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Thomas Hobbes übersetzte 1628 erstmals das große Geschichtswerk des Thukydides über den Peloponnesischen Krieg ins Englische. Im Vorwort hebt er Thukydides' Geschichtsschreibung hervor und führt Themen ein, die später Grundsteine seines staatsphilosophischen Denkens und Wirkens werden. Was begeisterte Hobbes an Thukydides? Thukydides erkennt nicht nur Rhetorik und Demagogie als Ursachen des Bürgerkriegs, sondern auch die zentrale Rolle, die Aberglaube hierbei spielt. Vor allem aber die Objektivität der Geschichtsschreibung und die subtile Didaktik sind zentrale Aspekte, die für Hobbes das humanistische Ideal darstellen und ihn stark in seinem Schaffen prägten. Nach den »Überlegungen zur Reputation, zur Loyalität, zu den Umgangsformen und zur Religion« übersetzt Alfred J. Noll erstmalig Hobbes' Auseinandersetzung mit Thukydides und die von ihm geschaffene Biografie ins Deutsche und liefert zahlreiche Informationen zu dieser Grundlage für Hobbes' Werk.
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Seitenzahl: 121
Thomas Hobbes
ÜBER DAS LEBENUND DAS GESCHICHTSWERKVON THUKYDIDES
Übersetzt, eingeleitet und herausgegebenvon Alfred J. Noll
Thomas Hobbes
Übersetzt, eingeleitet undherausgegebenvon Alfred J. Noll
Gedruckt mit Unterstützung der Stadt Wien, Kultur
Hobbes, Thomas: Über das Leben und das Geschichtswerkvon Thukydides / Thomas Hobbes. Alfred J. Noll (Hg.)
Wien: Czernin Verlag 2022
ISBN: 978-3-7076-0766-6
© 2022 Czernin Verlags GmbH, Wien
Lektorat: Florian Huber
Satz: Mirjam Riepl
Druck: Finidr
Abbildungen: S. 40: Wikicommons
S. 98: Wikicommons, John Michael Wright
S. 118: Wikicommons
ISBN Print: 978-3-7076-0766-6
ISBN Epub: 978-3-7076-0767-3
Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabe in Print- oder elektronischen Medien
ALFRED J. NOLL
Hobbes’ Thukydides-Übersetzung
THOMAS HOBBES
Widmungsschreiben
An die Leser
Über das Leben und das Geschichtswerk von Thukydides
Thomas Hobbes
Thukydides
Chronologie
Anmerkungen
Literatur
In den 1620er-Jahren zollt Thomas Hobbes dem Renaissance-Verständnis des historischen Studiums Tribut: Auch in der Geschichtsschreibung gelte es, moralische Wahrheiten zu vermitteln, und es gebe niemanden, der dafür besser gerüstet sei als Thukydides. Die von Hobbes aus dem Griechischen besorgte Übersetzung von Thukydides’ Geschichte des Peloponnesischen Krieges (erschienen 1629) ist ein beeindruckendes Zeugnis dieser Haltung.
Die unter dem Titel Peloponnesischer Krieg (der Name ist erst von Cicero überliefert) währenden Auseinandersetzungen zwischen Athen und Sparta und ihren jeweiligen Verbündeten in den Jahren 431 bis 404 v. Chr. wurden um die Hegemonie in Griechenland und der Ägäis geführt.1 Die Athener vertraten unter Führung ihres Strategen Perikles und danach unter Kimon die antike Demokratie, während die Spartaner eine oligarchisch-aristokratische Richtung unterstützten. Anlass zum Krieg war die Hilfe Athens für Kerkyra (Korfu) gegen das dem Peloponnesischen Bund unter Hegemonie Spartas angehörige Korinth, wodurch die Handelsverbindungen dieser Stadt mit Italien und Sizilien bedroht waren. Den Ausschlag für den Sieg Spartas gab letzten Endes Persien, das die Spartaner mit Geld unterstützte und sie so in die Lage versetzte, durch Flottenbau die athenische Überlegenheit zur See wettzumachen. Athen kapitulierte 404, als eine spartanische Flotte unter Lysandros in den Hafen Piräus einfuhr. Zwar konnten sich die Athener der von den Spartanern eingesetzten Oligarchen entledigen und wieder eine Demokratie einführen, doch mit der Niederlage endete die Blütezeit der Polis; die beiderseitige Ermattungsstrategie während des langen Krieges hatte Griechenland so geschwächt, dass es niemals wieder seine ehemalige politische Bedeutung erlangen konnte. Zwar hatte Sparta die Hegemonie errungen, doch der eigentliche Sieger war der persische Großkönig, der sich von nun an dauernd in die griechische Politik einmischte.
Was reizt und begeistert Hobbes an Thukydides? Er predige nicht und er lasse sich nicht auf Spekulationen ein, die sich mit den inneren Motiven der Menschen befassen, und er erreiche eine subtile und still wirkende Didaktik, die seine Lektüre empfehlenswert mache. Thukydides ist »der große Analytiker des Peloponnesischen Krieges« (Herbert Heftner).
In der seiner Übersetzung beigegebenen Thukydides-Biographie macht Hobbes – bedeutsam für alle seine späteren Schriften – auch kenntlich, was ihn am griechischen Historiker besonders beeindruckt. Thukydides habe nicht nur Rhetorik und Demagogie als Ursachen des Bürgerkriegs gebrandmarkt, auch jeglicher Aberglaube sei von ihm als Grund von Zwistigkeit und im Weiteren als Ursache der Kriege identifiziert und verurteilt worden. Das Besondere an ihm sei, wie er dies mache. Er verdiene gerade durch seine beständige Nüchternheit und Sachbezogenheit den Vorzug gegenüber allen anderen griechischen Geschichtsschreibern.
Thukydides ist, und das imponiert Hobbes besonders, der Entdecker der geschichtlichen Kausalität gewesen. Ist noch bei Herodot der große einzelne Mensch der Vollzieher der historisch wirksamen Tat und Träger des geschichtlichen Schicksals, der sich unter dem Druck der zeitlichen Gewalten zu bewähren hat, so ist Subjekt und Objekt der geschichtlichen Geschehnisse bei Thukydides die überindividuelle Gemeinschaft der Polis, und der Einzelne darf den Anspruch – wie Wolfgang Schadewaldt das einmal nannte –, »eine geschichtliche Person zu sein, nur erheben, sofern er sich mit der Polis, sei es zu ihrem Heil oder Unheil, in eins setzt […] Thukydides denkt durch und durch politisch«. Und genau dies musste für Hobbes besonders anziehend sein. Bei der Geschichtsschreibung komme es nach Hobbes auf Wahrheit und auf Ausdruck an, »for in truth consisteth the soul, and in elocution the body of history. The latter without the former, is but a picture of history; and the former without the latter, unapt to instruct«. Hobbes’ Thukydides illustriert die Spannung zwischen den historischen Gewohnheiten als Beweisquelle des Rechts, aus denen heraus die Geschichte unter Inanspruchnahme von Archivaren und der jeweiligen Kontextualisierung quasi gesetzgeberisch entsteht, und der Vergangenheit als einem rhetorischen Lagerhaus; einem Ort, an den sich die Disputanten im Rahmen aktueller Kontroversen auf der Suche nach ideologischen Verbündeten wenden. Hobbes erreicht das Letztere, indem er die Person des Ersteren annimmt. Damit nun aber dieses »historische Gesetz« etwas anderes sein könne als der bloß willkürliche Wille von selbstinteressierten Akteuren, brauche es Hobbes zufolge eine reine Geschichte, die weder Leerstellen habe, noch von Vorurteilen getrübt wahrgenommen werde. Es bedürfe also der objektiven Nachforschung, es brauche treue Diener positiver Tatsachen. Es dürfe nicht die Sache von Anwälten und Parteigängern sein, und auch nicht von überzeugten politisch-rhetorischen Akteuren mit bloß subjektiven Leidenschaften und Interessen, diese historischen Gesetze zu machen.
In seiner lateinisch geschriebenen Autobiographie in Versen (1679) schreibt Hobbes, dass von allen Klassikern, »There’s none that pleas’d me like Thucydides. / He says Democracy’s a Foolish Thing, / Than a Republick Wiser is one King«. Und in seiner Lebensbeschreibung von Thukydides heißt es ähnlich, dass dieser »least of all liked the democracy« und »best approved of the regal government«. Ganz deutlich sehen etwa Miriam Reik, Johann P. Sommerville, Jonathan Scott oder auch David Norbrook Hobbes’ Bemühung hier gerichtet gegen die spaltende und möglicherweise aufrührerische Rhetorik im Parlament von 1628, dessen Arbeit schließlich in der Petition of Rights gipfelte. Hobbes sah darin, wie er in seiner Thukydides-Lebensbeschreibung äußert, nichts anderes als »contention of the demagogues for reputation and glory of wit«. Dies könnte leicht als bloße Verteidigung royalistischer Positionen verstanden werden; aber die Zuschreibung einer solch erzroyalistischen Position würde Hobbes nicht ganz gerecht.
Gewiss nimmt Hobbes das Urteil von Hegel in Hinsicht auf den Peloponnesischen Krieg vorweg: »Thukydides hat uns die Geschichte des größten Teils desselben hinterlassen, und dieses unsterbliche Werk ist der absolute Gewinn, welchen die Menschheit von jenem Kampfe hat.«
Hobbes’ Thukydides-Übersetzung hat aber eine ganz andere Bedeutung, als wir sie üblicherweise einer bloßen Übersetzung beimessen würden. Sein Zusammentreffen mit Thukydides lässt sich als eine entscheidende Weichenstellung der Herausbildung von Hobbes’ politischer Theorie begreifen. Hobbes hat seine gegen die Demokratie gerichteten Invektiven aus Thukydides herausgelesen (wiewohl dieser Republikaner war). Es ist nicht unplausibel anzunehmen, dass dieser Anti-Demokratismus von allem Anfang an bei Hobbes eine unmittelbar auf politische Intervention in die englischen Ereignisse jener Jahre gerichtete Funktion erfüllen sollte; in der Sache wurden damit die Ereignisse und Konflikte der Zukunft in gewisser Weise bereits vorweggenommen: Als Hobbes die Thukydides-Übersetzung unternahm, war der Konflikt zwischen Krone und Parlament für alle Zeitgenossen spürbar, wenn er auch noch nicht gewaltsam ausgebrochen war. Hobbes zielte von allem Anfang an auf politische Wirkung, er war zeitlebens erfüllt von dem Wunsch, durch Theorie direkt in die Praxis einzugreifen.
Entscheidend im Verhältnis von Hobbes zu Thukydides ist jedoch neben den dabei zum Ausdruck kommenden Aspekten der geschichtswissenschaftlichen Methodik der spezifische politische Wert jener besonderen Merkmale, die dem Werk des griechischen Historikers abgelesen werden können: die besondere Technik, politische Sachverhalte zur Darstellung zu bringen, die dabei waltende Kälte und Konsequenz, der vergleichsweise rohe Realismus, der die besonderen Problempunkte betont, die Ablehnung von Rhetorik, die oft als Werkzeug verwendet wird, um die Emotionen des Lesers zu wecken etc. All dies sind Merkmale, die Thukydides’ Werk zu einem echten politischen Erbe machen, das zumindest teilweise (und jedenfalls für Hobbes) die politischen Grundsätze der Moralphilosophie ersetzen kann, denn diese enthalte doch bestenfalls einige Klugheitsregeln für denjenigen, der sich an der Macht halten oder diese erobern wolle. Hobbes zufolge sei eine derartige Handreichung aber weder brauchbar, noch sei sie notwendig. Hobbes’ spätere Arbeiten werden allesamt dazu neigen, eine subjektivistische Dimension der Politik zu überwinden, die sich auf nichts anderes als auf einige Rezepte aus dem Arzneischrank politischer Klugheit, Weisheit und die »Kunst der Politik« stützen könnte, wenn sie ängstlich ihre Macht bewahren will. Ihm zufolge müsse die Politik in der Lage sein, sich von diesen Ängsten zu befreien; es genüge nicht, bei einer rein den Geboten der Klugheit entsprechenden und einer technischen Darstellung zu verbleiben, auch wenn diese einen unvermeidlichen Moment politischen Handelns darstelle, um den Erfordernissen eines Systems politischer Macht in der Neuzeit umfassend zu genügen.
Das Problem für Hobbes besteht darin, diese subjektive Machttechnik in eine echte Staatswissenschaft umzuwandeln. Diese neue politische Wissenschaft dürfe ihre Wurzeln nicht auf dem instabilen Grund eines politischen Subjektivismus haben, aus dem heraus ein Fürst auf die List des Augenblicks, auf den Zynismus und die Skrupellosigkeit des Gebrauchs staatlicher Gewaltmittel zählen kann; denn dies alles sei unsicher, aleatorisch und steter Veränderung der Umstände und der Menschen ausgesetzt. Hobbes zielt mit seinem gesamten Projekt auf eine »Geometrie der politischen Macht«; vermittels dieser sollten die stabilen und objektiven Grundlagen für ein wirksames politisches System gelegt werden. Was Hobbes an Thukydides so herausragend findet, ist, dass Der Peloponnesische Krieg seiner Interpretation nach der bloß subjektiven Dimension politischen Handelns zu entkommen vermag, dass er sich auf eine umfassendere und organischere Ebene stellt, und dass Thukydides so (vielleicht auf weniger direkte, aber doch effektivere Weise) die Referenzkoordinaten für das Verständnis und den Aufbau einer politischen Ordnung bietet, die als Antwort auf den permanenten Konflikt des Bürgerkriegszustandes fungieren kann.
Thukydides’ Bemerkungen zu Methode und Inhalt seiner Darstellung müssen Hobbes besonders angezogen haben. Ein Blick auf die Gelehrten und die Ereignisse seiner Zeit lehrten ihn, dass – wiewohl die athenischen Demokraten kaum weniger grausam und rücksichtslos waren als die spartanischen Oligarchen – Athen unter der besonderen Gunst des Zeigeistes stand; Hobbes sah sich durch Thukydides bestätigt, dass diese Hochschätzung keine reale Grundlage habe. Hobbes zieht den Schluss, dass die Geschichte des Peloponnesischen Krieges sehr klar für eine gewisse Selbstlegitimität der Gewalt spreche: Politische Beziehungen, wenn sie sich in Form von Kriegsbeziehungen realisieren, würden sofort deutlich machen, dass nicht eine moralische Legitimität die Verwendung der Gewalt rechtfertige, sondern dass es umgekehrt die machtvolle Gewalt selbst sei, die stets die ideologische Deckung für die moralische Legitimität eines bestimmten Vorgehens suche. Genau darauf wird sich sodann Hobbes’ gesamte theoretische Aufmerksamkeit richten: Gewalt und Recht, Gleichheit und Krieg, Herrschaft und Macht.
Die Übersetzung von Thukydides mit seinen aufschlussreichen einleitenden Bemerkungen bezeichnet in üblicher Diktion – wenn man eine derartige Periodisierung für zweckmäßig hält – Hobbes’ erste (»humanistische«) Phase. Aber der Einfluss dieser Lektüre währt sein gesamtes Leben lang. Er rechnet Thukydides zu den anderen herausragenden Modellen des humanistischen Ideals: Homer für die Poesie, Aristoteles für die Philosophie und Demosthenes für die Beredsamkeit. So wie sie in ihren jeweiligen Bereichen am höchsten stehen, so sei bei Thukydides die Fähigkeit, Geschichte zu schreiben, am höchsten ausgebildet.
Zu dieser Zeit hat Hobbes keinen ernsthaften Streit mit dem von Machiavelli, Bodin und Bacon empfohlenen induktiven Ansatz für die Politik. Hobbes’ Versuch, eine neue wissenschaftliche Methode zu entwickeln, die so sicher sein solle wie die von Galileo, um das menschliche Verhalten zu verstehen, entsteht aus einer früheren und offensichtlicheren »humanistischen« Sorge um die angemessene Funktion der Geschichtsschreibung. Für Hobbes liegt das Hauptinteresse an der Geschichte in ihrem beschreibenden Potenzial. Die Geschichte selbst sei kein Teil der Philosophie, sondern dessen, was er »Klugheit« nennt, das »ursprüngliche Wissen« (original knowledge); und dies müsse von wirklich wissenschaftlichen Erkenntnissen unterschieden werden, die »abgeleitet« seien und dann den »Beweis der Wahrheit« (evidence of truth) darstellten. Thukydides habe hierin die Spitze erreicht: »the faculty of writing history is at the highest«. Und Hobbes hatte mit dieser Einschätzung ganz enormen Einfluss.
Die Rolle des Historikers bestehe darin, eine sorgfältige Aufzeichnung vergangener Ereignisse zu liefern, denn auf diese Weise würde er der politischen Forschung ermöglichen, die metaphysischen Grundlagen und die angebliche Universalität der Rechtstheorien und der Zivilgesellschaft zu »entlarven«. Thukydides zufolge habe der Historiker bei der Ermittlung der »Taten« die größtmögliche Genauigkeit walten zu lassen. So seien etwa auch die Vertragsabschlüsse »Taten« insofern, als sich in ihnen die sonst meist gegeneinander handelnden Partner zu gemeinsamem Tun vereinigen, und hier lässt sich wirklich größte Genauigkeit erzielen. Thukydides erreicht aber noch einen weiteren Gewinn mit der Einfügung von Urkunden im Wortlaut2: Der Leser erkennt – und das muss Hobbes besonders angezogen haben –, wie sich das Handeln stets von dem in den Verträgen Vereinbarten entfernt, wie Schwäche, Interessengegensätze, Hinterlist oder überhaupt die Unfreiheit der Menschen zu »Taten« führen, die schließlich in schroffem Widerspruch zum vertraglich Festgelegten stehen. Nur wer die Verträge genau kennt, »versteht«, was dann geschieht, und in diesem inneren Nachschaffen liegt die erkenntnismäßige Bereicherung, die der Historiker seinen Lesern verschaffen will. Gigliola Rossini hat gezeigt, wie eng die Verbindung zwischen Hobbes’ späteren wissenschaftlichen und seinen früheren humanistischen Schriften ist, indem Hobbes immer darauf hinwies, was für ihn das einzige dauerhafte Verdienst der Geschichtsschreibung bleibe: ihre Fähigkeit, der wissenschaftlichen Erforschung der Gesellschaft eine empirische Grundlage für ihre Untersuchung zu liefern. Die Thukydides-Übersetzung und die Beschäftigung mit dem griechischen Historiker liefern das Fundament für diese Haltung.
Was Hobbes an Thukydides schätzte, das ist mit den Worten von Wolf-Dieter Gudopp von Behm leicht gesagt: »Thukydides hat aus seinem politisch erfahrenen und reflektierten Erleben aufgeschrieben, wie es zugeht in der Welt und was die Menschen zu veranstalten und zu erleiden imstande sind. Und er demonstriert, worum es in der Politik geht: um Interessen und um Macht«. Thukydides liefert Hobbes aber auch einen Beleg, der Hobbes zeit seines Lebens nicht mehr loslassen wird, denn – wie Gudopp von Behm ergänzt – »(z)u den fürchterlichen Zerstörungen, die Krieg und mehr noch Bürgerkrieg unter den Menschen anzurichten vermögen, vermitteln Thukydides’ Berichte einen anschaulich erschreckenden Eindruck […] Was machte und macht der Krieg aus den Menschen? Was man zu sehen bekommt, ist Verrohung, Bestialisierung und Raubmord«. – Und Hobbes kann (nach seiner Übersetzung) bei Thukydides lesen:
»For in peace and prosperity as well cities and as private men are better minded because they be not plunged into necessity of doing anything against their will. But war, taking away the affluence of daily necessaries, is a most violent master and conformeth most men’s passion to the present occasion […] The received value of names imposed for signification of things was changed into arbitrary.«
Tatsächlich ist Thukydides wohl nicht nur verantwortlich für Hobbes’ Vorstellung vom Naturzustand, sondern auch für das von Hobbes nachfolgend verwendete Vokabular. – In seiner Übersetzung lesen wir etwa auch die folgende Passage über den Peloponnesischen Krieg: