Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
U.S. Marshal Bill Logan Band 84 Blutige Gerechtigkeit Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G. F. Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G. F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book © by Author www.Haberl-Peter.de © der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen www.AlfredBekker.de Die Herde ergoss sich aus dem Einschnitt zwischen zwei Hügeln in die Senke. Fast dreitausend Hufe wühlten den Boden auf. Brüllen, Muhen und das Blöken von Kälbern erfüllte die Luft, Horn klapperte, buschige Schwanzenden peitschten über knochigen Rücken. Drei Reiter trieben die Herde. Ein vierter Mann fuhr den Planwagen, der der Herde folgte. Vier Pferde zogen das Fuhrwerk. Mit ihm wurde alles befördert, was die Reiter auf ihrem Herdentrieb benötigten; Campzeug, Vorräte, Werkzeug – eben alles, was die kleine Mannschaft unabhängig machte und es ihr ermöglichte, die Wildnis zu durchqueren. Warren Donegan zügelte sein Pferd und schaute sich um. Die Weide war üppig. Es gab einen schmalen Creek, an dem die Rinder ihren Durst stillen konnten. Donegan beschloss, an diesem Platz eine Weile zu bleiben. Was er damit heraufbeschwor, konnte er nicht ahnen … Die Rinder liefen auseinander und begannen zu weiden. John Hannah, der das Fuhrwerk lenkte, zerrte an den langen Zügeln. Der Planwagen kam zum Stehen. Swift Bellow und Gary Stanton ritten heran. Tagealte Bartstoppeln wucherten in den Gesichtern der Cowboys. Staub verklebte ihre Poren und hatte ihre Augen entzündet. »Wir bleiben ein paar Tage hier«, rief Warren Donegan. Er war Besitzer der Herde. Der Fünfzigjährige war mit seinen Männern und der Herde auf dem Weg nach Kansas, um dort oben einen Platz zu finden, an dem er eine Ranch gründen konnte. Sie kamen aus der Gegend von Logan. Am Brazos River war Donegan gescheitert. Ein unduldsamer, despotischer Großgrundbesitzer setzte ihm zu, bis er aufgab und sich auf den Weg nach Norden machte.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2014
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
U.S. Marshal Bill Logan
Band 84
Blutige Gerechtigkeit
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171895
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Blutige Gerechtigkeit
Die Herde ergoss sich aus dem Einschnitt zwischen zwei Hügeln in die Senke. Fast dreitausend Hufe wühlten den Boden auf. Brüllen, Muhen und das Blöken von Kälbern erfüllte die Luft, Horn klapperte, buschige Schwanzenden peitschten über knochigen Rücken.
Drei Reiter trieben die Herde. Ein vierter Mann fuhr den Planwagen, der der Herde folgte. Vier Pferde zogen das Fuhrwerk. Mit ihm wurde alles befördert, was die Reiter auf ihrem Herdentrieb benötigten; Campzeug, Vorräte, Werkzeug– eben alles, was die kleine Mannschaft unabhängig machte und es ihr ermöglichte, die Wildnis zu durchqueren.
Warren Donegan zügelte sein Pferd und schaute sich um. Die Weide war üppig. Es gab einen schmalen Creek, an dem die Rinder ihren Durst stillen konnten. Donegan beschloss, an diesem Platz eine Weile zu bleiben. Was er damit heraufbeschwor, konnte er nicht ahnen…
Die Rinder liefen auseinander und begannen zu weiden. John Hannah, der das Fuhrwerk lenkte, zerrte an den langen Zügeln. Der Planwagen kam zum Stehen. Swift Bellow und Gary Stanton ritten heran. Tagealte Bartstoppeln wucherten in den Gesichtern der Cowboys. Staub verklebte ihre Poren und hatte ihre Augen entzündet.
»Wir bleiben ein paar Tage hier«, rief Warren Donegan. Er war Besitzer der Herde. Der Fünfzigjährige war mit seinen Männern und der Herde auf dem Weg nach Kansas, um dort oben einen Platz zu finden, an dem er eine Ranch gründen konnte. Sie kamen aus der Gegend von Logan. Am Brazos River war Donegan gescheitert. Ein unduldsamer, despotischer Großgrundbesitzer setzte ihm zu, bis er aufgab und sich auf den Weg nach Norden machte.
»Hoffentlich nimmt die Weide nicht schon jemand für sich in Anspruch«, gab Swift Bellow zu bedenken.
Warren Donegan zuckte mit den Schultern. »Es gibt hier genügend Weideland. Wir nehmen niemand etwas weg, wenn die Rinder das Gras hier fressen. Kein vernünftiger Mensch wird etwas dagegen haben.– Wir campieren beim Creek.«
John Hannah trieb die Gespannpferde wieder an. Das Gefährt rumpelte über die Bodenunebenheiten hinweg. Die Reiter schlossen sich an. Beim Creek wuchsen Büsche. Die Männer saßen ab und ließen ihre Pferde saufen. Dann wuschen sie sich Staub und Schweiß aus den Gesichtern. Schließlich machten sie sich daran, ihr Camp aufzuschlagen. Ein Seilcorral für die Reservepferde wurde errichtet, der zum Creek hin offen war. Zelte wurden errichtet, John Hannah stellte ein eisernes Dreibein auf, sammelte Holz und entzündete ein Feuer. Sein Job war es, täglich für drei Mahlzeiten zu sorgen.
Die Sonne stand weit im Westen. Es war warm. Im Gras zirpten die Grillen. Swift Bellow und Gary Stanton ritten um die Herde herum.
»Wir brauchen neue Vorräte, Boss«, sagte John Hannah. Er hatte eine Pfanne an das Dreibein gehängt und löffelte Fett hinein. »Mehl, Zucker, Salz, Kaffee…«
Donegan holte eine Landkarte aus der Satteltasche und breitete sie auf der heruntergeklappten hinteren Bordwand des Fuhrwerks aus. John Hannah trat neben ihn. Donegan legte seinen Zeigefinger auf einen bestimmten Punkt der Karte. »Amarillo«, sagte er. »Wir sind daran vorbeigezogen. Bei dem Fluss muss es sich um den Antelope Creek handeln. Jenseits des Canadian liegt Sanford. Dort besorgen wir morgen die notwendigen Dinge.«
»In Ordnung«, knurrte Hannah, rückte sich den Hut etwas aus der Stirn und ging zum Feuer. Das Fett brutzelte in der Pfanne. Der Cowboy stieg auf den Wagen.
Donegan faltete die Landkarte wieder zusammen und verstaute sie in der Satteltasche. Pochender Hufschlag erklang und der Viehzüchter drehte den Kopf. Gary Stanton ritt heran. Er zügelte bei Donegan und deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Reiter, Boss. Sie beobachten uns.«
Warren Donegan schaute in die angegebene Richtung. Die drei Reiter verhielten auf einer niedrigen Anhöhe. Einzelheiten konnte Donegan nicht erkennen.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Stanton.
»Warum immer gleich so pessimistisch, Gary? Reiten wir hin und sprechen mit ihnen.« Donegan schwang sich in den Sattel und zog sein Pferd herum. Mit einem Schenkeldruck trieb er es an. Gary Stanton folgte ihm. Sie ließen die Pferde traben. Wenig später erreichten sie die drei Reiter. Es waren Cowboys. Donegan und Stanton zerrten ihre Pferde in den Stand, Donegan griff an die Krempe seines Hutes. »Howdy. Mein Name ist Donegan– Warren Donegan. Das ist meine Herde. Wir werden einige Tage auf diesem Platz bleiben.«
»Es ist das Weideland der Broken Arrow Ranch«, erklärte einer der Cowboys. »Ranchboss ist Jed Mason. Ich weiß nicht, ob er damit einverstanden ist, wenn Ihre Rinder das Gras der Broken Arrow fressen.«
»Was sollte er dagegen einzuwenden haben?«, fragte Donegan. Er legte die Hände übereinander auf das Sattelhorn. Sein Pferd trat auf der Stelle und peitschte mit dem Schweif.
»Ich weiß es nicht«, antwortete der Cowboy. »Wir werden ihn jedenfalls davon in Kenntnis setzen müssen, dass eine fremde Herde auf dem Land der Broken Arrow steht.«
»Wir sind auf dem Weg nach Norden«, sagte Donegan. »Es ist ein altes Gesetz, dass durchziehende Herden freies Weiderecht genießen. Das Gras wächst wieder nach. Außerdem sehe ich nirgends Rinder, die diese Weide nutzen.«
»Die Broken Arrow benötigt eine Menge Heu für den Winter«, versetzte der Cowboy. »Dafür ist unter anderem das Gras dieser Weide bestimmt. Wenn Ihre Rinder es jedoch fressen und niedertreten…«
Der Cowboy brach ab.
Donegan schürzte die Lippen. »Wir müssen über dieses Land. Wie ich schon sagte: Das Gras wächst wieder nach. Es ist auch keine Angelegenheit von prinzipieller Bedeutung. In einigen Tagen ziehen wir weiter. Was also sollte dagegen einzuwenden sein, dass meine Herde für kurze Zeit hier am Creek steht?«
»Das muss Jed Mason entscheiden«, erwiderte der Cowboy und zerrte sein Pferd herum.
Die drei Weidereiter ritten davon. Donegans Brauen hatten sich düster zusammengeschoben. Mit nachdenklichem Ausdruck blickte er den Reitern hinterher. In seinen Mundwinkeln hatten sich dunkle Kerben gebildet.
»Waren nicht gerade freundlich, die drei Gentlemen«, murmelte Gary Stanton.
»Niemand kann uns das Recht streitig machen, über dieses Land zu ziehen«, versetzte Warren Donegan. »Wir sollten uns also keine grauen Haare wachsen lassen.«
Stanton schaute skeptisch.
*
Es waren ein halbes Dutzend Reiter von der Broken Arrow Ranch, die um die Mitte des Vormittags in die Senke ritten, in der die Donegan-Herde graste.
Swift Bellow und Gary Stanton ritten ihnen entgegen.
Die Männer musterten sich gegenseitig, schätzten sich ein, machten sich ein Bild, und schließlich sagte einer der Reiter von der Broken Arrow Ranch: »Mein Name ist Steven Caldridge. Ich bin Vormann auf der Broken Arrow.«
»Wir reiten für Warren Donegan«, antwortete Swift Bellow. »Auf dem Weg nach Norden haben wir hier Rast gemacht. Die Rinder sind in den vergangenen Wochen ziemlich vom Fleisch gefallen. Sie brauchen ein paar Tage Ruhe.«
»Diese Weide ist für die Heuernte bestimmt«, erklärte Caldridge. »Wo ist euer Boss?«
»Er und John Hannah sind nach Sanford gefahren, um Vorräte einzukaufen.«
»Jed Mason duldet diese Herde nicht auf dem Land der Broken Arrow«, stieß Caldridge hervor. »Also treibt sie weiter. Treibt sie über den Canadian.«
Stanton verzog das Gesicht. »Was sollte es dagegen einzuwenden geben, dass die Herde ein paar Tage hier weidet?«
»Es ist Jed Masons Entscheidung. Das Land gehört der Panhandle Cattle Company. Als ihr die Herde auf dieses Weidegebiet getrieben habt, war das Landfriedensbruch. Also verschwindet. Heute Abend kommen wir wieder. Wenn ihr dann noch hier seid, machen wir euch Beine.«
»Verdammt, Caldridge, wir…«
Der Vormann fiel Swift Bellow schroff ins Wort: »Du hast es gehört, mein Freund. Ihr habt Zeit bis zum Sonnenuntergang. Wir wollen euch hier nicht. Also zieht weiter, oder wir jagen euch zum Teufel.«
Swift Bellow schob das Kinn vor. Grimmig rief er: »Unser Boss wird erst morgen aus Sanford zurückkehren. Solange werden wir die Herde nicht von der Stelle bewegen. Ob dir das nun passt oder nicht, Mister.«
»Na schön«, knurrte Caldridge. »Wir werden also kurzen Prozess machen.« Seine Stimme hob sich. »Jagt die Herde auseinander, Männer. Und macht das Camp dem Erdboden gleich.«
Die Reiter, die Caldridge begleiteten, trieben ihre Pferde an.
Gary Stanton knurrte eine Verwünschung, dann griff er nach dem Gewehr.
Caldridge zog den Colt. Ohne mit der Wimper zu zucken schoss er Stanton vom Pferd. Swift Bellow war einen Moment wie erstarrt, dann griff er nach dem Revolver. Es war mehr ein Reflex. Das Eisen in der Faust von Caldridge brüllte erneut auf. Bellow stürzte vom Pferd und krachte auf den Boden. Sein Pferd tänzelte erregt zur Seite und prustete.
»Fangt an, Leute!«, gebot Steven Caldridge. »Zerstreut die Herde in alle Winde!«
*
Gegen Mittag des folgenden Tages kehrten Warren Donegan und John Hannah aus Sanford zurück. Hannah fiel den Pferden, die das Fuhrwerk zogen, in die Zügel, als sie in die Senke fuhren. Die Herde und die Ersatzpferde waren verschwunden. Die Zelte am Creek waren niedergerissen.
»Großer Gott!«, entrang es sich Warren Donegan. In seinem Gesicht zuckte es. Verständnislosigkeit prägte seinen Blick, der in die Runde schweifte. Er schluckte würgend.
John Hannah erhob sich auf dem Wagenbock. »Swift und Gary haben höllischen Besuch erhalten, Boss«, stieß er hervor. »Im Gras liegen einige tote Rinder. Dieser Jed Mason hat– so scheint es– nicht lange auf sich warten lassen.«
Hannah setzte sich wieder und ließ die Zügel auf die Rücken der Gespannpferde klatschen. Er lenkte das Fuhrwerk zum Fluss. Ein Mann erhob sich aus dem Gras. Es war Swift Bellow. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Die Linien in seinem Gesicht schienen sich vertieft zu haben. Seine Weste war über der rechten Schulter dunkel vom eingetrockneten Blut verfärbt.
Bellow wartete, bis das Fuhrwerk bei ihm anhielt und das Poltern endete, dann rief er heiser: »Es waren die Leute von der Broken Arrow. Gary ist tot. Die Schufte haben die Herde zwischen die Hügel gejagt. Mir hat einer der Hurensöhne eine Kugel in die Schulter geknallt. Der Schmerz bringt mich fast um.«
Donegan und Hannah sprangen vom Wagen. Ihre Mienen drückten Entsetzen aus. »Gary ist tot?«, presste Warren Donegan hervor.
Swift Bellow nickte. »Dieser Caldridge hat ihm die Kugel mitten in die Brust geschossen. Die Hunde kannten keinen Pardon. Gary und ich hatten ihnen nichts entgegenzusetzen.«
»Verbinde seine Wunde, John«, gebot Donegan und schaute Bellow an. »Wo liegt Gary?«
Bellow zeigte ihm die Richtung. Donegan marschierte los. Wenige Minuten später stand er vor seinem toten Reiter. Die gebrochenen Augen Stantons starrten zum Himmel. Ein eisiger Schauer durchrann Warren Donegan. »Es tut mir Leid, Gary«, murmelte Donegan, und jedes Wort schien tonnenschwer zu wiegen in seinem Mund. »Das konnte ich nicht ahnen. Diese dreckigen Schweine. Ich werde deinen Mörder zur Rechenschaft ziehen. Das ist ein Versprechen, Gary. O verdammt!« Donegan richtete den Blick zum Himmel hinauf. Heiß stieg es in dem Viehzüchter empor. »Warum hast du das zugelassen, Herr? Gary hat nie einem Menschen etwas zuleide getan. Warum?«
In seiner Stimme lag ein hohes Maß an Verbitterung. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, seine Zähne knirschten übereinander. Warren Donegan spürte eine ohnmächtige Hilflosigkeit. Aber da noch etwas anderes. Es kam in rasenden, giftigen Wogen. Hass! Er überspülte das Bewusstsein des Mannes und begann ihn zu beherrschen.
Donegan wandte sich ab. Wie von Schnüren gezogen schritt er zum Fuhrwerk zurück. Eine zentnerschwere Last drohte ihn zu erdrücken. Swift Bellow saß mit nacktem Oberkörper am Boden. John Hannah reinigte die Wunde mit Whisky. Er sagte: »Die Kugel hat das Schlüsselbein zerschmettert und steckt in der Schulter. Wir müssen Swift nach Sanford zum Arzt bringen.«
»Vorher begraben wir Gary«, murmelte Donegan. Sein Innerstes war aufgewühlt. Angesichts dieses Irrsinns der brutalen Gewalt war er einem wahren Sturm seiner Empfindungen ausgesetzt. Er stieg auf den Wagen und holte eine Hacke und eine Schaufel.
»Lass mich erst Swift verbinden«, sagte John Hannah. »Dann helfe ich dir.«
»Ich fange schon mal an«, versetzte der Viehzüchter und ging davon.
»Er fühlt sich schuldig am Tod Garys«, grollte John Hannah.
Swift Bellow presste die Lippen zusammen. Der Tod des Gefährten ging ihm nahe.
John Hannah verband die Wunde. Dann half er seinem Boss, ein Grab auszuheben. Sie hüllten den Leichnam in eine Zeltplane und legten ihn in die Grube. Dann schaufelten sie Erdreich darüber. Zuletzt sprach Donegan ein Gebet. Sein Gesicht war wie aus Granit gemeißelt.
»Bring du Swift nach Sanford«, sagte er zu John Hannah. »Ich folge der Spur der Mörder.«
»Was hast du vor, Boss?«, fragte John Hannah.
»Ich werde Garys Mörder zur Rechenschaft ziehen«, antwortete Donegan, und es klang ausgesprochen entschlossen. »Wie, sagtest du, ist sein Name?«
»Steven Caldridge«, antwortete Swift Bellow. »Er ist Vormann auf der Broken Arrow. Der Ranchboss heißt Jed Mason.– Was du vorhast, ist Selbstmord, Boss. Diese Schufte kennen keine Menschlichkeit. Das haben sie bewiesen. Bringen wir Swift zum Doc, dann machen wir uns daran, die Herde zusammenzutreiben. Und dann…«
Der Cowboy brach ab, als Donegan ungeduldig abwinkte. Der Viehzüchter stieß hervor: »Der Mord an Gary verlangt Sühne. Es gab keinen Grund, Gary zu töten. Ich fände keine Ruhe.«
»Swift hat Recht«, sagte John Hannah. »Den Schuften ist nichts heilig. Sie werden auch dich töten, Boss.«
»Ich reite«, erklärte Donegan mit Nachdruck in der Stimme.
Wenig später brachen sie auf. Swift Bellow saß neben John Hannah auf dem Kutschbock. Donegan hatte eines der Pferde ausgeschirrt und dem Tier einen Reservesattel aufgelegt, der sich auf dem Fuhrwerk befunden hatte. Er trug einen Revolver am Gürtel, im Scabbard steckte eine Winchester. Was Warren Donegan im Herzen trug, war tödlicher als diese Waffen.
Die Fährte der Reiter zeichnete sich gut sichtbar im hohen Gras ab. Sie führte nach Osten…
*
Vor Warren Donegan lag die Broken Arrow Ranch. Es handelte sich um eine große Ranch mit einem stöckigen Wohnhaus. Bei der Mannschaftsunterkunft handelte es sich um einen langgezogenen, flachen Bau mit einem Dutzend Fenstern. Es gab eine Reihe von Schuppen, Scheunen und Stallungen. In zwei Corrals standen wohl an die hundert Pferde.
Aus der Schmiede erklangen helle Hammerschläge. Ranchhelfer waren bei der Arbeit. Bei einem der Corrals waren einige Cowboys mit den Pferden beschäftigt. Soeben kletterte ein Mann auf den Bock eines Schlutter-Wagens und griff nach den Zügeln.
Donegan hatte angehalten. Eine Weile beobachtete er das Treiben auf der Ranch. In den Fensterscheiben brach sich das Sonnenlicht. Stechmücken, die vom süßlichen Schweißgeruch angezogen wurden, piesackten Pferd und Reiter. Die kleinen Quälgeister ließen sich nicht vertreiben.
Donegan ruckte im Sattel. »Hüh.« Das Pferd ging an, trug ihn den Hügel hinunter, über den der Weg führte und nach wenigen Minuten ritt der Viehzüchter zwischen die Ranchgebäude. Beim Holm vor dem Haupthaus hielt er an. Einige Rancharbeiter beobachteten ihn. Donegan stieg vom Pferd und zog den Patronengurt in die Höhe, richtete das Holster und setzte sich in Bewegung. Er stieg die vier Stufen zur Veranda hinauf und klopfte gegen die Tür. Dann trat er ein.
Die Halle war leer. Donegan schaute sich um. Die Einrichtung führte ihm vor Augen, wie wohlhabend der Mann war, der diese Ranch leitete. Eine Treppe schwang sich nach oben. Hinter Donegan erklang eine raue Stimme: »Zu wem möchten Sie denn, Mister?«
Warren Donegan drehte sich um. Sein Blick erfasste einen hochgewachsenen, hageren Mann, der im Hof stand. Donegan ging bis zum Vorbaugeländer. »Mein Name ist Warren Donegan.« Seine Worte fielen wie Hammerschläge.