U.S. Marshal Bill Logan Band 78: Für zwanzig Jahre Treue - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan Band 78: Für zwanzig Jahre Treue E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan Band 78 Für zwanzig Jahre Treue Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G. F. Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G. F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress. Das Eisenbahnercamp bei Dalhart war ein wildes Pflaster. Joe und ich hatten es gezähmt. Aber wir konnten nicht in der Stadt bleiben. Und der junge Town Marshal Bob Dermitt war alleine zu schwach, um den Umtrieben in Dalhart mit Nachdruck und erfolgreich entgegenzutreten. Da das Camp und die Stadt scheinbar nicht zur Ruhe zu bringen waren, forderte Jonathan Warrick, der Vorsteher des wilden Camps, einen Bahnmarshal an. Man schickte ihm einen erfahrenen Mann. Er war fünfzig Jahre alt, grauhaarig, hager und narbig wie ein alter Einzelgängerwolf. Sein Name war John Wilburn. In zig Kämpfen erprobt, von Natur aus misstrauisch, stahlhart und kompromisslos – das war John Wilburn. Seit über zwanzig Jahre arbeitete er nun schon für die Union Pacific ... Es war später Nachmittag und verdammt kalt. Klirrender Frost hatte vor einigen Tagen eingesetzt. Das Land war von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Es war aber auch ein sonniger, klarer Tag. Im Schnee glitzerten die Kristalle wie winzige Diamanten. Die Arbeit an der Bahnlinie ruhte. Die Arbeiter hatten dem eisenhart gefrorenen Boden nichts entgegenzusetzen.

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 78

Für zwanzig Jahre Treue

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171833

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Für zwanzig Jahre Treue

Band 78 Für zwanzig Jahre Treue

Das Eisenbahnercamp bei Dalhart war ein wildes Pflaster. Joe und ich hatten es gezähmt. Aber wir konnten nicht in der Stadt bleiben. Und der junge Town Marshal Bob Dermitt war alleine zu schwach, um den Umtrieben in Dalhart mit Nachdruck und erfolgreich entgegenzutreten. Da das Camp und die Stadt scheinbar nicht zur Ruhe zu bringen waren, forderte Jonathan Warrick, der Vorsteher des wilden Camps, einen Bahnmarshal an. Man schickte ihm einen erfahrenen Mann. Er war fünfzig Jahre alt, grauhaarig, hager und narbig wie ein alter Einzelgängerwolf. Sein Name war John Wilburn. In zig Kämpfen erprobt, von Natur aus misstrauisch, stahlhart und kompromisslos– das war John Wilburn. Seit über zwanzig Jahre arbeitete er nun schon für die Union Pacific…

Es war später Nachmittag und verdammt kalt. Klirrender Frost hatte vor einigen Tagen eingesetzt. Das Land war von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Es war aber auch ein sonniger, klarer Tag. Im Schnee glitzerten die Kristalle wie winzige Diamanten. Die Arbeit an der Bahnlinie ruhte. Die Arbeiter hatten dem eisenhart gefrorenen Boden nichts entgegenzusetzen.

Die arbeitslosen Arbeiter– zumeist Iren und Chinesen–, vergnügten sich in den Saloons und anderen Vergnügungsetablissements der Stadt. Dalhart wurde von wilden und bösartigen Impulsen durchströmt. Raufereien und Messerstechereien waren an der Tagesordnung.

Fünf Reiter passierten die ersten Häuser der Stadt. Sie kamen von Süden herauf. Es waren Kerle, denen die Niedertracht in die stoppelbärtigen Gesichter geschrieben stand. Drei von ihnen trugen lange Staubmäntel. Sie hatten sie zugeknöpft und die Revolvergurte darüber geschnallt. Die beiden anderen waren mit dicken Jacken bekleidet. Ihre Hände steckten in Handschuhen. Sie trugen keine Hüte, sondern Mützen mit Ohrenklappen. Beim Atmen hingen vor ihren Gesichtern weiße Dampfwolken. Ihre Gesichter waren von der Kälte gerötet.

Die Hufe klirrten auf dem beinhart gefrorenen Boden der Main Street von Dalhart, die von einer festgetretenen Schneedecke bedeckt war. Am Straßenrand häufte sich der Schnee, den die Anwohner von den Gehsteigen geräumt hatten. Menschen bewegten sich auf der Straße und den Gehsteigen. Aus den Saloons drang dumpfes Stimmengemurmel auf die Straße.

Die fünf Reiter suchten den Mietstall auf. Sie saßen im Hof ab und führten die Pferde ins Stallinnere. Wohlige Wärme empfing sie neben dem Geruch von Pferdeausdünstung sowie Heu und Stroh. Es war düster. In einigen Boxen standen Pferde. Hin und wieder erklang ein Stampfen oder Prusten. In den Ecken des Stalles woben verstaubte Spinnenweben.

»Stall! He, Stall!«, rief Bill Parker, der Anführer des Rudels. »Ist hier jemand?«

Die Tür eines Holzverschlages am Ende des Mittelganges öffnete sich und ein Oldtimer trat heraus. Er war bärtig und von seinem Gesicht war nur die obere Hälfte zu erkennen. Hose und Jacke schlotterten um seinen hageren Körper. »Ja, ja«, rief er. »Bin schon da. Hab mich nur ein wenig niedergelegt. Das Rheuma…«

»Wir kommen von Süden herauf«, unterbrach ihn Bill Parker, ein dunkelhaariger Mann von über sechs Fuß Größe, mit den hageren, scharfen Gesichtszügen eines Raubvogels. Sein Mantel reichte bis zu den Knöcheln. An seinen Stiefeln waren große Radsporen befestigt. Im Holster an seiner rechten Seite steckte ein schwerer 45er Coltrevolver. Seine grauen Augen blickten ruhig und durchdringend.

Ein beachtenswerter Mann, bei dem jedoch ein ruheloser Lebenswandel unübersehbare Spuren hinterlassen hatte. Er wirkte nicht Vertrauen erweckend.

»Bei diesen Minusgraden durchs Land zu reiten grenzt an Selbstmord«, nuschelte Samuel Morgan, der Stallbursche. »Aber das muss jeder selber wissen, was er sich und seinem Pferd zumuten kann.«

»Gibt es in dieser Stadt ein Gesetz?«, fragte Josh Donelly, einer der anderen Reiter. Er musterte den Stallmann erwartungsvoll, mit der lauernden Wachsamkeit des Ruhelosen, des ständig Gehetzten. Eine starke, zwingende Strömung ging von Donelly aus. Ein Blick in sein Gesicht ließ Unberechenbarkeit und Skrupellosigkeit erahnen.

»Müssen Sie das Gesetz fürchten?«, kam die Gegenfrage. Der Stallmann griff nach den Zügeln von Parkers Pferd und tätschelte dem Tier den Hals.

»Das geht dich einen Dreck an!«, fauchte Gilbert Donue, ein mittelgroßer Mann mit dunklen Augen, die jetzt Funken zu versprühen schienen. Er verriet Ungeduld. Wahrscheinlich war er ziemlich jähzornig. »Beantworte die Frage.«

»Ja, es gibt ein Gesetz. Der Town Marshal heißt Dermitt. Ein harter Bursche, der sich gut in diesem Hexenkessel behauptet. Sein Gehilfe ist mein Bruder Charly. Er arbeitete vor mir hier im Mietstall. Die beiden sind ein hartes Gespann. Außerdem gibt es noch einen Eisenbahnmarshal. Sein Name ist John Wilburn. Ein Mann– hart wie Stein und Stahl. Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen.«

»Wie heißt der Vorsteher des Camps?«, fragte Bill Parker.

»Jonathan Warrick.«

»Wo befindet sich sein Büro?«

»Im Stationsgebäude am nördlichen Stadtende. Warum wollen Sie das wissen? Suchen Sie einen Job bei der Eisenbahn?«

»Möglich.« Parker leckte sich über die Lippen. »Okay, mein Freund. Versorge unsere Pferde. Wir sehen uns ein wenig um hier. Möglich, dass wir heute noch weiterreiten.«

Die Kerle nahmen ihre Gewehre aus den Scabbards und verließen den Stall.

»Im Norden gibt es bis zur Grenze des Niemandslandes nur noch Kerrick!«, rief ihnen Sam Morgan hinterher. »Der Ort ist vierzig Meilen von Dalhart entfernt. Wenn ihr im Freien übernachten wollt, seid ihr morgen früh steifgefroren.«

Er erhielt keine Antwort. Das hartäugige Rudel verließ den Hof und bog auf die Main Street ein. Die fünf Kerle schritten nebeneinander die Fahrbahn hinunter. Wer sie sah, ahnte, dass eine Horde Banditen nach Dalhart gekommen war. Man wich ihnen aus. Scheue Blicke folgten ihnen. Beim Gehen streiften ihre Handgelenke die abstehenden Revolverknäufe. Leise klirrten die Sporen.

Bei einem Saloon angekommen hielten sie an und Bill Parker sagte: »Geht hinein. Ich suche Warrick auf. Und keinen Streit, Leute. Wir müssen so unauffällig wie möglich bleiben. Verstanden?«

Die anderen nickten. Dann gingen sie zum Saloon und verschwanden darin. Die Flügeltür schlug knarrend und quietschend hinter ihnen aus. Bill Parker ging weiter. In sein Gesicht biss die Kälte. Langbeinig schritt er am Fahrbahnrand entlang, auf nichts und niemand achtend. Er passierte einige Saloons, aus denen ihm verworrener Lärm entgegenschlug. Hier und dort standen Pferde am Holm. Einige Kinder schoben mit aus Brettern zusammengenagelten Schneeräumern eine großen Haufen Schnee zusammen.

Dann endete die Ortschaft und vor Parker lag das Eisenbahncamp. Die Arbeiter hausten in Zelten. Es gab eine richtige Zeltstadt. Das Stationsgebäude war aus Holz errichtet. Der Schienenstrang endete einige Meilen weiter südlich. Aber das Camp war noch nicht verlegt worden. Aus dem Kamin des Gebäudes stieg Rauch kerzengerade zum ungetrübten Himmel. Überall waren Schwellen und Gleise gestapelt. Eine Lok mit zwei Waggons stand auf einem Abstellgleis. Parker sah einige Männer, die mit irgendwelchen Arbeiten beschäftigt waren.

Er betrat das Stationsgebäude und stand in einem düsteren Flur, von dem einige Türen abzweigten. Durch eine dieser Türen vernahm Parker Stimmengemurmel. Er klopfte und öffnete die Tür, ohne die Aufforderung abzuwarten, einzutreten. Wärme schlug ihm entgegen. Zwei Männer blickten ihn an. Einer saß hinter dem Schreibtisch, der andere stand davor.

»Was wünschen Sie?«, fragte der Mann hinter dem Schreibtisch nicht gerade freundlich. Es war offensichtlich, dass ihm die Störung nicht passte.

Parker stand im Türrahmen. »Mein Name ist Bill Parker. Ich will zu Mr. Warrick.«

»Ich bin Warrick. Was wollen Sie?«

»Ich bin mit vier Freunden nach Dalhart gekommen«, versetzte Parker. »Wir suchen einen Job. Und ich dachte…«

Warrick lachte sarkastisch auf. »Die Arbeit an der Trasse ruht. Jeder Tag, an dem keine Arbeitsleistung erbracht wird, kostet die Union Pacific eine mächtige Stange Geld. Wie kommen Sie darauf, dass ich unter den gegebenen Umständen Männer einstelle?«

Parkers Augen huschten durch den Raum und erfassten alles. Er nahm die Eindrücke auf, die sich ihm boten. »Ich habe es fast befürchtet«, murmelte er. »Wie sieht es im Frühjahr aus?«

»Das weiß ich noch nicht. Aber wahrscheinlich werde ich keine neuen Männer einstellen. Es lohnt sich also nicht, zu warten.«

»Na, da ist wohl nichts zu machen. Entschuldigen Sie die Störung.« Parker wandte sich um und trat wieder in den Flur hinaus. Leise zog er die Tür hinter sich zu.

*

Joe und ich befanden uns in Channing. Wir folgten der Parker-Bande. Die Kerle waren in Tascosa erkannt worden, und der Town Mayor schickte sofort einen Boten nach Amarillo. Richter Humphrey setzte uns auf die Spur des höllischen Quintetts.

Es ging auf den Abend zu. Unsere Pferde hatten wir im Mietstall untergestellt. Jetzt gingen wir zum Hotel, um uns Zimmer für die Nacht zu mieten. Wir trugen Mäntel und Kapuzen, unsere Hände steckten in dicken Fäustlingen, um den Hals hatten wir uns Schals geschlungen, die wir während des Rittes bis unter die Nase gezogen hatten, um die raue Luft etwas gefiltert einzuatmen. Wir trugen unsere Gewehre und die Satteltaschen.

Vom Stallmann wussten wir, dass Parker und seine Leute am frühen Morgen die Stadt verlassen hatten. Es war zu kalt, um die Nacht im Freien zu verbringen. Darum mussten wir in Channing bleiben. Der Vorsprung der Kerle betrug also etwa zwölf Stunden.

Hinter der Rezeption saß ein Mann mittleren Alters und las in einer Zeitschrift. Jetzt legte er das Blatt zur Seite. Er kannte uns. »Aaah, Logan, Hawk«, dehnte er und erhob sich von seinem Stuhl. »Wo kommt ihr denn her bei dieser Kälte?«

»Wir verfolgen die Parker-Gang«, versetzte Joe und zog seine Handschuhe aus. »Die Kerle sind heute Morgen schon weitergeritten. Haben sie verlautbart, wohin sie sich wenden wollten?«

»Sie haben die Stadt in nördliche Richtung verlassen«, erwiderte der Clerk. »In Richtung Dalhart.«

»Wenn sie die Richtung beibehalten haben, dürften sie die Stadt in der Zwischenzeit erreicht haben«, knurrte ich.

Der Clerk nickte.

»Wir brauchen zwei Zimmer für die Nacht«, sagte ich.

»Natürlich«, murmelte der Clerk. Er drehte sich um und holte zwei Schlüssel vom Brett. »Zimmer vier und fünf.« Der Clerk hob die Brauen. »Ihr beide seid nicht zu beneiden. Wenn ich mir vorstelle, bei dieser Kälte durchs Land reiten zu müssen. Brrrh.«

Wir lachten. »Unrecht findet bei jeder Witterung statt«, sagte Joe, dann gingen wir zur Treppe, um unsere Zimmer aufzusuchen.

*

Parker und seine Kumpane hatten die Nacht im Boardinghouse verbracht. Um fünf Uhr standen sie auf, zogen sich an und holten ihre Pferde aus dem Mietstall. Um sechs Uhr fanden sie sich in der Nähe des Stationsgebäudes ein. Sie versteckten ihre Pferde in einer Buschgruppe, dann warteten sie. Die Männer in der Zeltstadt schliefen. Einige Waggons, die auf Abstellgleisen standen, waren zu Schlafwagen umfunktioniert worden, in denen die Männer der Campverwaltung ihre Unterkünfte hatten.

Die Station lag in völliger Dunkelheit. Am Himmel blinkten unzählige Sterne. Der Mond stand über den Bergen im Südwesten. Das Weiß der Landschaft lichtete die Nacht zusätzlich. Die Pferde stampften, schnaubten und peitschten mit den Schweifen. Manchmal war das Klirren einer Gebisskette zu vernehmen. Tex Nelson und Jack Vernon rauchten. Bill Parker zog seine Flasche Whisky aus der Satteltasche, trank einen Schluck, dann reichte er sie in die Runde. Irgendwo heulte ein Wolf. Schauerlich wehte das Geräusch durch die Nacht.

Die Geduld der Kerle wurde auf eine ziemlich lange Probe gestellt. Aber dann kam ein Mann, der eine Laterne trug. Scharf umriss das Licht seine Gestalt. Er schloss die Tür des Stationsgebäudes auf und verschwand dring. Wenig später ging hinter einem der Fenster Licht an.

»Das war Warrick«, knurrte Parker. »Gehen wir.«

Sie schritten auf das Gebäude zu, betraten es, und im nächsten Moment betrat Parker das Büro des Stationsvorstehers. Warrick blickte in die Mündung eines 45ers. Wie das hohle Auge eines Totenschädels starrte sie ihn an. Der Daumen des Banditen lag auf der Hammerplatte, der Zeigefinger krümmte sich um den Abzug.

Parker trat zur Seite. Seine vier Kumpane drängten in den Raum, und jeder von ihnen hielt den Sechsschüsser in der Faust.

Es dauerte einige Sekunden, bis Warrick seine Überraschung in den Griff bekam, seine Lippen sprangen auseinander, er stieß hervor: »Was wollt ihr? Was soll das?« Sein Blick sprang von einem der Kerle zum nächsten, er schaute nur in erstarrte, unbewegte Gesichter.

»Was wir wollen, ist schnell gesagt«, kam es von Parker. »Öffne deinen Tresor, Warrick. Wir wissen, dass sich dreißigtausend Dollar Lohngelder darin befinden. Mach ihn auf. Solltest du dich weigern…« Er brach ab und spannte den Colthahn. Klickend rotierte die Trommel um eine Kammer weiter. Parker ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass es ihm höllisch ernst war.

Warrick rang die Hände. »In– in dem Safe befindet sich kein Geld«, stammelte es. »Es– es befindet sich in der Bank in Dalhart. Ich– ich…«

»Davon möchten wir uns selbst überzeugen!«, schnarrte Parker. »Also öffne den Safe, oder muss ich dir Beine machen?«

Warricks Schultern sanken nach unten. Er stieß die verbrauchte Luft durch die Nase aus. In seinem Gesicht arbeitete es, seine Mundwinkel zuckten. Warrick spürte Angst. Diese Kerle waren zum Letzten entschlossen. Ihnen war nichts heilig. Die Mündungen glotzten ihn an. Er erbebte innerlich. Dann nickte er: »In Ordnung. Ich öffne den Safe. Das– das Geld ist drin. Wenn ich es euch überlasse, habt ihr keinen Grund, mich zu erschießen.«

»Gewiss nicht«, knurrte Parker und dann zog ein scharfes Grinsen seinen Mund in die Breite. »Lass dich nicht zweimal bitten, Warrick!«

Jonathan Warrick holte den Safeschlüssel aus der Hosentasche, ging zu dem Tresor und öffnete ihn. Mit einem saugenden Geräusch schwang die schwere Stahltür auf. Und dann waren die sauber gebündelten Geldscheine zu sehen.

»Na also«, stieg es aus Parkers Kehle. »Gilbert, Tex, packt das Zeug ein. Und dann verschwinden wir.«

Sie hatten leere Satteltaschen dabei. In diese packten nun Gilbert Donue und Tex Nelson die Banknotenbündel. Als sie fertig waren, forderte Parker den Stationsvorsteher auf, sich umzudrehen.

»Was haben Sie vor?«, entrang es sich Warrick. Mühsam kämpfte er um seine Fassung. Eine Welle der Panik drohte ihn zu überrollen. Seine Kehle war pulvertrocken und seine Stimmbänder wollten ihm kaum gehorchen.

»Frag nicht, sondern dreh dich um!«, schnappte der Bandit.

Warrick schluckte würgend, dann kam er der Aufforderung nach.

Parker schlug zu. Der Revolverlauf knallte mit stählerner Härte auf den Kopf des Stationsvorstehers und der Schlag raubte ihm sofort die Besinnung. Wie vom Blitz getroffen brach er zusammen.

»Fesselt und knebelt ihn!«, gebot Parker, und Josh Donelly sowie Jack Vernon machten sich an die Arbeit.

Dann löschten die Banditen die Laterne, die auf dem Schreibtisch stand, verließen die Station und rannten zu ihren Pferden. Sie wandten sich nach Nordosten. Dreißig Meilen entfernt lag Stratford. Dort wollten sie die kommende Nacht verbringen und dann am nächsten Tag ins Niemandsland reiten, um am Abend Kansas zu erreichen. Es gab an der Grenze einen kleinen Ort namens Liberal…

*

Nach acht Uhr wurde Warrick gefunden. Man befreite ihn von seinen Fesseln und dem Knebel. Ihm brummte der Schädel von dem Schlag mit dem Colt. Dort, wo er getroffen worden war, war die Haut aufgeplatzt, die Wunde war aber schon verharscht und das Blut in seinen Haaren eingetrocknet.

Warrick setzte sich auf seinen Stuhl und hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Ein halbes Dutzend Männer standen im Raum. Unter anderem Jesse Douglas, Warricks Vertreter, und John Wilburn, der Eisenbahnmarshal. Die tiefen Linien und Kerben in Wilburns Gesicht ließen erahnen, dass dieser Mann in etlichen Kämpfen erprobt und gestählt war. Seine Haare waren grau, die Augen ebenfalls, sein Mund war schmal, das Kinn kantig und verriet, dass sich in Wilburn ein hohes Maß an Energie und Willensstärke vereinte.

»Was tun wir?«, fragte Jesse Douglas. »Wir können diese Banditen doch nicht einfach ziehen lassen. Dreißigtausend Dollar! Großer Gott! Man muss den Kerlen das Geld wieder abjagen.«