Und dennoch pflanze ich einen Garten - Naomi Bosch - E-Book

Und dennoch pflanze ich einen Garten E-Book

Naomi Bosch

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Beschreibung

Was sollte, könnte, müsste man für die Umwelt tun? Was ist deine erste Assoziation, wenn du an das Wort »Klima« oder »Schöpfung« denkst? Kommt da Druck hoch? Traust du dich noch zu hoffen, zu staunen? Und hast du dich schon mal gefragt, was der Schöpfer selbst dazu denkt? Dieses Buch ist eine Einladung: Lerne Gott als Gärtner kennen! Denn Gottes Sehnsucht ist eine nachhaltige Veränderung unserer Herzen. Und diese Veränderung wurzelt in dem, was in Gärten passierte: Im Garten Eden, im Garten Gethsemane - und in deinem Herzensgarten.

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Über die Autorin

Naomi Bosch(Jg. 1997) studierte Agrarwissenschaftan der Universität Rostock und Zagreb. Anschließend nahm sie an verschiedenen Projekten rund um Artenvielfalt und ökologische Landwirtschaft teil und arbeitete auf Bauernhöfen. Sie lebt in Kroatien, wo sie sich als freie Journalistin zu den Themen Nachhaltigkeit und Glaube engagiert und Kräuterwanderungen anbietet. Sie baut einen regenerativen Bauernhof auf und träumt davon, dass Menschen dort dem Schöpfer begegnen können.

www.plentiful-lands.com/de

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Über das Buch

Wie im Himmel,so im Garten

Man sollte, man müsste … Was ist deine erste Assoziation, wenn du an die Worte »Klima« oder »Schöpfung« denkst? Traust du dich noch zu hoffen, zu staunen? Und hast du dich schon mal gefragt, was der Schöpfer selbst dazu denkt? Dieses Buch ist eine Einladung: Lerne Gott als Gärtner kennen! Denn Gottes Sehnsucht ist eine nachhaltige Veränderung unserer Herzen. Und diese Veränderung wurzelt in dem, was in Gärten passiert: im Garten Eden, im Garten Gethsemane – und in deinem Herzensgarten.

Mit dem Kauf dieses Buches unterstützen Sie den Aufbau eines regenerativen Bauernhofes. Plentiful Lands soll ein Ort werden, an dem Menschen im Einklang mit der Schöpfung leben, nachhaltige Landwirtschaft praktizieren und ihr Wissen weitergeben.

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Stimmen zum Buch

»Ein großartiges Buch, das Hoffnung versprüht und ermutigt, die Multikrisen unserer Zeit bei der Wurzel zu packen. Inhaltlich kompakt und praktisch wie ein Schweizer Taschenmesser mit einer gelungenen Balance aus Alltag und Theologie. Absolut bereichernd!«

Roland MakullaMicha Initiative

»Ein wunderschönes und wichtiges Buch – auf jeden Fall lesenswert! Es ist voller Liebe zur Natur, biblischer Weisheit, Herausforderungen für unseren Lebensstil und realistischer Hoffnung. Seien Sie gewarnt, es könnte Ihr Leben verändern!«

Pfarrer Dr. Dave BooklessA Rocha International,Autor, Theologe, Naturforscher

Naomi Bosch

Und dennochpflanze ich einenGarten

Wie wir in der UmweltkriseSamen der Hoffnung säen

SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7606-4 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-6191-6 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2023 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: [email protected]

Die Bibelverse wurden folgender Ausgabe entnommen:

Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in

neuer Rechtschreibung, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Weiter wurden verwendet:

Elberfelder Bibel 2006, © 2006 SCM R.Brockhaus in der

SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen (ELB).

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft,

Stuttgart (LUT 2017).

Lektorat: Mirja Wagner, lektorat-punktlandung.de

Gesamtgestaltung: Tami Donath, tamidonath.de

Für A Rocha,

eine Stimme fürGottes Schöpfung,die mich zumSchreiben diesesBuches befähigt hat

INHALT

Über die Autorin

Über das Buch

Stimmen zum Buch

Prolog

Teil 1: Zum Ursprung

Our house is on fire

Eine Bestandsaufnahme

Das Licht in der Dunkelheit

Im Garten

Im Anfang …

Asche zu Asche

Genuss im Garten

Hochmut kommt vor dem Fall

Und der Kreis dreht sich weiter

Das gebrochene Versprechen

Die Schatten des Fluches

Projekt Erneuerung

Ein Herz aus Stein

Israel am Scheideweg

Der Weg ins Verderben

Wo Milch und Honig überfließen …

Der Kern des Problems

Ziel verfehlt

Liebt Gott! Lebt nachhaltig!

Wir sind nicht besser

Seht und schmeckt

Mehr als Moralpredigten

Der Schlüssel zur Rettung

Teil 2: Wo Hoffnung keimt

Ein neues Herz

Die Wüste lebt

Gottes Liebe – für wen?

Durch Jesus und auf ihn hin

Vertikale und Horizontale

Der Zimmermann

Schwerter zu Pflugscharen

Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid

Himmel auf Erden

Perspektive Ewigkeit

Die Geburtswehen der Schöpfung

Höchste Zeit für ein Jubeljahr

Mach es wie die Sonnenblumen

Wir sind Teil der Natur

Gott liebt Gerechtigkeit

Buße war noch nie populär – und doch so nötig

Teil 3: Leben in Fülle

Gottes Gärtnerinnen und Gärtner

Verändere die Welt auf deinem Teller

Neues Leben fürs Land

Vom Schädling zum Segen

Gemeinsam an Gottes Tisch

Wie ein unsichtbares Netz

Der Preis für die Umwelt

Herausgefordert von den ersten Nachfolgern Jesu

Radikale Liebe

Und dennoch pflanze ich einen Garten

Hier und heute Wurzeln schlagen

Alltagsheld Jesus

Himmel auf Erden

Auf unsere Wurzeln besinnen

Auf Gottes Spuren

Gottes Königreich ist hier und jetzt!

Das Ende ist erst der Anfang

Mit Hand, Herz und Verstand

Hoffnung in der Umweltkrise

Eine leise Melodie

Epilog

Danksagung

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Prolog

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich in einem Olivenhain in Kroatien, umgeben von jahrhundertealten Olivenbäumen. Dieser Olivenhain ist über die Jahre einer meiner liebsten Plätze geworden. Hier herrscht ein Friede, wie ich ihn nur selten finde. Die Bäume strahlen eine solche Würde, Freundlichkeit und Weisheit aus, dass ich mich unweigerlich zu ihnen hingezogen fühle. Dort, unter den Bäumen, scheinen die Uhren anders zu ticken, und ich genieße jede einzelne Minute, die ich hier verbringen darf.

Schon als kleines Mädchen bin ich durch die Wälder und über die Wiesen in unserer vorstädtischen Nachbarschaft in Zagreb gestreunt. Jeden freien Moment habe ich im Garten, am Bach, unter den Bäumen verbracht. Ich habe Insekten gesammelt, Vögel beobachtet und Pflanzen gepflückt. Mit großen, staunenden Augen habe ich den glitzernden Tau auf der Wiese in mein Herz aufgenommen. Ich habe junge Haselnüsse geknackt, den Frühlingsanfang gefeiert und tief, ganz tief, den wohligen Waldduft eingeatmet. Mit Freude und Übermut bin ich über Stock und Stein gerannt und habe diese riesige, wunderschöne und unergründliche Welt mit meinen kleinen Armen empfangen. Mit der Zeit entwickelte sich aus dieser Leidenschaft zur Natur ein Lebensstil: einfach, naturverbunden, großzügig und dankbar, mit einem wachsenden Bewusstsein für die Auswirkungen, die meine alltäglichen Entscheidungen auf unsere Umwelt haben.

Heute, viele Jahre später, hat sich daran nicht viel geändert. Noch immer spaziere ich regelmäßig durch Olivenhaine und Wälder. Dabei beginne ich jedes Mal ganz natürlich, mit Gott, meinem Schöpfer, Vater und Freund, zu reden. Während ich unter den Bäumen entlanggehe, beobachte ich die Schönheit um mich herum. Hier bin ich zu Hause, hier fühle ich mich wohl. Fast schon könnte ich vergessen, wie die Realität um mich herum wirklich aussieht. Vergessen, dass die Welt aus den Fugen geraten ist. Doch ein Blick genügt …

Die Medien sind voller erschreckender Schlagzeilen, immer wieder ist vom Klimawandel die Rede, von immer häufiger auftretenden Waldbränden, Stürmen und Überschwemmungen. Und über allem schwebt wie ein bedrohliches Unwetter das Artensterben – mit derzeit unabsehbaren Folgen. Wir leben, so scheint es, auf einem sinkenden Schiff. Wie wird die Welt wohl in fünf, zehn, fünfzig Jahren aussehen? Was für eine Zukunft hinterlassen wir den Generationen, die nach uns kommen? Um ehrlich zu sein: Hin und wieder frage ich mich, ob ich überhaupt mal Kinder haben möchte.

Was empfindest du, wenn du einen Blick in die Welt wirfst? Fragst du dich, wie du angesichts dieser Krise ein sinnvolles und erfülltes Leben führen kannst? Ob die Welt überhaupt noch zu retten ist?

Glaub mir, ich kenne diese Sorgen und Gedanken. Es erfüllt mich mit tiefer Trauer, wenn ich erlebe, was mit Gottes Schöpfung passiert. Ich verspüre Unverständnis und Wut, wenn ich sehe, wie unsere wunderschöne Welt zerstört, ausgenutzt und geplündert wird. So manche Träne habe ich schon über dem Unheil und dem Leiden der Natur vergossen, und mit jeder Träne wird mir zunehmend bewusst, wie sehr wir alle Teil des Problems sind. Das System, das unsere Welt kaputt macht, wurzelt in unseren Herzen, und dennoch fühlen wir uns so oft machtlos, etwas daran zu ändern.

In den letzten Jahren spüre ich jedoch neben meiner eigenen Trauer auch immer öfter Gottes Trauer, die er empfinden muss, wenn er seine Schöpfung und all das Leid der Welt betrachtet. Gleichzeitig weiß ich aber, dass er sich trotzdem unbändig über das, was er geschaffen hat, freut. Und so ist dieses Buch eine Liebeserklärung an Gott und seine Welt und alles, was auf ihr lebt. Gleichzeitig soll es Mut machen und Wege aufzeigen, um in all der Zerstörung eine hoffnungsvollere Zukunft zu erkunden. Womöglich werden dich die Zerstörung und die Vergänglichkeit der Welt an vielen Stellen im Buch traurig machen oder dir vielleicht sogar Angst einjagen. Aber über allem steht die Hoffnung, dass Gott immer noch Geschichte mit uns schreiben möchte. Er gibt seine gute Schöpfung niemals auf. Gerechtigkeit und Liebe haben immer das letzte Wort. Deswegen ist dieses Buch zu guter Letzt auch eine Kraftquelle, um aus Liebe zu Gott und seiner Welt unser Leben zu gestalten.

Vielleicht fragst du dich gerade auch, was der Glaube an Gott mit dem Zustand unserer Erde zu tun hat. Nun, sehr viel. Denn die Hoffnung, die ich mit diesem Buch verbreiten möchte, ist keine billige Hoffnung – nein, sie ist teuer erkauft worden!

Sie hat etwas mit einem Olivenhain in Israel zu tun, damals, vor 2 000 Jahren. In diesem Olivenhain, mit seinen ehrfurchtsgebietenden alten Bäumen, muss die Gegenwart Gottes ganz deutlich spürbar gewesen sein. Doch gleichzeitig war er der Ort, an dem der Sohn Gottes tiefste Angst empfand und unglaublichen Schmerz ertrug. Der Ort, an dem Weltgeschichte geschrieben wurde. Der Ort, der für mich Frieden und Schönheit, Zorn und Leid symbolisiert. Der Ort, den auch noch unsere Kinder und Enkelkinder – bildlich und buchstäblich – in seiner Pracht erleben sollen.

Darum lass uns gemeinsam erkunden, wie dieses Drama im Olivenhain mit deiner, meiner und Gottes Geschichte zusammenhängt und was das alles für ein Leben inmitten der Umweltkrise bedeuten kann. Entdecke mit mir gemeinsam auf den folgenden Seiten Samen der Hoffnung für unseren wunderschönen Planeten.

Natürlich müssen wir, bevor wir uns auf die Suche begeben, erst mal verstehen, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Denn nur wenn wir begreifen, wo der eigentliche Kern des Problems liegt, können wir auch anfangen, es zu lösen. Aber wir wollen an diesem Punkt nicht stehen bleiben, sondern weiterfragen: Wie kann wahre, nachhaltige, radikale Veränderung passieren? Wie kann eine gute Zukunft gelingen? Und damit das Ganze auch praktisch wird, wollen wir im dritten Teil des Buches schauen, was all das für uns persönlich bedeuten kann.

Begleitest du mich auf der Suche nach Samen der Hoffnung inmitten der Umweltkrise?

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Teil 1

Zum Ursprung

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Our house is on fire

Es ist der 25. Januar 2019. In Davos, einem malerischen Städtchen in den Schweizer Alpen, sitzen einflussreiche Menschen aus Politik und Wirtschaft in förmlicher, dunkler Kleidung auf dem Podium des Konferenzsaals des Weltwirtschaftsforums. Nur eine Person hebt sich aus der Masse hervor: ein kleines, hell gekleidetes Mädchen mit Zöpfen. Gebannt schaut die Welt zu, während die damals sechzehnjährige Greta Thunberg ihre kurze Rede hält. Ihre abschließenden Worte haben Kraft. Mit ernster, klarer Stimme verkündet sie:

Ich will nicht eure Hoffnung. Ich möchte nicht, dass ihr hoffnungsvoll seid. Ich will, dass ihr in Panik verfallt. Ich will, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre, und dann will ich, dass ihr handelt. Ich will, dass ihr handelt wie in einer Krise. Ich will, dass ihr handelt, als ob euer Haus in Brand stünde.

Denn das tut es.1

In Windeseile verbreitet sich die eindrückliche Rede dieser unscheinbaren schwedischen Schülerin auf der ganzen Welt. Aus Greta Thunbergs Worten schreien uns Verzweiflung und Wut entgegen. Verzweiflung über den unaufhaltsamen Klimawandel und Wut über die tatenlos zuschauenden Mächtigen der Welt. Weitermachen wie bisher ist keine Option. Panik und Angst ist angesagt, nicht Hoffnung!

Vermutlich hast du diese Wut und Verzweiflung auch schon gespürt. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind nicht mehr zu übersehen. Erst im Sommer 2021 erlebten wir, wie weite Teile Deutschlands von extremen Regenfällen und Überschwemmungen heimgesucht wurden. Ganze Regionen waren überschwemmt. Menschen standen plötzlich vor den Trümmern ihrer Existenz, vermissten oder trauerten um ihre Lieben.2

Im gleichen Sommer erlebte der Westen Kanadas und der USA ein Jahrtausendereignis ganz anderer Art. Die Hitzewelle brach einen Temperaturrekord nach dem anderen, begleitet von häufigen Waldbränden und Dürren. Hunderte Menschen fanden in diesem Sommer aufgrund der extremen Hitze den Tod.3

Im Sommer 2022 überrollte dann Pakistan eine Flut, die über zwei Millionen Menschen obdachlos zurückließ und mehr als 1 700 Menschen umbrachte.4

Wenn ich diese Nachrichten lese oder solche Tragödien um mich herum beobachte, werde ich ehrlich gesagt auch wütend, traurig und angstvoll. Wie sollen wir aufgrund solcher Ereignisse gleichgültig bleiben? Was ist das für eine Zukunft, die vor uns liegt? Was für ein Leben erwartet uns, wenn der Klimawandel weiter seinen Lauf nimmt, während unsere Politikerinnen und Politiker über Geld und Klimapolitik streiten, anstatt zu handeln?

Ist Greta Thunberg so etwas wie eine moderne Prophetin? Sollten wir ihr Credo übernehmen und Panik, Wut und Angst schüren, damit die Welt endlich aufwacht? Oder verkündet Greta Thunberg hier eine neue „Klima-Religion“, von der wir Abstand halten sollten?

Tatsache ist: Wenn wir uns die Faktenlage anschauen, gibt es tatsächlich allerhand Grund zur Panik. Jeder, der mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, wird bestürzt sein. So liefen auch mir beim Recherchieren und Schreiben dieses Buches mehr als einmal Tränen übers Gesicht. Vielleicht geht es dir da ähnlich wie mir, wenn du dir die Lage der Welt vor Augen führst. Aber lass uns nicht bei Angst und Wut stehen bleiben, sondern trotz allem mutig und offenen Herzens der Realität ins Auge blicken. Denn nur so können wir uns gemeinsam auf die Suche nach Hoffnung machen. Glaube mir, wenn wir genau hinschauen, werden wir überall um uns herum Samen der Hoffnung finden … Aber vorher müssen wir uns den Zustand unseres Planeten genauer anschauen.

Eine Bestandsaufnahme

Weiße Weihnachten – Schnee von gestern!?

Das Problem des Klimawandels ist kein neues. Im Gegenteil: Es ist schon seit Jahrzehnten bekannt. Jedes Kind hört in der Schule von Treibhausgasen und schmelzendem Polareis. Und trotzdem sind wir weit davon entfernt, die notwendigen Klimaziele zu erreichen. Ein Rekordsommer reiht sich an den nächsten, Jahreszeiten kommen zunehmend durcheinander, Überschwemmungen, Tsunamis, Stürme und Waldbrände gehören langsam zur Tagesordnung. Und selbst so junge Menschen wie ich können trotz ihrer kurzen bisherigen Lebensspanne beobachten, wie sich das Klima erwärmt. Schlittschuhlaufen auf dem See und weiße Weihnachten? Alles Schnee von gestern.

Klar ist: Das Klima erwärmt sich kontinuierlich. Jedes der vergangenen vier Jahrzehnte war wärmer als alle vorangehenden seit 1850. Die globale Temperatur zwischen 2011 und 2020 war 1.09 °C höher als zwischen 1850 und 1900. Hitzewellen, Waldbrände und andere Wetterextreme sind seit den 1950er-Jahren häufiger geworden. Mittlerweile gibt auch keinen Zweifel mehr daran, dass wir Menschen den Klimawandel verursacht haben.5

Wie sich die Folgen des Klimawandels anfühlen, müssen die Bewohnerinnen und Bewohner Kaliforniens seit einigen Jahren am eigenen Leib erfahren. Waldbrände gab es in diesem US-Staat zwar schon immer, aber laut einem UN-Bericht aus dem Jahr 2022 werden Waldbrände immer häufiger und stärker.6 Solche Krisen sind offensichtlich und können dramatisch für Mensch und Tier enden. Es gibt aber auch andere Krisen, wie den Bodenverlust, die man beinahe übersehen könnte, wären sie nicht solch eine Gefahr für unser Überleben.

Wir verlieren den Boden unter unseren Füßen

Unsere Böden sind die Grundlage für jegliche Lebensmittelproduktion. Fehlt uns gesunder, fruchtbarer Boden, ist auch unsere Ernährungssicherheit bedroht.

Boden entsteht allerdings ausgesprochen langsam. In der Bodenkunde-Vorlesung gab uns Dr. Peter Leinweber, Professor für Bodenkunde an der Universität Rostock, damals ein einfaches Rechenbeispiel an die Hand, damit wir uns eine Vorstellung davon machen konnten, von welchen Zeitspannen wir bei der Bodenbildung sprechen: Die nacheiszeitlichen Bodenbildungen reichen in Norddeutschland ungefähr 150 Zentimeter tief, also 1 500 Millimeter, und die Zeitperiode ist grob gesagt 10 000 Jahre. Daraus folgt, dass in einem Jahr im Schnitt nur 0,15 Millimeter Boden entstehen! Ich erinnere mich noch genau, mit welcher Leidenschaft uns Professor Leinweber damals davon erzählte.

Leider können Jahrtausende der kontinuierlichen Bodenbildung innerhalb kürzester Zeit zunichtegemacht werden. Jahr für Jahr tragen laut UN-Bericht Wind und Wasser weltweit rund 24 Milliarden Tonnen fruchtbaren Boden davon.7

Auch in Deutschland „hat das Ausmaß der Erosion in den letzten Jahrzehnten zugenommen, insbesondere durch Ausweitung des Maisanbaus“, schreibt Professor Leinweber mir in einer E-Mail. „Mais mit weitem Reihenabstand und der Bearbeitung in der Frühjahrs- bis Frühsommerperiode setzt den erosiven Kräften, wie intensiven Regenfällen und starken Winden, kaum etwas entgegen. Diese Erosionsereignisse sind durch den Klimawandel wiederum auch intensiver geworden. Hinzu kommt, dass die landwirtschaftlichen Maschinen eher schwerer als leichter geworden sind und die daraus resultierende Bodenverdichtung die Wassererosion fördert.“8

Erosion, Versiegelung und Bodenverdichtung, begünstigt durch allzu sorglosen Umgang mit unserem wichtigsten landwirtschaftlichen Gut, stehlen uns und allen kommenden Generationen buchstäblich die Lebensgrundlage. Schon jetzt ist rund ein Drittel der Böden weltweit degradiert.9

Schlussendlich bleibe die Bodenverbesserung beziehungsweise die Regeneration eines degradierten Bodens „eine Generationsaufgabe“, so Leinweber. Doch das „Hauptproblem in Bezug auf Boden in Deutschland ist schlichtweg der Bodenverlust durch Versiegelung“10.Laut Statistischem Bundesamt fallen deutschlandweit jeden Tag im Schnitt 52 Hektar Boden neuen Siedlungs- und Verkehrsflächen zum Opfer.11 Darüber hinaus benutzen wir in der Landwirtschaft auch weiterhin zu viel Düngemittel, mit schwerwiegenden Folgen für die Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt, insbesondere aber für unsere Gewässer.

Gedüngtes Trinkwasser ist teuer

„Hier, aus dieser Quelle, haben wir früher unser Trinkwasser abgeleitet“, erklärt mir meine Großmutter mit einer Geste in Richtung eines unscheinbar wirkenden Steinhaufens. Während eines Spaziergangs mit ihr wird mir schmerzlich die Tragweite der Überdüngung bewusst. Ihr Heimatort mit dem heute fast schon ironisch klingenden Beinamen „Stadt der Brunnen“ bekommt sein Trinkwasser nun aus einer Nachbarstadt, denn die eigenen Wasserreserven können aufgrund der zu hohen Nitratwerte nicht mehr als Trinkwasserquelle benutzt werden.

Stickstoff ist ein essenzieller Nährstoff für alle Pflanzen. Er befindet sich natürlicherweise in tierischen Düngemitteln wie Gülle und Mist. Aber um das Pflanzenwachstum zusätzlich anzukurbeln, wird Stickstoff seit dem 20. Jahrhundert auch industriell hergestellt. Leider führte der Überfluss an Düngemitteln zu einem viel zu hohen Einsatz in der Landwirtschaft. Der überschüssige Stickstoff wird in Form von Nitrat ins Grundwasser und in umliegende Gewässer ausgewaschen.

Obwohl das Problem der Stickstoffauswaschung schon seit Jahrzehnten bekannt ist, gelangen immer noch jährlich viel zu große Mengen an synthetischem Stickstoff und Gülle auf unsere Böden – und somit auch in unsere Gewässer und unsere Wasserhähne. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sieht für das Jahr 2030 einen maximalen Stickstoffüberschuss von 70 Kilogramm je Hektar vor (also die Menge an Stickstoff, die über dem eigentlichen Bedarf liegen darf!).12 Doch voraussichtlich wird nicht einmal dieser Wert erreicht. Die daraus resultierenden zu hohen Nitratwerte im Grundwasser bringen ihre eigenen Gefahren für Mensch und Umwelt mit sich. Nitrat kann im Körper in krebserregende Stoffe umgewandelt werden, während es in Gewässern das natürliche Gleichgewicht zerstört. Dazu kommt, dass die Reinigung von nitratbelastetem Grundwasser teuer ist. Das Umweltbundesamt schätzt, dass die Grundwasseraufbereitung zwischen 580 und 767 Millionen Euro pro Jahr kosten kann.13

Mensch, Land, Wasser, Biodiversität und Wirtschaft – letztendlich hängt alles miteinander zusammen. Wenn etwas außer Balance gerät, leiden alle anderen mit. Auch unser Plastikkonsum hat mittlerweile alle denkbaren Grenzen überschritten.

Ein Meer aus Plastik …

Rund ein Drittel allen Plastikabfalls landet heute in der Natur. Allein im Jahr 2016 wurden somit 100 Millionen Tonnen Plastikmüll in der Umwelt entsorgt.14

Ein Kunststoff, den unsere Großeltern kaum kannten, ist für uns heute Alltag. Es vergeht kaum ein Handgriff, ohne dass wir Einwegplastik benutzen. Nur rund ein Viertel des Plastiks wird heute wieder genutzt.15 Und es kann Hochrechnungen zufolge bis zu einige Hundert Jahre dauern, bis Plastik abgebaut ist. Tatsächlich haben wir aber keine endgültige Antwort auf die Frage, wie lange es wirklich dauert, bis Plastikmüll zersetzt ist oder ob es überhaupt jemals vollständig abgebaut wird.

Wie die Meeresbiologin des BUND-Meeresschutzbüros, Dr. Dorothea Seeger, aufzeigt, wird Plastik erst seit den 1950er-Jahren industriell hergestellt. Zahlen zur Lebensdauer verschiedener Plastikarten sind somit eigentlich nur Schätzungen. „Letzen Endes kann es auch sein, dass das Plastik eigentlich nur in kleinere Stücke zerfällt und dann nicht mehr zu sehen ist, aber trotzdem noch als Mikroplastik vorhanden ist“, erklärt Dr. Seeger, die ehrenamtlich auch im Meeresteam der christlichen Naturschutzorganisation A Rocha tätig ist. „Somit ist das Problem nicht weg, sondern einfach nur woanders.“16 Ein Problem, das heute allgegenwärtig ist und eines Berichts des Alfred-Wegener-Instituts zufolge mindestens 2 144 Tier-, Pflanzen- und Mikrobenarten beeinflusst.17

„Es kann einerseits sein, dass Tiere Plastikstücke mit Nahrung verwechseln und fressen“, erläutert Dr. Seeger, „oder das Tier kann sich darin verstricken oder verheddern.“ Das Resultat: bis zu drei Mal höhere Sterblichkeitsraten bei den betroffenen Tierarten. „Und natürlich haben wir bei Mikroplastik die Problematik, dass es sich in der Nahrungskette anreichert.“18

Mikroplastik, ein Sammelbegriff für die winzigen Partikel, die unter anderem bei der Zersetzung von Plastik entstehen, ist einerseits eine Belastung für die Tiere, welche diese im Magen haben. Andererseits werden damit auch Giftstoffe aufgenommen, die vielen Kunststoffen beigemengt sind. Plastikteile verhalten sich nämlich wie „Magnete“ für verschiedenste Krankheitskeime und Gifte, die, wie Dr. Seeger erklärt, „im Wasser in niedriger Konzentration vorkommen und ungefährlich sind“,19 sich aber in Plastik so stark anreichern können, dass sie am Ende in hohen Mengen von den nichts ahnenden Meeresbewohnern aufgenommen werden. Gleiches gilt auch für uns Menschen, die wir über die Ernährung und verschiedenste Umwelteinflüsse wöchentlich etwa 5 Gramm Plastik aufnehmen.20

Schlussendlich hängen die verschiedenen Krisenherde in unserer Umwelt alle zusammen und befeuern weiter den Brand an unserem gemeinsamen Zuhause. „Plastik wird aus Erdöl gewonnen“, zieht Dr. Seeger wieder die Parallele zum Klimawandel. „Sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verbrennung von Plastik wird CO2 frei“21 – und der Teufelskreis nimmt weiter seinen Lauf. Derweil ist beim Drama unserer Fischbestände auch noch keine Besserung in Sicht.

… und ein leer gefischter Ozean

Wenn sich nichts ändert, wird bis 2025 in den Ozeanen auf alle 3 Tonnen Fisch jeweils 1 Tonne Plastik kommen.22 Bis 2050 könnte es in unseren Gewässern dann mehr Plastik als Fische geben! Wir haben unsere Fischbestände leer gefischt und unsere Meere mit Plastik gefüllt.

Josip Ćukić ist seit fünfzehn Jahren Berufsfischer an der istrischen Küste in Kroatien. „Das ist nicht sehr lange“, erklärt der groß gewachsene, grauhaarige Mann. Aber wenn er mit seinem kleinen Fischerboot vor seinem Heimatstädtchen Umag auf die Adria rausfährt, führt er jede Bewegung routiniert und geschickt aus. War der Fang erfolgreich, steht er am nächsten Morgen mit seinem Boot im Hafen und verkauft seinen Fisch. Wenn ich zu Besuch bei meiner Familie in Istrien bin, gehört ein Abstecher zu seinem Fischerboot unbedingt dazu.

„Welchen Fisch kannst du mir heute empfehlen?“, frage ich ihn dann gerne. Hier wird fröhlich miteinander geplaudert und jeder Stammkunde wird freundlich beim Namen begrüßt.

Kleine Berufsfischer wie Josip gibt es in Kroatien aber immer weniger. Einer der Hauptgründe: Der Fisch geht aus. „Wir alle merken, dass der Fischbestand stark gefallen ist. Es gibt viel weniger Fische als noch vor fünf, sechs Jahren“, erklärt der Fischer und ergänzt später, dass viele seiner Kollegen in dieser Situation am Verzweifeln sind.

Das Resultat jahrelanger Bemühungen, die verbliebenen Fischbestände zu retten sowie die Existenz der Fischerinnen und Fischer zu sichern, ist ernüchternd. Schon in den 1990er-Jahren wurden weltweit Ziele für den nachhaltigen Umgang mit Fischressourcen und den Schutz der Meeresökosysteme festgelegt, doch keines der Versprechen wurde vollständig eingehalten. Im Jahr 2020 war ein Drittel der globalen Fischbestände überfischt, sogar noch mehr als vor zehn Jahren!23 Noch dramatischer als bei den Fischen sieht es allerdings bei den Insekten aus.

Wird der stumme Frühling Wirklichkeit?

„Hier sind sie also“, dachte ich und starrte dabei wie gebannt auf das summende und schwirrende Feld vor mir. Ich erinnere mich noch gut an jenen sonnigen Nachmittag im Mai 2019. Ich stand auf der agrarwissenschaftlichen Versuchsfläche meiner Universität in Rostock und beobachtete fasziniert das rege Schauspiel vor meinen Augen. Bienen, Schmetterlinge, Hummeln und Fliegen unterschiedlichster Art brummten und flogen in einem Wirrwarr an Farben und Geräuschen über das bunte Getreidefeld vor mir. Blaue Kornblumen und tiefroter Klatschmohn bildeten kontrastreiche Farbtupfer auf dem Versuchsfeld. Und plötzlich verstand ich, wo sich die wenigen noch übrig gebliebenen Insekten tummelten. Denn dass es der Insektenwelt nicht gut geht, war nicht nur mein subjektiver Eindruck, so viel wusste ich.

Erschreckende neue Erkenntnisse und Zahlen gingen damals durch alle Medien. So rüttelte eine Studie aus dem Jahr 2017 Deutschland und die Welt gründlich auf. Forschende aus Krefeld zeichneten über einen dreißigjährigen Zeitraum einen Rückgang von über 75 Prozent der Insekten-Biomasse auf – und das in Naturschutzgebieten!24

Das Insektensterben stellt sogar den besorgniserregenden WWF-Bericht über den Zustand der Wildtierpopulationen in den Schatten.

Das Aus für Wildtiere

Die Naturschutzorganisation WWF berichtet, dass wir zwischen 1970 und 2016 einen Rückgang der Wildtierpopulationen um 60 Prozent erlebt haben.25 Welche Folgen solch ein schwindelerregender Schwund der Artenvielfalt noch haben wird, wissen wir nicht. Tatsache ist, dass Artenreichtum für gesunde, funktionierende Ökosysteme notwendig ist. Fakt ist auch, dass vor allem der Mensch für den aktuellen Verlust der Artenvielfalt verantwortlich ist.26