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U.S. Marshal Bill Logan Band 90 Blutige Nuggets Western von Pete Hackett U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht. Über den Autor Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G. F. Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen. Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G. F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung." Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress. Carter Holyman ist mit drei Freunden auf dem Weg zu einem Job, als sie beim Holzsammeln für ein Lagerfeuer Gold finden. Doch Holyman packt die Gier und er schießt seine Freunde nieder und verschwindet. Einer der drei überlebt und so wird ein Kopfgeld auf Holyman ausgesetzt. Einige Wochen später erkennt Marshal Bill Logan auf einem Steckbrief den Reverend aus Dalhart als Carter Holyman. Als Logan nach Dalhart reitet, ist Holyman geflohen und sein ehemaliger Freund, der ihn dort ebenfalls erkannt hatte, tot. Logan verliert die Fährte und kehrt nach Amarillo zurück. Einige Wochen später kommt ein Bote aus Canadian, wo sich fünf skrupellose Kerle in der Stadt niedergelassen haben und eine Reihe von Vergnügungsetablissements aufbauen wollen, wofür sie bereit sind, über Leichen zu gehen.
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2014
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U.S. Marshal Bill Logan
Band 90
Blutige Nuggets
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171956
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war– eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Cover
Titel
Impressum
Über den Autor
Blutige Nuggets
Die vier Reiter verhielten ihre Pferde am Croton Creek. Die Sonne stand auf dem buckligen Horizont im Westen. Die Schatten waren lang. Die Hügelflanken gleißten im Abendsonnenschein. Im Ufergebüsch zwitscherten die Vögel.
»Hier kampieren wir«, sagte Carter Holyman und schaute umfassend in die Runde. Der Creek hatte sich sein Bett zwischen den Hügeln gegraben. Es gab Buschwerk, Bäume und Gras für die Pferde. Felsen ragten aus dem klaren Wasser. Forellen schossen pfeilschnell hin und her und waren nur als graue Schatten im Wasser auszumachen. »Das ist ein guter Platz«, meinte Holyman.
Carter Holyman war ein dunkler Bursche mit schmalem, kantigem Gesicht und braunen Augen. Tagealte Bartstoppeln bedeckten sein Kinn und seine Wangen. Alles an ihm mutete raubtierhaft und gefährlich an. Er war ein zweibeiniger Wolf…
Die Reiter saßen ab, lockerten die Sattelgurte, hobbelten die Pferde und nahmen ihre Deckenrollen von den Sätteln. Dann gingen sie zum Fluss und wuschen sich die Gesichter. An ihrer Kleidung klebte der feine Staub des Llano Estacado. Sie sahen ein wenig verwahrlost und heruntergekommen aus.
»Ich mache ein Feuer«, erklärte Phil Brewster. Er schaute sich um, dann ging er los, um dürres Holz zu sammeln. Carter Holyman holte sein Rauchzeug aus der Tasche und drehte sich eine Zigarette. »Noch achtzig, neunzig Meilen bis Lubbock«, sagte er. »Übermorgen können wir dort sein.«
»Was ist Watson für ein Mann?«, fragte Paul Anderson.
»Von meinem Bruder weiß ich, dass er steinreich sein soll. Nun, wer sich eine Mannschaft wie uns leistet, muss Geld haben.« Holyman zündete die Zigarette an und warf Andrew Stilwell sein Rauchzeug zu. Tief inhalierte er den ersten Zug.
Phil Brewster trug einen Arm voll Holz heran, schichtete es zu einem kleinen Scheiterhaufen zusammen und riss ein Streichholz an, das er an das dürre Reisig hielt, das er unter das Holz gelegt hatte. Es fing Feuer und die Flammen züngelten hoch.
Stilwell hatte sich eine Zigarette gedreht und reichte das Rauchzeug an Anderson weiter. Das Feuer knisterte und knackte. Brewster ging zu seinem Pferd, nahm aus der Satteltasche eine flache Flasche und trug sie zum Feuer. Mit den Zähnen zog er den Korken heraus, trank einen Schluck und reichte die Flasche Holyman.
»Watson will uns gegen die Siedler einsetzen, die sich an seinen Weidegrenzen breit gemacht haben«, sagte Holyman, nachdem er getrunken und die Flasche an Anderson weitergereicht hatte. Die scharfe Flüssigkeit trieb ihm die Tränen in die Augen.
»Mir ist es egal, gegen wen ich den Revolver schwinge«, knurrte Stilwell. »Hauptsache, die Kasse stimmt.«
»Das ist auch meine Devise«, pflichtete Anderson bei.
Das Holz hatte Feuer gefangen. Die vier saßen am Boden. Die Sonne war im Untergehen begriffen. Sie verfärbte sich rot und ihr Widerschein brachte den Himmel im Westen zum Glühen. Das gleißende Licht auf den Hängen hatte sich in rötlichen Schein verwandelt. Wolkenbänke hatten sich vor den Sonnenuntergang geschoben. Die Schatten waren verblasst, die Konturen waren klar und scharf.
»Ich hole noch etwas Holz«, sagte Brewster und erhob sich. Steifbeinig schritt er zu einem verdorrten Strauch am Flussufer, um ihn auszureißen. Er packte ihn mit beiden Händen und stemmte sich gegen den Widerstand, den der Strauch bot. Der Mann gewann den Kampf. Ein Klumpen Erdreich hing an den Wurzeln des Busches. Brewster taumelte rückwärts und hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu bewahren.
Er trug den Strauch zum Feuer und warf ihn auf den Boden. Anderson zog ein Bowieknife aus dem Stiefel, um die Äste abzuhacken. Plötzlich bekam er große Augen. Sein Blick war auf den Erdreichballen geheftet, der an den Wurzeln hing. Ein seltsamer Ton entrang sich Anderson, dann griff er zu. Mit Daumen und Zeigefinger nahm er das gelbe Klümpchen, das er zwischen dem Erdreich ausgemacht hatte.
»Ich werd verrückt«, murmelte Anderson.
»Was ist?«, fragte Holyman. Und dann sah auch er das Glitzern in dem Erdballen. »Ist– das– Gold?«, brach es aus seiner Kehle.
»Sieht ganz so aus«, stieß Anderson hervor.
Holyman nahm eines der gelben Klümpchen und hielt es hoch. »Gott verdamm mich! Das ist in der Tat ein Nugget.«
Brewster rannte zu der Stelle, an der er den Strauch aus dem Boden gerissen hatte. Es war noch hell und so sah er die Nuggets zwischen dem losen Erdreich. Er begann mit beiden Händen in dem Loch zu wühlen. »Gold!«, keuchte er. »Wir haben Gold gefunden! O verdammt! Wie viel von dem Zeug mag hier unter der Erde liegen?«
Sie rissen noch einige Büsche aus dem Boden. Und an einer weiteren Stelle fanden sie ebenfalls Nuggets. Es wurde dunkel. Der Himmel im Westen nahm eine violette Färbung an. Und sie hörten erst zu graben auf, als es finster war. Sie hatten Gold im Wert von drei-, vielleicht sogar viertausend Dollar aus der Erde geholt.
»Sicher liegt hier noch viel mehr Gold herum«, murmelte Stilwell. »Vielleicht gibt es sogar eine Bonanza. Großer Gott, wir werden reich sein. Pfeif auf den Job in Lubbock. Wir bleiben hier und holen das Geld aus dem Boden.«
»Wir müssen uns Werkzeuge beschaffen«, meinte Paul Anderson. »Und wir müssen das Land hier am Fluss auf unsere Namen eintragen lassen. Natürlich dürfen wir niemand von dem Fund erzählen. Denn sonst ist hier der Teufel los.«
»Wir reiten morgen nach Guthrie und besorgen uns Werkzeuge«, meinte Brewster.
Sie tranken die Flasche leer, dann rollten sie sich in ihre Decken, um zu schlafen. Holyman lag lange wach. Es lag nicht in seiner Absicht, auf der Suche nach Gold Löcher in den Boden zu wühlen wie ein Maulwurf. Er wollte das Leben genießen, dort ernten, wo andere gesät hatten. Sie hatten einiges an Gold aus der Erde geholt. Wenn man durch vier teilen musste, war es für den Einzelnen nicht sehr viel. Für einen Mann alleine aber würde es eine ganze Zeit reichen.
Es waren unheilvolle Gedanken, die Carter Holyman wälzte. Am Ende dieser Gedanken stand etwas Düsteres, Dunkles– stand der Tod.
Am Morgen, als ein heller Streifen am östlichen Horizont den Sonnenaufgang ankündigte, stand Holyman auf. Er holte sein Gewehr vom Sattel. Phil Brewster erhob sich. »Ich habe davon geträumt, ein reicher Mann zu sein«, rief er gutgelaunt.
Holyman repetierte.
»He, was soll das?«, rief Brewster.
Ein Schuss peitschte und Brewster wurde umgeworfen. Stilwell ruckte in die Höhe. Ehe er zum Denken kam traf es ihn. Die Wucht der Kugel warf ihn zurück. Paul Anderson schleuderte die Decke von sich und kam hoch. Erneut peitschte die Winchester in Holymans Fäusten. Anderson wurden die Beine vom Boden weggerissen. Ungebremst krachte er auf den Boden.
Holyman ging von einem zum anderen. Ein brutaler Zug hatte sich in seinen Mundwinkeln festgesetzt. Dann stieß er die Winchester in den Scabbard, rollte seine Decke zusammen, schnallte sie hinter dem Sattel fest, holte sämtliches Gold, das sie gefunden hatten, aus den Satteltaschen seiner Gefährten und verstaute es in seinen eigenen Satteltaschen.
Wenige Minuten später verließ er den Platz, an dem er aus Habgier zum gemeinen, skrupellosen Mörder wurde. Die Pferde seiner Gefährten nahm er mit.
*
Jesse und Kath Morgan fuhren mit ihrem Planwagen am Creek entlang. Es war um die Mitte des Vormittags. Heiß brannte die Sonne vom Himmel. Stechmücken, angezogen vom süßlichen Schweißgeruch, setzten Menschen und Tieren zu. Das Ehepaar kam von San Antonio herauf und wollte in den Panhandle, um dort eine Heimstatt zu übernehmen.
Als Jesse Morgan die Geier hoch oben am Himmel sah, sagte er zu seiner Frau: »Wahrscheinlich ist dort ein Stück Vieh verendet. Vielleicht aber bedarf jemand unserer Hilfe. Sehen wir nach.«
Der Conestoga-Schoner rumpelte und polterte. Vier Pferde zogen ihn. Hinten war ein gesatteltes Reitpferd an den Wagen gebunden. Einige Schafe und Ziegen liefen hinter dem Fuhrwerk her. Ein Hund hielt das kleine Rudel zusammen.
»Mein Gott«, entfuhr es Morgan, als er die drei reglosen Gestalten am Ufergebüsch liegen sah. Er zügelte die Pferde und sprang vom Wagenbock, half seiner Frau hinunter und ging zu den Männern hin. Der erste, über den er sich beugte, war tot. Erschossen. Der zweite lebte. Seine Frau, die zum dritten der Männer hingelaufen war, sagte: »Der hier ist auch tot. Großer Gott, wer mag dieses Blutbad angerichtet haben?«
Morgan holte seine Wasserflasche vom Sattel seines Pferdes, schraubte sie auf, schob die Hand flach unter den Kopf des Verwundeten und flößte ihm etwas von dem Wasser zwischen die Lippen. Der Verwundete begann automatisch zu schlucken. Plötzlich zuckten seine Lider, und dann öffnete er die Augen. Mit dem stupiden Ausdruck des Nichtbegreifens schaute er in das Gesicht des Auswanderers.
»Was ist geschehen?«, fragte Jesse Morgan.
Bei Paul Anderson setzte die Erinnerung ein. Das Grauen überwältigte ihn für einen Augenblick. In seinen Augen flackerte es, seine Lippen zuckten. »Holyman«, murmelte er. »Gold…« Seine Lider flatterten, er verlor wieder die Besinnung.
Jesse Morgan richtete sich auf und sagte zu seiner Frau: »Wir müssen ihn und die beiden Toten nach Guthrie schaffen. Er benötigt ärztliche Hilfe. Außerdem muss der Sheriff einschaltet werden. O verdammt, wer immer das angerichtet hat– er hat den Burschen keine Chance gelassen.«
Er schritt zu den Stellen, an denen die Erde umgegraben war, bückte sich, nahm eine Handvoll Erdreich und ließ es durch seine Finger rieseln. »Er sprach von Gold.«
»Bringen wir ihn in die Stadt«, sagte Kath Morgan.
»Ja«, antwortete ihr Mann nickend. »Aber dann kehren wir hierher zurück. Ich denke, die Kerle haben hier Gold gefunden. Vielleicht gibt es noch mehr davon. Stell dir vor, Kath, wir würden Gold finden. Wir würden reich sein…«
Sie machten Platz auf dem Fuhrwerk und luden die beiden Toten und den Verwundeten, den sie verbunden hatten, hinein. Dann fuhren sie los. Bis Guthrie waren es zwanzig Meilen. Es war Nachmittag, als sie in der Stadt ankamen. Vor dem Sheriff's Office hielt Morgan den Wagen an. Das Rumpeln und Poltern verstummte. Die Pferde schlugen mit den Schweifen nach den blutsaugenden Bremsen an ihren Seiten und stampften auf der Stelle.
Sheriff Milt Benson verließ das Office. Morgan stieg vom Bock, während Kath sitzen blieb. Er sagte: »Guten Tag, Sheriff. Wir haben am Fluss drei Männer gefunden. Zwei waren tot, der dritte lebt und benötigt ärztliche Hilfe.«
Der Sheriff stieg auf das Fuhrwerk.
Eine Viertelstunde später lag Paul Anderson auf dem Operationstisch des Docs von Guthrie. Um Brewster und Stilwell kümmerte sich der Sargtischler und Totengräber. Morgan konnte dem Sheriff nicht sagen, was am Creek geschehen war. Milt Benson musste warten, bis Paul Anderson vernommen werden konnte.
Am folgenden Tag erfuhr der Sheriff aus dem Munde Andersons, was sich zugetragen hatte. Er ritt zu dem Platz, an dem sich die Tragödie abspielte. Die Spur Carter Holymans verlor sich aber zwischen den Hügeln. Sheriff Milt Benson leitete die Fahndung nach Holyman ein. Auf seinen Kopf wurden tausend Dollar ausgesetzt. Tot oder lebendig.
*
Wochen später.
Carter Holyman zügelte sein Pferd. Vor ihm lag eine Ortschaft. Rauch stieg aus den Schornsteinen. Es war ein kalter Tag im November. Die Luft war klar, der Himmel grau. Es war um die Mittagszeit.
Der Mörder ruckte im Sattel. Das Pferd ging weiter. Dumpf pochten die Hufe, das Tier schnaubte. Ein verwittertes Holzschild am Beginn des Ortes verriet, dass die Stadt den Namen Brady trug. Der Mörder befand sich im McGulloch County.
Er ritt zwischen die Häuser. Ein Hund erhob sich auf einem Vorbau, streckte sich und gähnte. Einige Kinder spielten am Straßenrand. Holyman sah nur wenige Passanten. Im Schritttempo ritt er die Main Street hinunter. Ein Fuhrwerk kam ihm entgegen. Holyman passierte das Sheriff's Office. Dann sah er den Saloon und lenkte sein Pferd darauf zu. Am Holm saß er ab, schlang den langen Zügel lose um den Haltebalken, nahm sein Gewehr und ging in den Schankraum. Zwei Männer saßen an einem Tisch. Es waren Bürger der Stadt. Sie unterhielten sich, als Holyman eintrat, verstummten sie und beobachteten ihn. Er ging zum Tresen und bestellte sich ein Bier. Die beiden nahmen ihr Gespräch wieder auf.
»Was hat Sie denn nach Brady verschlagen, Fremder?«, fragte der Keeper lachend. »Hier liegt der Hund begraben.«
»Ich bin nur auf dem Durchritt«, versetzte Holyman. »Vielleicht bleibe ich ein oder zwei Tage. Mal sehen. Mir gefällt diese Stadt. Ich brauche keinen Trubel.«
Auf dem Vorbau erklangen Schritte, dann betrat ein Mann den Saloon. Er trug einen Sheriffstern. Knarrend schlugen hinter ihm die Pendel der Schwingtür aus. Er war ungefähr fünfzig und hager. Seine Haare waren grau. Er trat neben Holyman an den Tresen und musterte den Banditen mit pulvergrauen Augen. »Ich sah Sie eben am Office vorbeireiten«, eröffnete der Sheriff das Gespräch.
»Mein Name ist Foreman. Ich will nach Norden und habe hier Station gemacht. Morgen oder übermorgen reite ich weiter.«
»Ich habe in der Stadt das Tragen von Waffen verboten«, sagte der Sheriff. »Also geben Sie mir Ihren Revolver und das Gewehr. Sie benötigen hier keine Waffen. In Brady herrscht Ruhe und Frieden.«
»Ich trenne mich niemals von meinen Waffen«, versetzte Holyman und musterte den Sheriff finster. »Da ich nicht vorhabe, sie zu gebrauchen, gibt es auch keinen Grund, die Waffen abzugeben.«
»Dann muss ich Sie auffordern, die Stadt zu verlassen, Foreman.«
»Weshalb so unfreundlich, Sheriff? Ich saß tagelang im Sattel und möchte ein oder zwei Nächte gern in einem Bett schlafen, hier im Saloon einige Krüge Bier trinken, mal einen oder zwei Tage nicht den Sattel quetschen. Warum wollen Sie mir diesen Spaß verderben?«
»Sie können den Spaß haben, Foreman. Doch dazu brauchen Sie keine Waffen. Es ist ein Stadtgesetz, das ich vor Jahren schon erlassen habe. Keine Waffen innerhalb der Stadtgrenzen. Wir sind gut damit gefahren. Ich gehe jetzt in mein Office. Sie haben eine Viertelstunde Zeit, es sich zu überlegen. Entweder geben Sie dann Ihre Waffen ab, oder Sie schwingen sich auf Ihr Pferd und verlassen die Stadt.«
Der Sheriff verließ den Saloon und ging in sein Office, setzte sich an den Schreibtisch und holte ein Bündel Steckbriefe aus dem Schub, die er durchzusehen begann. Einen Steckbrief nach dem anderen schaute er an, und plötzlich schoben sich seine Brauen zusammen. Er las sie Beschreibung des Mannes, erinnerte sich an der Unterlippe Foremans die kleine Narbe gesehen zu haben, von der in dem Steckbrief die Rede war, und er war sich sicher, dass es sich bei dem Fremden im Saloon um Carter Holyman handelte.
Der Sheriff holte sich eine Schrotflinte aus dem Gewehrschrank, überprüfte die Ladung, dann verließ er das Office und schritt schräg über die Main Street auf den Saloon zu. Wenig später betrat er den Gastraum. Foreman alias Carter Holyman stand noch an der Theke. Als der Sheriff eintrat, wandte er sich diesem zu und sagte: »Ich werde Ihre ungastliche Stadt verlassen, Sheriff. Es gefällt mir hier doch nicht so gut, wie ich zunächst angenommen habe.«
Der Sheriff richtete die Schrotflinte auf den Mörder. »Nein, Sie bleiben, Holyman. Ich habe sogar einen Schlafplatz für Sie reserviert, drüben, im Jail. Ihr Trail ist hier zu Ende.«
Das Gesicht Holymans versteinerte. Ein gefährliches Funkeln zeigte sich in seinen Augen. Er presste die Lippen zusammen. Einige Sekunden, in denen sich die beiden Männer düster anstarrten, verstrichen. Dann stieß Holyman hervor: »Sie müssen sich irren, Sheriff. Ich heiße Foreman. Wie kommen Sie auf Holyman?«