U.S. Marshal Bill Logan Band 81 Zweibeinige Wölfe - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan Band 81 Zweibeinige Wölfe E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Am Sweetwater wurden mehrere Farmen von einer Bande aus Amerikanern und Indianern überfallen, zerstört und die Kinder und Frauen der Farmer entführt. Logan muss diesmal ohne seinen Partner losreiten, eine düstere und beschwerliche Aufgabe erwartet ihn. Aber er findet dabei neue Verbündete und Freunde. U.S. Marshal Bill Logan Band 81 Zweibeinige Wölfe Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 81

Zweibeinige Wölfe

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171864

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Zweibeinige Wölfe

Band 81 Zweibeinige Wölfe

Es war Nacht. Durch die Ritzen des Blendladens vor einem Fenster des Farmhauses fiel Licht. Zweihundert Yards von der Farm entfernt zügelten ein Rudel Reiter ihre Pferde. Die Tiere stampften auf der Stelle. Eines der Pferde wieherte. Sattelleder knarrte.

Auf der Farm begann der Hund zu bellen. Sein Kläffen erfüllte die Nacht. Die Tür des Farmhauses wurde geöffnet, Licht flutete ins Freie. Ein Mann kam heraus und rief etwas. Seine Worte gingen im wütenden Bellen des Hundes unter. Die Kette, von der der Hund festgehalten wurde, rasselte metallisch.

Tod und Verderben lauerten in der Dunkelheit. Der Tod streckte die Knochenfaust aus und griff mit gebieterischer Hand nach den Bewohnern der Farm. Das Unheil nahm seinen Lauf.

Mit dem Peitschen eines Schusses brach der Farmer zusammen. Die Banditen trieben ihre Pferde an. In diesem Moment riss die Wolkendecke auf und kaltes Mondlicht ergoss sich über die Farm. Hufschläge rollten vor den Reitern her wie eine Botschaft von Untergang und Tod. Staub wallte unter den wirbelnden Hufen.

Der Blendladen vor dem Fenster des Hauses wurde aufgestoßen. Ein Schuss peitschte. In der Tür zeigte sich eine Gestalt, bei ihr blitzte es auf. Der Knall wurde den Banditen entgegengeschleudert. Aber die Kugel verfehlte das Ziel. Die Reiter waren auseinander geschwärmt. Und nun fingen sie an zu schießen. Der Mann in der Tür brach zusammen. Aus dem Fenster feuerte jemand mit monotoner Gleichmäßigkeit. Die Reiter schwenkten vor dem Haus ein und stoben im Kreis um das Gebäude herum. Ihre Kugeln harkten in die Wand und pfiffen durch das Fenster. Einige der Kerle sprangen von den Pferden und rannten in das Farmhaus. Geschrei ertönte, ein Revolver krachte dumpf. Dann schleppten zwei der Kerle einen Mann aus dem Haus und warfen ihn in den Staub.

Die anderen Reiter zügelten im Hof die Pferde. Aufgewirbelter Staub senkte sich auf die Erde zurück. Pulverdampf wurde vom lauen Nachtwind zerpflückt. Zwei Frauen wurden ins Freie getrieben. Die eine war um die fünfzig, die andere allenfalls zwanzig. Einer der Banditen, der jetzt das Haus verließ, trug eine Laterne. Licht und Schatten wechselten.

Es war ein bunter Haufen verwegener Gestalten. Unter ihnen waren drei Indianer, ein Halbblut und drei Weiße.

Der Mann, der im Hof lag, bewegte sich. Er drückte sich mit den Armen hoch und lag auf allen Vieren. Einer der Kerle, ein dunkelhäutiger Mann mit schulterlangen Haaren, zog den Revolver, zielte kurz, dann drückte er eiskalt ab. Der Mann im Hof wurde auf die Seite geworfen, seine Gestalt erschlaffte. Die ältere der beiden Frauen schrie auf, riss sich los und rannte zu dem Mann hin, warf sich bei ihm auf die Knie und keuchte: »James, mein Gott. Du– du auch noch…«

»Wir verschwinden!«, rief der Kerl, der den Farmer erschossen hat. »Die junge Lady nehmen wir mit.«

Ann Wilson wurde zu einem der Pferde gezerrt und musste bei einem der Kerle aufsitzen. Ihre Mutter, die bei dem toten Farmer kniete, sprang auf, lief zu ihr hin und klammerte sich an das Pferd. »Bitte«, stammelte sie. »Lassen Sie Ann in Ruhe. Reicht es denn nicht, dass sie meinen Mann und meine beiden Söhne erschossen haben. Lassen Sie mir meine Tochter.«

Einer der Kerle kam aus dem Haus. »Es gibt nichts, was sich lohnen würde, mitzunehmen«, rief er.

Der Reiter versetzte Kathe Wilson einen brutalen Tritt. Die Frau wurde zurückgeschleudert, strauchelte und stürzte. Ihr verzweifeltes Aufheulen konnte die Banditen nicht erweichen.

Der Bandit, der eben noch das Haus verlassen hatte, trat vor sie hin. »Habt ihr Geld im Haus versteckt?«

»Nein«, murmelte Kathe Wilson. »Wir– wir müssen sogar im Store schon anschreiben lassen.« Ihre Stimme brach. Sie wurde von ihren Gefühlen überwältigt.

Die Kerle, die abgesessen waren, warfen sich in die Sättel. Die Petroleumlampe flog durch das Fenster ins Innere des Hauses und zerschellte. Petroleum rann aus, bläuliche Flammen leckten über den Boden. Die tödliche Horde stob in die Nacht hinein. Das wenige Hab und Gut der Wilsons verbrannte.

*

Ich war gerade von einem Einsatz in der Nähe von Pampa zurückgekehrt und versorgte im Stall mein Pferd. Joe war in einer anderen Sache unterwegs und ich hatte keine Ahnung, wann er nach Amarillo zurückkehren würde.

Als beim Stalltor mein Name gerufen wurde, drehte ich mich um. Es war Simon Calispel, der Sekretär von Richter Humphrey. »Was willst du, Simon?«, fragte ich, obgleich ich ahnte, was den kleinen, agilen Burschen in den Pferdestall getrieben hatte.

»Du sollst zum Richter kommen«, erklärte Simon. »Ich glaube, es brennt wieder einmal. Und zwar ganz gewaltig.«

Ich ließ alles liegen und stehen und begab mich ins Gerichtsgebäude. Wenig später saß ich in Richter Humphreys Büro. Der Richter schaute ziemlich ernst drein, richtete den Blick auf mich und sagte: »Am Sweetwater wurden in den vergangenen zwei Wochen drei Farmen überfallen. Die meisten der Bewohner wurden getötet. Drei junge Frauen und vier Kinder wurden verschleppt.«

Ich war ziemlich betroffen.

Der Richter fuhr fort: »Es handelt sich um eine Bande, in der Indianer, ein Halbblut und drei Weiße reiten. Der Anführer ist ein Indianer. Wohin die jungen Frauen und die Kinder verschleppt wurden, ist unbekannt. Aber es ist zu befürchten, dass die Bande weitere Farmen überfällt. Legen Sie ihr das Handwerk, Logan. Ich kann Ihnen leider keinen Partner zur Seite stellen, weil sämtliche Marshals irgendwo im Panhandle unterwegs sind. Sie werden also völlig auf sich alleine gestellt sein.«

»Das ist nicht zu ändern«, versetzte ich.

»Ich wünsche Ihnen Hals- und Beinbruch, Logan«, sagte der Richter.

Ich bedankte mich und ritt noch in der derselben Stunde. Mein Ziel war Wheeler. Für die hundert Meilen kalkulierte ich zweieinhalb Tage ein. Da ich um die Mittagszeit los ritt, würde ich am dritten Tage gegen Abend die Stadt erreichen.

Ich ritt nach Osten und erreichte gegen Mittag des nächsten Tages die Quelle des McClellan Creek. Das Land, über das ich ritt, gehörte der Diamant-B Ranch, einer Unterranch der Green Belt. Rudel von Rindern kreuzten meinen Weg. Einmal begegnete ich zwei Cowboys.

Es war ein regnerischer Tag. Die Wolken hingen tief, ein scharfer Wind trieb sie nach Osten. Es war nasskalt. Ich hatte die Jacke zugeknöpft und den Kragen hochgeschlagen. Aus den Wäldern ringsum stieg weißer Dampf. Bis vorgestern war es noch heiß gewesen. Wir schrieben April. Der Frühling zeigte seine Launen.

Die Nacht verbrachte ich zwischen den Hügeln, durch die der McClellan Creek sein Bett gegraben hatte. Mond und Sterne waren hinter Wolken verborgen. Wenigstens regnete es nicht. Aber der Boden war feucht. Die Kälte kroch durch die Decke und durch meine Kleidung und zog in mich hinein. An Schlaf war kaum zu denken. Das Säuseln des Windes umgab mich. Manchmal schrie ein Kauz, der in der Dunkelheit auf Jagd war. Es klang gespenstisch durch die Nacht.

Als ein heller Streifen über dem östlichen Horizont den Tagesanbruch ankündigte, stand ich auf. Ich fühlte mich wie gerädert. Aber je länger ich mich bewegte, umso geschmeidiger wurde ich. Ich rollte die Decke zusammen und schnallte sie hinter dem Sattel fest. Dann aß ich etwas Dörrfleisch und Brot und trank dazu Wasser.

Dann ritt ich weiter. Es wurde grau. Über dem Creek hingen Nebelbänke. Der McClellan Creek mündete in den North Fork Red River. Ich hatte noch etwa zwanzig Meilen bis Wheeler zurückzulegen.

Der Tag kam. Es begann zu nieseln. Ich zog meinen Regenumhang an. Meile um Meile trug mich das Pferd dahin. Ich ritt über das Gebiet der Circle-M Ranch, einer Hauptranch der Panhandle Cattle Company. Irgendwann verließ ich den North Fork und ritt quer durch die Wildnis. Wheeler lag drei Meilen südlich des Sweetwater Creek. Gegen Mittag lag die Stadt vor mir. Rauch stieg aus den Schornsteinen der Häuser. Eine Dunstglocke hing über der Stadt. Typische Geräusche klangen mir entgegen; Hammerschläge, das Rumpeln eines Fuhrwerks, das die Main Street entlang fuhr, Kindergeschrei.

Ich ritt zwischen die ersten Häuser. Der Regen hatte den Staub der Main Street in Matsch verwandelt. Tief sanken die Pferdehufe ein. Die Spuren füllten sich sofort mit Wasser. Von den Vorbaudächern tropfte Regenwasser. Einige Passanten blieben stehen und beobachteten mich. Ein Hund zog schräg über die Straße und verschwand zwischen zwei Häusern.

Ich ritt zum Mietstall. Das Tor stand offen. Drin war es düster. Beim Tor saß ich ab und führte das Pferd an der Trense ins Stallinnere. Der Stallbursche war dabei, eine Box auszumisten. Mit einer Forke spießte er Stroh und Mist auf und schaufelte es in eine Schubkarre. Jetzt lehnte er die Mistgabel weg und kam mir entgegen.

»Hallo, Logan«, grüßte er. »Lange nicht mehr in Wheeler gewesen. Sie kommen sicher wegen der Überfälle auf die Farmen.«

»Das ist richtig.«

»Zuletzt wurde die Wilson Farm überfallen«, erklärte der Stallmann. »Den alten Wilson und eine beiden Söhne haben die Banditen getötet, Ann Wilson haben sie verschleppt. Eine Woche vorher überfiel die Bande die Campbell Farm. Ken Campbells zehnjähriger Sohn wurde geraubt. Campbell überlebte. Eine Kugel streifte ihn am Kopf und die Banditen hielten ihn für tot.«

»Weiß man etwas über die Bande?«, fragte ich.

»Drei Amerikaner, drei Rothäute und ein Halbblut«, antwortete der Stallmann. »Der Anführer soll Kayitah heißen. Sagt man. Auf der Bush Farm, die zuerst überfallen wurde, soll der Name gefallen sein.«

»Kathe Wilson soll den Überfall auf ihre Farm überlebt haben. Wo befindet sie sich?«

»Sie ist bei Nachbarn untergeschlüpft. Bei den Osbornes. Die arme Frau. Hat den Mann und zwei Söhne bei dem Überfall verloren. Sie können sich denken, dass sie mit den Nerven am Ende ist.«

Ich nickte. »Versorgen Sie mein Pferd. Ich werde etwas essen und dann weiterreiten.« Mit dem letzten Wort zog ich das Gewehr aus dem Scabbard, dann verließ ich den Mietstall, um in den Saloon zu gehen. Ich aß ein Steak und trank ein Bier, danach rauchte ich eine Zigarette, und dann kehrte ich zum Mietstall zurück.

»Sieht so aus, als würde die Bande nach ihren Überfällen ins Indianerterritorium verschwinden«, sagte der Stallmann. »Wenn Sie sie dort aufstöbern wollen, Marshal, wird sich das wie die Suche nach der Nähnadel im Heuhaufen gestalten.«

»Das ist zu befürchten«, pflichtete ich bei, dann übergab mir der Mann mein Pferd und ich führte es nach draußen, wo ich aufsaß und dem Tier die Zügel freigab.

Ich ritt zum Sweetwater und folgte ihm nach Westen. Nach einer Stunde Ritt stand ich vor einer niedergebrannten Farm. Vom Farmhaus war nur noch ein Brandschutthaufen übrig. Verkohlte Balken und Bretter lagen kreuz und quer durcheinander. Es roch brenzlig. Asche wurde vom Wind hochgewirbelt und fortgetragen. Ich saß ab und ging um dieses Werk sinnloser Zerstörung herum. Hinter einem Schuppen sah ich drei frische Gräber. Provisorische Holzkreuze steckten in den flachen, noch feuchten Erdhügeln.

Mein Mund war wie ausgetrocknet. Die Gräber waren Zeugnis dafür, dass in unserem Land Recht und Ordnung noch auf recht schwachen Beinen standen. In den wenigen Städten und kleinen Ortschaften, die es im Panhandle gab, war kein Gesetz etabliert. Die Menschen nahmen oftmals das Recht selbst in die Hand. Auf dem Land der PCC herrschte das Gesetz der freien Weide, wogegen wir natürlich ankämpften, aber wir standen oft auf verlorenem Posten.

Ich stand vor den drei Gräbern. Meine Gedanken bewegten sich. Was war aus den jungen Frauen und Kindern geworden, die die Bande verschleppt hatte? Verkauften sie sie an die Indianer? Ich schwor mir, den Mördern das Handwerk zu legen. Der Tod dieser Männer musste vergolten werden. Und es waren nicht nur die drei Wilsons, die auf das Konto der Bande gingen.

Ich ritt weiter. Und nach etwa einer weiteren Stunde lagen die Gebäude einer Farm vor mir. Alles mutete grau in grau an. In zwei Pferchen tummelten sich Ziegen und Schafe. In einer Koppel weidete eine Milchkuh. Hühner pickten in den Schlamm auf der Suche nach Fressbarem. Ein Hahn empfing mich mit durchdringendem Krähen.

Zunächst blieb alles ruhig. Aber mir entging nicht der Gewehrlauf, der aus dem Fenster links neben der Tür ragte. Gleich darauf aber erschien ein Mann im Türrechteck. »Hallo, Marshal.«

Ich hielt vor dem Farmhaus an und ließ mich vom Pferd gleiten. »Hallo. Bin ich auf der Osborne Farm?«

»Ja. Ich bin Brad Osborne. Im Moment ist es gut, misstrauisch zu sein, wenn Fremde auf die Farm kommen.« Es klang wie eine Entschuldigung dafür, dass er zunächst auf mich gezielt hatte.

»Ich weiß. Bei Ihnen befindet sich Mrs. Wilson?«

»Ja. Die arme Kathe. Sie ist krank. Die Psyche. Aber das ist ja kein Wunder, nach allem, was ihr widerfahren ist.«

Ich schlang den langen Zügel um den Hitchrack, der vor dem Haus errichtet war. »Ich möchte mit der Frau sprechen.«

Der Farmer ging vor mir her ins Haus. In der Küche befanden sich zwei Frauen und zwei Kinder. Die beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen von etwa sechs Jahren, spielten auf dem Fußboden mit Bauklötzen, die ihnen ihr Vater aus einem dünnen Balken gesägt hatte. Eine der Frauen stand am Herd. Sie war um die dreißig und schätzungsweise handelte es sich um Mrs. Osborne. Die andere Frau saß am Tisch. Sie war um die fünfzig. Ihre Augen waren gerötet, ihr Gesicht vom Weinen verquollen. Mit erloschenem Blick schaute sie mich an.

Ich war mir sicher, Kathe Wilson vor mir zu haben.

Mein Gruß wurde von Mrs. Osborne erwidert. Die beiden Kinder musterten mich mit großen Augen. Brad Osborne forderte mich auf, Platz zu nehmen und ich setzte mich auf einen der Stühle, die um den Tisch herum standen. »Ich möchte mit Ihnen sprechen, Mrs. Wilson«, sagte ich leise.

Die Frau nickte. "Es war so schrecklich. Mein Mann und meine Söhne hatten keine Chance. Diese Banditen haben Ann mitgenommen. Ich– ich werde meine Tochter wohl nie wieder sehen.«

»Ich werde alles daransetzen, was in meiner Macht steht, um Ihnen Ihre Tochter zurückzubringen«, sagte ich und es klang wie ein Versprechen.

Die Frau senkte den Blick und schwieg.

»Sind bei dem Überfall Namen gefallen?«, fragte ich sie.

Sie schüttelte nach kurzer Überlegung den Kopf.

»In welche Richtung sind die Banditen davon geritten?«

»Sie folgten dem Creek nach Osten.«

Mehr war aus der Frau nicht herauszuholen. Ich gab es auf. Sie tat mir Leid. Leider half ihr mein Mitleid nichts. Und ich leistete einen Schwur– den Schwur erst zu ruhen, wenn ich ihre Tochter gefunden und ihr zurückgebracht hatte.

Ich verabschiedete mich und ging hinaus. Brad Osborne folgte mir. »In ihr ist seit jener Nacht etwas zerbrochen«, sagte er. »Ich bitte Sie, Marshal, tun Sie alles, um ihr Ann zurückzubringen.«

»Ich werde mein Möglichstes tun«, versprach ich, saß auf und ritt an. Ich kehrte zur Wilson Farm zurück und folgte von ihr aus dem Creek nach Osten. Wildnis umgab mich. Im Ufergebüsch zwitscherten Vögel. Das Land war hügelig. Der Wind kam von Westen. Es gab einige Hufabdrücke, aber ich wusste nicht, ob sie von den Banditen stammten. Weit vor mir erhob sich Wald. Das Land stieg an. Die dunkle Front des Waldes wirkte bedrohlich. Ich hielt an und ließ meinen Blick schweifen. Aber da war nichts, das auf Gefahr hingedeutet hätte. Ich verspürte Anspannung und war darauf eingestellt, gedankenschnell zu reagieren. Langsam ritt ich weiter. Ungeschoren erreichte ich den Waldrand.

Als ein Mann aus dem Unterholz trat, fuhr meine Hand zum Gewehr. Er hielt die Winchester in der Armbeuge. Der Lauf wies schräg zum Boden. Der Mann rief: »Lassen Sie Ihr Gewehr ruhig stecken, Marshal. Mein Name ist Campbell. Die Bande hat meine Farm überfallen und meinen Jungen geraubt.«

Ich hielt inne, meine Hand sank nach unten. Unabhängig davon wäre ich niemals schnell genug gewesen. Wenn er sich als Feind entpuppt hätte, wäre er mir gegenüber auf jeden Fall im Vorteil gewesen. Ich legte beide Hände übereinander auf das Sattelhorn und beugte mich etwas im Sattel nach vorn. »Sie reiten auf der Spur der Bande?«

»Ja. Ich will meinen Jungen zurückholen.«