Unendliche Reise - Jez Alborough - E-Book

Unendliche Reise E-Book

Jez Alborough

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Beschreibung

Die Unendliche Reise beschreibt, wie die Identifikation mit der Persönlichkeit zusammenbrechen kann und was an ihrer Stelle erscheint. Es prüft, was es wirklich bedeutet, aus dem Traum der Persönlichkeit zu erwachen: wie sich der ursprüngliche Seinszustand im Erwachsenenleben manifestiert, wie er sich vom überlieferten Bild der Erleuchtung unterscheidet und wie sich das Leben jenseits der Persönlichkeit auf die teilweise verwirrende Welt des spirituellen Suchens und Lehrens bezieht. Unendliche Reise ist das zweite Buch in der Reihe "Leben jenseits der Persönlichkeit". Die ergänzende Lektüre der Gespräche aus Die Geschichte von "Dir" ist empfehlenswert, da die behandelten Themen und Konzepte in den Diskussionen der beiden Bücher nach und nach ausgebaut werden.

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UNENDLICHE REISE

JEZ ALBOROUGH IM GESPRÄCH MIT MATTHEW WHERRY

LEBEN JENSEITS DER PERSÖNLICHKEITTEIL II

Anmerkungen

An dieser Stelle schreibt Jez Alborough im englischen Original im März 2019 in London einige Anmerkungen über seinen Sprachgebrauch. In diesem Buch werden gewisse Schlüsselbegriffe kursiv geschrieben; im englischen Original wird hierfür die Großschreibung benutzt, was aufgrund der Groß- und Kleinschreibung der deutschen Sprache nicht möglich ist. Wenn ein Wort daher kursiv geschrieben wird, kann das in diesem Text bedeuten, dass der Autor es auf seine bestimmte Art benutzt.

Begriffe bedeuten unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Dinge; die Effektivität der Sprache hängt vom Konsens zwischen Sprecher und Zuhörer ab. Um dieses Material effektiv zu übermitteln, musste der Autor klar präzisieren, was er mit den Schlüsselwörtern im Rahmen dieser Erforschung meint.

In Die Geschichte von »Dir«, dem ersten Buch aus dieser Serie, wurden diese Begriffe mit ihrem Auftreten erklärt. Wenn Du Die Geschichte von »Dir« nicht gelesen hast, lohnt sich auch bereits vor der Lektüre ein Blick auf das Glossar, wo die Schlüsselwörter zusammengefasst werden, gemeinsam mit einigen weiteren Definitionen, die für dieses Buch relevant sind.

Dankenswerterweise durfte ich als Übersetzer mit dem Autor bei der Erstellung des Textes eng zusammenarbeiten. Ich danke Jez Alborough dafür und für diese Bücher aus ganzem Herzen. Weiters danke ich Anna Hofstätter für das fruchtbare Lektorat, sowie Michael Kobler für die Gestaltung.

MarkusWien und Linz, 2021/22

Für Suchende überall: Möge dieses Buch ein Spiegel sein, in dem Ihr das Leben jenseits der Persönlichkeit erblickt.

Mit einem Brunnenfrosch kann man nicht über das Meer reden, er ist beschränkt auf sein Loch.

Mit einem Sommervogel kann man nicht über das Eis reden, er ist begrenzt durch seine Zeit.

Mit einem Fachmann kann man nicht vom Tao reden, er ist gebunden durch seine Lehre.

Heute bist du über deine Grenzen hinausgekommen, du hast das große Meer erblickt und erkennst deine Ärmlichkeit: so wird man mit dir von der großen Ordnung reden können.

ZHUANGZI (370 – 287 v. CHR.)

INHALT

E

INLEITUNG

E

INE

N

ACHRICHT VON

M

ATTHEW

ERINNERN

1 Ö

FFNUNGEN

BLICKE JENSEITS DER PERSÖNLICHKEIT

2 B

EWUSSTSEIN

DER UNTERSCHIED ZWISCHEN DEM UNIVERSELLEN UND DEM PERSÖNLICHEN BEWUSSTSEIN

3 B

EDINGUNGSLOSES

B

EWUSSTSEIN

GEWAHRSEIN, DAS JENSEITS DER PERSÖNLICHKEIT ENTSTEHT

4 S

EHNSUCHT

DIE SEHNSUCHT NACH DER RÜCKKEHR ZUM SEIN

5 S

EHEN

WENN DAS BEDINGUNGSLOSE BEWUSSTSEIN ZU VERSTÄNDNIS FÜHRT

6

B

EREITSCHAFT

IST DER APFEL REIF, KANN IHN NICHTS AM RUNTERFALLEN HINDERN

7 Z

USAMMENBRUCH

DIE PERSÖNLICHKEIT WIRD ABGETRAGEN

AUFWACHEN

8 E

IN

E

RWACHEN

EINE MÄCHTIGE ERFAHRUNG DES UNENDLICHEN

9 S

ICH ERGEBEN

WENN DIE PERSÖNLICHKEIT DIE KONTROLLE VERLIERT

10 D

ER

W

ANDEL

– T

EIL

E

INS

WENN DIE IDENTIFIKATION MIT DER PERSÖNLICHKEIT DAUERHAFT WEGFÄLLT

11 D

ER

W

ANDEL

– T

EIL

Z

WEI

DIE SYNTHESE DER ABSOLUTEN & RELATIVEN EBENE

12 E

RLEUCHTUNGSMYTHEN

DIE IDEE DER MENSCHLICHEN PERFEKTION WIRD ENTBLÖSST

13 W

AS ÜBRIG BLEIBT

DIE VORSTELLUNG EINES »DUS« WIRD AUF DER RELATIVEN EBENE DURCHGESPIELT

SEIN

14 B

EDINGUNGSLOSE

L

IEBE

VOM LEIDEN UNBERÜHRTE LIEBE

15 S

TILLE

DER UNTÄTIGE, PASSIVE AUSDRUCK DES SEINS

16 S

INN

EXISTIERT ER NACH DEM WANDEL?

17 W

AHL

DAS WÄHLEN GESCHIEHT, ABER DA IST KEIN WÄHLENDER

18 D

AS

W

ISSEN

WAS REGIERT DAS LEBEN, WENN DIE PERSÖNLICHKEIT NICHT MEHR AM RUDER SITZT?

19 N

ICHT

-T

UN

HANDLUNGEN, DIE AUS DEM SEIN ENTSTEHEN, SIND MÜHELOS

20 G

EFÜHLE

SICH GEFÜHLSMÄSSIG WIEDER VOLL UND GANZ AUF DAS LEBEN EINLASSEN

ANPASSUNG

21 A

NPASSUNG

DIE VERÄNDERUNGEN, DIE NACH DEM WANDEL IN DEINER ERFAHRUNG DER WELT UND IN DEINER BEZIEHUNG ZU IHR GESCHEHEN

22 R

ÜCKSTÄNDE

DIE ENERGETISCHE ERINNERUNG DER PERSÖNLICHKEIT IM KÖRPERGEIST-SYSTEM

23 H

EILUNG

DIE GESCHICHTE DER PERSÖNLICHKEIT WIRD SPONTAN AUS DEM KÖRPERGEIST-SYSTEM ENTFERNT

LEHREN

24 W

AHRHEIT

GIBT ES SO ETWAS WIE EINE OBJEKTIVE WAHRHEIT?

25 E

NERGETISCHE

Q

UELLE

ALLES TRÄGT DEN ABDRUCK SEINER QUELLE

26 L

EHREN DES PERSÖNLICHEN

W

ACHSTUMS

SELBSTHILFE, THERAPIE & MENSCHLICHES POTENTIAL

27 P

SEUDOSPIRITUELLE

L

EHREN

WIE DAS WAHRHAFTIG SPIRITUELLE NEUTRALISIERT WIRD

LEHREN DES ERWACHENS

28 L

EERE

& F

ÜLLE

MANIFESTATIONEN DES ABSOLUTEN ERSCHEINEN AUF DER RELATIVEN EBENE

29 H

INGEBUNGSVOLLE

L

EHREN

DER WEG DES HERZENS

30 A

BSOLUTISTISCHE

L

EHREN

WENN MAN SICH MEHR AUF LEERE ALS AUF FÜLLE FOKUSSIERT

31 S

PIRITUELLE

P

ERSÖNLICHKEITEN

WIE SICH PERSÖNLICHKEITEN UM EINE ERWACHENSERFAHRUNG HERUM WIEDER NEU AUFBAUEN KÖNNEN

32 K

ULTE

WENN SPIRITUELLE PERSÖNLICHKEITEN EINE SIPPE GRÜNDEN

LEHREN DES WANDELS

33 T

EILEN

DIE MOTIVATION HINTER DEN LEHREN DES WANDELS

34 W

ER WILL DEN

P

LANETEN RETTEN?

WAS IST MITGEFÜHL?

35 D

AS

L

EBEN IST DER

L

EHRER

DU KANNST AUS JEDER ERFAHRUNG LERNEN

36 U

NENDLICHE

R

EISE

VOR UND NACH DEM SUCHEN

37 D

AS IST ES

DIE HÖCHSTE LEHRE

G

LOSSAR

EINLEITUNG

In jüngeren Jahren habe ich eine Anzahl von »Öffnungen« erfahren, wie ich sie nenne. Diese führten mich von der Perspektive eines Teenager-Jungen weg, hin zu einem Ort der Stille, des Friedens und des gesteigerten Gewahrseins, und sie initiierten in mir eine Suche danach, was diese Öffnungen zu bedeuten hatten: Was bedeutete diese Perspektive für die Persönlichkeit, die dieses Leben zu leben schien, wenn die Öffnungen nicht passierten?

Das Geheimnis der Öffnungen zu entschlüsseln schien das wichtigste Unterfangen zu sein, das ich in diesem Leben angehen konnte; viel wichtiger als alles, das ich in der Schule oder auf der Universität lernen konnte. Dieses Hinterfragen hat mich so manches Mal von den anderen rund um mich abgegrenzt. Sokrates sagt: »Das ungeprüfte Leben ist nicht lebenswert.« Ich glaube, dass einige Leute damit nicht einverstanden wären, da sie das Stellen tiefsinniger Fragen über wer wir zu sein glauben und wie wir leben als zu konfrontativ empfinden. Die Tatsache, dass Du dieses Buch liest, zeugt vielleicht davon, dass Du nicht zu diesen Leuten gehörst. Vielleicht hast Du eine Öffnung erfahren, oder vielleicht hast Du einfach so eine Ahnung, dass es im Leben noch um mehr geht; um etwas, das die Gesellschaft, in der Du lebst, nicht anerkennt.

In diesem Buch und in seinem Vorgänger Die Geschichte von »Dir« teile ich die Antworten, die ich auf die Fragen fand, die die Öffnungen aufwarfen. Die Geschichte von »Dir« bespricht den natürlichen Zustand des Seins, wie wir ihn verlieren und wie wir beginnen, den Traum der Persönlichkeit zu leben. Die Unendliche Reise behandelt, was es bedeutet, aus dem Traum der Persönlichkeit aufzuwachen, wie sich das vom Bild der Erleuchtung unterscheidet, das man uns überliefert hat, und wie das Leben jenseits der Persönlichkeit zur manchmal verwirrenden Welt des spirituellen Suchens und Lehrens in Beziehung steht.

Jez

EINE NACHRICHT VON MATTHEW

Als Jez und ich mit unseren Gesprächen die Grundlage für Die Geschichte von »Dir« legten, waren wir uns im Klaren darüber, dass meine Rolle aus zwei Teilen bestehen würde. Erstens war ich dafür da, der Interviewer zu sein, der Jez über das befragte, was er »Leben jenseits der Persönlichkeit« nennt. Er sagt:

Die Persönlichkeit ist der Schlüssel, um das gesamte Mysterium der Nicht-Dualität zu begreifen. Sobald man durch die Persönlichkeit sieht, wird alles ganz klar. Aber wie können wir durch die Persönlichkeit sehen? Zuerst müssen wir verstehen, was Persönlichkeit ist.

Hier kam ich ins Spiel: Meine Interviews waren motiviert durch meinen eigenen Wunsch, begreifen zu wollen, was Jez unter Persönlichkeit versteht – und auch davon, ihm helfen zu wollen, dieses schwer fassbare Thema anderen zugänglich zu machen. Zu diesem Zwecke waren meine Fragen so konzipiert, eine umfassende Beschreibung seines Verständnisses über die Formation und Funktion von Persönlichkeit hervorzubringen. Jez meinte, es wäre ein gewaltiger Bonus gewesen, dass ich ohne tiefgründige Kenntnis der Non-Duality zu diesem Projekt stieß. Dies erlaubte mir, sagte er, die Themen unserer Gespräche ohne die Last vorgefertigter Konzeptionen und von »zu viel Wissen« anzugehen. (Ich hoffe mal, dass das ein Kompliment war!)

Meine zweite Rolle in diesem Projekt war die des Verhörbeamten. Jez ermutigte mich, die schwierigen Kernfragen zu stellen, von denen er denkt, dass sie manchmal, wenn großspurige spirituelle Aussagen getätigt werden, schöngefärbt werden. Die Idee dabei war, dass ich neben den Antworten für mich auf meine fordernden Fragen, auch Antworten für die eventuellen Fragen der Leser erhalten würde. So wurde ich zu einem Vermittler zwischen Jez und Dir.

Während der Interviews war ich zeitweise verwirrt, erregt, es war unangenehm und ich wurde sogar richtig wütend über das, was Jez sagte, doch hatte ich stets das Gefühl, dass ich aus meiner gewohnten Weltsicht weggetragen wurde zu einer anderen Perspektive – einer Perspektive, die, wie ich feststellte, jenseits der Persönlichkeit liegt.

Seit Die Geschichte von »Dir« veröffentlicht wurde, haben mich einige Leser gefragt, wie mich all diese Interviews mit Jez beeinflusst haben und ob ich im Verlauf dieses Prozesses erwacht sei. Die kurze Antwort darauf lautet: »Noch nicht«, doch gab es einige nennenswerte Auswirkungen auf mein tägliches Leben.

Die bemerkenswerteste davon ist Stille. Es begann, als mir Jez dabei half, Einsicht in die Geschäftigkeit meines Verstandes zu gewinnen. Dieser Schimmer des bedingungslosen Bewusstseins wuchs zu einem tieferen Verständnis heran, dass ich dieser Verstand – den ich für mich selbst gehalten hatte – überhaupt nicht bin. Dies führte zu einer dauerhaften Distanz zu meinem Verstand und seinen Mustern und Gedankenkreisen.

Ich erfuhr auch viel mehr Freude in meinem Leben: Ich mache mir immer noch Sorgen über Dinge, aber wenn ich das tue, identifiziere ich mich weniger mit ihnen. In dem seltenen Fall, in dem ich wirklich bedrückt bin, bemerke ich die Tendenz, mich zusammenzuziehen und das Gefühl wegzudrücken. Es scheint, als würde das Bewusstsein für diese Tendenz dann tatsächlich diese Kontraktion verhindern.

Meine Beschäftigung mit dieser Erforschung hat mir also eine neue Perspektive auf das Leben geschenkt, und eine neue Sprache, mit der ich es beschreiben und verstehen kann. Ich bin mir meiner Persönlichkeit viel bewusster und ich wurde besser darin, zu erkennen, wenn andere aus ihr handeln.

Zu guter Letzt gibt es noch eine andere große Sache, die ich mit Dir teilen will: Obwohl ich nicht erwacht bin, hatte ich, nachdem wir Die Geschichte von »Dir« beendeten, eine Öffnung. Sie dauerte nicht allzu lange, aber sie hatte eine wichtige Auswirkung auf mein Leben: Sie ermöglichte mir, viel tiefer und weiter in diese Erforschung einzutauchen. Viel von dem, was wir in Die Geschichte von »Dir« besprochen hatten, eröffnete sich mir. Es ist nicht mehr nur ein konzeptionelles Verständnis. Ich weiß, dass es auf der Unendlichen Reise noch weiter gehen wird, aber nach alldem, was ich aus diesen ersten Interviews gelernt habe, fühle ich mich bereit dazu.

Matthew

ERINNERN

1 ÖFFNUNGEN

Blicke jenseits der Persönlichkeit

»WÜRDEN DIE PFORTEN DER WAHRNEHMUNG GEREINIGT,SO ERSCHIENE DEM MENSCHEN ALLES, WIE ES IST:UNENDLICH. DENN DER MENSCH HAT SICH SELBST EINGESPERRT,SODASS ER ALLE DINGE NUR DURCH DIE ENGEN RITZEN SEINER HÖHLE SIEHT.« ––WILLIAM BLAKE

Jez: Du hast mir, nachdem wir unsere letzte Gesprächsreihe beendet hatten, erzählt, dass du eine Öffnung erfahren hast. Was an dieser Erfahrung bringt dich dazu, sie als Öffnung zu beschreiben?

Matthew: Plötzlich eröffnete sich all das, worüber wir gesprochen hatten... Es wurde realer und weniger konzeptionell, weil ich einen Geschmack dafür bekam...

Jez: Versuch zu beschreiben, was passiert ist.

Matthew: Ich ging am Stadtpark entlang... Es war ein schöner Tag und ich setzte mich für einen Moment in den Schatten einer Eiche. Ich erinnere mich an die Vögel, die im Himmel aufstiegen, und an die Musik, die aus einem Eiswagen drang. Ich war mir auch des Grases unter meiner Hand bewusst... Schwierig, es in Worte zu fassen...

Jez: Mach weiter, sieh was noch kommt...

Matthew: Ich erfuhr, was man »eine andere Wahrnehmung des Lebens« nennen könnte... Ich fühlte mich, als ob der Teil von mir, der diese Wahrnehmung erfuhr, sich seit ich ein Baby war nicht übermäßig verändert hatte. Ich will damit nicht sagen, dass es das Bewusstsein eines Kindes war, das in den Himmel sah, aber es schien auch in keinerlei Beziehung zu dem fünfundvierzigjährigen Mann zu stehen, der ich bin. Es schien irgendwie ein Blickwinkel jenseits von Zeit gewesen zu sein. (Pause.) Ich erinnere mich daran, zu denken, wie wundervoll, perfekt und absurd die Welt ist. Ich saß einfach da, sah den Vögeln zu, dem Gras... den Leuten, wie sie Eis kauften. Ich fühlte mich von allem entbunden und... doch auch irgendwie verbunden.

Jez: Hast du noch was anderes gefühlt?

Matthew: Fast hätte ich schon »glücklich« gesagt, aber das trifft es nicht ganz. Ich fühlte mich einfach... sehr still. Alle meine Probleme verschwanden nicht, aber ich hatte eine andere Perspektive... Irgendwie war alles einfach gut, so wie es war.

Jez: Du meinst, deine Probleme mussten nicht erst verschwinden, damit alles gut war?

Matthew: Ja, das ist es: Alles war schon gut, so wie es war.

Jez: Eine Öffnung ist ein kurzer Blick jenseits der Persönlichkeit, ein Geschmack deines ursprünglichen Seinszustands. Sie erscheint innerhalb des Feldes der Persönlichkeit. Ich meine inmitten deines Lebens, in dem du dich als Persönlichkeit identifizierst, aber woher sie kommt, ihre Quelle, ist jenseits davon.

Betrachtet man das Leben vom Blickwinkel der Öffnung aus, wenn auch nur für einen Moment, wird der Bann der Persönlichkeit gebrochen und die Merkmale des Seins werden erfahren. Im normalen Bewusstsein identifizieren wir uns als Persönlichkeit, doch in einer Öffnung kommt die absolute Ebene, in der die relative Ebene entsteht, zum Vorschein. Öffnungen können ein Gefühl der Objektivität, der Offenherzigkeit, der Freude, Stille, erhöhter physischer Energie und sogar der Verzückung mit sich bringen. Aber auch Gedanken können in ihnen enthalten sein.

Matthew: Ich hatte keine bestimmten Gedanken. Mein Geist war ungewöhnlich still! Welche Art der Gedanken meinst du?

Jez: Es gibt verschiedene Arten von Gedanken: Praktische Gedanken – so wie, »Ich muss Brot kaufen« –, und alle möglichen Gedanken, die aus der Betriebsamkeit der Persönlichkeit entstehen. Das ist der innere Dialog, der ständig das, was wir tun, kommentiert und bewertet, wie etwa, »Wenn ich das mache, wird man mich mögen«, »Ich bin eine schlechte Person«, oder »Ich bin eine gute Person«, oder »Sollte ich diese Beförderung bekommen, werde ich glücklich sein« usw.

Die Art von Gedanken, von denen ich bei diesen Öffnungen spreche, gehören zu einer völlig verschiedenen, dritten Kategorie. Ich nenne sie »ursprüngliche Gedanken«. Sie sind nicht in der Weise ursprünglich, dass sie originell wären und niemand zuvor solche Gedanken gehabt hätte. Sie sind ursprünglich im Sinne von, dass du sie niemals zuvor hattest. Sie sind nicht erlernt, du hast diese Gedanken nicht von deinen Eltern, Lehrern oder der Gruppenpersönlichkeit übernommen... Sie erscheinen einfach in deinem Kopf, genau wie deine Talente einfach spontan aus deinem Charakter entstehen. Wie ein Freund von mir sagte:

Du weißt nicht, wie du es weißt,

Aber du weißt, dass du es weißt.

Ursprüngliche Gedanken drücken ein spontanes Verständnis darüber aus, wie das Leben jenseits des Blickwinkels der Persönlichkeit funktioniert. Schreiben wir das Wort »Verständnis« kursiv, damit man es etwa vom Verständnis eines mathematischen Problems oder einer politischen Situation differenzieren kann. Diese Verständnisse sind spontane Einsichten in unsere grundlegende Natur.

Matthew: Kannst du mir ein Beispiel geben?

Jez: Jedes dieser Gespräche baut auf einem Verständnis jenseits der Persönlichkeit auf. Nichts davon stammt aus einem Buch. Es sind spontane Wahrnehmungen, die in meinem Leben aufgetreten sind.

Matthew: Sie wurden also nicht verursacht?

Jez: Nein, man kann aber sagen, dass es eine Umgebung gibt, in der sie eher auftreten. Es muss auf einer Ebene eine Offenheit für dieses Mysterium geben, eine Bereitschaft über die vorherrschende Sicht der Gruppenpersönlichkeit hinauszugehen. Aus meiner Erfahrung scheint diese Offenheit diese ursprünglichen Gedanken anzuziehen.

Im Verlauf meines Lebens wurde ich, weil ich immer die Antwort auf die Frage »Wer bin ich jenseits der Persönlichkeit?« gesucht hatte, mit vielen ursprünglichen Gedanken gesegnet. Der früheste, an den ich mich erinnern kann, kam mir, als ich ungefähr zehn war.

Matthew: Welcher war das?

Jez: »Die Sonne scheint auf alle.« Das klingt vielleicht banal, aber für mich als Zehnjährigen bedeutete es wirklich etwas. Ich wusste es damals nicht, aber es war ein sehr ursprüngliches Verständnis des Einsseins.

Ich erinnere mich auch an ein Ausflugsboot in Amsterdam und plötzlich hatte ich dort ein Verständnis zur Natur von Überzeugungen: Ich erkannte, dass, wenn du glaubst, dass irgendetwas wahr ist, es in deiner Weltsicht wahr ist. Das half mir wirklich dabei, die Art und Weise zu verstehen, wie sich viele Persönlichkeiten um mich herum benahmen.

Ursprüngliche Gedanken sind wie Blumen des Verständnisses, die sich spontan in dir öffnen. Sie sind eine der möglichen Manifestationen einer Öffnung.

Matthew: Die Öffnung, die ich hatte, war definitiv spontan. Ich war nicht unbedingt in einer besonders friedlichen Stimmung an jenem Tag. Wenn ich zurückblicke, kann ich nichts erkennen, dass sie ausgelöst hätte. Ich tat einfach, was ich schon hunderte Male getan hatte: Ich ging zu den Geschäften einkaufen und wieder zurück.

Jez: Das ist wie bei den Öffnungen, die ich als Kind auf dem Fahrrad hatte; die Aktivität löste sie nicht aus, sie war einfach nur zufällig das, was ich während der Öffnung tat. Aber manche Öffnungen können durch Ereignisse oder Umstände ausgelöst werden.

Matthew: Welche Art von Umständen kann sie auslösen?

Jez: Viele verschiedene Dinge: Einmal passierte mir eine nachdem ich die sanfte, entspannende Stimmlage einer indischen Frau gehört hatte. Manchmal tauchten sie als Resonanz auf etwas auf, das ich gelesen hatte. Ich stöberte gern durch einen Buchladen im Covent Garden und gelegentlich traf mich ein Zitat von Rumi oder Laotse wie ein Schlag ins Herz. Irgendetwas in mir erkannte die Wahrheit, die in den Worten enthalten war, auch wenn ich sie nicht vollständig verstand; es gab in meinem Körper und Geist eine energetische Resonanz.

Zitate von Lehrern, Philosophen, Dichtern oder Künstlern sind oft destillierte ursprüngliche Gedanken. Da er ursprünglich ist, hat der Gedanke hinter dem Zitat eine gewisse Kraft – so überlebt er. Jeder, der ihn liest und der eine gewisse Offenheit hat, kann die Macht spüren und der Gedanke kann ein gewisses Verständnis in jenem Menschen entzünden.

Geschichten können auch Trigger sein – daher gibt es auch eine Tradition der Lehrgeschichten für spirituell Suchende. Als ich auf der Uni war, las ich zum ersten Mal über Buddha. Irgendwas an dieser Geschichte über den Prinzen, der eines Tages das Leiden der Menschen außerhalb der Palastmauern entdeckte, und der sich entschloss, einen Weg aus diesem heraus zu finden, fand bei mir Resonanz. Ich war so inspiriert und aufgeregt darüber, dass ich mich sogar daran erinnere, meinen christlichen Eltern geschrieben zu haben, um ihnen die Geschichte näher zu bringen.

Matthew: Waren sie interessiert?

Jez: Nicht wirklich, sie waren wohl eher besorgt, dass ich nach Thailand abhauen und ein Mönch werden würde! Aber es war keine religiöse Angelegenheit, etwas in mir erkannte einfach die Wahrheit der Geschichte. Es gibt ein großartiges Zitat des Dichters W.H. Auden (ein gutes Beispiel für einen ursprünglichen Gedanken), das die Macht von Büchern und vom Geschichtenerzählen wiedergibt:

Ein echtes Buch ist eins, das uns liest, und nicht eins, das wir lesen.

Ich denke, dass dieses Buch über den Buddha etwas über mich »gelesen« hatte; obwohl ich jung war, wusste ich, was der Buddha mit dem Leiden meinte. Das Unglücklichsein meiner Mutter und ihre gelegentlichen Depressionen waren in meinem Leben stark präsent, wie ein große Traurigkeit, die in meine Familie durchsickerte. Sie war nicht stets aktiv, aber sie war im Hintergrund lauernd da, wie eine bedrohliche Regenwolke. Ich war von ihr betroffen, denn ich konnte ihr nicht entfliehen.

Manchmal kann das Leiden selbst eine Öffnung auslösen: Es ist so, als würde die Intensität uns über unsere gewöhnliche Wahrnehmung hinweg befördern, hin zu einem Ort jenseits der Persönlichkeit. Ich erinnere mich an meine Eltern und einen schlimmen Streit, den sie hatten, als ich ein junger Bub war. Sie versuchten ihre Meinungsverschiedenheiten privat zu halten, damit mein Bruder, meine Schwester und ich sie nicht hörten, aber das klappte nicht. Wenn Brüllen und Schreien das Haus erfüllten, hörten und fühlten wir es sehr wohl. Wenn sich diese rohe Emotion entlud, war das sehr furchterregend für uns. Ich erinnere mich daran, in mein Zimmer zu laufen und meine Ohren mit einem Kissen zu bedecken, um den Lärm abzudämpfen. Doch es gab kein Entrinnen.

Normalerweise fühlte ich mich zu solchen Zeiten sehr verängstigt und verloren, aber dieses eine Mal kam dieses Gefühl, das du in deiner Öffnung beschrieben hast. Alles war gut, obwohl all das passierte. Logisch ergab es keinen Sinn: Ich wusste nicht, warum oder wie alles gut sein konnte, ich wusste lediglich, dass es sich in dem Moment so anfühlte.

Dank meiner sporadischen Öffnungen durch die Jahre wusste ich also, dass es etwas jenseits des Leidens gab. Es war kein konzeptionelles Verständnis; ich wusste es, weil ich es erlebt hatte, aber ich wusste nicht, warum oder wie es wahr sein konnte. Ich hatte noch kein umfassendes Verständnis über die Öffnungen und auf was sie zeigten und was sie bedeuteten.

Matthew: Du erinnerst mich an ein Gefühl, das ich manchmal als Junge hatte: Der Begriff, der mir in den Sinn kommt, ist Objektivität. Jetzt, wo ich daran denke, erinnert es mich an die Erfahrung im Stadtpark.

Jez: Erzähl mir davon...

Matthew: Es war, als ob ich am Rand der Bühne saß und alle anderen dabei beobachtete, wie sie eingehüllt in das, was sie waren und was sie taten, herumhetzten. Ich habe mich oft gefragt, ob das noch jemand anderes so empfand. Als Junge hatte ich immer das Gefühl, dass es noch etwas anderes in diesem Leben gab, etwas, wovon mir die Erwachsenen nichts erzählten, aber ich wusste nicht, was es war.

Jez: Es scheint, als ob das Reden über deine Erfahrung im Stadtpark einige tiefe Erinnerungen an frühere Öffnungen aus deinem Unterbewusstsein aufgewühlt hat.

Matthew: Ja, ich erinnere mich jetzt gerade daran... Es ist ein bisschen so, wie wenn etwas, das am Tag passiert, die Erinnerung aus deinem Traum aktiviert, den du in der vorangegangenen Nacht hattest. In Wahrheit... fühle ich mich ein wenig unwohl, wenn ich darüber spreche...

Jez: Warum ist das so?

Matthew: Die Erinnerung ist so zerbrechlich. Ich mache mir Sorgen, dass ich sie verliere, wenn ich sie ganz ergreife. Ich weiß nicht, warum ich das so empfinde.

Jez: Wir werden in dieser Gesellschaft dazu trainiert, diese Öffnungen zu vergraben. Hast du irgendwem von diesen Gefühlen, dass es da mehr im Leben gibt, erzählt?

Matthew: Ich erinnere mich, es meinen Eltern erzählt zu haben. Ich denke, ich wollte die Gefühle besser verstehen...

Jez: Dafür gibt es doch Eltern, nicht wahr? Damit sie dir helfen, die Welt aus ihrer größeren Erfahrung heraus besser zu verstehen. Was haben sie gesagt?

Matthew: Gewöhnlich waren sie recht hilfreich, wenn es um meine Fragen zum Leben ging, aber als ich ihnen von diesen Gefühlen berichtete, sagten sie so etwas wie: »Wir haben alle manchmal solche Gedanken. Sprich nicht zu viel darüber, die Leute würden das seltsam finden.« So als würden sie es abschmettern und mich davon wegleiten wollen.

Jez: Wir haben darüber gesprochen, wie sehr die Gruppenpersönlichkeit das nicht will1 – daher interessierten deine Eltern sich nicht für deine Öffnung. Das ist die Persönlichkeit, die kein Bewusstsein darüber haben will, dass es noch etwas anderes als sie selbst gibt. Die Persönlichkeit will rumspazieren, ihr Ding drehen und ihren Blickwinkel intakt halten. Die Persönlichkeiten deiner Eltern bevorzugten, sich eines aus ihrer Sicht bedrohlichen Berichts einer Erfahrung jenseits der Persönlichkeit nicht gewahr zu werden. Das ist ein klassisches Beispiel für Persönlichkeitsbewusstsein, d.h. die Persönlichkeit wählt aus, wovon sie sich gewahr wird.

Du sagtest, du hattest das Gefühl, dass es noch mehr im Leben gab, etwas, wovon dir die Erwachsenen nichts erzählten. Ich meine, sie erzählten dir es deswegen nicht, weil sie es nicht wussten. Oder um es noch präziser auszudrücken, hatten sie vergessen, was sie früher einmal wussten. Sobald wir den Blickwinkel des natürlichen Zustands einmal verlieren, können sich Neugier und Staunen in Misstrauen und Angst verwandeln. Dann begegnet man wunderbaren Geschichten über Öffnungen herablassend oder sie werden ignoriert.

Matthew: Ich hab’ schnell gelernt, solche Gefühle nicht mehr hervorzukramen.

Jez: Was ist mit deinen Freunden? Hast du es denen erzählt?

Matthew: Hab’ ich. Sie waren herablassend und haben mich ausgelacht. Sie schienen es so aufzunehmen, als hielte ich mich für etwas Besseres. Sie hatten niemals solche Gefühle gehabt. Also behielt ich sie lieber für mich.

Jez: Weil du die Akzeptanz der Gruppenpersönlichkeit brauchst, gibt es ein unbewusstes Verlangen, reinzupassen, um wie sie zu sein und ihre Bestätigung zu gewinnen. Du siehst, wie die Gruppenpersönlichkeit, in diesem Fall Familie und Freunde, uns diese Sache abgewöhnt. Es ist eine verrückte Situation; in dieser Gesellschaft wird uns beigebracht, davon, was wir sind und wer wir sind abzuweichen.

Bei mir kriegst du das Gegenteil. Ich sage dir nicht, dass du die Öffnung ignorieren sollst. Ich ermuntere dich, dich an sie zu erinnern, sie aus deinem Unterbewusstsein hervorzuholen, sie ins Licht des Bewusstseins zu stellen und sie als Wegweiser in Richtung des Verständnisses zu benutzen. Das ist, was ich gemacht habe, indem ich über das, was mir gezeigt wurde, geschrieben habe.

Ich hab’ letztens eine Mappe voller derartiger Schilderungen gefunden. Hier habe ich ein Beispiel daraus. Ich hatte meine Eltern besucht und war ein bisschen hinter ihrem Haus spazieren gegangen, um etwas Abstand zu gewinnen. Auf der Erde sitzend, hatte ich plötzlich dieses Verständnis über das Nicht-Tun:

Pferde im Feld.

Ich bin die Erde und das Gras.

Ich stehe am Tor und bemerke... Ich weiß,

Dass alles »Hineingehen«, um es aufzuklären, »Es« nicht ist.

Alles Lesen, um es zu verstehen, ist »Es« nicht.

Alles Warten, um es vom Guru zu bekommen, ist »Es« nicht.

Alles Yoga, um die Krankheit zu heilen, ist »Es« nicht.

Alles Denken, um es rauszukriegen, ist »Es« nicht.

Alles Nicht-Denken, um es rauszukriegen, ist »Es« nicht.

Alles Schwelgen im Leiden, ist »Es« nicht.

All die Dramatisierung deiner Probleme, ist »Es« nicht.

Alle netten Gedanken und hübschen Aphorismen, sind »Es« nicht.

Alles Projizieren einer Ordnung auf den Weg, ist »Es« nicht.

Alle Selbsttröstung, ist »Es« nicht.

All deine Träume, Hoffnungen und Wünsche, sind »Es« nicht.

Einzig wahr ist »Es«.

Und es liegt jenseits all deines rastlosen Tuns.

Matthew: Was denkst du jetzt darüber, wenn du es liest?

Jez: Ich fühle die Intensität, die ich dabei hatte. Es ist eine ziemlich kompromisslose Sicht auf all die Ablenkungen, die die Persönlichkeit benutzen kann. Es ist alles wahr, doch nur weil ich es in diesem Moment so sah, bedeutet das nicht, dass ich diese Klarheit dauerhaft aufrecht erhalten hätte. Öffnungen sind keine befreiende Loslösung in Richtung des Wandels, aber sie sind wichtige Wegweiser, die auf ihn zeigen.

1Die Geschichte von »Dir« – Kapitel 7

2 BEWUSSTSEIN

Der Unterschied zwischen dem universellen und dem persönlichen Bewusstsein

»DAS BEWUSSTSEIN IN DIR UND DAS BEWUSSTSEIN IN MIR, SCHEINBAR ZWEI, SIND EIGENTLICH EINS, SIE SUCHENEINHEIT UND DAS IST DIE LIEBE.« ––NISARGADATTA MAHARAJ

Jez: Bevor wir weitermachen, müssen wir eine Definition des Wortes »Bewusstsein« festmachen. Es kam im letzten Gespräch vor und die Definition wird das, was ich unter Öffnungen verstehe, erhellen – damit meine ich, die Blicke jenseits der Persönlichkeit.

Das Wort hat zwei verschiedene Verwendungen: Die hauptsächliche Verwendung bezieht sich auf den Zustand des bewussten Seins, des Gewahrseins der eigenen Existenz, der eigenen Gedanken und Empfindungen. Die Tatsache, dass du das, was ich sage, hörst und verstehst, dass du den Tee in der Tasse schmeckst und den aufsteigenden Dampf siehst, bestätigt, dass du bewusst bist, dass du Bewusstsein hast.

Die philosophische Erforschung stellt die Frage: »Was ist real?« Wir glauben, Dinge zu wissen, aber dieses Wissen könnte nur ein Hirngespinst sein. »Gibt es irgendetwas, was wir sicher wissen können?« Wenn diese Frage gestellt wird, bietet das Bewusstsein die einzig befriedigende Antwort. Wenn da Denken ist – wenn da jemand die Frage »Was ist real?« stellen kann –, dann ist das eine, was wir sicher sagen können, dass da Bewusstsein ist, denn ohne es gäbe es keine Frage. Es gäbe kein Denkvermögen.

Matthew: Ich schätze, das ist es, was der französische Philosoph Descartes mit »Ich denke, also bin ich« meinte.

Jez: Ja, das nehme ich auch an. Dieses Bewusstsein, diese Denkfähigkeit, wird also von der Idee der Identität überlagert. Das fängt in der Kindheit mit dem beginnenden Gewahrsein an (durch die sinnlichen Merkmale des Bewusstseins), der Körper zu sein, von Objekten und anderen Menschen getrennt zu sein, die wir in der Welt sehen. Um es noch genauer auszudrücken, könnte man diese Art des Bewusstseins »persönliches Bewusstsein« nennen, da es sich mit der Idee der Trennung und der Identität verbindet.

Die erste Ebene dieser Identität basiert rein auf Fakten; sie ist die Basis für das, was wir »das Selbst« nennen.

Matthew: Du meinst: Ich heiße Matthew, ich bin männlich, in meinen Vierzigern, ich habe zwei Geschwister usw.

Jez: Ja, das ist die zugrundeliegende Schicht, aber die Identität basiert nicht einfach nur auf harten Fakten, die das Bewusstsein betrachtet. Wenn du älter wirst, nährt es sich auch aus der Psychologie: aus Gefühlen, Emotionen, Erinnerungen, Gedanken und Überzeugungen. Wir werden später noch mehr ins Detail darüber gehen, wie das passiert; aber was du jetzt wissen musst, ist nur, dass dieses Bewusstsein eine Form annimmt und diese Form ist die Persönlichkeit.

Dieses Bewusstsein wandelt sich stets von Wahrnehmung zu Wahrnehmung, von Empfindung zu Empfindung. In einem Augenblick nimmt es die Wärme der Teetasse in deiner Hand wahr, dann beschäftigt es sich mit dem Gedanken über was du zu Mittag essen wirst, dann konzentriert es sich auf einen Vogel draußen vor dem Fenster, und so weiter und so fort. Du bemerkst, dass dieses Bewusstsein relativ zu seinem Inhalt ist.

Matthew: Was bedeutet das?

Jez: Wenn du an das Bewusstsein als Licht denkst, dann erhellt es alles, auf das es fällt. Es handelt sich um eine Subjekt/Objekt-Beziehung: Das Bewusstsein fällt auf einen Vogel vor dem Fenster, oder auf den Gedanken, den du über ihn hattest. Das bedeutet, dass es inhärent dualistisch ist. Es kann nicht anders sein, weil diese Art des Bewusstseins Teil der relativen Ebene ist.

Matthew: Es ist Teil des Wachzustands.

Jez: Ja, genau. Das bedeutet, dass es abgeschaltet werden kann, wie ein Schalter, so wie es geschieht, wenn wir schlafen. Also in dieser Welt der Dualität hat das Bewusstsein zwei gegensätzliche Zustände: bewusst und unbewusst.

Matthew: Was ist mit dem anderen Gebrauch des Wortes »Bewusstsein«?

Jez: Das wird schwerer zu erklären, weil es sich auf die absolute Ebene bezieht. Die andere Verwendung des Wortes »Bewusstsein« hat eine eher spirituelle Applikation: Sie bezieht sich auf das Bewusstsein, das außerhalb des menschlichen Bereichs entsteht. (Schreiben wir es kursiv, um es zu unterscheiden.) Du könntest es die universelle Intelligenz nennen, die hinter allen Dingen steckt. In manchen östlichen Religionen heißt es das »Selbst« oder »Atman«.

Matthew: In den westlichen Religionen heißt es »Gott«. Jetzt betreten wir das religiöse Terrain und den Bereich des Glaubens. Wie kannst du sicher sein, dass das existiert?

Jez: Du musst nicht religiös sein, um Ordnung im Universum sehen zu können: wie die Planeten sich bewegen; wie das Herz perfekt für seine Aufgabe gestaltet ist, damit es Blut durch den Körper pumpen kann; wie das Leben sich entwickelt, um gewisse Funktionen zu erfüllen...

Matthew: Ist das nicht einfach nur das, was wir Natur nennen?

Jez: Du könntest es Natur nennen – dann brauchen wir wenigstens nicht diskutieren, ob sie existiert! Aber das wäre nicht wirklich akkurat. Obwohl das Bewusstsein die Natur beinhaltet, ist es mehr als das... Die Natur kann wissenschaftlich analysiert und aufgenommen werden, aber mit dem Bewusstsein kann man das nicht. Es ist die zugrundeliegende Matrix, die hinter der Maus, die im Labor untersucht wird, liegt, hinter dem Forscher, der sie untersucht, der Luft, die geatmet wird und den Ziegelsteinen, die den Raum ergeben. Wenn Bewusstsein die Leinwand ist, ist Natur ein Bild, das darauf erscheint, und die Menschen sind Teil dieses Bildes.

Matthew: Mein Gehirn tut langsam weh!

Jez: Wir befinden uns an der Grenze dessen, was Sprache ausdrücken und unsere Gehirne aufnehmen können... Lasse mich versuchen, es mit einem Beispiel klarer auszudrücken. Letzte Nacht hab’ ich eine Naturdoku über Polarhasen gesehen. Um sich vor Raubtieren zu schützen, verwandelt sich sein schwarzes Fell wundersamerweise jeden Winter in ein weißes, damit er sich im Schnee tarnen kann. Das ist ein gutes Beispiel für was ich meine: Bewusstsein ist dieses wunderbare System, das hinter seiner Funktionsweise seine unbestrittene Logik und Intelligenz aufweist; die Chinesen nennen es das Tao. Wenn wir darauf unser Bewusstsein (nicht kursiv) anwenden, können wir seine wunderbare Ordnung wahrnehmen. Unsere Resonanz ergibt sich in der Form von Gefühlen wie Staunen und Ehrfurcht. Wie wir besprochen haben, können wir es auch im menschlichen Empfinden wahrnehmen, in Form von Liebe.2

Matthew: »Bewusstsein« ist ein recht trockener, emotionsloser Begriff dafür.

Jez: Ja, und auf eine Art kann das ein Vorteil sein. Es ist zutreffender, denn im Gegensatz zu Bewusstsein, ist Bewusstsein befreit von menschlichen Attributen. Wie ich schon sagte, entsteht es außerhalb des menschlichen Bereichs, daher liegt es außerhalb der Reichweite menschlicher Eigenschaften wie dem Fühlen. Wenn also der Polarhase, trotz seiner Tarnung, von einem Wolf erbeutet, auseinandergerissen und gefressen wird... ist es dem Bewusstsein egal. Es fühlt sich nicht schlecht wegen des Hasen.

Matthew: Wirklich? Mir geht das schon etwas nahe...

Jez: Warum?

Matthew: Ich nehme an, weil ich die Vorstellung habe, dass das höhere Bewusstsein liebevoll und mitfühlend wäre...

Jez: Liebe und Mitgefühl sind menschliche Konstrukte. Sie existieren außerhalb des menschlichen Lebens, etwa im Tierreich, nicht.

Matthew: Was aber, wenn Tiere sterben? Ich habe Filme gesehen, wo Elefanten scheinbar den Verlust ihrer Jungen betrauern...

Jez: Ja, es gibt Verbundenheit, Fürsorge und wahrscheinlich ein gewisses Level an Gefühl, aber das ist eine evolutionäre Funktion; es als Liebe zu beschreiben, ist eine menschliche Interpretation. Ohne Menschen gibt es so etwas wie Liebe nicht.

Matthew: Das ist eine richtig schockierende Aussage für mich!

Jez: Warum?

Matthew: Ich fühle mich unwohl dabei, weil ich nicht will, dass es wahr ist... Es scheint seltsam, dass Menschen Mitgefühl und Liebe empfinden, aber das höhere Bewusstsein nicht.

Jez: Du vermenschlichst das Bewusstsein, du gibst im menschliche Merkmale. Als ich recht jung war, erinnere ich mich, die Nachrichten im Fernsehen über einen Erdrutsch in einer Kohleabbau-Gemeinde in Aberfan in Wales gesehen zu haben. Es gingen Tonnen von Gesteins- und Schieferaufschlämmung nach unten auf die örtliche Schule nieder, wodurch hunderte Kinder getötet wurden, die in ihren Schulklassen saßen. Da ist kein Mitgefühl, keine Liebe darin enthalten. Es ist einfach die Natur, die Schwerkraft, die Naturwissenschaft. Darf ich dir eine Frage stellen: Bevor die Menschen die Erde bevölkerten, gab es da irgendeine Liebe?

Matthew: Ich würd’ gern »ja« sagen...

Jez: Wie konnte es die geben, wenn da kein Gehirn und kein Herz waren, um sie zu fühlen? Es ist nur der religiöse Geist, der die Idee eines wohlwollenden Schöpfers projiziert, mit menschelnden Gefühlen und Absichten. Außerhalb dieses Glaubens, gibt es nur Bewusstsein, oder das Tao, das sein Ding macht. Tiere leben einfach nur ihre Natur aus –, um ihr Junges zu beschützen, um zu überleben, – und Teil dieses Überlebens ist, andere Tiere zu töten. Das ist auch Natur; das ist auch das Tao. Also, aus der Sicht jenseits des menschlichen Bewusstseins, ist, wenn der Wolf den Hasen erlegt, lediglich Energie im Fluss, in der sich die Form verändert. Sie befindet sich nicht länger in der Form des Hasens; sie transformiert sich in die Energie der Muskeln des Wolfs. Letztendlich wird der Hase zum Wolf. Man könnte sagen, dass sie auf der relativen Ebene zu dem »Einen« werden, das sie auf der absoluten Ebene ohnehin schon waren.

Matthew: Dadurch wird der Glaube an eine kosmische Kraft für das Gute (man könnte »Liebe« dazu sagen) herausgefordert, von dem ich nicht mal wusste, dass ich ihn habe. Ich fühle mich fast wütend auf dich, weil du ihn sozusagen bedrohst.

Jez: Das liegt daran, weil dir dieser Glaube auf irgendeine Art dienlich war; er hat deine Weltsicht aufrecht erhalten und dir vielleicht ein Gefühl der Sicherheit verliehen. Dann komme ich daher und drohe an, diesen Glauben abzutragen. Aber erinnere dich, ich verlange von dir nicht, mir zu glauben, was ich sage. Man könnte sagen, dass ich dir nur eine Geschichte erzähle. Es liegt an dir, herauszufinden, ob irgendeine Wahrheit darin liegt.

Matthew: Du streitest also die Existenz von Liebe nicht ab? Ich meine, obwohl Bewusstsein unpersönlich ist, schreibst du ihm menschliche Attribute zu: Du siehst es als Liebe.

Jez: Ja, und weil ich menschlich und innerhalb des menschlichen Bewusstseins bin, wo wir Gefühle der Liebe haben, kann das Bewusstsein auf diese Weise erscheinen, wenn es wahrgenommen wird. Aber der Punkt ist, dass Bewusstsein vor Menschen und menschlichen Gefühlen existiert. Es kann sich als Menschen und ihr Bewusstsein manifestieren, aber es existiert a priori zu dieser Manifestation. Erinnere dich, das Bewusstsein bezieht sich auf die Leinwand und nicht auf das Bild, das auf ihr erscheint. Es ist der Hintergrund, wohingegen die Manifestation der Vordergrund ist. Es ist das Eine, aus dem die Dualität entspringt.

Im Gegensatz zum »persönlichen« Bewusstsein, kann das Bewusstsein nicht abgeschaltet werden. Wachst du in der Früh auf, schaltet sich das persönliche Bewusstsein ein, aber das universelle Bewusstsein ist immer »an« – wäre es das nicht, gäbe es kein »Du« das aufwachen könnte. Es ist das Leben selbst. Dementsprechend entsteht das persönliche Bewusstsein (die Empfindsamkeit und die Erfahrung des Lebens) als Teil des universellen Bewusstseins. Es ist eine andere Art zu sagen, dass die relative Ebene als Manifestation auf der absoluten Ebene entsteht.

Matthew: Unsere Definition von Bewusstsein (»der Zustand des bewussten Seins, des Gewahrseins der eigenen Existenz«) legt nahe, dass Gewahrsein und Bewusstsein dasselbe sind. Bist du damit einverstanden?

Jez: Ja, Gewahrsein ist ein fester Bestandteil des persönlichen Bewusstseins.

Du schlürfst deinen Tee, du bist dir des Geschmackes gewahr, der Hitze auf deinen Fingern und des Gewichts der Tasse. So wie du etwas schmeckst, siehst, hörst oder darüber nachdenkst, wirst du dir normalerweise dessen gewahr. Ich sage »normalerweise«, weil das nicht immer so ist: Du kannst etwas tun und dir dessen nicht gewahr sein. Vielleicht bist du so in unser Gespräch vertieft, dass du, obwohl du die Fähigkeit hast, dir der Hitze und des Gewichts der Tasse bewusst zu sein, sie nicht bewusst erfährst. Du bist dir ihrer nicht gewahr. Du kannst auch Gedanken haben und dir ihrer nicht gewahr sein. Ich nenne also diese Art des Gewahrseins, das sich ein- und ausschalten lässt, »Persönlichkeitsbewusstsein«.3

Im Sinne dieser Erklärung gibt es normalerweise im Leben, das durch die Sinne erfahren wird, irgendeine Stufe des Gewahrseins, die im bewussten Zustand vorhanden ist. Daher wird das Wort »Gewahrsein« meist austauschbar mit dem Wort »Bewusstsein« gebraucht.

Matthew: Wie bezieht sich Gewahrsein auf das kursiv geschrieben Bewusstsein?

Jez: Wenn es ums Bewusstsein geht, wird das Gewahrsein zu einer völlig anderen Angelegenheit. Ich frage dich noch etwas: Können wir das Gewahrsein, das wir als menschliche Eigenschaft, die aus der Funktion unserer Sinnesorgane entsteht, betrachten, dem universellen Bewusstsein zuordnen?

Matthew: Man kann, wenn man an Gott glaubt.

Jez: Das stimmt, jene mit religiösen Tendenzen ordnen dem Bewusstsein, oder Gott, menschliche Eigenschaften zu. Sie haben den Glauben, dass ein »kosmisches« Wesen uns liebt, uns zusieht und sich um uns sorgt. Doch ohne diesen Glauben aufrechtzuerhalten, könnten wir dann sagen, dass Bewusstsein ein Gewahrsein hat?

Matthew: Nein, denn laut dir, entsteht das kursiv geschriebene Bewusstsein jenseits des menschlichen Bereichs.

Jez: Richtig. Bewusstsein, die universelle Intelligenz, entsteht jenseits des menschlichen Bereichs. Dennoch drückt es sich in Form des menschlichen Bewusstseins aus. Die Leinwand existiert vor dem Gemälde, aber sie beinhaltet das Gemälde.

Matthew: Du sagst also, dass das Gewahrsein, das die Menschen als Teil des Persönlichkeitsbewusstseins haben, auch Teil des Bewusstseins ist?

Jez: Ja, das ist richtig, insofern als dass alles ein Ausdruck und ein Teil des Lebens ist. Es ist alles Teil des Bewusstseins. Aber – und auf diesen Punkt habe ich hingearbeitet – es gibt ein Gewahrsein, das im menschlichen Leben erscheint, das nicht persönlich ist. Was ich damit meine, ist ein Gewahrsein, das nicht durch die menschliche Persönlichkeit verläuft und daher nicht von ihr begrenzt wird.

Matthew: Inwiefern begrenzt?

Jez: Vorhin sagte ich, dass das Gewahrsein, das Teil des persönlichen Bewusstseins ist, nicht konstant ist. Es kann ein- und ausgeschaltet werden. Genau das macht es persönlich. Die Persönlichkeit hat ein Wörtchen mitzureden, auf was es fällt. Sie kann auswählen, wessen sie sich bewusst wird.

Das Gewahrsein, von dem ich spreche, ist anders. Es ist nicht persönlich. Es enthält keine Persönlichkeit, die auswählt, auf was es fällt oder nicht und ob es ein- oder ausgeschaltet wird. Das ist das bedingungslose Bewusstsein. Persönlichkeitsbewusstsein kommt und geht; das bedingungslose Bewusstsein ist immer latent in uns vorhanden. Es besteht im unmittelbaren Kern dessen, was wir sind, aber das bedeutet nicht, dass es immer erfahren wird. Die meisten Erwachsenen erfahren nur das Persönlichkeitsbewusstsein – außer sie geraten in extreme Situationen wie Nahtoderfahrungen, Traumata oder Gefahrenmomente.

Matthew: Ist dies das Bewusstsein, das in einer Öffnung erfahren wird?

Jez: Ja. Eine Öffnung ist ein kurzer Blick in die absolute Ebene, eine Erfahrung des bedingungslosen Bewusstseins. Du hast es in deinem Bericht der Öffnung perfekt beschrieben. Die gesamte spirituelle Erforschung dient der Rückkehr zum Leben und Wissen des »universellen Bewusstseins«, das jenseits des Persönlichen sieht, jenseits der Persönlichkeit.

Matthew: Währenddessen es trotzdem noch das persönliche Gewahrsein gibt?

Jez: Ja, es gibt das Gewahrsein davon, eine scheinbare Person zu sein. Es kann nicht anders sein. Gäbe es kein persönliches Gewahrsein, wärst du tot.

2Die Geschichte von »Dir« – Kapitel 1

3Die Geschichte von »Dir« – Kapitel 21

3 BEDINGUNGSLOSESBEWUSSTSEIN

Gewahrsein, das jenseits der Persönlichkeit entsteht

»OHNE SELBSTERKENNTNIS, OHNE DIE ARBEITSWEISE UND FUNKTIONEN SEINER MASCHINE ZU VERSTEHEN,KANN DER MENSCH NICHT FREI SEIN, ER KANN SICH NICHT SELBST REGIEREN, UND ER WIRD IMMER EIN SKLAVE BLEIBEN.« ––G.I. GURDJIEFF

Jez: Es gibt zwei Arten des Bewusstseins, die sich durch die Quelle, aus der sie entstehen, unterscheiden. Persönlichkeitsbewusstsein nennt man so, weil es aus der Persönlichkeit kommt und es sich durch die Tatsache charakterisiert, auszuwählen, wovon es sich gewahr wird. Das hindert die Menschen daran, ihre eigenen psychologischen Muster und ihre limitierenden Überzeugungen zu erkennen. Dieser Mangel an Bewusstsein über die Funktionsweise der Persönlichkeit ist das Schlüsselinstrument der Persönlichkeit, um dich mit ihr identifiziert zu halten. Die Persönlichkeit lässt dich nur sehen, was sie dich sehen lassen will.

Bei deiner Öffnung im Stadtpark hast du die andere Art des Bewusstseins erlebt: bedingungsloses Bewusstsein. Es ist nicht das erste Mal, zu dem du es gehabt hast, weil wir alle mit ihm als Kinder in unserem ursprünglichen Zustand des Seins loslegen, aber die meisten haben als Erwachsene nur eine beschränkte Erfahrung davon. Im Park erlebte das bedingungslose Bewusstsein das Leben rund um dich: die Vögel, die im Himmel aufstiegen, die Musik vom Eiswagen.

Matthew: Das hätte doch jeder, der da war, erleben können?

Jez: Das hätten sie, aber haben sie das auch? Die meisten sind vollkommen verloren in den Besorgnissen ihrer Persönlichkeiten – in Ablenkung, Sorgen, Zielen und zwanghaftem Denken –, es bleibt wenig Gewahrsein übrig, das auf das Leben rund um sie herum fallen könnte. Du hast das in einem früheren Gespräch schön beschrieben, als du in einen Laternenpfahl liefst, während du auf dein Telefon starrtest.4

Matthew: Das erinnert mich an das John Lennon Zitat: »Leben ist das, was dir passiert, während du eifrig mit Pläne schmieden beschäftigt bist.«

Jez: Ja, in der Öffnung ließest du kurzfristig die »anderen Pläne« fallen und wurdest dir des Lebens um dich herum bewusst. Dein Bewusstsein nahm die Vögel wahr, die Leute, die Eis kauften, und das Gefühl des Grases unter deiner Hand. Aber natürlich ging es noch viel weiter. Das bedingungslose Bewusstsein umspannt beide Richtungen: nach außen, in die Welt, und nach innen, in Richtung deiner inneren Landschaft, den Gefühlen und was auch immer in dir passiert.

Matthew: Persönlichkeitsbewusstsein macht das doch auch?

Jez: Ja, beide sehen nach innen und nach außen, aber es gibt einen wichtigen Unterschied. Das Persönlichkeitsbewusstsein sieht – in welche Richtung auch immer es sieht – nur das, was es sehen will. Das bedingungslose Bewusstsein diskriminiert überhaupt nicht, was es sieht; es ist völlig unparteiisch. Dies bedeutet, dass es auch auf die Persönlichkeit selbst fallen kann und auf deren gesamte Betriebsamkeit.

Matthew: Als ich dir von meiner Öffnung erzählt hatte, bezeichnete ich sie als »Objektivität«. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, gab es da nichts in mir, das irgendetwas verändern wollte.

Jez: Das ist eine gute Erklärung des bedingungslosen Bewusstseins. Wenn du an ein Baby vor der Wunde denkst, wird es alles ohne Beurteilungen sehen und erfahren. Es gibt keinen Filter und keine Ablehnung von irgendetwas, das in der Welt entsteht. Was auch immer in die Welt des Babys gelangt – ein neues Spielzeug, der Klang der Polizeisirene, Verzweiflung wegen einer nassen Windel –, wird vollends erfahren.

Die Quelle des bedingungslosen Bewusstseins ist nicht die Persönlichkeit. Bei Babys ist das offensichtlich, weil sie noch keine entwickelt haben, aber wie funktioniert das bei einem Erwachsenen? Was ich sagen will, ist, dass das bedingungslose Bewusstsein nicht zur Geschichte der Persönlichkeit gehört, nicht zu ihren Mustern, zu ihrem Verstand. Es agiert außerhalb der Zuständigkeit der Persönlichkeit, außerhalb ihrer Kontrolle. Dies bedeutet, dass es keine Vergangenheit hat, keine Agenda, keine Absicht irgendetwas zu verändern. Es ist von all dem vollständig befreit.

Matthew: Bedeutet das, dass es der absoluten Ebene entstammt?

Jez: Ja, das bedingungslose Bewusstsein ist die absolute Ebene, die in die relative Ebene eindringt; das Unpersönliche, das im Persönlichen erscheint. Bedingungsloses Bewusstsein ist Bewusstsein, das auf die Manifestation des Lebens um und in einem menschlichen Wesen fällt. Was gesehen wird, wird dann in Wahrnehmung und dann in Gedanken im Geist übersetzt.

Um es anders auszudrücken, wenn sich das bedingungslose Bewusstsein erhebt, nimmt etwas anderes, als das, was du zu sein glaubst – d.h. die Persönlichkeit –, das Ruder und sieht die Dinge aus einer anderen, völlig unparteiischen Perspektive.

Matthew: Manche würden sagen, dass das gespenstisch klingt, als wäre man besessen.

Jez: Das ist eine Projektion des Verstandes. Besessenheit würde bedeuten, von einer fremden Entität übernommen zu werden, wohingegen dies schlicht eine Rückkehr zur reinen Erfahrung des Menschseins ist. Es ist nicht fremd, es ist der Kontakt mit der Quelle dessen, was du bist – deswegen fühlst du dich auch wie zuhause angekommen, wenn du es erlebst. Das hattest du als Baby; es ist Teil des ursprünglichen Zustands des Seins.

Wenn ich es bedingungsloses Bewusstsein nenne, klingt das ein wenig grandios: Sobald du durch die Persönlichkeit siehst, teilt sich das Bewusstsein nicht mehr in zwei Teile. Da ist einfach nur Bewusstsein und es ist bedingungslos, weil da keine Identifikation mehr mit einer Persönlichkeit ist, die irgendetwas auswählen würde. Sobald du durch die Persönlichkeit gesehen hast, ist es überflüssig, das Präfix »bedingungslos« dazu zu stoppeln. Es ist, als würde man das Meer als das »nasse Meer« bezeichnen.

Matthew: Aber du musst diesen Begriff benutzen, weil nicht jeder das weiß?

Jez: Ja, ich versuche das bedingungslose Bewusstsein Leuten näherzubringen, deren Bewusstsein hauptsächlich nicht bedingungslos ist, sondern auf der Persönlichkeit basiert.

Matthew: Ich habe schon von einigen spirituellen Lehrern gehört, dass das Bewusstsein dir nicht helfen kann, aus deiner Persönlichkeit zu entkommen, weil es nur ein weiterer Teil deiner Persönlichkeitsgeschichte ist, nur ein Teil des Traumes.

Jez: Was sie damit meinen, ist das Persönlichkeitsbewusstsein, was dir gewiss nicht dabei helfen kann, denn das, worauf es fällt, wie ich schon gesagt habe, von der Persönlichkeit selbst beherrscht wird. Daher wird sich das Persönlichkeitsbewusstsein von gar nichts bewusst, was es herausfordern könnte.

Das bedingungslose Bewusstsein, wie die Öffnung, die es auslösen kann, entsteht inmitten der Persönlichkeit, aber seine Quelle liegt außerhalb von ihr. Es kann nach außen sehen und Klarheit schaffen, aber wenn es nach innen gerichtet wird, in das dunkle unbewusste Leben der Persönlichkeit, wird die Kraft des bedingungslosen Bewusstseins enorm.

Matthew: Was meinst du mit dieser enormen Kraft?

Jez: Okay, sehen wir uns den Kontext an. Unbewusste Muster und Überzeugungen haben eine phänomenale Kraft: Sie erzeugen den Traum der Persönlichkeit und sie sind fast nicht zu durchbrechen. Persönlichkeitsentwicklungskurse schaffen es nicht, genau aus den Gründen, die ich im ersten Buch erläutert habe.5 Positives Denken, Willenskraft – all dies ist machtlos im Angesicht dieser Muster.

In der Geschichte von »Dir« habe ich einen Charakter namens Lucy erfunden, um die Formation und Entwicklung von Persönlichkeiten zu veranschaulichen. Lucy hat Anorexie; egal, wie viel Liebe und Fürsorge sie von ihren Eltern, Freunden oder Therapeuten bekommt, es ist extrem schwierig, den Bann dieses Glaubens, dass sie dick ist, zu durchbrechen. Warum? Weil er so tief in das Glaubenssystem der Persönlichkeit eingebettet ist.

Das bedingungslose Bewusstsein ist das Einzige, das die Umklammerung, die diese Überzeugung auf die Person ausübt, lösen könnte, denn es kommt von außerhalb des Wirkungsbereichs, in der die Überzeugung erzeugt wird, d.h. von jenseits der Persönlichkeit. Nur das bedingungslose Bewusstsein könnte Lucy die Tatsache eröffnen, dass sie in Wirklichkeit nicht dick ist. Deswegen sage ich, dass es eine enorme Kraft hat, denn es kann den Würgegriff der Überzeugungen, die in die Persönlichkeit eingebettet sind, durchdringen.

Das Persönlichkeitsbewusstsein ist, als würde man Scheuklappen tragen: Deine Sicht ist maßgeblich eingeschränkt. Eine Erfahrung bedingungslosen Bewusstseins ist als würde man die Scheuklappen abnehmen. Deine Sicht wird weit und voll. Alles kann man sehen, auch all die Aspekte des Traumes der Persönlichkeit.

Matthew: Ich erfuhr das bedingungslose Bewusstsein im Stadtpark, aber es hat mir nicht viel geholfen. Als ich wieder daheim war, war die Objektivität verschwunden.

Jez: Deine Erfahrung hat gezeigt, dass es möglich ist, das bedingungslose Bewusstsein inmitten des Traums zu erfahren. Es kann einfach in Form eines Moments der Klarheit kommen, oder in Form von längeren Perioden wie während einer Öffnung. In diesen Erfahrungen kann die Persönlichkeit klar erkannt werden und dann kann diese klare Sicht, wie du feststelltest, wieder verschwinden.

Matthew: Warum ist das so? Warum bleibt es nicht dauerhaft?

Jez: Die Antwort darauf ist Karma, oder, um einen westlicheren Ausdruck zu bemühen, »Ursache und Wirkung«. Als wir über Gefühle sprachen,6 beschrieb ich sie als Energiesysteme, die gespürt werden wollen. Wenn sie nicht gespürt werden, verschwinden sie nicht, sondern sie werden einfach stärker und allmählich zu Emotionen. Je mehr sie verdrängt werden und je länger sie ignoriert werden, desto stärker und eingebetteter werden sie.

Matthew: Das bringt uns wieder zum Einstein-Zitat: »Energie kann weder erzeugt noch vernichtet werden.«

Jez: Genau, und dieses Gesetz betrifft auch die Persönlichkeit: Sie hat ein Momentum und sie will sich weiter ausweiten.

Matthew: Du siehst die Persönlichkeit also als... Energie?

Jez: Absolut, eine enorme, sich in ständiger Bewegung befindliche Energie-Konfiguration. Diese Energie verdrängt Gefühle, drückt Emotionen aus, jagt das Glück und nach Wünschen, Abhängigkeiten und Ablenkungen. Sie hält sich an Überzeugungen und verteidigt diese, stets damit beschäftigt, sich selbst zu beschützen. Eine Persönlichkeit ist eine ganze Welt für sich und um all diese Bestandteile aufrechtzuerhalten, braucht es eine Menge Energie.

Matthew: Da scheint es aber einen Widerspruch zu geben: Wenn Einstein recht hat mit »Energie kann weder erzeugt noch vernichtet werden«, wie kann dann all die Energie der Persönlichkeit plötzlich in so einer Öffnung angehalten werden?

Jez: Sie wird in einer Öffnung nicht angehalten.

Matthew: Aber das hast du doch behauptet?

Jez: Nein. In einer Öffnung hört die Persönlichkeit nicht auf; du begibst dich lediglich hin zu einem anderen Blickwinkel, zum absoluten Blickwinkel. Stell dir vor, Lucy geht auf eine Party und sie nimmt eine bewusstseinsverändernde Droge. Wenn sie sie nimmt, erfährt sie eine andere Realität: Sie erblickt die absolute Ebene und sie kriegt eine Pause von ihrer Persönlichkeit. Für eine Weile hat sie keine Selbstwertprobleme, keine Anorexie und keine Geldsorgen. Sie ist verzückterweise frei davon; aber sobald der Trip endet, rate, was auf sie wartet?

Matthew: Wirklichkeit, Alltag.

Jez: Ja, der Körper muss ernährt werden, Einkaufen muss erledigt werden, die Miete muss bezahlt werden; all dieses praktische Zeugs, das auf der relativen Ebene ausgeführt werden muss. Doch außerdem muss Lucy zu dem Betriebssystem zurückkehren, das ihren Alltag lebt, das den ganzen Laden von Lucy schmeißt. Sie kehrt zurück zur Welt ihrer Persönlichkeit und all den darin enthaltenen Problemen und Mustern. Während des Trips schien all dies verschwunden zu sein, aber das war es nicht. Die Persönlichkeit wurde nicht aufgelöst; sie wurde nicht zerstört. Lucy war einfach nur kurz von ihr abgelenkt.

Matthew: Und dasselbe trifft auf eine Öffnung zu?

Jez: Ja, die Öffnung ist ein Raum, der sich innerhalb der Persönlichkeit auftut. Wenn sich dieser Raum wieder schließt, kehrst du zurück zum Blickwinkel der Persönlichkeit. Nichtsdestotrotz, manchmal wurde das Schutzsystem der Persönlichkeit so tief von der Öffnung infiltriert, dass eine Sehnsucht, dorthin zurückzukehren, was erblickt wurde, zurückbleibt.

4Die Geschichte von »Dir« – Kapitel 25

5Die Geschichte von »Dir« – Kapitel 34

6Die Geschichte von »Dir« – Kapitel 17

4 SEHNSUCHT

Die Sehnsucht nach der Rückkehr zum Sein

»ICH WILL DICH MEHR ALS SPEIS UND TRANK. MEIN KÖRPER, MEINE SINNE, MEIN GEIST DÜRSTEN NACH DEINEM GESCHMACK. ICH KANN DEINE PRÄSENZ IN MEINEM HERZEN SPÜREN, AUCH WENN DU DER GESAMTEN WELT GEHÖRST. MIT STILLER LEIDENSCHAFT WARTE ICH AUF EINE GESTE,EINEN KURZEN BLICK VON DIR.« ––RUMI

Jez: Wenn du an die Öffnung denkst, die du hattest, was fühlst du?

Matthew: Glück, Freude, Zufriedenheit... Aber es ist um eine Stufe verschoben, denn es sind die Erinnerungen an diese Gefühle, nicht die Gefühle selbst. Es ist also bittersüß, weil die Erinnerung schön ist, aber sie dadurch belastet ist, dass die Gefühle weg sind und ich nicht weiß, wie ich sie zurückbekommen kann. Kann man das bedingungslose Bewusstsein irgendwie erscheinen lassen? Wie bekommst du es?

Jez: Und so geht das Spiel weiter...

Matthew: Was meinst du?

Jez: Deine Persönlichkeit denkt, dass sie ein neues Spielzeug gefunden hat, mit dem sie spielen kann, eine neue Praktik, ein neues Ziel, das dich ablenken kann. Sie will dir sagen: »Sollte ich das bedingungslose Bewusstsein bekommen, werde ich glücklich sein.« Es ist völlig verständlich – das geschah auch nach meinen Teenagerzeit-Öffnungen: Ich wollte diese Klarheit der Öffnung dazu zwingen, zu bleiben. Doch ironischerweise ist diese Intention für die Persönlichkeit eine todsichere Methode, um die Kontrolle zu behalten und das bedingungslose Bewusstsein nicht zu erfahren.

Matthew: Das verwirrt mich. Es ist doch so offensichtlich wohltuend und natürlich will ich versuchen, es zu bekommen.

Jez: Der Punkt ist, »du« kannst es nicht bekommen. Warst es »Du«, der es im Stadtpark »bekam«? Nein, es wäre treffender zu sagen, dass es erschienen ist, als »Du« (d.h. die Persönlichkeit) kurz nicht im Fahrersitz war. Bedingungsloses Bewusstsein kann nicht von der Persönlichkeit besessen werden, weil es von jenseits von ihr kommt.

Wir befinden uns in der gleichen Zwickmühle wie in der Konversation zu den Praktiken, die versuchen, die Befreiung zu finden.7 Das liegt daran, weil das bedingungslose Bewusstsein ein zentrales Merkmal des Seins ist. Du kannst das bedingungslose Bewusstsein nicht »bekommen« oder erscheinen lassen. Es geschieht durch Gnade, wenn du im Kontakt mit dem Sein stehst.

Matthew: Was willst du in diesem Kontext mit »Gnade« sagen?

Jez: Ich will sagen, dass das Leben einen Weg hat, uns in der Form von Erfahrungen, die uns über unsere gewohnten Grenzen bringen, zu erreichen, wie bei deiner Öffnung. Die Persönlichkeit wird durch unseren Glauben an sie aufrechterhalten; transzendente Erfahrungen bringen uns für einen Moment lang über diesen Glauben hinweg, über die Persönlichkeit hinaus. Das sind die Gaben des Lebens. Wir müssen sie uns nicht verdienen. Es hat nichts mit »gut sein« zu tun, oder mit »spirituell sein«, oder mit Jahren der hingebungsvollen Übung.

Gnade ereilt uns in allen möglichen Arten und Situationen, nicht nur in den fröhlichen, glückseligen, wie einer Öffnung. Wie ich schon erwähnte, kann das bedingungslose Bewusstsein erscheinen, wenn das Leiden der Persönlichkeit eine Art Druck erzeugt, eine Verschärfung des Fokus, der dich weg von deinem gewohnten Betrieb bringt. Das bedeutet in der Praxis, dass du das Leiden nicht länger leugnen oder von ihm wegsehen kannst (wie es im Persönlichkeitsbewusstsein geschieht).

Matthew: Das erinnert mich an eine Dokumentation über suizidale Menschen, die von der Golden Gate Bridge in San Francisco gesprungen sind und überlebten. Anscheinend überleben das nur sehr wenige, aber die, die es schaffen, sagten vorwiegend, dass, sobald sie gesprungen waren, die Probleme, die sie in den Selbstmord getrieben hatten, irrelevant wurden.

Jez: Das ist ein ziemlich radikaler Weg, um einen Geschmack des Lebens jenseits der Persönlichkeit zu erhalten! Das Leiden