U.S. Marshal Bill Logan, Band 83: Marshal Logan und der verschollene Bruder - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan, Band 83: Marshal Logan und der verschollene Bruder E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan Band 83 Marshal Logan und der verschollene Bruder Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book © by Author www.Haberl-Peter.de © der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen www.AlfredBekker.de Wyatt Hastings saß im Hof des Mietstalles ab. Der Mann war verstaubt und verschwitzt. Seine Bewegungen muteten ungelenk an. Er nahm das Tier an der Trense und führte es durch das Tor. Im Stall war es düster. Der Geruch von Heu und Pferdeausdünstung schlug Hastings entgegen. Der Stallmann saß auf einer Futterkiste und reparierte ein Zaumzeug. Jetzt erhob er sich und ging Hastings entgegen. »Hallo, Stall«, sage Wyatt Hastings staubheiser. »Hallo, Fremder.« Der Stallmann musterte aufmerksam den hochgewachsenen Mann mit dem tiefgeschnallten Revolver. Tagealte Bartstoppeln bedeckten Kinn und Wangen von Hastings, seine Augen waren entzündet, seine Lippen rissig. Von ihm ging etwas Raubtierhaftes aus. Der Stallmann erkannte, dass es sich bei dem Fremden um einen zweibeinigen Wolf handelte… »Selten, dass sich jemand nach Childress verirrt«, sagte der Stallbursche. »Oder hat Sie ein besonderer Grund hierher verschlagen?« Hastings rückte sich den Stetson ein wenig aus der Stirn. »Wie weit ist es von hier aus bis zum Mulberry Creek?«, fragte er, ohne auf die Frage des Stallmannes einzugehen. »Bis zu seiner Mündung etwa vierzig Meilen. Wenn Sie natürlich den Fluss hinauf wollen, können es einige Meilen mehr werden. Der Mulberry Creek entspringt etwa zwanzig Meilen östlich von Amarillo.« Hastings schnallte seine Satteltaschen los und legte sie sich über die Schulter. »Ich werde nur diese Nacht in der Stadt bleiben. Morgen früh reite ich weiter.« Er zog die Winchester aus dem Scabbard. »Gibt es in Childress einen Sheriff oder Town Marshal?« Der Stallmann kniff die Augen ein wenig zusammen, schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein. Es gibt ein paar Männer, die sich zu einer Bürgerwehr zusammengeschlossen haben. Im Übrigen geht es hier ruhig und friedlich zu. Müssen Sie das Gesetz fürchten?« Hastings presste einen Augenblick die Lippen zusammen. »Nein«, erwiderte er dann, wandte sich ab und verließ den Stall. Der Stallmann blickte ihm hinterher. In seinem Gesicht arbeitete es. Schließlich nahm er das Pferd am Zaumzeug und führte es zu einer leeren Box. Er verspürte ein ungutes Gefühl. Etwas ging von dem Fremden aus, was ihm nicht gefiel.

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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 83

Marshal Logan und der verschollene Bruder

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171888

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Marshal Logan und der verschollene Bruder

Band 83 Marshal Logan und der verschollene Bruder

Wyatt Hastings saß im Hof des Mietstalles ab. Der Mann war verstaubt und verschwitzt. Seine Bewegungen muteten ungelenk an. Er nahm das Tier an der Trense und führte es durch das Tor. Im Stall war es düster. Der Geruch von Heu und Pferdeausdünstung schlug Hastings entgegen.

Der Stallmann saß auf einer Futterkiste und reparierte ein Zaumzeug. Jetzt erhob er sich und ging Hastings entgegen. »Hallo, Stall«, sage Wyatt Hastings staubheiser.

»Hallo, Fremder.« Der Stallmann musterte aufmerksam den hochgewachsenen Mann mit dem tiefgeschnallten Revolver. Tagealte Bartstoppeln bedeckten Kinn und Wangen von Hastings, seine Augen waren entzündet, seine Lippen rissig. Von ihm ging etwas Raubtierhaftes aus. Der Stallmann erkannte, dass es sich bei dem Fremden um einen zweibeinigen Wolf handelte…

»Selten, dass sich jemand nach Childress verirrt«, sagte der Stallbursche. »Oder hat Sie ein besonderer Grund hierher verschlagen?«

Hastings rückte sich den Stetson ein wenig aus der Stirn. »Wie weit ist es von hier aus bis zum Mulberry Creek?«, fragte er, ohne auf die Frage des Stallmannes einzugehen.

»Bis zu seiner Mündung etwa vierzig Meilen. Wenn Sie natürlich den Fluss hinauf wollen, können es einige Meilen mehr werden. Der Mulberry Creek entspringt etwa zwanzig Meilen östlich von Amarillo.«

Hastings schnallte seine Satteltaschen los und legte sie sich über die Schulter. »Ich werde nur diese Nacht in der Stadt bleiben. Morgen früh reite ich weiter.« Er zog die Winchester aus dem Scabbard. »Gibt es in Childress einen Sheriff oder Town Marshal?«

Der Stallmann kniff die Augen ein wenig zusammen, schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein. Es gibt ein paar Männer, die sich zu einer Bürgerwehr zusammengeschlossen haben. Im Übrigen geht es hier ruhig und friedlich zu. Müssen Sie das Gesetz fürchten?«

Hastings presste einen Augenblick die Lippen zusammen. »Nein«, erwiderte er dann, wandte sich ab und verließ den Stall. Der Stallmann blickte ihm hinterher. In seinem Gesicht arbeitete es. Schließlich nahm er das Pferd am Zaumzeug und führte es zu einer leeren Box. Er verspürte ein ungutes Gefühl. Etwas ging von dem Fremden aus, was ihm nicht gefiel.

*

Es war finster. Aus den Fenstern einiger Häuser fiel Licht. Die Main Street von Childress war wie leergefegt. Ben Miller und Glenn Rossiter zügelten am Ortsrand die Pferde.

»Was ist das für ein verschlafenes Nest?«, fragte Ben Miller. »Hier, scheint mir, liegt der Hund begraben.«

»Wir werden es sicher gleich wissen«, versetzte Rossiter und trieb sein Pferd an. Miller folgte. Der knöcheltiefe Staub auf der Straße schluckte den Hufschlag. Zu beiden Seiten der Fahrbahn reihten sich die Häuser aneinander. Irgendwo bellte ein Hund. Das Weinen eines Kindes war zu vernehmen. Beim Saloon hielten die beiden Reiter an. Das Durcheinander vieler Stimmen trieb auf die Straße. Manchmal war Gelächter zu hören. Miller und Rossiter saßen ab und banden ihre Pferde an den Hitchrack. Sattelsteif gingen sie in den Saloon. An einigen Tischen saßen Männer. Die Luft war vom Tabakrauch geschwängert. Die Unterhaltungen erstarben, die beiden Fremden wurden angestarrt. Sie sahen ziemlich mitgenommen aus. Um ihre Hüften lagen Revolvergurte, in den Holstern steckten schwere, langläufige Schießeisen. Sporenklirrend gingen sie zum Tresen.

Der Keeper nickte den beiden zu.

»Gib uns zwei Bier«, forderte Miller und legte seine Hände auf den Handlauf aus Messing.

Rossiter holte sein Rauchzeug aus der Jackentasche und begann, sich eine Zigarette zu drehen. Die Gäste verloren das Interesse an den beiden Fremden und nahmen ihre Unterhaltungen wieder auf. Nachdem der Keeper die beiden Kerle bedient hatte und sie durstig getrunken hatten, sagte Rossiter: »Wie heißt dieser Ort?«

»Childress«, antwortete der Keeper.

»Wir reiten auf der Fährte eines Mannes. Er wird vom Gesetz gesucht. Seine Spur führt hierher. Er ist Anfang der Dreißig und dunkelhaarig. Ist dieser Mann in diesem Nest angekommen?«

Der Keeper nickte. »Heute Nachmittag. Er hat im Hotel ein Zimmer gemietet. Sein Name ist Mitch Hunter. Vom Stallmann weiß ich, dass er morgen früh weiterreiten will.«

»Sein Name ist Wyatt Hastings«, versetzte Ben Miller rau. »Er hat bei San Angelo einen Mann ermordet und auf seinen Kopf sind tausend Dollar Prämie ausgesetzt.«

»Reiten Sie für das Gesetz?«, fragte der Keeper.

»Eigentlich ja«, knurrte Miller. »Allerdings tragen wir keinen Stern.« Er grinste hart. »Uns legitimiert der Steckbrief. Wo finden wir das Hotel?«

»Fünf Häuser die Straße hinunter.«

»Holen wir uns Hastings«, stieß Miller hervor, nahm noch einen Schluck von seinem Bier und nickte seinem Gefährten zu. Die beiden setzten sich in Bewegung und verschwanden nach draußen. Knarrend und quietschend schlugen hinter ihnen die Türpendel aus. Ihre harten Absätze riefen ein hallendes Echo auf den Bohlen des Vorbaus wach.

Sie holten ihre Gewehre aus den Scabbards und repetierten. Dann gingen sie am Rand der Fahrbahn entlang. In der Hotelhalle brannte Licht. »Warte hier«, sagte Ben Miller, und während Glenn Rossiter im Schatten eines Vorbaudaches zurückblieb, überquerte er die Straße und betrat gleich darauf das Hotel.

Die Rezeption war verwaist. Eine Treppe, die mit einem roten Teppich ausgelegt war, führte ins obere Geschoss. Miller schlug mit der flachen Hand auf die Glocke. Es dauerte nicht lange, dann kam ein glatzköpfiger Mann aus einer Tür. Er grüßte und ging hinter die Rezeption. »Möchten Sie ein Zimmer mieten?«

»Ich suche Mitch Hunter. So nennt er sich zumindest. Er wohnt hier im Hotel. Welches Zimmer?«

Der Hotelier zog den Kopf zwischen die Schultern. »Ich will keinen Ärger hier im Hotel. Darum…«

»Welches Zimmer?«, kam es ungeduldig von Miller.

Der Hotelier schluckte krampfhaft. »Vier. Es ist die zweite Tür auf der rechten Korridorseite.«

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging Miller zur Treppe und stieg sie hinauf. Im Flur oben brannten zwei Laternen, die an der Wand befestigt waren. Das Licht reichte, um Einzelheiten erkennen zu können. Es gab insgesamt sechs Türen.

Bei der zweiten Tür auf der rechten Seite des Korridors blieb Miller stehen. Er lauschte. Dann trat ein entschlossener Zug in sein Gesicht, seine Hand legte sich auf den Türknopf. Die Tür ließ sich nicht öffnen.

Miller fackelte nicht lange. Er warf sich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Tür, und sie hielt seinem Anprall nicht stand. Krachend flog sie nach innen auf. Miller glitt sofort zur Seite und gelangte in die Deckung der Wand. »Wir haben dich eingeholt, Hastings. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du gibst auf, oder wir schicken dich zur Hölle. Auf deinem Steckbrief steht tot oder lebendig.«

Im Zimmer blieb es ruhig.

Miller stieß scharf die Luft durch die Nase aus. »Du sitzt wie eine Ratte in der Falle, Hastings. Komm waffenlos und mit erhobenen Händen heraus.«

Die Worte verhallten. Im Zimmer rührte sich nichts. Miller zog die Unterlippe zwischen die Lippen und kaute darauf herum. Seine Nerven waren angespannt. Jeder seiner Sinne war aktiviert. Das Gewehr hielt er an der Hüfte im Anschlag. Vorsichtig schob er sich um den Türstock, darauf gefasst, sich sofort zur Seite zu werfen, sollte im Zimmer ein Mündungsfeuer aufglühen.

Aber nichts geschah. Der Vorhang vor dem Fenster wurde vom Luftzug bewegt. Das Fenster war in die Höhe geschoben. Miller beugte sich hinaus. Unter ihm lag der Hof und es war finster wie im Schlund der Hölle. Die Dunkelheit mutete fast stofflich und greifbar an.

Miller zuckte zusammen, als es vorne auf der Straße knallte. Die Detonation stieß durch die Stadt und wurde von den Echos vervielfältigt. Es hörte sich an wie ein Gruß aus der Hölle. Und in den verklingenden Hall hinein erklang trommelnder Hufschlag, der sich schnell entfernte.

Ben Miller rannte aus dem Zimmer, stürmte die Treppe hinunter und hinaus auf die Straße. »Glenn, was ist geschehen?« Seine Stimme entfernte sich von ihm und versank. Das Hufgetrappel war nur noch ganz fern zu vernehmen.

»Er ist abgehauen!«, ertönte es aus der Dunkelheit. »Ich habe auf ihn geschossen, ihn aber verfehlt. Der Bastard muss uns beobachtet haben, als wir in die Stadt kamen.« Auf der anderen Straßenseite löste sich Glenn Rossiters Gestalt aus der Finsternis. Unter seinen Stiefelsohlen knirschte der feine Sand auf der Straße. Die beiden Kopfgeldjäger trafen sich mitten auf der Main Street. Rossiter deutete die Straße hinunter. »Er jagte aus der Einfahrt dort vorne. Wahrscheinlich der Mietstall. Verdammt! Wir waren so nahe dran an dem Schuft.«

»Komm.« Ben Miller setzte sich in Bewegung. Die beiden erreichten den Mietstall. Neben dem Stalltor hing eine Laterne, die einen gelben Lichtklecks an die Stallwand und auf den Boden warf. Auch im Stall brannte eine Laterne. Sie hing an einem der Tragebalken und blakte.

Miller und Rossiter betraten den Stall. Nur im unmittelbaren Umkreis der Laterne war es hell. Miller rief nach dem Stallmann. Eine Tür knarrte, Licht fiel auf den Mittelgang, der Stallbursche kam aus dem Verschlag, der ihm als Unterkunft diente. Er trug eine Laterne. Quietschend schaukelte sie am Drahtbügel. Licht und Schatten flossen ineinander.

»Was ist los in dieser Nacht?«, brabbelte der Stallbursche. »Erst kommt dieser Mitch Hunter, sattelt sein Pferd und verschwindet wie ein geölter Blitz. Ein Schuss fällt. Und jetzt taucht ihr auf und brüllt nach mir. Ist plötzlich der Teufel los in Childress?«

Auf die beiden Kopfgeldjäger fiel das Licht der Laterne und umriss ihre Gestalten. Ihre Augen glitzerten wie Glas. »Hat Hastings geäußert, wohin er will?«, fragte Miller.

»Hastings?«

»Das ist Hunters richtiger Name. Wyatt Hastings. Er wird vom Gesetz gesucht und ist tausend Dollar wert. Du hast sicher mit ihm gesprochen, Oldman, als er sein Pferd bei dir unterstellte. Nannte er ein Ziel?«

Der Stallmann kratzte sich mit der Linken am Hals. »Er wollte wissen, wie weit es noch bis zum Mulberry Creek wäre.«

»Wo finden wir den Creek?«

»Reiten Sie zehn Meilen nach Norden, und folgen dann dem Fluss nach Westen. Nach vierzig Meilen etwa stoßen sie auf die Mündung des Mulberry Creek. Er kommt von Nordwesten.«

»Gibt es dort Farmen oder Ranches?«

Der Stallmann zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Hunter– ich meine Hastings– sagte mir auch nicht, was ihn zum Mulberry Creek treibt. Aber die Regierung hat hier im Panhandle an vielen Flüssen Land zu Besiedlung freigegeben. Warum nicht auch am Mulberry Creek? Was hat Hastings denn ausgefressen?«

»Er hat in der Nähe von San Angelo einen Mann ermordet.«

Miller und Rossiter verließen den Mietstall…

*

Wyatt Hastings zerrte sein Pferd in den Stand. Das Pochen der Hufe endete. Hastings lauschte. Hinter ihm blieb es ruhig. Er hatte zufällig am Hotelfenster gestanden, als die beiden Reiter vor dem Saloon anhielten. In ihm hatten die Alarmglocken angeschlagen. Und dann waren die beiden Kerle auf die Straße gekommen und hatten die Richtung zum Hotel genommen.

Hastings ahnte, was die Stunde geschlagen hatte. Er war kurzerhand aus dem Fenster gesprungen und zum Mietstall gelaufen…

Der frische Nachtwind streifte Wyatt Hastings' Gesicht. Feines Säuseln erfüllte die Luft. Am wolkenlosen Himmel glitzerten die Sterne. Der Mond stand über den Hügeln im Süden. Sein Licht versilberte die Hügelflanken.

Hastings fragte sich, ob es sich bei den beiden Reitern um Männer des Gesetzes gehandelt hatte. Sein Steckbrief hing in allen Städten aus. Und es waren sicher nicht nur Gesetzeshüter, die hinter ihm her waren. Er war vogelfrei. Jeder, der ihn erkannte, durfte ohne Warnung auf ihn schießen.

Wyatt Hastings ritt weiter. Seine Gedanken schweiften zurück. Er hatte im Sattel der Twin Buttes Ranch gesessen. Jeff Bannister hatte ein halbes Dutzend von seiner Sorte beschäftigt. Revolvermänner, die die Interessen der Twin Buttes Ranch vertraten.

Es gab Spannungen zwischen der Twin Buttes Ranch und den Siedlern am Concho River. Mit seiner Revolvermannschaft hielt Jeff Bannister die Siedler in Schach. Dann kam dieser unselige Abend im Silvermoon Saloon in San Angelo. Er, Wyatt Hastings, war mit einem Smallrancher wegen eines Animiergirls in Streit geraten. James Lockwood hatte ihn schmählich verprügelt. Und zwei Tage später war James Lockwood tot. Jemand hatte ihm eine Kugel zwischen die Schulterblätter geknallt. Als Mörder kam nur er in Frage. Der Sheriff war auf die Twin Buttes Ranch gekommen um ihn festzunehmen. Ihm war die Flucht gelungen. Und er war der Meinung gewesen, sämtliche Verfolger abgehängt zu haben. Wochenlang zog er kreuz und quer durchs Land…

Es war ein Trugschluss. Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt. Wie mit einer tonnenschweren Last legte sich diese Erkenntnis auf ihn.

Mit einem Schenkeldruck trieb Hastings das Pferd an. Die Schatten der Nacht ringsum schienen Unheil zu verkünden. Fledermäuse zogen ihre lautlosen Bahnen auf der Jagd nach Beute. Dumpf pochten die Hufe, die Gebisskette klirrte. Einsamkeit umgab den Reiter. Seine Zukunft lag so dunkel wie die Nacht vor ihm. Sieben Jahre war es her, seit er seinen Vater und seine Schwester nicht mehr gesehen hatte. Jane hatte damals einen Mann namens Jim Carter geheiratet und war mit ihm zum Mulberry Creek gezogen, wo Carter eine Pferderanch gegründet hatte. Auch Lionel Hastings, sein Vater, hatte Sweetwater verlassen, um am Mulberry Creek zu leben. Er, Wyatt Hastings, war seiner eigenen Wege gegangen.

Es waren nicht immer gerade Wege gewesen, die er beschritten hatte. Und schließlich begann er, seinen Revolver zu vermieten. Wer am meisten bot, erhielt den Zuschlag. Und er vertrat die Interessen seines Brötchengebers mit Nachdruck. So half er auch, am Concho River dem Willen Jeff Bannisters Geltung zu verschaffen. Allzu große Skrupel kannte er nicht.

Nun schien sich sein Schicksal in einer Sackgasse verfahren zu haben. Wie würden ihn sein Vater und seine Schwester aufnehmen? Sieben Jahre hatte es kein Lebenszeichen von ihm gegeben. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete. Vielleicht lebten sie gar nicht mehr am Mulberry Creek.

Hastings hielt wieder an und sicherte hinter sich. Aber wie es schien, wurde er nicht verfolgt. Er trieb das Pferd wieder an.

Sie werden Fragen stellen, sagte er sich. Was wirst du ihnen antworten? Dass du ein Glücksritter geworden bist, einer, der von der Schnelligkeit seines Revolvers lebt? Ist es überhaupt gut, wenn du zum Mulberry Creek reitest? Bleiben kannst du sowieso nicht. Dazu sitzen dir deine Verfolger zu dicht auf den Fersen…

Es waren unerfreuliche Gedanken, die er spann. Resignation wollte ihn befallen. Sicher führten Jane und sein Vater ein Leben in Ruhe und Frieden. Er würde in ihr Leben einbrechen wie ein Wolf in einen Schafpferch.

Wyatt Hastings merkte nicht, wie die Zeit verrann. Meile um Meile trug ihn das Pferd nach Norden. Ein Buschgürtel schälte sich vor ihm aus der Dunkelheit. Wenig später verhielt er vor einem schmalen Fluss. Das Wasser hatte im Mondlicht die Farbe von flüssiger Bronze. Der schwache Wind ließ das Laub des Ufergebüsches rascheln. Das Murmeln des Flusses erfüllte die Nacht. Hastings saß ab. Westlich von ihm buckelten Hügel. Zwischen ihnen hindurch hatte sich der Fluss sein Bett gegraben. Der Mann band das Pferd an den Ast eines Strauches und schnallte seine Decke vom Sattel. Das Tier schnaubte. Hastings tätschelte ihm den Hals, nahm ihm den Sattel ab, dann breitete er seine Decke am Boden aus, rollte sich hinein und benutzte den Sattel als Kopfkissen. Er fand keinen Schlaf. Quälende Gedanken stürmten auf ihn ein und verhinderten immer wieder, dass er einschlief.

Die Nacht lichtete sich, die Sterne verblassten, die Natur erwachte zum Leben. Im Ufergebüsch fingen die Vögel an zu zwitschern. Wyatt Hastings erhob sich. Er fühlte sich wie gerädert. Nachdem er sich gedehnt und gereckt hatte, sattelte er sein Pferd. Ein heller Streifen über dem östlichen Horizont kündigte den Sonnenaufgang an. Über dem Fluss hingen weiße Nebelbänke.

Der Mann ritt nach Westen. Der Tag vertrieb die Nacht endgültig nach Westen. Im Osten spiegelte der Himmel die ganze Scala seiner Farben wider. Es wurde warm, Mücken begannen Wyatt Hastings zu umschwärmen und piesackten ihn.

Das Land, das ihn umgab, war hügelig. Der Boden war von kniehohem Gras bedeckt. Auf den Hügelflanken wuchsen hüfthohe Sträucher. Hier und dort erhob sich ein Felsen aus dem Boden. Manchmal sah Wyatt Hastings Rudel von Rindern.