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Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane Alfred Bekker und A.F.Morland 1100 Seiten Thriller Spannung Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch - Ideal als Urlaubslektüre. (999) Alfred Bekker ist ein bekannter Autor, der vor allem durch seine Fantasy-Romane und Jugendbücher einem großen Publikum bekannt wurde. Daneben schrieb er Krimis und historische Romane und war Mitautor zahlreicher Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair und Kommissar X. Dieses Ebook beinhaltet folgende Romane: Wenn ein Killer Amok läuft (A.F.Morland) Der Killer und sein Zeuge (Alfred Bekker) Maulwurfjagd (Alfred Bekker) Caravaggio verschwindet (Alfred Bekker) Stirb, McKee! (Alfred Bekker) Die programmierten Todesboten (Alfred Bekker) Mörderpost (Alfred Bekker) Killerpfeile (Alfred Bekker) Central Park Killer (Alfred Bekker)
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Seitenzahl: 1188
Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane
Alfred Bekker and A. F. Morland
Published by Alfred Bekker, 2021.
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Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane
Copyright
Wenn ein Killer Amok läuft
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Die Hauptpersonen des Romans:
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Der Killer und sein Zeuge
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Maulwurfjagd
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Caravaggio verschwindet
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Stirb, McKee!
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Die programmierten Todesboten
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Mörderpost
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Killerpfeile
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Central Park Killer
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Further Reading: 10 Ferien Thriller: Krimi-Lesefutter für lange Nächte
Also By Alfred Bekker
Also By A. F. Morland
About the Author
About the Publisher
Alfred Bekker und A.F.Morland
1100 Seiten Thriller Spannung
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Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch - Ideal als Urlaubslektüre.
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor, der vor allem durch seine Fantasy-Romane und Jugendbücher einem großen Publikum bekannt wurde. Daneben schrieb er Krimis und historische Romane und war Mitautor zahlreicher Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair und Kommissar X.
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Dieses Ebook beinhaltet folgende Romane:
Wenn ein Killer Amok läuft (A.F.Morland)
Der Killer und sein Zeuge (Alfred Bekker)
Maulwurfjagd (Alfred Bekker)
Caravaggio verschwindet (Alfred Bekker)
Stirb, McKee! (Alfred Bekker)
Die programmierten Todesboten
Mörderpost (Alfred Bekker)
Killerpfeile (Alfred Bekker)
Central Park Killer (Alfred Bekker)
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author /
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Alles rund um Belletristik!
Ein Roberto Tardelli Thriller #75
von A. F. Morland
Der Umfang dieses Buchs entspricht 100 Taschenbuchseiten.
Ganz auf sich allein gestellt verfolgt Mafiajäger Roberto Tardelli einen skrupellosen Mörder. Die Cosa Nostra hat den Killer ausgeschickt, aber nun wird er durch Tardellis Suche zum Risiko. Doch diese Verfolgungsjagd hat tödliche Nebenwirkungen – für alle Beteiligten.
Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
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Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Sergio Patana – Als er merkt, dass einer seiner Killer von Roberto Tardelli verfolgt wird, lässt er ihn eiskalt fallen.
Mel Kowalski – Ein Killer, der jeden umbringt, der versucht, sich ihm in den Weg zu stellen.
Claire Kowalski – Als ihr Bruder nach einem Jahr wieder bei ihr auftaucht, kostet es sie fast das Leben.
Alfredo Sevardo und Bingo Celentano – Ihr Auftrag lautet Mord, doch ihr Opfer dreht den Spieß um.
Roberto Tardelli – Er ist unterwegs, um einen Mord zu verhindern, aber er kommt zu spät. – Wieder ganz auf sich allein gestellt, verfolgt er den Mörder, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen.
Mel Kowalski beobachtete sein Opfer aus sicherer Entfernung. Der Mann, dem die Aufmerksamkeit des Killers gehörte, war Staatsanwalt George Burke. Ein Mann, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, der Mafia in seiner Stadt kräftig auf die Finger zu schlagen. Er hatte das nicht nur überall – im Rundfunk, im Fernsehen und auf Versammlungen – laut hinausposaunt, sondern er hatte auch bereits Taten folgen lassen. Taten, die die Cosa Nostra schmerzlich getroffen hatten.
Man war sich innerhalb der Ehrenwerten Gesellschaft nach einer kurzen Zusammenkunft einig: Gegen Staatsanwalt Burke musste schnellstens etwas unternommen werden.
Man sprach sich ohne Gegenstimme für eine Maßnahme aus, die George Burke das Leben kosten würde und wandte sich danach unverzüglich an Sergio Patana, den Boss einer gut funktionierenden Liquidationstruppe namens „Black Friday“. Patana schickte sofort seinen besten Mann, Mel Kowalski, nach Miami Beach, wo Staatsanwalt Burke mit seiner Verlobten Bathseba Lane sich von den Strapazen der letzten Wochen und Monate erholen wollte.
Kowalskis Mund verzog sich unter dem schweren Fernglas, das er mit beiden Händen an die Augen hielt, zu einem breiten, zufriedenen Grinsen.
Der Killer war ein großer kompakter Bursche, unter dessen sonnengebräunter Haut stahlharte Muskeln spielten. Er hatte das eingeschlagene Nasenbein eines Raufbolds, dünnes braunes Haar und ein Kinn, das an eine Baggerschaufel erinnerte.
Er stand auf dem Balkon seines Hotelzimmers, während sich George Burke mit seiner Verlobten auf der Terrasse des Nachbarhotels befand.
Was Kowalski dieses zufriedene Grinsen entlockte, war der Umstand, dass Burke offensichtlich Streit mit seiner Braut hatte. Die beiden saßen an einem der zahlreichen runden Tische, hatten Longdrinks vor sich stehen, aus denen bunte Plastikhalme ragten. Sie starrten einander mit finsteren Gesichtern an und verrieten in Mimik und Gestik, dass sie sich im Augenblick alles andere als grün waren.
„Ein Zank, so kurz vor dem Tod“, murmelte Mel Kowalski zynisch. „Wenn sie sich der Tatsache bewusst wären, wie kurz für manche Menschen das Leben ist, würden sie den Streit bleiben lassen und die wenige Zeit, die ihnen noch zur Verfügung steht, sinnvoller nützen. Aber wer kann schon in die Zukunft sehen?“
Der Hader erreichte binnen Kurzem den Höhepunkt.
George Burke warf seinem Mädchen mit wutverzerrtem Gesicht noch etwas an den Kopf, dann schlug er mit der Faust auf den Tisch – gleichsam, um einen Schlusspunkt zu setzen –, sprang auf und verließ die Terrasse.
Bathseba Lane putzte sich mit einem blütenweißen Taschentuch die Nase und griff dann mit einer zornigen, aggressiven Handbewegung nach ihrem Glas, während Burke die Terrassenstufen hinunterlief und die daran angrenzende Mole erreichte.
Mel Kowalski folgte seinem Opfer mit dem Fernglas.
Burke begab sich an Bord seiner Jacht, die er vor drei Tagen für den Rest des Urlaubs gemietet hatte. Er machte alle Taue los und fuhr dann mit rasch zunehmender Geschwindigkeit auf den Atlantik hinaus.
Der Killer setzte das Fernglas ab.
„Mehr entgegenkommen hätte er mir gar nicht können“, brummte er in seinen imaginären Bart. „Dort draußen werde ich mit ihm allein sein. Es wird keine Augenzeugen geben, wenn George Burke stirbt.“
Hastig machte der Vertragskiller der Mafia kehrt. Er stürmte durch das Hotelzimmer und hatte es sehr eilig, zum Bootsverleih zu kommen, denn eine günstigere Gelegenheit, Burke zu beseitigen, würde er wohl kaum mehr haben.
Roberto Tardelli traf auf dem Miami International Airport ein und hatte das Gefühl, in einen Backofen geraten zu sein. Die Sonne glühte vom Himmel. Kein Wölkchen verpatzte das perfekte Blau. Kein Lüftchen verschaffte den schwitzenden Menschen Linderung.
Roberto, ein schlanker, wendiger Bursche Ende zwanzig, dem man nicht ansah, wie zäh er war, steuerte den erstbesten Autoverleihschalter an.
Kurz darauf saß er in einem schiefergrauen Pontiac Firebird, dessen zusätzlich eingebaute Klimaanlage bei geschlossenen Fenstern für eine konstante Temperatur von angenehmen zwanzig Grad sorgte. Das war ein Grund, aufzuatmen.
Miami ist mit Miami Beach und einigen anderen Orten eines der bedeutendsten und modernsten Touristenzentren der Erde. In den Motels, Hotels, Ferienhäusern und Wohnungen ist Platz für mehr als 120.000 Touristen. Und in der Hochsaison ein Betrieb, der einem Hexenkessel gleicht.
Roberto konnte nicht verstehen, dass sich George Burke, der sich doch von seinen Strapazen erholen wollte, ausgerechnet hierher begeben hatte, wo er erholsame Ruhe doch nicht finden konnte.
Burke. Unvermittelt wurden Roberto Tardellis Züge hart. Er war in diesem Augenblick zu jenem Hotel unterwegs, in dem der Staatsanwalt mit seiner Verlobten abgestiegen war.
Nicht eine Sekunde durfte verschenkt werden. Roberto hatte den Eindruck, ohnedies schon verdammt spät dran zu sein.
COUNTER CRIME, die geheime Regierungsstelle, für die Roberto Tardelli als Agent arbeitete, und deren Aufgabe es war, die Mafia mit allen ihren Nebenerscheinungen und Auswüchsen zu bekämpfen, hatte erfahren, dass George Burke von der Cosa Nostra auf die Abschussliste gesetzt
worden war.
Und zwar als Nummer eins!
Es gab den verschleierten Verdacht, dass der Mord an Burke an die Unterorganisation „Black Friday“ delegiert worden war. Deshalb lag die Vermutung nahe, dass Sergio Patana seinen derzeit schlagkräftigen Mann losgeschickt hatte: Mel Kowalski.
Wenn man wusste, wie blitzschnell und eiskalt dieser Killer zuschlug, war klar, dass man in einer solchen Situation nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde vergeuden durfte.
Aus diesem Grund fuhr der Top Agent von COUNTER CRIME auf dem kürzesten Wege zu Burkes Hotel. Er konnte nur hoffen, dass Mel Kowalski seinen Auftrag noch nicht ausgeführt hatte.
Am Strand von Miami Beach reihte sich ein Superhotel an das andere.
Roberto ließ den Pontiac auf dem hoteleigenen Parkplatz ausrollen. Er sprang aus dem Wagen, warf die Tür zu und eilte in den schickesten Glas-Beton-Kasten, den es in weitem Umkreis gab.
Das Fünfsternehotel strahlte eine gediegene, vornehme Atmosphäre aus.
Roberto erfuhr an der Rezeption, dass sich George Burke mit seiner Verlobten auf der Hotelterrasse befand. Er spürte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel.
Solange der Staatsanwalt mit Bathseba Lane noch in der Lage war, auf der Terrasse einen Drink zu schlürfen, war der Ofen noch nicht aus. Roberto wollte ab jetzt dafür sorgen, dass sich an diesem Zustand auch in Zukunft nichts änderte.
Er trat ins gleißende Sonnenlicht.
Kleine Schweißtröpfchen bildeten sich auf seiner Stirn. Ein gut gebautes Bikinimädchen stelzte an ihm vorbei. Sie hatte sichtlich Langeweile und warf ihm deshalb einen Blick zu, der ihn wissen ließ, dass er von ihr so ziemlich alles haben konnte, wenn es ihm gelang, sie zu zerstreuen.
Er beachtete das Girl kaum. Sein Blick glitt an ihr vorbei. Er streifte rasch Tisch für Tisch und entdeckte schließlich Bathseba Lane. Sie war allein. Das gefiel Roberto ganz und gar nicht. Wo war der Staatsanwalt? Roberto suchte die restlichen Tische nach Burke ab, doch ohne Erfolg.
Das Bikinipüppchen blieb stehen und blies den Brustkorb auf, als wollte es den winzigen BH sprengen.
Roberto schob sie kühl zur Seite. „Gestatten Sie. Darf ich vorbei?“
Das war zu viel für die Kleine. Sie schwirrte wütend ab und würde wohl eine ganze Weile brauchen, um ihr Selbstvertrauen wiederzufinden.
„Miss Lane“, sagte Roberto, als er Bathsebas Tisch erreicht hatte.
Sie hob den Kopf.
Bathseba Lane war eine Augenweide. Rundherum üppig, aber nicht fett, blond und blauäugig. Sie trug weiße Shorts, die verdammt knapp saßen, und einen zyklamenfarbenen Blouson, den sie wegen der Hitze so weit wie gerade noch vertretbar offen gelassen hatte.
„Und wer sind Sie?“, gab das hübsche Mädchen mit einer wohlklingenden Stimme zurück. Roberto erkannte in ihren Augen, dass sie beschwipst war. Ihr Blick war glasig, und ihre Zunge huschte immer wieder über die vollen, sinnlichen Lippen.
„Mein Name ist Tardelli. Roberto Tardelli.“
Bathseba wies auf George Burkes Stuhl. „Wollen Sie sich zu mir setzen, Mr. Tardelli? Dann brauche ich keine Selbstgespräche mehr zu führen.“
Roberto nahm Platz. „Ich muss dringend mit Ihrem Verlobten sprechen, Miss Lane.“
„Wenn Sie möchten, dürfen Sie mich Bathseba nennen“, erwiderte das Mädchen und musterte den dunkelhaarigen jungen Mann eingehend. Sie war von dem, was sie sah, sichtlich angetan. Da war plötzlich ein Ausdruck in ihren großen blauen Augen, der Roberto sagte, dass er sich vor Bathseba in Acht nehmen musste.
Burke war zu bedauern. Dieses Mädchen würde ihm nie ganz allein gehören.
„Würden Sie mir bitte sagen, wo sich Mr. Burke befindet, Miss Bathseba?“, sagte Roberto eindringlich.
Burkes Verlobte zuckte mit den Achseln. Sie schob die Unterlippe trotzig vor. „Wir hatten unseren ersten größeren Streit, seit wir verlobt sind. Als George wegging, beschloss ich, mich zuerst zu betrinken und mich dann dem erstbesten Mann an den Hals zu werfen, der mir über den Weg läuft.“ Bathseba kicherte. „Sie haben Glück, Roberto. Ich bin zwar noch nicht so voll, wie ich es gern sein möchte, aber dafür sind Sie genau der Typ, in dessen Armen ich den Ärger mit George zu vergessen gedenke.“
Roberto schluckte. „Das ist gewiss sehr schmeichelhaft für mich, Bathseba, aber ...“
„Sagen Sie bloß, Sie wollen nicht.“
„Sie sind ein ganz außergewöhnlich attraktives Mädchen ...“
„Haben Sie moralische Bedenken oder fürchten Sie Georges Zorn?“
„Weder noch!“
„Dann kriege ich also meine Chance, George eins auszuwischen?“
„Tut mir leid, Bathseba, aber die Lage ist zu ernst, um an solche Dinge zu denken“, sagte Roberto mit finsterer Miene.
Das Mädchen schien zu begreifen. Sie fuhr sich mit der Hand an die Lippen. „Ihr Ton beunruhigt mich, Roberto. Weshalb sind Sie hier?“
„George Burkes Leben ist in Gefahr. Meine Aufgabe ist es, ihn vor schlimmen Schaden zu bewahren, deshalb ist es für mich von größter Wichtigkeit zu erfahren, wo sich Mr. Burke im Moment aufhält.“
Bathseba Lane wies auf das kobaltblaue Meer und sagte gepresst: „George ist irgendwo da draußen.“ Robertos Unruhe stellte sich sofort wieder ein.
Der Wettlauf mit dem Killer von „Black Friday“ war noch lange nicht gewonnen.
Die schnittige weiße Jacht trug den Namen ALRAUNE. Sie wiegte sich sanft in der Dünung. Kleine Wellen mit weißen Schaumkronen klatschten in unregelmäßigen Abständen gegen den Rumpf. Außer diesem gab es kein anderes Geräusch. George Burke hatte die Chrysler-Zwillingsmotoren abgestellt, um die hier draußen herrschende Ruhe genießen zu können. Dieser Friede war für den Staatsanwalt wie heilsamer Balsam.
Er stand am Bug der Jacht und pumpte seine Lungen mit der würzigen Meeresluft voll.
Burke war ein schlanker Enddreißiger mit scharf geschnittenem Profil. Seine ernste Miene verriet Entschlossenheit und Stehvermögen bei allem, was er anpackte. Burke hatte Mut und Zivilcourage. Und alle versteckten oder offenen Drohungen von Seiten der Cosa Nostra hatten ihn bis heute nicht zu erschrecken vermocht. George Burke war ein Mann, dessen Gewohnheit es war, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, egal, wie dick diese auch sein mochte. Damit hatte er bisher immer Erfolg gehabt, und er war nicht bereit, von dieser Grundeinstellung auch nur einen Millimeter abzuweichen.
Er hasste das Verbrechen und jene Parasiten, die von ihm lebten, und er hatte sich bereits in jungen Jahren geschworen, die Unterwelt mit allen Mitteln zu bekämpfen, sobald ihm dies auf Grund seiner Position möglich sein würde. Seit er den Posten des Staatsanwalts bekleidete, war er mit eiserner Verbissenheit darangegangen, diesen Schwur einzulösen. Wenngleich man ihm auch im wohlmeinenden Freundeskreis nahegelegt hatte, von diesen oder jenen Dingen lieber die Finger zu lassen. Das wären zu heiße Eisen, und es könne seiner Gesundheit schaden, wenn er sich in diesen Fällen zu sehr engagierte.
Gerade diese Fälle waren es, die Burkes Eifer besonders anstachelten.
Es machte ihm nichts aus, der von der Mafia meistgehasste Mann in Nashville zu sein. Dass ihn diese unerschrockene und unerbittliche Haltung gegenüber der Ehrenwerten Gesellschaft eines Tages den Kopf kosten könnte, hielt er für ausgeschlossen. Er stand zu sehr im Blickfeld der Öffentlichkeit. Die Mafia würde es nicht wagen, sich an ihm zu vergreifen.
Natürlich verlangte ein solcher Job den ganzen Mann, und manchmal hatte Burke schon das Gefühl gehabt, unter der schweren Bürde, die er sich selbst auferlegt hatte, ächzend in die Knie zu gehen.
Kein Wunder, dass er nachts nicht mehr so gut wie früher schlafen konnte. Kein Wunder auch, dass er angefangen hatte, nach der Pillenuhr zu leben: Morgens, mittags und abends zwei, drei Tabletten – und dazwischen auch mal eine Kapsel zur Stabilisierung des Kreislaufs ...
Folglich war es auch kein Wunder, dass er an manchen Tagen sehr leicht reizbar war.
Wie heute.
Vielleicht war auch die Hitze ein klein wenig daran schuld, dass er sich von Bathseba so leicht auf die Palme hatte bringen lassen. Jetzt, hier draußen in der erholsamen Stille, kam ihm der Grund, weshalb er sich mit seinem Mädchen gezankt hatte, geradezu lächerlich vor.
Er erkannte, dass es durch seine Schuld zum Streit gekommen war. Er hatte Bathsebas Worte in den falschen Hals bekommen. An jedem anderen Tag hätte ihm die gleiche Bemerkung nicht das Geringste ausgemacht. Nur heute – heute hatte er plötzlich rot gesehen. Ihm war das nun völlig unverständlich, und er beschloss, sich bei Bathseba zu entschuldigen.
Niemandem fällt eine Perle aus der Krone, wenn er zugibt, einen Fehler gemacht zu haben. Im Gegenteil, das ist ein Beweis wahrer charakterlicher Größe.
Der Staatsanwalt wandte sich um. Er wollte zum Cockpit zurückkehren und die Motoren wieder anlassen.
Doch plötzlich erstarrte er.
Er war nicht mehr allein auf der ALRAUNE.
Am Heck der Jacht stand ein Mann, den Burke nie zuvor gesehen hatte. Ein Kerl, dessen Haltung seine enorme Gefährlichkeit erahnen ließ. Burke war maßlos verblüfft, denn er hatte den Fremden nicht an Bord kommen gehört.
Mel Kowalski stand breitbeinig da. Sein Lächeln war eiskalt. Er hatte den Motor seines kleinen Bootes schon eine Meile von hier entfernt abgestellt und hatte sich dann kraftvoll an die Jacht des Staatsanwalts herangepaddelt. Die Überraschung war ihm voll gelungen.
Burke straffte seinen Körper. „Wer sind Sie? Was wollen Sie auf meiner Jacht?“, fragte er scharf.
Kowalski stellte fest, dass in der Stimme des Staatsanwalts nicht das geringste Quäntchen Furcht mitschwang.
Das kommt noch!, dachte der Killer.
George Burke hingegen fühlte sich vollkommen als Herr der Lage.
Kowalski feixte. „Ich sah Sie hier so allein und dachte, ich könnte Ihnen Gesellschaft leisten.“
„Was glauben Sie wohl, weshalb ich allein hier herausgekommen bin?“, erwiderte Burke giftig.
„Weiß ich nicht.“
„Um meine Ruhe zu haben. Wenn Sie jetzt wieder gehen wollen ...“
Kowalski angelte seinen stumpfnasigen Colt Cobra aus der Hosentasche. „Ich werde gehen, Burke, aber erst, wenn es mir passt!“
Der Revolver vermochte den Staatsanwalt nicht einzuschüchtern. „Was soll das?“, fragte er wütend. „Haben Sie vor, hier so etwas wie einen Piraten zu spielen?“
Kowalskis Züge verhärteten sich. „Du wirst gleich nicht mehr so große Töne spucken, George Burke! Und ich werde dafür sorgen, dass du mehr Ruhe bekommst, als dir lieb ist!“ Seine Stimme wurde leiser. „Ich soll dir innige Grüße bestellen.“
Der Staatsanwalt starrte den Killer unerschrocken an. Er schien davon überzeugt zu sein, dass der Mann nicht den Mumm haben würde, abzudrücken, wenn er sich furchtlos zeigte. Aber da schätzte er Kowalski verdammt falsch ein. Dem Vertragskiller war es völlig gleichgültig, wie sein Opfer den Tod hinnahm – ob ängstlich oder tapfer ... was zählt das schon? Tot ist tot.
„Willst du nicht wissen, von wem?“, fragte Kowalski.
„Interessiert mich nicht. Machen Sie, dass Sie von meiner Jacht runterkommen!“
„Ich stehe im Sold der mächtigsten Organisation von Amerika, Burke. Die Leute, für die ich arbeite, haben genug von den vielen Tritten, die du in letzter Zeit ausgeteilt hast. Du hättest die Warnungen, die man dir zukommen ließ, beherzigen sollen, dann wärst du ein alter Mann geworden – falls du nicht vorher von einem Auto überfahren worden wärst. So aber endet dein Leben hier und heute. Du hast es nicht anders gewollt!“
Kowalski hob seine Waffe.
Burke sagte überzeugt: „Sie werden es nicht wagen, auf mich zu schießen!“
„Nun werd bloß nicht komisch. Mein Auftraggeber lässt sich deinen Tod eine hübsche Stange Geld kosten. Und ich bin nicht gewillt, auf die Moneten zu verzichten.“ Der Killer sagte kein weiteres Wort mehr.
Er ließ seinen Colt sprechen.
Als Burke die Feuerblume aufplatzen sah und gleichzeitig einen furchtbar harten Schlag gegen die Brust bekam, riss er fassungslos die Augen auf, und so starb er auch.
In grenzenloser Fassungslosigkeit.
ALRAUNE hieß die Jacht, nach der Roberto Tardelli Ausschau hielt. Er war mit einer kleinen Nussschale unterwegs, deren Außenbordmotor einen höllischen Lärm erzeugte. Dreißig Minuten kreuzte Roberto nun schon auf dem Atlantik. Er hatte sich bei zwei Seglern nach der ALRAUNE erkundigt, hatte von den Leuten aber nur ein bedauerndes Achselzucken geerbt.
Seine Unruhe wuchs.
Es war ihm gar nicht recht, dass George Burke in die Einsamkeit hinausgefahren war, denn da würde sein Mörder leichtes Spiel mit ihm haben.
Die weibliche Besatzung eines Kajütkreuzers, teilweise nackt in der Sonne bratend, gab Roberto schließlich den entscheidenden Hinweis. Jetzt wusste er, wohin er seine Nussschale treiben musste, um die ALRAUNE zu erreichen. Sie tauchte wenig später in seinem Blickfeld auf. Groß, schick, beeindruckend. Ein modernes schwimmendes Heim, ausgestattet mit jedem erdenklichem Komfort.
Roberto drosselte den Außenbordmotor.
Das schrille Geräusch, das die ganze Zeit Robertos Ohren beleidigt hatte, reduzierte sich damit auf ein vertretbares Maß.
Als Roberto den Bug der ALRAUNE erreicht hatte, schaltete er den Motor so weit zurück, dass er nicht von der Dünung abgetrieben wurde.
Roberto richtete sich in dem kleinen, schaukelnden Boot auf. Er stellte sich auf die Zehen und machte den Hals lang. Es war ihm aber nicht möglich, einen Blick auf das Deck der Jacht zu werfen.
Er legte seine Hände trichterförmig um seinen Mund und rief: „Mr. Burke! Hallo, Mr. Burke!“
Keine Antwort.
„Mr. Burke!“
Stille.
Roberto spürte, wie sich seine Kopfhaut zusammenzog. Die Situation, die er hier vorfand, gefiel ihm nicht. Sie gefiel ihm ganz und gar nicht. Deshalb griff er nach seiner 38er Luger. Hatte George Burke den Besuch, den ihm Roberto ersparen wollte, bereits gehabt? Dann lebte der Staatsanwalt nicht mehr. Roberto ließ sein Boot an der Steuerbordseite der Jacht ein Stück entlangschnurren.
Von Bathseba Lane wusste er, dass sich George Burke noch nicht lange hier draußen befand.
Die Zeit konnte natürlich gereicht haben, um den Staatsanwalt zu killen. Hatte sie aber auch für den Mörder gereicht, um sich nach der Tat ungesehen wieder abzusetzen? Oder befand sich der Mann noch an Bord dieses Schiffes?
Fragen, auf die sich Roberto Tardelli sehr leicht eine Antwort verschaffen konnte. Er brauchte nur an Bord zu gehen.
Das tat er jetzt unverzüglich.
Mit schussbereiter Waffe huschte er über das Deck. Er war darauf trainiert, jederzeit sein Leben zu verteidigen. COUNTER CRIME nahm seine Agenten im Ausbildungslager jedes Mal so hart her, bis sie auf dem Zahnfleisch krochen.
Nichts wurde diesen Männern geschenkt, denn die raue Wirklichkeit schenkte ihnen auch nichts. Darauf wurden sie gedrillt – aufs Überleben in allen Lagen.
Burke noch einmal zu rufen, erachtete Roberto als sinnlos.
Wenn Burke in der Lage gewesen wäre zu antworten, hätte er es längst getan. Roberto hielt den Atem an und lauschte. Kein verräterisches Geräusch. Er schien sich mutterseelenallein auf dieser großen Jacht zu befinden. Aber er war nicht so verrückt, das einfach als gegeben hinzunehmen, ohne sich gründlich davon überzeugt zu haben.
Der Mafiajäger erreichte das Cockpit der Jacht.
Im selben Moment entdeckte er George Burke.
Der Anblick des Staatsanwalts drehte ihm den Magen um und sein Schweißausbruch verdreifachte sich.
Roberto Tardelli machte nicht den Fehler, vorwärtszustürmen und nur noch Augen für den ermordeten Staatsanwalt zu haben. Noch war nicht erwiesen, dass der Killer die Jacht bereits wieder verlassen hatte. Roberto verschaffte sich zuerst auf Deck und anschließend unter Deck Gewissheit, dass er mit dem Toten allein an Bord war.
Erst dann kehrte er zu Burke zurück.
Er schob die Luger in die Schulterhalfter und kniete sich neben den Leichnam, dessen Blut noch nicht geronnen war.
Zu spät!, hämmerte es in Roberto Tardellis Kopf. Du bist zu spät gekommen!
Obwohl ihn daran nicht die geringste Schuld traf, ging ihm dieser brutale Mord doch gewaltig an die Nieren. Er hatte sich gleich nach dem Anruf des COUNTER CRIME-Chefs Colonel Myer in Columbus, Ohio, in die nächste Maschine gesetzt, die nach Miami flog, und war unverzüglich zu Burkes Hotel gefahren, nachdem er eingetroffen war.
Vielleicht wäre das hier zu verhindern gewesen, wenn COUNTER CRIME eine Stunde früher von der Sache Wind bekommen hätte. Wenn! Aber ...
Zu spät.
Man hatte Roberto Tardelli zu spät informiert und dann nur noch gehofft, dass der clevere Mafiajäger das Wunder vollbringen würde, mit dem keiner ernstlich zu rechnen wagte.
Zu spät.
Roberto Tardelli zählte insgesamt sechs Einschüsse. Jeder einzelne Treffer war tödlich gewesen.
Roberto kannte nur einen Mann, der so arbeitete: Mel Kowalski. Jeder andere Killer hätte einmal, zweimal – höchstens dreimal abgedrückt, aber nicht sechsmal. Das tat nur Mel Kowalski. Weil er ein Satan war. Weil es ihm nicht genügte, ein Menschenleben zu vernichten. Er musste immer auch den Körper des Opfers zerstören.
Roberto erhob sich.
Er ballte die Hände und ließ seinen finsteren Blick über den Atlantik schweifen.
„Irgendwann kriege ich dich, Mel Kowalski!“, murmelte er grimmig. „Und dann präsentiere ich dir die Rechnung für das hier! Und für all die anderen Morde, die auf dein verdammtes Konto gehen!“
Der schiefergraue Pontiac Firebird rollte die schnurgerade Straße entlang. In dieser Gegend waren die billigeren Quartiere. Vor den Spielsalons hockten Hippie-Typen auf dem Bordstein, rauchten Haschisch oder Marihuana. Zumeist lutschten sie zu zehnt an einer einzigen Zigarette, denn für einen eigenen Joint reichte das Geld nicht.
Die Sonne stand schon tief am Horizont.
Bald würde sie hinter den Dächern der Hotels verschwunden sein.
Dann würden die Ratten, die es auch hier gab, wieder aus ihren Löchern kriechen, verbotene Geschäfte machen, Touristen hereinlegen, bestehlen, erpressen ... Und einige Verbrechen würden im Auftrag der Mafia verübt werden. Roberto Tardelli seufzte. Es war nirgendwo anders in den Staaten. Die Ehrenwerte Gesellschaft hatte ihre Drecksfinger überall. Und sosehr Roberto Tardelli dieser gefährlichen Unterweltorganisation auch schadete, indem er sie unerschrocken und mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln bekämpfte – sie restlos zu vernichten würde, das wusste er, ein Traum bleiben, der sich niemals erfüllte.
Der Mafiajäger war zu einer kleinen Spelunke unterwegs, die sich „Little Tattoo“ nannte.
Er hatte den Namen von Bathseba Lane.
Gleich nachdem er den toten Staatsanwalt an Bord seiner Jacht gefunden hatte, war Roberto Tardelli nach Miami Beach zurückgekehrt. Bathseba hatte inzwischen weiter getrunken und sich dann mit einer ziemlichen Schlagseite auf ihr Zimmer zurückgezogen. Dort erfuhr sie von Roberto, was mit George Burke passiert war. Ihr Weinkampf bewies dem Mafiajäger, dass das Mädchen den Staatsanwalt mehr geliebt hatte, als er vermutet hatte.
Er brauchte eine halbe Stunde, um sie so weit zu beruhigen, dass sie wieder ein vernünftiges Wort reden konnte.
Zwischendurch alarmierte er die Wasserpolizei, damit diese Burke hereinholte.
Und während diese Aktion lief, redete Roberto geduldig auf das gebrochene Mädchen ein. „Versuchen Sie sich an Dinge zu erinnern, die Ihnen in den vergangenen Tagen vielleicht ein wenig seltsam vorgekommen sind, Bathseba“, sagte Roberto eindringlich. „Die unscheinbarste Kleinigkeit kann mitunter von eminenter Wichtigkeit sein.“
Das blonde Mädchen schüttelte verzweifelt den Kopf. „Es ist mir nichts aufgefallen, Roberto. Nicht das Geringste.“ Sie wollte nicht nachdenken, oder besser gesagt: Sie konnte nicht. Sie war zu sehr betrunken. Der Schock hatte sie zwar zum Teil wieder ernüchtert, aber fürs Nachdenken war ihr Gehirn einfach zu lahm.
Doch Roberto ließ nicht locker.
Er wusste, dass er das Mädchen quälte, aber er konnte jetzt keine Rücksicht nehmen.
„Versuchen Sie das Rad der Zeit um achtundvierzig Stunden zurückzudrehen, Bathseba“, verlangte er.
„Das kann ich nicht!“
„Sie müssen sich dazu zwingen.“
„Es geht nicht.“
„Möchten Sie, dass der Kerl, der George Burke ermordet hat, für diese gemeine Tat zur Rechenschaft gezogen wird?“
„Ja. Ja, natürlich will ich das.“
„Dann müssen Sie mir helfen, ihn zu finden, Bathseba.“
„Wie denn? Wie?“, schluchzte das Mädchen.
„Ist Ihnen niemand aufgefallen, der sich heimlich für George Burke interessiert hat? Der ihn beobachtete. Vielleicht erinnern Sie sich an ein Gesicht, das Ihnen zwei-, dreimal, vielleicht sogar öfter, begegnet ist ...“
Bathseba Lane schüttelte unentwegt den Kopf, doch urplötzlich hielt sie damit inne. Sie erinnerte sich auf einmal an einen Mann, von dem sie sich im Miami Serpentarium, einer Schlangenfarm, angestarrt fühlte.
„Kann dieser Blick nicht auch George Burke gegolten haben?“, fragte Roberto Tardelli schnell.
„Natürlich könnte das der Fall gewesen sein. George stand ja dicht neben mir.“
„Beschreiben Sie den Mann“, verlangte Roberto, doch das konnte Bathseba nicht. Sie hatte kein Gedächtnis für Personen. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass der Mann eine Sonnenbrille getragen hatte, die so groß gewesen sei, dass sie fast die Hälfte seines Gesichtes verdeckt hatte. Aber etwas anderes wusste Bathseba Lane zu erzählen: Sie habe diesen Mann tags darauf wiedergesehen. Er sei es ganz sicher gewesen. Er trug wieder diese große Brille auf der Nase, saß vor einer kleinen Spelunke, die sich „Little Tattoo“ nannte, und hatte ein hübsches schwarzhaariges Mädchen mit gewaltigen Ohrringen auf seinen Knien.
Grund genug für Roberto Tardelli, diese Spelunke aufzusuchen!
Für zwanzig Dollar bekam Roberto im „Little Tattoo“, eine erschöpfende Auskunft. Die rassige Schwarzhaarige hieß Claudia Bregg und wohnte hinter dem Miami Wax Museum. Der Wirt pries die Vorzüge des Mädchens in schillernden Farben an und bat Roberto anschließend, er möge nicht vergessen zu erwähnen, wer ihn geschickt hatte. Vermutlich kassierte der Typ von Claudia für jeden Freier, den er ihr ins Haus schickte, eine kleine Vermittlerprovision. Es ist erstaunlich, woraus manche Menschen ihr Kapital schlagen, dachte Roberto Tardelli angewidert, während er zu seinem Leihwagen zurückkehrte.
Die Fahrt vom „Little Tattoo“ bis zu Claudias Adresse nahm nicht mehr als drei Minuten in Anspruch.
Roberto lief eine schmale Holztreppe hoch.
Fast alle Stufen waren morsch und knarrten entsetzlich.
Der Mafiajäger erreichte die erste Etage. Claudia Bregg wohnte unter dem Dach, hatte der Wirt gesagt, also im zweiten Stock, denn höher war das Gebäude nicht.
Die Stufen der nächsten Treppe waren in einem etwas besseren Zustand.
Zweiter Stock. Drei Türen. Grün, braun und violett gestrichen. An der grünen und an der braunen Tür waren Namensschildchen befestigt. MILLER. BOYD. Folglich musste die violette Tür zu Claudia Breggs Wohnung gehören.
Roberto trat darauf zu.
In dem Moment, wo er anklopfen wollte, drang ein derber Fluch an sein Ohr. Dann ein lautes Klatschen.
Und dann der schrille Schrei eines Mädchens ...
Das Schloss hielt Roberto Tardellis erstem vehementen Ansturm nicht stand. Die Tür flog zur Seite und knallte gegen die Wand. Mit einem weiten Satz war der Mafiajäger in der Wohnung. Ein Blick genügte, um die Szene zu überschauen. Claudia Bregg lag mit schreckgeweiteten Augen auf einer breiten französischen Liege.
Ihre Bluse – ein hauchdünnes Ding, durch das die rosige Haut schimmerte – war bis zum Nabel offen. Der Rock war so weit hochgerutscht, dass man den schneeweißen Slip und sehr, sehr viel von den endlos langen Beinen sehen konnte. An ihren kleinen Ohrläppchen baumelten jene großen Ohrringe, von denen Bathseba Lane gesprochen hatte.
Ihre rechte Wange glühte rot. Die fünf Finger einer großen Männerhand zeichneten sich deutlich darauf ab.
Der Bursche, der sie geschlagen hatte, war ein Schwergewicht, das man ernst nehmen musste. Ein Kerl mit Fäusten, die Betonsäulen knicken konnten, und überbreiten Schultern. Sein Gesicht war grau vor Wut.
In dem Augenblick, wo Roberto Tardelli zur Tür hereingeflogen kam, war der Vierschrötige gerade im Begriff, seinen schwarzen Ledergürtel aus den Schlaufen zu reißen, um das Mädchen damit zu züchtigen.
„Lass den Gürtel lieber, wo er ist, Junge“, sagte Roberto Tardelli eisig, „sonst marschierst du hier ohne Hosen raus!“
Der Große starrte Roberto verwirrt an und fragte Claudia: „Verdammt, wer ist das? Was hat der hier zu suchen?“
„Ich bin ein Freund von Claudia“, behauptete Roberto. „Und ich bin hier, um zu verhindern, dass du der Kleinen eine Verzierung abbrichst!“
„Zum Teufel, sie verdient die Prügel!“, schrie der Vierschrötige zornig.
„Wieso?“
„Sie hat mich bestohlen!“
„Das ist nicht wahr!“, verteidigte sich Claudia. „Ich habe ihm den Hunderter, den er vermisst, nicht aus der Brieftasche geklaut. Er muss ihn irgendwo verloren haben.“
„Du hörst, was die Lady sagt!“, knurrte Roberto.
„Diese Biester lügen doch alle wie gedruckt!“
„Ich sage die Wahrheit!“, schrie Claudia mit wild funkelnden Augen. Jetzt, wo Roberto da war, hatte sie keine Angst mehr vor dem Mann.
Dieser stemmte die klobigen Fäuste in die Seiten. „Zum Henker, ich will meinen Hunderter wiederhaben!“
„Dann such ihn da, wo du ihn ausgestreut hast!“, empfahl ihm Roberto Tardelli.
„Du hältst dich da besser raus, Junge!“, blaffte der Vierschrötige. „Das ist eine Angelegenheit, die nur mich und Claudia betrifft. Besser, du machst ‘ne Fliege, bevor ich unangenehm werde.“
„Wenn hier einer das Feld räumt, dann bist du das, Freund!“, gab Roberto Tardelli scharf zurück.
Der andere spannte seine Muskeln. „He, nimmst du dein loses Maul immer so voll?“
Roberto grinste den Großen schief an. „Möchtest du Claudia entscheiden lassen, wer von uns beiden bleiben darf?“
„Verdammt, es ist ganz klar, dass du gehst, und zwar auf der Stelle, weil ich dich nämlich höchstpersönlich an die Luft setzen werde!“
Das Schwergewicht walzte mit blutunterlaufenen Augen heran. Der Bursche verließ sich auf seine Kraft, mit der er Roberto Tardelli ungespitzt in den Boden hätte rammen können, wenn dieser den Fehler gemacht hätte, sich dem Gegner frontal entgegenzuwerfen.
Es wurde ein Kampf Hirn gegen Faust.
Der Vierschrötige schoss einen Hammer ab, der Roberto in der Mitte entzwei geschlagen hätte – wenn er getroffen hätte. Doch der wendige Mafiajäger wich diesem und den nachfolgenden Schlägen geschickt aus. Er konterte mit sicherem Auge und nutzte die Fehler des andern hart und blitzschnell zu seinem Vorteil aus.
Er geriet keine Sekunde in ernsthafte Gefahr.
Hingegen machten dem Großen Robertos brettharte Handkanten schwer zu schaffen. Binnen Kurzem kassierte der Vierschrötige drei Treffer, die ihn hart an den Rand einer schmählichen Niederlage bugsierten. Er versuchte, als Roberto auf dem Vormarsch war, einen Entlastungsangriff, der jedoch ziemlich schiefging. Als Roberto Tardelli die ungedeckte Kinnspitze des Gegners bemerkte, machte er das Maß mit einem kraftvoll hochgezogenen Uppercut voll.
Der streitsüchtige Kerl torkelte rückwärts aus der Wohnung.
Roberto folgte ihm bis auf den Gang, und als er zu einem neuerlichen Schlag ansetzte, riss der Schwere die Hände beschwörend hoch und gurgelte mit dick angeschwollenen Lippen: „Es reicht! Ich habe genug, verdammt!“
„Okay“, nickte daraufhin Roberto. Er blieb noch in Kampfstellung. „Dann darfst du dich jetzt empfehlen. Und ich würde an deiner Stelle nicht noch mal hierher kommen. Es könnte sein, dass wir uns wieder begegnen.“
„Gott behüte!“, ächzte der Große, machte auf den Hacken kehrt und trottete mit hängenden Schultern davon. An dieser Niederlage würde er noch lange knabbern. Er war doppelt so breit und etwas größer als Roberto – und hatte dennoch seine Dresche bekommen. Das muss einen ja ins Grübeln bringen.
Roberto Tardelli hörte die schweren Schritte des Burschen. Er vernahm das Ächzen der Stufen, die vom ersten Stock zum Erdgeschoss hinunterführten, und dann klappte die Haustür.
Das Feld war geräumt.
Als Roberto in Claudia Breggs Wohnung zurückkehrte, lag das Mädchen immer noch auf dem breiten Bett.
Jetzt erst brachte das Mädchen seine Kleidung in Ordnung. Sie warf Roberto einen erstaunten, dankbaren Blick zu. Dann stand sie auf, ging zu einer in die Wand eingebauten Bar, füllte zwei Gläser mit mildem Bourbon und reichte eines davon ihrem Schutzengel, der bei ihr im genau richtigen Moment aufgetaucht war.
„Danke“, sagte sie sanft. „Sie haben sehr viel für mich getan.“
Die fünf Finger an ihrer Wange verblassten langsam. Roberto erwiderte schmunzelnd: „Ich hab‘s gern getan. Ich kann Kerle, die Mädchen schlagen, nicht ausstehen.“
„Jetzt schulde ich Ihnen etwas“, sagte Claudia.
„Unsinn ...“
„Doch, doch.“ Sie wies auf das Bett. „Wollen Sie mit mir schlafen?“
Roberto blickte das Mädchen verwundert an. „Ich bin nicht deswegen hier, Claudia.“
„Das macht nichts. Ich wüsste nicht, wie ich mich anders dankbar erweisen könnte.“
„Ich schon“, sagte Roberto lächelnd. Er beschrieb den Mann, hinter dem er her war, und mit dem Claudia vor dem „Little Tattoo“ gesehen worden war. Es fiel ihm nicht schwer, Mel Kowalski zu beschreiben. Das Dossier, das COUNTER CRIME von diesem gefährlichen Killer angelegt hatte, war nicht nur viele Seiten stark, sondern ihm lagen auch eine Menge Aufnahmen bei, die diesen Berufsmörder in Badehose, Trainingsanzug, Smoking, Parka und so weiter zeigten.
Claudia wusste sofort, von wem Roberto sprach.
Sie hätte wohl kein Wort über Kowalski gesagt, wenn sie nicht in Robertos Schuld gestanden hätte. Schweigen gehörte zu ihren grundlegendsten Geschäftsprinzipien. Doch dieses eine Mal machte sie eine Ausnahme. Und so erfuhr der Mafiajäger, dass Mel Kowalski dem Mädchen erzählt hatte, er wolle heute nach Chicago fliegen.
Für Roberto stand fest: Wenn der Profikiller das gewollt hatte, dann hatte er es inzwischen auch bestimmt getan. Anders formuliert hieß das: Mel Kowalski noch länger hier in Miami Beach zu suchen, war vollkommen sinnlos. Seine Fährte würde erst wieder in Chicago aufzunehmen sein.
Obwohl die Hitze in Miami Beach beinahe unerträglich gewesen war, hatte sie ihm besser gefallen als dieser verdammte Regen, der Chicago in eine einzige riesige Pfütze verwandelte. Wie an grauen Schnüren rann das Wasser ununterbrochen vom Himmel. Seit acht Stunden. Und es war noch immer kein Ende abzusehen. Vom Michigansee pfiff ein kühler Wind durch die Straßenschluchten der Metropole und peitschte den wenigen Menschen, die bei diesem Sauwetter unterwegs waren, den Regen erbarmungslos ins Gesicht.
Roberto kroch die Feuchtigkeit in alle Glieder.
Er ging mit verdrossener Miene seines Weges.
Irgendwie kam ihm die Millionen-Einwohner-Stadt, in der er sich nicht zum ersten Mal aufhielt, feindselig vor. So als wollte sie ihn hier nicht haben, weil sie sich noch sehr gut an die vielen Unruhen erinnerte, die er in der jüngsten Vergangenheit hier gestiftet hatte.
COUNTER CRIME bestand nicht nur aus Agenten. Diese große Organisation, die sich so hervorragend zu tarnen wusste, verfügte über ein Netz von Kontaktleuten, Zuträgern, Sympathisanten und Spitzeln, das sich über die gesamten Vereinigten Staaten ausbreitete. Selbstverständlich gab es auch äußerst wichtige Stützpunkte in Übersee. Da waren sie allerdings nicht so dicht gesät wie in den USA.
Alle Leute, die mit COUNTER CRIME irgendwie in Verbindung standen, und in dieser Stadt lebten, waren von Roberto Tardelli bereits kontaktiert worden, doch ohne Erfolg. Keiner hatte Mel Kowalski gesehen.
Dennoch war Roberto felsenfest davon überzeugt, dass sich der Killer in Chicago aufhielt.
Roberto hatte sich auch da blicken lassen, wo man aus den verschiedensten Gründen etwas gegen die Mafia hatte, und er hatte mit Männern gesprochen, die im Allgemeinen sehr gut über die Ehrenwerte Gesellschaft Bescheid wussten. Ihnen allen hatte der COUNTER CRIME-Agent klargemacht, dass er scharf wie eine schwedische Rasierklinge auf einen Tipp war, der ihn auf Mel Kowalskis Spur brachte.
Mit einem vorwurfsvollen Blick zum Himmel stieg Roberto Tardelli aus seinem fuchsiaroten Plymouth Fury.
Er lief auf das Hotel zu, in dem er für die Dauer seines Chicagoer Aufenthalts abgestiegen war.
Er schüttelte sich im Foyer wie ein begossener Pudel.
Der Mann an der Rezeption nickte und lächelte. „Bei einem solchen Wetter ist es in unserer Bar am schönsten, Sir.“
„Eine ausgezeichnete Idee“, erwiderte Roberto. Er fuhr mit dem Lift zur sechsten Etage hoch, zog sich trockene Sachen an und bestellte wenig später in der Hotelbar eine Flasche kalifornischen Rotwein. Er trank, und dachte dabei an die herrliche Sonne, in der dieser köstliche Tropfen, der seine Kehle wie Öl hinunterrann, gereift war.
Das lange Warten begann.
Jedes Mal, wenn das Telefon anschlug, zuckte Roberto zusammen. Immer hoffte er, dass der Anruf für ihn sein würde.
Nach einer halben Stunde begann er sich zu fragen, ob er auch tatsächlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, um des Killers habhaft zu werden. Mitten in diese Überlegungen hinein schrillte abermals das Telefon.
Bestimmt wieder nicht für mich, dachte Roberto bitter.
Der Keeper nahm das Gespräch entgegen, drückte den Hörer sodann an seine Brust, wandte sich zu Roberto um, der auf einem Hocker jenseits des Tresens saß, und fragte: „Sind Sie Mr. Tardelli?“
„Seit meiner Geburt“, sagte Roberto aufgekratzt. Die Zeitbombe, die er gelegt hatte, schien jetzt hochzugehen.
„Ein Anruf für Sie.“
„Geben Sie her“, verlangte Roberto tatendurstig. Der Keeper brachte den Apparat und stellte ihn vor Roberto hin.
„Hallo, Mr. Tardelli ...“ Eine aufgeregte Stimme. Zitternd. Die Stimme eines Mannes, aber ziemlich schrill.
„Mit wem spreche ich?“, wollte Roberto wissen.
„Harry Mark.“ Ein Spitzel, der seine Informationen an jeden verkaufte, der sie haben wollte. Er machte seine Geschäfte mit der Polizei genauso wie mit den Gangstern, mit Privatdetektiven ebenso wie mit Mafiosi. Und manchmal verkaufte eiserne Informationen auch zweimal. Dass er an dieser Geschäftspraktik noch nicht zugrunde gegangen war, war vermutlich seiner großen Cleverness zuzuschreiben, und auch seiner langen Nase, mit der er rechtzeitig riechen konnte, wenn es für ihn brenzlig wurde.
„Was gibt‘s, Harry?“, fragte Roberto.
„Ich glaube, ich habe was für Sie, Mr. Tardelli.“
„Spuck‘s aus.“
„Nicht am Telefon und nicht umsonst.“
„Du würdest sogar dem Teufel deine Seele verkaufen, was?“
„Warum nicht?“ Harry Mark lachte nervös. „Ist nur schade, dass er sie nicht haben will.“
„Vielleicht bist du ihm noch nicht schlecht genug“, sagte Roberto. „Wie komme ich an die Information?“
„Kennen Sie den aufgelassenen Bootshafen in Evanston?“
„Ja“, antwortete Roberto.
„Da erwarte ich Sie. In einer halben Stunde.“
„Kannst du mir bei diesem Hundewetter keinen attraktiveren Treffpunkt anbieten?“, meckerte Roberto.
Harry Mark überhörte den Einwand. „Vergessen Sie nicht, einen Hunderter mitzubringen, Mr. Tardelli, denn so viel ist die Information, die ich für Sie habe, nämlich wert.“
Roberto wollte einen anderen Treffpunkt vorschlagen, doch Harry Mark ließ ihm dazu nicht die Gelegenheit, sondern hängte sofort auf. Der Mafiajäger blickte den Telefonhörer missmutig an und schimpfte: „Verflixt, jetzt muss ich noch mal ohne Schwimmweste in diese Sintflut hinaus.“
Der Regen hatte kein bisschen nachgelassen. Hinzu kam, dass der düstere Tag allmählich zum dämmerigen Abend wurde, und somit waren die Sichtverhältnisse hier draußen denkbar schlecht.
Der aufgelassene Bootshafen war so ziemlich das hässlichste Stück Chicago, das Roberto Tardelli kannte.
Die Mole war gebrochen, und hohe Wellen krachten immer wieder dumpf dagegen, als wollte der See dieses Gebilde von Menschenhand völlig zerstören. Die Gischt schoss steil zum Himmel empor, tat sich mit dem Regen zusammen und wurde vom Wind weit über das Gelände getragen.
Roberto hatte eine wasserundurchlässige Nylonjacke übergezogen. Er sprang über tiefe Pfützen, in denen man ertrinken konnte, stolperte über Unrat und Müll, dessen Lagerung hier eigentlich verboten war, wie mehrere unübersehbare Tafeln verkündeten, um die sich jedoch kein Mensch scherte.
Halb verfallene Baracken tauchten aus dem grauen Schleier der Wassermassen auf. Sie schienen geduldig darauf zu warten, bis sich eine Planierraupe ihrer erbarmte.
Roberto versuchte mit seinen Augen die Regenwand zu durchdringen. Das Wasser prasselte ihm unaufhörlich auf den Kopf, rann in breiten Bächen aus seinem Haar, über sein Gesicht, in seinen Nacken. Er fröstelte.
Harry Mark war nirgendwo zu entdecken.
Roberto vermutete den Spitzel in einer der beiden Baracken, die halbwegs Schutz vor dem ekelhaften Wetter boten. Er eilte darauf zu, blickte durch eines der eingeschlagenen Fenster.
„Harry?“
Nichts. Nur das Rauschen des Regens und das dumpfe Klatschen der Wellen im Hintergrund war zu hören.
Es gab mehrere Erklärungen dafür, dass Harry Mark nicht antwortete. Der Bursche konnte zum Beispiel im letzten Moment die Courage verloren haben, hatte auf den Hunderter gepfiffen und war zu Hause geblieben. Es konnte natürlich auch jemand anders dafür gesorgt haben, dass es Harry nicht möglich war, die Verabredung einzuhalten ...
Eine Vielzahl von Gedanken jagten durch Roberto Tardellis Kopf, während er zur zweiten Baracke hinüberwechselte.
Harry Mark war auch dafür bekannt, dass seine Gangart nicht immer ganz sauber war. Und die Mafia ließ es sich gewiss einiges kosten, wenn man ihr den meistgehassten Mann ans Messer lieferte.
Eine Falle?
Die Einsamkeit dieser Gegend war dafür geradezu prädestiniert.
Hatte Harry Mark sein Spiel mit gezinkten Karten gespielt?
Roberto angelte unverzüglich seine Luger aus der Schulterhalfter. Er wollte nicht unvorbereitet sein, falls die eben angestellte Überlegung sich als zutreffend erweisen sollte.
Der Mafiajäger erreichte die zweite Baracke.
„Harry?“, rief er auch hier zum Fenster hinein in die undurchdringliche Schwärze.
Abermals keine Antwort. Dafür aber ein Geräusch, das Roberto Tardelli aufhorchen ließ und warnte. Ein Geräusch, das hier nichts zu suchen hatte: das metallische Klacken eines Pistolenschlittens.
Es war eine Falle!
Roberto schnellte herum. Er suchte nach einer Deckung. Da rief ihn plötzlich jemand scharf an: „Tardelli!“
Und der COUNTER CRIME-Agent erstarrte.
Sie standen mitten in der dunkelgrauen Regenwand. Wie Gespenster. Unheimliche Erscheinungen, mit langen, bis fast auf den Boden reichenden glänzenden Regenmänteln. Zwei Hitmen der Cosa Nostra, die alles daransetzen würden, um zu erreichen, dass diese Begegnung für Roberto Tardelli einen tödlichen Ausgang nahm.
Robertos Erstarrung währte nur einen Sekundenbruchteil lang.
Nach dieser winzigen Zeitspanne, handelte der CC-Agent.
Er federte in die Combat-Stellung und schaffte es, ebenso schnell abzudrücken wie seine Gegner.
Donnernd entlud sich seine Luger. Drüben wetterleuchteten die Mündungsfeuer. Die Kugeln der Mafiosi verfehlten Roberto nur um Haaresbreite. Sein Projektil stanzte ein Loch in einen der beiden Regenmäntel, richtete aber außerdem keinen weiteren Schaden an.
Der Hitman, der nur knapp an einer Verletzung vorbeigekommen war, stieß einen kurzen Fluch aus und warf sich, erneut schießend, zu Boden.
Das gleiche tat Roberto. Er landete mitten in einer dreckigen Lache, aber das störte ihn nicht. Lieber schmutzig und am Leben, als sauber und tot. Mit großem Schwung rollte er sich durch die Pfütze und robbte dann über den schlammigen Boden auf die gegenüberliegende Baracke zu.
Zwei gezielte Schüsse ließen die Mafiosi die Gefährlichkeit des Mannes ahnen, den sie zu töten beabsichtigten. So leicht, wie sie es sich vorgestellt hatten, würde es nicht gehen, das begriffen sie in dem Augenblick.
Roberto erreichte die Baracke, fand dahinter Deckung und spähte vorsichtig hinter einem Mauervorsprung hervor in Richtung der Gegner.
Von den Gangstern war im Augenblick nichts mehr zu sehen. Sie schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Oder in Wasser?
Roberto ließ sich von diesem gläsernen Frieden nicht täuschen. Die Kerle waren garantiert noch da. So schnell gaben Typen ihrer Sorte nicht auf. Sie würden noch ein paarmal versuchen ihn zu töten, und es stand nirgendwo geschrieben, dass es ihnen nicht gelingen würde.
Roberto richtete sich vorsichtig auf.
Er lauschte mit angehaltenem Atem.
Das Rauschen des Regens drang an sein Ohr. Das Donnern der Wellen.
Und das Patschen von schnellen Schritten ...
Die Gangster entfernten sich. Bestimmt hatten sie nicht die Absicht, die Segel zu streichen. Sie wollten offensichtlich die Baracke umrunden und auf diese Weise in Robertos Rücken gelangen. Der Mafiajäger glitt an der klatschnassen Barackenwand entlang, erreichte die andere Ecke, lauschte wieder, während er spürte, wie seine Nerven vibrierten.
Zuerst vernahm er das leise Patschen.
Noch konnte er die Killer nicht sehen, aber er wusste, dass sie durch den Regen jagten. Genau auf ihn zu.
Er wartete mit verkanteten Zügen. Seine scharfen Augen suchten die Regenwand ab, die die Hitmen in wenigen Augenblicken durchdringen mussten. Roberto hob mit ruhiger, sicherer Hand die 38er.
Er hatte vor, den Kerlen zu beweisen, dass er eine Nummer zu groß für sie war.
Jetzt tauchten sie aus dem ungewissen, bleiernen Grau auf, waren nicht mehr als zwei schemenhafte, undeutlich erkennbare Figuren, deren Schritte vom Wasser verraten wurden: patsch, patsch, patsch ...
Roberto zielte eiskalt.
Als die Kerle nahe genug waren, drückte er zweimal kurz hintereinander ab. Es hörte sich fast wie ein Schuss an.
Die Hitmen brüllten getroffen auf.
Sie kreiselten in panischem Entsetzen herum und suchten mit langen Sätzen das Weite. Das Grau, das sie eben erst ausgespien hatte, verschluckte sie gleich darauf wieder.
Sekunden später heulte ein Automotor auf, und dann raste ein Wagen in lebensgefährlichem Tempo durch den peitschenden Regen.
Der Spuk war vorbei.
Roberto entspannte sich. Er schob die Luger ins Schulterhalfter und lief triefnass zu seinem Plymouth zurück. Das durch und durch nasse, schlammbedeckte Zeug klebte unangenehm und kalt auf seiner Haut. Zum Teufel, das hatte er Harry Mark zu verdanken. Er knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände. Im Moment hatte er keinen größeren Wunsch, als Harry Mark gründlich zu vermöbeln. Aber das würde wohl ein Wunsch bleiben, denn es war gewiss müßig, Harry Mark finden zu wollen. Der gerissene Schurke war bestimmt längst in einem von der Mafia zur Verfügung gestellten Rattenloch untergeschlüpft. Es hätte sehr viel Zeit in Anspruch genommen, ihn da aufzustöbern. Roberto wollte sich nicht verzetteln. Er durfte das größere Ziel, das er vor Augen hatte, nicht vergessen. Er war wegen eines weit größeren Fisches als Harry Mark nach Chicago gekommen, und nichts sollte ihn davon ablenken: Mel Kowalski zu finden und unschädlich zu machen.
Um den widerlichen Spitzel würde er sich ein andermal kümmern.
Roberto besaß ein gutes Gedächtnis. Er würde Harry Mark nicht vergessen, was er ihm eingebrockt hatte.
Roberto kehrte zu seinem Hotel zurück.
Der Mann vor der Rezeption starrte ihn mit großen Augen an, als er seinen Zimmerschlüssel verlangte. „Mr. Tardelli ...“
„Ich komme soeben von einer Schlammschlacht, an der ich teilgenommen habe“, sagte Roberto grinsend. „Sie sollten das auch mal probieren. Ist schier zum Totlachen.“
Erst nachdem er warm geduscht hatte, begann er sich allmählich wieder wohlzufühlen. Er ließ die schmutzstarrenden Kleider abholen und zur Reinigung bringen. Im weichen, warmen Frotteemantel setzte er sich auf das Bett, griff nach dem Telefon, und ließ sich von der Zentrale mit einer Nummer in Washington verbinden.
Colonel Myers metallisch klingendes Organ drang Augenblicke später aus dem Hörer. Der Mann war ein Phänomen. Man konnte ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichen. Mochte der Kuckuck wissen, wie er das fertigbrachte. Schlaf schien für Myer ein Ding zu sein, das er nur alle Schaltjahre mal konsumierte.
„Roberto, von wo aus rufen Sie an?“
„Chicago“, antwortete der CC-Agent. Er lieferte seinem Chef den Bericht, den er ihm noch schuldete. Bis jetzt war dafür noch keine Zeit gewesen. Wichtigeres hatte zuerst noch getan werden müssen. Colonel Myer hatte bereits über einen anderen Kanal erfahren, was sich in Miami Beach ereignet hatte.
„Der arme Staatsanwalt. Es trifft immer die besten“, brummte Myer missmutig. „Ich wollte, wir hätten mehr für ihn tun können.“
„Ich hätte mehr für ihn getan, wenn ich früher informiert worden wäre“, sagte Roberto.
„Sie haben das, was mir mitgeteilt wurde, noch in derselben Minute erfahren, Roberto. Schneller ging‘s wirklich nicht.“
Sie ließen dieses Thema fallen. Sie wussten beide, dass niemanden die Schuld traf, dass George Burkes Tod nicht verhindert werden konnte. Die Zeit war diesmal eben eindeutig auf Mel Kowalskis Seite gewesen. Dagegen war einfach kein Kraut gewachsen.
Der nächste Punkt, über den Roberto Tardelli mit dem Colonel sprechen wollte, war Mel Kowalski. Roberto erzählte Myer von Claudia Bregg und davon, dass sie ihm gesagt habe, der Profikiller habe nach Chicago abreisen wollen.
„Deshalb bin ich hier“, sagte Roberto abschließend. „Um Kowalski aufzuspüren.“
„Und? Schon fündig geworden?“
„Das nicht. Aber dafür haben schon zwei Hitmen des Mobs versucht, mich über den Jordan zu schicken.“
Robertos Antwort vermochte den Colonel nicht zu erschüttern. Jeder, der für COUNTER CRIME tätig war, musste ständig damit rechnen, vor einen Waffenlauf zu geraten, der ihm den Tod entgegenschleuderte. Wenn Myer jedes Mal, wenn man Roberto über die Klinge springen lassen wollte, eine halbe Herzattacke bekommen hätte, hätte er seinen Job schon längst zur Verfügung stellen müssen.
Der Colonel sagte nur: „Freut mich, dass den Kerlen nicht gelungen ist, was sie sich vorgenommen hatten.“
Roberto lachte. „Mich auch, Chef. Mich auch.“
„Da ist noch etwas, das mich beschäftigt, Roberto.“
„Was?“
„Chicago ...“, sagte Colonel Myer nachdenklich und gedehnt.
„Ich verstehe nicht, Sir.“
„Ich überlege gerade, weshalb Mel Kowalski ausgerechnet nach Chicago geflogen ist. Ich meine, es gibt in den Staaten Tausende von Städten. Warum hat sich Kowalski ausgerechnet für Chicago entschieden?“
„Ein neuer Job vielleicht?“, sagte Roberto Tardelli.
„Das bringt mich auf eine Idee“, sagte Myer mit einem Mal hastig. „In Chicago sitzt ein Gangsterboss namens Fatty Booger, Sie haben sicher schon von ihm gehört ...“
„Der Mann hat in letzter Zeit viel von sich reden gemacht.“
„Es heißt, dass Booger den Hals nicht voll kriegt. Er breitet sich mehr und mehr aus, wird immer größer – so groß schon, dass er der Ehrenwerten Gesellschaft bereits mehr als unangenehm auffiel. Und nicht nur das. Booger hat sich in der jüngsten Vergangenheit sogar erdreistet, in Gefilde einzudringen, die bislang ausschließlich die Domäne der Mafia waren.“
„Dann erscheint es mir durchaus nicht abwegig, anzunehmen, dass Kowalski den Auftrag erhalten hat, sich um diesen Mann zu kümmern“, sagte Roberto.
Wenn dieser Gedankengang sich als richtig erweisen sollte, brauchte sich Roberto nur in Fatty Boogers Nähe aufzuhalten. Alles Weitere würde sich dann von selbst ergeben. Roberto würde nur die Augen offenhalten müssen, und irgendwann – gewiss schon sehr bald – würde er dann dem Vertragskiller von „Black Friday“ gegenüberstehen ...
Wie ein Nilpferd tauchte Fatty Booger aus den glasklaren Fluten seines riesigen Penthouse-Swimmingpools auf. Er liebte das Überdimensionierte. Er fuhr den größten Wagen, den er für sein Geld bekommen konnte, besaß das größte Penthouse von Chicago und war selbst ein schwammiger Riese, dessen krankhafte Großmannssucht sich auch in allen geschäftlichen Belangen niederschlug. Leuchtstoffbahnen an der Decke machten den verfliesten Raum taghell.
Ein gewaltiges Mosaikbild zierte die Stirnwand.
Es zeigte eine weiße, flügelschwingende Taube auf karmesinrotem Grund.
Das Kunstwerk stammte von einem Maler, der zur Zeit in der Stadt „in“ war und sich der Aufträge, mit denen man ihn überhäufte, schon nicht mehr erwehren konnte. Bestimmt hätte der Maler keinen Finger für Fatty Booger gerührt, wenn dieser den Künstler nicht dezent unter Druck gesetzt hätte.
Ein schlichter Anruf hatte genügt: „Wenn Sie den Auftrag übernehmen, kriegen Sie von mir stolze siebzigtausend Dollar. Sollten Sie aber ablehnen, dann sorge ich persönlich dafür, dass Sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden in der Hölle schmoren!“
Angesichts solcher Aussichten ließ sich der Künstler natürlich sogleich herbei, mit der Arbeit zu beginnen. Er stellte alles andere zurück und war bestrebt, Fatty Booger so rasch wie möglich zufriedenzustellen.
Booger war neunundvierzig. Er sah aus wie neunundfünfzig, aber niemand wäre so verrückt gewesen, ihm das zu sagen. Der Gangsterboss war dick, behäbig und schwerfällig. Nur im Wasser war er so erstaunlich beweglich wie ein unförmiges Walross. Er hatte einen kahlen Schädel, seelenlose Augen, eine breite Nase, dicke, aufgeworfene Lippen und ein schwabbeliges Doppelkinn.
Schnaufend schwamm er zum Beckenrand.
Drei Männer mussten ihm beim Planschen zusehen: seine beiden muskelbepackten Leibwächter und Phil O'Donnell, sein Rechtsanwalt. O'Donnels Figur bildete ein verhungertes Fragezeichen, und im Vergleich zu Fatty Boogers fülligen Maßen sah er noch armseliger aus. Er hatte schräg abfallende Schultern, einen eingesunkenen Brustkorb, kein Selbstvertrauen und den traurigen Blick eines Mannes, der die Leiden der ganzen Welt zu seiner persönlichen Sache machte.
Booger klammerte sich keuchend an die Chromstange.
Er setzte die Diskussion fort, die er mit seinem Anwalt führte, und die er nur kurz unterbrochen hatte, um einmal die Länge des Bassins zurückzulegen.
„Wir werden die Geschichte also so anpacken, wie ich mir das vorstelle.“
Phil O'Donnell machte ein unglückliches Gesicht. Es fiel ihm schwer, Booger zu widersprechen. Es kostete ihn jedes Mal größte Überwindung, denn Fatty hatte es gar nicht gern, wenn man seine Meinung nicht teilte.
„Was siehst du drein, als würde dich ein Dutzend Magengeschwüre plagen?“, schnauzte Booger den Rechtsanwalt an.
O'Donnell leckte sich nervös die Lippen. Er tänzelte von einem Bein auf das andere. „Fatty, du weißt, dass mir immer nur dein Bestes am Herzen liegt. Du darfst nicht glauben, dass ich aus purem Eigensinn gegen deine Idee bin.“
Booger nickte ärgerlich. „Verdammt, Phil, sei doch nicht immer so weitschweifig. Komm endlich zur Sache.“
„Die Sache ist die, Fatty ... Also ich meine, wenn du hören willst, wie ich darüber denke ...“ Es klappte erst beim dritten Anlauf. Da platzte es aus O'Donnell heraus: „Ich finde, du solltest den Bogen nicht allzu sehr überspannen.“
„So, Findest du.“
„Ja, Fatty, das ist meine Meinung zu dieser Sache. Ich finde, du solltest nicht zu viel riskieren.“
„Tu ich doch gar nicht.“
„Doch, Fatty ...“
„Um das beurteilen zu können, müsstest du über den Dingen stehen, das tust du aber nicht“, sagte Booger ärgerlich. „Dir fehlt der Überblick, deshalb glaubst du, die Angelegenheit ist zu riskant.“
„Wenn ich dich darauf hinweisen darf: Die Mafia ist bereits mächtig sauer auf dich.“
„Lass sie doch. Soll sie doch.“
„Du solltest diese Leute nicht noch mehr provozieren, Fatty. Mit denen ist nicht zu spaßen. Wenn die mal den Kanal voll haben, gibt‘s für uns alle nichts mehr zu lachen.“
Boogers Augen verengten sich. „Du hast Schiss, was?“
„Ja, das habe ich, Fatty, und ich finde, das ist keine Schande, wenn man weiß, was die Cosa Nostra mit Leuten macht, die sich ihren Unmut zugezogen haben. Fatty, ich beschwöre dich, unterlass dieses gefährliche Spiel mit dem Feuer. Begnüge dich mit dem, was du hast. Wenn du noch mehr willst, kann es passieren, dass du nicht mal mehr dein Leben behalten darfst.“
Booger lief rot an. „Verdammt noch mal, spar dir deine dämlichen Ratschläge, Phil. Ich will sie nicht hören! Ich habe keine Angst vor dem Mob. Im Gegenteil. Der Mob hat mich zu fürchten, so sieht‘s aus, aber das willst du Hosenscheißer ja nicht wahrhaben. In dieser Stadt bin ich die Nummer eins, verstehst du? Nicht Mortimer Jones. Nicht Hyram Bell. Nicht die Ehrenwerte Gesellschaft! Sondern ich. Ich, Fatty Booger! In dieser Stadt wird nach meiner Pfeife getanzt, merk dir das, du feiges Schwein! Und nun überleg dir deine Antwort auf die Frage, die ich dir stellen werde, verflucht gut. Wirst du tun, was ich von dir verlangt habe – oder möchtest du‘s lieber bleiben lassen?“
Phil O'Donnell warf einen nervösen Blick auf Boogers Leibwächter, die ihn mit frostigen Mienen anstarrten.
Fatty Booger brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, und diese beiden Kerle würden kurzen Prozess mit ihm machen.
Vielleicht würden sie ihn wie einen räudigen Köter über den Haufen schießen. Oder im Pool ertränken. Oder einfach erschlagen ...
„Nun?“, blaffte Fatty Booger ungeduldig.
Der Anwalt hätte gern gesagt, dass sich sein Weg und der von Fatty jetzt besser trennen sollten.
Aber es gab nur eine einzige Möglichkeit, sich von Fatty Booger zu trennen: Man musste sterben.
Und das wollte er nicht, deshalb sagte O'Donnell hastig: „Okay, Fatty. Okay. Ich mach‘s.“
Booger griente. „Na also. Warum hast du nicht gleich mit Ja für meine Idee gestimmt?“
Der Anwalt wischte sich mit dem Taschentuch die Schweißtropfen von der Stirn. „Ich wollte dich lediglich auf die Gefahren aufmerksam machen, die uns daraus erwachsen können, Fatty. Nur das wollte ich. Sonst nichts.“
Es schellte.
Einer der beiden Leibwächter verließ das Penthouse-Bad. Als er wiederkam, hielt er ein regennasses, in braunes Packpapier eingewickeltes Paket in seinen riesigen Tatzen und sagte: „Das hat soeben ein Bote für Sie abgegeben, Boss.“
Mel Kowalski war seit fünfzehn Minuten auf dem Posten. Er trug einen schwarzen Gummimantel mit Kapuze. Der Regen tropfte ihm unaufhörlich auf den Schädel, doch das störte den Killer nicht. Er kniete gelassen auf dem Flachdach. Neben ihm lehnte ein FN-Karabiner am Schornstein, noch in eine wasserdichte Plastikhaut gehüllt.
Der Mann, der für „Black Friday“ killte, warf einen Blick auf seine Rolex.