U.S. Marshal Bill Logan, Band 86: Es war kaltblütiger Mord - Pete Hackett - E-Book

U.S. Marshal Bill Logan, Band 86: Es war kaltblütiger Mord E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

U.S. Marshal Bill Logan Band 86 „Es war kaltblütiger Mord“ Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G. F. Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G. F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress. Der Himmel war bewölkt. In der Nacht hatte es geregnet. Ein frischer Wind wehte aus westlicher Richtung und trieb die Wolken vor sich her. Bill Brewster fröstelte es. Sie hatten ihm keine Zeit gelassen, sich wärmer anzuziehen. Gestern war seine Welt noch einigermaßen in Ordnung gewesen. Jetzt war er ein Gejagter, ein Verfemter. Immer wieder schaute er hinter sich. Das Blickfeld war durch die Anhöhen im Süden begrenzt. Das Pferd trug Brewster über eine Ebene. Ringsum dehnte sich ödes Land; Felsketten, Hügel, ausgetrocknete Bachläufe und steinige Senken. Spärliche Büschel harten Galletagrases, Dornengestrüpp, Kreosot- und Mesquitebüsche waren die ganze Vegetation. Es war ein Land, das der Teufel persönlich geschaffen zu haben schien. Die Gefahr konnte überall lauern, der Tod war allgegenwärtig … Brewster hielt auf eine Felskette zu. In ihm schlugen die Alarmglocken an. Er zügelte das Pferd. Die Hufschläge verstummten. Das Tier prustete. Der Mann ließ seinen hellwachen Blick über die Felswand gleiten, die sich von Westen nach Osten dehnte. Es gab dunkle Einschnitte, Schluchten und Risse. Über den zerklüfteten, bizarren Felsgipfeln flatterten einige Vögel. Ansonsten mutete das Land wie ausgestorben an. Bill Brewster trieb das Pferd an. Der kalte Atem der Gefahr, den die Felsen zu verströmen schienen, berührte ihn geradezu körperlich. Manchmal klirrte es, wenn ein Huf gegen einen Stein stieß. Das Gesicht des Mannes verriet Anspannung. Die Augen waren unablässig in Bewegung. Langsam rückten die Felsen näher. Eine enge Schlucht öffnete sich. Brewster zog die Winchester aus dem Scabbard und repetierte. Das harte, metallische Knacken mischte sich für einen Moment in das Pochen der Hufe. Der Mann stellte das Gewehr mit der Kolbenplatte auf seinen Oberschenkel und hielt es am Kolbenhals fest.

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2014

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U.S. Marshal Bill Logan

Band 86

Es war kaltblütiger Mord

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171918

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Es war kaltblütiger Mord

Band 86 Es war kaltblütiger Mord

Der Himmel war bewölkt. In der Nacht hatte es geregnet. Ein frischer Wind wehte aus westlicher Richtung und trieb die Wolken vor sich her. Bill Brewster fröstelte es. Sie hatten ihm keine Zeit gelassen, sich wärmer anzuziehen. Gestern war seine Welt noch einigermaßen in Ordnung gewesen. Jetzt war er ein Gejagter, ein Verfemter. Immer wieder schaute er hinter sich. Das Blickfeld war durch die Anhöhen im Süden begrenzt. Das Pferd trug Brewster über eine Ebene. Ringsum dehnte sich ödes Land; Felsketten, Hügel, ausgetrocknete Bachläufe und steinige Senken. Spärliche Büschel harten Galletagrases, Dornengestrüpp, Kreosot- und Mesquitebüsche waren die ganze Vegetation.

Es war ein Land, das der Teufel persönlich geschaffen zu haben schien. Die Gefahr konnte überall lauern, der Tod war allgegenwärtig…

Brewster hielt auf eine Felskette zu. In ihm schlugen die Alarmglocken an. Er zügelte das Pferd. Die Hufschläge verstummten. Das Tier prustete. Der Mann ließ seinen hellwachen Blick über die Felswand gleiten, die sich von Westen nach Osten dehnte. Es gab dunkle Einschnitte, Schluchten und Risse. Über den zerklüfteten, bizarren Felsgipfeln flatterten einige Vögel. Ansonsten mutete das Land wie ausgestorben an.

Bill Brewster trieb das Pferd an. Der kalte Atem der Gefahr, den die Felsen zu verströmen schienen, berührte ihn geradezu körperlich. Manchmal klirrte es, wenn ein Huf gegen einen Stein stieß. Das Gesicht des Mannes verriet Anspannung. Die Augen waren unablässig in Bewegung. Langsam rückten die Felsen näher. Eine enge Schlucht öffnete sich. Brewster zog die Winchester aus dem Scabbard und repetierte. Das harte, metallische Knacken mischte sich für einen Moment in das Pochen der Hufe. Der Mann stellte das Gewehr mit der Kolbenplatte auf seinen Oberschenkel und hielt es am Kolbenhals fest.

Die Echos verstärkten die Geräusche zwischen den Felswänden, die sich zu beiden Seiten fast senkrecht erhoben. Oben war ein Streifen des düsteren Himmels zu sehen. Brewster hatte das Gefühl, in ein riesiges, steinernes Grab hineinzureiten. Er verspürte ein seltsames Kribbeln zwischen den Schulterblättern.

In ihm war die Ruhelosigkeit des Gehetzten, die Rastlosigkeit eines Mannes, der ein Rudel hartgesottener und unerbittlicher Jäger auf seiner Fährte wusste.

Manchmal wurde die Schlucht etwas breiter, dann traten die Felsen wieder zusammen und bildeten nur schmale Durchlässe. Geröll bedeckte den Boden. Man konnte die Spuren des Wassers sehen, das in der Vergangenheit durch die Schneeschmelze oder wolkenbruchartige Regenfälle in die Schlucht gespült worden war und diese in einen reißenden Fluss verwandelt hatte.

Nach etwa dreihundert Yards endete die Schlucht. Brewster verhielt am Rand einer Senke. Das Pferd trat auf der Stelle und peitschte mit dem Schweif. Es schnaubte mit geblähten Nüstern und spielte mit den Ohren. Auf der anderen Seite der Senke buckelten Hügel, aus deren Kuppen sich ruinenähnliche Felsgebilde erhoben. Geröll- und Sandhänge schwangen sich in die Höhe. Dorniges Strauchwerk fristete ein kümmerliches Dasein.

»Hüh!« Brewster ruckte im Sattel. Der Fuchs, der ihn trug, setzte sich in Bewegung. Die Nerven des Reiters waren zum Zerreißen angespannt. Er verspürte körperliches Unbehagen. Für die Männer der Water Valley Ranch war er Freiwild. Er konnte nicht ausschließen, dass sie ihn überholt hatten, um ihm den Weg nach Norden zu verlegen. Und wenn er ihnen vor die Mündungen ritt, würde er nicht einmal mehr zum Denken kommen.

Eine Art resignierender Hoffnungslosigkeit wollte nach ihm greifen. Er gab sich einen Ruck. Seine Lippen bildeten nur einen messerrückenschmalen Strich. Hart traten die Backenknochen aus seinem Gesicht hervor. Ein herber Ausdruck hatte sich in seinen Mundwinkeln festgesetzt. Er spürte jetzt die Kälte nicht mehr. Hart hämmerte das Herz gegen seine Rippen.

Der Mann wusste nicht, was ihn auf der anderen Seite der Senke erwartete. Vielleicht waren es auch nur seine überreizten Sinne, die ihm Gefahr suggerierten. Nichts rührte sich zwischen den Hügeln. Das Pferd bewegte sich im Schritttempo. Die Anspannung, die Brewsters Nerven zum Schwingen brachte, wurde mit jedem Schritt des Tieres intensiver. Er hielt auf einen Einschnitt zwischen den Hügeln zu, erreichte ihn und ritt am Fuß eines der Steilhänge entlang.

Nichts geschah. Brewster lenkte das Pferd einen der Hügel hinauf und schaute zurück, doch er konnte keine Verfolger entdecken. Die Anspannung ließ ein wenig nach. Er ritt weiter und folgte den Windungen zwischen den Hügeln.

Das Peitschen eines Schusses sprengte die Stille. Brüllend antworteten die Echos. Das Pferd Brewsters brach wie vom Blitz getroffen zusammen und keilte am Boden liegend mit den Hufen aus. Der Mann, der gerade noch die Steigbügel abschütteln konnte, sprang zur Seite, um von den schlegelnden Hufen nicht getroffen zu werden. Das Tier wieherte gequält.

Der Knall eines zweiten Schusses stieß über Brewster hinweg. Die Kugel streifte ihn an der Schulter und hinterließ einen brennenden Schmerz. Auf einem Hügel, geschützt von Felsen, konnte Brewster einen seiner Gegner sehen. Eine Pulverdampfwolke zerflatterte vor dem Gesicht des Kerls. Bill Brewster gab einen Schnappschuss ab, dann spurtete er los. Wieder krachten Schüsse. Erdreich spritzte. Brewster spürte den sengenden Strahl eines der Geschosse an der Wange. Ein Querschläger quarrte durchdringend.

Schließlich erreichte Brewster die Deckung eines Felsens. Eine Kugel schrammte über das Gestein und hinterließ eine helle Spur. Das Jaulen des Projektils vermischte sich mit dem wummernden Knall. Dann verstummten die Waffen. In vielfältigen Echos verhallten die Detonationen.

In Brewsters Miene arbeitete es krampfhaft. In seinen Augen spiegelte sich wider, was hinter seiner Stirn vorging. Die Angst kam kalt und stürmisch wie ein Blizzard. Eine eisige Hand schien nach ihm zu greifen, sein Herz raste und jagte das Blut durch seine Adern. Brewster wusste, dass sein Leben keinen Pfifferling mehr wert war.

Doch wie es schien, wollten sie ihn nicht einfach nur töten. Dazu hätten sie soeben Gelegenheit gehabt. Eine Kugel war wohl zu schnell und zu schmerzlos für ihn. Sollte er hängen? Brewster schluckte krampfhaft beim Gedanken daran. Ein fiebriger Schauer durchrann ihn. Doch dann zwang er sich zu Ruhe und Besonnenheit. Er drehte den Kopf und ließ seinen Blick den Hang hinaufgleiten, der sich hinter ihm erhob. Einige Sträucher boten notdürftigen Schutz. Oben, auf dem Hügelkamm, erhoben sich Felsen. Was dahinter war, konnte Brewster nicht sehen.

Er lief los. Schüsse krachten. Wie giftige Hummeln pfiffen die Bleistücke heran. Brewster warf sich hinter einen Strauch und atmete schwer. Schweiß rann über seine Wangen.

Dann setzte er seine Flucht fort. Er rannte, als säße ihm der Leibhaftige im Genick. Seitenstechen stellte sich ein. Seine Lungen pumpten, seine Bronchien rasselten. Und dann dröhnten wieder Schüsse. Das rhythmische Krachen holte ihn ein und wurde über ihn hinweggeschleudert. Das Herz drohte ihm in der Brust zu zerspringen. Er begriff, dass sie sich einen Spaß daraus machten, ihn wie einen Hasen zu hetzen, um ihm am Ende gnadenlos den Todesstoß zu versetzen.

Die Flamme des Widerstandswillens loderte in ihm hoch. Er wollte nicht sterben. Als er auf Big Amos Stewart schoss, geschah dies in Notwehr. Er mobilisierte noch einmal alle seine Energien. Und es gelang ihm, den Hügel zu erklimmen und zwischen den Felsen Deckung zu finden.

*

Er sah einen der Kerle zwischen den Hügeln und schickte ihm eine Kugel. Atmung und Herzschlag hatten sich wieder normalisiert. Seine Angst hatte Bill Brewster überwunden. Er war bereit, sich so teuer wie möglich zu verkaufen. Dennoch wollte er nichts herausfordern. Denn er hatte keine Ahnung, mit wie vielen Gegnern er es zu tun hatte. Viele Hunde sind des Hasen Tod!

Brewster entschloss sich. Er floh zu Fuß nach Osten. Dort erhoben sich Felsen, und in dieser Wildnis würden sie seine Spur verlieren und er konnte ihnen entkommen. Er lief. Hin und wieder schaute er über die Schulter zurück. Dann sah er sie. Es waren sechs Reiter. Sie stoben aus einer Hügellücke und kamen wie die wilde Jagd hinter ihm her.

Brewster rannte wie von Furien gehetzt. Wie eine Botschaft von Untergang und Tod holte ihn der trommelnde Hufschlag ein. Sie kamen in einer auseinandergezogenen Linie. Unter den wirbelnden Hufen flog Erdreich nach hinten weg. Einen Augenblick dachte Brewster daran, sich umzuwenden und sie mit heißem Blei zu bedienen. Aber das wäre einem Selbstmord gleichgekommen. Einen oder zwei von ihnen hätte er sicherlich erwischt. Die anderen aber hätten ihn in ein Sieb verwandelt.

Er erreichte die Felsen. Ein schmaler, natürlicher Pfad führte steil nach oben. Der Boden war felsig. Brewster kämpfte sich hinauf. Wegen der glatten Sohlen seiner Stiefel rutschte er immer wieder aus. Einmal stieß er sich derart schmerzhaft das Knie, dass er am liebsten laut aufgeschrien hätte. Er biss die Zähne zusammen, dass der Zahnschmelz knirschte. Schweiß rann ihm in die Augen und ließ sie brennen. Sein Atem flog. Er trat Geröll los, das in die Tiefe polterte. Dann war er oben und lauschte. Außerdem benötigte er eine Atempause. Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß aus den Augenhöhlen.

Das Krachen der Hufe war zu vernehmen, dann hörte er ihre Stimmen. Sie verstummten, erklangen erneut. Ein Pferd wieherte hell.

Brewster kam zu Atem. Er marschierte los. Im Gewirr der Felsen und Schluchten würde er seinen Häschern von der Water Valley Ranch entkommen. Sie hatten einen Fehler begangen– den Fehler, ihn nicht sofort zu töten, als sie ihn vor den Mündungen ihrer Gewehre hatten.

Mechanisch setzte Bill Brewster einen Fuß vor den anderen. Leise klirrten seine Sporen. Er hatte sich das Gewehr auf die Schulter gelegt und hielt es am Schaft fest. Majestätische Bergwelt umgab ihn. Ein wildes und schönes, aber auch menschenfeindliches und gefährliches Land. Leichter Regen hatte eingesetzt. Unermüdlich stapfte Brewster dahin. Seine Füße brannten in den Stiefeln. Er ignorierte den Schmerz. Du hast alles verloren!, zog es durch seinen Verstand. Alles, was du hast, trägst du am Leib. Du brauchst ein Pferd. Zur Hölle mit diesen dreckigen Schuften! O verdammt! Du weißt nicht einmal genau, wo du dich befindest. Gibt es in der Nähe eine Ranch oder eine Stadt? Wenn ja, in welche Richtung musst du gehen?– Immer nach Norden, Bill, sagte eine andere Stimme. Dort verläuft der Colorado. An seinen Ufern gibt es sicher Ranches und Ortschaften.

Der Gedanke beflügelte ihn. Seine Füße wurden schwer wie Blei. Aber der Selbsterhaltungstrieb peitschte ihn vorwärts. Seine Zuversicht, auf eine Ranch oder Stadt zu stoßen, sank mit jedem Schritt, den er machte. Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon marschierte. Der Tag war düster. Die Sonne war hinter den Wolken verborgen. Die Feuchtigkeit drang durch seine Kleidung, das Hemd klebte ihm auf der Haut.

Der Abend kam. Die Dunkelheit nahm schnell zu. Es wurde noch kühler. Die Felswüste hatte Brewster hinter sich gelassen. Er stapfte über Weideland. Das Gras war kniehoch. Rinder waren nicht zu sehen. Aber etwas anderes sah Bill Brewster. Einen Buschgürtel, der sich durch die beginnende Nacht abhob wie eine schwarze Wand. Und bald stand er am Ufer des Colorado River. Das Wasser glitzerte wie schwarze Tinte. Monotones Rauschen erfüllte die Luft. Brewster schritt am Fluss entlang nach Norden. Der Jagdschrei einer Eule erhob sich; schrill und schauerlich. Und dann sah der Mann in der Ferne ein Licht. Ein winziger, gelber Punkt im endlos anmutenden Nichts der Finsternis, die weder Mond noch Sterne lichteten.

Brewster schleppte sich dahin. Seine Bewegungen erfolgten nur noch automatisch, wurden von keinem bewussten Willen gesteuert. Der Lichtpunkt wurde größer. Und dann schälten sich die Gebäude einer Ranch aus der Nacht. Das Windrad beim Brunnen drehte sich knarrend. Die Gebäude waren nur kantige, schwarze Kleckse in der Finsternis. Das Licht, das Brewster gesehen hatte, fiel aus einem Fenster des Haupthauses.

Brewster drang in eine Scheune ein. Das Tor knarrte in den Angeln. Der Geruch von Heu und Stroh schlug ihm entgegen. Hier drin war es wohlig warm. Es war aber auch finster, sodass Brewster seine eigene Hand nicht vor den Augen sehen konnte.

Er legte sich ins Heu und schlief sofort ein. Als er erwachte, war es um ihn herum immer noch finster. Aber durch die Ritzen in den Scheunenwänden konnte Brewster sehen, dass draußen der Morgen dämmerte. Er erhob sich und fühlte sich wie gerädert. Seine Muskeln waren verkrampft, seine Füße brannten. Er dehnte und reckte sich. Die Verspannungen ließen etwas nach. Brewster nahm sein Gewehr und ging zum Tor, öffnete es einen Spalt breit und schaute hinaus in den Ranchhof. Die Schlieren der Morgendämmerung woben zwischen den Gebäuden. Es gab Schuppen und Ställe, eine flache Mannschaftsunterkunft und das Ranchhaus. In einem Corral, der etwas abseits errichtet war, befanden sich etwa zwei Dutzend Pferde.

Die Menschen auf der Ranch schliefen noch. Brewster verließ die Scheune und lief hinüber zum Stall. Typischer Stallgeruch stieg ihm in die Nase. In einigen Boxen lagen Pferde. Im diffusen Licht, das durch das Stalltor fiel, sah Brewster einige Sättel auf einem Balken liegen.

Ihm blieb nichts anderes übrig, als ein Pferd zu stehlen. Geld hatte er keines, um sich ein Tier und einen Sattel zu kaufen. Wenn sie ihn erwischten, hängten sie ihn vielleicht auf. Er musste es riskieren. Denn ohne Pferd war er verloren.

Er holte eines der Tiere aus der Box und machte sich daran, es zu satteln. Die Nervosität rann wie Fieber durch seine Blutbahnen. Er war dabei, den ersten Schritt auf den Pfad der Ungesetzlichkeit zu machen. Aber die Umstände zwangen ihn dazu. Er legte dem Pferd auch ein Zaumzeug an, das an einem Nagel hing, der in einen Tragebalken geschlagen war. Zuletzt stieß Brewster seine Winchester in den Scabbard.

Dann führte er das Tier ins Freie und saß auf. In dem Moment öffnete sich die Tür der Mannschaftsunterkunft. Ein Mann in ausgewaschener, roter Unterwäsche erschien im Türrechteck. »He, verdammt, was tust du da?«, brüllte er, und sofort fügte er überschnappend hinzu: »Uns klaut einer einen Gaul! Heiliger Strohsack! Es ist ein verdammter Pferdedieb!«

Brewster gab dem Pferd die Sporen. Das Tier streckte sich.

*

Ich saß am Schreibtisch in meinem Büro und schrieb einen Bericht. Es war später Nachmittag. Am Mittag waren Joe Hawk und ich nach Amarillo zurückgekehrt. Wir hatten drei steckbrieflich gesuchte Verbrecher in die Stadt und hinter Schloss und Riegel gebracht.

Unsere Schreibtische waren aneinander gestellt. Wir saßen so, dass wir uns gegenseitig ansehen konnten. Auch Joe schrieb. Die Feder kratzte über das Papier.

Wir hassten Schreibtischarbeit. Aber ohne ging es nicht. Formalkram!

Es klopfte an der Tür. Ich rief: »Herein.«

Es war ein Bursche von etwa sechzehn Jahren. Er grüßte. Wir musterten ihn fragend. »Mich schickt Ma Mercer. Ich bin ihr Stallbursche. Bei uns ist Rich Dexter aufgetaucht.«

Samantha Mercer, genannt Ma Mercer, betrieb am Stadtrand von Amarillo ein Bordell. Jeder in der Stadt kannte Ma Mercer. Sie war einerseits resolut und knallhart, wenn es ums Geschäft ging, zu ihren Girls aber war sie herzensgut und wie eine Mutter.

»Rich Dexter«, murmelte ich. »Wird der nicht wegen zweifachen Mordes und Bankraubs gesucht?«

»So ist es, Marshal«, sagte der Junge. »Ma Mercer hat ihn erkannt. Sie meinte, ihr Laden müsste sauber bleiben. An einem Mörder wolle sie nicht verdienen. Sie meinte auch, dass ihre Mädchen zu schade wären für einen Strolch wie Dexter.«

Joe und ich erhoben uns wie auf ein geheimes Kommando. Ich legte den Federhalter auf den Schreibtisch. »Ist Dexter bewaffnet?«

»Er trägt einen Revolver am Gürtel. Außerdem hat er ein Gewehr.«