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Rätselhafte Phänomene, wundersame Begebenheiten und erstaunliche Entdeckungen, werden seit altersher mit sakralen Stätten und mystischen Kraftorten verbunden. Alle Kulturen der Welt kennen solche geheimnisvollen Orte. Reinhard Habeck besuchte legendäre Pilgerstätten sowie verborgene Schauplätze des Überirdischen und ist ihren fantastischen Überlieferungen gefolgt. Was blieb von der Stätte des Uranfangs, wo der Sonnengott Re erstmals erschienen sein soll? Wie wurde die Kaaba in Mekka zum bedeutendstem Heiligtum der Islamischen Welt? Sind Marienerscheinungen Hirngespinste oder Projektionen aus höheren Dimensionen? Existiert bei Neapel tatsächlich ein Eingang in ein unterirdisches „Höllenreich“? Wieso werden „Schwarze Madonnen“ verehrt? Welche Kräfte lösen spontane Heilungen an Pilgerorten aus? Der Autor führt zu Wunderorten in aller Welt und geht alten Überlieferungen, aber auch modernen Rätseln auf den Grund. Spannende Einblicke, wertvolle Sachinformationen und eine bunte Vielfalt an überraschenden Entdeckungen sind garantiert. Aus dem Inhalt • Kuriose Kirchenkunst: das „Raumschiff“ von Goberling, Heilige „Kopfnüsse“ und das „Wurzelkruzifix“ von Straßengel • Die Steine der Heiligen: vorislamische Steinkulte und Wundersteine der Christenwelt • Die Macht der Schwarzen Madonna: Montserrat, Loreto und Wien • Neapels explosive Idylle: das Höllenreich von Solfatara • Die geheime Unterwelt von Klosterneuburg • Österreichische Erscheinungsstätten: Maria Taferl, Maria Bildstein und Maria Absam • Marienwunder in Ägypten: Spurensuche in Kairo • Unruhige Knochen: morbide Reliquien und nicht verweste Leichname
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Seitenzahl: 225
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Überirdische Rätsel
Reinhard Habeck
Überirdische Rätsel
Entdeckungsreisen zu wundersamen Orten
Steinkreis im Wald bei Mötz in Tirol
Merci in Liebe für
Besi, Truska und Elvira
Unsere gemeinsamen Entdeckungsreisen zu wundersamen Orten haben meine Vorstellungswelt mehr bereichert als irgendetwas anderes im Leben.
Votivtafeln als Dank für Rettung und Gebetserhörungen in der ehemaligen Totenkapelle in Absam in Tirol
Cover
Titel
Danksagung/Widmung
Anstoß: Wenn das Überirdische ruft!
MARIENWUNDER IN ÄGYPTEN
Erscheinungen der Himmelskönigin, der heilige Matarija-Baum und die Stätte des Uranfangs
Wunder gibt es immer wieder
Ungewöhnliches Leuchten über Shoubra
Die Erscheinungen von Zeitoun
Der heilige Baum von El Matarija
Kosmische Spuren
STEINE DER HEILIGEN UND GÖTZEN
Von Himmelssteinen, Mirakelsteinen und versteinerten Launen in der „12-Apostel-Zeche“
Göttersteine und ihre Mythen
Die „Skystones“ aus Sierra Leone
Der Schwarze Stein an der Kaaba
Le Puy und der schwarze „Fieberstein“
Der rote Fridolin-Stein zu Rankweil
Der weiße Stein des heiligen Arbogast
Geheime Welt unter Klosterneuburg
DIE MACHT DER SCHWARZEN MADONNA
Sonderbare Schutzheilige, rabenschwarzer Marienkult und das fliegende Haus von Loreto
Dunkle Geheimnisse
Maria Magdalena und die Schwarze Sara
Heiligtümer, Himmelslichter und Montserrats Moreneta
Pilgerziel Loreto
Glaube und Wissenschaft
Als die Schwarze Madonna zum Mond flog
Das „Loreto-Kindl“ und die „Schwarze Kuchl“
Die Schwarzen Mädeln von Wien
PFORTE INS HÖLLENREICH
Pompejis Ruinen, Solfataras Schwefelwelt und die Blutwunder des heiligen Januarius
Urbilder der Hölle
Dante und die Phlegräischen Felder
Die versteinerten Toten von Pompeji
Römische Tempelmysterien
Solfataras brodelnder Supervulkan
Wunderglaube um San Gennaro
Abstieg in die Unterwelt
Lebendiger Glaubenskult
WUNDERSAME WALLFAHRTSORTE
Übernatürliche Souvenirs, UFOs in alten Kirchen und unruhige Knochen von Heiligen
Das „heilige Gesicht“ von Manoppello
Hier stand Maria!
Gemalter Himmelsspuk
Verborgene Kirchenschätze im Burgenland
Die Unverwesten
Barockjuwel mit bizarrer Reliquie
GÖTTLICHE BESCHERUNG
Das Wunder von Bethlehem, die Schätze von Santiago de Compostela und das „Jesusstern“-Sakrileg
Vorchristliche Weihnachten
Wundersame Geburtsgrotte
Auf nach Santiago de Compostela!
Heilige Kopfnüsse und der Botafumeiro-Effekt
Einzigartige Kunstschätze im Klosterhotel
Archäologiekrimi: ein Stern zu viel!
Schlusswort mit einem „Vergelt’s Gott!“
ANHANG
Quellen und Literatur
Bildnachweis
Weitere Bücher
Impressum
Wendeltreppe mit Engelsköpfen in Mariastein (Tirol)
„Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Kultur und Reisen. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!“
Wilhelm Busch (1832–1908), deutscher Dichter und Zeichner
Wenn einer eine Reise tut … ja, dann hat er natürlich immer etwas zu erzählen. Selbst Menschen, bei denen der Urlaub traditionell „im Sand“ verläuft. Jemand steigt versehentlich auf einen Seeigel, die Badehose wird gestohlen oder der versprochene Meerblick entpuppt sich als Hinterhofpanorama. Solche Dinge passieren und belustigen die daheim Zurückgebliebenen. Auch moderne Technologien bieten neue, faszinierende Möglichkeiten: Expeditionen in die Fremde werden vermehrt virtuell mittels Computer und 3-D-Brille unternommen. Letztlich bleiben es aber immer nur Ausflüge in unwirkliche Scheinwelten.
Mir genügt das nicht. Die wirklich spannenden Geschichten höre ich immer von Vagabunden, die real an mystischen Orten waren, wo wundersame Erscheinungen, übersinnliche Begebenheiten und rätselhafte Entdeckungen bezeugt sind. In meiner Jugend waren das Abenteurer und Fantasten wie Heinrich Harrer, Thor Heyerdahl oder Erich von Däniken, die meine Neugierde für das Unbekannte und Unerforschte geweckt haben. Als Globetrotter um die Welt reisen, ferne Länder entdecken, Ruinen versunkener Reiche erkunden, fremde Kulturen und Menschen kennenlernen, davon träumte ich wie viele andere meiner Generation.
Als siebzehnjähriger Jungspund hatte ich endlich das nötige „Taschengeld“ für meine erste Fernreise zusammengekratzt. Sie führte mich 1979 ins einstige Pharaonenland am Nil – nach Ägypten. Zwischen Alexandria und Assuan begegnete ich einer mir damals fremdartigen Wunderwelt. Die Rätsel der Pyramiden, die legendären Pharaonenschätze, das profunde Geheimwissen der Priesterschaft und die altägyptische Mythologie haben meinen Blick auf die Wirklichkeit erweitert. In der Folge entstanden daraus literarische Gedanken und kühne Thesen, die ich erstmals 1982 (gemeinsam mit Peter Krassa, † 2005) in dem Sachbuch „Licht für den Pharao“ veröffentlichte.
Es sind bekanntlich die ungelösten Fragen, die den Verstand lebendig erhalten und unsere Fantasie beflügeln: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wo liegt die Wiege unserer Zivilisation? Stimmt das Bild unserer Vergangenheit? Waren unsere Vorfahren weit fortschrittlicher als bisher angenommen? Kamen die Götter des Altertums als außerirdische Kulturbringer auf die Erde? Welche Wunder waren Auslöser dafür, dass bestimmte Plätze zu „heiligen Orten“ wurden? Liegen mysteriöse Artefakte noch irgendwo vergraben? Existieren sagenhafte Relikte, die unbeachtet und vergessen in geheimen Museumdepots verstauben?
Die Grenzgebiete des Wissens, die großen Menschheitsrätsel und die Entdeckungsreisen zu wundersamen Orten beschäftigen und faszinieren mich bis heute. Sie sind die Triebfeder für mein Schaffen. Aber ist nicht längst alles geklärt? Wir leben doch in einem hoch technisierten und aufgeklärten Zeitalter. Wir sind kritisch und skeptisch, wenn von unerklärlichen Funden und übersinnlichen Phänomenen die Rede ist. Durchaus begründet, denn viele vermeintliche „Wunder“ oder „Mysterien“ sind inzwischen als „Verwechslung“, „Falschmeldung“ oder sogar „Schwindel“ entlarvt worden. Aber – die Folgerung der Rationalisten, dass sämtliche Bereiche des „Überirdischen“ auf Spinnerei und Täuschung beruhen, ist mit Verlaub kopflos und unbewiesen. Warum in Gottes Namen sollte nur das der Wissenschaft heute Fassbare existieren?
Nicht erst seit Shakespeare wissen wir, dass es mitunter mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als uns unsere Schulweisheit erträumen lässt. Nichts davon verstößt gegen die Gesetze der Natur, sondern steht lediglich im Gegensatz zu dem, was wir bisher von ihnen wissen. Die Geduld der orthodoxen Gelehrtenwelt wird dennoch strapaziert. Vor allem dann, wenn sie mit spontanen und nicht fassbaren Phänomenen konfrontiert wird. Beispielsweise mit wiederkehrenden Lichterscheinungen, die als „Visionen der Gottesmutter Maria“ gedeutet werden. Vernunftmenschen behaupten: „Alles Halluzinationen!“ So banal lässt sich das Rätsel aber nicht wegdiskutieren. Es existiert seit Beginn unserer Zeitrechnung, tritt weltweit an bekannten und einsamen Orten auf, teilweise mit mysteriösen Begleitphänomenen und manchmal sogar vor Tausenden Augenzeugen. Eine logische Erklärung für diese gespenstisch anmutenden Lichtwunder gibt es nicht, und doch können sie Tag für Tag aufs Neue geschehen.
Seit einem Jahrzehnt zieht es mich magisch zu Erscheinungsstätten, Wallfahrtsorten, Gotteshäusern, Kapellen und hinab in modrige Kirchengrüfte. Dabei begleitet mich himmlisches Glück. Meine Lebenspartnerin Elvira Schwarz aus dem benachbarten Alphörnerland teilt meine Leidenschaft für das Mystische seit Anbeginn. Wir sind schon in ungezählten Pyramidenschächten herumgekrochen, haben auf aktiven Vulkanen getanzt und bestiegen vom Regenguss durchnässt einsame Götterberge. Die gemeinsamen Entdeckungsreisen zu den Schauplätzen des Überirdischen unternehmen wir bevorzugt mit dem Bus oder der Bahn. Weitere Erkundungen vor Ort erfolgen dann meist mit dem Drahtesel oder zu Fuß als Wandervögel. Dabei gab es bisher immer Staunenswertes, bisweilen auch Kurioses und nahezu Unglaubliches zu entdecken. Vieles davon haben wir im Bild festgehalten.
Das vorliegende Buch schließt an die jüngsten Vorgängertitel an. „Steinzeit-Astronauten“ (2014) lotst zu den Felsbildrätseln der Alpenwelt, „Ungelöste Rätsel“ (2015) präsentiert Wunderwerke der Archäologie und „Überirdische Rätsel“ führt nun zu Kultplätzen und Heiligtümern, wo das Wunderbare zur Wirklichkeit gehört. Die Auswahl der geheimnisvollen Orte ist eine subjektive. Mein Wunsch als Autor ist es, dass mir die Mischung geglückt ist. Ich hoffe, jede Leserin und jeder Leser findet etwas Reizvolles, das bei nächstbester Gelegenheit am „Tatort“ überprüft und in Augenschein genommen werden will.
Sieht man von der Kaaba in Mekka ab (allen Nichtmuslimen – so auch mir – wird der Zutritt in den heiligen Bezirk verwehrt), sind sämtliche heilige Stätten zu besichtigen. Für Spurensucher habe ich im Anhang hilfreiche Links und Kontakte genannt. Dabei spielt es keine Rolle, ob man als neugieriger Tourist, wissbegieriger Kunstfreund, hellhöriger Esoteriker oder frommer Pilger unterwegs ist. Für alle gilt das Gleiche: Wer danach sucht, wird vieles entdecken, das zum Staunen einlädt. Wenn das vorliegende Buch als kleine Anregung dafür dient, hat es seinen Zweck erfüllt.
Willkommen in der Welt des Überirdischen!
Wien im September 2016
Erscheinung in Zeitoun
Erscheinungen der Himmelskönigin, der heilige Matarija-Baum und die Stätte des Uranfangs
„Jedes Naturgesetz, das sich dem Beobachter offenbart, lässt auf ein höheres, noch unerkanntes schließen.“
Alexander Freiherr von Humboldt (1769–1859) Weltreisender und Naturforscher
Historisches Gemälde einer Marienerscheinung
Erscheinungen der Gottesmutter Maria zählen zu den großen ungelösten Rätseln der Menschheitsgeschichte. Aus zwei Jahrtausenden liegen über tausend gut dokumentierte Berichte vor. Dazu gehören die berühmten Manifestationen 1531 in Guadalupe (Mexiko), 1858 in Lourdes (Frankreich) und 1917 in Fatima (Portugal). Sie werden vom Vatikan offiziell als „Göttliche Wunder“ anerkannt.
Diese Phänomene ereignen sich entgegen landläufiger Meinung bis heute. Das Muster ist fast immer dasselbe: Kinder, Halbwüchsige oder „naiv veranlagte“ Frauen und Männer – ihrer Unbefangenheit wegen für mediale Offenbarungen besonders empfänglich – begegnen einer geheimnisvollen Lichtgestalt. Diese vermittelt auf telepathischem Wege manchmal eine recht kryptisch klingende Botschaft. Meist zeigt sich die überirdische „Himmelskönigin“ nur vor auserwählten „Seherkindern“ und bleibt für andere Menschen unsichtbar.
Naturwissenschaftler stehen derartigen „Begegnungen“ in der Regel skeptisch bis ablehnend gegenüber. Sie schreiben das angebliche Geschehen der Einbildungskraft der Betroffenen zu. Wie aber sind jene Vorfälle zu bewerten, bei denen nicht nur vermeintlich „auserwählte“ Einzelpersonen das Unerklärliche bezeugen können? Was, wenn sich die „Dame in der Lichtwolke“ über einen längeren Zeitraum dem staunenden Publikum zeigt und von Abertausenden Menschen wahrgenommen, fotografiert und gefilmt werden kann? Solche Ereignisse haben im digitalen Zeitalter mehrfach stattgefunden. Erstaunlicherweise weniger im Herzen der Christenwelt, sondern an Orten, wo man es nicht unbedingt erwarten würde – etwa in Ägypten.
Wundersames geschah im Jahr 2000 in der Stadt Assiut in Mittelägypten. Im Spätsommer sorgte dort eine Lichtgestalt wiederholt für helle Aufregung. Alles begann am Abend des 17. August 2000, als über der koptischen Sankt-Markus-Kirche „mysteriöse Lichter“, „Tauben aus Licht“ und eine „leuchtende, schwebende Gestalt“ auftauchten. Nicht nur Christen, auch Muslime waren Zeugen des „himmlischen Wunders“, fotografierten und filmten. Selbst Schenuda III. (1923–2012), damals Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche, erkannte nach eingehender Prüfung die Echtheit der Erscheinung an und bezeichnete sie als „Zeichen des Trostes und des Friedens“. Der Segen für Ägypten erwies sich allerdings als trügerisch. Bis zum heutigen Tag kommt es in Assiut und anderswo in Ägypten immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Fundamentalisten und dem koptischen Bevölkerungsanteil.
Die Heilige Familie bei ihrer Flucht nach Ägypten
Assiut liegt nur wenige Kilometer nördlich des Dorfes Deir Dronka. Hier befindet sich am westlich gelegenen Berghang das „Kloster der Heiligen Jungfrau Maria“ mit Höhlen ehemaliger Einsiedler. Eine davon soll der Legende nach dem Jesuskind, Maria und Josef bei ihrer Flucht vor Herodes’ Häschern mehrere Jahre ein sicheres Versteck geboten haben. Im Neuen Testament wird das Erscheinen eines Engels erwähnt, der Josef zur Flucht geraten hatte: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage, denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.“ (Matthäus 2,13–14)
Die unfreiwillige Reise führte nach koptischen Quellen von Palästina aus über den Sinai ins Nildelta und weiter ins heutige Kairo. Erst nach dem Tod von Herodes, wiederum durch einen himmlischen Boten verkündet, kehrte die Heilige Familie zurück nach Galiläa. Als südlichster Fluchtort wird Assiut genannt. Noch heute ehrt die christliche Gemeinde den „Heiligen Unterschlupf“ von Deir Dronka nahe Assiut, an dem sich immer wieder Wunder ereignen sollen.
Einen Wink zum Übernatürlichen gibt bereits die altägyptische Mythologie: Assiut, abgeleitet von Sauti (auf Deutsch „Wächter“), hat schon im Alten Reich der Pharaonen existiert. Es heißt, die Urstätte sei Geburtsort des schakalartigen Kriegs- und Totengottes Upuaut gewesen. Er wurde als Sohn des Osiris verehrt und war „der Leiter der Götter“ auf dem Weg ins Himmelreich. Upuaut wiederum bedeutet „Wegöffner“. Weltberühmtheit erlangte Upuaut 1993 durch das gleichnamige Mini-Roboter-Fahrzeug des deutschen Ingenieurs Rudolf Gantenbrink. Der Hightech-Einsatz führte zu spektakulären Entdeckungen in den sogenannten „Luftschächten“ der Cheopspyramide.
Kloster Deir Dronka bei Assiut
Was stutzig macht: An bestimmten Plätzen dieser Welt scheint das Übersinnliche bevorzugt über Jahrtausende zu wirken. Ist die Region Assiut mit dem Göttermythos von Upuauts überirdischen Sesam-öffne-dich-Kräften so ein zeitloser Offenbarungsort? Sind in diesem Sinne „Marienerscheinungen“ und ihre bizarren Begleitphänomene Türöffner in höhere, uns noch unbekannte Sphären?
Das Mirakel der Marienerscheinungen trat bei vielen Orten in Ägypten auf, die in der westlichen Welt kaum bekannt sind: Edfu (1982), Shentana El Hagar (1997), Gabal Dranka (2001) und in Ägyptens Metropole Kairo. Hier zeigt sich die geheimnisvolle Lichtgestalt besonders gerne. Das Verblüffende: immer vor Tausenden Menschen unterschiedlicher Glaubensbekenntnisse!
In der Nacht des 25. März 1986 geschah dies im östlich des Nil gelegenen, dicht besiedelten Shoubra-Viertel. Nahe der El-Teraa El-Boolakia-Straße, umgeben von engen Gassen. Dort steht das kleine koptische Gotteshaus St. Demiana. Zunächst bemerkten Anrainer ein „ungewöhnliches Leuchten“, das in ihre Wohnzimmer strahlte. Beim Blick aus dem Fenster erkannten sie „eine Wolke aus Licht, eine grelle Gestalt und zwei leuchtende Tauben“, die neben den beiden Türmen der Kirche schwebten. Augenzeugen berichteten später, sie hätten schon Monate zuvor im Kuppelbereich der Kirche seltsame „Lichtblitze“ wahrgenommen. Die Ursache dafür konnte nie geklärt werden. Erst mit dem plötzlichen Sichtbarwerden der leuchtenden Gestalt, die mehrmals verschwand und wieder auftauchte, ergaben die vorangegangenen Vorfälle einen Sinn: Die „Himmelskönigin“ hatte ihren Auftritt offenbar geplant und angekündigt.
In Windeseile sprach sich das Unfassbare in Kairo herum. Es dauerte nicht lange und die Straßen von Shoubra waren durch eine große Menschentraube verstopft, die gebannt zum Kirchendach starrte. Für fromme Christen bestand im Augenschein der weiß gekleideten Frauengestalt kein Zweifel: Das ist die Jungfrau Maria, die Gottesmutter des Erlösers! Der „Dame im Licht“ schien das Interesse an ihr zu gefallen, sie tauchte in den Folgemonaten immer wieder in unterschiedlichsten Facetten auf. Nicht nur in der Nacht, sondern vereinzelt am hellen Tag. Ihre Wesenheit soll manchmal von einem Halo aus transparentem Licht umhüllt gewesen sein, dann wieder mit einem Heiligenschein über ihrem Kopf. Oder es war nur eine undefinierbare „Lichtmasse“ zu erkennen, die sich dann im Farbenspiel in eine menschenähnliche Form verwandelte. Fallweise wurden Begleitphänomene wie „Blitze“, „Feuerzungen“, „eine Taube aus Licht“ und „veränderte Lichtstärken von milchig weiß bis gleißend hell“ bemerkt. Die Dauer der Erscheinungen variierte. Oft war der himmlische Spuk nur flüchtig für wenige Sekunden sichtbar, dann wieder bis zu mehr als einer Stunde.
Während der Erscheinungen in Shoubra kam es zu spontanen Heilungen. Von einem spektakulären Fall berichtet die ägyptische Wochenzeitung Watani in ihrer Ausgabe vom 1. Juni 1986. Demnach war die damals sechsjährige Theresa Soliman Youssef seit einem Unfall auf dem rechten Auge blind. Ärztliche Dokumente bestätigen die Verletzung der Hornhaut sowie misslungene operative Eingriffe. Als das Mädchen am 18. Mai mit ihrer Mutter die Kirche St. Demiana besuchte, kam es zu einer überraschenden Wende: „Plötzlich wurde auf der rechten Seite des Altars ein stark leuchtendes Gebilde sichtbar. Die kleine Theresa hob die Hand in die Richtung der Lichtquelle, wischte sich dann mit der Handfläche über ihr bislang krankes Auge und schrie verzückt auf: „, Mama, ich kann wieder sehen!‘“
Anwesende Geistliche der koptischen Kirche können den Zwischenfall bezeugen. Ebenso der Mediziner Dr. Fayez Akhnoukh, der das Mädchen untersuchte, die Sehschärfe beider Augen testete und verblüfft feststellte, dass Theresa auf wundersame Weise genesen war. Der Vorfall fand Einzug in die päpstlich-orthodoxen Protokolle zur Ermittlung der Erscheinungsserie. Patriarch Schenuda III. hatte sofort nach ersten Berichten von Augenzeugen einen Untersuchungsausschuss mit hochrangigen Bischöfen veranlasst. Dieselbe Kommission wurde am 11. April 1986 selbst mit dem Unbegreiflichen konfrontiert, als sich die „Dame im Licht“ zwischen 3 und 5 Uhr in der Früh über der Kirche zeigte. Die dortigen Erscheinungen dauerten bis 1991 an.
Patriarch Schenuda III.; Bildnis an einer Hauswand
Rationalisten werden hinter den Geschehnissen menschliche Fehlschlüsse, Aberglaube oder sogar Scharlatanerie wittern. Doch weshalb sollte die Heilige Synode der koptischen Kirche „technische Spielereien“ geduldet oder gar veranlasst haben? Das damit verbundene Risiko einer medialen Entlarvung wäre groß. Würde ein unterstellter päpstlicher „Marienbluff“ publik werden, wäre die Glaubwürdigkeit des Kirchenregiments verspielt und die Folgen für die im Land ohnedies diskriminierte Religionsgemeinschaft unabsehbar. Schon deshalb zielt die Behauptung mancher Skeptiker, leuchtende Himmelserscheinungen seien allesamt „nichts weiter als Hirngespinste“, ins Leere. Die Lichtphänomene in Shoubra sind gut bezeugt. Daran gibt es nichts zu rütteln. Eine unbekannte höhere Intelligenz scheint offenbar derartige Erscheinungen auszulösen. Ob es tatsächlich die überirdische Macht der Gottesmutter ist, bleibt freilich eine Frage des Glaubens und der Interpretation.
Wie überzeugend sind Fotos und Videos? Die Bilddokumente zu Shoubra sind als schlüssige Beweise leider wenig aussagekräftig. Der „Fälschungsvorwurf“ schwingt bei der Kontroverse um Übersinnliches immer mit. Die Schwierigkeit, das Unerklärliche im Bild festzuhalten und wissenschaftlich zu analysieren, ist ähnlich problematisch wie bei behaupteten UFO-Kontakten oder flüchtigen Spukphänomenen. In den 1980er-Jahren glückten paranormale Schnappschüsse bestenfalls Profifotografen mit teuren hochempfindlichen Filmkameras. Heute, im Zeitalter digitaler Globalisierung, ist das anders. Eine Welt ohne Mobiltelefon mit Foto- und Videofunktion ist kaum mehr vorstellbar – auch in Ägypten. Am Abend des 10. Dezember 2009 gelang es erstmals eine „Marienerscheinung“ zu filmen. Übersinnlicher Schauplatz: die koptische „Kirche der Jungfrau Maria und des Erzengels Michael“ in Warraq al-Hadar im Verwaltungsbezirk Giseh, unweit der Pyramiden.
Gegen 20:30 Uhr wurde der Muslim Hassan auf ein starkes Licht aufmerksam. Zu diesem Zeitpunkt saß der junge Mann in einem Straßencafé neben der Kirche. Er vermutete, dass ein Kind auf einen Baum neben dem Eingang zum Gotteshaus geklettert war und mit einer Taschenlampe herumfuchtelte. „Doch dann wurde das Licht immer intensiver und schwebte vom Baum hinüber zur rechten Kuppel. Jetzt war die Form der Jungfrau Maria deutlich erkennbar. Ich beobachtete sie eine Zeit lang, dann filmte ich sie mit dem Handy, bis sie verschwand“, versicherte Hassan der Tageszeitung Al-Ahram.
Nach Mitternacht hatten sich Tausende Schaulustige am Erscheinungsort eingefunden. Auch die kirchliche Obrigkeit war inzwischen über das „Himmelszeichen“ informiert worden. Etwa drei Stunden lang konnte es gesehen und dokumentiert werden. In den Tagen darauf manifestierte sich die „leuchtende Madonna“ erneut. Wie in Shoubra und ähnlichen Erscheinungen ungeklärter Lichtgestalten kam es auch in Warraq al-Hadar zu vielen Begleiteffekten: „wundersame Heilungen“, „seltsame Lichtblitze“, „das Auftauchen und Verschwinden eines sternartigen Himmelsobjektes“ sowie „leuchtende Tauben, die plötzlich in der Luft erschienen“. Am 13. Dezember 2009 war Bischof Anba Theodosius von Giseh ein prominenter Augenzeuge der ungewöhnlichen Vorkommnisse.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Filmschnipsel und Bilder im Internet auftauchten, wo sie seitdem für Kontroversen sorgen. Während Gläubige davon überzeugt sind, dass die strahlende Silhouette das Abbild der Gottesmutter zeigt, glauben Skeptiker eher an ein von Menschenhand gemachtes Spektakel. Sieht man sich die Aufnahmen an, fällt es in der Tat schwer, in der Lichtquelle die Jungfrau Maria zu erkennen. Das gleißend helle Licht umstrahlt alle Konturen und Details. Nur die Umrisse sind sichtbar und erinnern mit viel Fantasie an eine Frauengestalt mit Heiligenschein.
Kritiker geben überdies zu bedenken, dass die Position der Madonna auf den Filmen stets mit dem Kirchturm dahinter identisch ist. Ihr Verdacht: Die Energiequelle stammt aus dem Inneren des Turms, weil sich dort eine Lichtquelle befindet. Leuchtet das ein? Nicht zwingend. Im Kirchturm brennt des Öfteren ein Licht. Das war und ist für Einheimische nichts Außergewöhnliches. Zudem reicht die schwache Helligkeit eines beleuchteten Raums nicht aus, um die fluoreszierende Leuchtmasse auf den Handyclips zu erklären. Man müsste dort schon ein bengalisches Feuer entfacht haben, um die Menschen zu täuschen (siehe Farbteil Seite 65 oben).
Die Geschehnisse in Warraq al-Hadar erinnern verblüffend an eine frühere Serie von „Marienerscheinungen“ im östlich des Nils gelegenen Kairoer Außenbezirk Zeitoun. Sie begann in der Nacht vom 2. auf den 3. April 1968 und fand jahrelang mehrere Male im Monat eine Fortsetzung. Wie 2009 im Fall „Warraq“ war es auch dort ein Muslim, der „Maria im Licht“ als Erster sah. Es geschah abends in der Toman-Bay-Straße, wo sich damals eine Busgarage der staatlichen Verkehrsgesellschaft befand. Einer der Mitarbeiter, der Wachmann Abed al-Aziz Ali, erblickte bei der Kuppel der kleinen „Kirche der Jungfrau Maria“ etwas Unfassbares. Er rief aufgeregt den Mechanikern zu: „Seht, da oben auf dem Kirchendach! Eine weiß gekleidete Frau im Licht!“ Die Männer befürchteten zunächst, dass sich ein Mädchen oder eine Nonne in selbstmörderischer Absicht in die Tiefe stürzen wolle. Feuerwehr und Polizei eilten zum Gotteshaus. Unterdessen verfolgte eine wachsende Menschenansammlung das bizarre Schauspiel.
Als sich Gestalt und Leuchtkraft der Erscheinung veränderten, sie frei in der Luft schwebte und eine Formation leuchtender Tauben über ihrem Kopf erschien, waren sich die Schaulustigen einig: Das ist die Jungfrau Maria, die Mutter des Lichts! Das Szenario hielt bis nach Mitternacht an, dann verschwand die Madonna ebenso plötzlich, wie sie aufgetaucht war. Doch sie kam wieder – Hunderte Male! Schon am nächsten Abend und an vielen Nächten darauf, ehe sie am 29. Mai 1971 endgültig verschwand.
Hunderttausende Gläubige und Ungläubige haben die „Frau im Licht“ damals erblickt. Bereits im Mai 1968 kommentierte das damalige koptischorthodoxe Oberhaupt, Papst Kyrillos VI. (1902–1971), die mysteriösen Ereignisse in einer Aussendung der Diözese Zeitoun: „Die Erscheinungen geschahen in vielen Nächten und setzen sich noch fort in unterschiedlicher Weise. Manchmal erscheint Maria in ganzer Größe und dann wieder als Büste, umrahmt von einem leuchtend hellen Heiligenschein. Zeitweilig wurde sie in den Öffnungen auf dem Dach der Kirche gesehen, dann auch wieder außerhalb der Kuppel, wo sie sich bewegte und über das Dach der Kirche und der Kuppel ging. Als sie vor dem Kreuz auf der Kirchenkuppel niederkniete, leuchtete das Kreuz in hellem Licht. Sie bewegte ihre Hände, nickte mit ihrem Haupt und segnete die Menschen. Manchmal sah die Erscheinung wie eine Wolke aus, oder sie nahm die Form als Lichtgestalt an, wobei sich vor ihrem Körper leuchtende Objekte zeigten, die aussahen wie sehr schnell fliegende silbrig-weiße Tauben. Die Erscheinungen waren am Dienstag, dem 30. April 1968, über zwei Stunden zu sehen – von 2:45 Uhr bis zur Morgendämmerung gegen 5 Uhr. Tausende Menschen – Ägypter und Ausländer, Priester und Wissenschaftler – sahen diese Erscheinungen.“
Besonders pikant: Ein Komitee aus Bischöfen – beauftragt, Untersuchungen anzustellen – wurde selbst Zeuge des Übernatürlichen. Erzbischof und Kommissionsmitglied Anba Athanasius erinnert sich in einem von Pearl Zaki verfassten Buch, dass anfangs nur ein „fluoreszierendes Licht“ wahrgenommen wurde: „Dann stand sie plötzlich da in voller Gestalt, schwebte fünf oder sechs Meter über der Kuppel, hoch im Himmel wie eine phosphoreszierende Statue, aber keineswegs starr. Ihr Körper und ihre Kleidung bewegten sich. Von allen Seiten drängten die Menschen zur Kirche. Der Zaun wurde von der Menge einfach niedergetrampelt.“
Die koptische Kirche hat die Erscheinungen von Zeitoun als „göttliches Wunder“ offiziell anerkannt. Der katholische Kardinal Stéphanos I. Sidarouss (1904–1987) sowie der Leiter der evangelischen Kirche in Kairo, Pastor Dr. Ibrahim Said, folgten dieser Einschätzung: „Die Erscheinungen sind echt und glaubwürdig!“
Was gleichermaßen erstaunt: Die Erscheinungskirche von Zeitoun war bereits 1925 vom Landbesitzer Taufik Khalil Ibrahim errichtet worden. Als Vorbild diente die Hagia Sophia in Istanbul. Die „Kirche der Jungfrau Maria von Zeitoun“ sollte eine Miniaturausgabe der byzantinischen Kathedrale werden. Dafür gab es angeblich eine erklärte Anweisung aus höheren Sphären. Ibrahim hatte eine Vision, in der ihm die „Heilige Jungfrau Maria“ erschienen war. Sie soll ihn zum Kirchenbau gedrängt und ihm versprochen haben, an dem vorbestimmten Platz nach Jahrzehnten wieder zu erscheinen (siehe Farbteil Seite 68 links unten).
Die Erscheinungen von Zeitoun machten 1968 international Schlagzeilen.
Was die Vorfälle in Zeitoun noch interessant macht: Hier glückte es Zuschauern erstmals, Fotobelege einer „Marienerscheinung“ zu produzieren. Die ägyptische Tageszeitung Al-Ahram veröffentlichte dazu 1968 in ihren Ausgaben vom 27. April und 5. Mai ausführliche Bildberichte. Eine Aufnahme von Wagih Rizk ist ein berühmtes Zeitdokument: Sie zeigt das schwebende „Lichtgebilde“ neben der Kirchenkuppel. Die überzeugendsten Bildbeweise stammen vom Fotografen Fawzy Mansur und von Ali Ibrahim, einem Leiter des Ägyptischen Museums in Kairo. Ihre Fotos wurden von Bildtechnikern nach streng wissenschaftlichen Methoden untersucht, ohne dass ein Hinweis auf Fehler oder Betrug gefunden werden konnte. Auch eine elektrische Quelle für eine künstlich erzeugte Gestalt konnte ausgeschlossen werden. Schon deshalb, weil mehrfach während der Erscheinungen in den umliegenden Stadtwerken absichtlich der Strom zu Testzwecken abgeschaltet wurde – das Lichtwesen aber weiterhin präsent blieb. Ein technischer Trick mittels eines Generators, der Lichteffekte auf die Wolkenbänke projiziert haben könnte, kam ebenso nicht infrage. Die geknipste „Himmelskönigin“ war offenbar „dreidimensional“ und aus sich heraus „selbstleuchtend“. Und das so stark, dass sich ihre Leuchtkraft in der Kameralinse spiegelte und die Kirchenkuppel samt Publikum erhellte.
„Lichtwolke“ über Kairo 1968
Gespenstische Muttergottes: Aufnahme aus der Erscheinungsserie von Zeitoun 1968–1971
Zu diesem Ergebnis kam auch der US-Bildanalytiker und Physiker Professor John Jackson. Er überprüfte die Aufnahmen in einem Speziallabor der United States Air Force Academy in Colorado Springs, konnte aber ebenfalls nicht die geringste Spur einer Manipulation finden. Sein Fazit: Bei den ungewöhnlichen Phänomenen in Zeitoun handelt es sich entweder um ein unkonventionelles, ein paranormales oder ein überirdisches Ereignis mit physikalisch beobachtbaren Merkmalen.
Leuchtende, vogelähnliche Flugobjekte während der Erscheinungsserie von Zeitoun
Was ebenfalls stutzig macht: Die Erscheinungsserie wurde von vielen Phänomenen begleitet, die als Teil des UFO-Spektrums bekannt sind: leuchtende Wolkengebilde, blitzartige Lichter; fliegende Lichtkugeln in Formation oder sternförmige Objekte, die sich mit hoher Geschwindigkeit fortbewegen. Besonders merkwürdig sind Berichte und Fotos von „vogelähnlichen Flugobjekten“. Sie tauchen einzeln oder als Gruppe immer wieder im Kontext mit Marienerscheinungen auf. Für Gläubige sind es Symbole der „Friedenstaube“, „Sinnbilder des Heiligen Geistes“ oder „spirituelle Wesen“. Kurioserweise verhielten sich diese „Tauben“ bisher nie wie natürliches Federvieh: „Sie sind größer und aus Licht, leuchteten silbrig und bewegten sich, ohne mit den Flügeln zu schlagen“, beteuern Augenzeugen. Irrlichter oder Hologramme aus dem Hyperraum?
Patriarch Schenuda III., der Nachfolger von Kyrillos VI., äußerte sich zum „Taubenmysterium“ bewegt: „Sie erscheinen, leuchten und entsprechen keinen natürlichen Tauben. Das Licht, das sie ausstrahlen, ist großartig und wunderschön, es ist aber nicht wie jedes normale Licht.“ Das koptische Oberhaupt ortete ihren Ursprung im Himmelreich: „Wir leben in einer materiellen Welt auf der Erde. Es existiert aber noch eine andere übergeordnete spirituelle Welt. Diese andere Sphäre nennt man die Welt des Lichtes mit himmlischen Bewohnern.“
Leuchtende, vogelähnliche Flugobjekte während der Erscheinungsserie von Zeitoun
Die koptische Kirche bezeichnet die Jungfrau Maria selbst als „die schöne Taube“. Hierbei wird an die Taube erinnert, die zur Zeit Noahs am Ende der Sintflut mit einem Olivenzweig zurückkehrte. (Genesis 8,11) Oliven sind wiederum ein Symbol des Friedens. Und Zeitoun, der alte arabische Name für den Kairoer Vorstadtbezirk, bedeutet übersetzt „Olive“!
Die Kathedrale von Zeitoun
20. Oktober 2015: Ein sonniger Nachmittag in Kairo. Mit meiner Partnerin Elvira und unserem Freund, dem einheimischen Ägyptologen Dr. Ahmed M. Osman, befinde ich mich im Kairoer Verkehrsgetümmel. Per Auto sind wir unterwegs zu einer der mysteriösesten Marienstätten der Neuzeit. Eingekeilt zwischen ohrenbetäubend lauten Schrottkarren, blökenden Kamelen und gestikulierenden Marktleuten. Vorfahrt hat, wer am lautesten hupt. Unfälle sind an der Tagesordnung. „Ein Wunder, dass ich noch lebe“, übe ich mich in Galgenhumor.
„Festhalten!“ Eine Vollbremsung reißt mich aus meinen Gedanken. Beinahe hätte uns ein klappriger Bus gerammt. „Keine Angst, jetzt wird es angenehmer“, grinst unser ägyptischer Begleiter schelmisch, als er uns über ein paar Schlaglöcher Richtung Flughafen weitersteuert. Nach mehr als einer halben Stunde erreichen wir unser Ziel im Kairoer Außenbezirk Zeitoun. Endlich! Vor Elvira und mir erhebt sich hinter drei Meter hohen Mauern die große Marienkathedrale, bewacht von bewaffneten Sicherheitskräften. Sie thront exakt an jener Stelle, wo 1968 muslimische Handwerker die „Lichtgestalt“ erstmals bemerkt hatten.