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Clint Warner, Sheriff von Tuscola, gelingt es, die gesuchten Brüder James und Josh Fitzgerald festzunehmen und ins Jail zu bringen, wo sie auf ihre Hinrichtung warten sollen. Doch von da an lebt die Stadt in Angst davor, dass der dritte der Brüder, John, in die Stadt kommt, um seine Brüder zu befreien. Schließlich wendet sich die Frau des Sheriffs an Marshal Bill Logan, ihren ehemaligen Geliebten, und bittet ihn um Hilfe. Er reitet nach Tuscola, wird dort von Clint Warner jedoch wenig freundlich empfangen. Er entschließt sich, dennoch zu bleiben, um den skrupellosen Banditen entgegenzutreten. U.S. Marshal Bill Logan Band 88 Der Tod wartet in Tuscola Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G. F. Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G. F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress. Ein CassiopeiaPress E-Book © by Author www.Haberl-Peter.de © der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen www.AlfredBekker.de
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2014
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U.S. Marshal Bill Logan
Band 88
Der Tod wartet in Tuscola
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171932
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Der Tod wartet in Tuscola
Clint Warner, der Sheriff von Tuscola, zügelte sein Pferd und ließ seinen aufmerksamen Blick in die Runde schweifen. Vor ihm lag eine steppenartige Ebene, die von hügeligem Land begrenzt wurde. Die Sonne stand im Süden und hatte ihren höchsten Punkt erreicht. Ein heißer Wind trieb gelbe Staubwirbel vor sich her.
Das Pferd unter dem Sheriff trat auf der Stelle. Das Sattelleder knarrte. Clint Warners Augen waren entzündet, seine Lippen trocken. Feiner Sand knirschte zwischen seinen Zähnen.
Das Aufgebot, das mit ihm geritten war, hatte aufgegeben. Die Männer waren umgekehrt. Warner aber war weitergeritten; unbeirrbar, stur, besessen von dem Gedanken, den beiden höllischen Brüdern James und Josh Fitzgerald das Handwerk zu legen. Sie hatten gemordet, geraubt und vergewaltigt. Clint Warner hatte geschworen, sie an den Galgen zu bringen…
Der Sheriff nahm die Winchester zur Hand und legte sie quer über den Mähnenkamm seines Pferdes. Seine Hand umklammerte den Kolbenhals. Eine Kugel befand sich im Lauf. Der hellwache Blick des Gesetzeshüters glitt über die sanft geschwungenen Hügelkämme hinweg. Das Land lag schimmernd unter einem Hitzeschleier. In rauchiger Ferne ragten die blauen Konturen der Berge in ein Meer von weißen Wolken hinein.
Nichts deutete auf Gefahr hin.
Clint Warner ruckte im Sattel. »Hüh!« Das Pferd setzte sich in Bewegung. Die Hufe pochten auf dem von der Sonne hartgebackenen Boden. Das Pferd prustete. Der Sheriff lenkte es in die Ebene hinein. Langsam rückten die buckligen Anhöhen im Westen näher. Das Land, über das Warner ritt, war karg und unfruchtbar. Nur dornige Comas und Mesquitebüsche gediehen hier. Die Hufe des Pferdes rissen kleine Staubwolken in die heiße Luft.
Die Ebene endete und Warner ritt wieder zwischen die Hügel. Zu beiden Seiten schwangen sich steile Abhänge empor. Regen hatte im Laufe der Jahrtausende Rinnen ausgewaschen und Geröll freigespült. Flächen von glitzerndem Sand bedeckten die Hügelflanken.
Clint Warner trieb sein Pferd einen der Abhänge hinauf und zerrte, auf der Kuppe angekommen, das Tier in den Stand. Das Pferd peitschte mit dem Schweif. Unten verlief ein schmaler Creek von Norden nach Süden. Seine Ufer waren flach. Er führte nicht viel Wasser. Eigentlich war es nur noch ein Bach. Sandige Streifen Ufersaums, auf denen angeschwemmtes Holz lag, zeigten die Breite des Creeks bei normalem Wasserstand an. Die zumeist dürren, rindenlose Äste erinnerten oftmals an gebleichte Knochen.
Zwischen den Büschen, die das Flussbett säumten, sah Clint Warner zwei Pferde. Sofort saß er ab und führte sein Pferd ein Stück zurück, sodass es von unten nicht mehr gesehen werden konnte. Dann postierte er sich am Rand des Hügelkammes und spähte aus dem Schutz einiger karger Sträucher nach unten.
Unten trat ein Mann vor die Büsche. Er hielt ein Gewehr in der Hand, schaute sich um, ging zu seinem Pferd, holte die Wasserflasche und stieg den Hügel empor, auf dem sich der Sheriff befand. In dessen Miene trat ein entschlossener Ausdruck. Er erkannte Josh Fitzgerald, den jüngeren der beiden Brüder. Der Bandit sollte auf dem Hügel Wache halten, während James Fitzgerald sich am Fluss im Schatten der Büsche ausruhte.
Josh Fitzgerald kam langsam näher. Er hatte sich den Hut weit in die Stirn gezogen. Unter dem Hut quollen blonde Haare hervor, die bis auf die Schultern des Banditen fielen. Schweiß rann über seine eingefallenen Wangen. Er war ein wenig außer Atem. In einer Entfernung von fünfundzwanzig Schritten ging er an dem Sheriff vorüber. Dessen glitzernder Blick folgte ihm. Schließlich hielt der Bandit an und starrte eine ganze Weile in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die Luft waberte in der Hitze und ließ die Konturen der Anhöhen ringsum verschwimmen.
Josh Fitzgerald setzte sich auf den Boden und zog die Beine an. Das Gewehr legte er neben sich. Er trank einen Schluck aus der Wasserflasche, dann holte er sein Rauchzeug aus der Westentasche und drehte sich eine Zigarette. Das Streichholz riss er am Absatz seines Stiefels an. Er hielt die kleine Flamme, die er mit der linken Hand gegen den Wind schützte, an die Zigarette und inhalierte den ersten Zug.
Clint Warner hatte seine Sporen abgenommen. Leise wie ein jagender Puma schlich er von hinten an den Banditen heran. Dann drückte er Josh Fitzgerald die Mündung der Winchester zwischen die Schulterblätter. »Ihr wart wohl der Meinung, mich abgehängt zu haben. Das war ein Trugschluss.«
Mit dem letzten Wort schlug der Sheriff zu. Der Lauf knallte mit stählerner Härte gegen den Kopf des Banditen. Der kippte zur Seite und rührte sich nicht mehr. Bei ihm waren sämtliche Lichter ausgegangen.
Clint Warner blickte in ein stoppelbärtiges Gesicht, in das die Niedertracht und Verkommenheit des Banditen geschrieben standen und das von einem unsteten Lebenswandel jenseits von Recht und Ordnung geprägt war. Josh Fitzgerald war nicht älter als fünfundzwanzig Jahre. Auf seinen Kopf waren tausend Dollar ausgesetzt. Tot oder lebendig.
Clint Warner fesselte ihn mit Handschellen an den armdicken Ast eines Strauches, und zwar so, dass sich die Hände auf dem Rücken des Banditen befanden. Dann knebelte er ihn mit seinem Halstuch. Schließlich nahm er sein Gewehr und lief auf der dem Creek abgewandten Seite den Hügel hinunter. Jeden Schutz ausnutzend, der sich ihm bot, erreichte er das Ufergebüsch, an dessen Rand er zum Lagerplatz der Banditen schlich. Eines der Pferde hatte sich niedergelegt. Vogelgezwitscher umgab den Sheriff. Bienen und Hummeln summten.
James Fitzgerald lag unter einem Busch im Gras. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen. Ein dürrer Ast knackte. Der Bandit setzte sich auf. »Bist du es, Josh?«
»Josh ist auf Nummer sicher«, sagte eine klirrende Stimme. »Steh auf und streck die Flossen zum Himmel, Bandit. Wenn du eine falsche Bewegung machst, erschieße ich dich.«
Clint Warner trat hinter dem Busch hervor, der ihn gedeckt hatte. Er hielt das Gewehr an der Hüfte im Anschlag. Sein Zeigefinger lag um den Abzug. Sein Gesicht war wie aus Granit gemeißelt.
Fitzgerald erhob sich und hob die Hände in Schulterhöhe. In seinem hohlwangigen Gesicht arbeitete es. Seine Backenknochen mahlten. Ein lauernder Ausdruck war in seine Augen getreten.
»Umdrehen!«, befahl Clint Warner.
»Willst du dich nicht vorstellen?«, presste der Bandit zwischen den Zähnen hervor.
»Ich bin Sheriff Clint Warner aus Tuscola. In Tuscola werdet ihr hängen, du und dein Bruder. Und jetzt dreh dich um.«
Die Lippen des Banditen bildeten nur noch einen dünnen, blutleeren Strich. Er kämpfte mit sich und verriet Anspannung. Aber dann schien er zu begreifen, dass angesichts der drohend auf ihn gerichteten Winchester jeder Widerstand zwecklos wäre, und drehte sich um.
Warner trat von hinten an ihn heran. Er ging kein Risiko ein. Mit einem einzigen Schlag seiner Winchester fällte er den Banditen. Dann nahm er das andere Handschellenpaar von seinem Gürtel und fesselte ihn.
*
Der Sheriff passierte mit seinen beiden Gefangenen die ersten Häuser von Tuscola. Auf der Straße ballte sich die Hitze. Es roch nach Tierkot und Urin. Der strenge Geruch zog von den Pferchen und Koppeln her, die am Stadtrand errichtet waren und in denen Schafe, Ziegen und Kühe untergebracht waren. Einige Hunde lagen in den Schatten. Von irgendwo her erklang Kindergeschrei. Es befanden sich nur wenige Passanten auf den Gehsteigen. Die sengende Hitze hielt die Menschen in ihren kühleren Behausungen.
Clint Warner und die beiden Banditen waren verstaubt und verschwitzt. Auch im Fell der Pferde hatte sich der feine Staub festgesetzt. Die Tiere gingen mit gesenkten Köpfen und zogen die Hufe durch den Staub.
Warner ritt bis zum Holm vor dem Sheriff's Office und saß ab. Einige Männer näherten sich und beobachteten, wie Warner sein Pferd anband und dann den beiden Banditen, deren Hände auf den Rücken gefesselt waren, beim Absitzen half. Eines der Tiere wieherte hell.
Ein Mann rief: »Du hast sie also erwischt, Clint. In der Stadt wurden schon Wetten abgeschlossen…«
»Wo hast du sie denn geschnappt?«, rief ein anderer.
»Einen Tagesritt von hier. Sie haben an einem Creek kampiert, um die heißeste Zeit des Tages vorübergehen zu lassen. Sie haben wohl nicht mehr ernsthaft mit Verfolgung gerechnet.«
»Ich weiß nicht, ob es so gut war, sie zurückzubringen!«, so ließ ein anderer Mann seine Stimme erklingen. »Es sind drei Brüder. Und John Fitzgerald wird erfahren, dass seine beiden jüngeren Brüder hier in Tuscola darauf warten, gehängt zu werden.«
»Darauf könnt ihr euch verlassen!«, schrie James Fitzgerald staubheiser. »Mein Bruder und seine Freunde werden kommen und dieses Drecknest dem Erdboden gleichmachen. Vielleicht könnt ihr diesem Narren mit dem Stern an der Weste klarmachen, dass es für ihn und die ganze Stadt gesünder wäre, uns laufen zu lassen.«
»Halt die Klappe, Fitzgerald!«, grollte Clint Warner und zog sein Gewehr aus dem Scabbard. »Ich werde euch anklagen, und man wird euch verurteilen. Du solltest dir deinen Atem fürs Hängen sparen.«
»Dreckiger Bastard.« James Fitzgerald spuckte auf den Boden.
Warner nickte den Männern zu, in deren Gesichtern sich Skepsis spiegelte. Dann wandte er sich wieder den Banditen zu. »Rein mit euch. Und verlasst euch lieber nicht auf euren Bruder.«
»Er wird dir bei lebendigem Leibe die Haut abziehen, Sternschlepper!«, knurrte Josh Fitzgerald.
Warner zuckte gleichmütig mit den Achseln. »Wir werden sehen.«
Er dirigierte die beiden Banditen ins Office. Dieses wurde von einer Gitterwand geteilt. Es gab zwei Zellen. Die Eisenstangen waren zolldick, in jeder der Zellen standen zwei Pritschen. Durch zwei kleine, vergitterte Fenster fiel Tageslicht.
Warner befreite zuerst James Fitzgerald von den Handschellen und schloss ihn ein, dann verfuhr er mit Josh Fitzgerald ebenso. Dessen Hände umklammerten zwei der soliden Eisenstangen. »Unser Bruder wird kommen, Sheriff. Und dann gnade dir Gott.«
Wortlos wandte sich Clint Warner ab, ging zu seinem zerkratzten Schreibtisch, setzte sich, holte eine Kladde aus einem der Schübe und befeuchtete mit der Zungenspitze die Mine des Tintenbleistiftes, dann begann er zu schreiben. Nur das leise Ticken des Regulators und das Summen einiger Fliegen am Fenster war zu vernehmen.
Clint Warner schrieb seinen Bericht. Dann schlug er die Kladde wieder zu und legte sie zurück in das Schreibtischfach. Er verließ das Büro. Die Pferde standen noch am Holm. Er brachte sie zum Mietstall. Der Stallmann übernahm sie und sagte: »Die Stadt ist in zwei Lager gespalten, Clint. Die einen sind dafür, dass den beiden Banditen der Prozess gemacht wird und dass sie am Hals aufgehängt werden. Die anderen– und das ist der überwiegende Teil– fürchten John Fitzgerald.«
»Es sind Mörder, Räuber und Vergewaltiger«, murmelte der Sheriff. »Kerle, die die Luft nicht wert sind, die sie atmen. Man kann sie als Pestbeulen im Angesicht der Erde bezeichnen, die ausgerottet werden müssen. Wenn wir uns von jedem hergelaufenen Strauchdieb einschüchtern lassen, werden wir der Banditenplage in diesem Lande nie Herr.«
»Wahrscheinlich hast du Recht«, erklärte der Stallmann. »Ich denke aber, dass du ziemlich allein dastehen wirst, wenn John Fitzgerald und seine Sattelwölfe aufkreuzen. Er wird in die Stadt einbrechen wie ein Wolf in den Schafpferch.«
Clint Warner nahm seine Satteltaschen vom Sattel und legte sie sich über die Schulter. Dann verließ er den Mietstall und ging zu dem kleinen Haus am Stadtrand, in dem er mit seiner Frau Joanna und der kleinen Jenny lebte. Die Blicke der wenigen Menschen auf der Straße folgten ihm. Ein Reiter kam von Süden her in die Stadt. Ein Oldtimer zog eine zweirädrige Karre voll Heu über die Straße und verschwand in einer schmalen Gasse.
Die Stadt vermittelte Ruhe und Frieden.
Clint Warner betrat das Haus. Die siebenjährige Jenny saß am Tisch und spielte mit einer Holzpuppe. Jetzt sprang sie vom Stuhl und eilte Clint Warner entgegen. »Dad!« Er fing sie lachend auf und wirbelte sie einmal im Kreis herum. »Mein kleiner Engel«, murmelte er, küsste sie und stellte sie auf den Fußboden, strich ihr über die dunklen, gelockten Haare und richtete den Blick auf die etwa dreißigjährige, hübsche Frau, die in einer blechernen Wanne Geschirr wusch. Jetzt trocknete sie sich die Hände ab und kam auf ihn zu. Er nahm sie an den Oberarmen und gab ihr einen Kuss. Sie sagte: »Ich machte mir schon Sorgen, Clint. Es war leichtsinnig von dir, ohne das Aufgebot weiterzureiten.« Sie lächelte. »Der Himmel scheint meine Gebete erhört zu haben. Du bist heil und unversehrt. Wie ist deine Jagd ausgegangen?«
»Ich habe die beiden Banditen zurückgebracht. Sie werden vor Gericht gestellt und verurteilt. Und dann…«
Joannas Lächeln erlosch. »Du wirst die beiden hängen müssen, nicht wahr?«
»Ja. Es gehört zu den Aufgaben eines Sheriffs.«
Der Gedanke ließ sie erschauern. Sie wechselte das Thema. »Du hast sicher Hunger.«
»Wie ein Wolf.«
Joanna briet ihrem Mann Eier mit Speck und kochte ihm starken Kaffee. Er aß mit gesundem Appetit, dann trank er den Kaffee und rauchte dazu ein Zigarillo. Jenny saß auf seinem Schoß. Joanna spülte den Teller und das Besteck ab. Da klopfte es an die Tür.
Clint Warner blies den Rauch durch die Nase aus. »Wer ist da?«
Die Tür schwang leise knarrend nach innen auf. Ein dicker Mann mit Glatze und gerötetem Gesicht trat in die Küche. Sein Gesicht schimmerte feucht vom Schweiß. Er trug einen grauen Anzug und ein weißes Hemd. Trotz der Hitze hatte er sich eine weinrote Schnürsenkelkrawatte umgebunden. Zwei weitere Männer drängten hinter ihm in den Raum. Der eine war groß und schlaksig, seine Haare waren grau, er trug eine braune Hose und ein gelbes Hemd. Der andere war mittelgroß und untersetzt, sein Anzug war schwarz, auf seinem Kopf saß eine ebenso schwarze Melone, die er jetzt abnahm und etwas verlegen in den Händen drehte.
Es waren der Town Mayor und zwei Bürgerräte. Clint Warner kniff leicht die Augen zusammen.
»Es ist wie ein Lauffeuer durch die Stadt gegangen, Clint«, sagte der glatzköpfige, übergewichtige Bürgermeister, nachdem er Joanna zugenickt hatte. »Sie haben die Fitzgerald-Brüder geschnappt und nach Tuscola gebracht.«
»Das ist richtig«, erwiderte der Sheriff zurückhaltend. »Aber Sie sind doch sicher nicht gekommen, um mich zu beglückwünschen.« Die Unbehaglichkeit stand den drei Besuchern in die Gesichter geschrieben. »Also raus mit der Sprache, Bürgermeister. Was hat Sie bewogen, mir diesen Besuch abzustatten.«
»Wir fürchten um den Frieden in der Stadt«, stieß der Town Mayor hervor. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Sein Blick irrte ab.
»Ich verstehe«, knurrte Clint Warner. »Es ist wegen John Fitzgerald.«
»Ja. Der Bandit hat einen Ruf wie Donnerhall.« Der Bürgermeister schluckte. »Ihm ist nichts heilig. Er lässt nicht zu, dass wir seine Brüder hier in Tuscola hängen.«
»Was schlagen Sie vor?«
»Lassen Sie die beiden laufen.«
Clint Warners Miene schien zu versteinern. Seine Augen blickten hart wie Bachkiesel, und seine Stimme hatte einen stählernen Klang, als er hervorstieß: »Niemals!«
Der Town Mayor zog den Kopf zwischen die massigen Schultern. »Aber…«
»Das Gesetz in dieser Stadt bin ich!«, sagte Clint Warner. »Es gibt genügend waffenfähige Männer in Tuscola. Wir verfügen über eine Bürgerwehr. Eingeschworene Männer, die sich bereit erklärt haben, ihre Stadt notfalls mit der Waffe in der Faust vor Terror und Gewalt zu schützen. Ein Bandit wie John Fitzgerald dürfte in einer Stadt wie dieser keine Chance haben.«
Beim Bürgermeister und seinen Begleitern machte sich Betretenheit breit. »Hören Sie, Clint«, begann der Town Mayor. »Und verstehen Sie mich bitte nicht falsch…«
*
Es war um die Mittagszeit, als Joe und ich unsere Pferde im Hof des Gerichtsgebäudes in Amarillo parierten und absaßen. Im Oldham County hatte es Unruhen zwischen den Siedlern und der Hackknife Ranch gegeben und wir waren einige Tage vor Ort gewesen, um den Frieden wieder herzustellen.