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Die Gedichte des Autors gehören zu den provokativsten politischen Gedichten seit Erich Fried. Eine lebensnahe Mystik geht bei ihm fast nahtlos in radikale Gesellschaftskritik über. Er fragt nach einem Zeitalter, das über herkömmliche religiöse Vorstellungen hinausweist, schreibt über die Musik Arvo Pärts, nimmt uns mit in den wendländischen Widerstand gegen einen unbändigen Atomstaat. Darüber hinaus kritisiert er politische Zustände in den USA und in dem von China besetzten Tibet. Unbequeme Fragen stellt er an die NATO-Länder zum Kosovokrieg und prangert die Strukturen an, die in weiten Teilen der Welt zu Verelendung führen. Die deutsche Einheit gerät in seinen Blick und die Sorge um den Erhalt der ökologischen Gleichgewichte bleibt in vielen Passagen des Bandes überaus präsent. Liebesgedichte und Gedichte zu innerem Wachstum nehmen umfangreichen Raum ein. Die Erzählung - Der Freund und das Fensterkreuz - schließt den Band ab.
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Seitenzahl: 103
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„Jeder Poet formuliert Ziel und Regeln der Poesie auf seine Weise. Anders ergibt sich keine ,Fahrt ins Unbekannte‘, sondern eine Fahrt nach Straßenverkehrsordnung.“
Ales Rasanaŭ
in: „Zeichen vertikaler Zeit“
Etwas in uns
Umstellt. Sich umstellen
Gegenlicht
Stimmen
Panorama
Tonvisionen
Die spirituelle Freiheit
Erkenntnisgänge
Festliches Band
Gebot
Überrascht
B. Brecht. Antwort eines Dialektikers. Ein aktueller Blick
Das Urteil
Wendländische Impressionen
Politische Hakenkralle
Risiko
Horno, Hoyersdorf und anderswo
Sicherheitslücken
Begriffsklärung
Die Polizei schlägt zu
Rückwärtsschreiten
Deutsches Lehrstück
Vom Krieg um den Kosovo
Wer bist du?
Kein Präsident. Armes Amerika
Terror in Amerika. Widerreden und Hauptreden
Israelische Schattenseiten
Zur ideologischen Festigung
Gehäufte Fälle
kehrenUm! Alles ist anders herum!
Flucht
Ungewisse Heimkehr
Apokalyptische Spuren
Das Grabmal
Weltenkreuz
Unvermeidliche Provokation
Gegangen
Sanduhr
Sinnfragen
Einspruch
Stiller Verlust
Bahn frei!
Der Park
Rechtfertigung! Du liebe Bauherren.
Vom Ungang der Geschichte
Wenn nichts mehr trägt
Der Tempel
Genopoly
Das Geständnis
Menschenbote
Tibetisches Drama
Gefährlicher Befall
Hochmut
Kinder
Angolanische Rechenart
Afrika
Zerrissene Adern
Die Inländer
Ohne gezüchtete Dornen
Deutscher Einheitstag
Alles klar?
Von der Vergangenheit
Abkehr
89er Wende. Abgelegte Chancen
Auf der Kippe
Vom Zug der Edelmänner
Das Volk kann gehen. Palastgedanken
Freut euch Ihr Wanzen!
Die Weite im Wissen
Zukunftswerkstatt. Utopiephase
Gezeiten
Was wirst du werden?
Rückschlag
Dissidenz
Gestrandet
Karte, Kompaß, Zeitenfahrt
Zusammenhänge
Bequemer Abweg
Umgegangen. Auf zu gehen
Zäsur
Wechselfälle
Von mir selbst getroffen
Abschied
Rauschen
Du
Erotische Streifzüge
Entfesselt
Vermutung
Unvorhergesehen
Sonnengarten
Engpässe
Bitte
Am Morgen
Paradox
Am Rand der Ewigkeit
Festina Lente
Für Alina
Selbstvergessen
Vom Herbst zum Winter
Nachtmeer
Gedankenwahl
Antwort an den Kritiker
Es wird darauf ankommen...
Beutezug Irak
Reformatorische Matrix
Der Freund und das Fensterkreuz (Erzählung)
Es lebt von der Hoffnung
zehrt von der Verzweiflung
verbündet sich mit der Liebe
und sucht sich einen Weg
Vertrauen baut es auf
es verändert sich langsam
man erkennt es wieder
die Spur verliert sich nicht
Angenommen, lernt man es schätzen
gibt ihm hin und wieder Nahrung
es ist mehr als Gleichmut
und weniger als Weisheit
Es taktet uns friedvoller
wächst auf innerer Freiheit
wir gehen in seinem Schatten
lassen uns ratlos zurück
Du bist frei
lebst in der freien Welt
die Freiheit kann mit dir machen
was sie will
du solltest dich ihr fügen
so kannst du dir
eine eigene Meinung bilden
ohne gegen die Notwendigkeit
zu verstoßen
Auch kommst du so
nicht auf eigene Gedanken
die dich befreien
aus eingenisteten Zwängen
es schont dich
vor der Freiheit
auf etwas zuzugehen
das erst noch die Ketten
verlieren muß
Jahre wie geschlossene Blüten
verlieren die eigene Spur
ins nächste Alter
unergründlich der Reichtum
nicht gegangener Pfade
um schon wieder
nicht angekommen zu sein
kein Spähflug
erlöst die Weisheit
vom alten Kokon
noch die Stille
wie der Abglanz
eines nicht gehaltenen Versprechens
doch fließt schon
die unbesprochene Fülle
in ihr eigenes Maß
Geheime Gegenspieler
still und leise
wechselt ihr in mir
die Seiten
und ich verwandle mich
endlos
Seid mir Gefährten
das ich mich nicht verfange
an zu sicheren Orten
kommt setzt euch
zu Tisch
und verteilt die Karten
die auszuspielen
sind
Wenn ich euch
nicht mehr höre
bin ich an mir
taub geworden
doch längst
scheint mir
der Rückweg
abgeschnitten
und nichts schützt
vor euren Stimmen
Olivengrün überall bergauf
lauwarmer Gipfelwind
schwarzer Flügelschlag
Bruthöhlen
Kalksandsteinmassive
am Fuß der See
Hundegebell
zwischen verwinkelten Gäßchen
mehrstöckige Häuserwände
grauer Beton
Nachts. Lichterglitzer gegenüber
Ufer mit hohen Bergen
frische Pizza
wird noch serviert
am Gardasee und Monte Baldo Massiv
(zu Arvo Pärts musikalischemStück „Litany“)
Stille.
Gottesstille
umborgen von einer Klangwelt
wie klassische Säulen
endlos in den Himmel getrieben
noch im kämpferischen Zug
thront das Schweigen
immer wieder
laufen Wellen
von Zutrauen
heran
Vielleicht will Jesus
endlich erlöst sein
von den menschengemachten Aufträgen
und überkommenem Glauben?
könnte er nicht Vorbote sein
für den Gestus
von einem ausstehenden Zeitalter?
Gewebte Töne
als Vorboten?
Musikräume als Wegkarte
von Innen nach Morgen?
jetzt und hier
heilig sein
ganz irdisch
und branden
mit den Wellen
Auferstanden
übt das Allzumenschliche
in Demut
aufrecht gehen
an keinen Gott glauben
in uns Gott
mit ihm
durch uns
alltäglich krumm Gewachsenes
überwinden
nicht mehr geradeaus
den eigenen Blindenführer spielen
der Güte
Chancen anvertrauen
das Reich kommt nicht
es ist mitten unter euch
Aufstieg zu Gott
durch ihn hindurch
weitergehen
Buddha, Mohammed und Jesus
sehen staunend
über unsere Schulter
wenn der Glaube
eigene Weisheit
wachsen läßt
freilich ist nichts ferner
als diese Nähe
das Zeitalter der alten Götter
bricht an
in dem es geht
im Wiederkommen
Immer hin und her wägen
ob nicht doch noch
etwas abfällt
für die ein oder andere
Sicht der Dinge
dennoch wissen
worauf es ankommt
ohne dabei nicht mehr
ankommen zu können
weil man sich selbst
den Blick verstellt
es gar nicht mehr merkt
Vergiß nicht
den alten Glaubensburgen
den Rücken zu kehren
denke aber an Wegzehrung
verteufle das Alte nicht nur
nimm mit was noch taugt
du könntest es gebrauchen
aber halte dir die Sicht frei
für den Weg
hinterm Horizont!
Die Türen öffnen Häuser
keine Schranken mehr
gegen den anderen
ein Band von Freundschaft
zu Festlichem
knüpft eigene Netze
anderes Leben scheint herauf
zwischen den Horizonten
still Zufriedenes kehrt ein
ein Frühlingswehen
überzieht Mißlungenes
Umarmungen öffnen
Menschen, Türen und Häuser
Besserwissen
ist häufig schlechter
als gar nichts wissen
doch es ist besser
etwas zu wissen
aber das
immer noch schlechter
als wissen
was zu tun ist
im rechten Maß
und trotzdem
noch zweifeln
immer wieder
und nicht schon wieder
hereinfallen
auf das Besserwissen
Keiner weiß davon
plötzlich
kann einer es sehen
glaubt nicht
was er entdeckt hat
das alle anderen irren
und als er beginnt
sich selbst zu glauben
hört niemand zu
andere wissen es besser
und als die Irrtümer auffliegen
ist das Ozonloch
schon gigantisch groß
Wenn das nächste Mal wieder
so spät etwas entdeckt wird
könnten viele
dran glauben müssen
der letzte Irrtum
wird es nicht gewesen sein
auch die Anzeichen davor
ignorieren die meisten
schon aus Gewohnheit
das kommt davon
wenn man sich blind verglaubt
Fortschritt kennt keine Gnade
wer traut den Sehenden
über den Weg?
sieht überhaupt wer was?
Man wohnt mal wieder in großen Barken.
Dämme gigantischer als je zuvor.
Trockenen Boden sucht man vergebens,
Überall Lecks und Wasserstände.
Die Dammbauer sind unermüdlich
Die Fluten abzuhalten.
Aber überall schaffen sie mehr Schaden als Nutzen.
Indem sie bauen, wird die drohende
Sintflut
Immer unberechenbarer.
Sie zerstört mit ungeheurer Wucht.
Das wissen sie. Fast alle ignorieren das und bauen
weiter.
Man wohnt im Nichtsehen, im Nichtkönnen
und auch im Nichtwollen, aber es nützte
nichts mehr.
Die Sintflut holte sich alles. Nicht in einem Jahr
Sondern nach und nach brachen die Dämme
So gab es immer weniger Dammbauer,
Bis sie eines Tages ausstarben. Mit ihnen trat
das meiste Leben ab.
Am Firmament
steigt längst
der nächste
finstere Stern hinauf
hören wir nicht
schon die Fäuste
an unsere Türen klopfen
und die Stimmen
die um Gnade bitten
und die letzten
Atemzüge
für deren Ende
wir schuldig sind
weil wir leben
wie wir leben
und alles
in uns liegt
Bewehrt
rücken Polizisten vor
die eigene Würde zur Seite
vieltausendmal
friedlichen Protest
und meterweise
spülen Wasserwerfer
Demokratie
von der
Straße
Es zählt nur Vernunft
erbaut auf
blind geglaubter Sicherheit
in atomares Spalten
diktiert von den
Abkassierern
und den harten Worten
im Namen
des Rechtsstaats
im Namen
rasender Blaulichtkolonnen
und dem Kriegsgeschrei
der Hubschrauber
und an jeder
Straßenecke
folgenschwere
Vernunft
IM´s verrichten Spitzeldienst
manchmal auch mehr
um die Regierung
zu schützen
vor ihrer eigenen Enttarnung
doch wer gräbt
hier die Grube
und wer fällt hinein?
Wieviel Courage
werden wir erst brauchen
sollen nicht nur Castorwege
unpassierbar sein
sondern auch
unser tödlicher Lebensstil
und wird der Widerstand je reichen
alle Barrikaden
fort zu räumen
und wer wird
welche Vernunft
schützen?
Ein herbeiregierter Kniefall
vor der Atommafia
ist auf die Gleise gekommen
immer in Richtung
Weiterbetrieb von Atomkraft
der abgesichert werden soll
bis zur Verdopplung
des radioaktiven Mülls
und künftiges CDU-Regieren
verteilt Fahrkarten
für die Verewigung
der atomaren Sucht
das alles soll der Ausstieg
aus der Kernkraft sein
Polizeiknüppel, Wasserwerfer
und Staatsspitzel
bekräftigen
die Wahrheitsliebe
der Politik
Auf den Schienen
gibt es viele Haltestellen
an denen man
den Zug verlassen könnte
und den Ausstieg
leibhaftig mit
Demonstranten erfahren
und herabsteigen
aus dem Elfenbeinturm
Bundesregierung
Konsens finden
mit widerständiger Bevölkerung
und die Notbremse ziehen
vor lauter Betriebsjahren
mit atomarer
Katastrophengefahr
und aufgeben
Erfüllungsgehilfe
der Energiekonzerne zu sein
und einen
vorgetäuschten Konsens
zu predigen
Der Boden
weicht deinen
Schritten aus
jedes Geländer
auf das du dich
stützen willst
zerbricht
du bist in
eine verbotene Zone
geraten
und wirst
abgezäunt
Erst wenn du weißt
du kannst gar nicht
woanders laufen
du darfst gar nicht
woanders sein
dann fängt der Boden
wieder an zu tragen
und Freunde
stützen dich
vielleicht
Wieviel Dörfer
wollt ihr den Baggern
noch zum Fraß
vorwerfen
mit schwarzer Kohle
einen Himmel zutage fördern
der uns jedes Haus
zur Ödnis trägt
Wiesen und Wälder raubt
für bald verlorene Arbeitsplätze
die schnelle Mark
und Strom
den uns längst
die Sonne spenden könnte
Horno und Hoyersdorf
lassen sich ausradieren
wie so viele andere Dörfer
überall auf der Welt
wenn wir denen
die widerstehen
nicht Rücken, Hände und Köpfe stärken
den fremden Ort
mit eigener Heimat bünden
und wissen
nur Widerstand
reicht schon lange
nicht mehr aus
Kippt erst das Klima
stirbt Stück um Stück
immer mehr
von dir und mir und uns
und jeder Widerstand
wird zu spät sein
zum Leben
Ein Wasserwerfer
spie gegen
Antiatom-Demonstranten
und versackte
im selbstgelegten Sumpf
Ein Castor-Transportzug
entgleiste
es folgten
keine Folgerungen
Ein Polizist
wurde beim Schützen
atomarer Fracht
von einem Zug
tödlich erfaßt
Immer mal wieder
fand sich allzuviel
Radioaktivität
am Castorenmantel
und keiner will
verantwortlich
gewesen sein
Dieses oder jenes Bauteil
im Atomkraftwerk
könnte zu alt gewesen sein
und menschliches Versagen
kam wohl auch hinzu.
Wir sind jetzt
mit dem Tod versichert
er bewacht seine Zone
mitten in Deutschland
jeden Tag rückt
still und leise
die gewohnte Sichel vor
Mensch für Mensch
Es warten
strahlende Jahrtausendgeschenke
castorverpackt
auf ihren künftigen Einsatz
gegen alles was lebt
und keine Erlasse
aus Ministerien
kein Aufmarsch
von dreißigtausend Polizisten
hätte dagegen
irgendeine Chance
Bei einer Wanne
handelt es sich nicht
um ein Behältnis
in das man Wasser
einfüllt zum Baden
in unserem Fall
geht es um einen Polizeiwagen
Üblicherweise verrichten
die dazu gehörigen Polizisten
und Polizistinnen
eine sinnvolle
und verantwortungsbewußte Arbeit
Wird das Fahrzeug
aber zum Störfall
und betrifft die Assoziation
mit dem Wasser
den übergeordneten Kopf
der fehlfunktioniert
dann spricht man
von einer Wanne
Angriff aus der Luft
Spezialeinheiten
springen aus
laufenden Hubschraubern
Messerstecherei
über 60 Traktorreifen
platt
Atom-Castoren
längst gen Zwischenlager
die Traktoren blockierten sich selbst
der oberste Polizeieinsatzleiter Hans Reime
bezeichnet die Racheaktion
für die Straßensperre der Bauern
als rechtmäßig
obwohl die Gerichte
auf 80.000 DM Schadensersatz
verurteilten
Was wenn
die wendländische Bevölkerung
und sonstigen Atomkraftausstiegswilligen
diese Aussage so verstehen
sie sollen nicht nur friedlich
auf Schiene und Straße sitzen
und sich verprügeln lassen
sondern auch ganz rechtmäßig
im Sinne der Polizei
die besatzende grün-weiße Fahrzeugarmada
auf platte Füße legen?
Immer noch Kriegstreiberei
aufgeschaukelter Machtpopanz
gestapelte Dummheit
und viele Mitspieler
selbstverständlich fast immer Männer
alles schön geregelt
Die Rechnungen
fürs chirurgische Morden
werden abgebucht von deinem Lohn
hängst schön drin
in der blutigen Tinte
Minen verhökern
ein gutes Geschäft
Bein ab
fürs gesteigerte Bruttosozialprodukt
Wozu Moral
wir haben doch Politik
schon wieder brauchen wir
Geld für modernisierte Waffen
wir haben Erfahrung im Morden
deshalb brauchen wir
immer mehr Gerät
wir wollen nicht abrüsten
das schadet nur dem Frieden
wir müssen bewaffnet sein
um uns zu schützen
vor bösen Machthabern
und dergleichen mehr
immer schön Ordnung schaffen
ein bißchen Deutschland