büschen und Felsbrocken und wurden vom lauen Morgenwind zerfasert.
Joe und ich hatten am Westrand der Senke angehalten. Ich wies nach Süden. »Diese Richtung. So kommen wir von hinten an die Kerle heran, die das Lager mit ihrem Blei eindecken. Ich verwette meinen rechten Arm, dass es sich um Cowboys der Green Belt Ranch handelt, die den Schafzüchtern zum höllischen Marsch aufspielen.«
Die Pferde trugen uns in die angegebene Richtung. Wir ritten im Schutz der Anhöhen, die die Senke nach Westen begrenzten. Als wir weit genug geritten waren, schwenkten wir nach Osten ein und befanden uns schließlich hinter den Kerlen, die sich am Südrand der Senke auf einer Anhöhe postiert hatten.
Joe und ich saßen ab, leinten die Pferde an die Äste eines Strauches, nahmen unsere Gewehre und machten uns dann an den Aufstieg.
Oben angekommen sah ich den Rücken eines Mannes, der hinter einem hüfthohen Felsklotz kauerte und seine Kugeln in rhythmischer Folge in die Senke schickte. Ein ganzes Stück von ihm entfernt kniete einer neben einem Busch, und auch sein Gewehr krachte in regelmäßigen Abständen. Linker Hand sah ich einen weiteren Mann. Er lag auf dem Bauch, schoss, repetierte, schoss aufs Neue…
»Was ist hier los?«, rief ich laut und feuerte mit der Winchester einen Schuss in die Luft ab.
Die drei Kerle riss es regelrecht herum. Sie richteten die Gewehre auf uns– doch wir zielten auf zwei von ihnen und ihr Verstand holte den Reflex ein. Dann schienen sie unsere Sterne zu sehen, denn sie senkten die Waffen, einer richtete sich auf und lief geduckt näher.
»Schafe!«, stieß er hervor. »Diese Bastarde haben sie auf das Weideland der Green Belt getrieben. McLeod hat uns noch in der Nacht losgeschickt, um die verdammten Schafhirten samt ihren Schmusetierchen vom Grund und Boden der Green Belt zu verjagen.«
»Wer führt euch an?«, fragte ich.
»Der Vormann. Cole Hebard. Er steckt irgendwo auf einem Hügel im Osten.«
Ich lief geduckt so weit, bis ich den Blick in die Senke frei hatte. Dort ging ich auf das rechte Knie nieder und sah einige tote Schafe am Boden liegen. Bei den Fuhrwerken krachte es jetzt nur noch unregelmäßig. Die Männer hatten sich auf und unter den Wagen verkrochen. In einem Seilcorral kreisten ungefähr 15 Pferde. Die Schüsse machten die Tiere nervös. Und es war wohl nur noch eine Frage von wenigen Minuten, bis sie die Einfassung des Corrals niedertrampelten und in wilder Panik davon stoben.
Am Ostrand der Senke krachte es ununterbrochen. Die Planwagen wurden mit heißem Blei regelrecht eingedeckt.
»Zieht euch zurück!«, gebot ich den Green Belt-Männern. »Und nehmt eure Gefährten mit. Was ihr treibt, ist gesetzeswidrig. Ihr könnt nicht einfach mit Waffengewalt…«
Der Cowboy unterbrach mich. »Gesetzeswidrig!«, schnaubte er verächtlich. »Das soll wohl ein Witz sein, Marshal. Diese dreckigen Schafhirten kommen mit 5.000 oder mehr Schafen auf das Land der Green Belt, ruinieren es, und Sie werfen uns Gesetzeswidrigkeit vor. Diese stinkenden Shepherds haben das Gesetz gebrochen, als sie auf Green Belt-Land zogen. Es ist das gute Recht McLeods, sich zur Wehr zu setzen.«
»Es ist das Recht des Stärkeren, das er praktiziert. Aber darüber will ich mit dir jetzt nicht diskutieren, Hombre. Geht zu euren Pferden und überlasst es uns, mit den Schafzüchtern zu sprechen. Wir sorgen dafür, dass sie so schnell wie möglich ihr Lager abbrechen und weiterziehen. Im Übrigen ist es nicht das Land der Green Belt, sondern nur Weideland, das sie in Anspruch nimmt. Es ist Regierungsland…«
Die drei Kerle zogen die Köpfe zwischen die Schultern und schritten davon. »Hört auf zu schießen!«, brüllte einer von ihnen. »Zwei Marshals sind angekommen. Sie wollen die Sache für uns regeln. Kommt zu den Pferden.«
Aus verschiedenen Deckungen tauchten drei weitere Männer auf, zogen sich zurück und gerieten aus dem Schussfeld der Schafzüchter.
Joe und ich rannten zu den Hügeln im Osten. Ich suchte Cole Hebard, den Vormann der Green Belt. Er lag neben einem Busch und jagte Kugel um Kugel aus dem Lauf.
Ich ging neben ihm nieder. »Schluss jetzt, Hebard!«, herrschte ich ihn an. »Ziehen Sie Ihre Männer zurück. Es ist nicht Ihre Sache, das Gesetz in die Hand zu nehmen. Gebieten Sie Ihren Männern, das Feuer einzustellen.«
»Mischen Sie sich nicht ein, Logan!«, schrie mich Hebard an und richtete sich in kniende Haltung auf. »Es ist Sache der Green Belt…«
Meine linke Hand schnellte vor, ich packte Hebard an der Hemdbrust und zog ihn dicht zu mir heran. Der Stoff krachte. »Hören Sie auf!«, knirschte ich. »Oder möchten Sie im Gefängnis in Amarillo landen?«
»Verdammt!« Hebard schlug nach mir und traf mich am Kinn. Mein Kopf wurde auf die linke Schulter gedrückt. Auf diesen Schlag war ich nicht gefasst gewesen. Er war für mich völlig überraschend gekommen.
Ich ließ das Gewehr fallen und warf mich auf Hebard. Wir gingen beide zu Boden und rollten ein Stück den Hang hinunter. Auch der Vormann hatte das Gewehr fallen lassen. Ich kam unter ihm zu liegen. Er richtete den Oberkörper auf und knallte mir zwei Haken gegen den Kopf. Vor meinen Augen schien die Welt zu explodieren. Ich war für einen Moment wie betäubt.